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Kloster Eberbach - Geschichte und Wein

Der atemberaubende Bildband Kloster Eberbach – Geschichte & Wein führt durch Kunst, Kultur und Geschichte der fast 900 Jahre alten Abtei.

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LOSTER<br />

BER<br />

ACH<br />

GESCHICHTE UND WEIN


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2


INHALT<br />

Vorwort7<br />

Die Stiftung <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

Unsere Tür steht offen, mehr noch unser Herz 10<br />

Die Historie<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> – die Faszination eines historischen Ortes 30<br />

Die Zisterzienser – ein europaweites Projekt 32<br />

Warum <strong>Eberbach</strong>? Gründung unter guten Vorzeichen 40<br />

Ora et labora: <strong>Kloster</strong>leben im mittelalterlichen <strong>Eberbach</strong> 46<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> in der Neuzeit: Zwischen Fortschritt, Stagnation <strong>und</strong> Rückschritt 60<br />

Säkularisation 1803: Ende des <strong>Kloster</strong>s – kein Ende <strong>Eberbach</strong>s 65<br />

Die bleibende Ausstrahlung des historischen Orts: <strong>Eberbach</strong> lebt 67<br />

Zeitleiste74<br />

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3<br />

<strong>Wein</strong>geschichte<br />

Es blühe der Steinberg 78<br />

Die Architektur<br />

Die karge Schönheit – <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> <strong>und</strong> Domäne Steinberg 140<br />

Die Domäne Steinberg 157<br />

Das <strong>Wein</strong>gut<br />

Der Steinbergkeller <strong>und</strong> die Domänen Steinberg <strong>und</strong> Rauenthal 170<br />

Domäne Bergstrasse – Kleinod mit Klasse 202<br />

Domäne Assmannshausen – Rotwein von Weltrang 214


Nächtlicher Blick aus dem Steinberg<br />

auf die Domäne <strong>und</strong> über den Rhein


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6


VORWORT<br />

Es war irgendwann Anfang der 1980er-Jahre, als ich mich das erste Mal intensiver mit den<br />

<strong>Wein</strong>en von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> beschäftigt habe. Ich war damals Sommelier im Wies badener<br />

Sterne restaurant Ente vom Lehel. Der deutsche <strong>Wein</strong> erwachte – glücklicherweise – zu<br />

dieser Zeit langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Aber ich muss zugeben: In der Regel<br />

waren es andere <strong>Wein</strong>e aus dem Ausland, die damals die Herzen der stetig wachsenden Gemeinde von<br />

<strong>Wein</strong>liebhabern höher schlagen ließen. Vermutlich wäre es anders gewesen, hätten sie Zugang zu den<br />

Raritäten gehabt, die in der Schatzkammer des <strong>Kloster</strong>s schlummerten. Aber wer hatte das schon? Es<br />

sollte noch einige Jahre andauern …<br />

So hatte ich mein ganz persönliches Schlüsselerlebnis mit <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>er Kreszenzen<br />

erst 2007. Es bestand in einer Flasche Assmanshäuser Höllenberg aus dem Jahr 1959. Eine solche, so<br />

unglaubliche Qualität hatte ich nicht erwartet! Aus meiner Begeisterung wurde schnell Liebe, <strong>und</strong> diese<br />

blieb nicht ohne Folgen.<br />

Insgesamt sechs Raritätenproben durfte Fine Das <strong>Wein</strong>magazin, das ebenfalls im Tre Torri<br />

Verlag erscheint, bis heute im <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> vornehmen: drei Mal rot, drei Mal weiß, jede ein Highlight<br />

für sich. Als herausstechend allerdings stellte sich allen voran die Vergleichsprobe deutscher <strong>und</strong><br />

französischer Burg<strong>und</strong>erweine dar, an der auch internationale <strong>Wein</strong>kritiker <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>connaisseure teilnahmen.<br />

Das Ergebnis war nämlich geradezu eine Sensation: Die Assmannshäuser Spätburg<strong>und</strong>er werteten<br />

nicht nur auf Augenhöhe mit den großen französischen Pinots wie Romanée-Conti oder Rousseau.<br />

Ihre hervorragende Altersstruktur machte sie diesen sogar leicht überlegen!<br />

Große, mehrtägige Verkostungen – »100 Jahrgänge Riesling«, »100 Riesling Auslesen aus<br />

100 Jahren«, »Der Steinberg – ein <strong>Wein</strong>berg, zweih<strong>und</strong>ert <strong>Wein</strong>e aus drei Jahrh<strong>und</strong>erten« <strong>und</strong> die<br />

Spät burg<strong>und</strong>er-Proben der Lage Assmannshäuser Höllenberg – demonstrierten also eindrucksvoll die<br />

enorme Leistungskomplexität von Deutschlands größtem <strong>Wein</strong>gut. Nicht zuletzt deshalb entstand der<br />

starke Wunsch, dieses Buch zu publizieren.<br />

Es dokumentiert einerseits die enorme Bedeutung von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> – für den Rheingau,<br />

für Deutschland <strong>und</strong> die Welt. Andererseits spannt es einen Bogen von der Gründung durch die zisterziensischen<br />

Mönche bis in die Jetztzeit, immer auch mit Blick auf den <strong>Wein</strong>bau, der untrennbar zum<br />

<strong>Kloster</strong> gehört. Zudem würdigt es erstmalig in dieser Form einen der wertvollsten <strong>und</strong> international<br />

bedeutendsten kulturellen Schätze. Vor allem aber ist diese umfassende Darstellung eine Hommage an<br />

die Menschen, die sich in den vergangenen r<strong>und</strong> neun Jahrh<strong>und</strong>erten um <strong>Eberbach</strong> verdient gemacht<br />

haben. Sie haben Gewaltiges geschaffen. Nicht zuletzt ist »<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> – <strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>«<br />

denen gewidmet, die sich bis heute mit Verve <strong>und</strong> Herzblut für dieses einzigartige Erbe der Zisterzienser<br />

<strong>und</strong> dessen Erhalt engagieren – auch für künftige Generationen.<br />

