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Klinische, laborchemische und molekulargenetische Befunde bei ...

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4. Diskussion<br />

Hauptziel der vorliegenden Studie ist es, eine Übersicht über die Entwicklung von Patienten<br />

mit PAIS aufgr<strong>und</strong> einer Mutation im Androgenrezeptorgen zu schaffen, die als Männer<br />

aufwachsen. Solche Mutationen, vergesellschaftet mit AIS, wurden bisher vielfach<br />

nachgewiesen, jedoch litt ein Großteil der beschriebenen Patienten unter einem<br />

schwerwiegenden Virilisierungsdefizit <strong>und</strong> wuchs im weiblichen Geschlecht auf. Durch ihren<br />

Zusammenschluss in Organisationen hat diese Patientengruppe großes öffentliches <strong>und</strong><br />

medizinisches Interesse auf sich gezogen (Hiort, 2000 d). Im Gegensatz dazu sind Patienten,<br />

deren Virilisierungsdefizit nicht so schwerwiegend ist <strong>und</strong> die als Männer aufwachsen bislang<br />

nur sehr unzureichend untersucht.<br />

In den 50er Jahren beschrieb Morris in einer großen wissenschaftlichen Zusammenfassung<br />

Patienten mit CAIS. Er berichtete von mehr als 80 Patientinnen mit normalem weiblichem<br />

Habitus, die einen 46,XY Karyotyp <strong>und</strong> hohe Testosteronspiegel aufwiesen (Morris 1953).<br />

Erst später erweiterte sich durch Fallbeschreibungen die Kenntnis über das eigentliche<br />

Spektrum der Androgenresistenz, die im ausgeprägtesten Fall in oben beschriebenem<br />

weiblichem Habitus resultiert, die sich aber auch über jegliche Form eines intersexuellen<br />

Genitale in einer normalen männlichen Erscheinung äußern kann <strong>und</strong> nur durch eine<br />

Hypospadie, eine Gynäkomastie oder Infertilität in Erscheinung treten kann (Quigley et al.<br />

1995). Man unterscheidet heute, je nach Phänotyp, die komplette (CAIS), die partielle (PAIS)<br />

<strong>und</strong> die minimale Androgenresistenz (MAIS).<br />

Zu Zeiten Morris befand sich die <strong>molekulargenetische</strong> Untersuchung des<br />

Androgenrezeptorgens noch in weiter Ferne, <strong>und</strong> auch heute noch gibt es wenige Studien, die<br />

sich mit einer Patientengruppe befassen, <strong>bei</strong> der die Diagnose der AIS durch den Nachweis<br />

einer Mutation untermauert ist. Ahmed et al. berichteten über die größte Gruppe von<br />

Patienten mit AIS (278 Fälle), <strong>bei</strong> 173 dieser Patienten wurde die klinische Diagnose PAIS<br />

gestellt. Eine Mutation des Androgenrezeptorgens wurde in 43 von diesen Fällen untersucht,<br />

nur in 12 ließ sie sich bestätigen (28%) (Ahmed et al. 2000). Auch Deeb et al. erhielten<br />

ähnliche Ergebnisse: sie führten <strong>bei</strong> 111 Patienten, denen ein PAIS diagnostiziert wurde, eine<br />

Analyse des Androgenrezeptorgens durch. Die Mehrzahl der Patienten (76%) zeigte keine<br />

Veränderungen des Gens, nur <strong>bei</strong> 27 Patienten (24%) ließ sich eine Mutation nachweisen<br />

(Deeb et al. 2005). Dies zeigt, wie schwierig die Diagnosefindung <strong>bei</strong> solchen Patienten ist.<br />

Die Verdachtsdiagnose eines Androgenrezeptordefektes ist zu erwägen, wenn <strong>bei</strong> Patienten

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