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TIROL<br />
3. Jg., Juli <strong>2016</strong> · € 4,-<br />
So is(s)t <strong>Tirol</strong><br />
<strong>Tirol</strong>s Köche und die<br />
Neuinterpretation<br />
des Alpinen<br />
Gastlichkeit<br />
Von Platzhirschen und<br />
Neueinsteigern<br />
Genussland<br />
<strong>Tirol</strong>s Produzenten und<br />
Gastronomen zwischen<br />
Innovation und Tradition<br />
P.b.b. 02Z032987M, Retouren an: <strong>ECHO</strong> Zeitschriftenverlag, Museumstraße 11, 6020 Innsbruck<br />
<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
<strong>Tirol</strong>, wie<br />
schmeckst<br />
du gut<br />
Genussliste<br />
Gault Millau, Falstaff, A La Carte:<br />
Alle ausgezeichneten<br />
Gastronomiebetriebe <strong>Tirol</strong>s<br />
auf einen Blick!
Editorial<br />
Mahlzeit!<br />
Impressum<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> Nr. 3, <strong>2016</strong><br />
Herausgeber: <strong>ECHO</strong> Zeitschriftenund<br />
Verlags Ges.m.b.H.<br />
Redaktion: Marian Kröll, Julia Wolfschütz,<br />
Gernot Zimmermann<br />
Fotoreporter: Andreas Friedle<br />
Layout & Bildbearbeitung: Daniela<br />
Steixner-Winkler<br />
Anzeigen: Mag. Birgit Steinlechner,<br />
Manuela Gabl<br />
E-Mail: anzeigen@echotirol.at<br />
Geschäftsführung:<br />
Mag. Birgit Steinlechner<br />
Redaktions-, Herausgeber-,<br />
Verwaltungsadresse:<br />
<strong>ECHO</strong> Zeit schriften- und Verlags<br />
Ges.m.b.H., A-6020 Innsbruck,<br />
Museumstraße 11,<br />
Tel.: 0512/34 21 70,<br />
www.tirol<strong>am</strong>teller.at<br />
Die Zeiten, in denen der bevorzugten Verwendung regionaler Produkte – Obst, Gemüse,<br />
Getreide, Milch- und Milchprodukte sowie Fleisch – ein avantgardistischer Charakter<br />
anhaftete, sind längst vorbei. Regionalität ist nich länger die Kür, sondern Pflicht. Regionalität<br />
muss zwar nicht zwangsläufig auch Qualität bedeuten, tut das erfreulicherweise aber auf immer<br />
breiterer Basis. Es ist schön zu sehen, dass bei den Produzenten ehrlicher <strong>Tirol</strong>er Produkte und bei den<br />
Gastronomen, die d<strong>am</strong>it täglich hantieren, ein gesundes Selbstbewusstsein eingesetzt hat, welches die<br />
Grundlage dafür darstellt, die heimatlichen Erzeugnisse in Wert setzen zu können.<br />
Nur wer zu hundert Prozent vom Wert der eigenen Arbeit überzeugt<br />
ist, kann daraus glaubwürdig nachhaltige Wertschöpfung generieren. Eine<br />
gute Entwicklung ist in diesem Zus<strong>am</strong>menhang, dass sich Wirte auf<br />
lokaler Ebene zus<strong>am</strong>mentun, die gemeins<strong>am</strong>e Ziele verfolgen. Hier<br />
sind beispielsweise die KochArt oder das Culinarium Alpentraum<br />
(beide in diesem Heft) positiv hervorzuheben. Über die Eigenheiten<br />
der <strong>Tirol</strong>er Küche weiß kaum jemand besser Bescheid als die umtriebige<br />
Kochbuch-Autorin Angelika Kirchmaier. Was die im Land<br />
erzeugten Produkte betrifft, ist die bleierne Zeit, in der Einfalt der<br />
Vielfalt vorgezogen wurde, ebenfalls längst passé. Alte Landsorten<br />
und seltene Nutztierrassen sind wieder im Vormarsch und zeigen, dass<br />
Innovationshunger und Rückbesinnung auf Altbewährtes einander nicht<br />
ausschließen. Die nunmehr dritte Ausgabe von <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> soll Ihnen ein<br />
kleines Panor<strong>am</strong>a der <strong>Tirol</strong>er Genusslandschaft bieten, deren Vermessung noch<br />
viel Raum zum Staunen und ehrfürchtigen Innehalten bietet.<br />
<strong>Tirol</strong>s Gastronomie & Produzenten im Fokus. <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> ist aber nicht ausschließlich d<strong>am</strong>it beschäftigt,<br />
ausgezeichneten Köchen und Produzenten auf die Finger zu schauen, sondern bietet auch in<br />
übersichtlicher Form eine Auflistung sämtlicher von den Gourmetführern Gault Millau, Falstaff und<br />
A La Carte ausgezeichneten <strong>Tirol</strong>er Betriebe und darüber hinaus auch von jenen Betrieben, die zumindest<br />
zwei der drei folgenden Gütesiegel – Bewusst <strong>Tirol</strong>, AMA Gastrosiegel oder das Siegel der <strong>Tirol</strong>er<br />
Wirtshauskultur – tragen. D<strong>am</strong>it haben Sie einen kompakten Überblick, wo Qualität, Innovation und<br />
Können zu Hause sind und wie vielfältig das kulinarische Angebot in allen Teilen unseres Landes ist. <br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen das Te<strong>am</strong> von <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
„Das komplette<br />
Sortiment für meinen<br />
Cappuccino mit Herz.“<br />
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Fotos: AMT (1), Rochelt (1), Friedle (1)<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2015 3
inhalt<br />
06<br />
50<br />
78<br />
Willkommen bei <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
12<br />
52<br />
82<br />
16 Genussliste: Alle ausgezeichneten <strong>Tirol</strong>er<br />
Gastronomiebetriebe im Überblick.<br />
28<br />
54<br />
84<br />
06 Zurück in die<br />
Zukunft<br />
12 Mit Veredelung zum<br />
Mehrwert<br />
28 Am Gipfel der<br />
alpinen Genüsse<br />
30 Jubiläumskulinarik<br />
62 Zurück zu den<br />
Wurzeln<br />
64 Nicht zu kopieren<br />
68 Regionalität erleben<br />
70 N o 8 wins<br />
72 Genuss im Kleinod<br />
30<br />
32<br />
56<br />
60<br />
86<br />
88<br />
32 <strong>Tirol</strong>s Eigenbrötler<br />
74 Land der Biere<br />
34 Naturhefe: Ein Handwerkerwissen<br />
36 Wein & Käse:<br />
Sinnliches Paar<br />
40 Kunstform Kochen<br />
42 Oscar kocht<br />
44 Kochen mit Heu<br />
46 Die Verfeinerung der<br />
Frucht<br />
50 Authentizität &<br />
Spezialisierung<br />
52 Keine Experimente<br />
54 Kochen, Brennen,<br />
Brauen<br />
78 Herzblut und<br />
Gastlichkeit<br />
82 Schillerndes Gastro-<br />
Wahrzeichen<br />
84 Mit Liebe zum Detail<br />
86 Edelste Tropfen<br />
88 Räume für Träume<br />
90 Wein aus <strong>Tirol</strong><br />
94 Tischlein deck dich<br />
96 Die Honig Macher<br />
100 Alles im Topf<br />
102 Der Alm Kräuterer<br />
34<br />
36<br />
40<br />
42<br />
62<br />
64<br />
68<br />
70<br />
90<br />
94<br />
100<br />
102<br />
56 Der Fleisch-Sommelier<br />
vom Burggraben<br />
60 Fleischprofi ihres<br />
Vertrauens<br />
108 Rezepte zum<br />
Nachkochen<br />
112 „Die <strong>Tirol</strong>er Küche<br />
ist gesund“<br />
44<br />
72<br />
108<br />
46<br />
74<br />
112<br />
4 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> www.tirol<strong>am</strong>teller.at
360° GENUSS<br />
MIT LIEBE<br />
ZUM DETAIL<br />
KULINARISCHE HIGHLIGHTS<br />
DINNER UNTER DEM KRISTALLHIMMEL<br />
12. August, 19:30 Uhr<br />
YOGA MIT VITALFRÜHSTÜCK<br />
20. August, 8:00 bis 9:00 Uhr Yoga, anschließend Vitalfrühstück<br />
DIE LETZTEN 120 JAHRE SWAROVSKI IN SECHS GÄNGEN<br />
9. September, 19:30 Uhr<br />
MARTINIGANSL-ESSEN<br />
11. November, 19:30 Uhr<br />
Tipp: Verlängerte Öffnungszeiten bis 22:00 Uhr von 1. Juli bis 31. August <strong>2016</strong><br />
Ab September Sonntagsbrunch, jeden Sonntag von 10:00 bis 13:00 Uhr
Zurück in die<br />
Zukunft<br />
Foto: Daniel Zangerl<br />
6 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2015
Seefelder Plateau<br />
Alte Landsorten erfahren<br />
genauso wie alte, seltene<br />
Nutztierrassen eine<br />
Renaissance. Das liegt auch<br />
daran, dass man alte Qualitäten<br />
wiederentdeckt und<br />
neu schätzen gelernt hat.<br />
T<br />
he seeds of life are not what they<br />
once were. Mother Nature and<br />
God don‘t own them anymore.“<br />
Schenkt man unzähligen Kritikern rund um<br />
den Erdkreis Glauben, dräut in der Nahrungsmittelproduktion<br />
ein Zeitalter herauf, dessen<br />
Konsequenzen wir uns weder ausmalen wollen<br />
noch können. Althippie Neil Young hat dieser<br />
Unzeit ein Album mit dem aussagekräftigen<br />
Titel „The Monsanto Years“ gewidmet. Gewohnt<br />
stilsicher agitiert Young darin gegen Pestizide<br />
und Gentechnik und streitet für den Schutz der<br />
Kleinbauern vor den gierigen Großkonzernen<br />
der Agrarindustrie. Das Dr<strong>am</strong>a spielt zwar in<br />
den Vereinigten Staaten auf der anderen Seite<br />
des großen Teichs, muss uns aber doch irgendwie<br />
bekannt vorkommen. In der Tat sind die<br />
Entwicklungen beklemmend, welche vor allem<br />
die Saatgut- und Lebensmittelindustrie in den<br />
letzten Jahrzehnten genommen haben. Doch<br />
bei aller Überreizung durch Auswüchse wie<br />
Turbokuh und herbizidresistentes, gentechnisch<br />
verändertes Saatgut – „RoundupReady“<br />
lässt grüßen – gibt es eine Gegenbewegung.<br />
Gebildet von Menschen, die genug vom Einheitsbrei<br />
haben und sich rückbesinnen auf alte,<br />
vergessen geglaubte Obst- und Gemüsesorten<br />
und Nutztierrassen. Die Entwicklung in einem<br />
Land wie <strong>Tirol</strong>, das allein topografisch nicht mit<br />
Flächenländern mithalten kann, wird notwendigerweise<br />
in Richtung Qualität weisen müssen.<br />
Und qualitativ haben alte Landsorten und alte<br />
Nutztierrassen beide viel zu bieten. Dafür wird<br />
nachfolgend der Beweis geführt.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 7
Käse & Wein<br />
Im Fundus der Genbank finden sich neben allerhand<br />
Getreidesorten auch dutzende heimische Mohnsorten.<br />
In der <strong>Tirol</strong>er Genbank lagern insges<strong>am</strong>t rund 1.000<br />
Saatgutproben von 35 Arten und 68 seltene Apfelsorten.<br />
schätze aus der genbank<br />
Ganz der Bewahrung alter Obst-, Gemüse- und<br />
Getreidesorten verschrieben hat sich die <strong>Tirol</strong>er<br />
Genbank im Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung und<br />
mit ihr Christian Partl, der in der Abteilung Landwirtschaftliches<br />
Schulwesen im Innsbrucker Landhaus<br />
sitzt. Zu Partls Hauptaufgaben gehört auch<br />
die Arbeit an der landeseigenen <strong>Tirol</strong>er Genbank<br />
landwirtschaftlicher Nutzpflanzen, deren Ursprung<br />
auf das Jahr 1922 zurückdatiert. D<strong>am</strong>it handelt es<br />
sich um eine der ältesten europäischen Genbanken.<br />
Heute umfasst sie über 1000 Herkünfte: „Es finden<br />
sich neben allen heimischen Getreidearten auch Erbsen,<br />
Bohnen, Mais, Mohn, Rüben, Kartoffel, Lein,<br />
Buchweizen oder Raritäten wie Brotklee, Lupine,<br />
Kresse, Kohl, Schnittlauch oder Zwiebel. Eine bunte<br />
Vielfalt, die Vergangenes zeigt – sehr oft verknüpft<br />
mit persönlichen Geschichten der Menschen. Eine<br />
bunte Vielfalt, die auch weit vorausschaut: Biodiversität,<br />
genetische Breite und wertvolle Eigenschaften<br />
der alten Landsorten werden für zukünftige Züchtungen<br />
immer wichtiger. So ist die <strong>Tirol</strong>er Genbank<br />
ein Museum des ‚Lebendigen‘ mit starkem Blick in<br />
die Zukunft“, fasst Partl zus<strong>am</strong>men. Eine Zukunftschance<br />
– nicht die einzige – der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft<br />
kann es sein, das Vergangengeglaubte in die<br />
Zukunft zu tragen. Das klingt pathetischer, als es im<br />
Grunde genommen ist. Die Wiederentdeckung und<br />
Kultivierung alter Sorten geschieht nämlich nicht<br />
aus Liebhaberei oder gar Altruismus. Nein, vor allem<br />
alte Getreidesorten haben sich als diätologisch hochwertig<br />
erwiesen. Dementsprechend werden auch <strong>am</strong><br />
Markt höhere Preise erzielt. Das rechnet sich, auch<br />
wenn die Erträge im Vergleich geringer sind. „Da haben<br />
wir zum Beispiel die Fisser Gerste, die Pumper<br />
Gerste, den Obernberger Schwarzhafer, den <strong>Tirol</strong>er<br />
Kolbendinkel, den <strong>Tirol</strong>er Frühen Binkel, das ist ein<br />
Sommerweizen, den <strong>Tirol</strong>er Sommerroggen oder die<br />
<strong>Tirol</strong>er Rispenhirse. Von einigen dieser Spezialitäten<br />
haben wir angenommen, dass sie eine gewisse wirtschaftliche<br />
Bedeutung erlangen könnten. Deshalb<br />
haben wir von diesen Sorten mehr vermehrt, als<br />
zur reinen Erhaltung notwendig wäre“, erklärt Partl,<br />
dessen Aufzählung natürlich keineswegs taxativ ist.<br />
<strong>Tirol</strong>er Genbank „Die ist ein<br />
Museum des ‚Lebendigen‘ mit starkem<br />
Blick in die Zukunft!“ Christian Partl, <strong>Tirol</strong>er Genbank<br />
Zur bloßen Erhaltung einer Sorte reicht ein halbes<br />
bis ein Kilogr<strong>am</strong>m keimfähigen Materials aus, das in<br />
der Genbank eingelagert ist. Die Erhaltung und zum<br />
Teil Wiedererlangung einer stärkeren Biodiversität<br />
ist auch ein Beitrag zur <strong>Tirol</strong>er Kulturlandschaft, die<br />
noch vor wenigen Jahrzehnten deutlich stärker von<br />
Getreidefeldern geprägt war. „Das Material in der<br />
Genbank ist das, was unsere Vorfahren über Generationen<br />
ernährt hat“, merkt Christian Partl an. Diese<br />
alten Sorten haben sich außerdem im Laufe langer<br />
Jahre an die Bedingungen im Land angepasst. „Die<br />
modernen Sorten können schon auch etwas. Wenn<br />
man aber weiß, dass alle modernen Weizensorten<br />
auf relativ wenige Mutterlinien des Manitoba-<br />
Weizens aus Nord<strong>am</strong>erika zurückgehen, dann wird<br />
einem bewusst, dass die genetische Breite, die allein<br />
in unserem Sommerweizen-Sortiment enthalten<br />
ist, um Zehnerpotenzen größer ist, dann sieht man<br />
den riesigen Wert, den wir in der Genbank konservieren“,<br />
erklärt Partl und fügt hinzu: „Natur war<br />
immer etwas Lebendiges, etwas, das sich bewegt<br />
und entwickelt.“ Etwas, das sich schon in nicht<br />
allzu ferner Zukunft ändern könnte, wenn es nach<br />
Konzernen wie dem eingangs erwähnten Monsanto<br />
ginge. Das Unternehmen besitzt ein Patent, um die<br />
Keimfähigkeit seiner Pflanzen genetisch ausschalten<br />
zu können. Die Ernährungssicherheit von einem<br />
börsennotierten Konzern abhängig zu machen, wäre<br />
kein besonders kluger Schachzug. Züchtung, der die<br />
Mendelsche Vererbungslehre zugrundeliegt, ist ein<br />
akzeptierter und wichtiger Vorgang, weshalb der<br />
Begriff wertfrei zu sehen ist. Die grüne Gentechnik<br />
ist in Europa und Österreich dagegen heftig umstritten.<br />
In Österreich ist die Aussaat gentechnisch<br />
veränderter Pflanzen überdies verboten. In <strong>Tirol</strong> gilt<br />
darüber hinaus ein bereits 2005 erlassenes, streng<br />
formuliertes Gentechnik-Vorsorgegesetz. „Mir wäre<br />
kein Fall bekannt, wo die grüne Gentechnik bislang<br />
gehalten hätte, was sie versprochen hat“, sagt der<br />
Gen-Bankier zum Thema Gentechnik. Seines Wissens<br />
habe sich der Pestizideinsatz seit erstmaligem<br />
Einsatz der Gentechnik vervielfacht.<br />
Man muss also weder ein Träumer noch ein allzu<br />
großer Idealist sein, um dem Revival alter Sorten<br />
ruhigen Gewissens das Wort reden zu können.<br />
Dafür genügt schon das kleine Einmaleins. Ernährungswissenschaftler<br />
besingen zudem manchmal<br />
fast hymnisch die Eigenschaften der wiederentdeckten<br />
Sorten. Ein großflächiges Comeback ist<br />
nicht ausgeschlossen, zumal es schon erfolgreiche<br />
Vorreiterprojekte wie die Fisser Gerste oder das<br />
„Tiroggl“-Brot gibt. Nachahmungstäter sind also<br />
Fotos: Kröll (1), Land <strong>Tirol</strong> (2), Etzold (1)<br />
8 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Weingut Flür<br />
Das Mangaliza ist ein Wollschwein mit ausgezeichneter<br />
Fleisch- und Fettqualität. „Mangaliza-Schweine sind<br />
äußerst witterungsresistent und d<strong>am</strong>it ideal für die<br />
ganzjährige Freilandhaltung“, meint Thomas Stubreiter,<br />
Obmann der ARCHE Austria. Kleiner Bonus: Die alte,<br />
leider „hoch gefährdete“ Rasse weist eine Fettsäurezus<strong>am</strong>mensetzung<br />
auf, die jener pflanzlicher Öle ähnelt.<br />
nicht nur nicht auszuschließen, sondern ausdrücklich<br />
erwünscht.<br />
Alte kühe & andere schweinereien<br />
Christian Partls für die Tierwelt zuständiges Spiegelbild<br />
ist der Westendorfer Florian Schipflinger. Er<br />
führt die Geschäfte bei der ARCHE Austria, einem<br />
Verein, der seit 1986 im Dienste der Erhaltung seltener<br />
Nutztierrassen steht. Was die Prominenz alteingesessener<br />
Nutztierrassen betrifft, ortet Schipflinger<br />
seit der Jahrtausendwende ein intensives Umdenken<br />
bei den Landwirten. Heutzutage wird niemand mehr<br />
schief angeschaut oder gar belächelt, wenn er die<br />
Turbokuh an die frische Luft setzt und stattdessen<br />
mit alten Rassen frischen Wind in seinen Stall bringt.<br />
Schipflinger legt Wert auf die Feststellung, dass es<br />
sich bei den von der ARCHE geförderten Rassen um<br />
Nutztiere handelt und nicht um die Besatzung eines<br />
Streichelzoos. Österreichweit gibt es 42 sogenannte<br />
ARCHE-Höfe, die gewissermaßen als Botschafter der<br />
alten Nutztierrassen fungieren und teils im Vollerwerb,<br />
teils als Landwirtschaft mit angeschlossenem<br />
Gasthaus oder Hotel oder aber als Schule <strong>am</strong> Bauernhof<br />
geführt werden. Acht dieser ARCHE-Höfe gibt es<br />
derzeit in <strong>Tirol</strong>, fünf weitere in Südtirol. Außerdem<br />
gibt es in <strong>Tirol</strong> auch eine ARCHE-Alm. Um im Kon-<br />
GASTRONOMIE mit HERZbLUT<br />
Gasthof Post. Das traditionsreiche Haus in Strass im Zillertal ist das ganze Jahr über erste<br />
Adresse für F<strong>am</strong>ilienurlaube und Business-Aufenthalte gleichermaßen.<br />
Im Gasthof Hotel Post finden in<br />
einem historischen Gebäude<br />
Tradition und Moderne derart<br />
harmonisch zueinander, wie man<br />
es nur sehr selten sieht. Die ehemalige<br />
Poststation war früher ein wichtiger<br />
Umschlagplatz für Viehhändler. Diese<br />
Zeiten sind zwar vorbei, aber eben<br />
doch nicht ganz. Seit einem grundlegenden<br />
Umbau im vergangenen Jahr<br />
ist das Hotel neben F<strong>am</strong>ilien, für die<br />
es einen großen Spielplatz sowie einen<br />
eigenen Kinderspielraum gibt,<br />
mit topmodernen – in der Größe variablen<br />
– Seminarräumlichkeiten auch<br />
für Geschäftsreisende bestens gerüstet.<br />
Selbstverständlich sind die geschmackvollen<br />
Räumlichkeiten auch für F<strong>am</strong>ilienfeiern<br />
und Hochzeiten geeignet. Das<br />
Herzstück des traditionsreichen Hauses<br />
ist aber der Gasthof, der das ganze Jahr<br />
Gasthof Post: Ein Seminar- und F<strong>am</strong>ilienhotel auf der Höhe der Zeit.<br />
über geöffnet ist und auch kulinarisch<br />
zu überzeugen weiß. Schließlich ist<br />
man Mitglied bei der <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur,<br />
beim AMA Gestrosiegel<br />
und bei Bewusst <strong>Tirol</strong> und greift in der<br />
Küche bevorzugt auf Produkte aus der<br />
eigenen Landwirtschaft zurück. Im<br />
Gasthof Post wird Wirtshauskultur gelebt,<br />
365 Tage lang.<br />
❦<br />
Kontakt<br />
Gasthof Post<br />
Oberdorf 6 | A-6261 Strass im Zillertal<br />
Tel. +43 (0)5244 62119-0<br />
Fax +43 (0)5244 62119-0<br />
E-Mail: info@gopost.at<br />
www.gopost.at<br />
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Käse & Wein<br />
Sichtlich sauwohl fühlen sich die Turopolje-<br />
Schweine. Wer das Glück hat, eines dieser Exemplare<br />
auf den <strong>Teller</strong> zu bekommen, hat ob der<br />
exzellenten kulinarischen Eigenschaften gleich in<br />
mehrfacher Hinsicht „Schwein gehabt“.<br />
„Seltene Nutztierrassen sind Teil<br />
der kulturellen Identität<br />
des Landes.“<br />
<br />
Florian Schipflinger, Geschäftsführer ARCHE Austria<br />
Tux-Zillertaler Rind (ganz oben u. 3. Bild re.), Murbodner<br />
Rind (oben), Pustertaler Sprinzen (Mitte)<br />
und Pinzgauer (unten) haben nicht nur optische<br />