« »<br />

7<br />

Ihr Ralf Frenzel<br />

Tre Torri Verlag


<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> bei Nacht: Nicht nur anlässlich der stattfindenden<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Festivals sorgt die Illumination<br />

des Gebäudeensembles für eine besondere Stimmung


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10


PORTA PATET, COR MAGIS<br />

Unsere Tür steht offen, mehr noch unser Herz<br />

An Superlativen ist die <strong>Geschichte</strong> des <strong>Kloster</strong>s <strong>Eberbach</strong> nicht arm. Ein Superlativ ist der von einer der am besten erhaltenen mittel-<br />

<strong>Kloster</strong>anlage in Europa. Eine Auszeichnung, die nicht von ungefähr kommt, hinter der unendlich viel persönliches<br />

Aalterlichen<br />

Engagement, vorausschauende Organisation, sehr viel harte Arbeit <strong>und</strong> jede Menge Investitionen stehen. Vor allem aber steht dahinter<br />

eine Stiftung, deren größtes Pf<strong>und</strong> eben diese <strong>Kloster</strong>anlage in Bestzustand ist <strong>und</strong> die in einer Art sich selbst erhaltendem Kreislauf<br />

den Fortbestand des <strong>Kloster</strong>s langfristig sichert.<br />

<strong>Wein</strong>proben, Konzerte, Führungen, Zeitspanne wider. In den von vier Gärtnerinnen der dazu gehörenden Hessischen Staatsweingüter<br />

Tagungen großer <strong>und</strong> kleinerer<br />

Unternehmen, Veranstaltunrichtung<br />

für Menschen mit geistiger Beeinträch-<br />

die Landesregierung ändern wollte, um den Haus-<br />

<strong>und</strong> Gärtnern sowie dem St. Vincenzstift (eine Ein-<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> zu finanzieren. Ein Umstand, den<br />

gen, Feste <strong>und</strong> Familien feiern – tigung oder Lern behinderung) gepflegten Gärten halt zu entlasten. Also wurde zum 1. Januar 1998 das<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> ist ein weltlicher Ort. Seit<br />

mehr als 200 Jahren ist das <strong>Kloster</strong> säkularisiert,<br />

Mönche leben hier schon lange nicht mehr. Dennoch<br />

– dem immer noch sakralen Zauber des<br />

Ortes kann man sich nicht entziehen, <strong>und</strong> bei<br />

aller Welt offen heit <strong>und</strong> Betriebsamkeit lässt sich<br />

die ursprüng liche Bestimmung des <strong>Kloster</strong>s zwischen<br />

den alten Gemäuern nach wie vor erahnen.<br />

Seit der Gründung im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert entstand<br />

<strong>und</strong> Parkanlagen stehen uralte Bäume, im Sommer<br />

sorgen Skulpturen wechselnder Künstlerinnen <strong>und</strong><br />

Künstler für besondere Blickachsen; r<strong>und</strong> um die<br />

<strong>Kloster</strong>anlage wachsen <strong>Wein</strong>berge, befinden sich<br />

Streuobst wiesen. Die alte <strong>Kloster</strong>mauer wird derzeit<br />

abschnittweise restauriert, <strong>und</strong> auch sonst sind<br />

beständig bauliche Arbeiten im Gange, um dafür<br />

zu sorgen, dass die historischen Gemäuer im bestmöglichen<br />

Zustand bleiben.<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> rechtlich vom <strong>Wein</strong>gut getrennt<br />

<strong>und</strong> in eine Stiftung überführt. Gleich zeitig wurde<br />

das <strong>Wein</strong>gut in eine GmbH umgewandelt, um es<br />

wirtschaftlich auf ein solides F<strong>und</strong>ament zu stellen<br />

<strong>und</strong> für die Zukunft zu rüsten. Das Land Hessen<br />

übergab mit der Stiftungs urk<strong>und</strong>e die komplette<br />

Abteianlage inklusive aller Gebäude <strong>und</strong> des Inventars<br />

an die Stiftung <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>. Der Auftrag<br />

laut Satzung: das Bau- <strong>und</strong> Kulturdenkmal<br />

an diesem Ort oberhalb von Eltville, abgelegen<br />

durch »eine maßvolle, dem Ort angemessene <strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> zurückgezogen, diese komplexe <strong>und</strong> kulturhistorisch<br />

einmalige <strong>Kloster</strong> anlage. Die insgesamt<br />

zählt auch, dass das <strong>Kloster</strong> für die Bevölkerung<br />

Eine Stiftung<br />

schonende Nutzung auf Dauer« zu erhalten. Dazu<br />

33 Gebäude beziehungsweise Gebäudeabschnitte Bis Ende der 1990er Jahre stand das zugänglich sein <strong>und</strong> für Repräsentationszwecke<br />

wurden größten teils zwischen dem 12. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

errichtet <strong>und</strong> spiegeln in ihren vielfältigen<br />

Pflicht, die notwendigen Investitio-<br />

werden soll sowie der Verpflichtung Genüge zu<br />

Land Hessen als Eigentümer in der für die Hessische Landesregierung bereitgestellt<br />

Bau stilen die unterschiedlichen Epochen dieser<br />

nen zum Erhalt des <strong>Kloster</strong>s <strong>und</strong> auch leisten, Rheingauer Brauchtum <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>kultur zu<br />

