99 Sachen, die wir im Mühlviertel machen

99 Sachen, die wir im Mühlviertel machen: Kunst & Kreativität
KUNST AUS FINDLINGEN
Landwirt Christian Prückl aus Gutau hat
die Bildhauerei für sich entdeckt
Eigentlich hätte Christian auf seinem
19 Hektar großen Hof mit der
Mutterkuhhaltung genügend Arbeit.
Trotzdem schafft er auch in
seiner Freizeit Großes: Christian ist
Bildhauer. „Ich habe schon ewig einen
Stein-Tick. Der Granit lässt mich
nicht los“, erzählt der Biobauer. Vor
15 Jahren schenkte ihm sein Bruder
einen Seminarbesuch beim Linzer
Bildhauer Claudius Aigner. Danach
war es um Christian geschehen. Weitere
Seminare folgten, und so verwandelte
sich sein Hof in Neustadt
langsam in eine Freiluftausstellung.
Steinblöcken, die Jahrtausende lang
einen scheinbar unverrückbaren
Platz in der Natur hatten, haucht er
neues Leben ein. Er bearbeitet sie
mit Flex und Lufthammer, verziert
sie mit Glasperlen und Windspielen
Landwirt und Bildhauer Christian Prückl.
Foto © privat
und gibt den Blöcken so eine ungeahnte
Leichtigkeit. Seine Werke
strahlen Ruhe aus. Sein Zugang zur
Bildhauerei ist spirituell geprägt. Die
kleinsten Skulpturen bringen gerade
einmal fünf Kilogramm auf die Waage.
Christian wagt sich aber auch an
Giganten. Das Gewicht seines größten
Werkes schätzt er auf 50 Tonnen.
Es ist ein überdimensionaler
Steintisch aus vier tonnenschweren
Findlingen. Er wirkt wie ein Relikt aus
einer anderen Zeit. Mit einem Kranwagen
ließ er damals die Steine aus
Liebenau anliefern.
54
Findlinge prägen die Landschaft
des Mühlviertels. Christian macht
Kunstwerke daraus.
Foto © Prückl
Besucher sind in seiner „Galerie“ in
Neustadt gerne willkommen. Zu sehen
gibt es unter anderem ein Steinlabyrinth
mit 14 Metern Durchmesser.
Ein monumentales Geschenk,
das er sich selbst zu seinem 50.
Geburtstag machte. „Ich habe halt
einen Vogel…“, sagt Christian und
lacht dabei: „Der braucht ab und zu
Wasser, sonst stirbt er ja.“