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18 | Uni.versum ¨<br />
Ohrstöpsel-Automaten<br />
und andere Raritäten<br />
Zurzeit stürmen Studenten wieder die Universitätsibliotheken um sich auf die Prüfungen<br />
vorzubereiten. Während andere Büchereien Sofas zum Entspannen bieten,<br />
müssen sich die Benutzer in Greifswald ihre Isomatten selbst mitbringen.<br />
Bericht: Katrin Haubold & Stefanie Pätzold // Grafik: Daniel Focke // Foto: Felix Norenz<br />
F<br />
aul, ständig auf Achse, aber selten in der Uni: So in<br />
etwa sieht das Leben eines Klischeestudenten aus.<br />
Ende <strong>des</strong> Semesters jedoch zieht es die Studierenden<br />
in Strömen <strong>zur</strong> Zentralen Universitätsbibliothek, der Bereichsbibliothek<br />
Am Schießwall oder eine der zehn Fachbibliotheken.<br />
Dicht an dicht drängen sie sich, um noch einen der<br />
begehrten Arbeitsplätze zu erhaschen.<br />
Die Greifswalder UB wurde schon 1604 gegründet und ist<br />
damit einer der ältesten in Deutschland. Vor zehn Jahren zog<br />
die Bibliothek in das Gebäude der Felix-Hausdorff-Straße 10<br />
und gilt seither als eine der modernsten. Die Studenten können<br />
das Angebot 110 Stunden in der Woche nutzen. Es gibt<br />
nur wenige UBs, die länger geöffnet sind, etwa die der Universitäten<br />
Konstanz oder Leipzig. Dort kann man 24 Stunden<br />
am Tag über den Büchern verbringen. Während man in Leipzig<br />
in den Lernpausen Postkarten, DVDs und CDs im hauseigenen<br />
Shop kaufen kann, bietet Konstanz einen anderen besonderen<br />
Service: Sie hat einen Automaten, an dem man sich<br />
für einen Euro Ohrstöpsel kaufen kann. Auch in Greifswald<br />
gibt es mit dem Pfandautomaten ein Kuriosum. Für Studierende<br />
mit Kind gibt es in Dresden eine Besonderheit: Der<br />
Eltern-Kind-Arbeitsraum, der laut Homepage enthält „Spielsachen<br />
für die Kleinen sowie einen PC für die Großen.“ In<br />
der Regensburger Universitätsbücherei hingegen haben die<br />
Studenten die Möglichkeit, sich zum Lernen auf die Leseterrasse<br />
in die Sonne zu setzen.<br />
Sowohl in der ZUB als auch in der Bereichsbibliothek Am<br />
Schießwall wird der Dienst in der Woche ab 16 Uhr und am<br />
Wochenende von studentischen Hilfskräften und Wachmännern<br />
übernommen. Viel ist am Donnerstagabend Mitte Januar<br />
nicht los, nur fünf oder sechs Studenten sitzen an den<br />
Arbeitsplätzen. „Richtig los geht es auch erst Ende Januar,<br />
Anfang Februar“, erzählt die studentische Hilfskraft, die an<br />
dem Abend Dienst hat. Sie ist gerade vom Aufräumen aus<br />
dem oberen Stockwerk <strong>zur</strong>ückgekommen. Anderthalb Stunden<br />
habe sie Bücher wieder weggeräumt, die die Besucher<br />
einfach in die Regale gelegt und nicht an den ursprünglichen<br />
Platz gebracht hatten. Anekdoten können sie und der Wachmann<br />
einige erzählen: So gab es eine Studentin, die zum Lernen<br />
immer in der Ecke gesessen habe. Sie konnte oder wollte<br />
nicht am Tisch sitzen. Eine Andere sei in den Zimmern der<br />
Bereichsbibliothek auf und ab getigert. Ab und an sähen sie<br />
Leute, die zum Ausruhen den Kopf auf der Tischplatte haben.<br />
„Da gehe ich schon hin und frage nach, ob alles okay ist“,<br />
so der Wachmann. Oder die Studenten machen es sich für<br />
ein paar Minuten draußen auf der Sitzbank bequem. Wecken<br />
habe er aber noch nie jemanden müssen, geschnarcht habe<br />
auch keiner.<br />
Häufig lassen die Studenten etwas in den Bibliotheken liegen.<br />
Meist vergessen sie USB-Sticks, Schlösser, die Ladekabel der<br />
Laptops; je nach Jahreszeit kommen Handschuhe oder Regenschirme<br />
dazu. Im Sommer liegen auf der Freitreppe vor<br />
der Bibliothek am Schießwall oft Schlüssel und Portmonees.<br />
Seit über einem dreiviertel Jahr steht dort auch eine Isomatte.<br />
Der Student, der sie vergaß, rief zwar an, um sich nach ihr zu<br />
erkundigen. „Aber er hat sie nie abgeholt und seitdem steht<br />
sie hier in der Ecke“, so der Wachmann.<br />
Wie ihr ergeht es vielen Fundstücken: Die meisten Sachen<br />
werden nicht abgeholt, sondern verbleiben erst einmal in der<br />
Bibliothek und landen irgendwann im Fundbüro der Universität.<br />
Mit den kommenden Prüfungen wird sich der Bestand<br />
an Fundsachen noch einmal um einige Stücke erweitern.