Vorzüge, sondern sind auch in Sachen Fleischqualität<br />
nicht von schlechten Eltern.<br />
zert der ARCHE-Höfe mitzugeigen, müssen strenge<br />
Kriterien erfüllt werden. „ARCHE-Höfe sind Präsentationsstätten,<br />
deshalb müssen sie öffentlich zugängich<br />
sein“, erläutert Schipflinger. Am 9. Oktober<br />
wird <strong>am</strong> ARCHE-Hof Finkenanderlas in Umhausen<br />
in würdigem Rahmen das 30-jährige Jubiläum des<br />
Vereins begangen.<br />
Alte Schweinerassen wie Turopolje und Mangaliza<br />
sind ihren gewöhnlichen Artgenossen mindestens<br />
eine Rüssellänge voraus, was die Marmorierung<br />
– das intr<strong>am</strong>uskuläre Fett, das für Saftigkeit und<br />
Aroma verantwortlich ist – betrifft. „Turopolje und<br />
Mangaliza sind Fettschweine“, hält Schipflinger<br />
fest. Die Zeit des „fat sh<strong>am</strong>ing“ ist – zumindest<br />
was die Schweine betrifft – gottlob vorüber. Dass<br />
Fett ein wichtiger Geschmacksträger ist, hat sich<br />
zwischenzeitlich sowohl bei Gourmets als auch<br />
Gourmands herumgesprochen. Marmorierung ist<br />
auch ein Thema in der Fleischqualität manch seltener<br />
Rinderrasse. Das Murbodner Rind ist ein gut<br />
bemuskeltes Bergrind, das robust, widerstandsfähig<br />
und kranheitsresistent ist. Heute wird es primär als<br />
Fleischrind mit guter Eignung für die Mutterkuhhaltung<br />
gehalten. Das Fleisch ist ausgezeichnet, fein<br />
gefasert, zart und marmoriert. Das gehypte Wagyu-<br />
Rind, das teuerste Hausrind der Welt, kann ange-<br />
Fotos: Tropper (1), Nolli (1), Steinbacher (1), Moser (1), Schipflinger (1), Sendlhofer (1), Toetsch (1), Bauer (1), Wögerbauer (1)<br />
10 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2015 <strong>2016</strong>
Weingut Flür<br />
Ob Zackelschaf oder Tauernschecke: Die<br />
bleierne Zeit der Einfalt scheint vorbei,<br />
Vielfalt ist wieder gefragt.<br />
sichts Tuxer, Murbodner, Pinzgauer, Sprinzen &<br />
Co ruhig in seiner angest<strong>am</strong>mten Heimat Japan<br />
bleiben. „Eine Kuh macht Muh – viele Kühe<br />
machen Mühe“, heißt es so schön. Aber es gibt<br />
durchaus Unterschiede. Während die heutige<br />
Turbokuh äußerst „wartungsintensiv“ und darüber<br />
hinaus nach 2,5 bis maximal vier Jahren<br />
verschlissen ist, zeichnen sich die alten Nutztierrassen<br />
durch ihre Robustheit aus. Kraftfutter<br />
ist d<strong>am</strong>it kein Muss, die Tiere können zu 100<br />
Prozent gealpt werden. Außerdem haben diese<br />
alten Nutztiere ein ruhiges Temper<strong>am</strong>ent und<br />
sind zugänglicher als manch überzüchtete Kuh<br />
und deshalb auch besser für die Mutterkuhhaltung<br />
geeignet. Zu den seltenen Rassen gehört<br />
übrigens auch das <strong>Tirol</strong>er Grauvieh, das unter<br />
anderem den Rohstoff Milch für die <strong>Tirol</strong>er Edle<br />
bereitstellt, einen schokoladigen Leckerbissen,<br />
der in Landeck von Hand hergestellt wird.<br />
Es ist nicht besonders gewagt, die Behauptung<br />
aufzustellen, dass Tiere, die in der Natur<br />
aufwachsen und nicht in Rekordtempo gemästet<br />
werden, aus ernährungsphysiologischer<br />
Sicht gesünder sind. Ein weiterer Faktor spielt<br />
den seltenen Nutztierrassen in die Karten: die<br />
gewaltigen Milchseen, die sich durch massive<br />
Überproduktion – Stichwort Turbokühe – allerorts<br />
gebildet und den Milchpreis in den Keller<br />
rasseln lassen haben. Durch diesen Umstand<br />
wird es für die Landwirtschaft noch einmal<br />
attraktiver, ausgetretene Pfade zu verlassen und<br />
alten Rassen eine Chance zu geben.<br />
Ob es nun um alte Sorten oder seltene Nutztiere<br />
geht, über die Biodiversität entscheidet<br />
in letzter Konsequenz der Konsument an den<br />
Kassen. Und eines wird oft vergessen. Wir alle<br />
sind der Konsument. Wir haben es in der Hand.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Sommerliche Spitzengastronomie<br />
Kulinarik&Kunst-Festival. Zahlreiche Starköche <strong>am</strong> Kulinarik&Kunst-Festival<br />
vom 19. August bis 17. September in und hoch über St. Anton<br />
Zum dritten Mal geben sich<br />
in St. Anton <strong>am</strong> Arlberg 40<br />
internationale Sterne- und<br />
Haubenköche, 17 höchstprämierte Winzer<br />
und 30 nationale wie internationale<br />
Künstler ein Stelldichein, um die Metropole<br />
des Wintersports im Sommer zum<br />
kulinarischen Olymp der Alpen und zu<br />
einem Konglomerat aus hochklassiger<br />
Kulinarik & Kunst zu transformieren.<br />
Das Zus<strong>am</strong>mentreffen der besten Köche<br />
und Winzer zwischen H<strong>am</strong>burg, Zürich,<br />
Wien und Mittelitalien wird zahlreiche<br />
Gourmets und Kunstsinnige anlocken.<br />
ErlEbniSrEStAurAnt<br />
in den vier Wochen zwischen dem<br />
19. August und dem 17. September verwandelt<br />
sich St. Anton an zehn luftigen<br />
Stationen und auf unterschiedlichsten<br />
Höhenmetern zu einem permanenten<br />
gastronomischen Erlebnisrestaurant mit<br />
Starbesetzung. Dazu Axel bach, Präsident<br />
des Kulinarik&Kunst-Vereins: „Der<br />
Gast soll sich mit allen seinen Gefühlen<br />
einlassen, auf die Vielfalt der Geschmäcker,<br />
auf die nuancen der Kunst, auf die<br />
landschaft und auf St. Anton und hier<br />
eben gerade im Sommer ein Erlebnis aller<br />
Sinne erfahren.“<br />
Das komplette Progr<strong>am</strong>m des<br />
Kulinarik&Kunst-Festivals <strong>2016</strong> in<br />
St. Anton <strong>am</strong> Arlberg, interessante Packages<br />
zum buchen und alle notwendigen<br />
informationen sowie der Kartenvorverkauf<br />
für die stark limitierten tickets<br />
sind zu finden unter<br />
www.kulinarikkunst.org<br />
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<strong>Tirol</strong>s oberster Agrarmarketer und graue Schnaps-Eminenz Wendelin<br />
Juen illustriert, dass die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft keinesfalls musealen<br />
Charakter hat, sondern jung und innovativ ist.<br />
Zur Person<br />
Der gebürtige Fließer Wendelin Juen studierte<br />
an der Universität für Bodenkultur<br />
in Wien und ist seit 2004 Geschäftsführer<br />
des Vereins Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>.<br />
Neben unterschiedlichen Fachartikeln<br />
publizierte Juen mehrfach über den<br />
Feuerbrand, über die Wildbienen und<br />
zeichnet für das <strong>Tirol</strong>er und Vorarlberger<br />
Schnapsbuch verantwortlich.<br />
Vor Jahren wurde die Vision formuliert, <strong>Tirol</strong> zum Feinkostladen<br />
Europas zu machen. Wie weit ist diese Vision<br />
mittlerweile zur Realität geworden?<br />
Wendelin Juen: Wir haben viele feine, sehr gute<br />
Produkte, die aus der kleinstrukturierten <strong>Tirol</strong>er<br />
Landwirtschaft kommen. Ich denke, das ist ein<br />
wesentliches Merkmal der Landwirtschaft in <strong>Tirol</strong>,<br />
dass es keine Großbetriebe gibt. Es wird primär<br />
für den heimischen Markt produziert, weil die<br />
Mengen für den Weltmarkt nicht vorhanden sind.<br />
Wir haben tolle Produkte, etwa im Käsebereich,<br />
aber auch im Fleischbereich, mit dem Jahrling, dem<br />
Bergl<strong>am</strong>m und Almschwein. Da haben wir mittlerweile<br />
sehr sehr gute Fleischqualitäten erreicht.<br />
Natürlich gibt es noch Luft nach oben, es wird sich<br />
in Zukunft noch einiges entwickeln. Wir stehen<br />
nicht mehr <strong>am</strong> Anfang, andere Regionen wie etwa<br />
das Schweizer Emmental sind aber deutlich weiter.<br />
Zuversichtlich stimmt mich, dass bei uns eine<br />
junge, motivierte Truppe an Produzenten <strong>am</strong> Werk<br />
ist, die nach neuen Möglichkeiten sucht.<br />
Die Milchwirtschaft ist – zumindest was die Preise<br />
betrifft – in einem beklagenswerten Zustand. Wird<br />
sich die Landwirtschaft stärker darauf konzentrieren<br />
müssen, das an und für sich gute Grundprodukt Milch zu<br />
veredeln?<br />
Juen: Es ist wichtig, Spitzenprodukte zu haben.<br />
In <strong>Tirol</strong> gibt es viel Heumilch und Bio-Heumilch,<br />
die schon als Rohprodukt einen höheren Preis<br />
erzielen. Bei der gentechnikfreien Milch ist das<br />
leider nicht möglich, da ist man dem Weltmarkt<br />
Foto: Kröll<br />
12 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Genussregion<br />
ausgeliefert. Das Erfolgsrezept liegt aber immer<br />
in der Veredelung. Je mehr man das Grundprodukt<br />
Milch veredelt, desto höher sind die<br />
Preise und auch die Attraktivität. Dafür gibt es<br />
viele Beispiele, wie etwa der Große und Kleine<br />
Stinker vom Wilden Käser Bernd Widauer. Die<br />
Käsereitradition ist in <strong>Tirol</strong> allerdings noch recht<br />
jung, vor allem im Vergleich mit dem Schweizer<br />
Emmental oder mit der französischen Käsekultur.<br />
Wir wollen Mut machen und Allianzen<br />
schmieden. Wenn man sich ansieht, wie viele<br />
junge Leute wieder in die Käsereikurse strömen,<br />
dann stimmt mich das zuversichtlich für die Zukunft.<br />
Es ist aber ein Entwicklungsprozess, der<br />
Zeit in Anspruch nimmt. Auf Knopfdruck geht in<br />
der Landwirtschaft nichts.<br />
Wie sehen Sie die Konsumgewohnheiten der Österreicher,<br />
die durchschnittlich viel weniger Geld für Essen<br />
ausgeben als etwa die Franzosen? Könnte das irgendwann<br />
zum Problem für die heimischen Produzenten<br />
werden?<br />
Juen: Bei Milch und Milchprodukten sind wir in<br />
<strong>Tirol</strong> auch Exporteure. Im Fleischbereich ist der<br />
heimische Markt noch stark aufnhahmefähig. Aufgrund<br />
der guten Nachfrage im Lebensmittelhandel<br />
entstehen aber immer neue Produkte. Mit Jahrling,<br />
Kalbli, dem ges<strong>am</strong>ten Bio-vom-Berg-Bereich<br />
punkten wir sehr gut. Darüber hinaus ist auch in<br />
der Gastronomie der Ruf nach heimischen Produkten<br />
stärker geworden. Die Gastronomie möchte<br />
Qualitätsfleisch, -obst und -gemüse aus der <strong>Tirol</strong>er<br />
Landwirtschaft. Da liegt noch sehr viel Potenzial<br />
vor der Haustüre. Wenn man sämtliche Softdrinks<br />
wegzählt, werden im Schnitt keine zehn Prozent<br />
des verfügbaren Haushaltseinkommens mehr für<br />
Lebensmittel ausgegeben. Es ist aber die Entwicklung<br />
zu beobachten, dass viele Menschen sagen:<br />
Ich esse nur mehr einmal die Woche Fleisch, und<br />
dann kaufe ich Qualität und nicht großindustriell<br />
produziertes Fleisch. Da ist der Konsument dann<br />
durchaus bereit, ein paar Prozent an Mehrkosten<br />
zu tragen, die der Landwirt wegen seiner kleinstrukturierten<br />
Produktion aufschlagen muss, um<br />
lebensfähig zu sein. Es gibt bei vielen Konsumenten<br />
ein gesteigertes Bewusstsein für diese Qualität.<br />
Die sind bereit, einen Mehrwert für ein Produkt zu<br />
bezahlen, das auch mehr wert ist.<br />
Die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft produziert Milch, Fleisch,<br />
Obst und Gemüse. In welchem Bereich sehen Sie das<br />
größte Wachstumspotenzial?<br />
Juen: Die landwirtschaftliche Nutzfläche in <strong>Tirol</strong><br />
ist zu 97 % Grünland wie Almen, Wiesen und<br />
Felder. Das prägt die <strong>Tirol</strong>er Kulturlandschaft.<br />
Diese Veredelung geht über Wiederkäuer wie<br />
Schafe, Ziegen, Kühe und Rinder. D<strong>am</strong>it ist man<br />
bei Fleisch- und Milchprodukten. Das wird auch<br />
immer eine Hauptstoßrichtung bleiben. Daneben<br />
gibt es natürlich auch tolle Früchte und eine gute<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 13
Genussregion<br />
Schnapsbrenner-Szene. Wenn jemand zusätzlich<br />
zum Schnapsbrennen auch die Verkostung inszenieren<br />
kann, ist das eine gute Dienstleistung. Wer<br />
in ein Museum geht, bezahlt auch Eintritt, warum<br />
soll das bei einer Verkostung nicht so sein. Bei der<br />
<strong>Tirol</strong>er Schnapsroute sind mittlerweile 41 Betriebe,<br />
sie wächst und wächst. Es gibt Potenzial, man<br />
muss es nur konkret angehen. Das sieht man auch<br />
bei der Käseroute, die kommen wird, oder bei der<br />
Almroute. Das Potenzial zwischen Tourismus und<br />
Landwirtschaft muss stärker genutzt werden, und<br />
zwar von Osttirol bis ins Außerfern.<br />
Gibt es neben diesen sehr vielversprechenden Projekten<br />
weitere Hoffnungsträger?<br />
Juen: Unser Almschwein geht sehr gut, Gemüse ist<br />
gefragt, Kräuter sind auch ein Thema. Keine Frage,<br />
es gibt auch noch neue Felder zu bestellen. Mit den<br />
Klassikern Schafmilch- und Ziegenmilchkäse kann<br />
man bei einem Hotelbuffet punkten. Das gilt auch<br />
für affinierten Kuhmilchkäse, der etwa in Heublumen<br />
eingelegt oder mit Kräutern, S<strong>am</strong>en und<br />
anderem verfeinert werden kann. Es gibt Potenzial,<br />
das sich weiterentwickeln lässt.<br />
<strong>Tirol</strong> ist ein wasserreiches Land. Wie sieht es mit der<br />
Fischzucht aus?<br />
Juen: Fische, die kaltes Wasser bevorzugen, wie<br />
etwa der Kwell-Saibling, wachsen langs<strong>am</strong>er, was<br />
sich positiv auf die Qualität auswirkt. Fische sind<br />
außerdem extrem stressanfällig. Wenn sie keine<br />
guten Haltungsbedingungen vorfinden, leidet die<br />
Qualitität. Die sogenannten Handtuchteiche, die<br />
in <strong>Tirol</strong> zum Einsatz kommen, sind ideal für diese<br />
Schwarmfische. Dazu kommt das sensationelle<br />
Bergwasser. Vom Kwell-Saibling sind die Spitzenköche<br />
absolut begeistert. Wir haben schon einige<br />
Vorreiterbetriebe, weitere werden in den kommenden<br />
Jahren dazukommen. Die Qualität passt, der<br />
Konsument freut sich. Wir waren vor fünf Jahren,<br />
als wir das Projekt gestartet haben, nicht sicher, dass<br />
das so ein durchschlagender Erfolg werden würde.<br />
Mir ist eine Aussage der deutschen Kollegen von<br />
der Fischforschungsanstalt <strong>am</strong> Starnberger See, die<br />
uns beraten haben, gut in Erinnerung: Das ist doch<br />
keine Fischzuchtanlage, sondern eine Wellnessanlage<br />
für Fische. Und genau das ist es auch.<br />
Sie sind auch ausgewiesener Schnaps-Kenner. Für welche<br />
Edelbrände lohnt es sich besonders, sich als Pilger<br />
auf die Schnapsroute zu begeben?<br />
Juen: Geht man mit internationalem Publikum zu<br />
Verkostungen, ist die extreme Fruchtigkeit unserer<br />
Obstbrände immer ein Aha-Erlebnis. Ob das nun<br />
Apfel, Birne, Zwetschke oder Beerenobst ist, ich<br />
denke, da ist unsere hervorragende Rohware ein<br />
Standortvorteil. Das passt in den alpinen Raum, wo<br />
durch die Temperaturunterschiede zwischen Tag<br />
und Nacht Obst von besonderer Qualität reift. Im<br />
alpinen Raum haben wir außerdem die Vogelbeere,<br />
oder Enzian und Meisterwurz als Klassiker aus den<br />
Höhenlagen, die nicht mehr wegzudenken sind.<br />
Auch der Wildschönauer Krautinger ist ein Highlight.<br />
Ich glaube nicht, dass <strong>Tirol</strong> das Whiskey- oder<br />
Gin-Land wird, weil wir dafür die Rohstoffe nicht<br />
in ausreichender Quantität haben. Der eine oder<br />
andere springt aber auf diesen Zug auf, und das mag<br />
durchaus ein schönes Segment zur Abrundung sein.<br />
Vom genetischen Code her steht <strong>Tirol</strong> für fruchtige<br />
Obstbrände, für Meisterwurz und Vogelbeere.<br />
Welches der edlen Tröpfchen aus <strong>Tirol</strong> ist ihr persönlicher<br />
Favorit?<br />
Juen: Ich persönlich habe den Vogelbeer sehr gern,<br />
aber auch den Spänling – der aus einer Wildpflaume<br />
gebrannt wird – mit seiner zimtigen, marmeladigen<br />
Note. Das Schöne an der <strong>Tirol</strong>er Schnapslandschaft<br />
ist, dass es eine Vielzahl an Aromen gibt, die eine<br />
besondere Charakteristik haben.<br />
Wein und mittlerweile auch Bier spielen in der Speisenbegleitung<br />
eine große Rolle. Wie ist es in diesem<br />
Zus<strong>am</strong>menhang um den Schnaps bestellt?<br />
Juen: Das wird es in Zukunft vermehrt geben. Zu<br />
vielen gut gereiften Käsesorten passen Schnäpse<br />
sehr gut dazu. Das gilt es auch in der Inszenierung<br />
zu beleben. Käse und Wein gibt es fast überall, Käse<br />
und Schnaps ist dagegen noch eine Besonderheit.<br />
Ein St<strong>am</strong>perl Schnaps ist aber auch zur Abrundung<br />
vieler anderer Speisen ideal geeignet. Wenn der<br />
Gastronom das gut präsentiert, sind letztlich der<br />
Gast, der Gastronom selbst und der Schnapsbrenner<br />
glücklich. In <strong>Tirol</strong> gibt es Gott sei Dank viele<br />
Köche, die ein feines Sensorium haben und Speisen<br />
und Spirituosen sehr gut miteinander in Bezug<br />
setzen können. Wir müssen nicht Trends aus dem<br />
Ausland hinterherlaufen, sondern unsere Stärken<br />
weiterentwickeln und das Besondere herausarbeiten.<br />
Beim Wein gibt es den Sommelier, der allzeit Bescheid<br />
weiß. An wen kann sich der Gast in Bezug auf den<br />
Schnaps richten?<br />
Juen: Wir haben etliche ausgebildete Edelbrand-<br />
Sommeliers in <strong>Tirol</strong>. Das sind zum Teil Brenner,<br />
zum Teil Leute aus der Gastronomie und zum Teil<br />
Liebhaber. Das Thema ist, wie man den Schnaps<br />
in Szene setzen kann, wo kommt der Schnaps her,<br />
was sind seine Besonderheiten, was macht das<br />
Typische aus. Es gibt jährlich Kurse für Edelbrand-<br />
Sommeliers. Aus diesen Kursen gehen Leute<br />
hervor, welche die Schnapskultur als Botschafter<br />
weiter vorantreiben. <br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
14 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
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GENUSSLISTE<br />
<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
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<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
<strong>2016</strong><br />
ALLE AUSGEZEICHNETEN<br />
GASTRONOMIEBETRIEBE<br />
TIROLS IM ÜBERBLICK
BEWERTUNGSKRITERIEN<br />
DER EINZELNEN KATEGORIEN<br />
GAULT MILLAU (<strong>2016</strong>)<br />
19-20 Punkte Höchstnote für die weltbesten Restaurants<br />
17-18 Punkte Höchste Kreativität und Qualität,<br />
bestmögliche Zubereitung<br />
15-16 Punkte Hoher Grad an Kochkunst, Kreativität und<br />
Qualität<br />
13-14 Punkte Sehr gute Küche, die mehr als das<br />
Alltägliche bietet<br />
A LA CARTE (Gourmet-Führer <strong>2016</strong>)<br />
★ ★ ★ ★ ★ 91-100 Punkte Österreichs beste Küchen und<br />
Restaurants<br />
★ ★ ★ ★ 81-90 Punkte Kreative Küche für höchste<br />
Ansprüche; ein Restaurant, das in allen<br />
Kriterien höchsten<br />
internationalen Ansprüchen genügt<br />
★ ★ ★ 71-80 Punkte Sehr gute Küche; einfallsreiche,<br />
kreative Leistungen mit vielen Höhen<br />
★ ★ 61-70 Punkte Empfehlenswerte Küche;<br />
beachtliches kreatives Potenzial<br />
★ 50-60 Punkte Ambitionierte, solide Küchenleistung<br />
FALSTAFF GOURMETguide (Stand der Recherche: 12. 7. <strong>2016</strong>)<br />
Maximal 100 Punkte werden in den Kategorien „Essen“ (50 Punkte),<br />
„Service“ (20 Punkte), „Weinkarte/Getränke“ (20 Punkte)<br />
und „Ambiente“ (10 Punkte) vergeben.<br />
95–100 Punkte<br />
90–94 Punkte<br />
85–89 Punkte<br />
80–84 Punkte<br />
SONSTIGE AUSZEICHNUNGEN<br />
<strong>Tirol</strong>er Wirtshaus AMA Gastrosiegel Bewusst <strong>Tirol</strong><br />
Foto: Die Fotografen<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 17
Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Reutte<br />
7 HAUBEN | 13 STERNE | 14 GABELN<br />
Singer‘s <strong>Tirol</strong>er Stube, Berwang<br />
Landgasthof Klause, Reutte<br />
Wirtshaus Rimmlstube, Berwang<br />
Gasthof Kreuz, Rieden b. Reutte<br />
Pure Gourmet im Hotel Der Engel, Grän<br />
Post Steeg, Steeg<br />
Rot Flüh Stüberl, Haldensee<br />
★ ★ ★<br />
Landgasthof Adler, Hinterhornbach<br />
Soyer’s Sennerland, Höfen<br />
★<br />
Landgasthof Lilie, Höfen<br />