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11


« »<br />

DIE STIFTUNG<br />

12<br />

fördern. Um die Stiftung jedoch nicht von Anfang<br />

an vor eine unlösbare Aufgabe zu stellen, wird<br />

sie vom Land Hessen noch bis 2024 im Rahmen<br />

der einmaligen Generalsanierung finanziell unterstützt,<br />

damit die seit 1986 laufenden <strong>und</strong> dringend<br />

notwendigen Restaurantionsmaßnahmen beendet<br />

werden können. Ein Glücksfall für diesen Ort, denn<br />

das Land Hessen unterstützt die Maß nahmen am<br />

Ende mit über 120 Millionen Euro bis 2024. Ab<br />

der Fertig stellung eines Gebäudes oder der Außenanlage<br />

ist die Stiftung ver pflichtet, die Bauunterhaltung<br />

selbst zu tragen <strong>und</strong> die notwendigen Maßnahmen<br />

vollständig aus eigenen Ein nahmen zu<br />

bestreiten. Schon heute also laufen Betrieb <strong>und</strong><br />

Unterhalt der Anlage ohne jede Subvention. Keine<br />

leichte Aufgabe, schaut man auf die Kosten, die<br />

diese Mammut aufgabe für die Stiftung erzeugt.<br />

Die Stiftung genießt aber auch durchaus<br />

Vorteile, die sie dem Ziel näher bringen soll,<br />

das <strong>Kloster</strong> langfristig, auch für die Nachwelt, zu<br />

erhalten. Das sind einerseits steuerliche Begünstigungen<br />

durch deren Gemeinnützigkeit, darüber<br />

hinaus bietet aber gerade das <strong>Kloster</strong> mit seinen<br />

vielfältigen kulturellen Bedeutungen zahlreiche<br />

Möglichkeiten, Zustiftungen <strong>und</strong> Unterstützung<br />

in Form von Spenden zu generieren, die wiederum<br />

vom jeweiligen Spender steuerlich geltend gemacht<br />

werden können.<br />

Günter Ringsdorf, früher als der »letzte<br />

Abt von <strong>Eberbach</strong>« bezeichnet, übernahm als erster<br />

geschäftsführender Vorstand 1998 die Aufbauarbeit.<br />

Drei Jahre später folgte auf ihn Dr. Jens<br />

Jacob, bevor dieser 2006 ins Forstamt Weilburg<br />

wechselte. Dessen Kurzzeit-Nachfolger wiederum<br />

brachte die Stiftung in die Schlagzeilen: Er musste<br />

das Amt nach 20 Monaten niederlegen, nachdem<br />

man ihm die Veruntreuung von Stiftungsgeldern<br />

nachgewiesen hatte.<br />

Neustrukturierung<br />

Seit nunmehr 2008 ist Martin Blach<br />

engagierter Leiter der Stiftung<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>. Mit gerade mal<br />

33 Jahren übernahm der damals als<br />

Pressesprecher <strong>und</strong> Referatsleiter für Veranstaltungen,<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Gastronomie in<br />

der Hessischen Landesvertretung in Berlin tätige<br />

Diplom- Theologe die Geschäftsführung. Nach<br />

gut 200 Jahren also wieder ein Theologe an der<br />

Spitze des <strong>Kloster</strong>s, quasi »der moderne, welt liche<br />

Abt von <strong>Eberbach</strong>«. Mit Dr. Anna Runzheimer,<br />

ehrenamtliche Vorsitzende des Vorstandes <strong>und</strong><br />

Abteilungsleiterin im hessischen Landwirtschaftsministerium,<br />

bildet er den Vorstand. Ihm vor<br />

Ort zur Seite: Timo Georgi, sein Stellvertreter<br />

als Geschäftsführer. »Eine gigantische Herausforderung«,<br />

so Blach, »waren die ersten zwei Jahre.<br />

Wir mussten die Stiftung gr<strong>und</strong>legend restrukturieren<br />

<strong>und</strong> zunächst eine zukunftsfähige Basis<br />

schaffen.« Dazu gehörte auch, die bis dahin mangelhaften<br />

Finanz- <strong>und</strong> Controllingstrukturen aufzubauen<br />

<strong>und</strong> die Gebäudeinstandhaltung so zu<br />

organisieren, dass Schäden auf dem elf Hektar<br />

großen Gelände frühzeitig behoben werden, bevor<br />

sie noch höhere Kosten verursachen. »Dabei darf<br />

man nicht vergessen, dass das Ganze ja stets bei<br />

laufendem Betrieb stattfindet«, betont der gebürtige<br />

Frankfurter. Innerhalb kurzer Zeit gelang es<br />

dem rührigen Geschäftsführer <strong>und</strong> seinem Team,<br />

die Stiftung effizient zu strukturieren, sodass die<br />

erwirtschafteten Beträge inzwischen den Betrieb<br />

<strong>und</strong> den Unterhalt der Anlage finanzieren.<br />

Wie ist das zu schaffen? Martin Blach<br />

lächelt: »Das liegt vor allem am persönlichen<br />

Engagement des Teams. Alle, die hier beschäftigt<br />

sind, identifizieren sich mit ›ihrem‹ <strong>Kloster</strong>. Wir<br />

sind mit Herzblut dabei.« Das muss wohl so sein.<br />

Wie sonst kann es gelingen, mit einer »sehr überschaubaren<br />

Anzahl von 24 Mitarbeitern <strong>und</strong> 40<br />

Aushilfen« jährlich mehr als 3 700 Veranstaltungen<br />

zu bewältigen? Diese erstrecken sich von hochkarätigen<br />

Konzerten im Rahmen des Rheingau<br />

Musik Festivals über Tagungen bis hin zu öffentlichen<br />

Empfängen, Firmenveranstaltungen <strong>und</strong><br />

Kongressen. Die beliebten Schlenderweinproben<br />

<strong>und</strong> die alljährlich inszenierte Lumostory r<strong>und</strong>en<br />

das Angebot ab. Schlussendlich sind auch private<br />

Feiern zahlender Gäste in den Räumen der alten<br />

Abtei alltäglich.<br />

Die hessische <strong>Wein</strong>bauministerin,<br />

Priska Hinz, führt verfassungsgemäß die Aufsicht<br />

im Kuratorium, dessen Vorsitzende sie ist. »Wir<br />

müssen schon heute über das Zeitfenster 2024


PORTA PATET, COR MAGIS<br />

Martin Blach (r), Geschäftsführender<br />

Vorstand der Stiftung <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>,<br />

<strong>und</strong> sein Stellvertreter Timo Georgi<br />

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13


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30<br />

Trailer-Aufnahmen<br />

für Game of Thrones<br />

in der Basilika


KLOSTER EBERBACH –<br />

DIE FASZINATION EINES<br />

HISTORISCHEN ORTES<br />

Von Martin Wurzer-Berger<br />

Eine Kameradrohne erhebt sich sirrend vom Steinboden der Kirche. Immer wieder fliegt sie an Pfeiler <strong>und</strong> Kapitellen der trutzigen<br />

EArchitektur vorbei Richtung Chor. Der Raum wirkt noch kahler als üblich, alles Überflüssige ist aus ihm entfernt. Gleißendes Licht<br />

lässt die Apsis mit ihren fünf schmucklosen Fenstern erstrahlen. Im Gegenlicht werden die Steinplatten des Bodens markant modelliert.<br />

Anstelle eines Altars steht ein martialischer Thron auf einem zweistufigen Podest.<br />

