Chronik Abteilung Handball ESV Dresden
von 1945 bis 1989
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7. Schlussbemerkungen – Fazit<br />
Ohne Übertreibung kann festgestellt werden, dass die 1. Männermannschaft von Lok <strong>Dresden</strong><br />
den <strong>Handball</strong> in und um <strong>Dresden</strong> von ca. 1960 bis Ende 1970 wesentlich geprägt hat. Besonders<br />
in den Jahren 1962 bis 1968 gehörte die Mannschaft zu den 10 besten Teams in der DDR und<br />
spielte eine hervorragende Rolle.<br />
Auch internationale Spiele wurden der Dresdner <strong>Handball</strong>gemeinde geboten. Gegen die<br />
Stadtauswahlmannschaften von Wien und Moskau, Roter Stern Belgrad, Dukla Prag, Spartacus<br />
Budapest, Sparta Pilsen, Mannschaften aus Leningrad, aus Ungarn, aus der CSSR und aus Polen<br />
konnte die Mannschaft bestehen.<br />
Wenn man weiß, unter welchen Bedingungen und Vorraussetzungen die Lok Männer ihren<br />
geliebten Sport ausführten, ist dieser Stellenwert noch höher zu bewerten.<br />
Alle Spieler und Trainer gingen ihren Beruf oder ihr Studium im vollen Umfang nach. Trikots,<br />
Trainingsanzüge, Schuhe, ect. alles wurde von jedem Spieler selbstständig finanziert. Die<br />
finanziellen Auslagen bei Auswärtsspielen waren für viele Spieler nicht so einfach zu bestreiten.<br />
Lediglich die Hotelübernachtungen bezahlte der Verein. Während die Clubmannschaften mit<br />
Autobussen zu den Auswärtsspielen durch das Land fuhren, fuhren wir mit der Deutschen<br />
Reichsbahn II. Klasse. Ewig lange Fahrten z.B. Magdeburg, Rostock, Berlin, Eisenach waren die<br />
Folge,<br />
Lediglich für Fahrten in die Lausitz zu Großfeldspielen gab es hin und wieder einen Bus. Für<br />
viele aus heutiger Sicht unvorstellbar, dass bis Ende der 50er Jahre mit dem LKW, mit Bänken<br />
auf der Ladefläche, zu den Punktspielen im Bezirk gefahren wurde. Wir hatten lediglich das<br />
Privileg, dass wir für Auswärtsspiele oder bei Auslandfahrten eine bezahlte Freistellung von<br />
unserem jeweiligen Betrieb bekamen.<br />
In der materiellen Ausrüstung der Oberligamannschaften gab es eine 3 – Klassengesellschaft. Da<br />
gab es die Clubmannschaften mit Vollprofispielern, dann gab es BSG Mannschaften wie<br />
Eisenach, Aue, Dessau, Schwerin, Premnitz die von Großbetrieben gesponsert wurden<br />
(Teilbeschäftigung, Sportbekleidung, Reisespesen, ect.), d.h. Halbprofis und zur 3. Garnitur, die<br />
Edelamateure, die sich selbst organisierten, zu denen gehörten wir als BSG Lok <strong>Dresden</strong>.<br />
Am Ende der 70er Jahre wurde es dann ruhiger in der Dresdner <strong>Handball</strong>szene. Die meisten<br />
Vereine der 2. und auch 3. Garnitur hatten inzwischen professionelle Vereinsstrukturen<br />
geschaffen, was bei uns im Verein, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich war. Damit<br />
war das Schicksal der Mannschaft besiegelt. Erwähnenswert ist noch, dass wir im laufe der Jahre<br />
zwei sehr gute Sportärzte hatten, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit im Rahmen ihrer<br />
Möglichkeiten uns gut betreuten. Das war zunächst Dr. Wolfgang Schubert und später Dr. Klaus<br />
Lehnert. Allen beiden gebührt unsere Anerkennung und unser herzlichster Dank!<br />
Eine Sportclubbildung, wie es in den 60er Jahren im Damenhandball erfolgte, wäre eine Lösung<br />
gewesen. Aber <strong>Dresden</strong> hatte beim DHV keine Lobby, es war eine sogenannte „sportpolitische<br />
Entscheidung“ gegen den Dresdner <strong>Handball</strong>.<br />
Vielleicht war es auch gut so, denn die meisten unserer Spieler hatten andere Prioritäten. Für uns<br />
standen der Beruf, die Familie und die Kameradschaft im Vordergrund. Unser <strong>Handball</strong>sport war<br />
von Spaß an der Freude, an Geselligkeit und vom sportlichen Ehrgeiz und Siegeswillen geprägt.<br />
Obwohl wir im Verein einige gute Jugendmannschaften hatten, fehlte am Ende mittelfristig der<br />
Nachwuchs, der leistungsorientierten <strong>Handball</strong> spielen wollte. Mit Einführung der Spartakiaden<br />
und der Bildung von Nachwuchsstützpunkten gab es die politische Zielsetzung, die besten Spieler<br />
zu ermitteln und diese an die KJ Sportschulen nach Leipzig oder Berlin zu delegieren und damit<br />
die Sportclubs zu füttern. Damit verschwanden die besten Jugendlichen aus den kleinen<br />
Vereinen, das Ende der sportlichen Erfolge dieser Vereine wurde damit eingeläutet.<br />
Interessant und bemerkenswert waren die Mitgliedsbeiträge im Verein: Erwachsene – 1,30 M,<br />
Jugendliche, Studenten – 0,80 M und Kinder – 0,30 M pro Monat!<br />
Stolz können wir heute auf das Erreichte zurück blicken. Wir hatten tolle Jahre, haben den<br />
Dresdner Fans große Spiele geboten, haben die Dresdner <strong>Handball</strong>geschichte erfolgreich<br />
belebt und gestaltet, haben uns persönlich, mit unserem schönen Sport, unter den<br />
damaligen DDR – Bedingungen, ein Stück Freiheit genommen!