Gasthof Stern, Steeg<br />
Tannheimer Stube im Hotel Hohenfels, Tannheim<br />
★ ★ ★ ★<br />
Hotel Drei Tannen, Tannheim<br />
Gasthof Kröll, Wängle<br />
Gasthof Goldene Rose, Lechaschau<br />
Hotel Gasthof Goldenes L<strong>am</strong>m, Weissenbach<br />
Mayer‘s Wine Lounge im Hotel Alpenrose, Lermoos<br />
Gasthaus Morent, Zöblen<br />
Post Stube, Lermoos<br />
★ ★ ★ ★<br />
Gasthof Hotel Zum Mohren, Reutte<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Landeck<br />
24 HAUBEN | 35 STERNE | 37 GABELN<br />
Gourmetrestaurant im Hotel Tannenhof<br />
6580 St. Anton, Nassereinerstr. 98, 05444/600, www.hoteltannenhof.net, info@hoteltannenhof.net Seite 28<br />
★ ★ ★<br />
Rössle, Galtür<br />
Mad, Ischgl<br />
★ ★ ★ ★<br />
Lucy Wang, Ischgl<br />
Paznauner Stubeim Hotel Trofana, Ischgl<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
Schlossherrn-Stube im Hotel Romantica, Ischgl<br />
★ ★ ★<br />
Yscla Stüva, Ischgl<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
18 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Post Ursprung, Ischgl<br />
Alte Post, St. Anton<br />
Hotel Tannenhof, Ischgl<br />
Fliana, Ischgl<br />
Galzig Verwallstube, St. Anton<br />
★ ★<br />
Schwarzer Adler Alte Stube, St. Anton<br />
Hotel Schrofenstein, Landeck<br />
Hotel Berghof Pfunds, Pfunds<br />
Die 5. Jahreszeit, Ried im Oberinntal<br />
★ ★<br />
Jennys Schlössl, Serfaus<br />
Sonnbichl, St. Anton<br />
★<br />
Ooben im Mooser, St. Anton<br />
★ ★<br />
Raffl‘s St. Antoner Hof, St. Anton<br />
★ ★<br />
Hospiz Alm, St. Christoph<br />
★ ★<br />
Arlberg Hospiz Skiclub Arlberg Stube, St. Christoph<br />
★ ★ ★<br />
Post-Gasthof Gemse, Z<strong>am</strong>s<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Imst<br />
3 HAUBEN | 8 STERNE | 14 GABELN<br />
<strong>Tirol</strong>er Jagdstube, Hochgurgl<br />
Brucknerei, Imst<br />
Furmenta, Sautens<br />
★ ★ ★<br />
Dorfstüberl im Resort Alt-Ötztal, Sautens<br />
Naturhotel Waldklause, Längenfeld<br />
Gusto, Sölden<br />
Alpenresort Schwarz, Mieming<br />
Edelweiss & Gurgl, Obergurgl<br />
Hotel Alpenaussicht, Obergurgl<br />
Ötztaler Stube im Hotel Central, Sölden<br />
★ ★ ★<br />
Ice Q, Sölden<br />
★ ★<br />
Törggele Stuben, Sölden<br />
Vinorant, Oberlängenfeld<br />
Hotel & Gasthof Kirchenwirt, St. Leonhard<br />
F<strong>am</strong>ilien-Wirtshaus Stern, Obsteig<br />
Orangerie Stift St<strong>am</strong>s, St<strong>am</strong>s<br />
Il Giardino, Ötz<br />
Gasthaus Sonne, Tarrenz<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 19
Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />
10 HAUBEN | 8 STERNE | 27 GABELN<br />
Land<br />
L<strong>am</strong>m<br />
6143 Matrei <strong>am</strong> Brenner, Brennerstr. 36, Tel. 05273/6221, www.gasthofl<strong>am</strong>m.at, info@gasthofl<strong>am</strong>m.at Seite 84<br />
Wienerhof<br />
6152 Trins, Hnr. 13, Tel. 05275/5205, www.wienerhof.at, nfo@wienerhof.at Seite 39<br />
Landgasthof Bogner, Abs<strong>am</strong><br />
Bürgerstubn, Ax<strong>am</strong>s<br />
Hubertus Stube im Hotel Jagdhof, Neustift<br />
★ ★ ★<br />
Der Hoferwirt, Neustift<br />
Gasthof Gröbenhof, Fulpmes<br />
Bistro Höll, Pfaffenhofen<br />
Welzenbacher Parkhotel, Hall<br />
Gasthof Hirschen, Reith bei Seefeld<br />
Goldener Engel, Hall<br />
Gasthof Hotel Handl, Schönberg<br />
Landgasthof Neurauter, Hatting<br />
Astoria, Seefeld<br />
Gasthof Zum Stollhofer, Inzing<br />
Woods, Seefeld<br />
Wilder Mann, Lans<br />
Waldgasthaus Triendlsäge, Seefeld<br />
Isserwirt, Lans<br />
Landgasthof Ropferstub‘m, Telfs<br />
Gasthof Walzl, Lans<br />
Forellenhof, Leutasch<br />
Hotel Quellenhof, Leutasch<br />
Ambrasstube im Interalpen Hotel Tyrol, Telfs/Buchen<br />
★<br />
Pumafalle, Trins<br />
✩<br />
Gasthof Inntal, Unterperfuss<br />
Alt-Mösern, Mösern<br />
Dorfkrug, Mösern<br />
Grander Restaurant, Wattens<br />
★ ★<br />
Gasthof zum Schwan, Wattens<br />
★ ★<br />
Schaufelspitz, Neustift<br />
20 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />
15 HAUBEN | 26 STERNE | 39 GABELN<br />
Burkia<br />
6020 Innsbruck, Fürstenweg 172, Tel. 0512/284364, www.burkia.at, info@burkia.at Seite 52<br />
Hotel Sailer<br />
★ ★<br />
6020 Innsbruck, Ad<strong>am</strong>gasse 8, Tel. 0512/5364, wwww.sailer-innsbruck.at, hotel@sailer-innsbruck.at Seite 88, 101<br />
Villa Blanka No.8<br />
6020 Innsbruck, Weiherburggasse 8 Tel. 0512/276070, www.villablanka.com Seite 70<br />
Adlers, Innsbruck<br />
Fischiff, Innsbruck<br />
Alfred Miller‘s Schöneck, Innsbruck<br />
★<br />
Beretta, Innsbruck<br />
Gasthof Ägidihof, Innsbruck<br />
Gasthof Kranebitterhof, Innsbruck<br />
Bistro Gourmand de Thierry, Innsbruck<br />
Goldenes Dachl, Innsbruck<br />
Café Sacher Innsbruck, Innsbruck<br />
★<br />
Chez Nico, Innsbruck<br />
★ ★ ★<br />
Das Schindler, Innsbruck<br />
★<br />
Dengg, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Die Mühle, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Die Wilderin, Innsbruck<br />
★<br />
Ebi‘s, Innsbruck<br />
Ecolounge by Jabinger, Innsbruck<br />
★<br />
Europa Stüberl, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Hotel Bierwirt, Innsbruck<br />
Hotel Café Central, Innsbruck<br />
Hotel Gasthof Goldener Adler, Innsbruck<br />
Il Convento, Innsbruck<br />
Konrads im Hilton Hotel, Innsbruck<br />
Kunstpause, Innsbruck<br />
★<br />
Lichtblick, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Lucy Wang, Innsbruck<br />
★<br />
Marktschiff, Innsbruck<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 21
Genussliste<br />
Olive, Innsbruck<br />
★<br />
Ottoburg, Innsbruck<br />
Sitzwohl, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Solo Vino, Innsbruck<br />
Pizzerei, Innsbruck<br />
Schwarzer Adler, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Sensei, Innsbruck<br />
Trattoria da Peppino, Innsbruck<br />
★<br />
Weißes Rössl, Innsbruck<br />
Woodfire, Innsbruck<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Schwaz<br />
14 HAUBEN | 18 STERNE | 35 GABELN<br />
Gasthof Post<br />
6261 Strass im Zillertal, Oberdorf 6, Tel. 05244/621197, www.gopost.at, info@gopost.at Seite 78<br />
Alpin Gründler‘s Gourmetstüberl, Achenkirch<br />
★ ★<br />
Posthotel Achenkirch, Achenkirch<br />
★ ★<br />
Hotel Persal, Finkenberg<br />
Hotel Alpenhof, Hintertux<br />
★ ★<br />
Gasthof Hubertus, Hippach<br />
Hotel Restaurant Almhof Roswitha, Hippach<br />
Stock Resort, Finkenberg<br />
Sieghard, Hippach/Schwendau<br />
Alexander im Hotel L<strong>am</strong>ark, Fügenberg<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
L<strong>am</strong>ark Stube, Fügenberg<br />
Manana‘s im Hotel Kristall, Gerlos<br />
★ ★<br />
Gasthof Karlsteg, Ginzling<br />
Kristallhütte im Skigebiet Hochzillertal, Kaltenbach<br />
Michl Stub‘n, Maurach <strong>am</strong> Achensee<br />
★ ★<br />
Neue Post, Mayrhofen<br />
<strong>Tirol</strong>er Stuben im Landhaus Carla, Mayrhofen<br />
Gasthof Post, Hinterriß<br />
Essbar, Pertisau<br />
Berghof, Hintertux<br />
★<br />
Hotel Wagnerhof, Pertisau<br />
22 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Karwendel, Pertisau<br />
Alpengasthof Tannen Alm, Stummerberg<br />
Wilderer Gourmetstüberl, Pertisau<br />
Hotel Restaurant Zum Senner, Schlitters<br />
Brugger‘s Lanersbacher Hof, Tux<br />
★ ★<br />
Hotel Eden, Tux/Juns<br />
Himmelhof, Schwaz<br />
Der Metzgerwirt, Uderns<br />
Gasthof Post, Strass im Zillertal<br />
Schloß Mitterhart, Vomp<br />
Landgasthof Linde, Stumm<br />
Landgasthof Schwannerwirt, Weerberg<br />
Nester, Stumm<br />
Gasthof Schulhaus, Zellberg im Zillertal<br />
Wedelhütte im Skigebiet Hochzillertal, Stumm<br />
Landgut Zapfenhof, Zellbergeben<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Kufstein<br />
9 HAUBEN | 8 STERNE | 31 GABELN<br />
Böglerhof, Alpbach<br />
Alpengasthof Aschinger Alm, Ebbs<br />
Gasthof Jakober, Alpbach<br />
Landgasthof Ledererwirt, Ebbs<br />
Hotel Wiedersbergerhorn, Alpbach<br />
Sattlerwirt, Ebbs<br />
Hotel zur Post, Alpbach<br />
Gasthof Baumgarten, Angerberg<br />
Unterwirt, Ebbs<br />
★ ★<br />
Zur Schanz, Ebbs<br />
Schopper, Breitenbach<br />
Der Bär, Ellmau<br />
Thalhof, Brixen<br />
Herrnhaus, Brixlegg<br />
Kulinarium im Hotel Kaiserhof, Ellmau<br />
★ ★<br />
Beim Dresch, Erl<br />
Sigwart‘s <strong>Tirol</strong>er Weinstube, Brixlegg<br />
★ ★ ★<br />
Blaue Quelle, Erl<br />
★<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 23
Genussliste<br />
Stanglwirt, Going<br />
Hotel Stockerwirt, Reith im Alpbachtal<br />
Hotel Post, Kössen<br />
✩<br />
Wirtshaus Rohrerhof, Kr<strong>am</strong>sach<br />
Dorfwirt Reschenhofer, Reith im Alpbachtal<br />
Alpengasthof Gruberhof, Söll<br />
Alpenrose, Kufstein<br />
✩<br />
Auracher Löchl, Kufstein<br />
Alpengasthof Schneeberg, Thiersee<br />
Juffing Hotel & Spa, Thiersee<br />
Gasthof Kundler Kl<strong>am</strong>m, Kundl<br />
Hotel Gasthof Alpenhof, Walchsee<br />
Hotel Mariasteinerhof, Mariastein<br />
Fischerwirt, Walchsee<br />
Beh<strong>am</strong>ried Ausfl ugsgasthaus, Niederndorf<br />
Gasthof Kellerwirt, Wildschönau<br />
Malerwinkel, Rattenberg<br />
Traditionsgasthof Weißbacher, Wildschönau<br />
Gut Matzen, Reith im Alpbach<br />
Gasthof Wildschönauer Bahnhof, Wörgl<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Kitzbühel<br />
16 HAUBEN | 14 STERNE | 49 GABELN<br />
Hallerwirt, Aurach<br />
Zum Schwarzen Adler, Jochberg<br />
Hotel Alte Post, Fieberbrunn<br />
Fuchswirt, Kelchsau<br />
Bärenbichl Stube, Jochberg<br />
Asado‘s Steakhouse, Kirchberg<br />
Landhotel Gasthof Jodlbühel, Jochberg<br />
Berggasthaus Staudachstuben, Kirchberg<br />
Saukaserstub‘n, Jochberg<br />
Hotel Elisabeth, Kirchberg<br />
Sra Bua im Hotel Kempinski, Jochberg<br />
Hotel Klausen, Kirchberg<br />
24 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Restaurant Kupferstub‘n, Kirchberg in <strong>Tirol</strong><br />
Steakhouse Kaps im A-Rosa Kitzbühel, Kitzbühel<br />
Taxacher, Kirchberg in <strong>Tirol</strong><br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
Winkler‘s im Neuwirt Hotel Schwarzer Adler, Kitzbühel<br />
★<br />
Brasserie Berge & Meer, Kirchberg in <strong>Tirol</strong><br />
Wirtshaus Steuerberg, Kitzbühel<br />
Bergdiele Kitzbühel, Kitzbühel<br />
Wirtshaus zum Rehkitz, Kitzbühel<br />
Berggasthof Sonnbühel, Kitzbühel<br />
Zur Tenne, Kitzbühel<br />
Bichlhof, Kitzbühel<br />
Alpengasthaus Stanglalm, Oberndorf<br />
Cuisino, Kitzbühel<br />
★<br />
First Lobster, Kitzbühel<br />
Penzinghof, Oberndorf<br />
Zum Tischlerwirt, Reith b. Kitzbühel<br />
Gasthaus Chizzo, Kitzbühel<br />
s‘Pfandl, Reith bei Kitzbühel<br />
Happy Kuh, Kitzbühel<br />
★<br />
Kaiserhof, Kitzbühel<br />
Angerer Alm, St. Johann<br />
Fink‘s, St. Johann<br />
Kupferstube im Hotel Tennerhof, Kitzbühel<br />
★ ★ ★ ★<br />
Landsitz Römerhof, Kitzbühel<br />
Berggasthaus Grander Schupf, St. Johann in <strong>Tirol</strong><br />
Der Bräuwirt, St. Ulrich a. Pillersee<br />
Lois Stern, Kitzbühel<br />
★ ★<br />
Rasmushof, Kitzbühel<br />
Brennhütte, Waidring<br />
Pension Restaurant Berta, Waidring<br />
Restaurant Ritterstern im Schloss Münichau, Kitzbühel<br />
G<strong>am</strong>skogelhütte, Westendorf<br />
Rosis‘s Sonnbergstuben, Kitzbühel<br />
Hotel Schermer, Westendorf<br />
Sporthotel Reisch, Kitzbühel<br />
➞<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 25
Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Osttirol<br />
15 HAUBEN | 21 STERNE | 23 GABELN<br />
Pfl eger, Anras<br />
★<br />
Gasthaus Marinelli, Dölsach<br />
<strong>Tirol</strong>erhof, Dölsach<br />
★ ★<br />
Heimspiel, Heinfels<br />
★<br />
Zedern Klang, Hopfgarten im Defereggen<br />
★<br />
Der Gannerhof, Innervillgraten<br />
★ ★ ★<br />
Adler Lounge, Kals<br />
Vincena, Lavant<br />
Moarhofstüberl, Lienz<br />
★<br />
Parkhotel Tristachersee, Lienz<br />
★ ★<br />
Rauterstube, Matrei in Osttirol<br />
★ ★<br />
Saluti, Matrei in Osttirol<br />
★ ★<br />
Unterwöger, Obertilliach<br />
Gasthof Islitzer, Prägraten<br />
Großvenediger, Prägraten<br />
★<br />
Ortnerhof, Prägraten<br />
Grandhotel Lienz, Lienz<br />
★ ★ ★<br />
Kirchenwirt, Lienz<br />
★<br />
Jakobistub‘n im Hotel Jesacherhof, St. Jakob im Defereggen<br />
Strasserwirt, Strassen<br />
★
Porträt<br />
Am Gipfel der<br />
alpinen Genüsse<br />
J<strong>am</strong>es Baron,<br />
Tannenhof, St. anton<br />
Dass im Fünf-Sterne-superior-<br />
Hotel Tannenhof in St. Anton<br />
<strong>am</strong> Arlberg seit Jahren Gastronomie<br />
auf allerhöchstem Niveau gepflegt<br />
wird, ist von begrenztem Neuigkeitswert.<br />
Mit der Verpflichtung des jungen Spitzenkochs<br />
J<strong>am</strong>es Baron hat man im Tannenhof<br />
aber noch einmal ein besonderes<br />
kulinarisches Ausrufezeichen gesetzt. Das<br />
Rüstzeug für diese Aufgabe holte sich der<br />
gebürtige Engländer, der fließend Deutsch<br />
und Französisch spricht, in renommierten<br />
Schweizer Hotels wie etwa dem Schloss<br />
Schauenstein in Fürstenau. Dort arbeitete<br />
Baron als Souschef unter dem Schweizer<br />
Spitzenkoch Andreas C<strong>am</strong>inada. Ein kulinarischer<br />
Ritterschlag in gewisser Weise. Und<br />
eines ist gewiss: J<strong>am</strong>es Baron ist hungrig.<br />
Und neugierig. In seiner Interpretation<br />
einer alpinen Küche bedient er sich der<br />
Produkte, die der Alpenbogen zu bieten hat.<br />
Und derer sind es gar nicht wenige.<br />
Die <strong>Tirol</strong>er Küche ist für den Briten eine<br />
„riesengroße Inspirationsquelle“. Sein persönliches<br />
Aha-Erlebnis hatte Baron ausgerechnet<br />
mit einem an und für sich recht<br />
banalen Krapfen mit Sauerkraut, dessen<br />
Neuerfindung er mit Erfolg betrieb. Und<br />
die Übung gelang, ohne dabei angestrengt<br />
oder übertrieben „gimmicky“ zu wirken.<br />
Prätenziöse Posen gehören insges<strong>am</strong>t nicht<br />
zum Repertoire des aufstrebenden Kochs.<br />
Baron fühlt sich <strong>am</strong> Arlberg pudelwohl und<br />
hat sich schon auf so manch kulinarischen<br />
Streifzug begeben, um die Produkte, die<br />
die Umgebung so hergibt, kennenzulernen.<br />
„Die Herausforderung ist es, regional verwurzelt<br />
zu kochen, dabei aber zugleich etwas Besonderes<br />
zu bieten“, sagt Baron, der für seine Küche schon<br />
einmal ein ganzes – man möchte es kaum vermuten<br />
– Wagyu-Rind aus Fließ und ein Kalb aus Strengen<br />
gekauft hat. „Die Qualität war der Wahnsinn. Alles<br />
war so butterzart, dass man alle Teile für Kurzgebratenes<br />
verwenden hätte können“, meint ein<br />
hörbar begeisterter Küchenchef. Gerade Köche auf<br />
höchstem Niveau verstehen es, dem Konsumenten<br />
dr<strong>am</strong>atisch vor Augen zu führen, dass eine Kuh<br />
nicht nur aus Steaks besteht, sondern aus vielen<br />
geschmacklich hervorragenden Fleischteilen. Aus<br />
dem Kalb hat Baron unter anderem ein spannendes<br />
Gericht mit gepökelter Zunge oder einen Knochenmark-Toast<br />
mit Birnen und Minze gemacht. Das<br />
Ribeye wurde aber letztlich auch nicht ausgelassen.<br />
Den frischen Rahm für die live <strong>am</strong> Gästetisch<br />
geschlagene Butter bekommt Baron auch von einer<br />
Sennerei aus der unmittelbaren Umgebung: „Man<br />
schmeckt die Landschaft, das Terroir, wo die Lebensmittel<br />
erzeugt werden, die Kräuter und Gräser<br />
der Almen, wo die Kühe weiden. Der Geschmack<br />
dieses frischen Rahms ist einzigartig.“ Baron ist<br />
weiterhin auf der Suche nach kleinen, lokalen Produzenten,<br />
um seine alpine Küche ausbauen zu können.<br />
„Das ist eine Herausforderung, aber ich muss<br />
einfach zu den Leuten hingehen“, meint der Kochkunst-Gipfelstürmer,<br />
der aktuell auf der Suche nach<br />
Alternativen zu den Süßwasserfisch-Fixstartern<br />
Saibling und Forelle ist. Baron denkt dabei konkret<br />
an Waller und Huchen.<br />
J<strong>am</strong>es Baron will eine ehrliche Küche machen,<br />
durchdachte Gerichte mit Soßen, die auf keinen<br />
Fall zu steril daherkommen dürfen. „Es soll einfach<br />
lecker sein“, formuliert Baron entsprechend das<br />
Ziel. Dafür gibt der Küchenchef mit seinem internationalen<br />
Te<strong>am</strong> im Tannenhof richtig Gas, wie<br />
er sagt. Das kommt letztlich auch der Region und<br />
ihren Produkten zugute.<br />
Marian Kröll<br />
28 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Tannenhof<br />
Zur Person<br />
Fotos: René Riis<br />
Der gebürtige Brite J<strong>am</strong>es Baron ist ein<br />
weitgereister Botschafter des guten<br />
Geschmacks. Bevor er im Tannenhof<br />
angeheuert hat, war er Souschef unter<br />
dem Schweizer Spitzenkoch Andreas<br />
C<strong>am</strong>inada. Für die Weiterentwicklung<br />
seiner alpinen Küche ist Baron stetig auf<br />
der Suche nach köstlichen Produkten<br />
aus der Region.<br />
www.hoteltannenhof.net<br />
Zum Nachkochen<br />
Geräucherter Ricotta<br />
mit Erbsen und Holunder<br />
Zutaten: ( 4 Personen)<br />
Geräucherter Ricotta:<br />
1 l Rohmilch oder frische Vollmilch vom Bauern<br />
15 ml Wasser<br />
2 ml Milchsäure<br />
Erbsen-Püree:<br />
250 g Erbsen<br />
2 Schalotten<br />
1 EL Butter<br />
150 ml Rahm<br />
Salz, Pfeffer, Puderzucker<br />
Holunder-Sirup:<br />
30 frische Holunderblüten<br />
3 l kaltes Wasser<br />
1 Orange, 1 Zitrone<br />
1 kg Zcker<br />
40 g Ascorbinsäure<br />
Holunder-Gel:<br />
40 ml Holunder-Sirup<br />
500 ml Wasser<br />
5,5 g Agar-Agar-Pulver<br />
Zubereitung Geräucherter Ricotta:<br />
Milchsäure in Wasser auflösen, zur kalten Milch<br />
geben und langs<strong>am</strong> auf 85 Grad erhitzen. Sobald<br />
sie ausflockt, weg vom Herd nehmen und 30<br />
Minuten bei Zimmertemperatur stehen lassen.<br />
Die ausgeflockte Masse mit einem Passiertuch<br />
aus der Milch nehmen, in dem Passiertuch aufhängen<br />
und ca. drei Stunden abtropfen lassen.<br />
Durch Zus<strong>am</strong>mendrehen des Tuchs von oben<br />
nach unten die Restflüssigkeit leicht auswringen<br />
und dann den Ricotta in eine gewünschte Form<br />
abfüllen. Den Ricotta auf ein Ofengitter setzen,<br />
welches auf einem Topf aufliegt. Mit einer Smoke<br />
Gun (Räucherpistole) den kalten Rauch in den<br />
Topf einblasen und das Ganze mit einem Deckel<br />
abdecken. Zirka zehn Minuten den kalten Rauch<br />
auf den Ricotta einwirken lassen und dann den<br />
Ricotta herausnehmen.<br />
Zubereitung Erbsen-Püree:<br />
Schalotten in Butter anschwitzen, Rahm dazugeben<br />
und auf die Hälfte reduzieren lassen. Mit<br />
Salz, Pfeffer und Puderzucker abschmecken,<br />
Erbsen dazugeben und alles im Thermomix<br />
pürieren.<br />
Zubereitung Erbsen-Pulver:<br />
Erbsenschalen in Salzwasser weich kochen,<br />
danach in Eiswasser abschrecken. Im Dehydrator<br />
für 24 Stunden trocknen und danach im<br />
Thermomix pulverisieren.<br />
Erbsen-Salat:<br />
Frische Erbsen ohne Schalen und geputzte<br />
Saubohnen mit Salz, Pfeffer, Essig und etwas<br />
Holundersaft marinieren.<br />
Holunder-Sirup:<br />
Holunder, Wasser, geschnittene Orange und<br />
Zitrone füer 48 Stunden in einem mit Baumwolltuch<br />
abgedeckten Gefäß ziehen lassen.<br />
Danach mit dem Zucker und der Ascorbinsäure<br />
aufkochen und passieren.<br />
Holunder-Gel:<br />
Alle Zutaten zus<strong>am</strong>men aufkochen. Danach<br />
kaltstellen und, wenn es fest geworden ist, im<br />
Thermomix pürieren. Danach durch ein Passiersieb<br />
streichen.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 29
Culinarium Alpentraum<br />
Jubiläumskulinarik<br />
Das Culinarium Alpentraum ist mittlerweile eine kulinarische Institution <strong>am</strong><br />
Seefelder Plateau. Im kommenden Jubiläumsjahr wird kulinarisch weiter an<br />
einem Strang gezogen und Regionalität vorgelebt.<br />
