Industrielle Automation 2/2016
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HANNOVER MESSE <strong>2016</strong><br />
Jeder hat seine Eigenheiten<br />
Druckmittler-Systeme – welche Besonderheiten Sie bei der Auswahl beachten müssen<br />
Faina Batler<br />
Hohe Temperaturen, schwer zugängliche Einbauorte oder stark vibrierende<br />
Anlagen – all das stellt Drucktransmitter vor eine Herausforderung. In<br />
derartigen prozessbedingten Situationen kommen Druckmittler ins Spiel.<br />
Sie erlauben Messungen geschützt vor aggressiven, hochviskosen, poly-<br />
merisierenden oder kristallisierenden Medien. Doch worauf kommt es bei<br />
der Auswahl eines geeigneten Systems an?<br />
Druckmittler kommen immer dann zur<br />
Anwendung, wenn Drucktransmitter<br />
an ihre Grenzen stoßen. Sie bieten höchste<br />
Varianz und Flexibilität bei Membranmaterialien<br />
und Prozessanschlüssen (hygienische<br />
Prozessanschlüsse mit 3A, EHEDG, FDA).<br />
Zudem ermöglichen verschiedene volumenoptimierte<br />
Anbindungsmöglichkeiten (z. B.<br />
Kompakt, mit Temperaturentkoppler oder<br />
mit Kapillare) einen vielfältigen Einsatz.<br />
Dabei sind jedoch verschiedene Besonderheiten<br />
des Druckmittlersystems zu beachten,<br />
die Einfluss auf die Messwertgenauigkeit<br />
haben können.<br />
Grundsätzlich gilt bei der Auswahl eines<br />
Druckmessgerätes weiterhin: Wenn technisch<br />
möglich, sollte immer auf Systeme<br />
Faina Batler, Marketing Managerin Druckmesstechnik,<br />
Endress+Hauser, Weil am Rhein<br />
ohne Druckmittler zurückgegriffen werden.<br />
Ein Beispiel sind ölfreie, keramische Messzellen,<br />
die mit hygienischen Prozessanschlüssen<br />
sehr robust, absolut kondensatfest<br />
und für den Einsatz bei Prozesstemperatuten<br />
bis zu 150 °C hervorragend geeignet<br />
sind. Zudem erlauben sie, einen Membranbruch<br />
sofort zu detektieren und somit die<br />
Produktsicherheit in den Prozessen zu erhöhen.<br />
Bietet der Einsatz von Druckmittlern<br />
Vorteile bei der Instrumentierung, oder<br />
muss aus technischen Gründen darauf zurückgegriffen<br />
werden, so sollte ein Druckmittlersystem<br />
mit möglichst geringem Temperaturfehler<br />
gewählt werden.<br />
Die Besonderheiten der<br />
Messtechnik<br />
Bei der Messung mit einem Druckmittler<br />
wirkt der Betriebsdruck auf die Prozessmembran<br />
des Druckmittlers. Der Druck auf<br />
die Membran wird über das nicht kompressible<br />
Druckmittlerfüllöl auf die Sensormembrane<br />
des eigentlichen Messgerätes<br />
übertragen. Vergleicht man ein Gerät mit<br />
und ohne angebauten Druckmittler, so wird<br />
man feststellen, dass das Ölvolumen im<br />
Druckmittler, das des Grundgerätes um ein<br />
Vielfaches überschreitet. Je länger der Entkoppler<br />
(z. B. das Kapillar), umso höher ist<br />
das Ölvolumen. Dadurch sind Druckmittler-Systeme<br />
grundsätzlich empfindlich gegen<br />
Temperaturänderungen. Das liegt am<br />
temperaturabhängigen Ausdehnungsver-<br />
Darauf sollten Sie bei Druckmittler-Systemen achten:<br />
n Minimierte Druckmittlerfehler – auch bei kleinen Prozessmembranen (TK-Wert)<br />
n Minimierte Einschwingzeit nach Reinigungs- und Sterilisationsprozessen (CIP/SIP)<br />
n Möglichst breiter Einsatztemperatur-Bereich<br />
n Maximale Membranauslastung einhalten<br />
n Softwaretool zur Druckmittlerauslegung nutzen<br />
14 INDUSTRIELLE AUTOMATION 2/<strong>2016</strong>