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Stadt I Intern //<br />

„<strong>KR</strong>EFELD IST JAZZ“<br />

<strong>KR</strong>-<strong>ONE</strong> // 12<br />

Die kreativen Köpfe hinter <strong>de</strong>m Programm <strong>de</strong>s Krefel<strong>de</strong>r Jazzklubs. Martina Heffels, Günter "Fongi" Holthoff<br />

und Andreas Lessenich im Gespräch über Vergangenes und Zukünftiges in <strong>de</strong>r Jazzstadt Krefeld.<br />

// Fongi, Du feierst bald <strong>de</strong>in fünfzigjähriges Jazzkellerjubiläum. Wie bist Du<br />

zum Jazz gekommen? F.: Meine Jazzliebe hat schon angefangen, als ich<br />

noch Pennäler war. Wir hatten zwei Klassenkamera<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Eltern wohlhabend<br />

waren, die ganz viele LPs hatten. Etwas, das für mich unerreichbar<br />

war, da ich kein Geld hatte. Und einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n hatte so einen Sperrholzkoffer,<br />

in <strong>de</strong>m Platten direkt aus London kamen. Und <strong>de</strong>r war so schön, <strong>de</strong>n<br />

hab ich ihm dann zu einem Plattenkoffer umgebaut. Mir habe ich einen eigenen<br />

nachgebaut und da meinen Spitznahmen draufgeklebt, <strong>de</strong>n ich damals,<br />

glaube ich, schon hatte. Es gab eine Kunst-, Jazz-, Literaturzeitschrift, an<br />

<strong>de</strong>r u.a. Günther Grass mitgearbeitet hat, die nannte sich „Fongi – Der wil<strong>de</strong><br />

Jazzgeist“. Ein Klassenkamerad hatte <strong>de</strong>n Namen einfach auf mich übertragen.<br />

Die Zeitung gibt es lange nicht mehr, mich gibt’s Gott sei Dank noch.<br />

// Ich habe gelesen, dass Du dich damals selber in <strong>de</strong>n Jazzklub integriert<br />

hast. Du hast Dich ungefragt in die Programmplanung eingemischt und bist<br />

jetzt immer noch da... F.: Ich kam aus Rheinhausen und bin mit einem Freund<br />

damals mit <strong>de</strong>m Tan<strong>de</strong>m von dort nach Krefeld gefahren, um in <strong>de</strong>n Jazzkeller<br />

zu kommen. Da mussten wir damals noch tricksen. Denn <strong>de</strong>r Jazzkeller war<br />

ein Stu<strong>de</strong>ntenlokal und man musste einen Mitglie<strong>de</strong>rausweis haben. Wenn<br />

wir dann erzählt haben, dass wir extra mit <strong>de</strong>m Fahrrad aus Duisburg gekommen<br />

sind, durften wir doch immer rein. 1963 bin ich dann nach Krefeld gezogen.<br />

Und seit<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Jazzkeller meine Stammkneipe. Seit bald fünfzig<br />

Jahren.<br />

Also war es so, dass ein paar wil<strong>de</strong> Stu<strong>de</strong>nten damals <strong>de</strong>n Jazzkeller aufgemacht<br />

haben? F.: Das stimmt! Der Jazzklub ist allerdings erst 1979 entstan<strong>de</strong>n,<br />

um <strong>de</strong>n Jazzkeller zu retten. Damals haben drei junge Leute <strong>de</strong>n Jazzkeller<br />

übernommen und ein ungeheuer ambitioniertes Programm gemacht.<br />

Krefeld war damals das zweite New York. Der Jazzkeller hat da zum ersten<br />

Mal sein Weltklasseprogramm bescheinigt bekommen. Nur lei<strong>de</strong>r waren die<br />

Einnahmen nicht <strong>de</strong>n Ausgaben entsprechend. Deswegen haben sich eine<br />

Hand voll Leute zusammen getan, um einen Verein zur Rettung <strong>de</strong>s Kellers<br />

zu Grün<strong>de</strong>n. So konnten Spen<strong>de</strong>n eingesammelt und Mittel von <strong>de</strong>r Stadt<br />

