Schulkonflikte - demokratisches sachsen
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5. „Als das Kind in den Brunnen Gefallen war!“ 5. „Als das Kind in den Brunnen Gefallen war!“<br />
4. Das erste Standbild: „Wie fühle ich mich zurzeit in der Klasse?“<br />
Zu zweit (Bildhauer/Modell) erarbeiteten die Schüler ein Standbild<br />
zum Thema „Wie fühle ich mich zurzeit in der Klasse?“. Anschließend<br />
gab es eine Parade der Standbilder, d. h. die einzelnen Bilder ziehen<br />
auf einer Bühne langsam am Publikum vorbei. Jedes Bild „friert“<br />
(freeze) für fünf Sekunden in der Mitte der Bühne ein, dann kommt<br />
das nächste Bild in den Blick. Die Parade dient der Bestandsaufnahme<br />
und sagt etwas über die Zusammensetzung der Klasse aus. Mittels<br />
der Bilder gab es folgende Rückmeldungen der Schüler:<br />
• zufriedene Haltungen (Gesichtsausdruck)<br />
• körperlich präsente und offene Haltungen<br />
• wenige Anti- und Abwehrhaltungen<br />
• wenige gelangweilte Haltungen<br />
Insgesamt präsentierten sich die Jungen eher cool, während die<br />
Mädchen mehr ihr Äußeres zeigten<br />
und ihre „Klamotten“ präsentierten.<br />
Mein Eindruck war, dass es sich hier<br />
um altersadäquate Schülerhaltungen<br />
handelte, die Klasse also einen<br />
durchaus intakten Eindruck machte.<br />
5. Das Klassenstandbild<br />
Das Klassenstandbild zeigt das Bild<br />
bzw. die mögliche Rollenverteilung<br />
in der Klasse: Homogenität – Gruppenbildung<br />
– Rangordnung – Machtkämpfe<br />
– Alphapositionen – Sündenbock<br />
– Außenseiter – Clown etc.<br />
Deutlich erkennbar war, dass es in<br />
der Klasse drei Jungengruppen und<br />
zwei Mädchengruppen gibt. Eine<br />
Mädchengruppe suchte den Kontakt<br />
zu einer Jungengruppe, die andere<br />
Gruppe der Mädchen stand etwas<br />
abseits. Nachdem sich diese Gruppe selber sehen konnte, korrigierte<br />
sie ihren Standort. Die drei Jungengruppen standen für sich. Es gab<br />
lose Übergänge durch einzelne Schüler. Eine Jungengruppe setzte<br />
sich etwas aggressiv vor die anderen beiden Gruppen. Die Haltungen<br />
waren insgesamt eher offen. Trotzdem zeigte sich, dass die Klasse<br />
unterschwellig eher heterogen aufgeteilt ist.<br />
6. Klassenstandbild mit Moritz<br />
Jetzt hatten die Schüler die Aufgabe, Moritz in das bestehende Klassenbild<br />
einzubauen. Hier wurde die Dimension des Konfliktes sofort<br />
sichtbar. Moritz gehörte aktuell nicht mehr der Gemeinschaft an – er<br />
war „draußen“! Die Vorschläge der Schüler waren im Einzelnen:<br />
• Moritz steht mit dem Rücken zur Klasse an der Tür und hält sich<br />
die Ohren zu.<br />
• Moritz steht in der äußersten, der Klasse gegenüberliegenden<br />
Ecke und zeigt mit dem Finger auf die Klasse.<br />
• Dieselbe Stelle: Moritz verschränkt die Arme vor dem Körper.<br />
• Dieselbe Stelle: Moritz sitzt in der Ecke.<br />
• Dieselbe Stelle: Moritz provoziert mit dem Finger.<br />
Ein Mädchen machte einen Vorschlag, der den kommunikativen Kontakt<br />
und auch die Not von Moritz thematisierte:<br />
• Moritz sitzt der Klasse gegenüber auf einem Stuhl und streckt<br />
die geöffneten Arme der Klasse entgegen.<br />
7. Gesprächskreis – Materialsammlung – Bestandaufnahme:<br />
„An welche Schulszenen mit Moritz könnt ihr euch erinnern?“<br />
Im Anschluss an die sehr eindrucksvollen und spannungsgeladenen<br />
Standbilder, die in allen Beteiligten Emotionen und Gefühle ausgelöst<br />
hatten, war es wichtig, miteinander zu sprechen. Der Konflikt musste<br />
verbalisiert, d. h. „in Worte gefasst“ werden. Im Gespräch wurden<br />
Hintergründe des Konfliktes sichtbar. Aufgabe war es, in möglichst<br />
knapper Form eine Begegnung mit Moritz zu beschreiben. Die Schüler<br />
waren gerne dazu bereit. Folgende „Moritz-Szenen“ wurden erzählt:<br />
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