« » 202 Volker Hörr, seit 2001 verantwortlicher Leiter der Domäne Bergstraße
DOMÄNE BERGSTRASSE Kleinod mit Klasse Von Till Ehrlich Zwischen dem hessischen Darmstadt im Norden <strong>und</strong> dem badischen Wiesloch im Süden ragen die westlichen Ausläufer des Oden- sanft in die Rheinebene hinein. An ihren Hängen <strong>und</strong> Hügeln werden seit spätantiker Zeit Reben kultiviert. Schon damals ver- Zwalds band die kleinen <strong>Wein</strong>orte am Fuße des Odenwalds die Bergstraße, die römische Via Strata Montana – ein alter Handelsweg, der von Darmstadt über Bensheim <strong>und</strong> Heppenheim nach Heidelberg führte. Er gab dem Rebland seinen schlichten Namen. Die sogenannten »Bergsträßer« sind wirkliche »Heimatweine«. Die Region, in der sie wachsen, besteht historisch aus zwei Teilen: Der südliche Bereich gehört administrativ zum badischen <strong>Wein</strong>baugebiet. Der nördliche ist ein eigenes <strong>Wein</strong>gebiet, das erst seit 1971 offiziell als »Hessische Bergstraße« bezeichnet wird. « » 203 Mit seinen r<strong>und</strong> 450 Hektar Reben ist es auch eines der kleinsten deutschen <strong>Wein</strong>anbaugebiete. Wenig beachtet von den Aufgeregt heiten der deutschen <strong>Wein</strong>szene entstehen hier seit Jahrzehnten besondere Tropfen, die einen leisen Zauber besitzen: Sie sind ungekünstelt, in sich stimmig, mit Schliff, Finesse <strong>und</strong> natürlichem Charme; sie wirken weder aufgedonnert noch laut, sondern klar, steinig <strong>und</strong> subtil zugleich. Das Kleinod liegt inmitten einer wirtschaftlich <strong>und</strong> kulturell prosperierenden Region, die zudem eine der schönsten Kulturland schaften Deutschlands ist <strong>und</strong> oft schon Anfang März regelrecht aufblüht. Mandelbäume, Forsythien, Magnolien, Kirschen, Aprikosen, Äpfel <strong>und</strong> Birnen verwandeln wintergraue Hügel <strong>und</strong> <strong>Wein</strong>berge in einen Blütenzauber, der das Gebiet zu einem beliebten Ziel für Ausflügler aus dem Rhein-Main- Gebiet <strong>und</strong> der Region Mannheim-Heidelberg macht. Trotzdem sind seine <strong>Wein</strong>e in Deutschland nahezu unbekannt: Die »Bergsträßer« verlassen nur selten ihr Herkunftsgebiet, sie werden traditionell vor allem an der Bergstraße selbst getrunken. Die Hessische Bergstraße scheint auf den ersten Blick eine leise, sich selbst genügende Welt zu sein. Mit dichten Wäldern <strong>und</strong> Burgen, alten <strong>Wein</strong>bergen, malerischen <strong>Wein</strong>bergshäuschen <strong>und</strong> den mittelalterlichen Fachwerkidyllen von Bensheim <strong>und</strong> Heppenheim: Eine in den Zeitläuften organisch gewachsene Landschaft, die seit eh <strong>und</strong> je mit dem <strong>Wein</strong>bau verwoben ist. Man sieht es den zahlreichen kleinteiligen Rebparzellen an, die liebevoll von Feierabendwinzern gepflegt werden <strong>und</strong> das Erscheinungsbild dieser hessischen <strong>Wein</strong>landschaft weithin prägen. Die Bergstraße ist denn auch ein authentisches <strong>Wein</strong>gebiet, das sich seinen weinbäuerlichen Charakter bis heute bewahren konnte.