cd - DAfStB
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Beitrag zu Abschnitt 9.1, 10 und 11<br />
140<br />
Zur Bemessung von Leichtbeton und Konstruktionsregeln<br />
1 Allgemeines, Anwendungsbereich<br />
G. König und T. Faust<br />
Der Anwendungsbereich der Norm umfasst auch gefügedichte Leichtbetone, die unter Verwendung von<br />
groben Leichtzuschlägen gemäß DIN 4226-2 mit einer Trockenrohdichte 800 kg/m³ ≤ ρ ≤ 2000 kg/m³ hergestellt<br />
werden (Leichtbeton mit Natursand). Zusätzlich darf auch der Natursand durch einen Leichtsand ausgetauscht<br />
werden (Leichtbeton mit Leichtsand). Die Norm gilt hingegen nicht für Betone mit groben Normalzuschlägen<br />
in Verbindung mit Leichtsand, da deren Tragverhalten nicht ausreichend abgesichert ist; Hintergrund<br />
ist die schwierige Herstellung und insbesondere die mangelhafte elastische Kompatibilität, die veränderte<br />
Eigenschaften im Vergleich zu gleichschweren Betonen mit groben Leichtzuschlägen nicht ausschließt.<br />
Auch Leichtbetone mit haufwerksporigem Gefüge sowie Porenbetone sind nicht Gegenstand der<br />
Norm.<br />
Leichtbetone nach dieser Norm werden über die Festigkeits- und Rohdichteklasse beschrieben. Darüber<br />
hinaus unterscheidet man in wenigen Fällen Leichtbetone mit Leichtsand (ALWAC = all-lightweight aggregate<br />
concrete) und mit Natursand (SLWAC = semi bzw. sand-lightweight aggregate concrete). Als hochfest<br />
wird ein Leichtbeton mit einer Festigkeitsklasse LC55/60 oder höher bezeichnet. Für die hochfesten Leichtbetone<br />
LC70/77 sowie LC80/88 ist eine auf den Verwendungszweck abgestimmte Zustimmung im Einzelfall<br />
erforderlich.<br />
Die bemessungsrelevanten Eigenschaften von Leichtbeton sind außer von der Druckfestigkeit auch von der<br />
Rohdichte abhängig. So nimmt mit steigender Druckfestigkeit und abnehmender Rohdichte die Sprödigkeit<br />
des Betons zu und damit das Umlagerungsvermögen ab. Als Abgrenzungskriterium zwischen normal- und<br />
hochfesten Leichtbetonen wäre daher das Verhältnis von Druckfestigkeit und zugehöriger Rohdichte geeignet.<br />
In DIN 1045-1 wurde allerdings als Parameter für die Klasseneinteilung der Leichtbetone vereinfachend<br />
wie beim Normalbeton die Druckfestigkeit gewählt.<br />
Eine Rohdichteklasse umfasst eine Spanne von 200 kg/m³ innerhalb der beiden Grenzwerte ρsup und ρinf.<br />
Alternativ kann die Rohdichte auch als Zielwert festgelegt werden. Als Rechenwert der Trockenrohdichte darf<br />
näherungsweise der Mittelwert einer Rohdichteklasse angesetzt werden. Der Rechenwert ist neben der<br />
Druckfestigkeit die maßgebende Größe zur Ermittlung der Zugfestigkeit und aller von ihr abhängigen Größen<br />
sowie dem E-Modul. Zur Lastermittlung wird allerdings der charakteristische Wert der Wichte verwendet, der<br />
zusätzlich zum oberen Grenzwert der Rohdichteklasse ρsup einen Feuchtegehalt von 50 kg/m³ sowie einen<br />
Zuschlag von 100 kg/m³ für Stahleinlagen bei bewehrten Leichtbetonbauteilen beinhaltet.<br />
2 Leichtbetoneigenschaften<br />
2.1 Festigkeitsklassen<br />
Die Festigkeitsklassen unterscheiden sich von denen für Normalbeton, da bei Leichtbeton der Einfluss der<br />
Probekörpergeometrie geringer ist. Das Verhältnis von Zylinder- zur Würfeldruckfestigkeit liegt im Gegensatz<br />
zu Normalbeton ungefähr zwischen 0,9 und 1,0. Zum Teil ergibt sich sogar eine höhere Druckfestigkeit bei<br />
der Zylinderprüfung. Dieser Sachverhalt ist mit der geringeren Querdehnung bei Erreichen der Maximallast<br />
zu erklären, wodurch die festigkeitssteigernde Wirkung der Querdehnungsbehinderung an den Lasteinleitungsplatten<br />
für gedrungene Probekörper an Bedeutung verliert [1].<br />
Für die Klasseneinteilung und die Ableitung der Bemessungskennwerte ist die Zylinderdruckfestigkeit maßgebend.<br />
2.2 Zugfestigkeit<br />
Die Zugfestigkeit von Leichtbeton wird abgesehen von etwaigen Eigenspannungszuständen von der Zugfestigkeit<br />
des Grobzuschlags und der Matrix sowie von dem E-Modul-Verhältnis dieser beiden Komponenten<br />
beeinflusst. Während die Zugfestigkeit der Einzelkomponenten über die Kornrohdichte und Matrixdruckfestigkeit<br />
bzw. die Trockenrohdichte und Leichtbetondruckfestigkeit beschrieben werden kann, ist der signifikante<br />
Einfluss der elastischen Kompatibilität kaum in ein praxisgerechtes Bemessungskonzept einzuarbeiten.<br />
Deshalb beschränkt sich die Norm auf die Abminderung der Zugfestigkeit eines Normalbetons gleicher<br />
Druckfestigkeit mit dem Faktor η1 = ηt = 0,4+0,6·ρ / 2200. Dieser Ansatz liefert im Mittel eine zufrieden<br />
stellende Übereinstimmung mit Messergebnissen, wie Bild 1 unterstreicht.