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31<br />

Es ist ein grauer Februartag des Jahres<br />

2015, an dem sich diese Szenen in der<br />

<strong>Eberbach</strong>er <strong>Kloster</strong>basilika abspielen.<br />

Gedreht wird der deutsche Trailer für<br />

die fünfte Staffel einer Fernsehserie, die weltweit<br />

Millionen Zuschauer in ihren Bann zieht: Game<br />

of Thrones. Seit 2011 wird die Fantasy- Reihe nach<br />

dem Romanepos von George R. R. Martin »Das<br />

Lied von Eis <strong>und</strong> Feuer« mit zunehmendem Erfolg<br />

in Szene gesetzt.<br />

Nicht zum ersten Mal kommt <strong>Kloster</strong><br />

<strong>Eberbach</strong> zu Filmehren. Viele kleine <strong>und</strong> große<br />

Fernsehfilme nutzten <strong>und</strong> nutzen seine eindrucksvoll<br />

vielfältige Kulisse. Die Karriere <strong>Eberbach</strong>s im<br />

Film beginnt 1951 mit »Entscheidung vor Morgengrauen«<br />

(Decision Before Dawn) von Anatole<br />

Litvak nach dem Roman »Morgengrauen« (Call<br />

It Treason) von George Howe. Schon 1953 folgt<br />

die amerikanisch-deutsche Koproduktion »Martin<br />

Luther« über das Leben des Reformators unter der<br />

Regie von Irving Pichel. Aus neuerer Zeit ist unbedingt<br />

»Vision – Aus dem Leben der Hildegard von<br />

Bingen« aus dem Jahr 2009 zu nennen, ein Film<br />

von Margarethe von Trotta mit Barbara Sukowa<br />

in der Hauptrolle.<br />

Doch aller medialer Glanz wird nach<br />

wie vor überstrahlt von einer einzigen, herausragenden<br />

Produktion. Sie fußt auf dem ersten<br />

Roman, den der 1932 geborene italienische Semiotiker<br />

Umberto Eco 1980 veröffentlichte: »Der<br />

Name der Rose« (Il nome della rosa). Ihm gelang<br />

damit nicht nur die zeitgenössische Form eines<br />

Romans auf der Schwelle zur Postmoderne. Es<br />

wurde auch ein großer, weltweiter Erfolg, der sich<br />

im Jahrzehnt seiner Veröffentlichung nahezu zehn<br />

Millionen Mal verkaufte. Sowohl das Publikum<br />

als auch die Literaturwissenschaft fühlten sich<br />

vom vielschichtigen Aufbau des Buchs angezogen.<br />

Kurz gefasst klärt ein intellektueller, selbstständig<br />

denken der Mönch eine Serie mysteriöser Morde<br />

in einer abgelegenen mittelalterlichen Abtei auf.<br />

Eco vermischt Elemente aus Kriminalromanen<br />

<strong>und</strong> Epochen portraits mit philosophischen Reflexionen<br />

<strong>und</strong> schafft auf diese Weise ein lebendiges<br />

Bild des späten Mittel alters, das die Vorstellungen


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DIE HISTORIE<br />

34<br />

Die karge <strong>und</strong> zugleich<br />

beeindruckende Basilika<br />

sorgt für eine geradezu<br />

mystische Atmosphäre


Die Zisterzienser – ein europaweites Projekt<br />

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35


DIE KARGE SCHÖNHEIT<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> <strong>und</strong> Domäne Steinberg<br />

Von Gerwin Zohlen<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

Vielleicht ist ein klarer Vorfrühlingstag am besten geeignet, um das <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> <strong>und</strong> die Domäne Steinberg zu besuchen. Die<br />

VSalbei- <strong>und</strong> Lavendelbüsche im <strong>Kloster</strong>garten sind noch herbstbeschnitten kurz <strong>und</strong> harren aufs Austreiben, der Falke pfeift am hellen<br />

rheinischen Himmel, <strong>und</strong> erhaben filigran stehen die neun Kapellen an der Basilika vorm braungrünen Wald. Es ist die poetische Stille<br />

vor dem vitalen Ausbruch des Frühlings mit all seinen Exklamationen, dem Aufbrechen der Knospen <strong>und</strong> Austreiben der Zweige, dem<br />

Ansetzen von Laub <strong>und</strong> Nadeln, dem Gemurmel <strong>und</strong> Gebrumm der Reisezeit, in der die Besucher zu H<strong>und</strong>erttausenden kommen<br />

<strong>und</strong> die baulichen Anlagen des <strong>Kloster</strong>s fluten. In Bussen, in Gruppen. Jetzt sitzen die Gäste überschaubar in der <strong>Kloster</strong> schänke,<br />

dem vormaligen Pferdestall, <strong>und</strong> streifen nur vereinzelt durch Gärten <strong>und</strong> kühle Gemäuer. Den Kreuzgang erlebt man wohl selten so<br />

einzigartig in sich gekehrt wie jetzt <strong>und</strong> das Sterngewölbe des Kapitelsaals kaum je so schirmartig ausgebreitet über seiner schlanken<br />

Säule. Die Räume strahlen ihre Erhabenheit <strong>und</strong> karge Eleganz aus, die Basilika streckt sich innen so hoch <strong>und</strong> mächtig, wie man es<br />

außen kaum ahnt, <strong>und</strong> um diese Zeit überzeugender als im prallen Sommer ist der leise Schauder, wenn man die ausgetretenen Stufen<br />

aus der Basilika zum Dormitorium, dem Schlafsaal der Mönche hinaufsteigt. Ergriffen steht man beim Blick in den langen Saal mit<br />

seinen zwei Schiffen <strong>und</strong> elf Jochen <strong>und</strong> sieht auf die fallende Linie der Kapitelle. Sie kompensieren das leichte Gefälle des Baugr<strong>und</strong>s<br />

nicht, sondern folgen ihm nach. Doch steigt die Kälte selbst noch durchs feste Schuhwerk auf. Eine deutliche Ahnung von der Härte<br />

der <strong>Kloster</strong>regeln erfasst einen, die das Schlafen auf einfachsten Gestellen vorschrieb, ohne Plumeaus <strong>und</strong> Wolldecke, ohne Heizung<br />

