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Netzwerk Südbaden - Dezember 2015

Netzwerk Südbaden - Dezemberausgabe 2015

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Titel<br />

Titel<br />

netzwerk südbaden: Haben die badischen<br />

Winzer denn wirklich einen Vorteil, wenn<br />

der <strong>2015</strong>er ein Spitzenjahrgang wird? Die<br />

meisten kaufen doch Weine im mittleren und<br />

unteren Preissegment.<br />

Kilian Schneider: Es ist natürlich in allererster<br />

Linie für das Image gut. Wir werden<br />

die Preise nicht erhöhen können, es ist ein<br />

unglaublicher Druck auf dem Markt. Die<br />

Herausforderung wird sein, die eingelagerten<br />

Kabinett- und Spätlesen in diesem<br />

Umfeld preisgerecht verkaufen zu können.<br />

netzwerk südbaden: Ein großer Teil des<br />

Weins wird ja über Discounter und den<br />

großen Lebensmitteleinzelhandel verkauft.<br />

Spielt eigentlich der Direktverkauf auch eine<br />

Rolle?<br />

Kilian Schneider: Das ist sehr unterschiedlich.<br />

Bei Weingütern kommt es vor, dass der<br />

gesamte Bestand direkt an Kunden verkauft<br />

wird. Die Genossenschaft in Oberbergen,<br />

der ich angehöre, verkauft ungefähr 15 Prozent<br />

direkt. Das ist schon respektabel, aber<br />

wirklich nicht viel. Und für Großbetriebe<br />

wie den Badischen Winzerkeller kann es eh<br />

nur ein Randgeschäft sein.<br />

netzwerk südbaden: Kürzlich sind wieder<br />

die Medaillen für die besten badischen Weine<br />

vergeben worden.10 Prozent der Weine<br />

bekommen eine solche Auszeichnung. Dazu<br />

kommen noch die Top-10-Weine. Gleichzeitig<br />

lief im Radio eine offizielle Kampagne der<br />

Badischen Weinwerbung, in der es sinngemäß<br />

hieß, auf die Medaillen komme es gar<br />

Bezirkskellerei Markgräflerland<br />

Winzerstr. 2<br />

79588 Efringen-Kirchen<br />

0 76 28 / 91 14 - 0<br />

Volle Bottiche mit gesunden Spätburgundertrauben<br />

nicht an. Ist das für den Verbraucher nicht<br />

etwas verwirrend?<br />

Kilian Schneider: Wir sind, um es vorsichtig<br />

zu sagen, über diese Kampagne zurückhaltend<br />

begeistert. Es ist ja unsere Intention,<br />

die Badische Gebietsweinprämierung<br />

zu „der“ Weinprämierung zu machen. Wir<br />

sind darauf angewiesen, dass sich möglichst<br />

alle Betriebe beteiligen. Der Wettbewerb<br />

gewinnt ja auch durch eine große<br />

Beteiligung. Leider gibt es doch nicht wenige<br />

Betriebe, die einfach nicht teilnehmen<br />

und es geht natürlich auch um die Akzeptanz<br />

der Ergebnisse. Es ist ein Imageträger,<br />

Ihr Ansprechpartner in Sachen Wein und Sekt<br />

Castellbergkeller<br />

Weinstr. 2a<br />

79282 Ballrechten-Dottingen<br />

0 76 34 / 56 04 -0<br />

www.bezirkskellerei.de<br />

Winzerkeller Kirchhofen<br />

Herrenstr. 11<br />

79238 Ehrenkirchen<br />

0 76 33 / 95 09 -50<br />

eine Standortbestimmung für die Teilnehmer<br />

und es ist eine gute Orientierung für<br />

die Verbraucher. Dafür müssen wir in der<br />

Weinwirtschaft und bei den Winzern noch<br />

mehr werben.<br />

netzwerk südbaden: Sind Sie eigentlich mit<br />

der neuesten Werbekampagne für den Badischen<br />

Wein zufrieden?<br />

Kilian Schneider: Die Badische Weinwerbung<br />

ist eine rechtlich selbständige<br />

Organisation und entscheidet über die<br />

jeweiligen Kampagnen in ihren Gremien.<br />

Grundsätzlich bin ich froh, dass die badi­<br />

Winzerkeller Ehrenstetten<br />

Kirchbergstr. 9<br />

79238 Ehrenkirchen<br />

0 76 33 / 95 09 - 16<br />

sche Weinwerbung wieder zum Laufen gekommen ist. Vor fünf Jahren hatten wir<br />

