Winter 2015/2016
Trade Talk Winter 2015/2016
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Expressive Landschaften: Wolken, Berge<br />
und Meerbilder<br />
Herbert Beck ist bekannt und beliebt für<br />
seine großen und weiten Landschaftsdarstellungen,<br />
die bis zum Horizont gehen. Von<br />
seinem Atelier aus hatte er einen wunderbaren<br />
Blick über den Tegernsee, dieser Blick<br />
hat ihn inspiriert und angeregt. Die landschaftliche<br />
Schönheit des Tegernseer Tals hat<br />
sicherlich seinen Blick für die Landschaft<br />
geprägt, viele seiner Arbeiten sind angeregt<br />
durch die reale Schönheit der Natur. Sie bilden<br />
jedoch stets einen inneren Eindruck ab<br />
und werden durch ihre expressive Farbigkeit<br />
zum individuellen Erlebnisraum.<br />
Großformatig ist auch die Serie der „Eigenen<br />
Welten“ mit ihren imaginären, häufig<br />
auch nächtlichen Landschaften. Sie sind<br />
phantastisch, geheimnisvoll, auf eine bestimmte<br />
Weise surreal, aber auch mystisch:<br />
es sind nächtliche Traumlandschaften, unberührt<br />
und frei von menschlichen Spuren.<br />
Diese großen Formate sind sehr ungewöhnlich<br />
für die Aquarellmalerei und sie<br />
zeigen, wie sicher und meisterhaft Herbert<br />
Beck die Aquarelltechnik beherrschte.<br />
Die von Beck selbst so genannten „Miniaturen“,<br />
die den Weg zum Restaurant säumen,<br />
nehmen eine Sonderstellung im Werk<br />
des Künstlers ein: es sind Bilder, Imaginationen<br />
des Zufalls, die über 30 Jahre hinweg<br />
während des Malprozesses entstanden sind.<br />
Um das Verhältnis von Farbe und Wasser<br />
bei den großen Aquarellen richtig zu dosieren,<br />
strich Beck auf einem übrig gebliebenen<br />
Papier schnell den Pinsel ab. Auf diesen<br />
Papierresten entstanden so willkürliche<br />
Farbklänge und Farbkonstellationen, in denen<br />
der Künstler später Andeutungen von<br />
Landschaften und Figuren entdeckte und<br />
sie mit wenigen Pinselstrichen zu eigenständigen<br />
Kompositionen ergänzte.<br />
Symbol Lotus<br />
Auch bei den Skulpturen von Morio Nishimura<br />
geht es um eine besondere Verbindung<br />
zur Natur. Man erkennt sofort die typisch<br />
japanische, reduzierte Ästhetik der<br />
Lotusblätter aus seiner Serie „Süßer Regen“.<br />
Von ihnen geht eine meditative Stille aus,<br />
und trotzdem weisen sie eine bemerkenswerte<br />
Präsenz auf.<br />
Seit den 1990er Jahren arbeitet Nishimura<br />
an seiner Serie der Lotusblätter, die sich in<br />
immer neuen geöffneten und geschlossenen<br />
Dr. Georg-Peter Kränzlin, Dr. Andrea Knop, Michael Beck, Dr. Antonia Lehmann-Tolkmitt, Rüdiger Goll (v.li)<br />
organischen Formen fortsetzt. Das Lotusblatt<br />
als wichtiges inhaltliches und formales<br />
Symbol des Buddhismus ist zentrales Motiv<br />
in seiner Kunst. Nishimura ist keineswegs<br />
daran interessiert, das Blatt als Dekorationsmotiv<br />
zu reproduzieren, sondern tritt damit<br />
in eine spirituelle Semiotik ein. In der buddhistischen<br />
Tradition steht das Lotusblatt<br />
für den Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt<br />
und für die Seelenwanderung.<br />
Ganz gleich, ob sich der Betrachter dieser<br />
Symbolik bewusst ist, ist die außergewöhnliche<br />
Aura und zurückhaltende schlichte Eleganz<br />
der Skulpturen kaum zu übersehen. Sie<br />
stellen einen Ruhepol dar in der ansonsten<br />
hektischen Welt der zeitgenössischen Kunst.<br />
Die Skulpturen entstehen (zunächst in komplexen<br />
Konstruktionszeichnungen) durch<br />
aufeinandergeklebte Scheiben von Spanholz,<br />
die geschnitten, verklebt und geschliffen<br />
werden bis organische Strukturen entstehen.<br />
Die Vorgehensweise ist sehr komplex<br />
und langwierig und zudem sehr von den<br />
technischen und<br />
handwerklichen<br />
Fähigkeiten des<br />
Bildhauers abhängig.<br />
Sie erinnert<br />
zum einen an das<br />
traditionelle<br />
Holzhandwerk<br />
des Schiffbaus und<br />
zum anderen geht<br />
der lange, meditative<br />
Prozess des<br />
Formens und<br />
Schleifens in die<br />
Skulptur über –<br />
dies macht ihren<br />
meditativen<br />
Charakter aus. Die Holzskulpturen sind alle<br />
Unikate. Mittels einer Abgussform werde sie<br />
dann in Bronze gegossen und schließlich in verschiedenen<br />
Grün- bis Brauntönen patiniert.<br />
Die Arbeiten beider Künstler wurden bereits<br />
in etlichen Galerie- und Museumsausstellungen<br />
gezeigt und sind in vielen<br />
privaten und öffentlichen Sammlungen<br />
vertreten. Die im Wirtschaftsclub Düsseldorf<br />
aktuell ausgestellten Werke können<br />
auch erworben werden.<br />
Morio Nishimura<br />
Der Künstler ist geboren und aufgewachsen in Kamakura, bekannt<br />
sowohl als ehemalige Hauptstadt, als auch für das Handwerk des<br />
Holzschnitzens. Er studierte Kunst an der Universität Tokyo und<br />
kam im Jahr 1991 mit einem Stipendium nach Deutschland.<br />
Nishimura schrieb sich an der Kunstakademie Düsseldorf ein und<br />
wurde schließlich Meisterschüler von Günther Uecker.<br />
Nishimura lebt mit seiner Familie in Meerbusch.<br />
Herbert Beck<br />
1920 in Leipzig geboren, besuchte Herbert Beck nach einer Ausbildung zum<br />
Goldschmied die Kunstgewerbeschule für Graphik und Design. Im Jahr 1948<br />
floh die Familie aus Leipzig an den Tegernsee, wo er die restliche Zeit seines<br />
Lebens verbrachte und sich vollends der Malerei widmete. Aufgrund einer<br />
Terpentinvergiftung 1984 musste Beck ein Jahr komplett aufhören zu malen,<br />
hiernach malte er nur noch in Aquarell. Beck hatte in den 1950er Jahren mehrere<br />
Ausstellungen in der berühmten Galerie Commeter in Hamburg, die<br />
auch Emil Nolde vertrat.<br />
Fotos: © TradeTalk