SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben Dezember 2015
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18 | region | Domonkos Héja<br />
brachte schon einen Großteil<br />
seiner frühen Kindheit inmitten<br />
des Orchesters. Dann<br />
folgte die musikalische Bilderbuchkarriere:<br />
Am Budapester<br />
Konservatorium studierte er<br />
Schlagzeug und Klavier, anschließend<br />
Dirigieren bei Ervin<br />
Lukács an der Franz-Liszt-Akademie.<br />
Mit gerade einmal knapp<br />
19 Jahren gründete er das „Danubia<br />
Jugendsinfonieorchester“.<br />
Mehrere CD-Einspielungen zeugen<br />
heute noch von dieser Tätigkeit und sind auch in deutschen<br />
Rundfunkanstalten (u. a. BR Klassik) zu hören. Dem Orchester,<br />
das mittlerweile von der Selbstverwaltung eines<br />
alten Budapester Stadtteils gefördert wird, ist Domonkos<br />
Héja nach wie vor verbunden. 1998 ging er beim 9. Internationalen<br />
Budapester Dirigentenwettbewerb des ungarischen<br />
Fernsehens als erster Sieger hervor. Diese Auszeichnung hatte<br />
vor ihm noch kein Ungar erhalten. Als 29-Jähriger erhielt er zudem<br />
den renommierten Liszt-Preis, die wichtigste nationale<br />
Anerkennung für musikalische Leistungen in Ungarn. Schon<br />
2001 begann Domonkos Héja an der Ungarischen Staatsoper zu<br />
arbeiten, wo er ab 2012 als Generalmusikdirektor wirkte. Darüber<br />
hinaus war Domonkos Héja von 2005 bis 2012 erster Kapellmeister<br />
am Theater Chemnitz. Sein Repertoire umfasst neben<br />
konzertanten Werken, zeitgenössischer Musik und einem breiten<br />
Opernrepertoire auch Oratorien und Sakralwerke sowie<br />
die wichtigsten Sinfonien, Ballette, Operetten und Musicals.<br />
Die Antwort auf die Frage nach Schwerpunkten verweigert er<br />
charmant. „Wenn Sie behaupten, dass Sie sehr gerne Tomatensuppe<br />
essen, dann heißt das nicht, dass Sie nicht ebenso<br />
gerne andere Speisen mögen.“<br />
Doch den einen großen musikalischen Wunschtraum muss es<br />
doch geben? Ja, in Augsburg würde er liebend gern Wagners<br />
Ring dirigieren. Das dürfte sich mit den Interessen des hiesigen<br />
Theaterpublikums bestens vereinbaren lassen und das<br />
wäre sicher auch die folgerichtige Fortsetzung dessen, was<br />
Héja als seine „Märchenstory“ mit der Stadt Augsburg bezeichnet.<br />
Die Ernennung zum GMD fügte sich nahezu schicksalhaft<br />
in sein Leben. Augsburg, ein Wintermärchen? Genau<br />
in der Nacht vor seinem 40. Geburtstag am 20. <strong>Dezember</strong><br />
2014 nämlich erfuhr er noch in der Online-Ausgabe der Augsburger<br />
Allgemeinen, dass sich die Findungskommission für<br />
ihn als lange gesuchten Nachfolger von Dirk Kaftan entschieden<br />
hatte. Er hatte auf der ganzen Linie überzeugt. Womöglich<br />
hat der weihnachtlich gestimmte „Nussknacker“ beim<br />
Probe-Dirigat den nötigen Zauberzucker<br />
gestreut, denn er<br />
hatte mit grandioser Verve die<br />
Kongresshalle zum Funkeln gebracht.<br />
Kein schlechtes Geburtstagsgeschenk<br />
also, denn<br />
schon die Proben in Augsburg<br />
hatten ihm schnell deutlich gemacht,<br />
dass er sich hier wohl<br />
fühlen kann und dass er mit<br />
Land und Leuten gut auskommt.<br />
Aus seinem Bürofenster hat er<br />
einen wundervollen Blick auf<br />
Rathaus und Perlach und dort steht er auch, wenn er sich eine<br />
kleine Zigarettenpause gönnt. Auf intensivere Entspannungspausen<br />
musste er allerdings in den letzten Monaten<br />
verzichten. Sie waren mehr als bewegt, bedeuteten nicht allein<br />
den Umzug von Budapest nach Augsburg, ein Open-Air<br />
Konzert auf dem Elias-Holl-Platz, den Spielzeitauftakt mit<br />
der fulminanten Opernproduktion „König Kandaules“, ein anspruchsvolles<br />
erstes „Fest-Spiel“-Sinfoniekonzert, ein erschütterndes,<br />
weil im Zeichen der Terroranschlags auf Paris<br />
stehendes Konzert mit rein französischem Programm („Farben<br />
für die Ohren“) sowie kurz zuvor die bereits vor dem<br />
Augs burger Engagement vertraglich vereinbarte Tournee<br />
nach Taipeh, wo er „Eugen Onegin“ einstudierte und mit<br />
einem Megaerfolg auf die Bühne brachte.<br />
Dieses Pensum absolvierte Héja noch ganz ohne seine Familie,<br />
die wie er sehnsüchtig darauf wartet, von der Donau an<br />
den Lech zu kommen. Bislang hat sich Domonkos Héja als<br />
Gast bei Orchestergeschäftsführer Sigurd Emme in Fischach<br />
einquartiert. Die Gegend gefällt ihm so gut, dass er beschlossen<br />
hat, dort ein großes Haus für seine Familie mit zwei Töchtern<br />
(6 und 3 Jahre) und dem erst acht Monate alten Sohn zu<br />
mieten. Das private Glück und sein Familienleben schenken<br />
ihm die nötige Energie, die Balance und den Rückhalt, die zusammen<br />
die herausfordernde Tätigkeit eines GMD möglich<br />
und sinnvoll machen. Mit der anstehenden Sanierung des<br />
Hauses wird auch eine Riesenportion Elan nötig sein. Auch<br />
die Umstellung auf den neuen Intendanten und die Interims-<br />
Spielstätten – Héja hätte sich ein modernes und andernorts<br />
erprobtes Theaterzelt vorstellen können – dürften den Optimismus<br />
und die Gelassenheit, die er so entschieden verkörpert,<br />
erforderlich machen.<br />
Wir wünschen Domonkos Héja in seiner neuen Heimat alles<br />
Gute und hoffen mit ihm, dass sein persönliches „Augsburger<br />
Märchen“ noch viele Feen bereithält, die Wünsche erfüllen<br />
und uns mit ihm weiter musikalisch bezaubern. #