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Bahnsport 10/2016

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qualifiziert hat. Er hat diese Entscheidung getroffen<br />

und ich muss mich damit abfinden“, fügte<br />

„Bartek“ hinzu. Er ist momentan WM-Fünfter<br />

und hat nur 2 Punkte weniger als Holder.<br />

Nicki Pedersen konnte in dieser Saison nicht<br />

richtig überzeugen, darum war seine Performance<br />

in Gorzow eine große Überraschung. Der<br />

dreifache Weltmeister fuhr in der Qualifikation<br />

wie ausgewechselt. Er kam in seinem ersten<br />

Heat hinter Zmarzlik ins Ziel, aber danach holte<br />

der Däne drei Siege. Mit 12 Zählern war der<br />

Skandinavier bester Pilot dieser Rennphase. Im<br />

ersten Semifinallauf fuhr der 39-Jährige nicht<br />

mehr so stark, wurde Letzter und konnte seine<br />

Motorräder packen. Er wurde Tagesfünfter. „Ich<br />

bin auf dem richtigen Weg, aber mir fehlen immer<br />

noch <strong>10</strong>, 15 Prozent, um dort zu sein, wo ich<br />

sein möchte. Ich hoffe, in Teterow werde ich<br />

noch besser sein“, sagte „Power“. „Alle restlichen<br />

GP-Runden sind für mich sehr wichtig.<br />

Schlicht und ergreifend muss ich nach jedem<br />

Turnier meine Gesamtplatzierung verbessern.<br />

Dann werden wir nach dem Rennen in Melbourne<br />

sehen, wie weit ich in der Wertung gekommen<br />

bin“, so Pedersen. In dieser Saison<br />

hat es Nicki noch nicht geschafft, einen Podestrang<br />

zu erkämpfen. Zuletzt war er vor sieben<br />

Jahren in solch einer Situation. Momentan liegt<br />

der Däne im WM-Klassement an 9. Stelle und<br />

hat 5 Zähler weniger als der achtplatzierte Pawlicki.<br />

Greg Hancock triumphierte vor fünf Jahren in<br />

Gorzow und wurde in der vergangenen Saison<br />

Zweiter, aber diesmal konnte der US-Amerikaner<br />

nicht an seine Erfolge anknüpfen. Der WM-<br />

Führende fing verheißungsvoll mit einem Sieg<br />

an, aber danach folgten zwei 3. Plätze. Mit <strong>10</strong><br />

Zählern erreichte der 46-Jährige zwar das Semifinale,<br />

aber in Heat 21 kam er hinter Woffinden<br />

und Doyle ins Ziel und schied aus. „Heute lief es<br />

nicht so, wie ich es gern möchte. Andererseits<br />

lief es auch nicht so schlecht, wie es hätte sein<br />

können. Ich bin mit dem Resultat zufrieden, obwohl<br />

ich weiß, dass es besser sein könnte“,<br />

philosophierte Hancock nach dem Rennen.<br />

„Wir haben mehrere Korrekturen vorgenommen,<br />

um die optimale Abstimmung zu finden.<br />

Wir suchten etwas, damit ich mich auf der Bahn<br />

komfortabel fühlen kann. Ich denke, der Motor<br />

arbeitete am Ende ganz gut. Ich brauchte nur<br />

noch einen perfekten Start, aber meine Gegner<br />

waren auch schnell“, fasste der dreifache Weltmeister<br />

zusammen. „Herbie“ erzielte in Polen<br />

11 Zähler und führt die WM weiterhin an. Sein<br />

Vorsprung auf Doyle beträgt 7 Punkte.<br />

Nachdem sich Jaroslaw Hampel von der GP-Serie<br />

zurückgezogen hatte (siehe „People & Facts,<br />

Seite 4/5), ging Fredrik Lindgren im Jancarz-<br />

Stadion als vollberechtigter GP-Teilnehmer ins<br />

Rennen. Der Schwede zeigte eine gute und konstante<br />

Leistung. In den Vorläufen kreuzte er<br />

fünfmal als Zweiter die Ziellinie und erreichte<br />

zum dritten Mal in dieser Saison das Semifinale.<br />

In Lauf 22 war jedoch Endstation. Lindgren<br />

wurde hinter Zmarzlik und Holder Dritter und<br />

belegte letztendlich Tagesrang 7. Piotr Pawlicki<br />

hatte nach vier Durchgängen <strong>10</strong> Punkte auf dem<br />

Konto und war dabei, an seinen Erfolg von Malilla,<br />