„Jeder von uns hat<br />
Bauern einen in<br />
der Umgebung, bei<br />
dem er einkauft.“<br />
<br />
<br />
Patrick Trois, Culinarium Alpentraum<br />
G<br />
emeins<strong>am</strong> mit der Friedensglocke des<br />
Alpenraums in Mösern bei Telfs, die<br />
1997 zum 25-jährigen Jubiläum der<br />
Arbeitsgemeinschaft Alpenländer errichtet wurde,<br />
wird im kommenden Jahr eine weitere Institution<br />
20 Jahre alt. Es handelt sich um das Culinarium<br />
Alpentraum, einen aus acht Wirten – vorwiegend<br />
vom Seefelder Plateau – bestehenden Verein, der<br />
sich voll und ganz der Förderung gutbürgerlicher,<br />
regional verwurzelter Gaumenfreuden<br />
verschrieben hat. Das Culinarium<br />
Alpentraum hat sich seit seiner Gründung<br />
zu einer Marke entwickelt, obwohl man vor<br />
gut 20 Jahren noch belächelt wurde. Ein<br />
Schicksal, das Vorreitern allgemein nicht<br />
fremd ist.<br />
Jedes Jahr zelebriert man gemeins<strong>am</strong><br />
unter einem wechselnden Motto die regionale<br />
Kulinarik. Heuer wurde im Dorfkrug in<br />
Mösern das Frühlingserwachen gefeiert: 8<br />
Wirte, 8 Gänge, 88 Euro lautete das Rezept. „Beim<br />
Frühlingserwachen haben alle acht Wirte selbst<br />
gekocht und auch selbst die Gäste bedient“, erklärt<br />
Vereinsobfrau Andrea Neuner, ihres Zeichens<br />
auch Hausherrin im Gasthof Zum Neunerwirt in<br />
Mösern. Im Preis inbegriffen waren alle Getränke,<br />
vom Aperitif über den Schnaps bis hin zum Kaffee.<br />
All-inclusive, Genuss garantiert. Essen und Trinken<br />
sind sinnliche Angelegenheiten, die aber deshalb<br />
nicht gleich bierernst ablaufen sollten. Deshalb<br />
wurde das Frühlingserwachen der Culinarium-<br />
Alpentraum-Wirte auch von einem Kabarettisten<br />
begleitet, der für die Anregung der Lachmuskeln<br />
zuständig war. Zum 20-jährigen Jubiläum der<br />
Wirte aus Leidenschaft wird es jedenfalls eine besondere<br />
Veranstaltung geben, die im Frühsommer<br />
voraussichtlich im Zentrum von Seefeld stattfinden<br />
wird. An den Details wird derweil noch gefeilt.<br />
Nur soviel darf verraten werden: Erfahrungsgemäß<br />
wird es gut werden.<br />
Die Wirte des Culinarium Alpentraum<br />
sind auch zum 20-Jahr-Jubiläum<br />
noch mit ganzer Leidenschaft bei<br />
der Sache.<br />
30 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Seefelder Plateau<br />
Fotos: Andreas Amplatz (2), Felder-images/www.berge.at (1), Burnz Neuner (1)<br />
Leidenschaft, Vielfalt und Regionalität<br />
haben sich die Wirte des Culinarium<br />
Alpentraum auf die Fahnen<br />
geheftet. Aus heimischen Produkten<br />
werden saisonale und regionale<br />
Schmankerln gezaubert.<br />
Genuss und gastfreundschaft<br />
Wer im Genuss-Orchester mitfiedeln will,<br />
muss strenge Voraussetzungen erfüllen.<br />
Grundvoraussetzung ist, dass es sich um einen<br />
F<strong>am</strong>ilienbetrieb handelt, erklärt Andrea Neuner.<br />
Die Verwendung regionaler Produkte ist<br />
im Wirte-Kollektiv eine Selbstverständlichkeit.<br />
Und das schon allein deshalb, weil es Sinn<br />
macht, jene Produkte in der Küche zu verarbeiten,<br />
die aus der Region kommen und saisonal<br />
verfügbar sind. Der Hang zum Regionalen<br />
hinterlässt selbstverständlich auch <strong>am</strong> kulinarischen<br />
Jahreskalender seine Spuren. Verkocht<br />
wird primär, was gerade Saison hat. Entsprechend<br />
gibt es etwa im Dorfkrug im Frühjahr<br />
eine Bärlauchwoche, im August werden in<br />
der Weidachstube heimische Pfifferlinge und<br />
Steinpilze serviert, in der Triendlsäge frönt<br />
man im August dem Motto Polenta und Steinpilze<br />
und im Wiesenhof befasst man sich von<br />
Ende September bis Anfang Oktober intensiv<br />
mit dem heimischen Hirsch. Im Gasthaus<br />
Brücke werden im Juli Gerichte mit Geschichte<br />
aufgetischt, der Neunerwirt fährt ab Mitte<br />
September auf Geflügen und Kürbis ab. Das ist<br />
aber noch keine erschöpfende Aufzählung des<br />
kulinarischen Jahreskalenders, sondern nur<br />
ein kleiner Vorgeschmack. Natürlich dürfen<br />
aber auch die Klassiker der österreichischen<br />
und <strong>Tirol</strong>er Küche auf keiner Speisekarte<br />
fehlen.<br />
Einen St<strong>am</strong>mplatz auf den <strong>Teller</strong>n der<br />
Wirte haben sich die Gebirgsforelle und der<br />
Saibling aus der Leutascher Fischerei erobert.<br />
Neben liebevoll in Szene gesetzten Gaumenfreuden<br />
haben die Wirte mit ihren Traditionshäusern<br />
auch in atmosphärischer Hinsicht<br />
all das und noch mehr zu bieten, was gute<br />
<strong>Tirol</strong>er Gastlichkeit und Kultur ausmacht. In<br />
den Betrieben des Culinarium Alpentraum <strong>am</strong><br />
und rund um das Seefelder Plateau wird noch<br />
ehrliche Gastfreundschaft gepflegt, die nicht<br />
vom Üben kommt, sondern tatsächlich von<br />
Herzen.<br />
Aktuelle Informationen zum kulinarischen<br />
Angebot und zu Veranstaltungen sind im Internet<br />
unter www.culinarium-alpentraum.at zu<br />
finden. <br />
Marian Kröll<br />
Culinarium Alpentraum<br />
Aktuelle Genusswochen und nähere Informationen unter<br />
www.culinarium-alpentraum.at<br />
Gasthof Zum Neunerwirt<br />
Möserer Dorfstraße 23, Seefeld/Mösern, www.neunerwirt.at<br />
Gasthof Dorfkrug<br />
Möserer Dorfstr. 32, Seefeld/Mösern, www.gasthof-dorfkrug.com<br />
Restaurant Waidachstube<br />
Weidach 373b, Leutasch<br />
Gasthaus Brücke<br />
Burggraben 257, Unterleutasch, www.zurbruecke-leutasch.com<br />
Waldgasthaus Triendlsäge<br />
Triendlsäge 259, Seefeld, www.triendlsaege.at<br />
Gasthof <strong>Tirol</strong>er Weinstube<br />
Dorfplatz 130, Seefeld, www.tirolerweinstube.at<br />
Gasthof Hirschen<br />
Leithener Dorfstr. 9, Reith/Leiten, www.gasthof-hirschen.com<br />
Wiesenhof Scharnitz<br />
Hinterautalstraße 283, Scharnitz<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 31
Brot<br />
<strong>Tirol</strong>s Eigenbrötler<br />
Mit innovativen Rezepturen lassen die <strong>Tirol</strong>er Bäcker aufhorchen. Nicht nur<br />
traditionelle Produktion steht ganz oben auf der Agenda. An Qualität,<br />
Nachhaltigkeit und Geschmack fehlt es nicht – besonders nicht beim „Tiroggl“.<br />
„Ich backe noch<br />
mit Herz und<br />
Hand.“<br />
<br />
Peter Zangerl, Bäcker<br />
Der Duft der Kindheit steigt in die Nase<br />
besucht man einen <strong>Tirol</strong>er Bäcker.<br />
Dieser Duft, aus der Zeit, als man noch<br />
zu klein war, über die Theke zu sehen. Als man<br />
jeden S<strong>am</strong>stag beim Bäcker im Dorf ein kleines<br />
Stück süßen Zopf bekommen hat und fasziniert<br />
an diesem kaute, während die Eltern Vinschgerl,<br />
Jourgebäck, Schwarzbrot und Zöpfe für das<br />
Wochenende kauften. Geschmäcker und Gerüche,<br />
die man sein Leben lang nicht vergisst. Seltener<br />
sind sie geworden, diese Momente, denn auch <strong>Tirol</strong><br />
ist vom Bäckersterben nicht verschont geblieben.<br />
Doch <strong>Tirol</strong>s Bäcker punkten mit neuen Ideen,<br />
Topqualität und besten Produkten.<br />
<strong>Tirol</strong>er Genussinnovationen<br />
Mit einer innovativen Kreation konnten besonders<br />
die Landecker Bäckermeister aufhorchen<br />
lassen. Sie kreierten ihr eigenes, regionales Brot –<br />
das „Tiroggl“. Innungsmeister und Mitbegründer<br />
Peter Zangerl erzählt von diesem Prozess. „Als<br />
Naturverbundener Mensch wollte ich das Mehl<br />
schon immer aus der Region beziehen und einen<br />
neuen, nachhaltigen Kreislauf schaffen. Vor sechs<br />
Jahren wurde somit die Idee zum regionalen Brot<br />
geboren“, erinnert sich Zangerl. „In einem dreijährigen<br />
Prozess k<strong>am</strong> es von der Idee zum fertigen<br />
Produkt. Das Getreide muss nicht nur backfähig<br />
sein, es muss höchsten Qualitätskriterien entsprechen<br />
– das dauert.“ Von den Gesprächen bis hin<br />
zum fertigen Produkt begleitete der Bäckermeister<br />
den Prozess. Heute ist das Tiroggl eine Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
aller gewerblichen Bäcker des Bezirks<br />
Landeck mit der regionalen Landwirtschaft. Mit<br />
dem Motto „Die Einzigartigkeit unserer Region<br />
mit reinstem Wasser, bester Luftqualität und die<br />
Kraft der Berge machen das Geschmackserlebnis<br />
zu einem natürlich gesunden Highlight“ konnten<br />
die Bäckermeister auch bei dem Verein Genussregion<br />
Österreich Aufmerks<strong>am</strong>keit auf sich ziehen.<br />
„Mit Freude <strong>am</strong> Produkt sind wir mittlerweile als<br />
GenussRegionsKandidat <strong>2016</strong> aufgenommen<br />
worden“, ist Zangerl stolz. Die „Genussregion<br />
Landecker Brot“ ist in Österreich einzigartig. Die<br />
meisterliche Verarbeitung, die regionale Herkunft<br />
und die unabhängige Qualitätskontrolle sind die<br />
drei Erfolgsfaktoren des Landecker Brots. „Es ist<br />
ein sehr durchdachtes Konzept. Trotz des großen<br />
zeitlichen und ressourcenintensiven Aufwands<br />
kann sich das Endprodukt sehen lassen und die<br />
Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt“, ist Zangerl<br />
überzeugt.<br />
32 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Einzigartig im Detail<br />
Nicht nur das Tiroggl zeugt von größter Qualität<br />
der <strong>Tirol</strong>er Bäckermeister. Zangerl betont die<br />
Einzigartigkeit jedes einzelnen Betriebs in <strong>Tirol</strong>. Die<br />
zirka 140 verbleibenden Bäckermeister bezeichnet<br />
er lächelnd als „Eigenbrötler“. „Wir sind keine<br />
Querköpfler, sondern haben unsere eigenen Brote.<br />
Jedes Produkt, selbst wenn es nur eine Semmel ist,<br />
ist einzigartig bei jedem Bäcker“, erklärt Zangerl.<br />
Diese Unterschiede sind bedingt durch regionale<br />
Unterschiede der Rohstoffe, wie Klima, Wasser, aber<br />
auch Getreide. Diese Unterschiede manifestieren<br />
sich im Teig und später im Geschmack. „Die Vielfalt<br />
der Geschmäcker ist im Handwerksbetrieb ein<br />
Alleinstellungsmerkmal. Jeder Bäcker kreiert seine<br />
eigenen Produkte“, ergänzt der Bäckermeister. Eine<br />
Bedrohung dieser Vielfalt sieht Zangerl nicht, im<br />
Gegenteil. Er ist Feuer und Fl<strong>am</strong>me für sein Handwerk.<br />
„Eines der wichtigsten Lebensmittel erzeugen<br />
zu dürfen, ist bereits ein Ritterschlag. Positives<br />
Feedback von Gästen und Einheimischen ist für uns<br />
Handwerker etwas Besonderes“, schwärmt Zangerl.<br />
„Da wird uns Eigenbrötlern warm ums Herz.“<br />
Trugschluss Frische<br />
Klar sieht er jedoch die teils falsch geprägten Erwartungen<br />
des Kunden, besonders den derzeitigen<br />
Wunsch nach „frischem“ Brot. „Isst man das Brot,<br />
das direkt aus dem Backofen kommt, ist das oft gar<br />
nicht gesund“, erklärt Zangerl. „Durch die Enzyme<br />
beim Kauen wird wertvolle Arbeit für den Magen<br />
übernommen. Frisches Brot hingegen wird oft nicht<br />
genug gekaut.“ Dunkles Brot ist außerdem wie guter<br />
Wein – oft entfaltet sich sein ges<strong>am</strong>ter Geschmack<br />
erst nach einem Tag. Der Hype um die Frische ist<br />
somit nachteilig für die Qualität. „Verarbeite ich<br />
heute Teig, dann kommt er aus dem Ofen. Das hat<br />
jedoch nichts mit Frische zu tun. Der Begriff wird<br />
oft fälschlich verwendet und es entstehen falsche<br />
Erwartungen beim Kunden“, ergänzt Zangerl. „Das<br />
Argument der Frische wird und wurde in letzter Zeit<br />
sehr stark strapaziert! Die Frische unserer Erzeugnisse<br />
kann nur in unseren Backstuben, in der wir<br />
täglich arbeiten und herstellen, produziert werden“,<br />
ist der Innungsmeister der <strong>Tirol</strong>er Bäcker überzeugt.<br />
Ist dem Kunden die Qualität und die Nachhaltigkeit<br />
wichtig, dann kommt er zum Bäcker.<br />
Früh übt sich<br />
Um die hohe Qualität des Handwerks weiterhin<br />
aufrechtzuerhalten, wird intensiv in die Lehre investiert.<br />
Die jungen <strong>Tirol</strong>er Bäckeranwärter schneiden<br />
im Österreichvergleich sehr gut ab. „Auch heuer<br />
konnten die <strong>Tirol</strong>er Lehrlinge beim Bundeswettbewerb<br />
in Vorarlberg den zweiten Platz erreichen“,<br />
ist Zangerl stolz. „Besonders die Berufsschule<br />
St.Nikolaus und die Lehrer sind hier zu loben. Jährlich<br />
können sie Topleistungen erzielen. Das spricht<br />
für großartige Qualität.“ Der Lehrberuf des Bäckers<br />
ist heute nicht mehr so körperlich anstrengend wie<br />
noch vor fünfzig Jahren. Interessierte Menschen<br />
müssen trotzdem mit gewissen Herausforderungen<br />
rechnen. „Allein das frühe Aufstehen ist für viele<br />
eine Umstellung, an die man sich erst gewöhnen<br />
muss“, weiß Zangerl. „Man braucht auf jeden fall<br />
Ehrgeiz, den Willen zum Beruf und die Leidenschaft<br />
für das Handwerk. Wir entwickeln eines der wichtigsten<br />
Lebensmittel, die der Mensch außer dem<br />
Wasser hat. Das muss man den jungen Menschen<br />
nahe legen.“ Bäckeranwärter können sich laut dem<br />
Bäckermeister auf das Erlernen eines spannenden,<br />
interessanten Handwerks freuen, denn der Bäckerberuf<br />
beinhaltet noch immer gewaltige Ressourcen.<br />
Mit Nachhaltigkeit in die Zukunft<br />
Nachhaltigkeit ist schon heute beim Bäckermeister<br />
groß geschrieben. „Zwar haben wir zwischen 60 und<br />
70 verschiedene Brotsorten bei uns in der Filiale,<br />
jedoch produzieren wir kaum Überschuss“, erklärt<br />
Zangerl. „Wir versuchen mit den Ressourcen mit<br />
großer Verantwortung umzugehen und verarbeiten<br />
selbst den Überschuss zu 100 Prozent weiter.“<br />
Nachhaltigkeit und Regionalität sind für Zangerl<br />
zentral für die Zukunft. Nach einem sehr guten Start<br />
mit dem Tiroggl wird weiterhin versucht, die Region<br />
zu nützen und durch nachhaltige Arbeitsprozesse<br />
wieder gesunde Kreisläufe zu schaffen. Besonders<br />
die Landwirte sind hier wichtige Partner. „Das Handwerk<br />
ist gesund gewachsen“, ist Zangerl überzeugt.<br />
„Ich würde jeden Einzelnen bitten, das Handwerk<br />
zu unterstützen, d<strong>am</strong>it wir noch lange Fachkräfte<br />
haben, denn wenn diese verlorengehen, verlieren<br />
wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Wissen,<br />
Tradition und höchste Qualität.“ Julia Wolfschütz<br />
Genussroute<br />
Tiroggl<br />
Auf den Spuren des Urbrots mit der<br />
Kraft der Berge können Interessierte eine<br />
besondere Schmankerlwanderung durch<br />
die Region machen. Auf der zirka zweistündigen<br />
Wanderung kann die Wiederbelebung<br />
alter Getreidesorten und Backtechniken<br />
hautnah erlebt werden. Die<br />
Genussroute startet in Z<strong>am</strong>s und führt<br />
über die Z<strong>am</strong>mer Felder entlang dem<br />
Inn weiter Richtung Z<strong>am</strong>mer Lochputz.<br />
Beeindruckend kann man auf diesem<br />
Weg die Kraft der Natur erleben. Alle<br />
Informationen zu diesem einzigartigen,<br />
f<strong>am</strong>ilienfreundlichen Ausflug findet man<br />
bei der Ferienregion <strong>Tirol</strong>West unter<br />
www.tirolwest.at.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 33
Handwerk<br />
Naturhefe: Ein<br />
Handwerkerwissen<br />
Zur Person<br />
Gotthard Valier st<strong>am</strong>mt aus einer Südtiroler<br />
Bäckerf<strong>am</strong>ilie. Sein Urgroßvater<br />
betrieb eine Bäckerei in der Bozner<br />
Altstadt. Vom Erbe kaufte Gotthards<br />
Großvater um die letzte Jahrhundertwende<br />
eine Bäckerei in Innsbruck, die seither<br />
ebenso als F<strong>am</strong>ilienbetrieb geführt wird.<br />
Gotthard Valier baute sie zur Konditorei<br />
um. Heute unterstützt der pensionierte<br />
Konditor- und Bäckermeister seinen Sohn<br />
im Betrieb.<br />
Die modernen Essensgewohnheiten haben sich in den letzten<br />
50 Jahren drastisch verändert. Experten stehen dieser Entwicklung<br />
skeptisch gegenüber, mahnen beim Konsum industriell hergestellter<br />
Lebensmittel zur Mäßigung und empfehlen hausgemachte Kost. Ein<br />
Lebensmittel, dessen Zubereitung schon mehrere tausend Jahre alt ist,<br />
spielt dabei eine besondere Rolle: das Brot.<br />
U<br />
nser Körper ist von bemerkenswerter<br />
Stabilität. Diese entwickelte sich über<br />
hunderttausend Generationen, und ist<br />
seit jeher von zwei Dingen geprägt: den K<strong>am</strong>pf gegen<br />
Infektionen zu überleben und ausreichend ernährt<br />
zu werden. „Durch diese Erfahrungen ist unser<br />
Körper heute in der Lage, mit relativ wenig sehr<br />
gut zurechtzukommen,“ sagt Alexander Moschen,<br />
Gastroenterologe an der Med-Uni Innsbruck. Nun<br />
habe sich in den letzten zwei bis drei Generationen<br />
unser Lebensstil aber völlig verändert. Den einen<br />
steht Nahrung im Überfluss zur Verfügung, während<br />
andere wiederum mit Unterversorgung kämpfen.<br />
Dabei ist der Körper spars<strong>am</strong> und kann einen Energiespeicher<br />
für Zeiten der Knappheit anlegen – eine<br />
Knappheit, die aber hierzulande nicht kommt. In<br />
diesem Zus<strong>am</strong>menhang sei es für Moschen sinnvoll,<br />
sich mit dem Thema Nahrung und den Lektionen,<br />
die die Menschen im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte<br />
erlernten, bewusst auseinanderzusetzen.<br />
Besonders faszinierend findet er die Entstehungsgeschichte<br />
des Brots. „Wir nehmen heute an, dass<br />
der Weizenanbau in etwa 5000 Jahre alt ist. D<strong>am</strong>als<br />
wurden wohl noch einfache Fladen aus Mehl und<br />
Wasser hergestellt,“ erzählt der Internist. Möglicherweise<br />
vergaß jemand einmal einen Teig: Durch die<br />
Luftkeime fing dieser an zu blubbern, wurde größer.<br />
Und als der Bäcker ihn wiederfand, beschloss er, das<br />
gute Zeug nicht wegzuwerfen, sondern im Ofen<br />
zuzubereiten. Wie groß mag wohl die Überraschung<br />
beim Anblick und Kosten des ersten Brotlaibs<br />
gewesen sein?<br />
Vielfältige Welt der Hefe<br />
Einer, der die Faszination für die Wirkung von Bakterien<br />
auf Nahrungsmittel mit Dr. Moschen teilt, ist<br />
der Innsbrucker Konditor- und Bäckermeister Gotthard<br />
Valier. Sein Spezialgebiet sind süße Hefeteige<br />
für die italienischen Weihnachtsklassiker Panettone<br />
und Pandoro. „Beides reine Naturprodukte,“ erklärt<br />
Valier, der schon immer der italienischen, französischen<br />
und spanischen Essenskultur zugetan war.<br />
Er ist sehr froh über seine vielen Kontakte in diesen<br />
Ländern, denn durch sie durfte er eine Essenskultur<br />
kennenlernen, die er hierzulande vermisst. „Bäckereiprodukte<br />
aus Hefeteig gibt es dort überall, süß und<br />
gesalzen, und sie werden regelrecht zelebriert. Mit<br />
einem Stück Weißbrot, C<strong>am</strong>embert oder Prosciutto,<br />
dazu ein Gläschen Wein, hat man gegessen“,<br />
schwärmt Valier. Ein Panettone wäre mit handelsüblicher<br />
Bierhefe aus dem Päckchen nicht machbar,<br />
diese entwickelt ganz andere Poren als die Naturhefe.<br />
Der Umgang d<strong>am</strong>it ist allerdings eine eigene Wissenschaft,<br />
die der Konditormeister hervorragend<br />
beherrscht. Traditionelles italienisches oder französisches<br />
Brot wird aus einem lang geführten Hefeteig<br />
gebacken, d<strong>am</strong>it sich das Gluten richtig entwickelt<br />
und für die gewünschte Lockerheit sorgt. Dabei wird<br />
dem neuen Teig immer etwas alter Teig hinzugefügt.<br />
Dieser besteht im Prinzip nur aus einem Wasser- und<br />
Mehlgemisch, das zur Fermentation gebracht wird.<br />
Gotthard Valier fügt Apfelsaft hinzu, d<strong>am</strong>it es durch<br />
den Fruchtzucker schneller vergärt. „Mit einem<br />
Mehl wie beim Italiener wären wir glücklich“, soll<br />
Gotthards Vater immer wieder gesagt haben. Dieses<br />
ist klimatisch bedingt besonders reich an Kohlenhydraten,<br />
wovon die Hefe letztendlich profitiert.<br />
