Tierheimzeitung 1/2008 - Tierheim Feucht
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<strong>Tierheim</strong> <strong>Feucht</strong> 1/<strong>2008</strong><br />
Interview mit den Auszubildenden, Valerie Mayer und Johannes Genßler<br />
Was macht eigentlich ... ein <strong>Tierheim</strong>-Azubi?<br />
Wussten Sie, dass das <strong>Tierheim</strong><br />
<strong>Feucht</strong> ein Lehrbetrieb für<br />
die Ausbildung zum Tierpfleger ist?<br />
Derzeit machen zwei Azubis ihre<br />
Ausbildung im <strong>Tierheim</strong> <strong>Feucht</strong>:<br />
Valerie und Johannes. Wir haben<br />
mit den beiden gesprochen, um<br />
alles Wissenswerte zu erfahren.<br />
<strong><strong>Tierheim</strong>zeitung</strong> (THZ): Warum<br />
habt ihr euch für die Ausbildung<br />
zum Tierpfleger entschieden?<br />
Johannes (J): Ich war schon ein<br />
Tiernarr, bevor ich laufen gelernt<br />
habe. Ich habe Tiere immer gemocht,<br />
so dass für mich nur ein<br />
Beruf mit Tieren in Frage kam.<br />
Valerie (V): Bei mir war das ähnlich.<br />
Mein Herz gehört den Tieren,<br />
insbesondere Hunde habe ich schon<br />
als Kind geliebt. Wir hatten immer<br />
Haustiere, und ich wollte unbedingt<br />
auch beruflich mit Tieren zu tun haben.<br />
Tierarzt-Helferin war mir aber<br />
zu klinisch, deshalb habe ich mich<br />
für eine Ausbildung zur Tierpflegerin<br />
entscheiden.<br />
THZ: Was sind die Aufgaben<br />
eines Tierpfleger-Azubis im <strong>Tierheim</strong><br />
<strong>Feucht</strong>?<br />
V & J: Den größten Teil des Tages<br />
nehmen das Saubermachen der<br />
Gehege und das Füttern der Tiere<br />
ein. Zuvor muss das Futter vorbereitet<br />
werden. Einige Tiere bekommen<br />
Medikamente ins Futter oder müssen<br />
zum Beispiel mit Augen- oder<br />
Ohrentropfen versorgt werden. Wir<br />
machen auch die Fell- und Krallenpflege<br />
bei verschiedenen Tieren oder<br />
baden bei Notwendigkeit ein Tier,<br />
wenn ein Kaninchen zum Beispiel<br />
Durchfall hat und sich selbst nicht<br />
sauber halten kann. Wenn wir nach<br />
getaner Arbeit noch etwas Zeit<br />
haben, können wir auch mal mit den<br />
Tieren spielen oder Gassi gehen;<br />
auch für Streicheleinheiten ist<br />
manchmal Zeit.<br />
THZ: Wie sieht denn ein typischer<br />
Tagesablauf im <strong>Tierheim</strong><br />
aus?<br />
V: Das ist unterschiedlich, je<br />
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nachdem, ob wir im Hundehaus eingesetzt<br />
sind oder bei den Katzen und<br />
Kleintieren. Ich beschreibe mal den<br />
Tagesablauf im Hundehaus.<br />
Früh um sieben Uhr sperren wir<br />
auf, öffnen die Schieber zu den<br />
Außengehegen und machen einen<br />
Kontrollgang, um zu schauen, ob<br />
es allen gut geht oder ob vielleicht<br />
in der Nacht etwas passiert ist. Die<br />
ersten Hunde werden in die Freiläufe<br />
gelassen. Die Besetzung der<br />
Freiläufe wird tagsüber mehrmals<br />
gewechselt, damit alle Hunde mal<br />
raus dürfen.<br />
Die zum Küchendienst eingeteilten<br />
Kollegen bereiten das Futter vor, der<br />
Rest fängt an zu putzen. Wir teilen<br />
uns die Zuständigkeit nach den Gängen<br />
im Hundehaus ein. Während der<br />
Gassizeiten kümmern wir uns um die<br />
Gassigeher, erklären zum Beispiel<br />
die Gassigeherregeln und geben<br />
Hunde heraus. Nach dem Morgen-<br />
