Berichterstattung 2004 - Die Schweizerische Post
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Zur Zukunft der <strong>Post</strong><br />
« Letztlich stellt sich die Frage, ob die <strong>Post</strong><br />
externes Kapital braucht oder sich selber fi nanzieren<br />
kann. »<br />
Ulrich Gygi<br />
U. G.: Wir haben ja schon Organe mit entsprechenden<br />
aktienrechtlichen Pfl ichten und Verantwortungen.<br />
<strong>Die</strong> Rechtsform der AG gäbe mehr<br />
Beweglichkeit. Z. B. könnte man die Mitarbeitenden<br />
am Kapital beteiligen.<br />
Würde die <strong>Post</strong> in eine AG umgewandelt, stellt<br />
sich auch sofort die Frage, ob der Bund einen<br />
Teil davon im Publikum oder bei interessierten<br />
Partnern platzieren möchte. Wie stellen Sie sich<br />
zur Öffnung des Kapitalbesitzes an der <strong>Post</strong>?<br />
U. G.: Das ist ein politischer Entscheid, zu dem<br />
sich die Eigentü mer ä ussern sollen.<br />
A. M.: Es kö nnte ja sein, das der Bund als Eigner<br />
einmal daran interessiert sein kö nnte, mit einem<br />
Teilverkauf der <strong>Post</strong> Einnahmen zu beschaffen.<br />
Ein wesentlicher Hinderungsgrund, die <strong>Post</strong><br />
in die Eigenstä ndigkeit zu entlassen, ist<br />
die ungelö ste Frage, wie der Bund das Loch<br />
in der Pensionskasse zu stopfen gedenkt.<br />
A. M.: Mit unseren Gewinnen sind wir ja auf<br />
dem Weg, das Problem zu entschä rfen. Bund und<br />
<strong>Post</strong> arbeiten einvernehmlich an einer Lö sung.<br />
U. G.: Ich glaube, es gibt keinen Zusammenhang<br />
zwischen einer allfä lligen Kapitalö ffnung der <strong>Post</strong><br />
und der Pensionskasse. Wir reden hier allenfalls von<br />
Alt lasten, die noch zu regeln sind, und da sind wir<br />
auf guten Wegen. Zentral ist doch die Frage, weshalb<br />
die <strong>Post</strong> privatisiert werden sollte.<br />
Eine Privatisierung hä tte Vor- und Nachteile.<br />
Welche ü berwiegen?<br />
U. G.: <strong>Die</strong> dauernden Schwankungen an der Bö rse<br />
und der stä ndige Druck der Finanzanalysten sind einer<br />
langfristig ausgerichteten Unternehmensfü hrung nicht<br />
gerade fö rderlich. Andererseits liefert die ö ffentliche<br />
Bewertung der Unternehmensfü hrung Informationen,<br />
die ihr sonst entgehen. Letztlich stellt sich die Frage,<br />
ob die <strong>Post</strong> externes Kapital braucht oder sich selber<br />
fi nanzieren kann. Oder ob der Bund nö tigenfalls<br />
bereit ist, Eigenkapital einzuschiessen.<br />
Das Eigenkapital der <strong>Post</strong> ist heute knapp.<br />
U. G.: Deshalb verlangen wir ja auch, dass das<br />
Kapital auf einen in der Branche ü blichen Satz von<br />
etwa 35 bis 40 Prozent festgelegt wird. Der Bund hat<br />
uns zugestanden, dass wir zur Eigenkapitalbildung<br />
unsere Gewinne einbehalten kö nnen. Sofern unsere<br />
guten Ergebnisse noch ein paar Jahre anhalten,<br />
schaffen wir das nö tige Eigenkapital aus eigener Kraft.<br />
Einen wesentlichen Schritt in Richtung Liberalisierung<br />
planen Sie mit <strong>Post</strong>Finance, aus der Sie<br />
eine echte Bank mit einer eigenen Banklizenz<br />
schmieden wollen. Wann stellen Sie den Antrag<br />
f ü r eine Lizenz?<br />
U. G.: In der kommenden Planungsperiode, das<br />
heisst innerhalb der nä chsten vier Jahre, streben wir<br />
eine Banklizenz an. Wir sind an Vorbereitungsarbeiten,<br />
damit der Bundesrat eine entsprechende Vorlage<br />
dem Parlament vorlegen kann.<br />
Weshalb braucht die <strong>Post</strong> ü berhaupt eine<br />
Bank lizenz?<br />
U. G.: Wir sind die Spezialisten im Zahlungsver-<br />
kehr, wir wickeln den Massenverkehr ab. Unsere<br />
Kundschaft erwartet je lä nger, je mehr Finanzdienstleistungen<br />
aus einer Hand und will fü r wesentliche<br />
Teile des Bankgeschä fts – z. B. fü r Hypothekaroder<br />
Geschä ftskredite – nicht auf eine andere Bank<br />
angewiesen sein.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> als grosse Hypothekarglä ubigerin. Via<br />
UBS sind Sie heute schon in diesem Geschä ft.<br />
L ä uft es nicht wie gewü nscht?<br />
U. G.: Im Gegenteil, die Partnerschaft ist sehr gut.<br />
Aber natü rlich ist unser Bewegungsspielraum eingeschrä<br />
nkt. <strong>Die</strong> Kreditpolitik beispielsweise wird von<br />
der UBS als Risikoträ gerin festgelegt und wir teilen<br />
uns die Marge. Der Kunde braucht sich darum nicht<br />
zu kü mmern, er geschä ftet mit der <strong>Post</strong>.