Gutes Brot verlangt Geduld<br />
Sobald die Fermentation anfängt, kann diese gelenkt<br />
werden, um den Geschmack zu beeinflussen. Dafür<br />
muss der Teig immer wieder ruhen, dann wieder mit<br />
Fotos: Friedle (1), Fotolia (1)<br />
34 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Genussregion<br />
den genannten Zutaten verlängert oder, in Gotthards<br />
Worten, „gewaschen und gefüttert werden, wie ein<br />
Kleinkind“. Wenn alle Bedingungen stimmig sind,<br />
verdreifacht sich das Volumen des Teigs bereits nach<br />
vier Stunden. Trotzdem erfordert die Naturhefe viel<br />
Geduld. Für den Panettone fängt der Konditor etwa<br />
sonntags mit der Teigführung an, im Verkauf steht<br />
das Endprodukt dann <strong>am</strong> Mittwoch. Für sämtliche<br />
Backwaren aus Naturhefe gilt: Unterschiedliche<br />
Fermentationen bringen unterschiedliche Variationen<br />
hervor. Valier vergleicht diese Prozesse mit der<br />
Herstellung von Käse oder Wein: „Die Bakterienkulturen<br />
sind unheimlich wichtig, sie beeinflussen<br />
den Geschmack. Sie sind in dieser weißen Teigkugel<br />
zwar nicht sichtbar, aber in ihrem Inneren steckt<br />
viel Leben.“ Entscheidend für die Vielfalt ist der<br />
Säuregehalt des Teigs. Diesen kann der erfahrene<br />
Konditor bereits durch den Geruch oder das Ertasten<br />
überprüfen.<br />
Unheimliches Brot<br />
Als Verfechter der traditionellen Brothandwerksqualität<br />
beobachtet Gotthard Valier die modernen<br />
Ernährungsgewohnheiten mit großer Skepsis.<br />
Heutzutage müsse vieles schnell und industriell<br />
gemacht werden, moderne Bäckereien arbeiten<br />
lieber nach vorgegebenen Schemata als nach der<br />
Zeit, die ein echtes Naturprodukt vorgibt. „Somit<br />
geht die Sensibilität für die Materie verloren“,<br />
befürchtet Valier. Die Konservierungsstoffe, die<br />
wochenaltes Toastbrot immer noch elastisch<br />
halten, findet der Bäckermeister unheimlich:<br />
„Ob uns diese Fertigprodukte guttun, wage ich<br />
zu bezweifeln. Von der brutalen Geschäftspolitik<br />
mancher Saatguthersteller ganz abgesehen“ sagt er.<br />
Gastroenterologe Moschen pflichtet ihm bei und<br />
rät bei industriell hergestellten Lebensmitteln zu<br />
einem vorsichtigen Umgang. Problematisch seien<br />
aber auch jene neu gezüchteten Weizensorten, die<br />
möglichst ertragreich und widerstandsfähig sein<br />
müssen. Viele Menschen haben dabei Verdauungsprobleme<br />
und vermuten eine Gluten-Unverträglichkeit.<br />
Allerdings reagiert der Körper nicht aufs<br />
das Gluten, sondern auf andere Getreideeiweiße,<br />
die für die verstärkten Abwehrmechanismen der<br />
manipulierten Kornzellen zuständig sind. „Diese<br />
gehen durchs Erhitzen nicht kaputt und können<br />
auf Dauer Allergien verursachen“, sagt der Experte.<br />
Ob sich unsere Immunsysteme irgendwann daran<br />
gewöhnen werden, sei schwer vorauszusehen,<br />
exakte Daten sind wohl erst nach langzeitigen Beobachtungen<br />
in einigen Jahren möglich. Bis dahin<br />
plädiert Moschen für ein besseres Bewusstsein für<br />
Herkunft und Qualität von Nahrungsmitteln. An<br />
diesen Tipp hält sich Gotthard Valier bereits seit<br />
Jahren. Er bäckt sein Brot nämlich selbst, verrät<br />
er: „Naturhefe, Roggenmehl, Salz, eventuell etwas<br />
Fenchel und Brotklee, fertig. Das hält gut eine<br />
Woche lang.“<br />
<br />
David Winter<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 35
Käse & Wein<br />
Sinnliches Paar<br />
E<br />
s gibt im Leben Paare, die einfach zueinander<br />
passen, miteinander harmonieren.<br />
Paare, die füreinander bestimmt<br />
sind. Das gibt es nicht nur bei Menschen, sondern<br />
auch bei Lebensmitteln. Wein und Käse sind<br />
ein solches Paar. Sie ergänzen einander perfekt,<br />
fordern einander aber auch in ihren vielfältigen<br />
Geschmacksnuancen heraus, können Harmonie<br />
„Wein und Käse stehen in einer<br />
symbiotischen Beziehung zueinander.“<br />
<br />
Wein und Käse, richtig aufeinander abgestimmt, wird zum echten<br />
Geschmacks erlebnis. D<strong>am</strong>it die Balance passt und ein harmonisches<br />
Feuerwerk <strong>am</strong> Gaumen gezündet werden kann, braucht es feine Ware und<br />
Wissen. Beides haben Morandell und Berg Bauer in höchstem Maße.<br />
Christoph Morandell, Morandell International<br />
oder Spannung erzeugen. Die Kombination guter<br />
Weine mit guten Käsen ist nicht umsonst ein absoluter<br />
Klassiker und kulinarischer Dauerbrenner.<br />
Warum dem so ist, weiß Weinhändler Christoph<br />
Morandell vom gleichn<strong>am</strong>igen, in Wörgl ansässigen<br />
Traditions-Weinhandel Morandell: „Wein und Käse<br />
stehen in einer symbiotischen Beziehung zueinander.“<br />
Einen jungen Weißwein würde Morandell<br />
ausschließlich zu einem jungen Käse empfehlen.<br />
Sehr gut harmonieren außerdem gereiftere Weißweine<br />
und kräftigere Käse. Besonderer Beliebtheit<br />
erfreut sich die Kombination von Blauschimmelkäsen<br />
mit Süßweinen. „Der Schärfe des Käses<br />
wird durch die Süße des Weins ein Kontrapunkt<br />
entgegengesetzt. Dadurch ergibt sich die perfekte<br />
Harmonie“, schwärmt Morandell. Jedenfalls sollte<br />
36 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Weingut Flür<br />
Käse &<br />
Wein 1x1<br />
Frischkäse aus<br />
Kuhmilch<br />
Dazu passen <strong>am</strong> besten leichte,<br />
trockene, spritzige Weine wie etwa<br />
Grüner Veltliner, Riesling, Sauvignon<br />
Blanc, aber auch Roséweine wie<br />
der Blaue Zweigelt Rosé, Sekt und<br />
Ch<strong>am</strong>pagner.<br />
Fotos: Fotolia (1), BergBauer (2)<br />
man darauf achten, dass der Käse den Wein nicht<br />
übertönt. Die Kombination von Käse und Wein<br />
ist aber keineswegs eine exakte Wissenschaft. Es<br />
gilt die Regel: Erlaubt ist, was schmeckt. Generell<br />
lässt sich sagen, dass es der Reifegrad des Käses<br />
ist, der den Wein bestimmt. Ein herzhafter Käse<br />
verlangt nach einem kraftvollen Wein, ein milder<br />
Käse verträgt sich bestens mit einem leichten Wein.<br />
Deshalb reicht man zu würzigen Käsesorten vornehmlich<br />
Rotwein, zu milden dagegen Weiß- oder<br />
Roséwein. Bei Käseplatten ist es rats<strong>am</strong>, sich in der<br />
Wahl des passenden Weins <strong>am</strong> intensivsten Käse<br />
auf der Platte zu orientieren. Österreich hat sich in<br />
der Vergangenheit sowohl eine Reputation als gutes<br />
Wein- als auch Käseland erarbeitet. Besonders die<br />
österreichischen Weißweine stehen international in<br />
hohem Ansehen.<br />
Das Thema Weine und Speisenbegleitung ist<br />
wesentlicher Bestandteil der Ausbildung zum<br />
Weinsommelier. Mittlerweile haben aber die Käse-<br />
Liebhaber nachgezogen und weil Käsekompetenz<br />
ganz und gar nicht wurscht ist, bietet Hirner in<br />
seinem Unternehmen spezielle Schulungen für das<br />
Personal in der Gastronomie durch fachkundige<br />
Käse-Sommeliers an. „Wir haben eine eigene Käse-<br />
Schule aufgebaut. Dort verbinden wir unser Wissen<br />
um den Käse unter anderem mit der Weinkompetenz<br />
von Morandell“, erläutert Hirner. Das Resultat<br />
dieser Bestrebungen sind bestens ausgebildete Gastronomen<br />
und in letzter Konsequenz zufriedene –<br />
weil sachkundig beratene – Gäste. Martin Hirner ist<br />
Eine hochwertige Zirbenholz-Affineurbox ist Martin Hirners<br />
neuester Clou. Darin findet sich auch der ausgezeichnete<br />
Felsenkellerkäse, der in einem in den Berg getriebenen<br />
Stollen im Kaisergebirge heranreifen darf.<br />
der Mann, der gefragt ist, wenn es um – nein, nicht<br />
die Wurst – sondern den Käse in all seinen Variationen<br />
geht. Der Berg-Bauer-Chef hat kürzlich eine<br />
Affineurbox der besonderen Art, speziell ausgerichtet<br />
auf die Bedürfnisse der Gastronomie, zur Welt<br />
gebracht. „Dieser Schmuckkasten ist in Zirbenvollholz<br />
ausgeführt, mit verzinkten Scharnieren, einem<br />
Boden aus Steingut und Hauchglas. Das ist perfekt<br />
für den Gastronomen. Die Box kann man in den<br />
Kühlraum stellen, der Boden bleibt kalt“, erläutert<br />
Käse-Aficionado Hirner. Die Zirben-Käsebox lässt<br />
Hirner natürlich nicht verwaist. Er bietet sie fix<br />
fertig bestückt mit 15 Käsesorten an. Ein Rundum-<br />
Sorglos-Paket für die käseaffine Gastronomie und<br />
Hotellerie sozusagen. Eine Box enthält rund 3,5<br />
Kilogr<strong>am</strong>m verschiedener Käsespezialitäten. Selbstverständlich<br />
kann sich aber ein jeder die Käsebox,<br />
die an Hotelbuffets und in alten Stuben gute Figur<br />
macht, nach seinen Wünschen befüllen lassen. Für<br />
die Box nimmt Hirner inklusive Käse 249 Euro.<br />
Kein schlechtes Angebot, möchte man meinen.<br />
Zum Probieren gibt es außerdem Muster. Hirner<br />
steht für Verkostungen jederzeit „Gewehr bei Fuß“,<br />
wie er sagt.<br />
Der Weg führt für Hirner, und mit ihm unzählige<br />
<strong>Tirol</strong>er Kleinsennereien, nur über die Qualität. Die<br />
Zauberworte in diesem Zus<strong>am</strong>menhang heißen<br />
Heumilch und Bio-Heumilch. Für diese werden den<br />
Bauern auch noch bessere Preise bezahlt als für<br />
konventionelle Milch, die einen dr<strong>am</strong>atischen Preisverfall<br />
durchgemacht hat. „Im Handel gibt es einen<br />
Ziegen- und Schafmilch-Frischkäse<br />
Zu diesen Käsen sollten fruchtige,<br />
junge, nicht zu körperreiche Weine<br />
(Grüner Veltliner, Chardonnay) oder<br />
leichte, spritzige Moste gereicht<br />
werden.<br />
Weichkäse mit<br />
Weißschimmel,<br />
Schaf- und Ziegenkäse<br />
Dazu passen bukettreiche, trockene<br />
Weiße (Weiß- oder Grauburgunder,<br />
Chardonnay) und s<strong>am</strong>tige, tanninarme<br />
Rotweine (Blauer Burgunder)<br />
sowie trockener Sekt.<br />
Rotkulturkäse<br />
Ideale Begleitung durch trockene,<br />
gehaltvolle, kräftige Weine (Weißburgunder,<br />
Tr<strong>am</strong>iner, Blaufränkischer).<br />
Milde Schnitt- und<br />
Hartkäse<br />
Trockene, leichte Weiß- oder Rotweine<br />
(Riesling, Zweigelt, St. Laurent).<br />
Würzige Schnittund<br />
Hartkäse<br />
Gehaltvoller, trockener Weißwein<br />
(Sämling); s<strong>am</strong>tige, würzige Barrique-<br />
und Cuvée-Weine (Merlot, St.<br />
Laurent, Blaufränkischer).<br />
Grün- und Blauschimmelkäse<br />
Süßweine (Trockenbeerenauslese,<br />
Ausbruch oder Eiswein).<br />
Sauermilchkäse<br />
Ist nicht unbedingt ein Freund des<br />
Weins, daher sei hier ruhigen Gewissens<br />
ein Bier dazu empfohlen.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 37
Käse & Wein<br />
Käse-Tipps<br />
Alpenkaiser<br />
Weichkäse mit weißem Edelschimmel<br />
und Rotkultur, handgekäst und<br />
g‘schmackig.<br />
Alpkräuterkäse<br />
Fein-würziger, laktosefreier Schnittkäse<br />
aus naturreiner Alpenmilch mit Bergkräutern<br />
ummantelt.<br />
Schaf- und Ziege<br />
Aus silofreier Alpen-Schafs- oder<br />
Ziegenmilch, auch für Menschen mit<br />
Kuhmilchallergie, mild bis g‘schmackig.<br />
Kilo Käse um 2,69 Euro. So weit sind wir schon. Es<br />
ist traurig für den Bauernstand, wenn das edelste<br />
Produkt, das man aus Milch herstellen kann, so<br />
verbettelt wird“, macht Hirner seinem Unmut Luft.<br />
Diese Art von Käse ist ein Industrieprodukt und<br />
wird von Hirner – bezogen auf Geschmack und<br />
Konsistenz – als „Gummikäse“ bezeichnet.<br />
Bei der Erzeugung von Heumilch sind die Bauern<br />
auf trockenes Heu angewiesen, dessen Ausbeute<br />
stark witterungsabhängig ist. Deshalb können auch<br />
nicht so große Mengen an Heumilch produziert<br />
werden, wie das bei konventioneller Milch der Fall<br />
ist. „Außerdem liegen bei Bauern, die Heumilch<br />
produzieren, nicht überall diese hässlichen Ballen<br />
herum und verschandeln die Landschaft“, sagt<br />
Hirner. Außerdem ist Käse aus Heumilch ohne<br />
Zweifel geschmacklich überlegen. Und ein reines<br />
Naturprodukt, wie der Berg-Bauer-Chef anmerkt.<br />
Um ein Kilo Käse herzustellen, braucht man zwischen<br />
zehn und zwölf Litern Milch und mindestens<br />
vier Monate Geduld. Das ist die kürzeste Lagerdauer<br />
bei Hirners Käsen, die übrigens alles andere als<br />
pflegeleicht sind. „Der Käse muss bei der Lagerung<br />
immer wieder gewaschen werden. Käse braucht viel<br />
Pflege“, so Hirner. Nach dieser Mindestlagerdauer<br />
ist der Käse übrigens – zur Freude von laktoseintoleranten<br />
Menschen – laktosefrei. Für die heurige<br />
Wintersaison hat der Käse-Innovator übrigens<br />
einen neuen Felsenkellerkäse im Talon, der ebendort<br />
in einem Stollen im Kaisergebirge zur Reifung<br />
gelagert wird und ab Herbst in den Verkauf gelangt.<br />
Ein deutlich merkbarer Trend geht in Richtung<br />
Ziegen- und Schafskäse, die geradezu prädestiniert<br />
für die Herstellung im Alpenraum sind.<br />
Wein und käse für alle<br />
Die Käse-Wein-Romanze funktioniert aber nicht<br />
„Ehrlicher Weinbau<br />
gepaart mit ehrlicher<br />
Käseherstellung,<br />
da gibt es großes Potenzial.“<br />
Martin Hirner, Berg Bauer<br />
nur in der Gastronomie, sondern auch daheim. In<br />
den USA trendet derzeit das „Charcuterie Board“<br />
in allen nur erdenklichen Variationen. Der <strong>Tirol</strong>er<br />
würde wohl Brettljause oder Marende dazu sagen.<br />
Wein und Käse ist bei den elaborierteren Varianten<br />
der Brettljause ein Muss.<br />
D<strong>am</strong>it man sich bequem von zu Hause aus<br />
mit dem Köstlichsten eindecken kann, verfügt<br />
Berg Bauer über einen Online-Shop (www.bergbauer.at).<br />
Übrigens bleibt auch das exzellente<br />
Morandell-Sortiment nicht der Gastronomie und<br />
Hotellerie vorbehalten, sondern ist auch für den<br />
privaten Weinliebhaber zugänglich, und das sogar<br />
bequem via Internet. Mit Vinor<strong>am</strong>a (www.vinor<strong>am</strong>a.at)<br />
hat Morandell einen Webshop geschaffen,<br />
der keine Wünsche offenlässt und von wo aus<br />
auch Endkonsumenten den perfekten Wein zum<br />
richtigen Käse mit wenigen Mausklicks ordern<br />
können. „Ehrliche, kompetente Beratung, hohe<br />
Weinqualität zu vernünftigen Preisen“, resümiert<br />
etwa der Falstaff. Dieses Verdikt kann unwidersprochen<br />
stehen bleiben.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
38 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Wienerhof<br />
Echte Wirtshauskultur<br />
Der „Wienerhof“ in Trins im Gschnitztal ist ein Haus mit einer bald 300-jährigen<br />
Geschichte. Hier verbindet sich die traditionelle <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur mit einem<br />
gemütlichen Urlaubsdomizil – ideal für Feinschmecker und Genießer.<br />
Seit 85 Jahren steht der Gasthof<br />
„Wienerhof“ in Trins im Besitz<br />
der F<strong>am</strong>ilie Nagele, heute<br />
führt Roswitha Nagele-Wallasch das traditionsreiche<br />
Haus. Der N<strong>am</strong>e „Wienerhof“<br />
hat sich vor über 100 Jahren ergeben,<br />
als ein Trinser, der als Koch in Wien<br />
tätig war, nach seiner Rückkehr in die<br />
Heimat das Haus kaufte. Also sind die<br />
Einheimischen daraufhin jahrelang beim<br />
„Wiener“ eingekehrt.<br />
Den N<strong>am</strong>en hat die Wirtsf<strong>am</strong>ilie Nagele<br />
behalten, aber sonst hat sich im Gasthof<br />
„Wienerhof“ alles geändert, es ist ein<br />
Haus geworden, das mit <strong>Tirol</strong>er Herzblut<br />
geführt wird.<br />
Am Herd zeigt Schwiegersohn Arno<br />
Übergänger jeden Tag aufs Neue, mit<br />
welcher Raffinesse man die traditionelle<br />
<strong>Tirol</strong>er Küche umsetzen kann. Dabei<br />
verzichtet Übergänger bewusst auf modische<br />
Spielereien, er bevorzugt den einfachen,<br />
bodenständigen Stil und gerade<br />
das macht seine Küche so authentisch.<br />
Das ist auch den Restaurant-Kritikern<br />
nicht lange verborgen geblieben – und<br />
Übergängers Kochkunst ist bereits mit<br />
einer Falstaff-Gabel belohnt worden und<br />
auch im aktuellen Gault&Millau findet<br />
sich eine lobende Erwähnung, hier wird<br />
der „Wienerhof“ als „aufsteigendes Restaurant<br />
mit Potential“ lobend erwähnt.<br />
Der „Wienerhof“ ist seit Jahren mit dem<br />
Gütesiegel „<strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur“<br />
ausgestattet und erst kürzlich ist Roswitha<br />
Nagele-Wallasch den „Genussspechten<br />
Wipptal“ beigetreten, die sich<br />
für die regionale Küche stark machen.<br />
Das ist der Wirtin überhaupt das Wichtigste:<br />
„Wir bevorzugen, wo immer das<br />
möglich ist, einheimische Lebensmittel.<br />
Wir beziehen unsere Milch, die Eier und<br />
das Gemüse von den hiesigen Bauern,<br />
das Fleisch kommt überwiegend vom<br />
Almvieh und auch die bei uns angebotenen<br />
Fische st<strong>am</strong>men aus der Region.“<br />
Vor kurzem hat sich die Wirtin einen<br />
langgehegten Wunsch erfüllt und im<br />
wunderschönen Kellergewölbe ihres gut<br />
300 Jahre alten Hauses den Weinkeller<br />
restauriert. Jetzt können dort in uriger<br />
Atmosphäre bis zu zwanzig Personen tafeln,<br />
im Herbst wird man sich dort auch<br />
zum traditionellen „Törggelen“ zus<strong>am</strong>mensetzen.<br />
In der warmen Jahreszeit lädt der<br />
Gastgarten gegenüber dem „Wienerhof“<br />
zum Relaxen und Genießen im Freien<br />
ein und auch wer einmal eine größere<br />
Feier veranstalten möchte ist beim „Wie-<br />
nerhof“ an der richtigen Adresse, denn<br />
bis zu 50 Personen finden im gemütlichen<br />
Speisesaal ihren Platz.<br />
Der „Wienerhof“ ist nicht nur ein hervorragendes<br />
Restaurant, in seinen zwanzig<br />
Zimmern wird ebenfalls authentische<br />
<strong>Tirol</strong>er Gastlichkeit geboten. Das kleine,<br />
aber feine Urlaubsdomizil verfügt auch<br />
über eine sehr schöne Wellness-Oase mit<br />
Sauna, Infrarot-Kabine und erhols<strong>am</strong>em<br />
Ruheraum. Alles eingebettet in ein alpines<br />
Ambiente, wo beim Saunagang<br />
mit duftenden Bergkräutern wohlige<br />
Entspannung garantiert ist. Lebensfreude<br />
pur, im Einklang mit der Natur.<br />
Mit allen Sinnen echte <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur<br />
erleben – das garantiert der<br />
Gasthof „Wienerhof“ allen seinen Gästen.<br />
F<strong>am</strong>ilie Nagele-Wallasch freut sich<br />
mit ihrem ges<strong>am</strong>ten Te<strong>am</strong> auf Ihren Besuch.<br />
Kontakt<br />
Wienerhof<br />
Nr. 13, 6152 Trins<br />
Tel.: 05275-5205<br />
info@wienerhof.at, www.wienerhof.at<br />
– Bezahlte Anzeige –
KochArt<br />
Kunstform Kochen<br />
Kochen ist eine Kunstform, die wesentlich von ihren Ausgangsprodukten<br />
abhängt. Das ist den Wirten der KochArt Kitzbüheler Alpen bewusst, die schon<br />
früh begonnen haben, auf heimische Produkte zu bauen.<br />
W<br />
arum in die Ferne schweifen,<br />
wenn das Gute liegt so nah? Genau<br />
dieser Frage ist die KochArt,<br />
ein im Brixental entstandener Zus<strong>am</strong>menschluss<br />
aus mittlerweile 23 Gastronomen,<br />
nachgegangen. Die Antwort hat man sich<br />
nach reiflicher Überlegung selbst gegeben: Die<br />
Wirte verarbeiten in ihren Betrieben bevorzugt<br />
Produkte von heimischen Bauern und<br />
Produzenten, die auf den Speisekarten mit<br />
dem KochArt-Logo gekennzeichnet werden.<br />
Darüber hinaus finden mehrmals im Jahr<br />
gemeins<strong>am</strong>e Spezialitätenwochen statt. Die<br />
KochArt holt außerdem Spezialitäten vor den<br />
Vorhang, die leider im Laufe der Zeit – durchaus<br />
zu Unrecht – in Vergessenheit geraten<br />
sind. Hinter der Philosophie der KochArt<br />
stecken eine ganze Menge Herzblut und Hirnschmalz,<br />
wie Initiator und Projektleiter Kurt<br />
Tropper, selbst leidenschaftlicher Hobbykoch<br />
und Touristik-Profi, erläutert: „Mit ausgewählter<br />
