Materialien Leselust- Frauen a. - Evang. Frauen im Kirchenkreis ...
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Ihre Texte sind Beispiele dafür, wie Luthers Erkenntnisse von normalen Menschen ohne theologische<br />
Ausbildung aufgegriffen und angewendet wurden. Von Grumbach muss sich verteidigen, denn auch sie<br />
weiß, dass es einer Frau eigentlich nicht geziemt, öffentlich das Wort zu ergreifen. Aber die Mutter von<br />
vier Kindern verteidigt sich unter Berufung auf die Heilige Schrift und ihr Gewissen. Das hat sie von<br />
Luther gelernt. Das Sola-Scriptura-Prinzip und die Lehre vom allgemeinen Priestertum werden von ihr<br />
umgesetzt. In ihren Schriften reiht sie Bibelstelle an Bibelstelle, um die altgläubigen Theologen von<br />
Ingolstadt zu widerlegen. Eine ihrer Schriften gipfelt in dem Angebot, nach Ingolstadt zu kommen und<br />
vor der versammelten Fakultät den Disput auszutragen, eine für die gelehrte Männergesellschaft<br />
unerträgliche Vorstellung: von einer Frau belehrt zu werden. Argula von Grumbach stellte nur eine<br />
Bedingung: Die gelehrten Herren sollten ihr in deutscher Sprache Rede und Antwort stehen, denn des<br />
Lateinischen war sie nicht mächtig. Der öffentliche Disput kam jedoch nicht zustande, von Grumbach<br />
wurde von den Theologen nicht einmal einer Antwort gewürdigt. Nur ein Student verfasste ein Spottlied<br />
auf sie, in dem er das Weibergeschwätz zurück- und von Grumbach an das Spinnrad verwies.<br />
Ein Holzschnitzer hat die von Argula von Grumbach angestrebte öffentliche Auseinandersetzung in<br />
einem fiktiven Bild dargestellt, das als Titelblatt ihrer wichtigsten Flugschrift mehrfach gedruckt wurde.<br />
Es zeigt, wie von Grumbach aus der Heiligen Schrift argumentiert, die Theologen aufmerksam zuhören<br />
und die altgläubigen Theologie- oder Gesetzbücher auf dem Boden liegen. Die Szene erinnert<br />
auffallend an Bilder, die Luthers Rede vor dem Wormser Reichstag <strong>im</strong> Jahre 1521 darstellen. Vielleicht<br />
wollte der Bildschnitzer eben dies ausdrücken- Wie Luther in Worms allein vor Kaiser und<br />
Reichsständen stand und sich auf die Bibel und sein Gewissen berief, so ergreift nun eine christliche<br />
Frau vom Adel das Wort, um Luthers Werk zu unterstützen.<br />
Argula von Grumbach verfasste ihre Schriften unter ihrem Mädchennamen, von Stauff, sicherlich<br />
deshalb, um ihren Ehemann, der ein hoher Beamter <strong>im</strong> Dienst der katholischen bayerischen Herzöge<br />
war, in seiner beruflichen Stellung zu schonen. Doch es sollte anders kommen. Friedrich von Grumbach<br />
verlor wegen des Engagements seiner Frau seine Stelle und verstarb wenige Jahre später.<br />
Von Argula von Grumbach haben wir authentische Dokumente - die von ihr selbst verfassten Schriften -<br />
die einen Einblick geben in ihr Denken, auch in ihr theologisches Denken, in ihr Selbstverständnis als<br />
Christin und als Frau, auch in ihre Biographie und ihre geistliche Entwicklung. Allerdings ist sie für uns<br />
nur in einer recht kurzen Lebensspanne greifbar. Über ihr späteres Leben ist wenig bekannt. Sie soll<br />
1554 - nach anderen Quellen erst nach 1563 - verstorben sein.<br />
Sie geriet später nicht in Vergessenheit, sondern ihr Andenken wurde, wegen ihres Bekennermuts,<br />
gewahrt, zum Beispiel von den Pietisten. Dennoch ist ihr Auftreten später nicht zum Vorbild geworden<br />
für das Engagement von <strong>Frauen</strong> in Kirche und Gesellschaft.<br />
Mit Elisabeth von Brandenburg und Elisabeth von Braunschweig haben wir noch zwei Regentinnen in<br />
unserer Liste. Mutter und Tochter – sie waren Anhängerinnen der reformatorischen Lehren und<br />
während die Mutter noch scheiterte, führte Elisabeth von Braunschweig die Reformation in ihrem Riech<br />
durch und die protestantische Kirchen ein.<br />
Elisabeth von Brandenburg,<br />
1485 – 1555,<br />
verheiratet, 5 Kinder<br />
Elisabeth von Braunschweig,<br />
1510 – 1558,<br />
verheiratet, 4 Kinder<br />
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