s'Positive Magazin 09.2016
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WISSEN<br />
Die Nagezähne<br />
der Eichhörnchen<br />
wachsen ständig<br />
nach. Damit öffnen<br />
sie auch harte Nüsse<br />
problemlos.<br />
DIE GEBURTENPLANER<br />
Dafür weiss die Wissenschaft noch keine Erklärung:<br />
Kanadische Forscher beobachteten<br />
bei Studien mit Eichhörnchen aus den USA,<br />
Belgien und Italien, dass diese immer dann<br />
verstärkt Junge bekommen, wenn die Wälder<br />
im Herbst besonders viele Samen tragen.<br />
Doch wie gelingt es den Tieren, so präzise in<br />
die Zukunft zu blicken? Darüber wird derzeit<br />
nur spekuliert. Möglicherweise helfen dabei<br />
chemische Signale von Pflanzen und Bäumen,<br />
wie beispielsweise der Pollenflug oder<br />
eine starke Blüte. Normalerweise werfen die<br />
Weibchen im Frühjahr und im Sommer zwei<br />
bis maximal sechs Junge, von denen allerdings<br />
nur rund ein Viertel überlebt.<br />
ZUSATZINFOS<br />
Der Speiseplan<br />
Der Wald ist eine ergiebige Speisekammer<br />
für das Eichhörnchen. Es ernährt<br />
sich von:<br />
Nadelbaumsamen<br />
(in Tannenzapfen verborgen)<br />
Knospen von Nadelbäumen<br />
Baumsaft<br />
Nüssen<br />
(z. B. Haselnüsse, Baumnüsse, Bucheckern<br />
bzw. Buchennüsse)<br />
Früchten<br />
Wurzelknollen<br />
Insekten<br />
Pilzen<br />
Vogeleiern (gelegentlich auch von<br />
Jungvögeln)<br />
FLEISS UND GENUSS<br />
Der weitaus grösste Teil der Aktivitäten eines<br />
Eichhörnchens dient der Nahrungsmittelbeschaffung.<br />
Dabei wirkt der Aufwand, den es<br />
betreiben muss, um an die Samen eines<br />
Tannzapfens zu gelangen, zuweilen übertrieben.<br />
Doch die Samen haben es bezüglich<br />
Energieausbeute wirklich in sich.<br />
Doch nicht nur die Nahrungsmittelbeschaffung,<br />
sondern auch das süsse Nichtstun<br />
geniesst bei den Hörnchen einen hohen Stellenwert.<br />
Dabei sind ihre Stundenpläne geradezu<br />
luxuriös. Eichhörnchen starten ihre<br />
Tagesaktivitäten oft recht früh in der Morgendämmerung,<br />
aber danach scheint ihr<br />
Tagesablauf gewissermassen nach Blockzeiten<br />
geregelt zu sein. Zwischen den «Arbeitsblöcken»<br />
ziehen sie sich zurück, betreiben<br />
Körperpflege und machen ein Nickerchen.<br />
Meistens sind drei Arbeitsblöcke erkennbar.<br />
Neben der Frühschicht sind dies die<br />
Zeiten zwischen neun und elf am Vormittag<br />
sowie der spätere Nachmittag zwischen vier<br />
und sechs Uhr. In diesen Vorabendstunden<br />
wird am meisten Nahrung aufgenommen,<br />
während der Morgen eher dem Aufstöbern<br />
von Nahrungsquellen gewidmet ist. Die tägliche<br />
Nahrungsaufnahme beläuft sich auf<br />
etwa 80 Gramm. Im Winter ist es etwa die<br />
Hälfte.<br />
KEIN WINTERSCHLAF<br />
Eichhörnchen machen keinen Winterschlaf.<br />
Deshalb kann die hälftige Nahrungsaufnahme<br />
im Winter erstaunen, weil die Aufrechterhaltung<br />
der Körpertemperatur in der Kälte<br />
ja zusätzliche Energie bedingt, und die<br />
energiefressende Akrobatik im Winter nicht<br />
weniger lebensnotwendig ist. Das vermeintlich<br />
widersinnige Phänomen erklärt sich<br />
dadurch, dass Eichhörnchen ihre Aktivitäten<br />
einschränken, wenn es kalt ist. Hinzu<br />
kommt, dass das Schwergewicht der Nahrungszusammensetzung<br />
im Wintersemester<br />
bei den fettreichen Baumsamen, bei Walnuss,<br />
Haselnuss, Buchecker, Eichel, Kastanie<br />
und Rosskastanie liegt. Fett liefert bekanntlich<br />
die nötigen Kalorien mit der höchsten<br />
Dichte pro Gewichtseinheit. Den Eichhörnchen<br />
wächst ausserdem rechtzeitig auf den<br />
Winterbeginn ein dichtes, gut isolierendes<br />
Winterfell, so dass sich der Wärmeverlust<br />
trotz kleinem Körpervolumen und daher<br />
verhältnismässig ungünstig grosser Körperoberfläche<br />
auch bei Frost in erträglichem<br />
Rahmen hält.<br />
Foto: Shutterstock / TessarTheTegu<br />
16 s’Positive 10 / 2016