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Schulkonflikte - demokratisches sachsen

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4. „Endlich Luft zum Atmen haben“ 4. „Endlich Luft zum Atmen haben“<br />

Schulalltag allgegenwärtig von diesen vier herausgearbeiteten Themen<br />

geprägt ist. Jeder Lehrer muss sich ständig damit auseinandersetzen.<br />

Das führt zu einer großen seelischen Belastung.<br />

Wie sehr ist uns bewusst, dass der Beruf des Lehrers es immer<br />

mit Desinteresse, Gewalt und Zerrissenheit als negative Erscheinungsformen<br />

zu tun hat? Wie sehr sind wir darauf vorbereitet und<br />

geschult, um mit dieser Problematik umzugehen?<br />

1.6 Zwei Spielszenen entstehen<br />

Erneut gingen wir in zwei Gruppen und erarbeiteten mit ihnen zwei<br />

Spielszenen zu den Bildern und bisherigen Vorschlägen:<br />

• Elterngespräch<br />

• Problematik im Lehrerzimmer: Ein Schüler vertritt nationalsozi-<br />

alistische Ansichten, die Klassenlehrerin weigert sich einzu-<br />

greifen: „Warum schlafende Hunde wecken?“<br />

Hier stellte ich die Methode des Forum:Theaters von Augusto Boal vor.<br />

Boal baut seine Szenen immer vor dem Hintergrund auf, dass es Täter<br />

und Opfer bzw. einen Protagonisten und einen Antagonisten gibt.<br />

Ich wies darauf hin, dass diese Einteilung für die westeuropäischen<br />

Demokratien nicht zutreffend sei. Boal hatte sein Konzept Anfang der<br />

60er Jahre unter den Bedingungen der brasilianischen Militärdiktatur<br />

entwickelt. In seinem neuesten Buch „Der Regenbogen der Wünsche“<br />

reagiert Boal auf diese anderen Lebensbedingungen in Westeuropa,<br />

indem er auch sogenannte „introspektive Methoden“ vorstellt. Er orientiert<br />

sich damit an unterschiedlichen psychologischen Ansätzen,<br />

die auf der Erkenntnis aufbauen, dass es selten eine Eindeutigkeit<br />

gibt. Der Täter hat häufig Opferanteile und das Opfer Täteranteile.<br />

Wir müssen lernen, sehr genau hinzuschauen, ob das Opfer wirklich<br />

das Opfer ist und der Täter tatsächlich der Täter. Das ist sehr schwierig,<br />

da wir häufig gar keine ausreichenden Hintergrundinformationen<br />

haben, gerade in der Schule, wo das familiäre, das soziale, das<br />

gruppendynamische Umfeld einer Klasse mit 25 bis 30 Schülern dem<br />

Lehrer nicht wirklich bekannt sein kann.<br />

Beispiel zur Täter-Opfer-Problematik<br />

Diese Schwierigkeiten konnten wir an dem Beispiel „Lehrerzimmer“<br />

beobachten. Die Szene zeigte Lehrerinnen im Lehrerzimmer. Am<br />

Ende weigert sich die Klassenlehrerin, etwas gegen den Schüler K.<br />

zu unternehmen, der nationalsozialistische Ansichten vertritt. Dabei<br />

wurde deutlich, dass die Lehrerin sich von vornherein dagegen entschieden<br />

hatte, sich öffentlich zur Haltung des Schülers zu äußern.<br />

Hintergrund war eine gestörte Kommunikation zwischen den Lehrerinnen.<br />

Zwei von ihnen unterhielten sich demonstrativ laut über das<br />

aggressive Verhalten des Schülers K., ohne die Klassenlehrerin zu beteiligen,<br />

obwohl sie sahen, dass diese anwesend war. Sie sprachen<br />

quasi „über ihren Kopf hinweg“. Anschließend war diese „gekränkt“<br />

und weigerte sich. Hier kann unmöglich festgestellt werden, wer Täter<br />

und wer Opfer ist, vielmehr wurde vor allem der Konflikt unter den<br />

Lehrerinnen deutlich.<br />

Der zweite Tag<br />

Am Anfang wiederholten wir die Übungen vom Vortag. Den Teilnehmerinnen<br />

wurde Zeit gelassen, sich Notizen zu machen.<br />

2.1 Erwärmungsphase: neue Übungen<br />

Im Zentrum standen zunächst Körpererfahrungen: den eigenen Körper<br />

wahrnehmen, den eigenen Körper erfahren, die Wichtigkeit der<br />

Atmung (Bauchatmung), der Einsatz der Stimme, einzelne Körperteile<br />

isolieren. Daran schlossen sich Übungen zum Thema Laufen an: verschiedene<br />

Gangarten erproben, Kontakt zu Teilnehmern aufnehmen,<br />

aufeinander zugehen, immer den ganzen Raum nutzen, ein Raumgefühl<br />

entwickeln, das sehr wichtig für das Medium Theater und Theaterarrangements<br />

ist, einzelne darstellerische Übungen, z. B. „Das<br />

Bild vervollständigen“ (complete the image): Zwei Teilnehmer kommunizieren<br />

in Form von Standbildern miteinander. Einer löst sich aus<br />

dem Standbild und bietet ein neues an, der Partner antwortet darauf<br />

mit einem neuen Standbild. So entsteht eine Standbilder-Sequenz.<br />

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