99 Sachen, die wir im Mühlviertel machen

99 Sachen, die wir im Mühlviertel machen: Sehenswertes
DER LUFTG’SELCHTE PFARRER
In der Gruft unter der Pfarrkirche von
St. Thomas liegt der „Lederne Franzl“
St. Thomas hat ein kurioses Ausflugsziel
zu bieten: In der Gruft unter der
Pfarrkirche liegt in einer gläsernen Vitrine
der „Luftg’selchte Pfarrer“, auch
bekannt als „Lederner Franzl“ oder
„heiliger Leib“. Diese ungewöhnliche
Sehenswürdigkeit gibt viele Rätsel auf.
Bis heute ist unklar, warum der 1746
verstorbene Pfarrer Franz Xaverius
Sydler des Rosenegg nicht verweste.
War es Gift, Gerbsäure, Quecksilber,
radioaktive Strahlung? Die besondere
Luft in dieser Gegend? Oder gar ein
göttliches Wunder? Gelüftet ist das
Geheimnis noch immer nicht.
Geboren wurde Franz Xaver jedenfalls
1709 in Kreuzen. Er war das 13.
Kind des Schlossvorstehers und trat
den Augustiner Chorherrn in Waldhausen
bei. Seine letzten drei Lebensjahre
verbrachte er als Pfarrvikar in St.
Thomas. Angeblich litt er an Epilepsie,
auch von einer ansteckenden Krankheit
ist die Rede. Röntgenuntersuchungen
haben allerhand Interessantes
ergeben, nur nicht den Grund der
Mumifizierung. Seine Brust ist jedenfalls
unversehrt, er wurde offenbar
nie begraben. Im Bauch fand man eine
Kirschkerngroße Kugel, vermutlich
eine Medizin. Karies hatte er nicht,
dafür verraten seine Zähne, dass er
gerne Pfeife rauchte. Und ein stattlicher
Mann war er: Sein Leichnam ist
1,77 Meter groß, zu Lebzeiten war er
wohl noch größer. Er trägt eine lederne
Hose, seine Spreizfüße steckten in
feinen Schuhen.
Weniger bekannt ist, dass es ein paar
Kilometer entfernt noch weitere Mumien
gibt: Die Chorherren in der Gruft
unter der Stiftskirche Waldhausen.
Auch sie wurden auf natürliche Weise
mumifiziert, allerdings sind sie nicht
so gut erhalten. Nur der Franz Xaver
wurde nach seinem Tod berühmt
wie die Gletschermumie Ötzi. Als
„Luftg’selchter Pfarrer“ hat er seine
letzte Ruhestätte weit über das Mühlviertel
hinaus bekannt gemacht.
Eine lokale Berühmtheit: der mumifizierte Pfarrer von St. Thomas.
Foto © Josef Gusenbauer
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