s'Positive Magazin 12.2016
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WUSSTEN SIE SCHON?<br />
HOCHKOMPLEX UND AUSGETÜFTELT:<br />
Wozu brauchen<br />
Bienen Zeitgefühl?<br />
Riesige soziale Netzwerke, hochkomplexe<br />
Arbeitsteilung, ausgeklügelte Kommunikation.<br />
Die Rede ist nicht von Menschen und<br />
auch nicht von Mobiltelefonen, Internet oder<br />
Sozialen Medien, sondern von Bienen. Die<br />
Tierchen verfügen zudem auch über eine<br />
innere Uhr als Zeitgeber für Rhythmen wie<br />
Stoffwechsel oder Müdigkeit. Forscher der<br />
Hebräischen Universität in Jerusalem arbeiteten<br />
vier Jahre an der Entschlüsselung der<br />
Gene von Honigbienen und fanden heraus,<br />
dass deren innere Uhr eher der hochentwickelten<br />
Chronobiologie von Säugetieren als<br />
von Insekten entspricht.<br />
Nicht alle Blüten bieten zu jeder Tageszeit<br />
gleich viel Nahrung. Morgens den Sauerklee<br />
anzufliegen, macht wenig Sinn: Er öffnet<br />
sich erst im Laufe des Vormittags. Hält man<br />
sich diesen Umstand vor Augen, wird schnell<br />
klar, wofür die<br />
Bienen ihr Zeitgefühl<br />
brauchen. Damit<br />
können sie sich<br />
nämlich ihren Flugplan<br />
zurechtlegen. Forscher<br />
gehen davon aus, dass<br />
Bienen bis zu neun Uhrzeiten<br />
unterscheiden können.<br />
Die hochentwickelte<br />
innere Uhr hilft den Tieren<br />
auch bei der Orientierung<br />
während ihrer Nahrungssuche.<br />
Da sie die Sonne als Navigationshilfe<br />
nutzen, merken sie sich, wie hoch oder wie<br />
tief die Sonne beim Losfliegen steht, und<br />
finden dank ihres genauen Zeitgefühls und<br />
ihrem inneren Sonnenkompass problemlos<br />
zum Bienenstock zurück. Wieder daheim,<br />
1<br />
können sie ihren Artgenossinnen mit einer<br />
Art Tanz mitteilen, in welchem Winkel sie<br />
zur Sonne fliegen müssen, um an den besten<br />
Nektar zu gelangen.<br />
KANN DAS SEIN?<br />
Dank Musik zum Orgasmus<br />
Rolling-Stones-Sänger und Womanizer Mick<br />
Jagger empfahl die Sitarklänge indischer<br />
Raga-Musik als Erotik-kompatible akustische<br />
Begleitung. Und nachdem sich Kurvenstar<br />
Bo Derek 1979 im Film «Zehn – die Traumfrau»<br />
zu den Bolero-Klängen rhythmisch an<br />
den Höhepunkt herangearbeitet hatte, galt<br />
der Tonträger lange als ausverkauft. Man<br />
ahnte, was beim Nachbarn abging, wenn<br />
dort Maurice Ravels Crescendo lief. Es gibt<br />
musikalische Kompositionen, die bei manchen<br />
Menschen zum Orgasmus führen. Oder<br />
zumindest fast.<br />
Die Neurowissenschaftlerin und Musikerin<br />
Psyche Loui (die Frau heisst tatsächlich<br />
so) von der Wesleyan-University in Middletown,<br />
USA, berichtet dabei aus eigenem Erleben<br />
und aufgrund der Ergebnisse einer<br />
grossen Studie. Als sie während ihrer Studienzeit<br />
bei einer Freundin im Radio erstmals<br />
das 2. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow<br />
hörte, war sie sofort gefangen. Ihr Herz<br />
raste, ihr Magen flatterte und ein ansteigendes<br />
Kribbeln kroch die Wirbelsäule entlang<br />
– biologische Reaktionen, die mit einem sexuellen<br />
Höhepunkt vergleichbar sind.<br />
Loui beschreibt das Phänomen als «Haut-<br />
Orgasmus» und als «transzendentale psychologische<br />
Erfahrung». Als Professorin hat sie<br />
das Empfinden von Musik zu ihrem Forschungsschwerpunkt<br />
gemacht und fand heraus:<br />
Viele Menschen bekommen beim Hören<br />
von Musik Gänsehaut. Bei manchen reagiert<br />
der Körper so stark, dass sie nicht mehr in<br />
der Lage sind, etwas anderes zu tun. Für die<br />
Erregung verantwortlich seien spezielle musikalische<br />
Besonderheiten wie ein Wechsel<br />
in der Harmonie, plötzliche Sprünge von<br />
leise zu laut sowie Nebentöne, die eine Melodie<br />
verzieren und einem Hauptton vorausgeschickt<br />
werden.<br />
2<br />
18 s’Positive 12 / 2016