s'Positive Magazin 09.2016
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DOMINIQUE AEGERTER<br />
Aegerter hat seit der Zeit, als sein Bub Dominique<br />
noch in der deutschen Meisterschaft<br />
fuhr, beste Beziehungen zu den Gebrüdern<br />
Kiefer. Er hat diesen Kontakt immer gepflegt<br />
und das zahlt sich nun aus. Robert Siegrist<br />
handelt den Vertrag aus.<br />
VORZEITIGES SAISON-ENDE<br />
Fred Corminboeuf ist ahnungslos. Er geht<br />
davon aus, dass Dominique Aegerter kein<br />
anderes Team findet. Deshalb hat er den<br />
Machtkampf gewagt und die Zusagen zum<br />
Wechsel zu Suter zurückgezogen. Sobald die<br />
Tinte unter dem Kontrakt getrocknet ist, wird<br />
der Wechsel ins Kiefer-Team am 5. Oktober<br />
von Robert Siegrist und Dominique Aegerter<br />
verkündet. Die heimische Töff-Erde bebt. Der<br />
Transfer überrascht alle, und vor allem auch<br />
Fred Corminboeuf. Der Teamchef ist zutiefst<br />
in seinem Ego getroffen. Ein Chronist warnt<br />
Dominique Aegerter: «Du wirst nie mehr ein<br />
Rennen für dieses Team fahren.»<br />
Zwei Tage später, am Freitag, den 7. Oktober,<br />
stellt Fred Corminboeuf seinen Fahrer<br />
vor die Tür. Die Retourkutsche ist gefahren.<br />
Dominique Aegerter darf die letzten vier<br />
Rennen der Saison nicht mehr fahren und<br />
muss nun tatenlos zusehen, wie er bis Saisonende<br />
in der WM-Wertung vom 11.<br />
Schlussrang noch weiter abrutscht. Die heimische<br />
Töff-Erde bebt noch heftiger.<br />
Hat die ganze Geschichte Dominique Aegerter<br />
geschadet? Nein, überhaupt nicht. Nie<br />
zuvor in seiner Karriere hatte er so viel Medienpräsenz<br />
wie im Oktober 2016. Selbst der<br />
Am Ende dieser aufregenden<br />
Tage gibt es<br />
fast nur Sieger.<br />
Sieg von Tom Lüthi beim GP von Japan beschert<br />
ihm einen prestigeträchtigen öffentlichen<br />
Auftritt. Er kommentiert das Rennen<br />
im fernen Japan in Zürich im Studio zusammen<br />
mit Claude Jaggi.<br />
Am Ende dieser aufregenden Tage, nachdem<br />
sich der Pulverdampf verzogen hat, gibt<br />
es fast nur Sieger. Dominique Aegerter hat<br />
für 2017 ein neues, konkurrenzfähiges Team<br />
gefunden. Auch die Mannschaft von Fred<br />
Corminboeuf für 2017 steht. Die drei Fahrer<br />
heissen Tom Lüthi, Jesko Raffin (mit einem<br />
Zweijahresvertrag) sowie Iker Lecuona. Der<br />
Spanier ersetzt bereits jetzt den suspendierten<br />
Dominique Aegerter. Die GP-Karriere von<br />
Robin Mulhauser ist hingegen vorbei. Er ist<br />
der einzige Schweizer Verlierer der Saison<br />
2016.<br />
«Ich habe mir<br />
nichts<br />
vorzuwerfen»<br />
Töffstar Dominique Aegerter (26)<br />
sagt, warum es zum Eklat gekommen<br />
ist und warum er vor einem Jahr eine<br />
MotoGP-Offerte ausgeschlagen hat.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG, FOTO: CARXPERT-RACING.COM<br />
s’Positive: Haben Sie sich wieder beruhigt?<br />
Dominique Aegerter: Ja, inzwischen habe ich<br />
mich mit der Situation abgefunden.<br />
Aber Ihr Zorn war gross?<br />
Das ist so. Ich will fahren, ich bin das meinen<br />
Sponsoren und meinen Fans schuldig. Ich<br />
habe auch einen Vertrag, der mir die Rennen<br />
bis Ende Saison zusichert. Aber ich habe inzwischen<br />
eingesehen, dass es nichts gebracht<br />
hätte, wenn wir juristische Schritte unternommen<br />
hätten. Bis wir unser Recht eingeklagt<br />
hätten, wäre die Saison vorbei gewesen.<br />
Ihre Sponsoren dürften nicht unglücklich<br />
sein. Sie hatten mit dem ganzen Theater<br />
rund um Ihren Teamwechsel und die Freistellung<br />
mehr Medienpräsenz als Tom<br />
Lüthi mit seinem Sieg in Japan.<br />
Was da abgegangen ist, war schon verrückt.<br />
Ich war ja nach meinem Sieg auf dem Sachsenring<br />
und meinem Unfall vor einem Jahr<br />
einiges gewohnt. Aber die letzten Tage haben<br />
alles übertroffen.<br />
An der Eskalation, die schliesslich in Ihrer<br />
Freistellung endete, sind Sie nicht ganz<br />
unschuldig.<br />
Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich habe<br />
immer alles getan, um die Leistungen zu<br />
erbringen. Aber im Nachhinein muss ich zugeben,<br />
dass ich einen Fehler gemacht habe.<br />
Und der wäre?<br />
Ich habe mich dazu hinreissen lassen, dem<br />
Team zu sagen, dass ich gegangen wäre, hätte<br />
ich eine Offerte erhalten. Das war zu dem<br />
Zeitpunkt, als es so schien, dass es für mich<br />
32 s’Positive 10 / 2016