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22 | Uni.versum ¨<br />
Auf zu den Elefanten!<br />
Südafrika wartet mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt auf. Eine Studentin<br />
verschlug es einen Monat an den südlichen Rand <strong>des</strong> Kontinents Afrika. Nun berichtet<br />
sie von ihren Erlebnissen auf einer Elefantenfarm.<br />
Bericht & Fotos: Marlene Bock<br />
Mein Plan war es, erst das Land zu erkunden und die<br />
Leute Südafrikas kennen zu lernen. So machte ich<br />
eine aufregende Rundreise von zehn Tagen quer<br />
durch das Land:<br />
Ankunft in Johannesburg, weiter nach Durban und Umgebung,<br />
dann nach Hillcrest zum „valley of a thousand hills“<br />
mit einer atemberaubenden Gegend und über Port Elizabeth<br />
nach Knysna die „garden route“, eine Region an der Südküste<br />
Südafrikas entlang.<br />
Dort angekommen fing nun der Höhepunkt meiner Reise an:<br />
Der Kurs „Into the wild, Afrikanisches Wildlife, Ökologie &<br />
Umweltschutz“ im Knysna Elefant Park und im Addo Elefant<br />
Nationalpark. Beide lokalisiert in der Kapregion.<br />
Zur Erklärung: Dieser Kurs wurde jetzt neu für Studenten<br />
unterschiedlicher Bereiche der Umweltwissenschaften konzipiert<br />
und bietet die Möglichkeit sich ein tiefgreifen<strong>des</strong> Wissen<br />
für einen globalen Naturschutzplan anzueignen. Und das<br />
Allerbeste war: In diesen zwei Wochen waren Elefanten unser<br />
stetiger Begleiter. Mich hat es – ohne Witz! – erst mal von<br />
den Socken gehauen als ich nach meiner Ankunft im Knysna<br />
Elefant Park am frühen Abend in einen Lagerhallenähnlichen<br />
Riesenstall, das sogenannte „boma“ geführt wurde und dort<br />
elf in ihren jeweiligen Boxen stehende und seelenruhig Äste<br />
verspeisende Elefanten antraf.<br />
Ich hätte vor Aufregung und Staunen platzen können. Doch<br />
ich stand einfach da wie eingefroren und konnte kaum glauben,<br />
was ich sah. Abgelenkt von dem Anblick drangen die<br />
Erklärungen zu den Elefanten nur leise an mein Ohr: Die<br />
Elefanten <strong>des</strong> Knysna Parks bilden keine „normale“ Elefantenherde.<br />
Bis auf zwei Ausnahmen seien sie nicht miteinander<br />
verwandt. Die Herde bestand aus Tieren, die in anderen<br />
Parks Probleme bereitet haben oder dort von ihren ursprüng-<br />
lichen Herden verstoßen und <strong>des</strong>wegen in diesen Park gebracht<br />
wurden. Ein Bulle kam sogar aus einem Zirkus hierher.<br />
Doch die Tiere hatten sich sehr gut aneinander gewöhnt und<br />
man konnte von außen nicht erkennen, dass es sich nicht um<br />
eine natürliche Elefantenherde handelte.<br />
Der erste Morgen übertraf dann einfach all meine Erwartungen:<br />
06.15 Uhr trafen sich die anderen sechs Kursteilnehmer<br />
und ich vor dem boma. Der Morgentau verwandelte die Farm<br />
umgebende Steppe durch die aufsteigende Sonne in ein Glitzerfeld<br />
und die letzten Nebelreste verflüchtigten sich über<br />
dem ein Stück entfernten Wald. Alles schien so irreal. Doch<br />
als die „gui<strong>des</strong>“, die Angestellten der Farm, die Türen <strong>des</strong><br />
boma öffneten und die Elefanten auf den Vorplatz trieben,<br />
wurde alles noch Traumähnlicher. Doch in diesem Moment<br />
empfand ich zudem großen Respekt vor den elf Giganten, die<br />
einen Menschen ohne Weiteres umrennen könnten.<br />
Trotzdem war ich zuversichtlich und neugierig und so musste<br />
ich einfach an einen der Elefanten herantreten, um die unglaublich<br />
raue und ledrige Dickhaut zu fühlen. So hatte ich<br />
mir, ohne es zu wissen, schon „meinen“ Elefanten ausgesucht<br />
– Clyde: Ich wurde von einem der gui<strong>des</strong> gebeten auf eine<br />
Riesentreppe zu steigen. Daraufhin brachte er den Elefanten<br />
dazu sich hinzuknien und der guide sprang mit einem Satz auf<br />
den Rücken <strong>des</strong> Tieres. Dieser erhob sich und kam zu mir an<br />
die Riesentreppe herangetreten.<br />
Der guide – sein Name war Zenzo, 34 Jahre alt, von der Volksgruppe<br />
der Zulu, die die größte ethnische Gruppe Südafrikas<br />
darstellt, und immer für einen Scherz bereit – reichte mir seine<br />
Hand und zog mich hinter sich auf den Elefantenrücken.<br />
„Come closer, put your arms around me and hold me tight!”<br />
Und schon trabte der Elefant mit dem guide und mir auf seinem<br />
Rücken in den wunderschönen Morgen hinein.