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22<br />

Oberflächenersatz Hüfte <strong>Pro</strong> und Kontra<br />

Kontra: Nicht quantifizierbares Risiko<br />

von <strong>Pro</strong>f. Dr. med. Steffen Breusch*<br />

Der Oberflächenersatz an der Hüfte hat in den letzten zehn Jahren viele Anhänger gewonnen.<br />

In Großbritannien wurde er inzwischen über 50.000-mal implantiert. Als<br />

Hauptargumente werden die Schonung der femoralen Knochensubstanz, größerer<br />

Bewegungsumfang, minimales Luxationsrisiko, Reduktion des Stress-shielding und<br />

bessere Rückzugsmöglichkeiten ins Feld geführt. Bei genauer Betrachtung der vorliegenden<br />

Daten bleibt von diesen vermeintlichen Vorteilen nicht viel übrig.<br />

Bewegungsumfang<br />

Dass der Oberflächenersatz einen größeren<br />

Bewegungsumfang erreicht, wurde weder<br />

im Experiment noch in der Klinik bestätigt.<br />

Im Gegenteil: Der Oberflächenersatz weist<br />

gegenüber Standardendoprothesen Nachteile<br />

auf hinsichtlich Notching und Impingement-bedingter<br />

Einschränkungen. 1<br />

Operationstechnik und<br />

Implantatpositionierung<br />

Der Oberflächenersatz der Hüfte erscheint<br />

operativ anspruchsvoller als die Implantation<br />

einer Standardendoprothese. Der verbleibende<br />

Hüftkopf kann die Exposition der<br />

Pfanne behindern; größere Schnitte und eine<br />

weitere Eröffnung des Situs erhöhen das Risiko<br />

von Nervenläsionen. Das Verfahren verzeiht<br />

Abweichungen von der optimalen Implantatpositionierung<br />

offensichtlich relativ<br />

schlecht. Auch kleine Differenzen können zu<br />

erhöhtem Metallabrieb oder zur Schenkelhalsfraktur<br />

führen. Das Impingementrisiko ist<br />

höher als bei Standardimplantaten, da beim<br />

Oberflächenersatz das Verhältnis zwischen<br />

Kopf und Hals kleiner ist. Anders als bei<br />

Hart/Weich-Paarungen kann bei der Metall/<br />

Metall-Gleitpaarung eine Randbelastung<br />

(edge loading) zu erheblichem Mehrabrieb<br />

führen. Selbst eine korrekte Positionierung<br />

schützt aber nicht zuverlässig vor diesem<br />

Phänomen. Bei Explantatanalysen wurden erhöhter<br />

Abrieb, Muskelnekrose und für Makrophagen<br />

toxische Ionenspiegel auch bei<br />

Pfannen innerhalb der sogenannten sicheren<br />

Zone (ca. 40–45° Inklination, 15–20° Anteversion,<br />

Lewinnek) gefunden. Bei Frauen mit<br />

kleinen Kopfgrößen ist dieser Zusammenhang<br />

besonders ausgeprägt.<br />

Metallabrieb und Ionenbelastung<br />

Der durchschnittliche Abrieb in der Gleitpaarung<br />

nach einer postoperativen Einlaufphase<br />

beträgt bis zu 5 µm pro Jahr. 2 Der<br />

Kobaltspiegel im Serum liegt bei diesen<br />

Patienten ca. fünfmal höher als in der Vergleichsgruppe.<br />

Bei gelockerten Metall/Metall-<br />

Endoprothesen kann der Faktor auf 50 bis<br />

300 steigen. 3 Die Kobaltionen werden auch<br />

von der Plazentaschranke nicht aufgehalten,<br />

weshalb der Oberflächenersatz bei Frauen<br />

im gebärfähigen Alter als kontraindiziert gilt.<br />

Es gibt inzwischen eine Reihe von Berichten<br />

und Einzelstudien über toxische und allergische<br />

Reaktionen auf Metallpartikel und<br />

-ionen nach der Implantation einer Metall/<br />

Metall-Gleitpaarung. Interessant sind in diesem<br />

Zusammenhang auch jüngste Ergebnisse<br />

erhöhter Metallionenspiegel nach<br />

Kniegelenkersatz. Die Datenlage erlaubt<br />

bisher keine abschließenden Aussagen über<br />

Inzidenz, auslösende Faktoren und die Gefährdung<br />

einzelner Patienten. Die Metall/Metall-<br />

Gleitpaarung bleibt damit ein nicht quantifizierbares<br />

Risiko. Jüngste Ergebnisse haben<br />

gezeigt, dass Chromspiegel über 10 µg/l<br />

(Serum) gehäuft mit Weichteilveränderungen<br />

verbunden sind und außerdem in diesen<br />

Fällen sowohl das späte Frakturrisiko als<br />

auch die Revisionsrate signifikant höher sind.<br />

Komplikationen und Revision<br />

Überlebensraten zwischen 95 und 99 % bei<br />

2 bis 8 Jahren Nachkontrolle wurden für die<br />

typischerweise jungen Patienten bisher berichtet.<br />

Solche Ergebnisse stehen aber in<br />

auffallendem Kontrast zu Registerdaten aus<br />

Kanada, Australien und Großbritannien, die<br />

* Edinburgh

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