Vom AMS auf die Bühne Der gebürtige Kroate Mario Lučić bringt mit seinem Kabarett straight outta Gemeindebau die Geschichten jener Gruppen auf die Bühnen Wiens, die von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Von Jelena Pantić und Christoph Schlessmann (Foto) 64 / KULTURA /
<strong>BIBER</strong>: Mario, warum machst du Comedy? M<strong>AR</strong>IO: Vor drei Jahren bin ich arbeitslos geworden, wurde gekündigt, weil ich zu faul war. Und da dachte ich mir: Ich muss doch irgendwas im Leben können. Und ich bin halt nicht unbedingt witzig, aber komisch. Dinge, die ich mache, sind eben komisch zu erzählen. Also habe ich begonnen Sketches zu schreiben, nach vier Monaten stand ich auf der Bühne und ein Jahr später habe ich den Neulingsnagel (Anm. Red.: Kabarett-Newcomer-Preis) gewonnen. Dann warst du aber lange weg. Genau, ich habe den Preis erhalten und wurde direkt danach schwer krank. Ich hatte Achalasie, der Magenmuskel war ganz zu, konnte nicht essen, nicht trinken, nicht atmen. Habe in fünf Monaten 30kg verloren. Musste mich acht Eingriffen unterziehen und war praktisch ein halbes Jahr nur im Spital. Jetzt ist zum Glück alles ok. Aufgeben ist offensichtlich nicht dein Ding. Woher nimmst du eigentlich deine Inspiration? Der Gemeindebau am Rennbahnweg ist der Grundstein meines Programms. Es geht auch um Erfahrungen beim AMS und die ganzen Amtswege, dieses Tschuschending ist so mein roter Faden. Es geht um dieses Untensein. Ich mache mir immer Notizen und mein Programm hat sich quasi von selbst geschrieben, ich war in fünf Tagen fertig. Alles 100% ehrlich und straight. Wie bist du aufgewachsen? Meine Eltern waren ganz klischeehaft Hausbesorger, bin aber auch mit Austropop aufgewachsen, meine Mutter redet im Dialekt. Ich war in drei Schulen, in einer waren nur Ausländer, in der anderen nur Österreicher. Am Rennbahnweg waren dann die Leute halb Nazi, ua org, und halb Tschuxl, ua org – von einem Extrem ins andere. Ich kann das alles machen, weil ich beide Perspektiven kenne und immer in der Mitte war. Ich hatte jedenfalls als Ausländer in Wien nie solche Probleme, dass ich jetzt geknickt wäre. Ansonsten bin ich mit <strong>16</strong> von der Schule gegangen, habe eine Lehre gemacht und nur gekifft. Ich war schon ein Mongo: Rauchen und Park. Du bist also die Problemschicht aus den Nachrichten. Deine Zielgruppe auch? Meine Hauptzielgruppe sind schon Austro-Tschuschen. Bühne und Internet sind aber nicht dieselben Leute, es ist gemischt von 15-jährigen Mädchen bis zu 50-jährigen Österreichern. Es sind aber auf jeden Fall Leute, die sonst nicht ins Theater gehen würden. Was fühlst du auf der Bühne? Hast du Angst, dass niemand lacht? Energie, geil. Davor bin ich kribbelig und wenn ich dann das erste Lachen höre, geht’s ua ab. Zurückweisung habe ich schon gespürt, also habe ich keine Angst davor. Vor zwei Jahren hatte ich einen Auftritt und mein Material war ua scheiße und ich wusste das. Ich musste aber auf die Bühne und mich meier machen lassen, damit ich weiß wie das ist. Man muss auch mal auf die Goschn fliegen. Lebst du gerade deinen Traum? Ich bewege mich in die richtige Richtung. Mein Traum ist es der beste Comedian aller Zeiten zu werden, im deutschsprachigen Raum. Ich orientiere mich dabei nicht am österreichischen Kabarett, eher an den USamerikanischen Stand-Up-Comedians und dem King Dave Chapelle. Mein konkreter Traum ist es, die Stadthalle auszuverkaufen. Ich bilde mir ein, dass es klappen wird, es gibt für mich kein Nein. Ich suche mir auch keine Arbeit, denn entweder ich gehe mit diesem Ding unter oder ich steige auf. Wenn es klappen soll, darf es keinen Plan B geben, so denke ich mir das. Du hast auf deiner Seite auch Motivationssprüche – bist du sehr gläubig? Ja, extrem. Früher wollten meine Eltern immer, dass ich in die Kirche gehe und ich konnte das nicht akzeptieren, weil es mir so aufgezwungen wurde. Als ich krank wurde, habe ich meinen Glauben aber gefunden. Es ist natürlich schlecht, nur zu glauben, wenn man krank ist, aber besser spät als nie. Ich war kurz vorm Sterben und mein Glaube hat mich gehalten. Wie ist das, wenn man kurz vorm Tod steht? Ich wollte mich umbringen, darüber spreche ich auch im Programm. Ich wollte aus dem Fenster springen, denn für mich gab es nichts mehr. Ich konnte nicht essen, trinken, sprechen. Dann dachte ich mir aber: Ich sterbe jetzt sicher nicht, bevor ich nicht nochmal auf die Bühne gehe. Jetzt muss ich auf meine Ernährung und meinen Lebensstil achten und führe eigentlich ein besseres Leben als davor. Die Krankheit hat mir ‘ne Watsch‘n gegeben. Wie geht ein Österreicher, der sich damit nicht wirklich identifizieren kann, aus deinem Programm raus? Ich glaube, er findet es geil. Wir kennen es alle, weil wir es erleben und die denken sich einfach „geil“. Ich male quasi Bilder und bin detailverliebt in diesen Dingen – zum Beispiel knacksende Sessel beim AMS. ● Welche Werte sind uns wichtig? Die Universität Wien sucht Interessierte für ein Gruppengespräch. Reden Sie jetzt mit! Wir freuen uns auf Ihre Meinung. Anmeldung unter www.werteforschung.at, per Mail werteforschung@univie.ac.at oder Telefon 01-4277-49226. Alle Teilnehmer/innen erhalten eine Aufwandsentschädigung als kleines Dankeschön! / KULTURA / 65
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