Kulinarik sind wir in der Lage, auch dem<br />
Tourismus eine höhere Qualität zu geben und<br />
mehr Wertschöpfung im Land zu generieren.“<br />
Man kann mittlerweile das Comeback der<br />
Regionalität durchaus als – vor allem aus den<br />
urbanen Ballungsräumen ausstrahlenden –<br />
globalen Megatrend sehen, quasi als Antithese<br />
zur globalisierten Fast-Food-Industrie. Selbstverständlich<br />
kann der regionale Weg nicht<br />
allein der Königsweg sein, zumal die hervorragenden<br />
Lebensmittel aus der Region nicht<br />
immer in ausreichendem Maße vorhanden<br />
sind und gewisse Gerichte – vor allem Innereien<br />
– nicht jedermanns Sache sind.<br />
Eine Hürde, die es auf der Suche nach geeigneten<br />
Produkten aus regionaler Erzeugung<br />
zu überwinden galt, war die Tatsache, dass die<br />
Direktvermarktung in der heimischen Landwirtschaft<br />
bis vor wenigen Jahren noch in den<br />
Kinderschuhen steckte. „Man hat den Bauern<br />
alles abgenommen und gesagt, macht euch<br />
Fotos: Huber (3), Tropper (2)<br />
40 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Sauwohl fühlen sich die Tiere auf den Almen im Brixental.<br />
Dieses Wohlbefinden überträgt sich auch auf die Gerichte,<br />
die aus den großartigen Lebensmitteln entstehen. Das<br />
Brixentaler Almschwein von der Holzalm ist der Renner.<br />
keine Gedanken, ihr braucht nur liefern“, meint<br />
Tropper. Diese Mentalität des betreuten Denkens<br />
ist mittlerweile in der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft so<br />
gut wie passé. Es ging und geht ein Ruck durch die<br />
Landwirtschaft, die allgemein jünger und innovationsfreudiger<br />
wird und auch ein stärkeres Bewusstsein<br />
dafür entwickelt, welche kostbaren Schätze<br />
sie unter den richtigen Voraussetzungen zu produzieren<br />
vermag. „Für die Region zu produzieren,<br />
macht den Bauern mehr Spaß, es ist sinnstiftend.<br />
Und die Leute wissen das zu schätzen“, erklärt Kurt<br />
Tropper, der die Synergien betont, die sich aus dem<br />
geschmeidigen Zus<strong>am</strong>menwirken von regional<br />
kochenden Wirten, regional produzierenden Landwirten<br />
und der touristischen Inszenierung ergibt.<br />
In gewisser Weise sieht sich die KochArt auch als<br />
Vereinigung, die den Boden für regionale Produkte<br />
ebnen will. Das ist bist dato gut gelungen. Die Nachfrage<br />
nach und das Bewusstsein für regionale Produkte<br />
seien in der Bevölkerung definitiv gestiegen,<br />
konstatiert Tropper. Selbiges gilt für die Gastronomie<br />
selbst. Über Jahre bestand die KochArt aus elf<br />
Mitgliedsbetrieben, im vergangenen Jahr hat man<br />
sich durch die Hinzunahme einer zweiten Leader-<br />
Region auf 23 Betriebe mehr als verdoppelt. Aus der<br />
Brixentaler KochArt wurde so die KochArt Kitzbüheler<br />
Alpen. Das Projekt entwickelt sich beständig<br />
weiter und mit ihm seine Mitglieder.<br />
MAN LERNT NIE AUS<br />
Wer Mitglied in der KochArt ist, lernt garantiert nie<br />
aus. Dafür ist durch spezielle Kochworkshops mit<br />
ausgezeichneten Köchen wie beispielsweise Fernsehkoch<br />
Mike Süsser oder dem <strong>Tirol</strong>er Koch-Virtuosen<br />
Simon Taxacher, selbst seit zwei Jahren Mitglied<br />
der KochArt, gesorgt. Nach dem Motto „Wer stehen<br />
bleibt, fällt zurück“ sehen die KochArt-Wirte ihren<br />
Verein auch als Auftrag, die ausgetretenen Pfade zu<br />
verlassen. Fleisch von besonderer Qualität, wie es etwa<br />
das Brixentaler Almschwein liefert, ist von seinen<br />
geschmacklichen Eigenschaften her über jeden Zweifel<br />
erhaben. Nebenbei bemerkt ist das Fleisch dieser<br />
im Sommer inmitten der Natur auf der Alm aufwachsenden<br />
Schweine nachweislich wesentlich gesünder<br />
als Fleisch aus konventioneller Mast. Die Betriebe<br />
der KochArt pflegen außerdem nicht nur den persönlichen<br />
Kontakt zum Gast, sondern auch zu den Produzenten.<br />
Man trifft einander, tauscht sich aus und<br />
arbeitet gemeins<strong>am</strong> darauf hin, die Produktqualität<br />
laufend zu verbessern. Die Reise geht eindeutig in<br />
Richtung Diversifikation. „Bei Fleisch sind wir produzentenseitig<br />
schon gut aufgestellt, bei Gemüse gibt<br />
es noch Luft nach oben“, sagt Tropper, der eines – so<br />
wie die Wirte der KochArt – ganz genau weiß: „Gute<br />
Qualität ist der Grundstock für den gastronomischen<br />
Erfolg.“ Denn nur aus guten Produkten werden gute<br />
Gerichte.<br />
Marian Krö<br />
Raritätentage<br />
ab 15. Juli <strong>2016</strong><br />
Spezialitäten vom heimischen<br />
Geflügel<br />
19. – 28. August <strong>2016</strong><br />
Feinstes vom Brixentaler Almschwein<br />
ab 23. Sept. <strong>2016</strong><br />
Wild aus den Kitzbüheler Alpen<br />
13. – 22. Jänner 2017<br />
Heimische L<strong>am</strong>mspezialitäten<br />
www.kochart.tirol<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 41
Kulinarium<br />
Oscar kocht<br />
In der Innsbrucker Defreggerstraße befindet sich das wohl kleinste Restaurant der<br />
Landeshauptstadt. Gerade einmal acht Personen werden an einem einzigen Tisch<br />
bewirtet und es wird ausschließlich vegetarisch aufgekocht. Ein durchaus gewagtes<br />
Konzept, das aber voll aufgegangen ist.<br />
Als Oscar Germes-Castro 1996 als<br />
17-jähriger Bursche nach Innsbruck<br />
gekommen ist, war er zuerst einmal<br />
ordentlich geschockt. In seiner Heimat Mexiko hatte<br />
er Deutsch gelernt und in <strong>Tirol</strong> wollte er die Sprache<br />
vertiefen, so war sein d<strong>am</strong>aliger Plan. Heute muss<br />
Oscar darüber lachen: „Ich hatte keine Ahnung, dass<br />
in <strong>Tirol</strong> Dialekt gesprochen wird und hab‘ zu Beginn<br />
praktisch kein Wort verstanden. Das war nicht ganz<br />
so einfach.“Aber Oscar lernte schnell, entschied sich<br />
schließlich, in <strong>Tirol</strong> zu bleiben, und hat dann in Innsbruck<br />
zu studieren begonnen. Gewohnt hat er all die<br />
Jahre stets in Wohngemeinschaften und es hat sich<br />
schnell eingebürgert, dass Oscar, als leidenschaftlicher<br />
Hobbykoch, für die Essenszubereitung zuständig<br />
ist. „So hat das mit dem Kochen angefangen“,<br />
erinnert er sich zurück. „Meistens hab‘ ich für sechs<br />
oder acht Leute gekocht und das ein paar Mal die<br />
Woche. Das hilft mir heute noch sehr.“<br />
Am Anfang war ein Rausschmiss<br />
Dass er heute ein eigenes Restaurant führt, hat er<br />
eigentlich einer Enttäuschung zu verdanken, denn<br />
nach mehreren Jahren in einer internationalen<br />
Non-Profit-Organisation wurde er von heute auf<br />
morgen auf die Straße gesetzt – Umstrukturierung.<br />
Der Schritt zum Unternehmer war dann gar kein so<br />
großer, denn: „Ich wollte das mit dem eigenen Restaurant<br />
schon lange probieren. Auch die Idee, es mit<br />
nur einem Tisch zu machen, trug ich schon einige<br />
Zeit mit mir herum. Tja, und dann hab‘ ich mich halt<br />
getraut.“<br />
Das kleine Geschäftslokal in der Defreggerstraße<br />
fand er durch einen Zufall. Der jahrelang dort ansässige<br />
Uhrmacher war umgezogen. Gemeins<strong>am</strong> mit<br />
Freunden und Mitbewohnern renovierte Oscar den<br />
kleinen Laden und nach und nach wurde sein Restaurant<br />
draus. Als medienaffiner Mensch hat Oscar<br />
seine Geschäftsidee und auch die Fortschritte der Renovierung<br />
immer wieder auf Facebook gepostet und<br />
so freuten sich schon bald ein paar hundert Follower<br />
auf die Eröffnung seines Restaurants, die schließlich<br />
im August vor zwei Jahren gefeiert werden konnte.<br />
Beinahe wäre es zu dieser Eröffnung gar nicht ge-<br />
Fotos: Friedle<br />
42 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Oscar kocht<br />
kommen, denn die Hausbank Oscars war nicht bereit,<br />
ihm den benötigten Kredit für sein Restaurant zu<br />
geben – der Businessplan fürs „Oscar“ wurde als viel<br />
zu riskant eingestuft. „Sie haben gemeint, ich müsse<br />
ja immer ausgebucht sein und das kann einfach nicht<br />
funktionieren.“ Und es wurde kritisiert, dass es in<br />
der Defreggerstraße nur wenige Parkplätze gibt. „Die<br />
Bank hat gemeint, ich soll besser in ein Einkaufszentrum<br />
ziehen. Die haben geglaubt, das Oscar wird<br />
ein Würstelstand“, muss Oscar heute noch den Kopf<br />
schütteln.<br />
Das Konzept geht auf<br />
Aber das Oscar hat auch ohne Bankinstitut funktioniert<br />
und zwar ganz ausgezeichnet. Seit seinem<br />
Start hat Oscar weit mehr als 2000 Mahlzeiten<br />
an den Mann bzw. an die Frau gemacht und sein<br />
Lokal ist de facto jeden Tag bis auf den letzten Platz<br />
ausgebucht. Vor allem abends sollte man ohne<br />
Reservierung nicht ins Oscar gehen – man wird mit<br />
Sicherheit keinen freien Stuhl <strong>am</strong> Tisch vorfinden.<br />
Zu Mittag ist das anders – von Dienstag bis Freitag<br />
werden zwölf Portionen zubereitet und von 12 bis<br />
14 Uhr serviert, Reservierungen sind (noch) nicht<br />
notwendig.<br />
Ein elementarer Grundbestandteil des „Oscar<br />
kocht“-Konzepts ist, dass ausschließlich vegetarisch<br />
gekocht wird, und: „Ja, Fisch ist auch Fleisch.“ Dabei<br />
ist Oscar Germes-Castro selbst kein Vegetarier,<br />
aber mit Gemüse zu kochen erfordere ein größeres<br />
Ausmaß an Kreativität, ist er sich sicher: „Wenn ich<br />
nur Lauch und Zwiebeln zur Verfügung habe, muss<br />
ich mir was einfallen lassen. Bei einem Schnitzel<br />
brauch ich nicht lang überlegen.“ Und Fleisch anzubieten,<br />
passt auch nicht in die Ges<strong>am</strong>tidee seines<br />
Restaurants, das er möglichst umweltverträglich<br />
führen möchte – Stichwort CO 2 -Ausstoß.<br />
Morgen? Keine Ahnung.<br />
Als wir das Gespräch mit Oscar führen, ist gerade<br />
Montag, nach Sonntag der zweite Ruhetag des<br />
Oscar. Wir fragen den Chef nach dem Menü für<br />
morgen und er antwortet: „Morgen? Keine Ahnung.<br />
Ich muss erst schauen, was alles <strong>am</strong> Markt<br />
ist.“ Das ist auch so etwas, was er hat lernen müssen:<br />
„In der Woche vor der Eröffnung hab‘ ich einen<br />
genauen Menüplan zus<strong>am</strong>mengestellt, ich wollte<br />
möglichst gut vorbereitet sein. Und dann bin ich<br />
beim Einkaufen draufgekommen, dass viele Sachen<br />
nicht verfügbar waren. Also mach‘ ich das heute<br />
umgekehrt.“ Sein Marktplatz ist die Innsbrucker<br />
Markthalle, wo er im hinteren Teil bei den heimischen<br />
Bauern einkauft. Und dann hat er noch<br />
Landwirte seines Vertrauens in Arzl und Rum, dazu<br />
den Abs<strong>am</strong>er Bio-Bauern Thomas Huber. Und Jörg<br />
bringt von seinem Feld <strong>am</strong> Natterer Boden frischen<br />
Bio-Salat vorbei. Ähnlich verhält es sich bei den Getränken.<br />
Die meisten Winzer seiner Weine kennt er<br />
persönlich, einige waren auch schon Gast in seinem<br />
Restaurant.<br />
Am Abend erwartet dann die maximal acht Besucher<br />
ein sechsgängiges Menü, das von Oscar direkt<br />
im gerade mal 20 Quadratmeter großen Hauptraum<br />
zubereitet wird, vor den Augen der Gäste. Nur<br />
die Suppe ist vorbereitet, alles andere wird unmittelbar<br />
vor dem Essen frisch gekocht. So wird der<br />
Gast unmittelbarer Zeuge von Oscars Kochkunst<br />
und kann ihm sprichwörtlich auf die Finger schauen.<br />
Oscar hat den Ehrgeiz, möglichst kein Gericht<br />
ein zweites Mal zu kochen und so hat er in den<br />
vergangenen 20 Monaten an die 250 verschiedene<br />
Mahlzeiten zubereitet – meist Eigenkreationen<br />
oder Abwandlungen gängiger Rezepte. Nur bei den<br />
Nachspeisen hat er ein paar Mal eine Ausnahme<br />
gemacht. Dem Gästewunsch entsprechend hat er so<br />
manchen Kuchen bereits mehrmals auf der Speisekarte<br />
gehabt.<br />
„Das ist absolut einzigartig“<br />
Oscar Germes-Castro verbirgt keineswegs, dass er<br />
ziemlich stolz ist auf sein kleines, aber einzigartiges<br />
Restaurant. Und wenn er von der Vielfalt seiner Gäste<br />
spricht, dann beginnen seine Augen richtig zu leuchten:<br />
„Erst vergangene Woche sind unter den acht<br />
Gästen <strong>am</strong> Abend zwei ältere Herren und zwei junge<br />
Frauen aus der autonomen Szene zus<strong>am</strong>mengesessen.<br />
Sie sind gleich einmal miteinander ins Gespräch<br />
gekommen und später haben sie sich gegenseitig von<br />
ihrem Wein kosten lassen. Also das gibt es nirgendwo,<br />
dass ein 70-jähriger Mann im Trachten-Sakko<br />
einer tätowierten jungen Frau sein Glas rüberreicht,<br />
d<strong>am</strong>it sie einen Schluck daraus nehmen kann. Das<br />
gibt’s nur im Oscar und das macht mich schon sehr<br />
stolz.“ Es kommt auch vor, dass Gäste ihre Telefonnummern<br />
austauschen oder dass man nach dem<br />
Oscar noch gemeins<strong>am</strong> etwas trinken geht, weil man<br />
sich so gut unterhalten hat. Dass ein gemeins<strong>am</strong>er<br />
Esstisch auch eine soziale Komponente haben kann,<br />
ist sicher eines der Erfolgsgeheimnisse des Oscar –<br />
von den lukullischen Genüssen einmal ganz abgesehen.<br />
In einigen Monaten wird Oscar Germes-Castro<br />
endlich seine Dissertation fertiggeschrieben haben<br />
und dann wird er „Doktor der Wirtschaftssoziologie“<br />
sein, wie er lachend sagt. Ob der Herr Doktor dann<br />
noch sein Restaurant in der Defreggerstraße führen<br />
wird? „Mein Plan ist es, keinen Plan zu haben. Wer<br />
kann schon wissen, was das Schicksal noch mit mir<br />
vorhat? Nur eines ist sicher – im Bankenbereich werde<br />
ich niemals landen.“<br />
Das werden seine Gäste und St<strong>am</strong>mgäste gern<br />
hören, dürfen sie doch hoffen, dass ihnen das Oscar<br />
noch lange erhalten bleibt. In der bunten Innsbrucker<br />
Gastronomie-Landschaft ist das Oscar in den 20<br />
Monaten seines Bestehens jedenfalls zu einem ganz<br />
besonderen Farbklecks geworden.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 43
Heutenne<br />
Kochen mit Heu<br />
Wer im Ötztal abseits der<br />
Touristen-Hochburgen in<br />
der Gastronomie erfolgreich<br />
sein will, der muss sich etwas<br />
einfallen lassen. Das<br />
Restaurant Heutenne in<br />
Huben hat ein interessantes<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
aufzubieten – Kochen mit<br />
Heu.<br />
S<br />
eit drei Jahren führt Martin Teubenbacher<br />
im Ötztaler Huben seine<br />
„Heutenne“ und ist auch in der Küche<br />
der Chef. Der N<strong>am</strong>e seines Restaurants ist Progr<strong>am</strong>m<br />
– architektonische Innengestaltung und<br />
zahlreiche Accessoires lassen überall Assoziationen<br />
an einen Heustadel aufkommen. Und das gilt auch<br />
für die Speisekarte – immer wieder finden sich dort<br />
Hauptspeisen, Nachspeisen, ja ganze Menüfolgen,<br />
die unter kräftiger Mithilfe von Almwiesen-Heu<br />
gekocht worden sind. Das macht die Heutenne zu<br />
etwas ganz Besonderem und das war auch durchaus<br />
so beabsichtigt.<br />
Gewagtes Konzept<br />
Martin Teubenbacher hat sein Koch-Handwerk<br />
im Hotel Astoria in Seefeld gelernt. Die Chance<br />
auf eine leitende Position <strong>am</strong> Herd hat sich für<br />
ihn dann im Hotel Castello in Sölden ergeben und<br />
Teubenbacher war vier Jahre lang Küchenchef des<br />
renommierten Top-Hauses. Dann entwickelte sich<br />
zunehmend der Wunsch, den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
zu wagen – Teubenbacher hat sich das<br />
lange und sehr genau überlegt.<br />
Schließlich ist er das Risiko eingegangen, hat in<br />
Huben ein Restaurant gepachtet und zur Heutenne<br />
umgestaltet. Als zweites Standbein befindet<br />
sich gleich nebenan das Appartement-Haus Daheim,<br />
wo er ganzjährig fünf Appartements vermietet.<br />
Auch hier ist man vielfach mit dem Thema Heu<br />
konfrontiert, im Badezimmer etwa stehen für die<br />
Urlaubsgäste Heu-Seife und Heu-Sh<strong>am</strong>poo bereit.<br />
Wie schon der N<strong>am</strong>e seines Restaurants sagt, ist
Kulinarium<br />
Martin Teubenbacher von Beginn an einem<br />
klaren Konzept gefolgt: „Ich wollte was Neues<br />
machen und so bin ich auf die Idee mit dem<br />
Heu gekommen. Das Thema passt meiner<br />
Meinung nach auch gut hierher ins Ötztal, also<br />
habe ich angefangen, mit Heu in der Küche<br />
zu experimentieren“, erinnert er sich.<br />
Seine Kreationen sind bei den Gästen<br />
sofort sehr gut angekommen und schnell<br />
hat sich herumgesprochen, dass es da in<br />
Huben ein Restaurant gibt, wo man Ötztaler<br />
Bergl<strong>am</strong>m gegart im Alpenwiesen-Heu, eine<br />
Heu-Suppe oder ein Heu-Eis auf der Speisekarte<br />
findet. Vor allem deutsche Urlauber<br />
waren von den Heu-Gerichten begeistert, die<br />
Einheimischen haben dafür ein wenig länger<br />
gebraucht. „So mancher Gast hat gemeint,<br />
er müsse vor dem Essen das Heu aus seinem<br />
Gericht herausklauben“, muss Teubenbacher<br />
heute noch lachen. Aber bald reichte der gute<br />
Ruf seiner Heutenne weit über Huben hinaus<br />
und heute kommen auch Urlaubsgäste aus<br />
Sölden zum Tafeln in sein Restaurant.<br />
KOCHEN MIT HEU ALS TRenD<br />
Schaut man auf einen Sprung ins Internet,<br />
so finden sich dort eine ganze Reihe von<br />
Kochrezepten mit Heu. Man kann durchaus<br />
von einem kleinen Trend sprechen, der sich<br />
diesbezüglich in den letzten paar Jahren entwickelt<br />
hat. Auch die internationale Gourmetküche<br />
hat Kochen mit Heu längst entdeckt,<br />
schließlich ist man gerade in diesem Bereich<br />
immer auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen.<br />
Und ein mit Heu zubereitetes<br />
Gericht ist mit nichts zu vergleichen, die<br />
Aromen von trockenem Gras und Wiesenkräutern<br />
sind einzigartig.<br />
Unbedingte Grundvoraussetzung für diese<br />
interessante Spielart des Kochens ist natürlich<br />
die bestmögliche Qualität des verwendeten<br />
Heus. Und da sitzt Martin Teubenbacher<br />
buchstäblich an der Quelle – denn von seiner<br />
Küche sind es keine fünf Schritte zur Heutenne<br />
seines Nachbarn. Der betreibt im Ötztal<br />
eine Almwirtschaft und Teubenbacher darf<br />
sich an den getrockneten Almwiesengräsern<br />
und duftenden Almkräutern nach Herzenslust<br />
bedienen.<br />
HEU-EIS bleibt geheimnis<br />
Auch sonst versucht Teubenbacher, seine verwendeten<br />
Produkte für die Küche nicht von<br />
allzu weit her anreisen zu lassen, möglichst<br />
alles wird direkt aus der Region bezogen.<br />
Neben seinen Heu-Gerichten widmet sich<br />
Teubenbacher in seiner Küche bodenständigen,<br />
traditionellen <strong>Tirol</strong>er Speisen ebenso,<br />
wie Ausflügen in die internationale Welt der<br />
Kulinarik.<br />
Seine Kreativität ist unübersehbar und<br />
auch bei den Nachspeisen finden sich immer<br />
wieder gelungene Innovationen. Wie<br />
eben sein Heu-Eis – mittlerweile ein echter<br />
Renner in der Heutenne. Das einzigartig<br />
schmeckende Eis hat er selbst erfunden und<br />
im Gegensatz zu anderen Heu-Spezialitäten<br />
verrät uns Teubenbacher dieses Rezept nicht:<br />
„Tut mir leid, das ist und bleibt geheim. Ich<br />
hab‘s nicht mal meinem Lehrling gegeben“,<br />
lacht Martin Teubenbacher. Bei seiner Heu-<br />
Panna-cotta und beim Heu-Kaiserschmarren<br />
hat er sich zum Glück nicht so verschlossen<br />
gezeigt und beide Rezepte zum Nachkochen<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Gut, ein Küchenchef braucht halt seine<br />
Geheimnisse. Aber dass die Heutenne in<br />
Huben eine Top-Adresse für einen rundum<br />
gelungenen Restaurantbesuch darstellt, das ist<br />
längst kein Geheimnis mehr.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
Fotos: Heutenne, Friedle<br />
Zum Nachkochen<br />
Nachspeisen-Trio „Süßes Alpen-Heu“<br />