<strong>und</strong> Komfort. Wie viel Kühle, wie viel Strenge, welch ergreifende Askese, aber zugleich auch welche Anmut ohne Lieblichkeit haben<br />

sich hier abgelagert. Als hätten die Steine sie in sich aufgesogen. Damit wacht das Staunen vor der inneren Macht der Frömmigkeit<br />

auf, die vor 900 Jahren die Zisterzienser zu einem der erfolgreichsten Orden bis in den hohen Norden Europas gemacht haben, um<br />

dem Gr<strong>und</strong>gebot des »Ora et Labora« Folge zu leisten. Ein Rausch der Weltabkehr.<br />

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141<br />

Eindringlich stellt sich in der kargen<br />

Jahreszeit auch der Ort aus, an dem<br />

das <strong>Kloster</strong> liegt. Von den <strong>Wein</strong>bergen<br />

des Rheingaus, dieser uralten, von der<br />

UNESCO streckenweise als Welterbe geschützten<br />

Landschaft links <strong>und</strong> rechts des Rheins, sieht man<br />

von hier aus so gut wie nichts. Die wie erstarrte<br />

lange Meereswogen sich an den Fluss schmiegende<br />

Kulturlandschaft des <strong>Wein</strong>s ist vom engen Talzipfel<br />

des <strong>Kloster</strong>s zwischen den Taunusbergen<br />

kaum zu sehen, fast nur zu ahnen. Keine Anhöhe<br />

mit freiem Blick, auf der das <strong>Kloster</strong> errichtet worden<br />

wäre, keine Mulde mit sanft zum Strom hin<br />

abfallenden Uferlehnen. Beinahe schroff duckt es<br />

sich in die Klamm zweier Berge, als wolle es all


« »<br />

DIE ARCHITEKTUR<br />

144


Die karge Schönheit<br />

Blick vom Kreuzgang über<br />

den Innenhof zur Basilika<br />

« »<br />

145


« »<br />

Dieter Greiner, Geschäftsführer der<br />

Hessischen Staatsweingüter GmbH<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

170


DER STEINBERGKELLER<br />

<strong>und</strong> die Domänen Steinberg <strong>und</strong> Rauenthal<br />

Von Till Ehrlich<br />

Hinter dem Steintor öffnet sich der Blick auf den <strong>Wein</strong>berg, dessen Reben in Morgenlicht gehüllt sind. Am Horizont flimmert das<br />

Hrheinhessische Ufer des Rheins bei Ingelheim im Dunst. Ganz in der Nähe sieht man einzelne Arbeiter Reben schneiden, in der<br />

Ferne tuckert ein Traktor zwischen den Rebzeilen entlang. Der mehr als 30 Hektar Reben umfassende Steinberg ist eine der besten<br />

Riesling lagen der Welt. Er wurde von Zisterziensermönchen bis zum Jahr 1239 angelegt, ist seitdem in seiner Gr<strong>und</strong>struktur unangetastet<br />

geblieben <strong>und</strong> kontinuierlich weinbaulich bewirtschaftet worden. Der <strong>Wein</strong> vom Steinberg, der Steinberger, hat seit dem Mittelalter<br />

zu den edelsten <strong>und</strong> kostbaren Kreszenzen gehört. Seit 1767 umfriedet den <strong>Wein</strong>berg eine kilometerlange, hohe Ringmauer, <strong>und</strong><br />

beim Betreten des Bergs wird man überrascht von einem Gefühl der Weite <strong>und</strong> Geborgenheit zugleich. Die schiefergedeckte Mauer<br />

schützt nicht nur seit zweieinhalb Jahrh<strong>und</strong>erten die Reben vor Kaltluft, Traubendieben <strong>und</strong> hungrigem Wild, sie verdeutlicht, dass<br />

hier eine andere, bewahrenswerte Welt beginnt, die ganz der Pflege <strong>und</strong> dem Wachstum der Rebstöcke <strong>und</strong> den Trauben vor behalten<br />

scheint. Die von Wald <strong>und</strong> Mauerwerk geschützte Lage war der Lieblingsweinberg der Mönche. Erst die Säkularisation beendete<br />

im Jahr 1803 mit ihrer Vertreibung diese lange <strong>und</strong> nicht nur für den Rheingauer <strong>Wein</strong>bau segensreiche <strong>und</strong> fruchtbare Beziehung.<br />

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171<br />

Im Jahr 2008 wurde am Rand des Steinbergs<br />

eine moderne Kellerei errichtet,<br />

der Steinbergkeller. Es ist der Ort, an<br />

dem heute der Großteil der <strong>Wein</strong>e von<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> entsteht. Im selben Jahr wurde<br />

am Steinberg auch ein alter Weg, der »Bernharduspfad«,<br />

wieder begehbar gemacht. Über ihn ist die<br />

ehemalige Zisterzienserabtei <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> in<br />

einer Viertelst<strong>und</strong>e zu Fuß erreichbar. Dieser freigelegte<br />

Pfad zwischen <strong>Wein</strong>berg <strong>und</strong> <strong>Kloster</strong> steht<br />

symbolisch für die ursprüngliche Verb<strong>und</strong>enheit<br />

des <strong>Eberbach</strong>er <strong>Wein</strong>baus mit dem zisterziensischen<br />

Mönchstum.<br />

2003 wurden die Staatsweingüter vom<br />

Landesbetrieb in eine GmbH überführt, die im<br />

Besitz des Landes Hessen ist. Die Umstrukturierung<br />

wurde von Dieter Greiner, der seit dem Jahr<br />

2000 die Staatsweingüter leitet, Keller meister Ralf<br />

Bengel, Winzermeister Stefan Seyffardt <strong>und</strong> ihrem<br />

Team erfolgreich gestaltet. Gleich zeitig wurde<br />

auch der Betriebsname in Hessische Staatsweingüter<br />

GmbH <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> geändert. Aus<br />

einer Ansammlung von mehreren Staatsweingütern<br />

wurde damit ein <strong>Wein</strong>gut, dessen sinnstiftende<br />

Identität die <strong>Wein</strong>bau tradition von<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> ist. Vor 2003 hatte jedes <strong>Wein</strong>gut<br />

der Hessischen Staatsweingüter ein eigenes


« »<br />

DAS WEINGUT<br />

<strong>Wein</strong> sortiment mit einem jeweils weitgehend<br />

selbst ständigen Vertrieb. Heute begreift man<br />

sich als ein großes <strong>Wein</strong>gut mit einem einzigen<br />

<strong>Wein</strong>sortiment, das von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> aus vermarktet<br />

wird. Der weinbauliche Vorbildcharakter<br />

für die <strong>Wein</strong>bau gebiete Rheingau <strong>und</strong> Hessische<br />

