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Titelthema //
„ES IST ERWIESEN, DASS LACHEN
AUCH OHNE SPASS ZUR AUSSCHÜT-
TUNG VON ENDORPHINEN FÜHRT.“
KR-ONE // 8
Lehre einführen. „Ich bin in Schottland Elisabeth Vidovic begegnet“, sagt
er, „diese Frau hat es geschafft, fast ein Jahr ohne Schlaf oder Nahrung
zu leben; das hat mich fasziniert.“ Fast ein dreiviertel Jahr bleibt er in der
Glaubensgemeinschaft, ehe ihn die ständige Konkurrenz um einen noch
höheren Grad an Erleuchtung abstößt. „Ich habe die Chance eines Botenganges
genutzt, um mich nach London abzusetzen“, erklärt er, „dort fand
ich im Sufi-Center meine bis dahin größte Liebe.“ Mit Fiona vollzieht er eine
spirituelle Hochzeit, verlebt einige schöne Jahre, ehe das harte Leben wieder
einmal erbarmungslos zuschlägt. „Der Scheik der kanadischen Sufi-
Gemeinde sagte zu Fiona, dass ich nicht ihr richtiger Mann sei, sondern
dass ihr jemand anderes vorherbestimmt wäre. Fiona war ihm hörig, deswegen
ließ sie sich prompt von mir scheiden.“ Mit der Scheidung zerbricht
auch das gemeinsam in London aufgebaute Reiki-Center, Alberts steht wieder
vor dem Nichts und sieht keinen Ausweg. „Ich bin nach Wachtendonk
gefahren und wollte meinem Leben ein Ende setzen. Ich stieg auf die Leiter,
legte die Schlinge um meinen Hals und wollte springen, doch irgendetwas
hat mich davon abgehalten.“
Wieder einmal rappelt er sich anschließend auf, schöpft neue Kraft und
packt das Leben bei den Hörnern. Wegen all seiner Rückschläge ist er
auch heute kaum in der Lage, die positiven Aspekte seiner Biographie ausreichend
zu würdigen. Dass er jahrelang im House auf Parlament ein und
ausging, erzählt er fast beiläufig. Auch das selbst Promis wie Harpe Kerkeling
seine Dienste als Reiki-Meister nutzen, kehrt er beinahe unter den Teppich.
Fakt ist aber, dass Alberts besonders in seiner Zeit in London viel geleistet
hat. Zu den größten Erfolgen nach seinem zweiten Suizid-Versuch zählt
sicherlich der Aufbau der UK Reiki Federation, derentwegen er auch immer
wieder Kontakt zum englischen Königshaus hatte. „Es gibt einen Teil in mir,
der will einfach leiden“, sagt er. Vielleicht spricht er deswegen lieber wieder
schnell über die gescheiterte Ehe Nummer drei mit einer Frau Namens Iris,
die sich allerdings wegen ihres überbordenden Hangs zu Delfinen nur Delphiris
nennt. Doch anders als zuvor, geht diese Ehe nicht wegen der Frau,
sondern wegen ihm in die Brüche. „Es lief einfach nicht mehr“, sagt er lakonisch.
Das Leben kann Alberts ohne Partnerin nur schwer bewältigen.
Schon mit Fiona hatte er eine Partnerin gefunden, die seine Arbeit im Reiki-
Center übernehmen konnte, wenn ihn wieder einmal die Depression heim-
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suchte, auch Delphiris, selbst Reiki-Lehrerin, übernahm seine Sitzungen,
wenn er sich wegen schlechter Gedanken nicht rühren konnte. Auf sich
allein gestellt ist allerdings an ein Weiterführen des Zentrums nicht zu
denken. Deswegen baut er seine Zelte kurz nach der Jahrtausendwende
in England ab und in Deutschland wieder auf. Dort trifft er nicht nur auf
seine große Liebe Marion, sondern auch auf das Lachjoga, das den Grundstein
für seine heutige Karriere als Lachsack legte. „Es ist erwiesen, dass
Lachen auch ohne Spaß zur Ausschüttung von Endorphinen führt“, erklärt
Alberts. Sein Lehrer, Dr. Mala Kataria, erkennt Alberts mitreißendes Naturell
und möchte mit ihm Kurse geben. Doch der gewiefte Lachsack hat andere
Pläne. „Ich habe wirklich gedacht, dass man damit Geld verdienen könnte,
wenn ich mir ein Kostüm überstreifen und auf Knopfdruck gegen eine
Spende loslachen würde. Heute weiß ich, dass das Schwachsinn ist, aber
diese Erkenntnis musste reifen.“ Als sie da ist, will Alberts wieder weg. Weg
von allem. Wieder Schluss machen mit dem Leben. Selbst seine heißgeliebte
Marion kann daran nichts ändern. Alberts nimmt viele Schlaftabletten, doch
überlebt erneut und regeneriert sich im Alexianer Krankenhaus.
Es ist also nicht die Erfindung des Lachsacks, die ihn vor der Depression
geschützt hat. Vielmehr hat sie ihn in Verbindung mit den gescheiterten
finanziellen Ambitionen sogar in den letzten Suizid-Versuch getrieben. Doch
jetzt weiß er, worauf es im Leben ankommt: „Scheiß auf den Mann im Ohr,
der dir sagt, dass du nicht wertvoll oder richtig bist“, sagt er, mit den Jahren
weise geworden. Monetäre Absichten hegt Alberts mit seinen Auftritten als
Lachsack nicht mehr, das hat er hinter sich gelassen. Trotzdem genießt er
augenscheinlich die Aufmerksamkeit der Medien, die ihn immer wieder als
auffälliges Motiv einfangen. Wie bei der Hochzeit von William und Kate, wo
er als Union Jack-Lachsack auftauchte. Das Foto davon wurde sogar zum
Bild des Jahres in England gekürt. Sein Leben wird von Hartz 4 finanziert,
außerdem lassen ihm Gönner immer wieder kleinere Spenden in Form von
Kleidung oder kostenlosen Behandlungen zukommen. Ja, dieser Tage wirkt
Alberts wirklich glücklich, obwohl er vielleicht materiell so schlecht da steht
wie nie zuvor. Die Liebe zu seiner Marion und seine Leidenschaft als Lachsack
einfach mit anderen zu lachen, scheinen ihn zu erfüllen. Deswegen
stört es ihn nicht, wenn er bei seinen Auftritten in wechselnden Lachsackkostümen
in Deutschland und Großbritannien belächelt wird. Denn Lachen,
das weiß Alberts, ist gesund – sogar auf Knopfdruck! //kor