Panna cotta mit Heu:<br />
Einen halben Liter Rahm mit einer kräftigen Handvoll Heu vermischen,<br />
aufkochen und gut zwei Stunden ziehen lassen. Danach den<br />
Rahm durch ein feines Sieb passieren, in einen Topf geben und mit<br />
100 Gr<strong>am</strong>m Zucker, 150 Gr<strong>am</strong>m weißer Schokolade, einem halben<br />
Esslöffel Vanille-Pudding-Pulver und einer halben Vanille-Schote<br />
aufkochen. Abschließend passieren, in ein Glas abfüllen und kaltstellen.<br />
Kaiserschmarren mit Heu:<br />
Ein schönes Stück Butter verflüssigen, mit einer Handvoll Heu vermischen,<br />
gut eine Stunde ziehen lassen und danach abseihen. Dann<br />
mit Milch und Mehl und der Hälfte der Heu-Butter einen Teig anfertigen<br />
und die Eier ganz vorsichtig unter die Masse heben. Den Teig in<br />
eine Pfanne geben und im Backofen eine halbe Stunde bei 190 Grad<br />
aufgehen lassen. Anschließend „zerreißen“, <strong>am</strong> Herd mit Zucker<br />
kar<strong>am</strong>ellisieren und mit dem Rest der Heu-Butter beträufeln.<br />
Heu-Eis:<br />
Geheimrezept<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 45
Konfitüre<br />
Die Verfeinerung<br />
der Frucht<br />
Das <strong>Tirol</strong>er F<strong>am</strong>ilienunternehmen Darbo ist auf den Frühstückstischen<br />
der Österreicher fast omnipräsent. Das liegt vor allem daran, dass es im<br />
Zus<strong>am</strong>menspiel traditioneller Rezepte, qualitativ erstklassiger Früchte<br />
und zeitgemäßer Zubereitungsarten keinerlei Kompromisse gibt.<br />
Fotos: Friedle, Darbo<br />
Man schrieb das Jahr 1879, als Rudolf<br />
Diesel den ersten nach ihm benannten<br />
Dieselmotor in Gang setzte. Im<br />
selben Jahr begann in Görz, einer kleinen Stadt<br />
<strong>am</strong> Isonzo, die F<strong>am</strong>ilie Darbo d<strong>am</strong>it, aus Früchten<br />
Konfitüren, Sirupe und feine Fruchtliköre herzustellen.<br />
Die im kleinen Obstd<strong>am</strong>pfwerk hergestellten<br />
Delikatessen erfreuten sich bereits d<strong>am</strong>als<br />
eines ausgezeichneten Rufs. Nach den Wirren des<br />
Ersten Weltkriegs verließ die F<strong>am</strong>ilie Darbo Görz<br />
und begründete <strong>am</strong> heutigen Standort im <strong>Tirol</strong>er<br />
Stans eine neue Existenz. Man tat weiterhin und<br />
mit viel Fleiß und Erfolg das, worauf man sich <strong>am</strong><br />
besten verstand: aus qualitativ hochwertigem Obst<br />
feine Konfitüren herstellen. So ist es kein Wunder,<br />
dass noch heute – wenn auch in wesentlich größerem<br />
Umfang – Tag für Tag feinste Konfitüren<br />
Stans verlassen, um auf den Frühstückstischen<br />
dieser Welt kredenzt zu werden. „Für all unsere<br />
Produkte gelten d<strong>am</strong>als wie heute ein hoher Qualitätsanspruch<br />
und strenge Kriterien bei der Qualitätskontrolle.<br />
Neben köstlichen Konfitüren sind<br />
wir für unsere feinen Fruchtaufstriche, Gelees,<br />
Kompotte, Fruchtsirupe und Honig-Spezialitäten<br />
bekannt“, erklärt Martin Darbo, seines Zeichens<br />
Vorstandschef des <strong>Tirol</strong>er Traditionsbetriebs. Hin-<br />
46 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Darbo<br />
Qualitativ hochwertige Früchte sind die<br />
unabdingbare Grundlage sämtlicher<br />
Produkte aus dem Hause Darbo.<br />
„F<strong>am</strong>ilienunternehmen denken<br />
nicht in Quartalen, sondern<br />
in Generationen.“<br />
<br />
<br />
Martin Darbo, Vorstandschef<br />
ter dem Erfolg, den man in Stans seit Jahrzehnten<br />
hat, steckt harte und penible Arbeit. „In unseren<br />
Erzeugnissen kommen ausschließlich Früchte aus<br />
den besten Erntegebieten der Welt zum Einsatz.<br />
Jahrzehntelange Erfahrungen und partnerschaftliche<br />
Beziehungen beim Obsteinkauf geben der<br />
Firma Darbo einen Vorsprung bei der Beschaffung<br />
von besonders hochwertigen Früchten. Über<br />
Generationen verfeinerte Verarbeitungsprozesse<br />
garantieren einen besonders hohen Qualitätsstandard“,<br />
konkretisiert Martin Darbo das Erfolgsrezept<br />
des Unternehmens, das beständig seinen Weg<br />
geht.<br />
hausfrau als konkurrenz<br />
Die quantitativ stärkste Konkurrenz bekommt<br />
Österreichs Marktführer Darbo ausgerechnet von<br />
den heimischen Hausfrauen. Den Markt hat man<br />
ansonsten souverän im Griff. Die Konkurrenzsituation<br />
mit den heimischen privaten Marmeladeeinkochern<br />
sieht man in Stans durchaus sportlich. Sie<br />
dient gewissermaßen als Ansporn, die durchgängig<br />
hohe Qualität zu halten und punktuell sogar noch<br />
zu verbessern. Gemäß Lebensmittelkodex dürfen<br />
Konfitüren nur als „naturrein“ bezeichnet werden,<br />
wenn sie ausschließlich Frucht, Gelierzucker<br />
und Zitronensaft enthalten. Mit der Produktlinie<br />
DARBO NATURREIN etablierte sich das Stanser<br />
Unternehmen endgültig als beliebester Konfitürenhersteller<br />
auf den Frühstückstischen der Österreicher.<br />
Hierzulande gilt das Frühstück nach wie<br />
vor als die wichtigste aller Mahlzeiten, auf die Frau<br />
und Herr Österreicher nur sehr ungern verzichten.<br />
Speziell an Wochenenden wird das Frühstück in<br />
den heimischen Haushalten zelebriert wie keine<br />
andere Mahlzeit. Die Lieblingssorte der heimischen<br />
Verbraucher ist mit Abstand die Marille, beim<br />
nördlichen Nachbarn Deutschland steht dagegen<br />
die Erdbeere höher im Kurs. Die Erdbeere rangiert<br />
aber auch in der Gunst der heimischen Konsumenten<br />
auf Platz zwei, gefolgt von Preiselbeere<br />
und Himbeere. Pro Jahr nimmt rein statistisch<br />
betrachtet jeder Österreicher rund 2,5 Kilogr<strong>am</strong>m<br />
Konfitüre zu sich.<br />
Konfitüren-Konfusion<br />
Während manch einer nicht zwischen Marmelade<br />
und Konfitüre unterscheidet, definiert eine EU-<br />
Richtlinie ganz genau, was als Marmelade, was als<br />
Konfitüre durchgeht. Die Herstellung von Konfitüren<br />
und Marmeladen nimmt dort ihren Anfang, wo<br />
die besten Früchte wachsen. Diesbezüglich besteht<br />
zwischen feinen Konfitüren bzw. Marmeladen und<br />
Destillaten bzw. Schnäpsen wenig Unterschied:<br />
„Die besten Früchte sind gerade gut genug“, meint<br />
Darbo. Das ist keineswegs einfach so dahingesagt.<br />
Das Prozedere, mit dem im Hause Darbo angelieferte<br />
Ware begutachtet wird, ist an Akribie schwer<br />
Gekocht wurde einst im klassischen Kupferkessel,<br />
der mittlerweile allerdings vom Edelstahlkessel<br />
abgelöst wurde.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 47
Konfitüre<br />
Einst und jetzt: In den 60er Jahren war das<br />
Traditionsunternehmen im Zentrum von<br />
Stans aktiv, mittlerweile werden Darbo-Produkte<br />
auch im modernen Werk <strong>am</strong> Rande<br />
von Stans hergestellt.<br />
<br />
„Die besten Früchte<br />
sind gerade gut genug.“<br />
zu überbieten. Die je nach Verfügbarkeit und<br />
Jahreszeit angelieferten Früchte werden optisch genauestens<br />
geprüft. Weil man sich auf die menschlichen<br />
Sinnesorgane allein nicht verlassen will, wird<br />
jede bestellte Charge zusätzlich im firmeneigenen<br />
Labor untersucht. Erst wenn von dort das Okay<br />
kommt und alle im Produktionsprozess eingebundenen<br />
Abteilungen mit dem fruchtigen Rohstoff<br />
vollauf zufrieden sind, wird die Ware übernommen<br />
und weiterverarbeitet. Wobei es keineswegs zu<br />
dick aufgetragen ist, von Veredelung zu sprechen.<br />
Wichtige Kriterien sind der richtige Reifegrad der<br />
Früchte sowie deren Zucker- und Säuregehalt. Zur<br />
Überprüfung des Einkochverhaltens der Früchte<br />
werden außerdem Musterkochungen durchgeführt.<br />
„Es liegt in der Natur der Sache, dass das<br />
Geheimnis einer guten Konfitüre kein Geheimnis<br />
ist“, sagt Martin Darbo. Bei Darbo werden die<br />
Früchte – basierend auf jahrzehntelanger Tradition<br />
– unter Zugabe von Zucker und Pektin vorsichtig<br />
erwärmt und schonend gerührt, bis die optimale<br />
Frucht- und Zuckerverteilung erreicht ist. Zur Abrundung<br />
wird dann noch Zitronensaftkonzentrat<br />
hinzugegeben. Diese schonende Herstellungsweise<br />
sorgt dafür, dass das natürliche Aroma der Früchte<br />
weitestgehend erhalten bleibt. Nach dem Kochen<br />
wird eine weitere Qualitätskontrolle im Labor<br />
durchgeführt, wo Konsistenz, Fruchtverteilung,<br />
Gelierverhalten geprüft sowie<br />
die lösliche Trockenmasse<br />
und der Säuregehalt gemessen<br />
werden. Wenn diese Probe den<br />
hohen Qualitätsstandards entspricht,<br />
wird mit der Abfüllung<br />
in die verschiedenen Gebinde<br />
begonnen.<br />
Nicht umsonst gelten Preiselbeeren als das „Tüpfelchen<br />
auf dem i“ bei Wildgerichten, aber auch beim<br />
klassischen Wiener Schnitzel oder als köstliche Begleitmusik<br />
zu Süßspeisen wie dem Kaiserschmarrn.<br />
Bei den Preiselbeeren aus dem Hause Darbo spielt<br />
wiederum die Herkunft eine große Rolle. „Im Norden<br />
Skandinaviens, in freier Natur, wachsen die<br />
besten Preiselbeeren der Welt. Wir verwenden nur<br />
ausgesuchte Früchte aus dieser Region für die Herstellung<br />
unserer Preiselbeer-Spezialitäten“, erklärt<br />
Martin Darbo.<br />
Klein aber Fein<br />
Die Preiselbeere aus dem Hause Darbo gibt es<br />
in verschiedenen Gebindegrößen, für Großverbraucher<br />
aus der Spitzengastronomie bis hin zum<br />
38-Gr<strong>am</strong>m-Portionsglas für Betriebe, die großen<br />
Martin Darbo BeeriGER Klassiker<br />
Traditionell eine besondere<br />
Rolle unter den Erzeugnissen des Stanser F<strong>am</strong>ilienunternehmens<br />
nimmt die Preiselbeere ein. Wenn<br />
die heimische Gastronomie im Herbst zu den<br />
Wildwochen lädt, spielen die feinen Preiselbeeren<br />
von Darbo die wohl wichtigste Nebenrolle der Welt.<br />
48 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Darbo<br />
Die hohe Qualität der verarbeiteten Früchte<br />
ist die wesentlichste Komponente im<br />
Stanser Erfolgsrezept. Deshalb werden<br />
– wie hier bei den Preiselbeeren – nur die<br />
besten Früchte verarbeitet.<br />
Wert auf die kleinen Details legen. Aber nicht nur<br />
Preiselbeeren sind in den speziell auf die Bedürfnisse<br />
der Gastronomie abgestimmten Minigläsern<br />
erhältlich, sondern auch Sorten wie Rosenmarillen,<br />
Gartenerdbeeren, Seville Bitterorangen, Kirschen,<br />
Schwarze Johannisbeeren, Blütenhonig und Himbeeren,<br />
die alles<strong>am</strong>t im 28-Gr<strong>am</strong>m-Miniglas daherkommen<br />
und für die Hotellerie auf Wunsch mit<br />
dem jeweiligen Hotellogo individualisiert werden<br />
können.<br />
Süsse Freuden<br />
Doch die Welt des Stanser F<strong>am</strong>ilienunternehmens<br />
dreht sich nicht allein um Konfitüren, Gelees und<br />
Marmeladen. Bei seinen verschiedenen Honigen,<br />
darunter Fichten-, Tannen-, Wald-, Blüten-, Hochland-,<br />
Akazien-, Linden- und Sonnenblumenhonig,<br />
beweist Darbo einmal mehr süße Kompetenz. Dasselbe<br />
kann für die Sirupe behauptet werden. Mit<br />
dem Fruchtikus hat man überdies einen fruchtigen<br />
Snack für Leckermäuler im Angebot. Zudem haben<br />
der Zwetschkenröster sowie der Allzeit-Klassiker<br />
Apfelmus, die sich beide hervorragend als Beilagen<br />
zu Süßspeisen eignen, stets Konjunktur auf den<br />
heimischen <strong>Teller</strong>n. Für sportlich Aktive gibt es<br />
den Darbo-Fruchtgenuss darüber hinaus auch in<br />
Riegelform als Fruchtschnitte. „Die Nachfrage nach<br />
Konfitüren und Fruchtaufstrichen ohne Stücke<br />
und Kerne – also nach passierten Varianten, wie<br />
wir sie in Österreich nennen – steigt. Ganz generell<br />
sehen wir einen Trend hin zu Premiumqualitäten,<br />
vor allem zu jenen mit hohem Fruchtgehalt, hochwertiger<br />
Fruchtverarbeitung und schöner Optik“,<br />
meint der Vorstandschef des Tradititionsunternehmens,<br />
das in Sachen Premiumqualitäten bestens<br />
sortiert und aufgestellt ist.<br />
Kurzum, bei Darbo Naturrein kommt nur Natur<br />
rein – und mit ihr höchster Genuss. Wenn traditionelle<br />
Rezepturen, beste Früchte und zeitgemäße<br />
Herstellungsverfahren zus<strong>am</strong>menfinden, gibt es<br />
vor allem einen Gewinner – den Fruchtgenießer.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Apparaturen wie diese wurden früher zur Abfüllung<br />
der Konfitüren verwendet. Heutzutage ist beim<br />
Abfüllen mehr Technik im Spiel.<br />
„Wir wissen,<br />
wo es die besten<br />
Preiselbeeren<br />
gibt.“<br />
<br />
Martin Darbo<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 49
Konditor<br />
Authentizität &<br />
Spezialisierung<br />
Konditor Thomas Peintner über die Frustration mit politischen<br />
Rahmenbedingungen, neue und alte Trends und die süßen Seiten<br />
des Handwerks.<br />
Zur Person<br />
Thomas Peintner ist Innungsmeister-<br />
Stellvertreter der Konditoren in der<br />
Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer <strong>Tirol</strong> und führt gemeins<strong>am</strong><br />
mit Frau Helga die Konditorei<br />
Peintner mit Hauptsitz in der Amraser<br />
Sraße in Innsbruck.<br />
Wie würden Sie die Situation der <strong>Tirol</strong>er Konditoren<br />
einschätzen? Wie ist die Lage in der Branche?<br />
Thomas Peintner: Die Lage und Stimmung in der<br />
Branche ist sicher angespannt. Das liegt vor allem<br />
daran, dass in letzter Zeit sehr vieles an gesetzlichen<br />
Auflagen auf uns zugekommen ist. Angefangen bei<br />
der Allergenkennzeichnungspflicht und Raucherverordnung,<br />
über die vorgeschriebenen Barrierefreiheit,<br />
bis hin zur Registrierkassenpflicht. Das<br />
sind vier große Brocken, die uns massiv betreffen.<br />
In Innsbruck kommt erschwerend die Parkraumbewirtschaftung<br />
hinzu. Die Rahmenbedingungen sind<br />
schwierig, und entsprechend ist leider auch die Nachfolge<br />
bei den <strong>Tirol</strong>er Konditoren längst nicht überall<br />
gesichert. Preismäßig können kleine Konditoren<br />
auch nicht mit der großen Konkurrenz mithalten.<br />
Insges<strong>am</strong>t muss man sagen, dass die Stimmung<br />
unter den Konditoren leider demotivierend ist und<br />
Frustration herrscht.<br />
Wie schafft man es als Konditor, im harten Wettbewerb<br />
zu bestehen?<br />
Peintner: Mit den großen mithalten zu wollen,<br />
wäre der falsche Ansatz. Man muss sich abheben<br />
und sich spezialisieren. Man muss authentisch sein<br />
und hohe Qualitätsstandards haben. Wir produzieren<br />
in unserem Betrieb viele der Grundzutaten<br />
selbst, wie Marmeladen oder Schokoladensaußen.<br />
Dadurch gibt man den eigenen Produkten eine<br />
spezielle Note, die sie von der Massenware abhebt.<br />
Für unseren Eiskaffee machen wir unseren eigenen<br />
Kaffeeextrakt, wir machen unsere Erdbeersoßen<br />
50 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
selber. Generell kann man sagen, je mehr man im<br />
Haus macht, desto mehr geschmackliche Alleinstellungsmerkmale<br />
hat man.<br />
Wie sehen Sie den Trend „Naked Cake“, die Hochzeitstorte<br />
zum Selbermachen?<br />
Peintner: Der ‚naked cake‘ ist eine neue, alte Art,<br />
Torten zu kreieren! Es entspricht auch dem Thema<br />
gesunde Ernährung, da weniger süß und leichter<br />
von der Crème her. Ein ‚naked cake‘ ist auch für<br />
talentierte Hausfrauen mit gestalterischem Talent<br />
absolut machbar.<br />
Entwicklungen wie diese hängen stark mit der Beliebtheit<br />
von Back-Blogs und internetbasierten Inhalten<br />
zus<strong>am</strong>men. Welche Bedeutung hat das Internet für<br />
einen Konditor?<br />
Peintner: Ich sehe das Internet als Fluch und<br />
Segen gleichermaßen. Viele Kunden kommen<br />
mit einem Foto einer Torte aus dem Internet. Die<br />
Umsetzung scheitert in der Regel nicht an uns<br />
Konditoren. Es ist aber immer eine Preisfrage.<br />
Wir machen gern Außergewöhnliches, aber das<br />
ist meist zeitaufwändig und überschreitet das<br />
Budget der Kunden. Das ist dann enttäuschend<br />
für den Kunden. Im Internet sieht man zwar<br />
das Foto, aber man hat keinen Eindruck, wie<br />
lange jemand an der Umsetzung gearbeitet hat.<br />
Im Internet findet man sehr viele fantasievolle<br />
Kreationen, die aber zeitmäßig kaum umsetzbar<br />
sind. Ich kann nicht einen Konditor für eine Torte<br />
einen ganzen Tag abstellen. Außerdem lässt sich<br />
mit Fotografie vieles inszenieren. Eine Hochzeitstorte<br />
wird aber oft und manchmal über weite<br />
Strecken bewegt, bis sie dort ist, wo sie hingehört.<br />
Sie muss einiges aushalten. Das wird meist außer<br />
Acht gelassen.<br />
Worin besteht der Segen des Internets und des Booms<br />
der Koch- und Back-Blogs?<br />
Peintner: Ich sehe den Segen darin, dass es dort<br />
sehr viele gute Ideen gibt und man kreative Anstöße<br />
für etwas Neues bekommt. Das kann für einen<br />
Konditor eine Inspiration sein.<br />
Im gastronomischen Bereich ist das Thema Regionalität<br />
sehr präsent. Welche Veränderungen in den<br />
Kundenwünschen haben Sie in der Hinsicht in den<br />
vergangenen Jahren bemerkt?<br />
Peintner: Für uns ist das kaum spürbar. Es gibt<br />
kaum Kunden, die gezielt nachfragen. Das liegt<br />
aber wahrscheinlich daran, dass wir ein traditioneller<br />
Betrieb sind, wo unsere Klientel von vornherein<br />
annehmen darf, dass wir möglichst mit regionalen<br />
Produkten arbeiten. Für uns als Konditoren<br />
ist es schon so, dass wir uns gesagt haben: „Zurück<br />
zum Ursprung“, weniger exotische Sachen, dafür<br />
eine Rückkehr zum Traditionellen und Saisonalen.<br />
Wir kaufen bei heimischen Produzenten und<br />
geben dafür bewusst ein paar Cent mehr aus. Wir<br />
brauchen unsere Bauern.<br />
Süßes verbindet man gemeinhin mit sinnlichem<br />
Vergnügen. Wie sieht es mit dem Nachwuchs in diesem<br />
schönen Handwerk aus?<br />
Peintner: Wir als Unternehmen haben keine<br />
Probleme d<strong>am</strong>it, Lehrlinge zu bekommen. Es gibt<br />
nicht mehr so viele Konditoren, die in der Lehrlingsausbildung<br />
tätig sind. Einige Kollegen, vor<br />
allem <strong>am</strong> Land, haben aber schon Schwierigkeiten,<br />
passende Lehrlinge zu finden.<br />
Was schätzen Sie an Ihrem Handwerk?<br />
Peintner: Unser Handwerk ist so schön, weil wir so<br />
kreativ sein können. Man kann jeden Tag neue Eissorten,<br />
Schokoladen oder Pralinen kreieren. Man<br />
kann Torten individuell gestalten. Unser Beruf ist<br />
vielseitig. Im Winter gibt es die weihnachtlichen<br />
Klassiker, jede Jahreszeit hat ihre eigenen Seiten.<br />
Kurz gesagt ist die Kreativität und die Vielfalt das<br />
Schöne. Konditor ist ein Beruf, wo einem nicht<br />
langweilig werden kann. Man steht täglich vor neuen<br />
Herausforderungen. Ein Konditor ist Architekt,<br />
Baumeister und Bildhauer in einem. <br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
Konditor „Ein ist Architekt,<br />
Baumeister und Bildhauer<br />
in einem.“<br />
<br />
Thomas Peintner, Konditor<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 51
Kulinarium<br />
Keine Experimente<br />
Das Burkia ist ein Ort der Beständigkeit in der bisweilen recht schnelllebigen<br />
Gastroszene, wo Gutes behuts<strong>am</strong> und mit Augenmaß weiterentwickelt wird.<br />
Erfolgreiche Gastronomie ist ein Mannschaftssport.<br />
Deshalb legt Christian<br />
Burkia viel Wert auf guten Te<strong>am</strong>geist.<br />
G<br />
astronomie muss experimentierfreudig<br />
sein. Dieser wenig steilen These würden<br />
wohl nur wenige widersprechen wollen.<br />
Christian Burkia ist einer davon. Der Diplomsommelier<br />
führt mit dem Burkia <strong>am</strong> Innsbrucker<br />
Fürstenweg eines der konstant besten Restaurants<br />
des Landes. Aus dem ursprünglich als Tennisstüberl<br />