Bergstraße gehört heute zum Auftrag <strong>und</strong> Selbstverständnis<br />

des <strong>Wein</strong>guts. Das kommt auch in<br />

der engen Zusammenarbeit mit der renommierten<br />

Forschungs anstalt für Garten- <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>bau<br />

<strong>und</strong> heutiger <strong>Wein</strong>universität Geisenheim zum<br />

Ausdruck.<br />

172<br />

Vom preußischen Adler zurück<br />

zum <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

Nach außen ist die Rückbesinnung auf die zisterziensische <strong>Wein</strong>bautradition durch eine kleine, aber entscheidende Änderung auf<br />

Ndem <strong>Wein</strong>etikett sichtbar: Der preußische Adler wird sukzessive durch das Logo von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> ersetzt. Die Preußen hatten<br />

von 1866 bis 1946 die <strong>Wein</strong>güter als Preußische Staatsdomäne erfolgreich geführt <strong>und</strong> in dieser Zeit klug in die Betriebsstruktur <strong>und</strong><br />

<strong>Wein</strong>berge investiert. Ihr Engagement war nachhaltig <strong>und</strong> erfolgreich, es führte zu einer Blütezeit, die den Gewächsen Weltrang verlieh.<br />

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Preußische Staatsdomäne in den Besitz des Landes Hessens überging, wurde sie, um die<br />

Domäne Bergstraße erweitert, als Hessische Staatsweingüter weitergeführt. Auch der Adler des preußischen Staates wurde, in einer<br />

grafischen Version von 1938, als <strong>Wein</strong>gutslogo der Hessischen Staatsweingüter jahrzehntelang beibehalten. Er verschwand erst ab<br />

2009 auch auf den <strong>Wein</strong>etiketten.<br />

Neugestaltung der<br />

historischen Domänen<br />

Im Zuge der Umgestaltung wurden<br />

die Rebanlagen erneuert, teils<br />

neu bestockt <strong>und</strong> zudem innovative,<br />

nachhaltige Reberziehungssysteme<br />

im <strong>Wein</strong>berg getestet <strong>und</strong> realisiert. Der wertvolle<br />

Lagenbesitz von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> wurde neu<br />

strukturiert. Dort, wo es im Blick auf das <strong>Wein</strong>sortiment<br />

sinnvoll ist, kamen erstklassige Lagen<br />

wie der Wiesbadener Neroberg hinzu, der seit<br />

2005 wieder von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> bewirtschaftet<br />

wird. Zugleich wurde die unrentabel gewordene,<br />

weinbauliche Bewirtschaftung der Lagen<br />

durch sechs Domänen neu organisiert, gestrafft<br />

<strong>und</strong> zusammengefasst. Heute sind es insgesamt<br />

vier traditionelle Domänen, die die <strong>Wein</strong>bergspflege<br />

von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> mit seinen insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 250 Hektar Rebfläche arbeitsteilig realisieren:<br />

Assmannshausen, Steinberg, Rauen thal <strong>und</strong><br />

Bergstraße. Ein Großteil der Rebfläche besteht aus<br />

arbeits- <strong>und</strong> kostenintensiv zu bewirtschaftenden<br />

Steil- <strong>und</strong> Hanglagen.<br />

Die Domäne Assmannshausen pflegt<br />

die berühmten Spätburg<strong>und</strong>er-Steillagen im Assmannshäuser<br />

<strong>und</strong> Riesling <strong>und</strong> Spätburg<strong>und</strong>er<br />

im Rüdesheimer Berg im Rheingau, die Domäne<br />

Bergstraße den <strong>Wein</strong>bergsbesitz von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

im <strong>Wein</strong>gebiet Hessische Bergstraße. Für die<br />

Über 100 Jahre trennen diese Steinberger<br />

zentrale <strong>Wein</strong>bergspflege von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> ist<br />

wiederum die Domäne Rauenthal zuständig. Das<br />

Domänengebäude wurde 1928 von den Preußen<br />

als <strong>Wein</strong>baustützpunkt am Hangfuß der Toplage<br />

Rauen thaler Baiken errichtet, mit dem Ziel, die<br />

wertvollen Spitzenlagen vor Ort ideal bewirtschaf-


Der Steinbergkeller<br />

ten zu können. Heute ist die Domäne Rauenthal<br />

verantwortlich für insgesamt gut 90 Hektar Reben<br />

von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> in den Gemarkungen Rauenthal,<br />

Eltville <strong>und</strong> Hochheim sowie für den Wiesbadener<br />

Neroberg. Die Verarbeitung der Trauben,<br />

die Gärung <strong>und</strong> der Ausbau des <strong>Wein</strong>s geschehen<br />

im Steinbergkeller. Im Domänengebäude befindet<br />

sich auch der Gutsausschank »Baiken«.<br />

Im historischen Herzen des Rheingaus<br />

pflegt die Domäne Steinberg insgesamt knapp<br />

70 Hektar Reben von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>. Darunter<br />

sind weltberühmte Lagen, deren Namen<br />

seit Jahrh<strong>und</strong>erten Inbegriff von Rieslingkultur<br />

sind. Sie liegen in den Gemarkungen Rüdesheim,<br />

Hatten heim <strong>und</strong> Erbach. Zudem bewirtschaftet<br />

die Domäne den Steinberg selbst. Die Verarbeitung<br />

der Trauben, die Gärung <strong>und</strong> der Ausbau des<br />

<strong>Wein</strong>s geschehen im Steinbergkeller.<br />

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Wein</strong>qualität des strukturell erneuerten<br />

Staatsweinguts war der Bau einer neuen zentralen<br />

Kellerei, die 2008 im Steinberg eröffnet wurde. Sie<br />

verfügt über die Kapazität, die Trauben der drei<br />

Domänen Steinberg, Rauenthal <strong>und</strong> Berg straße<br />

sowie die Rieslingtrauben aus Rüdesheim aufnehmen,<br />

vergären <strong>und</strong> zu <strong>Wein</strong> ausbauen zu können.<br />

Eine Ausnahme ist Rotwein aus den wertvollen<br />

Einzellagen von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>, der im<br />

