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BIBER 03_16 AR final ansicht

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Macker-Machos peinlich. Ihr lasst uns endlich alleine<br />

durch die Tür gehen. Und so selbstverständlich wie<br />

wir Frauen die Restaurantrechnung übernehmen, so<br />

selbstständig haben wir nun auch die Rechnung zu<br />

tragen, die mit dem Frausein einherkommt. Wir müssen<br />

uns selbst verteidigen. Gleiche Rechte, gleiche<br />

Pflichten.<br />

KEIN RECHT AUF<br />

EINEN HELDEN<br />

Während ich darüber nachdenke, werde ich blass<br />

um die Nase. Soboczynski schreibt, dass Männer im<br />

Patriachart noch bereit waren zu sterben. Sie hätten<br />

für Frauen ihr Leben riskiert, wenn es darauf ankam.<br />

Mich erinnert das an die Löwen-Doku, die<br />

mich neulich feministisch<br />

empört hatte. So wie das<br />

königliche Löwenmännchen,<br />

das den ganzen Tag<br />

faulenzt und dann seinen<br />

Jägerinnen eins mit<br />

der Pranke überbrät,<br />

falls sie gar<br />

vor ihm etwas von der<br />

Beute abhaben wollten, so<br />

habt ihr uns einst unterdrückt.<br />

Aber bei Angriff<br />

eines Feindes wart ihr zur<br />

Stelle – ihr habt eure Mähne<br />

aufgestellt, gebrüllt und todesmutig<br />

gekämpft. Damals im<br />

Duell gab es keinen Rollenkonflikt. Ihr habt<br />

beschützt. Kein Mann erwartete, dass Frau<br />

das selbst erledigt. Wie auch? Sie war ja schwach.<br />

Heute ist das alles nicht mehr so eindeutig. Weil<br />

es keine Feinde gibt? Oder weil sich die Feinde<br />

im deutschsprachigen Raum bisher stets kultiviert<br />

genug verhielten, die Codes des Händchenhaltens<br />

respektierten? Oder aber weil Frauen nun stark sind<br />

– nämlich gesellschaftlich erstarkt. Hat nur die unterdrückte<br />

Frau das Recht auf einen Helden? Ist für die<br />

emanzipierte Frau der emanzipierte Mann nicht mehr<br />

bereit zu sterben?<br />

„Dieses männliche Imponiergehabe, das man<br />

als Beschützer an den Tag legen muss, wurde uns<br />

irgendwie abtrainiert. Wir sind eine Generation,<br />

die gerne schlichtet, deeskalierend einwirkt oder<br />

weitergeht, um Situationen zu entschärfen. Diesen<br />

gefährlichen Typus Raubtier-Mann, der plump<br />

und aggressiv fremde (auch vergebene) Frauen<br />

anmacht, kennen wir aus dem Alltag kaum, also<br />

„Hat nur die<br />

unter drückte<br />

Frau das Recht<br />

auf einen<br />

Helden?“<br />

sind wir auch von ihm überfordert,“ erklärt mir der<br />

softe Swagger, der übrigens ein großer, schlanker,<br />

tätowierter Metal-Fan ist.<br />

VERWEICHLICHT UND<br />

VERWEIBLICHT<br />

Stichwort „abtrainiert“. Mich erinnert das an die<br />

öffentliche Debatte darüber, dass es unseren Jungs<br />

an männlichen Vorbildern fehle. Im Kindergarten nur<br />

Kindergärtnerinnen, in der Schule nur Lehrerinnen<br />

und zu Hause – oft auch nur Mama. Denn in einer<br />

emanzipierten Gesellschaft lässt man sich auch<br />

scheiden, falls es überhaupt zur Ehe gekommen<br />

ist. Unsere Nachwuchsmänner in Deutschland<br />

und Österreich werden seit<br />

geraumer Zeit also nicht nur verweichlicht,<br />

sondern verweiblicht.<br />

Gewalt und<br />

Brutalität leben sie allemal<br />

mit ihrem Daumen<br />

aus, wenn sie Computerspiele<br />

zocken. Soboczynski<br />

beschreibt es so:<br />

„Spätestens seitdem<br />

die Wehrpflicht abgeschafft<br />

worden ist, wüsste<br />

ich von niemandem mehr,<br />

der sich berufen fühlte,<br />

ihn (den deutschen Mann)<br />

zu stählen. Ein Junge, der auf dem<br />

Schulhof einen Rivalen verdrischt, ist<br />

eher ein Fall für die Psychologin und für<br />

eine gute Dosis Ritalin, als dass Papi ihn für seine<br />

Selbstbehauptung loben würde.“ Klar, ein Mann hat<br />

heutzutage durch die Soft-Power seiner Worte zu<br />

beeindrucken, nicht durch die Härte seiner Fäuste.<br />

Gott sei Dank gibt es in Österreich die Wehrpflicht<br />

noch, denke ich mir. Für die deutschen<br />

Männer scheint sich immerhin meine Mutter berufen<br />

zu fühlen, sie zu stählen. Sie postet in die Facebook-<br />

Unterhaltung, in die sich inzwischen auch andere<br />

Softies eingeklinkt haben, ein Youtube-Video des<br />

legendären Kopfstoßes von Fußballgott Zinedine<br />

Zidane. Als eine Art Tutorial schreibt sie dazu:<br />

„Solche Typen find ich super - als Frau fühl ich mich<br />

total wohl damit.“ Im Anblick von Zidanes Bereitschaft<br />

seine eigene Schwester vor einem dreisten<br />

Italiener zu verteidigen, schmelze ich natürlich sofort<br />

dahin. Damals, nach der WM 2006, hatte ich ziemlich<br />

lange darüber nachgedacht, Zidane zu heiraten.<br />

Sein Stoß ging mir tief ins Herz. Was für ein Mann!<br />

30 / RAMBAZAMBA /

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