Zweifel, ob das gelingt. Es ist auch dem Badischen Weinbauverband zuzuschreiben,<br />

dass wir auch Weingüter als Mitglieder gewinnen konnten. Bei uns basiert<br />

die Weinwerbung, anders als anderswo, auf völlig freiwilliger Basis. Das hat Vorteile,<br />

aber es schafft auch Probleme. Es wird eine große Herausforderung bleiben.<br />

netzwerk südbaden: Kommt in der Weinwerbung nicht manchmal das Emotionale<br />

zu kurz, Faktoren wie die Weinlandschaft, die Winzeroriginale, die Weindörfer als<br />

Bestandteil der Kultur der Region? In Freundschaft Baden. Was will uns das sagen?<br />

Kilian Schneider: Es schon so. Die Werbung muss den Kunden ansprechen, nicht<br />

den Winzer. Da erwarte ich natürlich von diesen Leuten in den Werbeagenturen,<br />

dass sie auch erfassen, was der Kunde will, was ihn für den Badischen Wein<br />

begeistern soll. Unsere Werbung muss immer wieder neu überdacht werden, sie<br />

muss die Leute ansprechen. Es gibt ja überall subregionale Werbeorganisationen<br />

wie das Ortenauer Weinparadies oder die Kaiserstühler Weinwerbung. Seit drei<br />

Jahren sind wir dabei, diese Aktivitäten professionell zu begleiten. Ein in die<br />

Organisation Schwarzwaldtourismus eingebundener Mitarbeiter sorgt seitdem<br />

dafür, gerade Dinge wie den Weintourismus voranzutreiben. Das ist eine tolle<br />

Sache und ein riesiger Gewinn für den Badischen Wein.<br />

netzwerk südbaden: Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Dieses Jahr sind ja nicht<br />

einmal handwerklich ausgebildete Winzer- und Kellermeister freigesprochen worden.<br />

Kilian Schneider: Der zuständige Referent im Regierungspräsidium, Abteilungspräsident<br />

Dieter Blaeß, hat versichert, dass das gar nicht so außergewöhnlich sei.<br />

Tatsächlich geht die Zahl der Nachwuchskräfte in der klassischen praktischen<br />

Ausbildung im Weinbau aber zurück. Die Hochschulen sind alle voll, Weinbau<br />

als Studienfach gilt als höchst populär. Das gilt auch für die Technikerausbildung.<br />

Da sind übrigens sehr viele Winzertöchter und Söhne dabei, die eben einen anderen<br />

Bildungsweg beschritten haben als ihre Eltern. Nur werden wir irgendwann<br />

im badischen Weinbau neben den Akademikern auch wieder echte Praktiker<br />

brauchen. Die Betriebe werden größer und die brauchen den Winzermeister, der<br />

einen Betrieb mit 30, 40 Hektar auch wirklich führen kann. Vielleicht brauchen<br />

wir da auch ein neues Berufsbild.<br />

netzwerk südbaden: Wie verändern sich Strukturen? Fusionen gerade zwischen<br />

Winzergenossenschaften gab es ja schon viele. Gibt’s so etwas wie einen Zwang zur<br />

Größe?<br />

Kilian Schneider: Einen Zwang zur Größe gibt es nicht. Wir bekommen jedoch<br />

größere Erzeugerbetriebe, auch größere Genossenschaftsbetriebe. Insgesamt hat<br />

die Rebfläche in Baden ja nicht abgenommen. Nebenerwerbsbetriebe sind sicher<br />

nicht das alleinige Zukunftsmodell, aus vielen Gründen. Wir sind froh, wenn<br />

andere Betriebe diese Flächen übernehmen und im Weinbau halten. Die Professionalisierung<br />

wird zunehmen. Mit 5 Hektar Fläche wird sich kaum einer einen<br />

neuen Traktor für 80.000 Euro leisten können. In der Vermarktung ist Größe<br />

nicht das Alleinige. Gerade bei den Kleinen, auch bei kleinen Genossenschaften<br />

gibt es welche, die immer an der Spitze sind. Da stimmt alles. Wir haben in<br />

Baden aufgrund unserer Struktur mit Terrassen und Böschungspflege einfach höhere<br />

Erzeugungskosten. Da können wir mit den Rheinhessen und den Pfälzern<br />

einfach nicht mithalten. Von der Romantik kann der Winzer ja nicht leben.<br />

netzwerk südbaden: Wann werden die badischen Winzer veganen Wein anbieten?<br />

Kilian Schneider: Ich denke, demnächst. Wir sitzen da wirklich in den Startlöchern.<br />

Wir müssen die tierische Gelatine zur Mostvorklärung ersetzen, das ist<br />

kein Problem und den Leim vom Etikett und Karton ebenfalls von tierischen<br />

Stoffen befreien. Dann können wir badischen Winzer in diesem neuen Markt<br />

entscheidend mitmischen. Wir müssen nur noch unsere Mitglieder davon überzeugen,<br />

dass das kein Jux ist, sondern eine Möglichkeit, die Einzigartigkeit des<br />

Badischen Weins herauszustellen. <br />

<br />

netzwerk südbaden<br />

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