geht's zur pdf-Version des Hefts. - webMoritz
geht's zur pdf-Version des Hefts. - webMoritz
geht's zur pdf-Version des Hefts. - webMoritz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
kam, reflektierte es die Angst vor dem Kommunismus. Das<br />
Remake 1982 von John Carpenter könnte man als AIDS-<br />
Metapher sehen, wobei im dritten Remake (2011) die Angst<br />
vor Terrorismus thematisiert wird, erklärt Dr. Holtz weiter.<br />
So bieten Horrorfilme ein gutes Genre die Ängste der Bevölkerung<br />
filmisch umzusetzen und zu verarbeiten.<br />
Doch nicht nur Horrorfilme spielen mit den Ängsten der<br />
Menschen und bieten schaurig-schöne Unterhaltung. Auch<br />
märchenhafte Abenteuerfilme schaffen es das Publikum zugleich<br />
in Staunen und Schrecken zu versetzen. Die Schöne<br />
und das Biest: Ein Märchenmotiv, das in Hollywood auf eine<br />
vollkommen neue Art aufgegriffen wurde. 1933 zum Beispiel,<br />
als „King Kong und die weiße Frau“ auf die Kinoleinwände<br />
kam. 72 Jahre später versucht sich Peter Jackson an dem Material<br />
und bringt einen neuen King Kong in die Kinos. Vor<br />
allem fällt auf, dass die Technik den großen Unterschied<br />
ausmacht. Heutzutage wird alles digitalisiert. Keine schwarzweiß<br />
Verfilmung, keine Gorilla-Puppe, kein Discoflackern<br />
auf dem Bildschirm – 21. Jahrhundert halt. Nicht nur der<br />
einprägsame Schrei Fay Wrays macht das Original zu einem<br />
Klassiker unserer Filmkultur.<br />
So scheint das Schiff „Qualität Hollywood“ immer weiter<br />
zu sinken. Wo wir gerade bei sinkenden Schiffen sind: Das<br />
Titanic-Remake schien lange Zeit unübertroffen zu sein, bis<br />
es von „Avatar“ von der Spitze <strong>des</strong> Eisbergs gestoßen wurde.<br />
Die Idee für seinen Film nahm Regisseur James Cameron<br />
vom Titanic-Original von 1953. Zwar teilen beide Filme<br />
Schauplatz und katastrophales Ende, aber die Handlung ist<br />
eine andere. Wem das Remake von Cameron zu dramatisch<br />
und schnulzig ist, könnte Gefallen am Original finden. Nichts<br />
vom ständigen Wortwechsel zwischen DiCaprio und Winslet<br />
à la „Jake! Rose! Jake! Rose! Jake!“ und wenn sie nicht<br />
gestorben sind, dann rufen sie noch heute. Keine tragische<br />
Liebesgeschichte, eher eine tragische Familiengeschichte.<br />
Dennoch schuf Cameron mit neuen Techniken und einer gigantischen<br />
Kulisse einen Film, der auf eigenen Füßen steht.<br />
Kein Versuch den alten Film nachzuahmen, eher ein Versuch<br />
die Geschichte der Titanic und ihrer Passagiere neu aufleben<br />
zu lassen. Hier und da eine traurige Passage, etwas mehr Explosion<br />
und Erotik – schon entsteht ein Kassenschlager, wie<br />
wir ihn bis dahin noch nicht erlebt hatten.<br />
Nun ja, die Titanic ist gesunken – dumm gelaufen, da kann<br />
man nichts mehr machen, aber das Schiff aus dem Hollywoodhafen<br />
kann noch gerettet werden. Das beweisen Filmemacher<br />
wie die Coen-Brüder mit ihrem mehrfach Oscar nominierten<br />
Film „True Grit“. Dieser sorgte bereits 1969 dafür,<br />
dass John Wayne seinen ersten und einzigen Oscar bekam.<br />
Die Neuverfilmung (2010) weist natürlich Parallelen zum<br />
Original auf. Dennoch orientierten sich die Coen-Brüder<br />
mehr an dem Roman von Charles Portis. So sollte man diese<br />
Verfilmung nicht als Remake, eher als eine neue Adaption<br />
<strong>des</strong> Buches sehen. „Es ist zweimal dieselbe Geschichte, doch<br />
durch unterschiedliche Bilder werden andere Effekte erzeugt,<br />
sodass beide in ihrem historischem Kontext als eigenständige<br />
Filme gesehen werden sollten“, bestätigt Dr. Holtz. So steht<br />
das Remake dem Original in nichts nach, mit Ausnahme <strong>des</strong><br />
dauer-nuschelnden Jeff Bridges, den man ruhig deutlicher<br />
hätte sprechen lassen können.<br />
Es bleibt festzustellen, dass Remakes aus Profitgier und Ideenlosigkeit<br />
eher zum Scheitern verurteilt sind. Neuverfilmungen,<br />
die aus einer Motivation heraus entstanden sind,<br />
aufgrund technischer Neuerungen oder mit neuen Ideen,<br />
zeigen oftmals das Herzblut, was in die Arbeit geflossen ist,<br />
und lassen den Zuschauer dies spüren. So hängt die Wirkung<br />
eines jeden Remakes nicht nur am persönlichen Geschmack<br />
<strong>des</strong> Zuschauers, sondern auch am Grund <strong>des</strong>sen Entstehung.<br />
feuilleton | 37