Schulkonflikte - demokratisches sachsen

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Vorwort Vorwort Raum Dresden festzumachen – allgegenwärtig von den vier Themen Desinteresse – Gewalt – Verantwortungsübernahme – Zerrissenheit geprägt ist. Jeder Lehrer muss sich täglich damit auseinandersetzen, was zu einer großen seelischen und physischen Belastung führt und ständig die Frage und den Wunsch nach dem Einsatz geeigneter Methoden nach sich zieht. Damit stehen sächsische Schulen vor entscheidenden Fragen: Wie sehr ist uns bewusst, dass der Beruf des Lehrers immer mit Desinteresse, Gewalt und Zerrissenheit als negative Erscheinungsformen konfrontiert wird? Wie gut sind wir vorbereitet und geschult, um mit dieser Problematik umzugehen? Ich möchte noch ein Wort zur Erzählweise der Berichte sagen. Ihr Ton ist subjektiv; an vielen Stellen vertrete ich eine bestimmte Haltung. Es ist die Haltung Desjenigen, der sich zu einer bestimmten, nicht vorhersehbaren Situation plötzlich verhalten muss. Häufig sind dies Situationen, in denen mir keine Theorie und kein gelerntes Verhaltensmuster weiter helfen. Aus meiner Sicht – und dies macht die Subjektivität des Erzählten aus – muss ich direkt, spontan, angemessen und vorwärts schauend, d.h. progressiv auf die Situation reagieren. Hier helfen mir vor allem meine Ich-Stärke, meine Lebenserfahrung, meine Empathie mit den Jugendlichen sowie die Klarheit der Methode des Forum:Theaters von Augusto Boal. Andere Pädagogen reagieren möglicherweise anders und haben mit ihrer Methode ebenfalls Erfolg. Hier kommt es wirklich ganz auf die Persönlichkeit des Pädagogen an. Allgemein verbindliche Rezepte kann es in der Arbeit mit den Jugendlichen nicht geben. Mit den folgenden Berichten möchte ich Sie einladen, mich auf meinem Weg durch einige sächsische Schulen zu begleiten. Walter Henckel 8 9
1. Was ist Forum:Theater? 1. Was ist Forum:Theater? Wahrnehmen – Verändern – Gestalten Der brasilianische Theaterregisseur und Pädagoge Augusto Boal (Jahrgang 1931) entwickelte in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts eine Methode, die Konflikte auf spielerische Weise bearbeitet und neu gestaltet. Ziel ist es, das eigene Denken und Handeln in den Mittelpunkt zu stellen. Insbesondere das Forumtheater macht den sonst passiven Zuschauer zum Akteur auf der Bühne. Es besteht aus: • Wahrnehmen: Durch szenisches Spiel werden typische Kon- fliktsituationen aus dem Alltagsbereich dargestellt und so für Spieler und Zuschauer eindrücklich erlebbar. • Verändern: Ein Spielleiter (Joker) regt das Eingreifen durch die bis zu diesem Zeitpunkt passiven Zuschauer an und begleitet den jetzt einsetzenden Veränderungsprozess. Zuschauer werden zu Akteuren, verändern aus ihrer jeweiligen Perspektive die Handlung und versuchen, den dargestellten Konflikt zu lö- sen. • Gestalten: Durch die neu gewonnenen Erfahrungen und Ein- blicke wird eine bewusste Einflussnahme auf Konflikte im All- tag ermöglicht. Forum:Theater in Sachsen Seit 2001 führen wir als Theaterpädagogisches Zentrum Sachsen e.V. (TPZ) im Rahmen des Projektes „Demokratisches Sachsen!“ regelmäßig Kurse und Projekttage an sächsischen Schulen durch. Im Mittelpunkt stehen Konflikte, die Schüler und Pädagogen täglich selbst erleben. Die Konflikte werden in unseren Projekten gemeinsam gespielt und Zuschauern – meist den Mitschülern oder Schülern anderer Klassen – zur Konfliktlösung angeboten. Diese Zuschauer werden zum aktiven Teil der Aufführung. Jeder Einzelne kann im Unterschied zu anderen Konfliktlösungsstrategien seine Vorschläge spielerisch und nicht nur verbal einbringen. • Forum:Theater bietet einen methodischen Leitfaden • Forum:Theater ist einfach und lebensnah • Forum:Theater ermöglicht soziales Lernen durch Theaterspiel • Forum:Theater bedeutet spielerisches Handeln • Forum:Theater bedeutet das Herangehen an unbekannte oder verloren gegangene Ressourcen • Forum:Theater ist körperlicher Ausdruck, wo Sprache eher Barrieren aufbaut • Forum:Theater ist ganzheitliches Handeln und sinnlich-kon- kretes Erleben • Forum:Theater kann die Lehrer-Schüler-Situation vorüberge- hend aufheben, um sie mit sinnlich kreativen Mitteln neu zu gestalten • Forum:Theater ist für Schulen geeignet und erprobt Die Methode Augusto Boals überschaubares und einfaches Grundraster verwandelt sich überraschend schnell in einen kreativen Prozess, in dem alle zu Mitwirkenden und Handelnden werden. Die Arbeit strukturiert sich in vier Teilbereiche: 1. Erwärmung: Spielerische Übungen helfen der Gruppe, Vorurteile und Skepsis zu überwinden. 2. Bildertheater/Statuentheater: Die Ansichten der Teilnehmer und die Stimmung in der Gruppe werden in Bildern sichtbar und bearbeitet. 3. Finden und Proben von Szenen: Die Teilnehmer finden in Klein- gruppen ihre selbst erlebten, beobachteten oder fiktiven Konflikt- szenen. Diejenigen, die für das Spiel interessant sind, werden ausgesucht und geprobt. 4. Das Forum:Theater: Die Gruppen spielen ihre Szenen und diese werden durch das Eingreifen der Zuschauer verwandelt. Varianten entstehen, die für Gesprächsstoff sorgen. Daraus werden Lösun- gen sichtbar. 10 11
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