1-2 /09 - Erzherzog Johann - Steiermark
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grenzenlos.<br />
52<br />
steirische berichte 1-2 /<strong>09</strong><br />
Der Zufall machte ihn zum<br />
Prinzen der Steirer<br />
Weit über die grüne Mark hinaus weiß man um die Verdienste des <strong>Erzherzog</strong>s für sein geliebtes Steirerland, doch weniger<br />
bekannt ist der von Zufällen geprägte Weg zu dieser ungewöhnlichen Liebe.<br />
Blick über Florenz,<br />
eine Stadt am Fluss<br />
Arno, die für ihre<br />
Kunst und<br />
Kultur bekannt ist.<br />
Fo t o: K K<br />
<strong>Johann</strong> Baptist von Habsburg-Lothringen, besser<br />
bekannt als <strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> von Österreich oder<br />
als „steirischer Prinz“, erblickte am 20. Jänner 1782<br />
im Palazzo Pitti in Florenz das Licht der Welt. Sein<br />
Vater, der Großherzog Leopold von Toskana, war<br />
ein Sohn Maria Theresias. Maria Ludovica von<br />
Bourbon-Parma, seine Mutter, war die Tochter<br />
König Karls III. von Spanien, und schenkte 16<br />
Kindern das Leben. <strong>Johann</strong> war das 13. Kind der<br />
beiden. Seinen Namen verdankte <strong>Johann</strong> dem<br />
Stadtpatron von Florenz, <strong>Johann</strong>es dem Täufer. Die<br />
Taufpaten waren ein armer Florentiner Bürger und<br />
ein Kapuzinermönch.<br />
Seine Kindheit verbrachte <strong>Johann</strong> teilweise auf den<br />
Lustschlössern der Familie in der Toskana und im<br />
Palazzo Pitti, unweit der herrlichen Boboli-Gärten.<br />
Somit stellte die Natur schon von Kindesbeinen<br />
an ein wichtiges Element im Leben des späteren<br />
<strong>Erzherzog</strong>s dar.<br />
Die Jugendjahre des Prinzen<br />
Erst im Alter von fünf Jahren erlernte <strong>Johann</strong> die<br />
deutsche Sprache, bis dahin sprach er Italienisch<br />
und Französisch. Mit sechs Jahren erhielt er von<br />
unterschiedlichen Personen Unterricht. Neben<br />
Pädagogen übernahmen auch frühere Heeresangehörige<br />
die Erziehung des Prinzen und gaben ihm<br />
Einblicke in naturwissenschaftliche und physikalische<br />
Bereiche.<br />
Mit dem Tod Kaiser Josephs II. übernahm <strong>Johann</strong>s<br />
Vater Leopold 1790 die Kaiserkrone, und die Familie<br />
musste nach Wien übersiedeln. Bald darauf starben<br />
<strong>Johann</strong>s Eltern, und der junge <strong>Erzherzog</strong> lernte die<br />
strenge Schule seines um 14 Jahre älteren Bruders<br />
Franz kennen, der zum deutschen Kaiser gewählt<br />
wurde. Er ließ seine jüngeren Geschwister unterrichten;<br />
Strenge statt Zuwendung und Liebe standen<br />
nun an der Tagesordnung.<br />
Graf Mottet, ein gebürtiger Schweizer, weckte in<br />
<strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> die Liebe zu den Naturwissenschaften,<br />
aber auch Geschichte und Geografie waren<br />
seine Lieblingsfächer. Mit <strong>Johann</strong>es von Müller,<br />
einem Schweizer Historiker, bahnte sich eine enge<br />
Freundschaft an. Früh wurde bereits der Grundstein<br />
für die Naturverbundenheit und das Interesse am<br />
Leben der einfachen Menschen gelegt.<br />
Die aufgeklärten Ideen, die <strong>Johann</strong> aus Florenz mitgebracht<br />
hatte, hatten keinen Platz am Wiener Hof,<br />
denn seine Ausbildung war vor allem auf die<br />
militärische Ebene fixiert. Sein Bruder, Kaiser<br />
Franz, war von der französischen Revolution 1789<br />
geschockt und versuchte, das Land durch die<br />
Wirren der Napoleonischen Kriege zu führen. Die<br />
Bevölkerung erlebte dies durch strenge Zensur und<br />
Eingriffe in das Privatleben.<br />
Mit 18 Jahren übertrug der Kaiser seinem jüngeren<br />
Bruder die Aufgaben eines Armeekommandanten.<br />
Dieser kaum gewachsen, verlor Österreich die<br />
Schlacht bei Hohenlinden in Bayern (1800). Die<br />
Schuld wurde <strong>Johann</strong> gegeben, obwohl er nur<br />
formell den Oberbefehl hatte.<br />
Der militärische Unglücksfall mündete 1801 in<br />
<strong>Johann</strong>s Ernennung zum „Generaldirekteur des<br />
österreichischen Fortifications- und Geniewesens“.<br />
In dieser Funktion konnte er das Land bereisen und<br />
Leute und Natur studieren, wonach er schon immer<br />
gestrebt hatte. Er wollte in Tirol seine Ideen, die auf<br />
dem Regierungskonzept seines Vaters aufbauten,<br />
verwirklichen. Doch wieder kam es anders, <strong>Johann</strong><br />
unterstützte Andreas Hofer im Freiheitskampf um<br />
Tirol. In der Schlacht bei Wagram erlitt Österreich<br />
18<strong>09</strong> jedoch eine entscheidende Niederlage gegen<br />
Napoleon, und der Friede von Schönbrunn, samt<br />
Verlust Tirols und Übergabe des Grazer Schlossbergs<br />
an die Franzosen, wurde geschlossen.<br />
<strong>Erzherzog</strong> <strong>Johann</strong> wurde an dieser Niederlage<br />
Mitschuld gegeben, und sein Bruder verbot ihm<br />
nach der Hinrichtung Andreas Hofers im Jahr<br />
darauf, jemals wieder Tirol zu bereisen. Einmal<br />
noch wollte <strong>Johann</strong> gegen Napoleon auftreten und<br />
Österreich und die Schweiz zu einem „Alpenbund“<br />
zusammenspannen, um gegen Napoleon zu kämp-