wo er Dritter wurde, anzuknüpfen. In Rennen<br />

20 stürzte der 21-Jährige jedoch ausgangs<br />

der Startkurve schwer und wurde disqualifiziert.<br />

Infolge des Sturzes spielte der Pole im Semifinale<br />

keine Rolle mehr und schied aus. Er<br />

landete auf Platz 8. Krzysztof Kasprzak fuhr in<br />

Gorzow mit der Wildcard. Der Ex-Vizeweltmeister<br />

erkämpfte in seinen ersten Läufen 7 Punkte,<br />

hatte aber in Rennen 18 viel Pech. Ungefähr<br />

zwei Sekunden bevor das Startband hochschnellte,<br />

ging der Motor aus und „KK“ blieb<br />

ohne Punkte. Seine Punkteausbeute reichte<br />

nur für Rang 9. Unter den Erwartungen fuhr Maciej<br />

Janowski. „Magic“ verzeichnete nach drei<br />

Durchgängen nur 2 Zähler und seine Chance,<br />

ins Semifinale einzuziehen, war nur noch rein<br />

theoretisch. Zu allem Übel wurde der 25-Jährige<br />

in Lauf 13 von Matej Zagar vom Motorrad geholt.<br />

Der Referee brach den Heat ab, disqualifizierte<br />

den Slowenen und sprach Janowski einen<br />

Punkt zu, ohne den Lauf neu zu starten. Da half<br />

ein Sieg in der letzten Serie nichts mehr. „Magic“<br />

wurde lediglich Zehnter. Weiter folgten<br />

Niels-Kristian Iversen und Antonio Lindbäck.<br />

Vor allem das schwache Abschneiden des<br />

Schweden war eine große Überraschung. Der<br />

Rennanfang war für „Toninho“ alles andere als<br />

schlecht. Nach zwei Läufen hatte der 30-Jährige<br />

4 Punkte, aber danach kam er nicht mehr über<br />

letzte Plätze hinaus. Punktgleich mit ihm waren<br />

Chris Harris und Matej Zagar, die entsprechend<br />

Rang 13 und 14 belegten. Peter Kildemand kam<br />

nur auf 3 Punkte, wobei er im letzten Durchgang<br />

das Startband gerissen hatte. Von Andreas<br />

Jonssons Leistung kann man überhaupt nichts<br />

Gutes sagen, außer dass er am Turnier teilgenommen<br />

hat. Der Schwede sammelte in Gorzow<br />

fünf Nuller und wurde Letzter. „AJ“ ist momentan<br />

WM-Vierzehnter und hat kaum noch eine<br />

reale Chance, sich im GP zu halten.<br />

• Text: Georg Dobes; Fotos: Jarek Pabijan<br />

AM RANDE<br />

Impressionen und Stimmen zum Rennen<br />

Gorzow ’16 ... ein Speedwayfest!<br />

Schon Tage zuvor war das Edward-Jancarz-Stadion<br />

mit seinen 17.000 Sitzplätzen erstmals zu<br />

einem GP-Lauf ausverkauft. Somit wurden auch<br />

erstmals wegen der großen Nachfrage noch zirka<br />

1600 Stehplatzkarten in den Verkauf gebracht.<br />

Dennoch bekam man vor dem Stadion<br />

noch etliche Karten von den Touts (Schwarzhändlern)<br />

und Fans zu kaufen. Das Thermometer<br />

stieg – wie Tage zuvor – weit über die<br />

30-Grad-Marke. Selbst nach dem Rennen waren<br />

es noch 27 Grad! Greg Hancock meinte dazu:<br />

„Es war ein harter Abend. Es war sehr heiß und<br />

kostete Kraft.“<br />

Und heiß ging es auf dem bestens präparierten<br />

Oval zu. Die 329 Meter lange Bahn hatte an diesem<br />

Abend weitaus mehr Griff als tags zuvor.<br />

Buhmann war diesmal nicht Nicki Pedersen,<br />

sondern Schiedsrichter Jim Lawrence. Der Brite<br />

hatte an diesem Tag kein so gutes Händchen.<br />

Das betrifft in erster Linie den kontroversen Lauf<br />

14, als er Localhero Bartosz Zmarzlik disqualifizierte.<br />

Der Pole ging innen an Iversen vorbei.<br />

Dabei soll es zu einer Berührung gekommen<br />

sein, durch die der Däne stürzte. Es erging ein<br />

lang anhaltender, lauter verbaler „Shitstorm“<br />

auf den Referee nieder. Zumal man in der im<br />

Stadion gezeigten Wiederholung eigentlich keine<br />

Berührung beider Fahrer feststellen konnte.<br />

Dazu Zmarzlik: „Die Entscheidung des Referees<br />

in Lauf 14 war eine schlechte Entscheidung.<br />

