Nr. 10 (II-2015) - Osnabrücker Wissen
Nr. 10 (II-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Bilder: © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Pfostenreihe zur Uferrandbefestigung<br />
völkerung nahm stetig zu. Gegen Ende des<br />
Hochmittelalters mussten die Seitenarme<br />
der Hase mit ihren breiten und sumpfigen<br />
Auen, die die Sandkuppen umgaben, dem<br />
Bedürfnis der Bürger nach mehr Bauland<br />
weichen. Man kanalisierte die kleinen Nebenflüsse<br />
und legte das Land mit Hilfe von<br />
Erdaufschüttungen und Holzkonstruktionen<br />
trocken. Diesen Prozess konnte man<br />
auch auf der Ausgrabung auf dem Grundstück<br />
der Turmstraße <strong>10</strong>–12 beobachten.<br />
Welche Holzfunde wurden bei der<br />
Ausgrabung untersucht?<br />
Für die Grabung an der Turm- und Lohstraße<br />
wurden verschiedene Hölzer<br />
dendrochronologisch untersucht. Unter<br />
anderem mehrere dicke Pfosten aus Eichenholz<br />
und eine Pfostenreihe. Die Ergebnisse<br />
liefern wichtige Beiträge für die<br />
wissenschaftliche Auswertung. So können<br />
die Holzstaken als Hinweis auf eine Befestigung<br />
des Bachuferrandes gesehen werden.<br />
Diese wurde um das Jahr <strong>10</strong>30, also zu<br />
Beginn des Hochmittelalters, angebracht.<br />
Die dicken Pfosten können auf Häuser in<br />
Eichenpfosten<br />
Pfostenbauweise hindeuten, die ebenfalls<br />
in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts<br />
gebaut wurden.<br />
Sofern ein ausreichend großes Stück Holz<br />
oder Holzkohle vorhanden ist, kann man<br />
mit Hilfe der Dendrochronologie das Fälldatum<br />
eines Baumes und somit auch den<br />
Zeitpunkt der Verarbeitung im besten Fall<br />
auf das Jahr genau bestimmen. Denn Bauholz<br />
wurde meistens saftfrisch verbaut.<br />
Für eine optimale Datierung müssen noch<br />
mehrere (mindestens 50, optimal 80 oder<br />
mehr) Jahresringe in gutem Zustand erhalten<br />
sein. Je mehr Ringe von der Außenseite<br />
(Waldkante) erhalten sind, desto genauer<br />
kann der Zeitpunkt der Fällung bestimmt<br />
werden.<br />
Die Archäologie profitiert zunehmend von<br />
den naturwissenschaftlichen Methoden,<br />
wie wir es am Beispiel der Ausgrabung an<br />
der Turmstraße gesehen haben. Sie leisten<br />
nicht nur einen wertvollen Beitrag zu den<br />
wissenschaftlichen Ergebnissen, sondern<br />
entwickeln durch innovative Forschungsansätze<br />
auch neue interdisziplinäre Methoden<br />
für die Archäologie. | MM<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Wie funktioniert die<br />
Dendrochronologie?<br />
Jedes Jahr produzieren Bäume einen<br />
Ring aus neuem Holz. Die Abfolge und<br />
das Erscheinungsbild dieser Ringe<br />
sind für Bäume derselben Art in einem<br />
Gebiet sehr ähnlich (Gebietsgröße ca.<br />
2 km – 300 km), da sie den gleichen<br />
Umwelteinflüssen wie Niederschlag,<br />
Sonnenstrahlung und Temperatur<br />
unterliegen. Für Mitteleuropa eignet<br />
sich die Eiche sehr gut zur Altersbestimmung,<br />
da sie sehr weit verbreitet<br />
ist und als Bauholz zu jeder Zeit beliebt<br />
war. Das Ziel der Dendrochronologie<br />
ist es, eine Kurve zu erstellen, die möglichst<br />
weit in die Vergangenheit reicht.<br />
Hierbei werden Proben aus verschiedenen<br />
Kontexten genommen: Hölzer<br />
aus noch lebenden Bäumen, aus<br />
Fachwerkhäusern, aus Mooren und<br />
von Ausgrabungen. Dadurch erhält<br />
man Jahresringe aus verschiedenen<br />
Zeitabschnitten, die sich im besten<br />
Fall überschneiden. Diese kann man<br />
aneinanderhängen und bekommt<br />
eine Kurve, die immer weiter in unsere<br />
Vergangenheit reicht. Zuerst erstellt<br />
man eine regionale Kurve, die dann<br />
in überregionale Kurven eingehängt<br />
werden kann. So deckt die mitteleuropäische<br />
Eichenkurve dank der guten<br />
Erhaltung von Eichen im Moor einen<br />
Zeitraum von <strong>10</strong>.000 Jahren ab.<br />
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