Krefeld beantragt wer<strong>de</strong>n. Der Jazzklub hat heute über 300 Mitglie<strong>de</strong>r und<br />

ist immer lebendiger gewor<strong>de</strong>n. Wir organisieren mittlerweile über 50 Veranstaltungen<br />

im Jahr.<br />

// Also steckt eine Menge Liebe und Energie in <strong>de</strong>m Projekt?<br />

A.: Vor allem viel I<strong>de</strong>alismus. Ohne Lei<strong>de</strong>nschaft für die Sache macht man<br />

das nicht. F.: Ich bin froh, drei so engagierte Mitstreiter gefun<strong>de</strong>n zu haben,<br />

die <strong>de</strong>n Jazzklub in die Zukunft führen, wie Martina, Andreas und Christoph<br />

Kunze. Die machen das alle prima. Dann kann ich mich bald zurückziehen<br />

und nur noch <strong>de</strong>n Jazz genießen... M.: Aber du wirst uns bestimmt weiterhin<br />

als Mentor zur Seite stehen, o<strong>de</strong>r? F.: Natürlich!<br />

// Der Jazzklub hat es sich zur Aufgabe gemacht Jazz als Kulturgut zu bewahren.<br />

Der WDR titelte 2009: Kultur aus Lei<strong>de</strong>nschaft! Ihr arbeitet als gemeinnütziger<br />

Verein alle ehrenamtlich, richtig? F.: Wir hier in Krefeld schon. Wir<br />

sind nachweislich <strong>de</strong>r einzige Jazzklub Deutschlands, <strong>de</strong>r so ein vielfältiges<br />

und umfangreiches Programm nur mit ehrenamtlichen Mitglie<strong>de</strong>rn auf die<br />

Beine stellt. M.: Da <strong>de</strong>nken wir ja auch nicht groß drüber nach, wenn wir<br />

unsere Veranstaltungen planen. Erst <strong>de</strong>r Zuspruch von Musikern, Besuchern<br />

und Veranstaltern, auch aus <strong>de</strong>m Ausland, macht uns dann auf die Dimensionen<br />

unseres Vorhabens aufmerksam. Uns liegt vorrangig am Herzen, dass<br />

etwas so Spannen<strong>de</strong>s wie <strong>de</strong>r Jazz weiterlebt. A.: Wir fühlen uns beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen Jazz und <strong>de</strong>r Avantgar<strong>de</strong> verpflichtet, um neue Entwicklungen<br />

frühzeitig im Programm abbil<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Publikum präsentieren zu können.<br />

// Ich habe auch schon gehört, dass Krefeld als Jazzstadt weit über die<br />

Stadt- und sogar Lan<strong>de</strong>sgrenzen berühmt ist. Ist Krefeld also Jazz?<br />

M.: Der Jazzpianist Simon Nabatov sagte gestern nach <strong>de</strong>m Konzert mit Nils<br />

Wogram zu mir: „Krefeld ist Jazzstadt.“ A.: Beson<strong>de</strong>rs durch unser Festival<br />

„Jazz an einem Sommerabend“ sind wir in <strong>de</strong>n letzten 28 Jahren international<br />

bekannt gewor<strong>de</strong>n. F.: Krefeld ist tatsächlich die Keimzelle <strong>de</strong>s Jazz am<br />

Nie<strong>de</strong>rrhein. A.: Die Sessions von heute sind immer noch die Keimzellen <strong>de</strong>s<br />

lokalen Jazz. Hier fin<strong>de</strong>n Musiker je<strong>de</strong>n Alters zusammen, um gemeinsam<br />

zu improvisieren.<br />

// Der Krefel<strong>de</strong>r Jazzkeller ist <strong>de</strong>r zweitälteste durchgehend betriebene Live-<br />

Jazz-Klub in Deutschland. Wieso weiß das hier in Krefeld kaum jemand?<br />

M.: Die Jazzer wissen es schon. Ich bin 1990 in Madrid in einer Jazzkneipe<br />

gewesen, wo ich direkt die dort spielen<strong>de</strong> Band für Krefeld engagieren wollte.

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