∙ ∙ ∙ heimkino ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ Brilliant in der Banalität Schüchterner Außenseiter trifft schöne Frau und die beiden verlieben sich ineinander. So weit, so 0815 könnte man das Debüt <strong>des</strong> Scrubsdarstellers Zach Braff als Regisseur und Drehbuchautor beschreiben. Tatsächlich ist es nicht die Story, die „Garden State“ von seinen unzähligen qualitätsbefreiten Mitbewerbern aus dem Genre der Liebeskomödien abhebt. Der Reiz <strong>des</strong> Filmes ergibt sich durch die Charaktere, denen Large (Zach Braff) und Sam (Natalie Portman) auf ihrer Odyssee zum unvermeidlichen Happy End begegnen. Jeder ist auf seine eigene liebenswert skurrile Art ausgestaltet, wie zum Beispiel Jackie Hoffmann, die als Tante Sylvia die perfekte nervige Verwandte mimt. In der Besetzung gibt es einen klaren Bruch. Die Nebenrollen sind durchgehend mit unbekannten TV-Darstellern besetzt. Die drei Hauptdarsteller neben dem Multifunktionär Braff sind hingegen mit Ian Holm, Peter Sarsgaard und der bereits erwähnten Natalie Portman aus der ersten Reihe Hollywoods besetzt. Braff hat es nach eigener Aussage selbst überrascht, dass er seine Wunschbesetzung für ein solches Lowbudgetprojekt bekam. Gerade die Verpflichtung Portmans ist ein absoluter Glücksfall für den Film. Ihre Darstellung der Sam schwankt zwischen Unsicherheit, kindlicher Ehrlichkeit und Sexyness. Das Gesamtbild der Figur ist von der Art hinreißender Liebenswürdigkeit, dass man die Liebe Larges in jeder Sekunde nachvollziehen kann. Abseits der Liebesgeschichte kommt in etlichen Szenen eine grandiose Komik durch. Die Gags sind oft subtil, teilweise aber auch in holzhammerart im Stil von Hangover. Durch diesen Humormix ist Garden State nicht nur wunderschön, sondern auch urkomisch. Trotz oder gerade durch zahlreiche surreale Szenen ruft „Garden State“ Der lange Weg <strong>zur</strong> Freiheit 6 500 km durch die eisige Tundra, die mongolische Wüste, die Berge <strong>des</strong> Himalaya. Und dies: zu Fuß. Dahinter steckt die Geschichte einer handvoll Gefangener, die während <strong>des</strong> Zweite Weltkriegs aus einem Gulag, einem russischen Gefangenenlager für Verbrecher und politische Gefangene, fliehen. Anfangs begleiten wir den Polen Janusz, gespielt von Jim Sturgess, durch <strong>des</strong>sen Augen wir zunächst die lebensbedrohliche Wirklichkeit im Lager auf äußerst realistische Weise zu sehen bekommen. Schnell fasst er mit Anderen den Plan <strong>zur</strong> Flucht, da der Aufenthalt hier für sie auf kurz oder lang den Tod bedeuten würde. Die Gruppe der Flüchtlinge setzt sich von den Figuren sowie den Schauspielern aus verschiedenen Nationalitäten zusammen, woraus sich eine stimmige Gruppendynamik vor der Kamera entwickelt. Große Namen wie Ed Harris oder Colin Farrell lassen den weniger bekannten Gesichtern von Gustaf Skarsgård und Dragos Bucur ausreichend Raum <strong>zur</strong> Entfaltung. Die eigentlichen Mauern <strong>des</strong> sibirischen Gulags stellen Schnee und Kälte dar. Sie engen ein und erschweren die Sicht. Nach der Flucht ist die Wand aus Schnee verflogen, das Auge kann plötzlich in die Ferne schweifen. Aber mit dem Blick in die Ferne ist kein Ende in Sicht. „The Way Back“, der lange Weg <strong>zur</strong>ück in die sichere Freiheit, stellt noch viele Herausforderungen an die Fliehenden. Regisseur Peter Weir gelingt wiedermal ein überzeugen<strong>des</strong> menschliches Porträt. Der Überlebenswille von Janusz und seinen Begleitern steckt an und lässt uns bis zum Ende mitfühlen. Die Fähigkeit, dabei die schauspielerischen Nuancen und die Umgebung en detail einzufangen, ist typisch für seine Filme. Das halbstündige MakingOf bietet für den interessierten Zuschauer noch Informationen zum historischen Hintergrund und berichtet über die tat- 44 | feuilleton ©cineMa.de garden state von Zach braff Darsteller: Zach braff, Natalie Portman, Ian Holm Laufzeit: 98 Minuten Preis: 9,99€ Erinnerungen und Parallelen <strong>zur</strong> eigenen Geschichte hervor. Sei es der über Jahre unterdrückte Konflikt zwischen Large und seinem Vater oder die Rückkehr in die alte, so wenig weiterentwickelte Heimat, die jeder fortgezogene Student kennt und im Film perfekt rezipiert vorfindet. „Garden State“ funktioniert ähnlich wie die Serie „How I met your mother.“ Egal was die Charaktere durchleben, der Betrachter kann sich sicher sein, dass am Ende alles gut wird. Dadurch verhilft der Film auch zu einem beruhigenden Blick auf das eigene Leben und hinterlässt den Zuschauer mit einem Zuversicht ausstrahlenden Fazit: „Das Leben ist schön!“ 4 Florian Bonn © spLendid FiLM „The way back“ von Peter weir Darsteller: Jim sturgess, ed Harris, saoirse Ronan, Colin Farrell Laufzeit: 128 Minuten Preis: 11,15€ sächlichen Naturgewalten, denen Cast und Crew während der Dreharbeiten ausgesetzt waren. Was den geschulten Blick teilweise am Film stört, ist der seit einigen Jahren in der Filmindustrie verbreitete Fluch <strong>des</strong> digital color grading, bei dem sich unerklärlicherweise eine Blau-Orange-Tönung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> durchgesetzt hat. Eine erweiterte Farbpalette hätte dem realistisch intendierten Film sicher nicht geschadet. Nichts<strong>des</strong>totrotz ist die zweistündige Reise ein bewegen<strong>des</strong> Epos, das uns mit dem beruhigenden Gefühl <strong>zur</strong>ücklässt, es in der sicheren Wohnung, geschützt vor Schneestürmen und brennender Hitze, erlebt zu haben. 4 Stephanie Napp
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