Industrielle Automation 2/2016
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Ein Unternehmen<br />
mit Fledermaussicht<br />
für die Industrie<br />
Die Umgebung mithilfe von Ultraschall in 3D in Echtzeit<br />
wahrzunehmen, ist das Ziel von Toposens, einem<br />
jungen Unternehmen aus München. Durch einen von<br />
Grund auf neu entwickelten Algorithmus kann das<br />
innovative Sensorsystem Laufzeit-Daten in dreidimensionale<br />
Koordinaten umwandeln und ist damit gleichzeitig<br />
robuster, präziser und mobiler als bestehende<br />
3D-Systeme, die auf optischen Methoden basieren.<br />
Toposens, ein Start-up aus München, hat eine Technologie für ein<br />
3D-Ultraschallsensorsystem von Grund auf neu entwickelt. Das<br />
kleine System kann die Umgebung in drei Dimensionen in Echtzeit<br />
wahrnehmen und in den unterschiedlichsten Branchen zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Die Automatisierung in Industrie und allen weiteren Lebensbereichen<br />
erfordert neuartige Sensoren, die Daten als Grundlage für<br />
die Entscheidungsfindung liefern können. Das Start-up Toposens<br />
hat ein 3D-Sensorsystem entwickelt, das auf Ultraschall basiert.<br />
Damit ist es zum ersten Mal möglich, Objekte und die Umgebung<br />
mit nur einem Sensorsystem in Echtzeit in drei Dimensionen mit<br />
Ultraschall wahrzunehmen. Das System funktioniert ähnlich wie<br />
das Prinzip der Fledermaus: Ein Ultraschallsignal wird ausgesendet<br />
und durch die Laufzeiten können die Positionen der gescannten<br />
Objekte präzise bestimmt werden. Aufgrund ihrer Vorteile gegenüber<br />
optischen Systemen ist diese Technologie interessant für diverse<br />
Anwendungsbereiche. Dazu zählen z. B. sich autonom fortbewegende<br />
Logistiksysteme in der Fertigung, Beobachtung von Gefahrenbereichen<br />
oder die Analyse von Mitarbeitern oder Maschinen, um einzelne<br />
Fertigungsschritte überwachen zu können. Außerdem existieren<br />
Anwendungsmöglichkeiten wie Gestensteuerung, Kollisionsvermeidung<br />
(z. B. für Drohnen) und Virtual Reality.<br />
Die Idee für diese Neuentwicklung stammt von Alexander Rudoy,<br />
der während seines Mechatronik-Studiums auf der Suche nach Sensorik<br />
war, um einen Roboterfisch in einem Aquarium schwimmen<br />
zu lassen. Da es keine passende Lösung für dieses Problem gab, entwickelte<br />
er im Laufe der folgenden drei Jahre den grundlegenden<br />
Algorithmus für das 3D-Ultraschall-Sensorsystem kurzerhand einfach<br />
selbst. Aufgrund des großen Potenzials seiner Erfindung schloss<br />
er sich im Dezember 2014 mit Rinaldo Persichini, ebenfalls Mechatroniker,<br />
und Tobias Bahnemann, der die kaufmännische Seite des<br />
Unternehmens verantwortet, zusammen, um das Projekt weiterzuentwickeln<br />
und zur Marktreife zu bringen. Mittlerweile wird das<br />
Gründungsteam von drei Mitarbeitern unterstützt.<br />
Ultraschall bietet viele interessante Vorteile für seine Nutzer: Die<br />
Technologie ist sehr robust – externe Faktoren, wie direktes Sonnenlicht<br />
und spiegelnde Flächen beeinträchtigen das System nicht,<br />
während optische Systeme unter diesen Bedingungen schnell aufhören,<br />
richtig zu funktionieren. Mit einer Genauigkeit von < 1 cm ist<br />
das 3D-Ultraschall-Sensorsystem präziser als die meisten Kameraoder<br />
Lasersysteme. Zudem ist der Sensor mit etwa 5 × 5 × 3 cm Größe<br />
und einer Leistungsaufnahme von maximal 2 W sehr mobil. Ein<br />
weiteres Merkmal ist, dass Objekte durch Ultraschall als Punktewolken<br />
dargestellt werden – das System erkennt keine Gesichter,<br />
wodurch die Privatsphäre effektiv geschützt wird.<br />
Auf der Hannover Messe wird Toposens das 3D-Ultraschallsystem<br />
mit einem Use-Case vorführen. Nachdem die Prototypenentwicklung<br />
erfolgreich abgeschlossen wurde, steht bei dem Start-up-<br />
Unternehmen als Nächstes die Entwicklung eines Development<br />
Kits auf dem Plan. Bis Mitte <strong>2016</strong> wird diese beendet sein und das<br />
Development Kit kann an Interessenten aus verschiedenen Branchen<br />
ausgeliefert werden.<br />
www.toposens.com<br />
66 INDUSTRIELLE AUTOMATION 2/<strong>2016</strong>