Winter 2015/2016

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KULTUR Kunstausstellung Im Einklang mit der Natur Ausgewählte Werke von Herbert Beck und Morio Nishimura im Wirtschaftsclub Morio Nishimura, „SüSer Regen – Oblivion B1“, 2012, Bronze, Ed. 3., 24 x 28 x 28,5 cm. von Dr. Antonia Lehmann-Tolkmitt und Dr. Andrea Knop, Beck & Eggeling Eine neue Kunstpräsentation im Wirtschaftsclub Düsseldorf. Dieses Mal wurden mit Herbert Beck und Morio Nishimura zwei Künstler mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen ausgewählt. Ihre Arbeiten weisen eine besondere Naturverbundenheit sowie meditative Fähigkeiten auf und harmonieren besonders gut miteinander. Herbert Beck, „Mohnblüten“, o.J., Aquarell auf Papier, 66 x 56 cm. „Faces of the World“ Die im Foyer des Wirtschaftsclubs präsentierte 10-teilige Installation gemalter Köpfe von Herbert Beck wurde zum ersten Mal 2009 in einer Einzel-Ausstellung in Peking gezeigt. Sie zeigt ausdrucksstarke Gesichter vor undeutbaren Bildgründen. Die Gesichter sind sehr persönliche, rätselhafte und zugleich allgemeine Bilder. Ihre archetypischen Züge verweisen auf die Komplexität menschlichen Seins und die unterschiedlichen Bedingungen des menschlichen Seins. Auch Herbert Becks andere Figurenbilder sind vielschichtig und ambivalent. Im Gegensatz zu seinen Figurenbildern sind die Aquarelllandschaften immer frei von menschlicher Existenz. Meditativ sind die Bilder nicht nur beim Anschauen, sondern meditativ ist auch ihr Entstehungsprozess: über Wochen hinweg übermalte der Künstler immer wieder die Farbflächen, bis der Farbton in seinen Augen passte. Herbert Beck, „Das Gespräch“, o.J., Aquarell auf Papier, 7,6 x 10,5 cm 48 TradeTalk
Expressive Landschaften: Wolken, Berge und Meerbilder Herbert Beck ist bekannt und beliebt für seine großen und weiten Landschaftsdarstellungen, die bis zum Horizont gehen. Von seinem Atelier aus hatte er einen wunderbaren Blick über den Tegernsee, dieser Blick hat ihn inspiriert und angeregt. Die landschaftliche Schönheit des Tegernseer Tals hat sicherlich seinen Blick für die Landschaft geprägt, viele seiner Arbeiten sind angeregt durch die reale Schönheit der Natur. Sie bilden jedoch stets einen inneren Eindruck ab und werden durch ihre expressive Farbigkeit zum individuellen Erlebnisraum. Großformatig ist auch die Serie der „Eigenen Welten“ mit ihren imaginären, häufig auch nächtlichen Landschaften. Sie sind phantastisch, geheimnisvoll, auf eine bestimmte Weise surreal, aber auch mystisch: es sind nächtliche Traumlandschaften, unberührt und frei von menschlichen Spuren. Diese großen Formate sind sehr ungewöhnlich für die Aquarellmalerei und sie zeigen, wie sicher und meisterhaft Herbert Beck die Aquarelltechnik beherrschte. Die von Beck selbst so genannten „Miniaturen“, die den Weg zum Restaurant säumen, nehmen eine Sonderstellung im Werk des Künstlers ein: es sind Bilder, Imaginationen des Zufalls, die über 30 Jahre hinweg während des Malprozesses entstanden sind. Um das Verhältnis von Farbe und Wasser bei den großen Aquarellen richtig zu dosieren, strich Beck auf einem übrig gebliebenen Papier schnell den Pinsel ab. Auf diesen Papierresten entstanden so willkürliche Farbklänge und Farbkonstellationen, in denen der Künstler später Andeutungen von Landschaften und Figuren entdeckte und sie mit wenigen Pinselstrichen zu eigenständigen Kompositionen ergänzte. Symbol Lotus Auch bei den Skulpturen von Morio Nishimura geht es um eine besondere Verbindung zur Natur. Man erkennt sofort die typisch japanische, reduzierte Ästhetik der Lotusblätter aus seiner Serie „Süßer Regen“. Von ihnen geht eine meditative Stille aus, und trotzdem weisen sie eine bemerkenswerte Präsenz auf. Seit den 1990er Jahren arbeitet Nishimura an seiner Serie der Lotusblätter, die sich in immer neuen geöffneten und geschlossenen Dr. Georg-Peter Kränzlin, Dr. Andrea Knop, Michael Beck, Dr. Antonia Lehmann-Tolkmitt, Rüdiger Goll (v.li) organischen Formen fortsetzt. Das Lotusblatt als wichtiges inhaltliches und formales Symbol des Buddhismus ist zentrales Motiv in seiner Kunst. Nishimura ist keineswegs daran interessiert, das Blatt als Dekorationsmotiv zu reproduzieren, sondern tritt damit in eine spirituelle Semiotik ein. In der buddhistischen Tradition steht das Lotusblatt für den Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt und für die Seelenwanderung. Ganz gleich, ob sich der Betrachter dieser Symbolik bewusst ist, ist die außergewöhnliche Aura und zurückhaltende schlichte Eleganz der Skulpturen kaum zu übersehen. Sie stellen einen Ruhepol dar in der ansonsten hektischen Welt der zeitgenössischen Kunst. Die Skulpturen entstehen (zunächst in komplexen Konstruktionszeichnungen) durch aufeinandergeklebte Scheiben von Spanholz, die geschnitten, verklebt und geschliffen werden bis organische Strukturen entstehen. Die Vorgehensweise ist sehr komplex und langwierig und zudem sehr von den technischen und handwerklichen Fähigkeiten des Bildhauers abhängig. Sie erinnert zum einen an das traditionelle Holzhandwerk des Schiffbaus und zum anderen geht der lange, meditative Prozess des Formens und Schleifens in die Skulptur über – dies macht ihren meditativen Charakter aus. Die Holzskulpturen sind alle Unikate. Mittels einer Abgussform werde sie dann in Bronze gegossen und schließlich in verschiedenen Grün- bis Brauntönen patiniert. Die Arbeiten beider Künstler wurden bereits in etlichen Galerie- und Museumsausstellungen gezeigt und sind in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Die im Wirtschaftsclub Düsseldorf aktuell ausgestellten Werke können auch erworben werden. Morio Nishimura Der Künstler ist geboren und aufgewachsen in Kamakura, bekannt sowohl als ehemalige Hauptstadt, als auch für das Handwerk des Holzschnitzens. Er studierte Kunst an der Universität Tokyo und kam im Jahr 1991 mit einem Stipendium nach Deutschland. Nishimura schrieb sich an der Kunstakademie Düsseldorf ein und wurde schließlich Meisterschüler von Günther Uecker. Nishimura lebt mit seiner Familie in Meerbusch. Herbert Beck 1920 in Leipzig geboren, besuchte Herbert Beck nach einer Ausbildung zum Goldschmied die Kunstgewerbeschule für Graphik und Design. Im Jahr 1948 floh die Familie aus Leipzig an den Tegernsee, wo er die restliche Zeit seines Lebens verbrachte und sich vollends der Malerei widmete. Aufgrund einer Terpentinvergiftung 1984 musste Beck ein Jahr komplett aufhören zu malen, hiernach malte er nur noch in Aquarell. Beck hatte in den 1950er Jahren mehrere Ausstellungen in der berühmten Galerie Commeter in Hamburg, die auch Emil Nolde vertrat. Fotos: © TradeTalk
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