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oneX magazin 05.2016

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Das Mammut war für die Urmenschen<br />

eine gefährliche Beute<br />

Fotos: istockphoto/Elenarts<br />

lich sicher, dass es in unserer Gegend Riesen<br />

gegeben hat. Im April 1577 wurden in der<br />

Nähe von Reiden zahlreiche Knochen gefunden,<br />

die ob ihrer Grösse allgemeines Aufsehen<br />

erregte. Damals war man mit Theorien<br />

noch etwas zurückhaltend, wer einfach irgendetwas<br />

daherfabulierte, der konnte auf<br />

dem Scheiterhaufen enden. Vermutlich gab<br />

es deshalb zu dieser Zeit noch nicht einen so<br />

polemischen Journalismus wie heute. Item,<br />

Felix Platter (1534 bis 1614) der bekannte,<br />

hochangesehene Anatom, Stadt- und Spitalarzt<br />

in Basel, befasste sich mit diesen Knochen<br />

und kam zum Schluss, es handle sich<br />

um die Knochen eines Menschen von «18<br />

werckschuh» (etwa 5,60 m) Grösse.<br />

DIE RIESEN VON REIDEN<br />

Also doch! Es gab Riesen! Die vielen Sagen<br />

und der Goliath aus der Bibel, den der David<br />

mit der Steinschleuder zur Strecke gebracht<br />

hatte, gab es doch. Diese Vorstellung über<br />

den «Riesen von Reiden», die durchaus im<br />

Einklang mit der Kirche stand, hielt sich<br />

mehr als 200 Jahre lang. Erst zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts wurde der Irrtum berichtigt:<br />

Bei den Knochen handelte es sich zweifelsfrei<br />

um Mammutknochen und der «Riese<br />

von Reiden» mutierte zum Mammut. Seither<br />

hat die Wissenschaft beträchtliche Fortschritte<br />

gemacht und wir können davon ausgehen,<br />

dass die Mammutknochen tatsächlich<br />

Mammutknochen sind.<br />

Und nach allem, was wir wissen, bleibt<br />

der Verdacht bestehen, dass die Ur-Huttwiler<br />

am Aussterben des Mammut mitschuldig sind<br />

– und deshalb, ohne es zu ahnen, nun mit<br />

der Idee eines Mammutparks bloss eine<br />

Schuld abtragen, die sie seit mehr als tausend<br />

Generationen mit sich herumtragen.<br />

ZUSATZINFOS<br />

Touristenattraktion Mammut<br />

Auferstehung in Huttwil.<br />

Nicht nur das Sportzentrum<br />

(Campus Perspektiven)<br />

erwacht zu neuem<br />

Leben sondern auch das<br />

Mammut. Das mächtige,<br />

behaarte Rüsseltier mit<br />

den furchteinflössenden<br />

Stosszähnen lebte bis vor<br />

11 000 Jahren in der Gegend.<br />

Nun soll es die Region,<br />

in der es einst lebte,<br />

besser vermarkten helfen.<br />

Attraktive Tiere<br />

Die «Ice Age»-Filme beweisen<br />

es: Mammuts sind<br />

attraktive Tiere, die sich,<br />

obwohl längst ausgestorben,<br />

bei Erwachsenen und<br />

Kindern gleichermassen<br />

grosser Beliebtheit erfreuen.<br />

Was liegt da näher, als<br />

die urzeitlichen Riesen im<br />

Oberaargau, dem Emmental<br />

und im angrenzenden<br />

Luzerner Hinterland wieder<br />

aufleben zu lassen?<br />

Die Idee ist wahrlich vielversprechend.<br />

Es gehört zum ABC des<br />

Tourismusmarketings: Will<br />

sich eine Region profilieren,<br />

braucht sie etwas, das<br />

nur sie hat. Dass das Mammut<br />

einst in der Region<br />

lebte, beweisen Ausgrabungen<br />

zweifelsfrei. Da ist<br />

es also, das dringend benötigte<br />

Alleinstellungsmerkmal.<br />

In Huttwil hat<br />

man dies erkannt und<br />

schmiedet grosse Pläne.<br />

Mammut-Themenpark<br />

So soll – als Herzstück des<br />

Mammutlands – ein Themenpark<br />

zu Mammut und<br />

Eiszeit in erster Linie Familien<br />

mit Kindern diese<br />

längst vergangene Epoche<br />

näherbringen. Ein Outdoor-Abenteuerbereich,<br />

eine vom Gletscher geformte<br />

Wasserlandschaft<br />

sowie Restaurants und<br />

Shops sollen die regionale<br />

Wertschöpfung ankurbeln.<br />

Ein weiteres Grossprojekt<br />

ist ein Wald, in dem Flora<br />

und Fauna der Eiszeit von<br />

der Wurzel bis zur Krone<br />

erkundet werden können.<br />

Höhepunkt dieser Attraktion<br />

soll ein 300 bis 400<br />

Meter langer Weg bis zu<br />

zwölf Meter über dem Boden<br />

werden. Es wäre der<br />

erste Baumkronenweg der<br />

Schweiz. In Deutschland<br />

und Österreich erfreuen<br />

sich derartige Konstruktionen<br />

grosser Beliebtheit.<br />

Aufgrund von Erfahrungen<br />

mit ähnlichen Parks<br />

rechnen die Planer mit bis<br />

zu 120 000 Besuchern<br />

jährlich.<br />

Weiter soll eine Mammut-<br />

Grube entstehen, wo die<br />

Gäste an einem Originalfundort<br />

neu vergrabene<br />

«Fundstücke» wie Stosszähne,<br />

Backenzähne oder<br />

Knochen von Mammuts<br />

spielerisch ausgraben können.<br />

Mögliche Standorte<br />

sind das bernische Gondiswil<br />

oder das luzernische<br />

Ufhusen, wo beim<br />

Kohleabbau im 20. Jahrhundert<br />

Überreste dieser<br />

Eiszeitriesen gefunden<br />

wurden.<br />

Geld von Bund und<br />

Kantonen<br />

Noch sind die Pläne in<br />

einem frühen Stadium. Im<br />

besten Fall kann der Mammutpark<br />

als erstes Modul<br />

des Erlebnisparks im Jahr<br />

2021 eröffnet werden. Bis<br />

dann gilt es, einige Hindernisse<br />

zu überwinden.<br />

Die Kosten werden auf<br />

rund 21 Millionen Franken<br />

geschätzt. Davon sollen<br />

der Bund sowie die Kantone<br />

Bern und Luzern im<br />

Rahmen der Neuen Regionalpolitik<br />

(NRP) einen Teil<br />

übernehmen. Doch es gilt<br />

auch, eine breite Trägerschaft<br />

für das – im wahrsten<br />

Sinn des Wortes –<br />

Mammutprojekt zu finden.<br />

Bern Tourismus und Luzern<br />

Tourismus haben ihr<br />

Interesse angemeldet.<br />

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