Winter 2015/2016
Trade Talk Winter 2015/2016
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column<br />
bewegte Zukunft geben und sich überlegen,<br />
wie man diese Entwicklung aktiv fördern<br />
kann. Für Heiterkeit sorgte sein Slogan<br />
„Turne bis zur Urne“.<br />
Beim Thema Rückenschmerzen betont Prof.<br />
Dr. Dietrich Grönemeyer, dass vielfach zu<br />
schnell operiert würde. Man müsse auch die<br />
Ärzteschaft in diesem Bereich sensibilisieren,<br />
denn 80 Prozent der Schmerzen stammten<br />
von verspannten Muskeln und nur ein<br />
kleiner Prozentsatz von den Bandscheiben<br />
oder von einer Arthrose. Neben Bewegungsmangel<br />
rührten diese Beschwerden von<br />
einer Übersäuerung – zu viel Zucker, Weizen,<br />
Fleisch – her und von dauerndem negativem<br />
Stress, wie zum Beispiel Leistungsdruck oder<br />
Mobbing. Denn die Wirbelsäule ist ein psychosomatisches<br />
Organ. Emotionaler negativer<br />
Stress kann zu Beschwerden führen. Und<br />
häufig strahlt dieser Schmerz aus. Beschwerden<br />
in Bauch, Lunge oder Nacken können<br />
von der Wirbelsäule kommen. Manchmal<br />
wird eine Blockade, die sehr schmerzhaft<br />
sein kann, mit einem Herzinfarkt verwechselt,<br />
weil der Patient nicht mehr gut durchatmen<br />
kann und über ein Engegefühl im<br />
Brustkorb klagt – typische Symptome bei<br />
einem Infarkt. Gegen die Muskelverspannungen<br />
helfen Stretchen, Dehnen, Wärme,<br />
Akupunktur oder auch Massagen. „Erst muss<br />
der Schmerz genommen werden, damit sich<br />
die Muskulatur wieder entspannen kann.“<br />
Insgesamt plädiert der sympathische Mediziner<br />
für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />
Anstrengung und Ernährung. Die<br />
Bewegung in den Alltag integrieren. Bewegung<br />
in jeglicher Form. Treppen steigen<br />
oder für kurze Wege nicht das Auto nehmen,<br />
sondern öfter mal zu Fuß gehen. „Denn<br />
eigentlich ist unser Körper ausgelegt auf die<br />
tägliche Marathonstrecke. Ausruhen muss<br />
er weniger, als wir glauben“, unterstreicht<br />
Prof. Dr. Grönemeyer. „Aber mit dem Verzicht<br />
auf jeglichen Genuss ist ihm ebenso<br />
wenig geholfen. Wer sich ausschließlich auf<br />
die Diät versteift, wird am Ende nur griesgrämig<br />
oder gar geschwächt.“ Körperliche<br />
Bewegung, Anstrengung und der Genuss<br />
können als die beiden Seiten einer Medaille<br />
aufgefasst werden. „Denn wer sich genügend<br />
bewegt, hat auch das Zeug zum gesunden<br />
Genießer. Essen ist eine der größten Lebensfreuden<br />
überhaupt und trägt dazu bei, dass<br />
wir wachsen, unseren Stoffwechsel anfeuern,<br />
unsere Zellen erneuern und denken,<br />
fühlen, laufen und lachen können.“<br />
Rasante Fortschritte in der modernen Medizin<br />
Die moderne Medizin macht immer wieder<br />
rasante Fortschritte, die dem Wohle der<br />
Patienten dienen. So gibt es auch im Bereich<br />
der Diagnostik Neuigkeiten. Mittels eines<br />
bildgebenden Verfahrens ist es möglich,<br />
ein 3D-Bild in 0,3 Sekunden aufzurufen.<br />
Dabei sind Gefäße, Kalk, Fette und Stenosen<br />
klar zu erkennen. Man muss für diese Art<br />
der kardiologischen Untersuchung nicht mehr<br />
extra ins Krankenhaus. Dieses Verfahren<br />
macht die Herzkatheteruntersuchung zur<br />
Diagnostik überflüssig, für die Therapie<br />
jedoch nicht.<br />
Stress ist eigentlich ein Dauerbrenner-Thema.<br />
Auf die Frage, wie es ihnen geht, antworten<br />
die meisten Menschen, dass<br />
sie momentan viel Stress<br />
hätten. Diese Beobachtung<br />
hat Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer<br />
gemacht. Stress scheint<br />
gesellschaftlich nicht nur<br />
© Oleksander Voskresnskyi<br />
Fotos (5): © Stefanie Siegel<br />
Rüdiger Goll und Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer (v.li)<br />
akzeptiert, sondern sogar anerkennenswert<br />
zu sein. Wer viel Stress hat, ist fleißig, arbeitet<br />
viel. In Anbetracht der wachsenden<br />
Zahlen bei psychischen Erkrankungen, wie<br />
zum Beispiel Burnout und Depressionen,<br />
eine durchaus bedenkliche Entwicklung.<br />
Zu guter Letzt zeigte sich Prof. Dr. Dietrich<br />
Grönemeyer begeistert von der Sportart<br />
Golf – was insbesondere die vielen an diesem<br />
Abend anwesenden Gäste des Kosaido<br />
Golf Clubs freute. Bewegung an der frischen<br />
Luft, das Trainieren der Koordinationsfähigkeiten<br />
gepaart mit der Pflege sozialer Kontakte<br />
sei eine gute Art fit zu bleiben. Jeder<br />
könne sein Handicap überwinden und das<br />
erreichen, was er sich vornimmt.<br />
Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer<br />
wurde 1952 in Clausthal-Zellerfeld geboren. Er ist<br />
Leiter des Grönemeyer Instituts in Bochum (und<br />
Professor an der Universität Witten/Herdecke). Der<br />
engagierte Mediziner ist Begründer der Mikrotherapie als<br />
Zusammenführung von interventioneller Radiologie, minimalinvasiver<br />
Chirurgie und Schmerztherapie. Der Rückenspezialist<br />
und Autor setzt sich für eine neue Wahrnehmung der Medizin<br />
in der Gesellschaft ein sowie für eine undogmatische Zusammenarbeit<br />
der verschiedenen therapeutischen Disziplinen. Seit<br />
langem plädiert er für die Einführung von Gesundheitsunterricht<br />
an Schulen und täglich eine Stunde Sport für jedes Kind.<br />
Gerade erschienen ist: „Gesundheit! Für eine menschliche<br />
Medizin“. Darin thematisiert Dietrich Grönemeyer aktuelle<br />
Aspekte der Entwicklung: Der medizinische Fortschritt ist<br />
rasant. Spezialisierung und Technisierung schreiten mit<br />
großartigen Erfolgen voran. Der Körper lässt sich immer<br />
perfekter „reparieren“. Zugleich aber gerät der Mensch dabei<br />
zusehends aus dem Blick, der Anschluss an die Geräte ersetzt<br />
immer mehr die Zuwendung. Doch der Mensch ist keine<br />
Maschine, und Heilung etwas anderes als Reparatur.<br />
Wie können wir zu einer modernen, ganzheitlichen Medizin<br />
kommen? Was bedeutet Partnerschaft zwischen Arzt und<br />
Patient? Wie entsteht Vertrauen? Wie viel Selbstverantwortung<br />
sollen Patienten übernehmen?