oneX magazin 05.2016

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GESCHICHTE hundert Jahren zweifelsfrei nachgewiesen worden. In der Zeit von 1917 bis 1920 wurde wegen der kriegsbedingten Verknappung der Brennstoffe – wegen Kohlenmangel musste der Eisenbahnverkehr fast ganz eingestellt werden – auch in der weiteren Umgebung der Haltestellte Gondiswil nach Schieferkohlen gegraben. Im Verlaufe der Schürfungen kamen zahlreiche fossile Tierreste in etwa drei Metern Tiefe zum Vorschein. Das umfangreiche Fundmaterial aus diesem Grenzgebiet der Kantone Bern und Luzern gelangte teils ins Natur historische Museum in Bern, teils ins Naturhistorische Museum von Luzern. WARUM AUSGERECHNET HIER? Grosses Aufsehen erregte die Entdeckung von Stoss- und Backenzähnen des Mammuts an mehreren Stellen. Warum eigentlich gerade hier? Nun, das nördliche Napfbergland und der südliche Oberaargau waren in den eisigen Zeiten der Vergletscherung fast ein Paradies. Ein kaltes Paradies zwar, mit 12 bis 16 Grad tieferen Durchschnittstemperaturen als heute. Aber wenigstens blieb unsere Gegend eisfrei. Die zwei gewaltigen Eisströme des Aare/Reussgletschers und des Rhonegletschers reichten, wie Forscher berichten, wahrscheinlich nur knapp über Sursee, Wohlhusen und Langenthal hinaus. Huttwil muss also zwischen gewaltigen Eismassen im Zentrum eines eisfreien Gebietes mit einer waldfreien Tundravegetation gelegen haben, die in etwa jener Landschaft entspricht, die wir in Norden von Skandinavien finden. Mit gehaltvollen Gräsern (ähnlich wie Alpenwiesen). Sicherlich wäre das in der heutigen Zeit ein touristisch überaus attraktiver Ort. Nicht nur die Knochen von gleich drei Mammuts sind rund um die Haltestelle Gondiswil gefunden worden. Es kamen auch Knochen vom Rentier, Riesenhirsch, Bison und Nashorn zum Vorschein. Die Frage ist natürlich: warum gleich drei Mammuts? Wie sind die zu Tode gekommen? Diese Frage ist überaus interessant. Denn wir wissen bis heute nicht mit Sicherheit, warum die Mammuts ausgestorben sind und nur noch als Freizeitbekleidungsmarke überlebt haben. Im Verlaufe des Schieferkohleabbaus fand man Fossilien Die klimatischen Bedingungen rund um Gondiswil begünstigten das urzeitliche Leben Der Fund von Mammutstosszähnen war damals eine Sensation IN DEN SUMPF GETRIEBEN? Bei den Tieren, die bei der Gondiswil-Haltestelle gefunden worden sind (eine Haltestelle übrigens, bei der die Eisenbahn heute nicht mehr anhält) geht man davon aus, dass sie dort im weichen, sumpfähnlichen Boden eingesunken und umgekommen sind. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Sind sie womöglich von den Ur-Huttwilern und -Gondiswilern dorthin getrieben worden? Der Amerikaner Peter D. Ward, Professor für Zoologie und Geologie in Washington und Seattle, hat in seinem Buch «Ausgerottet oder ausgestorben? Warum die Mammuts die Eiszeit nicht überleben konnten» die Theorie entworfen, dass der Mensch beim Aussterben der Mammuts eine zentrale Rolle gespielt hat. Vor rund 11 000 Jahren sind viele Grosstiere einer Katastrophe zum Opfer gefallen. Gemäss Professor Ward war diese Katastrophe weder ein Vulkanausbruch noch ein Meteoriteneinschlag. Die Mammuts seien auch nicht einem Klimawechsel und einer damit einhergehenden Faunaveränderung oder einfach einem «natürlichen» Artensterben zum Opfer gefallen. Vielmehr habe der Mensch (also in unserem Zusammenhang der Ur-Huttwiler) eine verhängnisvolle Rolle gespielt und wahrscheinlich ein ziemlich rasches und grausames Aussterben her- 24 one X 5 / 2016
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