Kloster Eberbach - Geschichte und Wein

VORWORT
Es war irgendwann Anfang der 1980er-Jahre, als ich mich das erste Mal intensiver mit den
Weinen von Kloster Eberbach beschäftigt habe. Ich war damals Sommelier im Wies badener
Sterne restaurant Ente vom Lehel. Der deutsche Wein erwachte – glücklicherweise – zu
dieser Zeit langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Aber ich muss zugeben: In der Regel
waren es andere Weine aus dem Ausland, die damals die Herzen der stetig wachsenden Gemeinde von
Weinliebhabern höher schlagen ließen. Vermutlich wäre es anders gewesen, hätten sie Zugang zu den
Raritäten gehabt, die in der Schatzkammer des Klosters schlummerten. Aber wer hatte das schon? Es
sollte noch einige Jahre andauern …
So hatte ich mein ganz persönliches Schlüsselerlebnis mit Kloster Eberbacher Kreszenzen
erst 2007. Es bestand in einer Flasche Assmanshäuser Höllenberg aus dem Jahr 1959. Eine solche, so
unglaubliche Qualität hatte ich nicht erwartet! Aus meiner Begeisterung wurde schnell Liebe, und diese
blieb nicht ohne Folgen.
Insgesamt sechs Raritätenproben durfte Fine Das Weinmagazin, das ebenfalls im Tre Torri
Verlag erscheint, bis heute im Kloster Eberbach vornehmen: drei Mal rot, drei Mal weiß, jede ein Highlight
für sich. Als herausstechend allerdings stellte sich allen voran die Vergleichsprobe deutscher und
französischer Burgunderweine dar, an der auch internationale Weinkritiker und Weinconnaisseure teilnahmen.
Das Ergebnis war nämlich geradezu eine Sensation: Die Assmannshäuser Spätburgunder werteten
nicht nur auf Augenhöhe mit den großen französischen Pinots wie Romanée-Conti oder Rousseau.
Ihre hervorragende Altersstruktur machte sie diesen sogar leicht überlegen!
Große, mehrtägige Verkostungen – »100 Jahrgänge Riesling«, »100 Riesling Auslesen aus
100 Jahren«, »Der Steinberg – ein Weinberg, zweihundert Weine aus drei Jahrhunderten« und die
Spät burgunder-Proben der Lage Assmannshäuser Höllenberg – demonstrierten also eindrucksvoll die
enorme Leistungskomplexität von Deutschlands größtem Weingut. Nicht zuletzt deshalb entstand der
starke Wunsch, dieses Buch zu publizieren.
Es dokumentiert einerseits die enorme Bedeutung von Kloster Eberbach – für den Rheingau,
für Deutschland und die Welt. Andererseits spannt es einen Bogen von der Gründung durch die zisterziensischen
Mönche bis in die Jetztzeit, immer auch mit Blick auf den Weinbau, der untrennbar zum
Kloster gehört. Zudem würdigt es erstmalig in dieser Form einen der wertvollsten und international
bedeutendsten kulturellen Schätze. Vor allem aber ist diese umfassende Darstellung eine Hommage an
die Menschen, die sich in den vergangenen rund neun Jahrhunderten um Eberbach verdient gemacht
haben. Sie haben Gewaltiges geschaffen. Nicht zuletzt ist »Kloster Eberbach – Geschichte und Wein«
denen gewidmet, die sich bis heute mit Verve und Herzblut für dieses einzigartige Erbe der Zisterzienser
und dessen Erhalt engagieren – auch für künftige Generationen.
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Ihr Ralf Frenzel
Tre Torri Verlag