OCEAN7 2007-09
Vier Meere in 12 Tagen - der österreichische Schriftsteller Alfred Zellinger segelte auf Odysseus' Spuren. Außerden in dieser Ausgabe: Ein Porträt von Florian Raudaschl - wie lebt es sich mit dem Namen eines großen Vaters?
Vier Meere in 12 Tagen - der österreichische Schriftsteller Alfred Zellinger segelte auf Odysseus' Spuren. Außerden in dieser Ausgabe: Ein Porträt von Florian Raudaschl - wie lebt es sich mit dem Namen eines großen Vaters?
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Luciano Benetton ist glücklich.<br />
Anfang Juni wurde sein funkelnagelneuer<br />
50-Meter-Explorer<br />
von Mondomarine zu Wasser<br />
gelassen. Und der Modeschöpfer ist<br />
längst nicht der einzige (Neo-)Eigner,<br />
der strahlt. Denn seine „Tribù“<br />
schwimmt in bester Gesellschaft. Seit<br />
Jahresbeginn sind weltweit so viele Super-Schiffe<br />
vom Stapel gelaufen, dass<br />
man an der Kieler Förde gar mit der<br />
Planung eines eigenen Hafens für Megayachten<br />
bis 150 Meter Länge begonnen<br />
hat – dem ersten für Boote dieser<br />
Größe in Deutschland. „Wir reagieren<br />
auf eine starke Nachfrage“, sagt Andreas<br />
Prey von der Planungsgesellschaft Marina<br />
Planning and Development International<br />
GmbH (MPDI).<br />
Der Markt für Megayachten wächst<br />
– jährlich um bis zu 10 Prozent. Im<br />
Rekordjahr 2005 verzeichnete man gar<br />
ein Plus bei den Neubestellungen von<br />
knapp 25 Prozent. Zurückzuführen ist<br />
dieser Trend auf das wachsende Charter-Business<br />
und die steigende Nachfrage<br />
durch Privatleute. „Die Baby-<br />
Boomer-Generation kommt gerade ins<br />
Rentenalter und zu Geld, sei es durch<br />
ein dickes Erbe oder mittels lukrativer<br />
(Aktien-)Geschäfte. Eine Luxus-Yacht<br />
ist da ein begehrtes Prestige-Objekt<br />
– und als Wertanlage in Zeiten, in denen<br />
sich Börsen seitwärts oder nach unten<br />
bewegen, eine interessante Alternative“,<br />
erklärt George Shull, Senior Vice President<br />
der First New England Financial,<br />
die der North Fork Bank gehört.<br />
Ein verschwiegenes<br />
Geschäft<br />
Die Anbieter haben die Gunst der<br />
Stunde längst erkannt: Allein in<br />
Deutschland buhlen schon 400 Werften<br />
um die betuchte Klientel. Denn<br />
die Schiffsfinanzierung übernehmen<br />
Werften nur äußerst ungern. Das überlassen<br />
sie lieber einer überschaubaren<br />
Zahl von Banken, die über das nötige<br />
Kapital und Know-how verfügen, um<br />
diese maritime Dienstleistung anbieten<br />
zu können. Darunter die Credit Suisse,<br />
„die babyboomer-generation kommt gerade<br />
ins rentenalter und zu geld.“<br />
banker george shull<br />
Tipps für den Kauf von<br />
Luxusyachten<br />
Was ist eine superyacht? Die Größe macht den Unterschied: Als Superyacht gilt, was länger<br />
als 24 Meter ist. Weiters muss eine eigene Crew beschäftigt werden – einen Rolls Royce wäscht<br />
und fährt man ja schließlich auch nicht selbst. Wer clever verchartert, spielt die Kosten leicht<br />
wieder ein.<br />
Massanfertigung gefällig? Wer Zeit und Geld hat, lässt sich eine Luxusyacht nach<br />
Maß bauen. Schlüsseldokument ist der Bauvertrag zwischen Werft und zukünftigem Eigner. Je<br />
detaillierter dieser ist, umso weniger Brösel gibt‘s hinterher. Die Garantie auf Arbeit und Material<br />
ist über das gesetzliche Maß hinaus verhandelbar, die Testfahrt mit einem Experten ein Gebot der<br />
Vernunft.<br />
yacht aus zWeiter hand? Ist die Zeit knapp und sitzt das Geld locker, so wendet man sich<br />
gleich an einen Yacht-Broker. Gebrauchte Megayachten sind selten billiger, aber dafür sofort nach<br />
Unterzeichnung des Kaufvertrags verfügbar, im Idealfall inklusive eingespielter Crew. Gesetzliche<br />
Garantien gibt es allerdings kaum, daher gilt auch für die Reichen: Augen auf, Kauf ist Kauf!<br />
Jetzt kaufen, später zahlen? Nur wenige Banken finanzieren Luxusyachten, meist exklusiv<br />
für ihre betuchte Klientel (siehe Story). Möglichkeiten gibt es viele – im Idealfall streckt die Bank<br />
zunächst alles vor, die Rückzahlung samt Zinsen erfolgt durch Chartereinnahmen. Auch Millionäre<br />
haben nichts zu verschenken …<br />
Wie steuern sparen? Ist und bleibt die Luxusyacht in EU-Gewässern, so sind je nach EU-Staat<br />
15–25 % Mehrwertsteuer zu berappen. Für importierte Yachten gilt der Steuersatz jenes Landes,<br />
durch das die Yacht erstmals eingeführt wurde. Es ist also nicht gleich, welchen EU-Hafen man<br />
ansteuert.<br />
Wer hat recht? Welches Gericht im Streitfall aufzurufen ist, obliegt der freien Vereinbarung.<br />
Sehr geschätzt wird englisches Recht, da es auch Parteien ohne England-Bezug erhört. Die High<br />
Society erledigt solche Angelegenheiten aber in der Regel diskret …<br />
unter Welcher flagge fahren? Jede Yacht muss in einem Land registriert sein und die<br />
Flagge des Landes führen. Die meisten Luxusyachten fahren unter dem „red ensign“, also der<br />
britischen Flagge. Dies nicht nur aus Prestige-Gründen, sondern auch der hohen Sicherheitsstandards<br />
und des Werterhalts wegen.<br />
sicher versichert? Und wieder zählt die Größe: je länger die Yacht, umso tiefer muss man für<br />
die Versicherung in die Tasche greifen. Aber nicht nur: je mehr Risiken versichert werden (Kasko,<br />
Haftpflicht, Insassen-Unfall, Rechtsschutz), umso höher die Prämien. Luxus kostet extra …<br />
gut angelegt? Für eine Superyacht bedarf es auch eines adäquaten Ankerplatzes – sicher und<br />
abseits der lästigen Massen. Heiß begehrt sind die exklusiven Häfen an der oberen Mittelmeerküste.<br />
Diese sind rar, daher geht Kaufen vor Mieten.<br />
Manager an Bord? Da ja möglichst alle sieben Weltmeere mit der Superyacht befahren<br />
werden wollen, man aber nicht an allen Küsten mit der jeweiligen rechtlichen Situation vertraut<br />
sein kann, holt man sich vor Ort einen Küstenmanager an Bord und überträgt ihm die Verantwortung.<br />
Diesen krallt sich dann bei Übertretungen der Gesetzesarm, während sich der Eigner mit der<br />
Havanna im Mund und dem Sundowner in der Hand Richtung Sonnenuntergang verabschiedet.