Meiner Meinung nach bin ich zu unrecht disqualifiziert<br />

worden. Der 4. Platz – wie im letzten<br />

Jahr – ist schon okay. Mein ganz großes Ziel ist<br />

es, in meiner ersten Grand-Prix-Saison unter<br />

den Topacht zu bleiben.“<br />

Die Stimmung im Stadion war enorm und kann<br />

durch keine Fernsehübertragung auf die Bildschirme<br />

übertragen werden. Auch nicht durch<br />

die sehr guten englischen BT-Sports-Kommentatoren<br />

Nigel Pearson und Kelvin Tatum. Im Finale<br />

übertrafen sich die beiden selbst. Bevor<br />

die Bänder hochschnellten, feuerte Tatum seinen<br />

Kumpel noch mit einem „C’mon, Nige“ an.<br />

Nicht wissend, dass er selbst schon nach drei<br />

Runden nur noch heiser und mit Aussetzern in<br />

der Stimme kommentieren konnte! Das erinnerte<br />

an den legendären Endlauf-Kommentar beim<br />

2011er GP im schwedischen Malilla, als Ex-Canal+<br />

Kommentator Piotr Olkowicz nach dem unglaublichen<br />

Hampel-Sieg vollkommen ausrastete!<br />

Das Grand Final bot exakt 62 ½ Sekunden grandiosen<br />

Speedwaysport. Nicht weniger als<br />

sechsmal überholten sich Tai Woffinden und Jason<br />

Doyle! Zmarzlik verpasste – wie schon im<br />

Vorjahr – einen Platz auf dem Treppchen. Das<br />

zumindest von den polnischen Fans erhoffte<br />

Zmarzlik-Speedway-Märchen wie 2014 blieb<br />

aus. Somit gab es ein recht ungewöhnliches,<br />

reines Commonwealth-Siegertreppchen. Solch<br />

ein Ergebnis – mit zwei Australiern und einem<br />

Engländer – gab es zuvor nur zweimal in der gesamten<br />

Grand-Prix-Historie. Und das jeweils in<br />

Schweden: 2003 in Malilla mit Ryan Sullivan<br />

(1.), Scott Nicholls (2.) und Leigh Adams (3.) und<br />

2000 in Linköping mit Jason Crump (1.), Mark<br />

Loram (2.) und Todd Wiltshire (3.).<br />

Der kontinuierlichste Fahrer im negativen Sinne<br />

war zweifelsohne der Schwede Andreas Jonsson.<br />

Seine Null-Punkte-Performance kann man<br />

nur fassungslos zur Kenntnis nehmen. Mit nunmehr<br />

39 Punkten trennen ihn satte 21 Punkte<br />

vom rettenden 8. Platz in der Gesamtwertung.<br />

Er wollte seine Leistung nicht weiter kommentieren.<br />

Jason Doyle ist einfach nur happy. Den deutschen<br />

Zuschauern ist er spätestens seit 2013<br />

bekannt, als der 30-Jährige das Rennen „Master<br />

of Speedway“ gewann. Sein erfolgreichstes<br />

Jahr bislang war 2015 mit dem Gewinn der australischen<br />

Meisterschaft und der Elite League<br />

Riders Championship. Es ist sein zweiter GP-<br />

Sieg in dieser Saison. Er ist der Einzige, dem<br />

das dieses Jahr gelang. „Damit hab ich nicht gerechnet,<br />

dass ich nach diesem Rennen an<br />

2. Stelle stehe. Ich kämpfe zwar jetzt um den<br />

WM-Titel, aber mein Ziel ist nach wie vor, mich<br />

unter den besten acht zu platzieren. Danke an<br />

mein großartiges Team, das unermüdlich für<br />

mich gearbeitet hat.“<br />

Ganz gelassen blieb Weltmeister Tai Woffinden:<br />

„Im Finale war ich zu weit innen und bekam<br />

nicht genug Grip. Das Finale war einer der besten<br />

Heats, in denen ich gefahren bin. Und es war<br />

eines der besten Rennen, in denen ich gefahren<br />

bin. Ich kann aber nicht sagen, ob es das beste<br />

für mich war. Die Tür zum Titel steht nun für<br />

mehrere Fahrer weit offen. Alles kann noch geschehen.“<br />

Viele Fans – und nicht nur Australier – träumen<br />

jetzt schon vom großen Showdown um den Titel<br />

im heimischen Etihad Stadion in Melbourne am<br />

22. Oktober. • Andreas Fahldiek u. Dieter Thielking<br />

Oktober '16 BAHNSPORT AKTUELL 15

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