Schulkonflikte - demokratisches sachsen
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7. Wie wirkt Forum:Theater? 7. Wie wirkt Forum:Theater?<br />
und Gegenwart können sich begegnen (ich erlebe das Vergangene<br />
mithilfe des Abbildes heute und kann es mit heutigen Augen<br />
betrachten).<br />
2. Das Bild wird plastisch<br />
Durch die Wiederholbarkeit gewinnt das Bild an Plastizität, es<br />
verliert seine dramatischen oder auch spektakulären Züge. Handlungszusammenhänge<br />
werden erahnbar bzw. sichtbar, dadurch<br />
können Hintergründe deutlich werden.<br />
3. Jedes Bild enthält Polaritäten<br />
Die Eigenart jedes Bildes ist, dass es aus mehreren Polaritäten<br />
besteht. Jedes Bild hat ein Zentrum, meist ist das das Geschehen<br />
in der Bildmitte. Es hat außerdem unterschiedliche Farben, d. h.<br />
übertragen auf eine Forum:Theater-Szene werden verschiedene<br />
Haltungen (Mitläufer, Außenseiter, aktiv Beteiligte, kritische Beobachter<br />
etc.) sichtbar, wodurch das Bild wiederum Linien bekommt<br />
und Akzente gesetzt werden. Genau diese Differenzierungen<br />
werden im Forum:Theater anschaulich gemacht.<br />
4. Viele Protagonisten – Zum Protagonisten werden<br />
Die dargestellte Szene (meist ein Konflikt) kann von allen Teilnehmern<br />
unter anderen Gesichtspunkten gesehen werden. Jeder<br />
Einzelne kann sich und sein Verhalten beobachten, und indem er<br />
das Geschehen neu gestaltet, hat er die Möglichkeit, selbst zum<br />
Protagonisten zu werden.<br />
4. Das Bild verändern<br />
Nachdem die notwendigen Schritte – „ein lebendiges Bild sehen“<br />
und „sich ein Bild machen“ – im Forum:Theater durch die Erwärmungsphase,<br />
die Standbilderphase, die Konflikt-sammlungsphase,<br />
die Probenphase und die Präsentation umgesetzt wurden, kommt der<br />
entscheidende Punkt – auch für den Pädagogen: Die Beteiligten müssen<br />
sich zu dem Bild äußern, indem sie sich in einer bestimmten Weise<br />
verhalten. Das bestehende Bild muss verändert werden, damit es<br />
seine „Macht“ verliert und damit sichtbar wird, dass es auch andere<br />
Entwicklungs- und Handlungsabläufe geben kann. Vieles davon kann<br />
der Pädagoge, wenn er den Weg bis hierher in aller Offenheit, Partizipation<br />
und Klarheit gegangen ist, schon erreicht haben. Denn allein<br />
die Tatsache, dass diesen Konflikten ohne moralische Besserwisserei<br />
so viel Zeit und Raum eingeräumt wird, hat eine klärende und befreiende<br />
Wirkung auf die Teilnehmer. Nichtsdestotrotz stehen jetzt unsere<br />
Moral- und Wertvorstellungen im Vordergrund und fließen in den<br />
Arbeitsprozess ein. Was wollen die Beteiligten? Wünschen sie eine<br />
Veränderung? Wie könnten diese Veränderungen aussehen?<br />
Dieser Prozess darf nicht forciert werden. Er muss aus der Gruppe<br />
heraus entstehen.<br />
Es gibt hierfür Ausnahmen, wenn z. B. eine Regelverletzung so stark<br />
ist, dass die Autorität und die Wertvorstellungen des Pädagogen auf<br />
den Plan gerufen werden müssen bzw. eine Strafe ausgesprochen<br />
werden muss. In der Regel handelt es sich aber um eingeschliffene<br />
Verhaltensweisen (siehe Kapitel 1), und die vermag kein moralischer<br />
Hinweis zu verändern. An dieser Stelle ist sehr stark „das Fingerspitzengefühl“<br />
des Pädagogen gefragt, denn es ist möglich, dass ihm<br />
plötzlich alle Türen wieder verschlossen werden, die er im bisherigen<br />
Prozess mühsam bei den Teilnehmern öffnen konnte.<br />
Zumeist besteht für den Pädagogen in dieser Arbeitsphase die Aufgabe,<br />
Handlungshilfen und Trainingsmethoden zur Verfügung zu<br />
stellen. Hierbei muss er zum einen Probentechniken einsetzen, die<br />
das Spiel und den Konflikt verdeutlichen und verändern können, zum<br />
anderen ist er jetzt als Mensch, Pädagoge und Psychologe gefragt,<br />
denn es beginnt eine offene und unbekannte Arbeitsphase, in der<br />
er improvisieren, reagieren und unterstützen muss. Die Methoden<br />
der Probentechniken wurden in den Berichten dargestellt, sie werden<br />
hier noch einmal kurz zusammengefasst:<br />
1. Rollenwechsel<br />
„Der Täter“ spielt nicht sich selbst, er ist entweder der Regisseur<br />
der Szene, der Beobachter oder einer der anderen Teilnehmer.<br />
2. Wechsel in der Spielweise<br />
Die Spielszenen brauchen eine Form, sonst verlieren sie ihren<br />
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