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BIBER 03_16 AR final ansicht

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2 Fast<br />

2 Furious<br />

in Belgrad<br />

Seit Jahresbeginn hat Sebastian Kurz (ÖVP)<br />

bereits eine Distanz von 36.986,55 km<br />

zurückgelegt. Egal, ob Indien, Äthiopien oder<br />

Serbien: Seine Aufenthalte sind vollgestopft<br />

mit Ministertreffen, Pressegesprächen und<br />

Wirtschaftsempfängen. Doch was passiert<br />

zwischen all den offiziellen Terminen? Biber<br />

hat ihn auf seiner Balkan-Tour begleitet.<br />

Von Suzana Knežević<br />

Außenminister unter sich: Sebastian Kurz (Österreich)<br />

und Ivica Dacic (Serbien)<br />

Bosnien, Serbien, Montenegro, Albanien, Kosovo und<br />

Mazedonien. Außenminister Sebastian Kurz bereiste<br />

im Februar sechs Länder in sechs Tagen. Die<br />

erste Erkenntnis, die man als Journalistin schnell erlangt,<br />

ist jene über die zumindest öffentlich zur Schau getragene<br />

grenzenlose Zuneigung zwischen Amtskollegen. Es gehört<br />

zum guten Ton, zu Beginn jeder Rede ausführlich für alles,<br />

was der andere je getan hat, Danke zu sagen. Einem wird<br />

ganz warm ums Herz angesichts der Freundlichkeit, mit<br />

der man unseren Außenminister am Balkan empfängt.<br />

„My friend Sebastian…thank you very much Sebastian...“<br />

Distanzierte Sachlichkeit sieht anders aus. Letztere wirft<br />

spätestens den serbischen Außenminister Ivica Dacic beim<br />

Abendessen über Bord: Kurz bekommt neben Cevapcici<br />

auch einen Karaoke-Song vom Amtskollegen serviert – da<br />

sag‘ nochmal jemand, Politik sei langweilig.<br />

Erkenntnis Nummer zwei aus sechs Tagen Balkan: Kondition<br />

ist wichtig. Während die mitreisenden Journalistinnen und<br />

Journalisten morgens schlaftrunken beim Frühstück sitzen,<br />

sie mittags schon das zweite Tief ereilt und sie spätestens<br />

beim abendlichen Wirtschaftsempfang nur noch von ihren<br />

Hotelbetten träumen, erscheint Kurz selbst immer topfit und<br />

gut gelaunt bei der Sache. Ein verspäteter Flug „zwingt“<br />

die Delegation zu einer einstündigen Pause am Flughafen<br />

– während umgehend auf den Sofas Platz genommen<br />

und wie hypnotisiert aufs Telefon gestarrt wird, geht der<br />

Außenminister von Person zu Person, bietet Informationen<br />

und Süßes an und fragt: „Soll ich jemandem ein Weckerl<br />

holen?“<br />

NÜSSE STATT LUXUSMENÜS<br />

Apropos Weckerl – hier die Erkenntnis Nummer drei: Ein<br />

Außenminister lebt ungesund. Eine solche Reise lehrt einen,<br />

nie auch nur ein Häppchen auszuschlagen. Das erstbeste<br />

Essensangebot ist das beste und sollte dankend angenommen<br />

werden. Andernfalls läuft man Gefahr die nächsten<br />

neun Stunden ohne Nahrung zu verbleiben. Die Nahrungsaufnahme<br />

erfolgt spät abends – dann jedoch in großem Stil.<br />

Sechsgängige Menüs mit allem, was das Land kulinarisch<br />

zu bieten hat. Problematisch wird es, wenn man, wie im<br />

Fall Kurz, keine Meereskost mag und in Albanien landet. In<br />

diesem Fall empfiehlt es sich stets einige Nüsse parat zu<br />

haben.<br />

Abendbuffet made in Beograd<br />

2 FAST 2 FURIOUS<br />

Erkenntnis Nummer vier: Terminstress kann Leben gefährden.<br />

Ein straffer Zeitplan und ein bisschen zu viel Geplauder<br />

mit dem mazedonischen Außenminister erfordern rasches<br />

Handeln, um den Rückflug nach Wien nicht zu versäumen.<br />

Kurzerhand fährt der Minister im Journalistenbus mit –<br />

etwas, womit der Fahrer nicht umgehen kann. Man fühlt<br />

sich an Szenen aus 2 Fast 2 Furious erinnert, während man<br />

- umringt von Polizeiautos und Sirenengeheul - durch die<br />

Stadt rast und nur knapp einer Karambolage entkommt. Der<br />

unkontrollierte Fahrstil bessert sich erst, als der Außenminister<br />

reagiert: „Ich fürcht‘ mich so!“. ●<br />

Dragan Tatić, Redaktion<br />

24 / POLITIKA /

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