FernUni-Jahrbuch 2015
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Prof. Dr. Uwe Vormbusch<br />
ZAHLEN WERDEN SCHNELL ZUM DOGMA<br />
Prof. Dr. Uwe Vormbusch leitet das Lehrgebiet Soziologische<br />
Gegenwartsdiagnosen an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
geförderten Forschungsprojekt befasst er<br />
sich seit September <strong>2015</strong> mit „Taxonomien des Selbst.<br />
Zur Genese und Verbreitung kalkulativer Praktiken der<br />
Selbstinspektion“.<br />
http://e.feu.de/jb15s11<br />
Prof. Uwe Vormbusch befasst sich mit der Macht von Zahlen.<br />
Dazu gehört einerseits die Zahlengläubigkeit vieler Managerinnen<br />
und Manager: „So werden sie oft schnell zum Dogma.“<br />
Umsatz- oder Gewinnzahlen sind für diejenigen, die sie lesen<br />
können, sehr aussagekräftig. „Doch für die meisten Menschen<br />
sind sie nicht gerade ‚sexy‘.“<br />
Dagegen seien bestimmte einfache Symbole für Mitarbeitende<br />
„unheimlich wichtig“: Eine Position in einem Ranking zeigt, „wo<br />
wir im Vergleich zu den anderen stehen“. Je kleiner die Zahl,<br />
desto besser. Die „weltweite Nummer 1“ zu sein, kann nicht nur<br />
außerhalb des Unternehmens Image und tatsächlichen Wert steigern,<br />
sondern auch die Identifikation der Beschäftigten erhöhen.<br />
Vormbusch: „Erster oder Zweiter zu sein, ist klasse, bei ‚Bronze‘<br />
kann es aber schon schwierig werden. Wie im Sport.“<br />
Der Rang in einer Liste hilft jedoch nur bei der einfachen Einordnung<br />
einer Leistung. Er zeigt nicht, wie der Sieg zustande<br />
gekommen ist. Und wie groß der Abstand zum Nächstplatzierten<br />
wirklich ist. Was sagt im Sport „eine Tausendstelsekunde“<br />
tatsächlich aus? Was bei der Abgasreduktion „10 Milligramm<br />
CO 2 weniger“? „Wichtiger wäre doch zu wissen, welcher<br />
Aufwand dahintersteckt, was die eigene Leistung ist und wie<br />
die Rahmenbedingungen bei der Erreichung des Erfolgs waren“,<br />
betont Vormbusch.<br />
„Das Unternehmen, bei dem<br />
ich arbeite, ist wichtig. Und<br />
damit bin ich es auch.“<br />
„Ich bin wichtig“<br />
Das Symbol zeigt: „Das Unternehmen, bei dem ich arbeite, ist<br />
wichtig. Und damit bin ich es auch.“ Das stifte ebenso wie Tradition<br />
oder innerbetriebliche Solidarität Identität: „Wir bei VW“ oder<br />
„Mir schaffe beim Daimler“, „der Stolz, ein Kruppianer zu sein“…<br />
Hat die Organisation ihr Ziel erreicht, darf sie nicht der Faszination<br />
dieser Zahl erliegen, sondern muss hinterfragen, warum sie<br />
den Erfolg errungen hat und wie er dauerhaft gesichert oder<br />
sogar noch gesteigert werden kann. Wenn die Beteiligten jedoch<br />
nur noch nach „dem Management der Zahlen“ schauen,<br />
„verliert jede Organisation ihre Innovationskraft.“<br />
FORSCHUNG<br />
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