Pro - Biomet
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Oberflächenersatz Hüfte <strong>Pro</strong> und Kontra<br />
Kontra: Nicht quantifizierbares Risiko<br />
von <strong>Pro</strong>f. Dr. med. Steffen Breusch*<br />
Der Oberflächenersatz an der Hüfte hat in den letzten zehn Jahren viele Anhänger gewonnen.<br />
In Großbritannien wurde er inzwischen über 50.000-mal implantiert. Als<br />
Hauptargumente werden die Schonung der femoralen Knochensubstanz, größerer<br />
Bewegungsumfang, minimales Luxationsrisiko, Reduktion des Stress-shielding und<br />
bessere Rückzugsmöglichkeiten ins Feld geführt. Bei genauer Betrachtung der vorliegenden<br />
Daten bleibt von diesen vermeintlichen Vorteilen nicht viel übrig.<br />
Bewegungsumfang<br />
Dass der Oberflächenersatz einen größeren<br />
Bewegungsumfang erreicht, wurde weder<br />
im Experiment noch in der Klinik bestätigt.<br />
Im Gegenteil: Der Oberflächenersatz weist<br />
gegenüber Standardendoprothesen Nachteile<br />
auf hinsichtlich Notching und Impingement-bedingter<br />
Einschränkungen. 1<br />
Operationstechnik und<br />
Implantatpositionierung<br />
Der Oberflächenersatz der Hüfte erscheint<br />
operativ anspruchsvoller als die Implantation<br />
einer Standardendoprothese. Der verbleibende<br />
Hüftkopf kann die Exposition der<br />
Pfanne behindern; größere Schnitte und eine<br />
weitere Eröffnung des Situs erhöhen das Risiko<br />
von Nervenläsionen. Das Verfahren verzeiht<br />
Abweichungen von der optimalen Implantatpositionierung<br />
offensichtlich relativ<br />
schlecht. Auch kleine Differenzen können zu<br />
erhöhtem Metallabrieb oder zur Schenkelhalsfraktur<br />
führen. Das Impingementrisiko ist<br />
höher als bei Standardimplantaten, da beim<br />
Oberflächenersatz das Verhältnis zwischen<br />
Kopf und Hals kleiner ist. Anders als bei<br />
Hart/Weich-Paarungen kann bei der Metall/<br />
Metall-Gleitpaarung eine Randbelastung<br />
(edge loading) zu erheblichem Mehrabrieb<br />
führen. Selbst eine korrekte Positionierung<br />
schützt aber nicht zuverlässig vor diesem<br />
Phänomen. Bei Explantatanalysen wurden erhöhter<br />
Abrieb, Muskelnekrose und für Makrophagen<br />
toxische Ionenspiegel auch bei<br />
Pfannen innerhalb der sogenannten sicheren<br />
Zone (ca. 40–45° Inklination, 15–20° Anteversion,<br />
Lewinnek) gefunden. Bei Frauen mit<br />
kleinen Kopfgrößen ist dieser Zusammenhang<br />
besonders ausgeprägt.<br />
Metallabrieb und Ionenbelastung<br />
Der durchschnittliche Abrieb in der Gleitpaarung<br />
nach einer postoperativen Einlaufphase<br />
beträgt bis zu 5 µm pro Jahr. 2 Der<br />
Kobaltspiegel im Serum liegt bei diesen<br />
Patienten ca. fünfmal höher als in der Vergleichsgruppe.<br />
Bei gelockerten Metall/Metall-<br />
Endoprothesen kann der Faktor auf 50 bis<br />
300 steigen. 3 Die Kobaltionen werden auch<br />
von der Plazentaschranke nicht aufgehalten,<br />
weshalb der Oberflächenersatz bei Frauen<br />
im gebärfähigen Alter als kontraindiziert gilt.<br />
Es gibt inzwischen eine Reihe von Berichten<br />
und Einzelstudien über toxische und allergische<br />
Reaktionen auf Metallpartikel und<br />
-ionen nach der Implantation einer Metall/<br />
Metall-Gleitpaarung. Interessant sind in diesem<br />
Zusammenhang auch jüngste Ergebnisse<br />
erhöhter Metallionenspiegel nach<br />
Kniegelenkersatz. Die Datenlage erlaubt<br />
bisher keine abschließenden Aussagen über<br />
Inzidenz, auslösende Faktoren und die Gefährdung<br />
einzelner Patienten. Die Metall/Metall-<br />
Gleitpaarung bleibt damit ein nicht quantifizierbares<br />
Risiko. Jüngste Ergebnisse haben<br />
gezeigt, dass Chromspiegel über 10 µg/l<br />
(Serum) gehäuft mit Weichteilveränderungen<br />
verbunden sind und außerdem in diesen<br />
Fällen sowohl das späte Frakturrisiko als<br />
auch die Revisionsrate signifikant höher sind.<br />
Komplikationen und Revision<br />
Überlebensraten zwischen 95 und 99 % bei<br />
2 bis 8 Jahren Nachkontrolle wurden für die<br />
typischerweise jungen Patienten bisher berichtet.<br />
Solche Ergebnisse stehen aber in<br />
auffallendem Kontrast zu Registerdaten aus<br />
Kanada, Australien und Großbritannien, die<br />
* Edinburgh