Winter 2015/2016
Trade Talk Winter 2015/2016
Trade Talk Winter 2015/2016
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Faktor Demografischer Wandel<br />
Die Bevölkerungsstruktur wird sich in den<br />
kommenden Jahren spürbar verändern.<br />
Immer mehr Menschen werden älter. Dank<br />
medizinischer und technischer Errungenschaften<br />
sind sie auch gesünder. Aber was<br />
bedeutet dieser demografische Wandel für<br />
die Wohnwirtschaft? Im Jahre 2050 werden<br />
schätzungsweise doppelt so viele Menschen<br />
in Deutschland leben, die älter als 65<br />
sind im Vergleich zu den über 20-Jährigen.<br />
„Diese Zielgruppe hat in der Regel ein vernünftiges<br />
Einkommen, sie sind überdurchschnittlich<br />
konsumfreudig und haben oft<br />
hohe Ansprüche. Natürlich müssen wir uns<br />
auch mit entsprechenden Wohnprodukten,<br />
die wir dann anbieten, auf diese Zielgruppe<br />
einstellen“, sagt Andreas Gräf.<br />
Die Welten vermischen sich<br />
Wohnen und Arbeiten greifen immer mehr<br />
ineinander. Die Räumlichkeiten, in denen<br />
die Menschen seit vielen Jahrzehnten leben,<br />
werden die Erwartungen nicht mehr erfüllen<br />
können. Die Zukunft hat bereits begonnen.<br />
Durch die zahlreichen Möglichkeiten,<br />
von jeder Stelle dieser Welt internetfähig zu<br />
sein, verzahnen sich die Themen Arbeit<br />
und Wohnen noch enger. Das Modell der<br />
Wohnungen, die in Grundriss-Plänen entstanden<br />
sind, ist überholt. „Wohnungen im<br />
Jahr 2025 werden Raumzonen brauchen.<br />
Die klassische Raumaufteilung wird aufgebrochen<br />
werden“, so Gräf. Denn auch die<br />
Familienstrukturen haben sich verändert.<br />
Immer mehr Singles bevölkern die Großstädte.<br />
Ein großes, repräsentatives Wohnzimmer<br />
sei hier nicht mehr gefragt. Fernsehschauen<br />
findet schon heutzutage oft<br />
mittels Laptop statt.<br />
Ein Flur oder eine Diele, die bisher ausschließlich<br />
die Funktion hatte, den Zugang<br />
in die Räume zu ermöglichen, wirkt<br />
wie verschwendeter Raum. Für formart-<br />
Geschäftsführer Gräf könnte das eine praktische<br />
Lagerfläche oder ein toller Arbeitsplatz<br />
sein. „Wir müssen aufhören in<br />
raumbildenden Wänden zu denken, sondern<br />
überlegen, wie man so eine Wand ersetzen<br />
kann“, betont Gräf. Das Signal heißt<br />
Veränderung. Darauf werde die Wohnwirtschaft<br />
Rücksicht nehmen müssen, wenn sie<br />
nachhaltig und dauerhaft vermietungsund<br />
verkaufsfähige Produkte in den Markt<br />
stellen wolle, führt Gräf weiter aus.<br />
Hürden und Barrieren<br />
Bei jedem neuen Wohnprodukt muss sich<br />
die Bauwirtschaft natürlich an deutsche<br />
Gesetzmäßigkeiten halten. Und die Regel,<br />
in der sich die Wohnwirtschaft bewegt,<br />
ist die Baunutzungsverordnung (BauNVO).<br />
Sie stammt aus dem Jahr 1962, also aus einer<br />
Zeit, wo alles, was heute neu gedacht<br />
wird, sicherlich nicht galt. „Es ist kein<br />
Geheimnis, dass städtebauliche Leitmotive<br />
nicht immer kompatibel mit den Bedürfnissen<br />
und der Entwicklung der Bevölkerung<br />
sind. Hamburger Stadtteile wie <strong>Winter</strong>hude<br />
oder Harvestehude sind dreimal so<br />
intensiv bebaut worden, wie es nach der<br />
deutschen Baunutzungsverordnung eigentlich<br />
möglich war“, sagt Gräf. Heute möchte<br />
niemand diese Viertel mit ihren wunderbaren<br />
Gründerzeitvillen missen.<br />
Ein anderer Fall: Es gibt Mischgebiete, die<br />
ursprünglich eine Kombination zwischen<br />
Wohnen und Arbeiten ermöglichen sollten.<br />
Aber sie gehen in der Regel starr nach<br />
Quote vor, also 50 Prozent Wohnen und<br />
50 Prozent Gewerbe. Wenn man in den Teilungserklärungen<br />
nicht störendes Gewerbe<br />
in der Wohnimmobilie erlaube, könne dies<br />
ein erster Schritt in die richtige Richtung<br />
sein, erläutert Gräf.<br />
Das Bundes-Immissionsschutzgesetz schützt<br />
die Bewohner davor, dass sie in ihrem<br />
Wohnumfeld Lärm ausgesetzt sind. Diese<br />
Regel bestimmt die Höhe der Emissionslast<br />
und zwar 50 cm vor den Fensterfassaden.<br />
„Nicht hinter dem Fenster, wo wir leben“,<br />
fügt Gräf hinzu. „Sie missachtet komplett,<br />
dass wir mittlerweile im Neubau in hervorragend<br />
gedämmten Gebäuden sitzen und<br />
auch, dass sich Fenstergläser komplett<br />
weiterentwickelt haben, so dass sie mittlerweile<br />
auch eine hohe Schallschutzfunktion<br />
übernehmen“.<br />
Fotos: © TradeTalk<br />
Das Resümee von formart COO Gräf ist<br />
trotzdem positiv: „Es gibt viele Herausforderungen<br />
zu meistern, aber wir sind auf<br />
dem richtigen Weg, bedarfsgerecht die<br />
ersten Wohnungsbauten vorzubereiten, die<br />
dann auch im Jahr 2025 den Wünschen<br />
unserer Zielkunden entsprechen werden“.<br />
TradeTalk 35