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Kloster Eberbach - Geschichte und Wein

Der atemberaubende Bildband Kloster Eberbach – Geschichte & Wein führt durch Kunst, Kultur und Geschichte der fast 900 Jahre alten Abtei.

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DIE KARGE SCHÖNHEIT<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> <strong>und</strong> Domäne Steinberg<br />

Von Gerwin Zohlen<br />

<strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong><br />

Vielleicht ist ein klarer Vorfrühlingstag am besten geeignet, um das <strong>Kloster</strong> <strong>Eberbach</strong> <strong>und</strong> die Domäne Steinberg zu besuchen. Die<br />

VSalbei- <strong>und</strong> Lavendelbüsche im <strong>Kloster</strong>garten sind noch herbstbeschnitten kurz <strong>und</strong> harren aufs Austreiben, der Falke pfeift am hellen<br />

rheinischen Himmel, <strong>und</strong> erhaben filigran stehen die neun Kapellen an der Basilika vorm braungrünen Wald. Es ist die poetische Stille<br />

vor dem vitalen Ausbruch des Frühlings mit all seinen Exklamationen, dem Aufbrechen der Knospen <strong>und</strong> Austreiben der Zweige, dem<br />

Ansetzen von Laub <strong>und</strong> Nadeln, dem Gemurmel <strong>und</strong> Gebrumm der Reisezeit, in der die Besucher zu H<strong>und</strong>erttausenden kommen<br />

<strong>und</strong> die baulichen Anlagen des <strong>Kloster</strong>s fluten. In Bussen, in Gruppen. Jetzt sitzen die Gäste überschaubar in der <strong>Kloster</strong> schänke,<br />

dem vormaligen Pferdestall, <strong>und</strong> streifen nur vereinzelt durch Gärten <strong>und</strong> kühle Gemäuer. Den Kreuzgang erlebt man wohl selten so<br />

einzigartig in sich gekehrt wie jetzt <strong>und</strong> das Sterngewölbe des Kapitelsaals kaum je so schirmartig ausgebreitet über seiner schlanken<br />

Säule. Die Räume strahlen ihre Erhabenheit <strong>und</strong> karge Eleganz aus, die Basilika streckt sich innen so hoch <strong>und</strong> mächtig, wie man es<br />

außen kaum ahnt, <strong>und</strong> um diese Zeit überzeugender als im prallen Sommer ist der leise Schauder, wenn man die ausgetretenen Stufen<br />

aus der Basilika zum Dormitorium, dem Schlafsaal der Mönche hinaufsteigt. Ergriffen steht man beim Blick in den langen Saal mit<br />

seinen zwei Schiffen <strong>und</strong> elf Jochen <strong>und</strong> sieht auf die fallende Linie der Kapitelle. Sie kompensieren das leichte Gefälle des Baugr<strong>und</strong>s<br />

nicht, sondern folgen ihm nach. Doch steigt die Kälte selbst noch durchs feste Schuhwerk auf. Eine deutliche Ahnung von der Härte<br />

der <strong>Kloster</strong>regeln erfasst einen, die das Schlafen auf einfachsten Gestellen vorschrieb, ohne Plumeaus <strong>und</strong> Wolldecke, ohne Heizung<br />

<strong>und</strong> Komfort. Wie viel Kühle, wie viel Strenge, welch ergreifende Askese, aber zugleich auch welche Anmut ohne Lieblichkeit haben<br />

sich hier abgelagert. Als hätten die Steine sie in sich aufgesogen. Damit wacht das Staunen vor der inneren Macht der Frömmigkeit<br />

auf, die vor 900 Jahren die Zisterzienser zu einem der erfolgreichsten Orden bis in den hohen Norden Europas gemacht haben, um<br />

dem Gr<strong>und</strong>gebot des »Ora et Labora« Folge zu leisten. Ein Rausch der Weltabkehr.<br />

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Eindringlich stellt sich in der kargen<br />

Jahreszeit auch der Ort aus, an dem<br />

das <strong>Kloster</strong> liegt. Von den <strong>Wein</strong>bergen<br />

des Rheingaus, dieser uralten, von der<br />

UNESCO streckenweise als Welterbe geschützten<br />

Landschaft links <strong>und</strong> rechts des Rheins, sieht man<br />

von hier aus so gut wie nichts. Die wie erstarrte<br />

lange Meereswogen sich an den Fluss schmiegende<br />

Kulturlandschaft des <strong>Wein</strong>s ist vom engen Talzipfel<br />

des <strong>Kloster</strong>s zwischen den Taunusbergen<br />

kaum zu sehen, fast nur zu ahnen. Keine Anhöhe<br />

mit freiem Blick, auf der das <strong>Kloster</strong> errichtet worden<br />

wäre, keine Mulde mit sanft zum Strom hin<br />

abfallenden Uferlehnen. Beinahe schroff duckt es<br />

sich in die Klamm zweier Berge, als wolle es all

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