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1-2 /09 - Erzherzog Johann - Steiermark

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wissenschaft.<br />

kunst.<br />

kultur.<br />

34<br />

steirische berichte 1-2 /<strong>09</strong><br />

<strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> und<br />

die Eisenstraße<br />

Freund des Berg- und Hüttenwesens, Urgründer der Montanuniversität<br />

Schon in Kindheit und Jugend zeigte <strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> ausgeprägtes Interesse an der Natur und ihren Erscheinungen in<br />

Gesteinen, Flora und Fauna. Seine umfangreichen Sammlungen bildeten 1811 den Grundstock für das Joanneum, das einerseits<br />

der musealen Präsentation dienen, andererseits aber als Lehranstalt Bildung und Wissenschaft vermitteln sollte. Wichtige<br />

Innovationen des <strong>Erzherzog</strong>s und seiner Berater auf dem Gebiet des Berg- und Hüttenwesens wirken bis heute nach.<br />

Hauptansicht des<br />

Neubaus der k. k.<br />

Montanistischen<br />

Hochschule Leoben,<br />

vollendet 1910,<br />

Architekturzeichnung<br />

1906.<br />

Fo t o: or i g i n a L in d e r<br />

un i v e r s i t ä t s b i b L i o t h e K,<br />

Ko p i e a u s ga h L e i t n e r<br />

1990<br />

Die Englandreise 1815/16<br />

Nach dem Wiener Kongress 1815 reiste <strong>Erzherzog</strong><br />

<strong>Johann</strong> als Vertreter des Kaisers mit seinem Bruder<br />

Ludwig nach England, wo sich sein besonderes<br />

Interesse dem Berg- und Hüttenwesen, vor allem<br />

dem Eisenhüttenwesen, zuzuwenden begann, denn<br />

England galt damals als führend in der Technik.<br />

Der <strong>Erzherzog</strong> besuchte dort auch die modernen<br />

Berg- und Hüttenbetriebe, so den berühmten Eisenbezirk<br />

um Ironbridge/Telford, worüber er in seinem<br />

Reise-Tagebuch ausführlich berichtet. Wurzbach<br />

schreibt darüber: „Sie besuchten nun die wichtigsten<br />

Fabriksstädte und in denselben die großartigen<br />

Manufacturanstalten, Maschinenwerkstätten, Eisenund<br />

Stahlwaaren-Fabriken, Spinnereien, Webereien<br />

u. dgl. m. … Seine Reise nach England hatte nachhaltige<br />

Folgen für die <strong>Steiermark</strong>. Er nahm überall<br />

Muster der Erzeugnisse, Pläne, Zeichnungen und<br />

Modelle, welche er bei seinem Eintreffen in Gratz<br />

(15. Mai 1816) in den Räumen des Joanneums zur<br />

Einsicht und Benützung niederlegte …“<br />

Vom Joanneum zur<br />

Montanuniversität<br />

Auf dieser Reise hatte den <strong>Erzherzog</strong> auch der gebürtige<br />

Grazer Alois von Widmanstetten begleitet,<br />

letzter Vertreter der Grazer Druckereidynastie,<br />

der durch die Entdeckung der Struktur in Eisen-<br />

meteoriten 1808 noch heute weltweit jedem Eisenmetallographen<br />

ein Begriff ist.<br />

Auf ihn gehen die frühesten Anschliffe an Gusseisen,<br />

u. a. aus Vordernberg, zurück.<br />

<strong>Johann</strong> hatte ihn auch als Fachmann auf dem Gebiet<br />

des Eisenwesens in England zum ersten Professor<br />

für Eisenhüttenkunde in Graz vorgeschlagen, doch<br />

Widmannstetten winkte aus Altersgründen ab. Wohl<br />

auf Anregung <strong>Johann</strong>s brachten die Kuratoren des<br />

Joanneums das Problem der Lehre des Bergbaues<br />

und der Hüttenkunde 1828 wieder aufs Tapet, und<br />

Kaiser Franz antwortete mit der Aufforderung, die<br />

Erfordernisse zu präzisieren; dem folgten die<br />

Kuratoren unter dem Abt von Rein, Ludwig, mit<br />

einem ausführlichen Gutachten.<br />

Es dauerte noch bis 1836, bis feststand, dass die<br />

geplante Lehranstalt in Vordernberg, im Mittelpunkt<br />

des Eisenwesens der <strong>Steiermark</strong> und nicht in Graz<br />

am Joanneum, eingerichtet werden konnte.<br />

<strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> in Vordernberg<br />

Nach Verhandlungen mit dem Grundbesitzer in<br />

Vordernberg, Josef Fürsten von Schwarzenberg,<br />

konnte 1837 mit dem Bau der „steiermärkischständischen<br />

Lehranstalt in Vordernberg“ begonnen<br />

werden, die feierlich 1840 eröffnet wurde. Daneben<br />

hatte der erste Professor Peter Tunner, der auf Vorschlag<br />

von <strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> vom Schwarzenbergischen<br />

Hammer in Katsch bei Murau an diese Stelle<br />

berufen worden war, auch Vorschläge zur Einrichtung<br />

der „Lehrfrischhütte“, ein „Zerrennfeuer mit<br />

Hammerschlag“, auf den Gründen der Handlschen<br />

Schmiede unterbreitet, die Zustimmung der Stände<br />

erreicht, 1840 die Pläne vorgelegt und 1842 den<br />

Lehrbetrieb aufgenommen.<br />

<strong>Johann</strong>s Braut Anna Plochl hatte ihm schon seit<br />

1823 in Vordernberg im Gewerkenhaus des Radwerkes<br />

II, das einst dem Gewerken Stampfer und<br />

seiner „Stampferin“ (jener mit dem „Hausbüchl“)<br />

gehörte, den Haushalt geführt, während sich <strong>Johann</strong><br />

persönlich um die Entwicklung des Vordernberger<br />

Eisenwesens kümmerte – durch Modernisierung<br />

seines Radwerkes II und durch Bemühungen, die<br />

altehrwürdige „Radmeisterkommunität“ wieder zu

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