ASO! Augsburg Süd-Ost - März 2016
Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg-West
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Der <strong>Augsburg</strong>er Künstler Klaus Hollmann<br />
Sein „Rentner-Appartement“, wie Klaus<br />
Hollmann seine Wohnung im 18. Stock<br />
des Schwabencenters nennt, ist ein eigenes<br />
Kunstobjekt. An jeder Wand und in jeder<br />
Ecke gibt es etwas zu entdecken und<br />
zu bestaunen. Besonders beeindruckend<br />
und ungewöhnlich sind seine Spiegelobjektkästen,<br />
die er immer nebenbei für sich<br />
selbst angefertigt hat und die nie ausgestellt<br />
wurden.<br />
Seit sechs Jahren lebt Hollmann im Schwabencenter,<br />
wohin er aus einem typischen<br />
Künstler-Bauernhof umzog. Nicht nur seinen<br />
gesamten Hausstand musste er damals<br />
auf ein Minimum reduzieren. Manche<br />
seiner Kunstwerke, z.B. die geschichtlichen<br />
Darstellungen, die er zur 2000-Jahr-Feier<br />
für die Stadt <strong>Augsburg</strong> angefertigt hatte,<br />
gestaltete er auf ein Mini-Format um. Jetzt<br />
zieren sie seine Wohnzimmerwand.<br />
Im vergangenen November feierte er nun<br />
seinen 80sten Geburtstag.<br />
Immer schon war Klaus Hollmann künstlerisch<br />
aktiv, der beste Zeichner in der<br />
Schulklasse und später, als Bautechniker<br />
derjenige, der für die interessanteren<br />
Zeichnungen und die realistischen Modell-<br />
Bauten zuständig war. 20 Jahre arbeitete er<br />
so als Bautechniker in einem Architekturbüro,<br />
plante Häuser, fertigte Zeichnungen<br />
an – damals alles noch von Hand – und<br />
bastelte Modelle.<br />
Hier begann er „verrückte“ Häuser zu entwerfen<br />
und hier fertigte er auch seine ersten<br />
Glas-Spiegelobjekte.<br />
Hollmann machte sich später selbständig,<br />
plante und baute vor allem moderne, offene<br />
Einfamilien-Galeriehäuser mit viel Holz<br />
und Glas.<br />
Obwohl er schon mit 25 Jahren erfolgreich<br />
Ölbilder malte, fing er an, sich auf die Glas-<br />
Spiegelobjekte zu konzentrieren, denn das<br />
war einzigartig, „das macht sonst keiner“,<br />
bis heute.<br />
1985 war er einer der Künstler, die von Wolf<br />
Noack im Buch „Zu Besuch bei 16 <strong>Augsburg</strong>er<br />
Malern und Bildhauern“ ausführlich<br />
vorgestellt wurden.<br />
Die düsteren geschichtlichen Darstellungen<br />
für die 2000-Jahr-Feier <strong>Augsburg</strong>s kosteten<br />
ihn damals mehr als fünf Jahre Arbeit,<br />
in denen er ohne Verdienst aus seinem<br />
Bauplaner-Beruf auskommen musste.<br />
Danach lebte er wieder von den Entwürfen<br />
außergewöhnlicher Einfamilienhäuser im<br />
Raum <strong>Augsburg</strong>. Mit 63 entschied er, dass<br />
Häuser planen und bauen doch zu stressig<br />
sei und setzte sich zur Ruhe. Nur gelegentlich<br />
fertigte er für Freunde und Bekannte<br />
– wenn sie denn nicht locker ließen – noch<br />
Bauplanungs-Entwürfe.<br />
Auch heute noch ist er unter Umständen<br />
bereit zu beraten und auch Entwürfe anzufertigen,<br />
wenn jemand „außergewöhnliche,<br />
zeitaufwändige“ EFH-Bauvorhaben<br />
hat. Auf seinem Zeichentisch liegen – wie<br />
eine Bestätigung und nicht zu übersehen<br />
– Pläne für einen seiner Träume. Ein großes<br />
Mehr-Generationen-Wohnhaus, wie<br />
Reihenhäuser, nur auch noch übereinander.<br />
„So kann man als junge Familie zwei<br />
Stockwerke nutzen, die sich später unkompliziert<br />
trennen lassen. Der Aufzug ist dafür<br />
dann schon da und Grundfläche wird viel<br />
weniger verbaut.“ Die Versiegelung der<br />
Oberfläche durch ständige Neubauten sieht<br />
Hollmann als Problem, dem er engagiert<br />
entgegenwirken will.<br />
Man merkt Klaus Hollmann an, dass er von<br />
unermüdlicher Kreativität lebt, zusätzlich<br />
hält er sich mit Fahrradfahren und anderen<br />
sportlichen Aktivitäten fit.<br />
Sein Kunstobjekt „Rentner-Appartement“<br />
darf auch von anderen besichtigt werden –<br />
aber nur auf Anmeldung! Zugegeben, auch<br />
der imposante Blick vom 18. Stock auf <strong>Augsburg</strong><br />
ist beneidenswert. Text / Fotos: B. Steiert