s'Positive Magazin 09.2016
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WISSEN<br />
Die Haarbüschel auf den Ohren geben dem Eichhörnchen seinen Namen.<br />
Vorderbeinen wird ein Loch freigescharrt,<br />
dann wird die Nuss hineingelegt oder fallen<br />
gelassen und anschliessend wird das Loch<br />
wieder zugescharrt und mit den Pfoten festgedrückt.<br />
Vor dem Vergraben scannen die<br />
Hörnchen die Umgebung auf potenzielle<br />
Futterdiebe ab, also auf gierige Artgenossen<br />
oder Vögel. Forscher der Wilkes University<br />
in Philadelphia stellten fest, dass Eichhörnchen<br />
über ausgeklügelte Täuschungsmanöver<br />
verfügen, wenn sie sich beim Verstecken<br />
beobachtet fühlen. Entdecken sie einen Futterspäher<br />
in der Umgebung, tun sie nur so,<br />
als würden sie die Nuss verstecken. In Wirklichkeit<br />
bleibt das mit Erde und Blättern<br />
getarnte Depot leer.<br />
Bei amerikanischen Grauhörnchen (Sciurus<br />
carolinensis) ist jedes fünfte Versteck<br />
eine Attrappe. Nach dem Anlegen der Depots<br />
kontrollieren sie deren Sicherheit bei mehrfachen<br />
Kontrollgängen. Werden die Tiere<br />
dabei von einem anderen Hörnchen beobachtet,<br />
inspizieren sie statt der echten Depots<br />
nur die Attrappen, um den Konkurrenten auf<br />
die falsche Fährte zu locken.<br />
ZUSATZINFOS<br />
So sind Eichhörnchen<br />
Ohne Schwanz ist das Eichhörnchen<br />
etwa so gross wie<br />
ein Meerschweinchen, nämlich<br />
20 bis 25 Zentimeter lang.<br />
Sein buschiger Schwanz ist<br />
fast so lang wie der Körper.<br />
Die Ohren tragen im Winter<br />
auffällige Haarbüschel, die<br />
«Hörnchen», die dem Eichhörnchen<br />
den Namen geben.<br />
Das Eichhörnchen hat fünf Finger<br />
und fünf Zehen. Allerdings<br />
ist der Daumen so kurz, dass<br />
man ihn kaum sehen kann.<br />
Eichhörnchen haben lange<br />
Krallen, nur der verkürzte<br />
Daumen hat einen Nagel. Die<br />
Krallen wachsen dauernd nach,<br />
so wie dies auch Nägel, Hufe<br />
und Klauen anderer Säugetiere<br />
tun. Fehlt die natürliche Abnutzung,<br />
müssen sie geschnitten<br />
werden.<br />
Das Fell des Eichhörnchens ist<br />
fuchsrot bis schwarzbraun.<br />
Bauch und Brust sind weiss. Im<br />
Frühling und im Herbst macht<br />
das Eichhörnchen einen Haarwechsel<br />
durch. Das Winterfell<br />
hat eine dichte Unterwolle.<br />
Die Nagezähne unterscheiden<br />
sich von den anderen Eichhörnchenzähnen<br />
in einem<br />
wichtigen Punkt: Sie wachsen<br />
ständig nach. Dies ist wichtig,<br />
denn durch die grosse Beanspruchung<br />
beim Nagen nutzen<br />
sich die Nagezähne stark ab.<br />
Unter normalen Bedingungen<br />
sind Abnützung und Nachwachsen<br />
aufeinander abgestimmt,<br />
so dass die Zähne immer ungefähr<br />
die gleiche Länge haben.<br />
Wenn sie aber zu weiches Futter<br />
bekommen, zum Beispiel<br />
immer mit Erdnüsschen gefüttert<br />
werden, können die Zähne<br />
zu lang werden und das Eichhörnchen<br />
beim Fressen behindern.<br />
Wenn Sie Eichhörnchen<br />
füttern, geben Sie ihnen deshalb<br />
besser ungeschälte Haselnüsse<br />
oder Baumnüsse. Eichhörnchen<br />
können harte Nüsse<br />
problemlos öffnen.<br />
Eichhörnchen in der Schweiz<br />
und in Europa<br />
In der Schweiz gibt es zurzeit<br />
nur eine einzige wildlebende<br />
Eichhörnchenart:<br />
Das Europäische Eichhörnchen.<br />
In Amerika, Europa<br />
und Asien gibt es jedoch<br />
gegen 30 weitere Eichhörnchenarten.<br />
Die meisten<br />
von ihnen leben in Amerika.<br />
Der ursprüngliche und<br />
wichtigste Lebensraum des<br />
Eichhörnchens sind Nadelwälder,<br />
aber auch in Laubwäldern<br />
und Obstgärten findet es<br />
sich zurecht. So selten wie<br />
möglich kommt es auf den Boden:<br />
Dort kann ein unerfahrenes<br />
Tier leicht von einem<br />
Fuchs oder Hund erwischt<br />
werden.<br />
Möchte das Eichhörnchen auf<br />
einen benachbarten Baum<br />
springen, läuft es auf die dünnen,<br />
federnden Zweige hinaus.<br />
Dabei benutzt es seinen buschigen<br />
Schwanz als Balancierstange.<br />
Auf den dünnen Ästen<br />
kann es sich nicht kräftig abstossen.<br />
Deshalb wirft es sich<br />
zum Sprung in die Luft. Den<br />
buschigen Schwanz setzt es<br />
nun als Steuer- und Schwebehilfe<br />
ein. Das Eichhörnchen<br />
kann nicht nur gut<br />
Eichhörnchen bauen ihre<br />
Kobel oft in einer Astgabel.<br />
klettern und springen: Auch<br />
auf der Erde bewegt es sich<br />
sehr geschickt fort. Sogar kleinere<br />
Flüsse kann es schwimmend<br />
überqueren.<br />
Das Nest in den Bäumen<br />
Das Nest der Eichhörnchen<br />
heisst Kobel. Eichhörnchen<br />
bauen in ihrem Wohngebiet<br />
mehrere Nester. Das Hauptnest<br />
aber, in dem auch die Jungen<br />
aufgezogen werden, ist am<br />
sorgfältigsten angefertigt und<br />
liegt ungefähr in der Mitte des<br />
Wohngebietes. Es befindet sich<br />
fünf bis 15 Meter über der Erde<br />
in alten Bäumen. Hoch oben<br />
in den Bäumen ist das «Baumhaus»<br />
des Eichhörnchens sicher<br />
vor vielen Feinden. Mit<br />
Zweigen und Reisig wird in<br />
einer Astgabel eine Hohlkugel<br />
gebaut, die einen Durchmesser<br />
von etwa einem halben<br />
Meter hat.<br />
Das Baumaterial wird im<br />
Maul transportiert und mit<br />
den Vorderpfoten und Zähnen<br />
befestigt. Innen wird<br />
das Nest mit Moos, Bast,<br />
Federn und Wolle, manchmal<br />
auch mit Stofffetzen<br />
oder Papierschnitzeln ausgepolstert.<br />
Fotos: Shutterstock / geertweggen; Wikipedia.org / Mathieu Giraudeau<br />
14 s’Positive 10 / 2016