Rotweinkeller der Domäne Assmanns hausen ausgebaut<br />

wird.<br />

Der Steinbergkeller<br />

Wegweisend war die Entscheidung,<br />

die neue Kellerei nicht am alten,<br />

räumlich beengt gewordenen<br />

Standort in Eltville zu bauen, sondern<br />

ganz nah am <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> im Steinberg.<br />

Dieser Ort verkörpert die historische <strong>Wein</strong>bauidentität<br />

von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>. Der Steinbergkeller<br />

wurde nach Plänen des Architekten Reinhard<br />

Moster sehr sensibel <strong>und</strong> landschaftsbezogen<br />

errichtet – weitgehend unterirdisch <strong>und</strong> außerhalb<br />

der Ringmauer. Dabei wurde darauf geachtet,<br />

dass das gewachsene Landschaftsgefüge am<br />

Steinberg nicht verändert wurde. Mehr als 75 Prozent<br />

des Steinbergkellers wurden ins Erdreich des<br />

Steinbergs versenkt, ein Teil des unterirdischen<br />

Bauwerks ist an der Oberfläche mit Riesling reben<br />

bepflanzt. Die klare <strong>und</strong> funktionale Formgebung<br />

des Gebäudes ist konsequent auf nach haltige <strong>Wein</strong>herstellung<br />

ausgerichtet: Räume wie etwa der<br />

Stahltankkeller können von nachfolgenden Generationen<br />

bei Bedarf anders genutzt <strong>und</strong> ausgestattet<br />

werden. <strong>Wein</strong>gutsdirektor Dieter Greiner <strong>und</strong><br />

Chef-Önologe Ralf Bengel waren mit ihrem Team<br />

in die Planung <strong>und</strong> Entstehung des Steinbergkellers<br />

von Anbeginn stark eingeb<strong>und</strong>en. Resultat<br />

ist eine State-of-the-Art-Kellerei, die technologisch<br />

nichts zu wünschen lässt, aber trotzdem<br />

Winzermeister Stefan Seyffardt, in der Domäne<br />

Steinberg verantwortlich für die Betriebsleitung <strong>und</strong><br />

das <strong>Wein</strong>bergsmanagement<br />

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173


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DAS WEINGUT<br />

188


Lagen der Domäne Assmannshausen in Rüdesheim<br />

Rüdesheimer Schlossberg<br />

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189


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202<br />

Volker Hörr, seit 2001 verantwortlicher<br />

Leiter der Domäne Bergstraße


DOMÄNE BERGSTRASSE<br />

Kleinod mit Klasse<br />

Von Till Ehrlich<br />

Zwischen dem hessischen Darmstadt im Norden <strong>und</strong> dem badischen Wiesloch im Süden ragen die westlichen Ausläufer des Oden-<br />

sanft in die Rheinebene hinein. An ihren Hängen <strong>und</strong> Hügeln werden seit spätantiker Zeit Reben kultiviert. Schon damals ver-<br />

Zwalds<br />

band die kleinen <strong>Wein</strong>orte am Fuße des Odenwalds die Bergstraße, die römische Via Strata Montana – ein alter Handelsweg, der von<br />

Darmstadt über Bensheim <strong>und</strong> Heppenheim nach Heidelberg führte. Er gab dem Rebland seinen schlichten Namen. Die sogenannten<br />

»Bergsträßer« sind wirkliche »Heimatweine«. Die Region, in der sie wachsen, besteht historisch aus zwei Teilen: Der südliche Bereich<br />

gehört administrativ zum badischen <strong>Wein</strong>baugebiet. Der nördliche ist ein eigenes <strong>Wein</strong>gebiet, das erst seit 1971 offiziell als »Hessische<br />

Bergstraße« bezeichnet wird.<br />

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203<br />

Mit seinen r<strong>und</strong> 450 Hektar Reben<br />

ist es auch eines der kleinsten deutschen<br />

<strong>Wein</strong>anbaugebiete. Wenig<br />

beachtet von den Aufgeregt heiten<br />

der deutschen <strong>Wein</strong>szene entstehen hier seit Jahrzehnten<br />

besondere Tropfen, die einen leisen Zauber<br />

besitzen: Sie sind ungekünstelt, in sich stimmig, mit<br />

Schliff, Finesse <strong>und</strong> natürlichem Charme; sie wirken<br />

weder aufgedonnert noch laut, sondern klar,<br />

steinig <strong>und</strong> subtil zugleich.<br />

Das Kleinod liegt inmitten einer wirtschaftlich<br />

<strong>und</strong> kulturell prosperierenden Region,<br />

die zudem eine der schönsten Kulturland schaften<br />

Deutschlands ist <strong>und</strong> oft schon Anfang März regelrecht<br />

aufblüht. Mandelbäume, Forsythien, Magnolien,<br />

Kirschen, Aprikosen, Äpfel <strong>und</strong> Birnen verwandeln<br />

wintergraue Hügel <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>berge in<br />

einen Blütenzauber, der das Gebiet zu einem<br />

beliebten Ziel für Ausflügler aus dem Rhein-Main-<br />

Gebiet <strong>und</strong> der Region Mannheim-Heidelberg<br />

macht. Trotzdem sind seine <strong>Wein</strong>e in Deutschland<br />

nahezu unbekannt: Die »Bergsträßer« verlassen<br />

nur selten ihr Herkunftsgebiet, sie werden traditionell<br />

vor allem an der Bergstraße selbst getrunken.<br />

Die Hessische Bergstraße scheint auf<br />

den ersten Blick eine leise, sich selbst genügende<br />

Welt zu sein. Mit dichten Wäldern <strong>und</strong> Burgen,<br />

alten <strong>Wein</strong>bergen, malerischen <strong>Wein</strong>bergshäuschen<br />

<strong>und</strong> den mittelalterlichen Fachwerkidyllen<br />

von Bensheim <strong>und</strong> Heppenheim: Eine in<br />

den Zeitläuften organisch gewachsene Landschaft,<br />

die seit eh <strong>und</strong> je mit dem <strong>Wein</strong>bau verwoben ist.<br />

Man sieht es den zahlreichen kleinteiligen Rebparzellen<br />

an, die liebevoll von Feierabendwinzern<br />

gepflegt werden <strong>und</strong> das Erscheinungsbild dieser<br />

hessischen <strong>Wein</strong>landschaft weithin prägen. Die<br />

Bergstraße ist denn auch ein authentisches <strong>Wein</strong>gebiet,<br />

das sich seinen weinbäuerlichen Charakter<br />

bis heute bewahren konnte.