gassi um 11.30 Uhr werden die<br />
Hunde gefüttert. Danach haben wir<br />
Mittagspause bis 14 Uhr, während<br />
der im Hundehaus Ruhe herrscht,<br />
damit die Hunde nach dem Essen<br />
nicht zu viel Aufregung und Bewegung<br />
bekommen. Das wäre zu gefährlich,<br />
weil sie dann eine Magendrehung<br />
bekommen können.<br />
Nachmittags beraten wir an den<br />
Vermittlungstagen im Hundehaus<br />
Interessenten, die zu bestimmten<br />
Hunden Fragen haben. Die Hunde<br />
bekommen frisches Wasser, und das<br />
Abendfutter wird vorbereitet. Von<br />
16 bis 16.15 Uhr haben wir noch<br />
mal eine kurze Pause, danach geht<br />
wieder die Gassigeherzeit los. Um<br />
18.30 Uhr, nach dem Abendgassi, bekommen<br />
die Hunde nochmals Futter,<br />
danach werden alle Hunde hereingeholt,<br />
die Schieber geschlossen und<br />
alles wird abgesperrt.<br />
J: Ich ergänze mal, was im Katzen-<br />
und Kleintierhaus anders ist.<br />
Hier teilen wir uns die Arbeit ein<br />
nach den Bereichen Katzenrondell,<br />
Katzenquarantäne und Kleintierhaus.<br />
Dienstags und mittwochs, wenn<br />
keine Vermittlung ist, machen wir<br />
Großputz – da werden alle Katzenzimmer<br />
ausgeräumt und komplett<br />
gesäubert, bei den Kleintieren wird<br />
die Einstreu erneuert. Bei den Katzen<br />
und Kleintieren gibt es natürlich<br />
keine Gassigeher zu betreuen. Die<br />
Katzenstreichler kommen gut alleine<br />
klar. Natürlich gehört es auch hier zu<br />
unseren Aufgaben, Interessenten zu<br />
beraten.<br />
Wenn Tiere bei uns abgegeben<br />
werden, nehmen wir die Tiere<br />
entgegen, schreiben den Aufnahmevertrag<br />
und kümmern uns um die<br />
Unterbringung des Tieres.<br />
THZ: Wie lange dauert die Ausbildung<br />
zum Tierpfleger, und wie<br />
läuft die Ausbildung ab?<br />
V & J: Die Ausbildung dauert<br />
regulär drei Jahre. Unter bestimmten<br />
Voraussetzungen kann man<br />
sie auf zwei Jahre verkürzen. Wir<br />
haben in der Berufsschule Blockunterricht,<br />
also drei- bis viermal im<br />
Jahr drei bis vier Wochen am Stück.<br />
Neben den „normalen“ Fächern wie<br />
Deutsch, Mathematik, Sport und<br />
Sozialkunde haben wir die Spezialfächer<br />
Tierpflege und Tierhaltung.<br />
Wir lernen außerdem etwas über die<br />
die Organisation eines <strong>Tierheim</strong>s und<br />
über die Öffentlichkeitsarbeit. Bei<br />
den Tierpfleger-spezifischen Fächern<br />
lernen wir die Anatomie der Tiere,<br />
Ernährung und Verdauung, Krankheiten,<br />
Unterbringung, Pflege – und<br />
zwar für alle Tierarten, die in einem<br />
<strong>Tierheim</strong> typischerweise vorkommen.<br />
Auch Themen wie Hunde-<br />
erziehung werden behandelt. Diese<br />
Fächer sind sehr interessant, und<br />
man kann die Kenntnisse auch gut in<br />
der Praxis brauchen.<br />
THZ: Wie läuft die praktische<br />
Ausbildung im <strong>Tierheim</strong> ab?<br />
V & J: Im <strong>Tierheim</strong> gibt es zwei<br />
von der IHK zugelassene Ausbilderinnen:<br />
Dagmar Oerter, die selbst<br />
eine Ausbildung zur Tierarzthelferin<br />
hat, und Resi Müller, die Zootierpflegerin<br />
gelernt hat. Im Katzen- und<br />
Kleintierbereich ist zusätzlich Heidi<br />
Möller-Krauß Ausbildungsbeauftragte.<br />
Auch sie ist ausgebildete Tierpflegerin.<br />
Von denen kann man eine<br />
Menge lernen, und sie bringen es<br />
auch sehr gut rüber.