Schulkonflikte - demokratisches sachsen
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4. „Endlich Luft zum Atmen haben“ 4. „Endlich Luft zum Atmen haben“<br />
Lehrer entdecken vier Tage das Forum:Theater für sich<br />
(10/2006)<br />
In den Herbstferien 2006 kamen neun Lehrerinnen zu einer viertägigen<br />
Forum:Theater-Werkstatt im Saal des Theaterhauses Rudi zusammen.<br />
Der Kurs umfasste 32 Schulstunden (24 Zeitstunden), jeweils<br />
von 9 Uhr bis 15.30 Uhr. Die Teilnehmerinnen kamen aus Mittelschulen<br />
in Dresden und dem Dresdner Umland. Viele verfügten über Erfahrungen<br />
im praktischen Theaterspiel (Darstellendes Spiel; Schultheater).<br />
Der erste Tag<br />
1.1 Wir begannen mit einer Vorstellungsrunde, in der vor allem die<br />
Interessen und die Bedürfnisse der Beteiligten im Mittelpunkt standen.<br />
Zwei Wünsche wurden von den Teilnehmerinnen formuliert: Einige<br />
wünschten theaterpraktische Hinweise, z. B. „von der Idee zur<br />
Inszenierung“, die andere Gruppe war an Konfliktbearbeitungen auf<br />
spielerische Weise interessiert. Der Werkstattleiter zeigte sich bemüht,<br />
beide Interessen zu befriedigen, was aus meiner Sicht gelang,<br />
da sich immer wieder theaterpraktische Umsetzungsfragen ergaben,<br />
die von mir an Beispielen erläutert werden konnten.<br />
Daran schloss sich die Erwärmungsphase an. Ihre Bedeutung ist von<br />
großem Wert, da sie sowohl Ritual wie Öffnung in die ungewohnte<br />
Spiel-, Konflikt- und Ausdruckswelt des Forum:Theaters ist. Im Laufe<br />
der vier Tage versuchte ich, den Teilnehmerinnen viele Übungen und<br />
deren Sinn zu vermitteln.<br />
1.2 Die Erwärmungsphase stellt das „Eingangstor“ in die praktische<br />
Arbeit dar. Sie sollte für den Pädagogen jederzeit abrufbar sein. Bei<br />
Unruhe, Konzentrationsschwächen oder Ermüdungserscheinungen<br />
der Beteiligten können die Übungen eingesetzt werden. Dadurch entsteht<br />
ein sinnvoller Ausgleich zu den einseitigen Belastungen, denen<br />
Schüler im Schulalltag ausgesetzt sind und die sich im Wesentlichen<br />
auf Sitzen, Zuhören, Denken und sich am Unterricht verbal und kognitiv<br />
zu beteiligen beschränken. In den bewegungsorientierten Übungen<br />
erfahren die Schüler auf strukturierte Weise, dass Spiel, Bewegung<br />
und Ausdrucksvermögen auch im Unterricht und im scheinbar<br />
so spielfeindlichen Klassenraum möglich sind. Die Lehrerinnen ergänzten<br />
meine Vorschläge mit Übungen aus ihrem Erfahrungsschatz.<br />
Im Abschlussgespräch bestätigten alle Beteiligten, dass die Erwärmungsphasen<br />
am Beginn eines Werkstatttages wichtig und notwendig<br />
waren und sie eine Vielzahl von Beispielen mit nach Hause und<br />
in die praktische Schularbeit nehmen können (Ich verzichte hier auf<br />
die detaillierte Wiedergabe der Übungen und verweise auf Punkt 8<br />
„Methodischer Leitfaden mit praktischen Übungsbeispielen“ und auf<br />
Punkt 10 „Die Literaturliste“. Ein sehr praktisches Buch mit vielen<br />
Übungen ist: Augusto Boal, Theater der Unterdrückten, Übungen und<br />
Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, Suhrkamp 1989).<br />
1.3 Theaterpraktische Übungen am ersten Tag:<br />
• Zwei Partner finden sich, der eine (Bildhauer) baut eine Sta-<br />
tue, der andere stellt sich dazu als „Material“ (Statue) zur Ver-<br />
fügung.<br />
• Die Statuen werden durch einen Museumsdirektor zu einem<br />
Statuenpark aufgebaut. Die Bildhauer wandern hindurch und<br />
schauen sich die unterschiedlichen Statuen an. Im Mittelpunkt<br />
steht dabei die Wahrnehmung: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen<br />
den Statuen? Gibt es Verbindungen? Gibt es ein ständig wie-<br />
derkehrendes Thema bzw. eine sich wiederholende Ausdrucks-<br />
form?<br />
• Anhand der Haltung der Statue formuliert der Bildhauer jeweils<br />
einen zu ihr passenden Satz. Diesen müssen die Statuen auf<br />
ein Zeichen der Besucher hin wiederholen.<br />
• Die Statuen können einen „inneren“ Monolog halten, d. h. sie<br />
sprechen von ihren Gedanken, Gefühlen, etc.: Wer sind sie?<br />
Was tun sie gerade? Die Bildhauer stellen W-Fragen: Wer bist<br />
du? Was machst du? Warum machst du es? Wo bist du? Wozu<br />
machst du es?<br />
• Es finden sich verschiedene zueinander passende Statuen zu-<br />
sammen.<br />
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