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DAS WEINGUT<br />

220


Domäne Assmannshausen<br />

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221<br />

Holzfasskeller der<br />

Domäne Assmannshausen


ADRESSEN<br />

Hessische Staatsweingüter GmbH <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

D-65346 Eltville am Rhein<br />

Telefon +49 (0)6723 6046-0<br />

E-Mail weingut@kloster-eberbach.de<br />

Domäne Steinberg<br />

D-65346 Eltville am Rhein<br />

Telefon +49 (0)6723 6046-0<br />

E-Mail weingut@kloster-eberbach.de<br />

Domäne Rauenthal<br />

Gutsausschank im Baiken<br />

Wiesweg 86<br />

D-65343 Eltville am Rhein<br />

Telefon +49 (0) 6723 6046-0<br />

E-Mail weingut@kloster-eberbach.de<br />

« »<br />

239<br />

Domäne Bergstraße<br />

Darmstädter Straße 133<br />

D-64646 Heppenheim<br />

Telefon +49 (0)6252 126269-0<br />

E-Mail weingut@kloster-eberbach.de<br />

Domäne Assmannshausen<br />

Höllenbergstraße 10<br />

D-65385 Rüdesheim-Assmannshausen<br />

Telefon +49 (0)6723 6046-0<br />

E-Mail weingut@kloster-eberbach.de


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240<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> – <strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Wein</strong><br />

Herausgeber Ralf Frenzel<br />

© 2015 Tre Torri Verlag GmbH, Wiesbaden<br />

www.tretorri.de<br />

Idee, Konzeption <strong>und</strong> Umsetzung<br />

Tre Torri Verlag GmbH, Wiesbaden<br />

Autor Kapitel Historie <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>: Martin Wurzer-Berger, Münster<br />

Wissenschaftliche Beraterin Historie <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>: Dr. Jutta M. Berger, Münster<br />

Autor Kapitel <strong>Wein</strong>geschichte: Dr. Daniel Deckers, Limburg an der Lahn<br />

Autor Kapitel Architektur: Gerwin Zohlen, Berlin<br />

Autor Kapitel Domäne <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>e <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>: Till Ehrlich, Berlin<br />

Archiv <strong>und</strong> historische Bildredaktion: Sebastian Koch, Fulda<br />

Fotografie: Christof Herdt <strong>und</strong> Alex Habermehl, Frankfurt am Main<br />

Fotografie Seite 174–175: Arne Landwehr, Wiesbaden, für Fine Das <strong>Wein</strong>magazin<br />

Art Direction <strong>und</strong> Gestaltung: Guido Bittner, Wiesbaden<br />

Lektorat: Susanne Grendel, Büttelborn<br />

Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee<br />

Printed in Germany<br />

ISBN 978-3-944628-71-4<br />

Ein großes Dankeschön richten wir an den Vorsitzenden des<br />

Fre<strong>und</strong>es kreis <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> e.V., Dr. Wolfgang Riedel. Ohne<br />

seine unermüdliche Bereitschaft, uns, Verlag <strong>und</strong> Autoren, jederzeit<br />

zu unterstützen, sei es bei der arbeitsintensiven Recherche zu<br />

historischen Dokumenten oder bei Nachfragen über die Historie<br />

<strong>und</strong> Architektur von <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>, wäre das Buch nicht das<br />

geworden, was es heute ist.<br />

Was wir gern erwähnen möchten:<br />

Gut Ding, will Weile haben. Wohl auf kaum etwas trifft dieses<br />

Sprichwort so sehr zu wie für ein sorg fältig ediertes Buch. Ein<br />

Projekt wie diese einzigartige Dokumentation über <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong>,<br />

seinen <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> seine <strong>Geschichte</strong> hat eine Produktionszeit<br />

von über einem Jahr. Allein die über 5000 Auf nahmen r<strong>und</strong> um<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>gut mit seinen <strong>Wein</strong>bergen in den verschiedenen<br />

Lagen während der vier Jahres zeiten, die Fotos aus <strong>Wein</strong>gut <strong>und</strong><br />

-keller, die Recherche für die Texte, die von renommierten Autoren<br />

<strong>und</strong> Redakteuren verfasst wurden, all das braucht seine Zeit.<br />

Ebenso aufwendig ist die Produktion, die während der vergangenen<br />

Monate ein zehnköpfiges Verlags team beschäftigte. Das alles<br />

kostet Geld. Bevor das Buch überhaupt in den Handel kommt<br />

<strong>und</strong> verkauft werden kann, müssen Autoren, Lektoren, Fotografen,<br />

Art Direction, Drucker, Buchbinder <strong>und</strong> viele mehr bezahlt<br />

werden. Ohne eine solide Vorfinanzierung sind Buchprojekte wie<br />

dieses, das Sie jetzt als fertiges Exemplar in Ihren Händen halten,<br />

nicht zu realisieren. Insofern möchten wir unserem Darlehensgeber,<br />

der Rheingauer Volksbank e. G. in Geisenheim <strong>und</strong> insbesondere<br />

Paul Meuer, an dieser Stelle unseren herz lichen Dank aussprechen.<br />

Haftungsausschluss<br />

Die Inhalte dieses Buchs wurden von Herausgeber <strong>und</strong> Verlag sorgfältig<br />

erwogen <strong>und</strong> geprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen<br />

werden. Die Haftung des Herausgebers bzw. des Verlags für Personen-,<br />

Sach- <strong>und</strong> Vermögens schäden ist ausgeschlossen.


KLOSTER EBERBACH<br />

GESCHICHTE UND WEIN<br />

<strong>Eberbach</strong> – vom Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zum größten <strong>Wein</strong>gut Deutschlands<br />

Erstmals umfassend dokumentiert: R<strong>und</strong> 900 Jahre <strong>Kloster</strong>geschichte,<br />

die über die gesamte Zeit untrennbar mit <strong>Wein</strong>anbau verknüpft ist. Von<br />

ihren Anfängen bis heute, mit Blick auf die beeindruckende Historie<br />

<strong>und</strong> Architektur im Wandel der Zeit bis hin zu den heutigen <strong>Kloster</strong>-<br />

Domänen <strong>und</strong> deren eindrucksvolle, international renommierten <strong>Wein</strong>e.

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