geführten Lokal ist ein großartiges Speiselokal geworden,<br />
das jedoch – ganz im Geiste der ursprünglichen<br />
Ausrichtung – erfrischend unprätenziös geblieben ist.<br />
Christian Burkia führt seit 2003 mit seinem Bruder<br />
Jürgen, der für die kulinarischen Belange zuständig<br />
ist und selbst den Kochlöffel schwingt, das Lokal.<br />
die Lust <strong>am</strong> Wein<br />
Im Burkia gibt es – durchaus ein Alleinstellungsmerkmal<br />
– einen eigenen Cuvée n<strong>am</strong>ens Cuvée<br />
35. Die Zahl steht für die Jahre des Bestehens. Für<br />
die Cuvéetierung des Weins wählte und probierte<br />
Christian Burkia auf dem Weingut des bekannten<br />
Winzers Leo Hillinger so lange, bis ihn das Resultat<br />
überzeugte und ein Rotwein geboren war, der den<br />
eigenen hohen Ansprüchen genügte. „Dieser Wein<br />
ist derartig gut gelungen, dass wir schon ein zweites<br />
225-Liter-Fass für die Cuvée 36 gemacht haben“,<br />
sagt Christian Burkia, der dem Motto des Hauses,<br />
„Essen bei Freunden“, mit einem engagierten<br />
Te<strong>am</strong> Tag für Tag neues Leben einhaucht. Wer es<br />
ein wenig genauer wissen möchte: Der hauseigene<br />
Burkia-Rote besteht aus Syrah, Cabernet Sauvignon<br />
und Merlot. Wenn Christian Burkia über Wein<br />
spricht, blüht er auf. Das Restaurant verfügt über<br />
einen Weintresor, in welchem herausragende Weine<br />
gelagert sind. Vor allem aus Burkias Lieblings-<br />
Weingebiet Bolgheri in der Toskana: „Da habe ich<br />
die besten und edelsten Tropfen auf Lager“, gerät<br />
der Sommelier ins Schwärmen. Weil Burkia seine<br />
liebsten Weine den weinsinnigen Gästen keinesfalls<br />
vorenthalten will, bietet er „ein Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis, das in der ganzen Stadt einzigartig ist“.<br />
Selbstverständlich findet sich im Weinkeller der<br />
Burkias auch eine schöne Auswahl an österreichischen<br />
Rot- und vor allem Weißweinen.<br />
Bewahrender Wandel<br />
Was das bekannt hochklassige Speisenangebot<br />
im Burkia betrifft, hält es der Hausherr mit dem<br />
„bewahrenden Wandel“, wie er sagt. „Wir entwickeln<br />
uns einerseits kontinuierlich weiter, wissen<br />
aber andererseits genau, welches unsere Säulen<br />
sind, an denen wir nicht rütteln wollen“, so Burkia.<br />
Dementsprechend gibt es auf der Speisekarte<br />
einige echte Klassiker, welche die Gäste seit 25,<br />
ja, 30 Jahren nicht missen wollen. Gerichte, bei<br />
denen allzu große Veränderungen bei den Gästen<br />
unerwünscht wären. Exemplarisch nennt Burkia<br />
den – so bezeichnen ihn die Gäste – „weit und<br />
breit einzigartigen Zwiebelrostbraten“. So manch<br />
kulinarischer Seitensprung in Sachen Zwiebelrost-<br />
Fotos: Friedle (4), Privat (1), Fotolia (1)<br />
52 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong><br />
Fotos: Vorhofer (3), Kröll
Restaurant Burkia<br />
Gute Laune in der Küche ergibt guten Geschmack. So einfach<br />
ist die Gleichung. So manches Gericht, das Chefkoch Jürgen<br />
Burkia mit seinem Te<strong>am</strong> zubereitet, wird für unvergleichlich<br />
gehalten.<br />
Christian Burkia mit KR Peter Morandell bei der Visite <strong>am</strong><br />
Weingut Sassicaia.<br />
braten hat mit der reumütigen Rückkehr des Gasts<br />
ins Burkia geendet.<br />
Im Haus kommen auch beim gemeinhin manchmal<br />
mit etwas zu großer Ernsthaftigkeit verfolgten<br />
Thema Essen der Spaß und die Lust nicht zu kurz.<br />
Nicht wenige Genussesser warten alljährlich gespannt<br />
darauf, bis im Burkia die Marillenknödel-<br />
Saison beginnt. Zum wohltätigen Zweck werden<br />
heuer im Sommer erstmals die Marillenknödel-<br />
Ch<strong>am</strong>pionships organisiert. Aus Mieming (Hotel<br />
Schwarz), dem Stubaital (Hotel Jagdhof) und dem<br />
Zillertal (Hotel Theresa/Zell und Milchbar/Gerlos)<br />
sowie aus Innsbruck (Burkia) treffen Viererte<strong>am</strong>s<br />
aufeinander. Das Te<strong>am</strong> mit den meisten verdrückten<br />
Knödeln wird die Trophäe davontragen. An<br />
seinen besten Tagen soll dem Vernehmen nach ein<br />
g‘standener Burkia mindestens sechs Knödel verputzen<br />
können. Und eine Spende von 2000 Euro<br />
soll an die Kinderklinik Innsbruck gehen.<br />
CHAPEAU!<br />
Marian Kröll<br />
Zur Person<br />
Burkia-Patron Christian Burkia hat<br />
Tourismuswirtschaft in Innsbruck studiert<br />
und ist staatlich geprüfter Diplom-Sommelier.<br />
Burkia ist Pionier der Slow-Food-<br />
Bewegung in <strong>Tirol</strong>. Seit 2007 betreibt er mit<br />
der Opera Gastronomie auch Catering<br />
mit Schwerpunkt im Kulturbereich. Der<br />
Chef legt viel Wert auf ein funktionierendes<br />
Te<strong>am</strong> und investiert beständig in seine<br />
Mitarbeiter.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 53
Gasthof Ebner<br />
Kochen, Brennen,<br />
Brauen<br />
Arno Pauli ist Schnapsbrenner und Bierbrauer aus<br />
Leidenschaft. Er destilliert in Abs<strong>am</strong> aber auch<br />
Whiskey und Rum.<br />
Der Gasthof Ebner in Abs<strong>am</strong><br />
punktet bei seinen Gästen<br />
vor allem mit regionaler<br />
Hausmannskost, gemütlicher<br />
Atmosphäre und herzlicher<br />
Gastfreundschaft. Der riesige<br />
Gastgarten des Hauses ist<br />
für gemeins<strong>am</strong>es Zus<strong>am</strong>mensitzen<br />
ebenso einladend<br />
wie der großzügige Kinderspielplatz<br />
für die bewegungshungrigen<br />
Kleinen.<br />
S<br />
eit 1930 befindet sich der Gasthof Ebner<br />
in Abs<strong>am</strong> in F<strong>am</strong>ilienbesitz. Vor 20<br />
Jahren hat Helene Pauli den Gasthof<br />
von ihrem Vater übernommen und gemeins<strong>am</strong><br />
mit ihrem Mann Arno nach und nach mit viel Herz<br />
renoviert.<br />
Trotzdem ist der „Ebner“ ein typisches <strong>Tirol</strong>er<br />
Wirtshaus geblieben, das verrät schon der Blick<br />
auf die Speisekarte, Da finden sich von Knödeln,<br />
Schlutzkrapfen, Gröstel, Gulasch oder auch Wiener<br />
Schnitzel alles, was das Hausmannskost-Herz begehrt<br />
und auch Rinds-Rouladen oder auch ein herzhaftes<br />
Beuschel stehen immer wieder im Angebot.<br />
Helene und Arno Pauli setzen vorwiegend auf Produkte<br />
aus der Region, wo immer das halt möglich<br />
ist. Das Gemüse kommt vom unmittelbaren Nachbarn<br />
aus Abs<strong>am</strong>, die Erdäpfel aus Heiligkreuz und<br />
das Fleisch unter anderem vom <strong>Tirol</strong>er Jahrling.<br />
Die Wirtsleute vom „Ebner“ sind aber nicht nur<br />
für ihre bodenständige Küche bekannt, Arno Pauli<br />
hat sich voll und ganz dem Brennen und Brauen<br />
verschrieben, eine Leidenschaft, die sich die Gäste<br />
gern schmecken lassen. Gelernt hat Arno das Brennen<br />
in Deutschland und zurück in <strong>Tirol</strong> hat er sein<br />
Fotos: Meislinger (1), Friedle (1), Ebner (3)<br />
54 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Wissen in Abs<strong>am</strong> in die köstliche Tat umgesetzt.<br />
„Wir haben hier im Haus ein Brennrecht, mit dem<br />
wir alles brennen dürfen“, freut sich Arno Pauli –<br />
und das ermöglicht ihm, neben allen möglichen<br />
Schnäpsen auch Whiskey oder Rum zu destillieren.<br />
Es gibt aber auch verschiedene Sorten Bier im Angebot<br />
und wie Arno Pauli zum Brauer geworden ist,<br />
erzählt er mit einem Schmunzeln: „Vor vier Jahren<br />
ist der Hutter Sepp vom Wipptaler Tennenbräu<br />
in Pension gegangen, hat mich angerufen und<br />
gemeint: Arno, du brauchst eine Brauerei. Ich hab<br />
nicht Nein sagen können, hab‘ also den Bier-Sommelier<br />
gemacht und seit 1. Juni 2012 bin ich jetzt<br />
halt auch Bierbrauer.“ Vier verschiedene Sorten des<br />
mittlerweile sehr begehrten Ebner-Biers hat Arno<br />
Pauli im Angebot – Pils, Weizen, Märzen, sowie ein<br />
herzhaftes Bock-Bier. Und immer wieder wird beim<br />
Ebner etwas ganz Spezielles gebraut, aktuell ist<br />
etwa ein außergewöhnliches Rauchbier erhältlich.<br />
Gern lässt Arno Pauli einen Blick in seine Brennerei<br />
und seine Brauerei zu und bietet dabei Interessierten<br />
auch Bier- und Schnapsverkostungen an.<br />
Bei den Gästen kommen die Erzeugnisse aus der<br />
Hausbrauerei sehr gut an, im Gasthof selbst wird –<br />
außer alkoholfreiem Bier – auch kein anderer Gerstensaft<br />
ausgeschenkt und so mancher Besucher<br />
verlässt den „Ebner“ nicht nur mit vollem Magen,<br />
sondern auch mit einem Sechsertragerl Hausbier.<br />
Überhaupt werden die Erzeugnisse aus Brennerei<br />
und Brauerei hauptsächlich ab Hof verkauft. Eine<br />
Ausnahme bietet die Innsbrucker Markthalle, wo<br />
Ebner-Bier auch ausgeschenkt wird. Neben der<br />
Gastwirtschaft vermietet die F<strong>am</strong>ilie Pauli auch 14<br />
Zimmer im Haus – durchwegs Mehrbettzimmer, die<br />
insges<strong>am</strong>t bis zu 40 Personen Platz bieten.<br />
Kinder willkommen<br />
Eines der Highlights des Gasthof Ebner ist sicher<br />
der riesige Gastgarten, der für gut und gern 120<br />
Personen ausgerichtet ist und der noch dazu einen<br />
guten Blick auf den großzügigen Kinderspielplatz<br />
bietet. So haben die Eltern ihre Kinder stets gut im<br />
Auge und können ihre Kleinen abseits vom Straßenverkehr<br />
herumtoben lassen. Der Gasthof Ebner in<br />
Abs<strong>am</strong> – ein traditionelles <strong>Tirol</strong>er Wirtshaus, wo es<br />
sich für Gaumen und Seele lohnt vorbeizuschauen.<br />
F<strong>am</strong>ilie Helene und Arno Pauli freuen sich auf Ihren<br />
Besuch. <br />
Gernot Zimmermann<br />
Kontakt<br />
F<strong>am</strong>. Helene und Arno Pauli<br />
Karl-Zangerl-Straße 17<br />
6067 Abs<strong>am</strong><br />
gasthofebner.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di - Do 16 bis 24 Uhr<br />
Fr - So 9 bis 24 Uhr<br />
Montag Ruhetag<br />
Zum Nachkochen<br />
Bandnudeln in der Biersauce<br />
Zutaten: ( 4 Personen)<br />
200 g Schafskäse<br />
1/2 Zwiebel<br />
Pfifferlinge, Ch<strong>am</strong>pignons<br />
Lauch und Jungzwiebel<br />
1/8 l Malzbier<br />
1/8 l Rahm<br />
1 EL Sauerrahm<br />
100 g frisch geriebenen Parmesan<br />
und fein gehackte Petersilie<br />
Zubereitung:<br />
400 g feine Bandnudeln in Salzwasser al<br />
dente kochen. Die halbe Zwiebel fein würfelig<br />
schneiden, die Pfifferlinge und Ch<strong>am</strong>pignons,<br />
den frischen Lauch und die Jungzwiebel<br />
ebenfalls fein schneiden. Pfanne mit etwas Öl<br />
erhitzen, die Zwiebel leicht anrösten, Pilze und<br />
Paprika mitrösten, Lauch und Jungzwiebel<br />
hineingeben und mit Bier aufgießen. Salz,<br />
Pfeffer, fein gehacktes frisches Liebstöckel<br />
dazugeben, Sauerrahm und Rahm dazu,<br />
etwas einkochen lassen. Den Parmesan und<br />
die Hälfte der Petersilie dazugeben, die Bandnudeln<br />
abseihen, in die Sauce geben und alles<br />
abschmecken. Abschließend in einem großen<br />
<strong>Teller</strong> servieren und obendrauf den in feine<br />
Würfel geschnittenen Schafskäse verteilen und<br />
mit Petersilie dekorieren.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 55
Fleisch<br />
Sommerzeit ist Grillsaison.<br />
Sobald die Temperaturen<br />
ansteigen, werden überall<br />
im Land die Grillgeräte in<br />
Betrieb genommen. Um als<br />
Grillmeister so richtig schön<br />
glänzen zu können, sollte<br />
man beim Einkauf auf bestmögliche<br />
Beratung achten.<br />
Am besten bei einem ausgebildeten<br />
Fleisch-Sommelier.<br />
Fleisch-<br />
Der<br />
Sommelier vom<br />
Burggraben<br />
56 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Darbo<br />
Fotos: Friedle<br />
Den Begriff Wein-Sommelier kennt natürlich<br />
jeder, von einem Bier-Sommelier<br />
hat man auch schon mal gehört – aber<br />
ein Fleisch-Sommelier? Man kann zwar erahnen,<br />
worum es sich dabei handelt, aber Christoph Oberhofer<br />
weiß es ganz genau.<br />
Der 22-jährige Oberhofer ist trotz seines jugendlichen<br />
Alters irgendwie ein Relikt, denn er ist<br />
tatsächlich der allerletzte Fleisch-Fachverkäufer, der<br />
in <strong>Tirol</strong> ausgebildet worden ist. „Ich war der Einzige<br />
in der Klasse“, lacht er heute, die Ausbildung hat für<br />
ihn aber durchaus Sinn gemacht: „Ich hab‘ sehr viel<br />
über Fleisch gelernt, eigentlich wie ein Metzger, nur<br />
ohne das Schlachten. Und natürlich auch, wie man<br />
Fleisch <strong>am</strong> besten verkauft.“<br />
Das in der Berufsschule erlernte Wissen konnte<br />
er als Lehrling beim Hörtnagl <strong>am</strong> Innsbrucker<br />
Burggraben jeden Tag in die Tat umsetzen und nach<br />
dem Bundesheer hat Oberhofer die Ausbildung<br />
zum Fleisch-Sommelier absolviert. Diese Fortbildungsmöglichkeit<br />
gibt es erst seit 2010 und ist von<br />
der Agrarmarkt Austria (AMA) in Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit dem Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI)<br />
initiiert worden. Für Oberhofer genau das Richtige:<br />
„Da hab‘ ich von der Stallhaltung der Tiere, über die<br />
richtige Fütterung, bis hin zur bestmöglichen Verwertung<br />
den ganzen Kreislauf der Fleischproduktion<br />
gelernt. Wir haben 100 verschiedene Wurstsorten<br />
gelernt, jede Menge Fleisch zerlegt, Würste und<br />
Speck geselcht – die ganze Palette.“<br />
Gute Beratung wird geschätzt<br />
Der Lehrstoff hat auch internationale Fleisch- und<br />
Wurstwaren umfasst, ein besonders interessantes<br />
Kapitel, denn – so Oberhofer: „Es ist einfach lässig,<br />
wenn ich mit den Kunden über Mortadella, Sal<strong>am</strong>i<br />
oder Parmaschinken reden kann. Wenn ich gut<br />
über die unterschiedlichsten Produkte Bescheid<br />
weiß, kann ich dementsprechend gut beraten. Unsere<br />
Kunden schätzen das sehr.“<br />
Jetzt ist Christoph Oberhofer ausgebildeter<br />
Fleisch-Sommelier, einer von zweien <strong>am</strong> Burggraben,<br />
wo zusätzlich noch zwei Metzgermeister und<br />
vier weitere Fleischverkäufer beschäftigt sind. Vor<br />
ein paar Monaten wurde Oberhofer übrigens zum<br />
Leiter der Fleischabteilung befördert. Kein schlechter<br />
Aufstieg für einen 22-jährigen.<br />
Der Richtige Mann<br />
<strong>am</strong> Richtigen Ort<br />
Das traditionsreiche F<strong>am</strong>ilienunternehmen Hörtnagl<br />
besteht seit mehr als 150 Jahren und ist längst<br />
<strong>Tirol</strong>er Marktführer bei der Herstellung und Veredelung<br />
hochwertiger Fleisch- und Wurstwaren. Jeder<br />
im Land kennt die Firma mit ihren 14 Filialen.<br />
Es war vielleicht unternehmerisch ein wenig riskant,<br />
einem jungen Burschen die Fleischabteilung<br />
im Flagship Store <strong>am</strong> Burggraben anzuvertrauen, in<br />
der durchschnittlich eine Tonne Fleisch die Woche<br />
über die Theke geht. Aber dem Unternehmen ist ein<br />
Wesenszug ihres ehemaligen Lehrlings nicht entgangen:<br />
Christoph Oberhofer ist durchdrungen von<br />
unbändiger Fleischeslust, im buchstäblichen Wortsinn.<br />
Er wirft nahezu jeden Tag daheim den Grill<br />
an, nennt sich selber einen Fleischfanatiker und<br />
kann davon kaum genug kriegen. „Ich esse sicher<br />
fünf Mal die Woche Fleisch, manchmal täglich. Es<br />
gibt für mich nichts Besseres. Und Grillen ist sowieso<br />
das Größte. Wenn es mal kein Fleisch gibt, dann<br />
mach‘ ich Pizza und sogar Kuchen <strong>am</strong> Grill.“<br />
Welches Fleisch hat er <strong>am</strong> liebsten <strong>am</strong> Grillrost<br />
und was verkauft sich im Geschäft <strong>am</strong> besten? „In<br />
Das Dry-Aged<br />
Verfahren<br />
Dry-Aged-Beef – diese drei Worte<br />
lassen Fleischliebhabern das Wasser<br />
im Mund zus<strong>am</strong>menlaufen. Denn<br />
über Wochen trocken abgehangenes<br />
Rindfleisch liefert die besten Steaks<br />
der Welt.<br />
Reifebedingungen<br />
müssen stimmen<br />
Am Knochen wird Fleisch <strong>am</strong> besten<br />
bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit für 21<br />
bis 28 Tage in einem Reifeschrank<br />
gelagert. Die Temperatur während<br />
der Reifezeit sollte um den Gefrierpunkt<br />
herum liegen.<br />
Dry-Aged-Beef ist<br />
nicht billig<br />
Natürlich nicht – schließlich ist das<br />
Verfahren sehr aufwändig und man<br />
kann während der Reifung mit einem<br />
Gewichtsverlust von rund 40 Prozent<br />
rechnen. Trotzdem ist Dry aged beef<br />
nicht unerschwinglich.<br />
Unvergleichlich im<br />
Geschmack<br />
In erster Linie dient die Dry-Aged-Methode<br />
nicht der Zartheit des Fleischs,<br />
sondern seinem Geschmack. Dass<br />
die unvergleichlich schmeckenden<br />
Steaks auch butterweich sind, ist ein<br />
erfreulicher Nebeneffekt<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 57
Fleisch<br />
„Die Nachfrage nach<br />
hochwertigem Fleisch<br />
wird immer<br />
größer.“<br />
Christoph Oberhofer<br />
<br />
„Wir nehmen uns Zeit<br />
für unsere Kunden“<br />
den letzten Jahren ist die Nachfrage nach hochwertigem<br />
Fleisch zum Grillen immer größer geworden“,<br />
weiß Christoph Oberhofer „Früher haben sich die<br />
Leute halt einen Schopfbraten, ein Kotelett oder<br />
ein Würstel gegrillt – fertig. Das hat sich völlig geändert.“<br />
Wie auch die Auswahl, die im Vergleich zu<br />
früher durchaus als gigantisch bezeichnet werden<br />
kann: Heute verfügt Hörtnagl <strong>am</strong> Burggraben über<br />
eine zehn (!) Meter lange Fleischtheke, davon zwei<br />
Thekenmeter mit vormarinierten Fleischangeboten.<br />
Wochenlang gereift und<br />
butterweich<br />
Zuletzt ist die Nachfrage nach Dry-Aged-Fleisch extrem<br />
angestiegen. Mit „dry-aged“ bezeichnet man<br />
den Reifeprozess von ausgewählten Fleischstücken,<br />
die dafür vier Wochen und<br />
länger in einem speziellen<br />
Reifeschrank ruhen dürfen.<br />
Christoph Oberhofer<br />
Derart abgelagertes Fleisch<br />
ist unvergleichlich in Konsistenz<br />
und Geschmack,<br />
immer mehr Grillgourmets<br />
leisten sich diesen außergewöhnlichen<br />
Genuss. Dabei<br />
ist im Dry-Aged-Verfahren gereiftes Fleisch nicht<br />
unbezahlbar, für ein Kilo T-Bone-Steaks muss man<br />
bei Hörtnagl mit ca. 29 Euro rechnen. Die Angebote<br />
werden von den Kunden dankend angenommen:<br />
„Die Leute wollen nur das Beste und wir haben absolute<br />
Grillprofis unter unseren Kunden, die lassen<br />
sich einen perfekten Grillabend auch gern etwas<br />
kosten“, weiß Oberhofer aus Erfahrung, „Da kommen<br />
dann schon einmal 100 Euro für fünf, sechs<br />
Personen zus<strong>am</strong>men – nur für das Fleisch.“<br />
Übers Jahr gerechnet verkauft Hörtnagl 2700<br />
Tonnen Fleisch und Wurstwaren, das ges<strong>am</strong>te Sortiment<br />
st<strong>am</strong>mt zu 100 Prozent aus Österreich. Die<br />
berühmte Ausnahme von der Regel stellen Stubenküken<br />
und Perlhühner da. Bevorzugt wird Fleisch<br />
aus <strong>Tirol</strong> vermarktet. Entsprechende Partnerschaften<br />
mit den heimischen Landwirten bestehen bereits<br />
seit Jahrzehnten, sei es beim Almochsen oder<br />
bei den <strong>Tirol</strong>er Schweinen.<br />
Fleisch kaufen, Rezept inklusive<br />
Wer sich bezüglich der Zubereitung einer Fleischspeise<br />
nicht sicher ist, der ist <strong>am</strong> Burggraben an<br />
der richtigen Adresse. Für Christoph Oberhofer<br />
und seine Kollegen ist individuelle Kundenberatung<br />
oberstes Gebot und sie ist auch untrennbar<br />
mit der Unternehmensphilosophie von Hörtnagl<br />
verbunden. „So stressig kann es gar nicht zugehen<br />
bei uns, dass wir uns nicht die Zeit nehmen, über<br />
Zubereitung und das richtige Würzen zu beraten“,<br />
versichert Oberhofer. „Auf Wunsch notieren wir<br />
auch Kerntemperatur und Garzeit auf der Fleisch-<br />
Verpackung. Oder wie lange man welches Fleisch<br />
auf jeder Seite anbraten soll.“ Aber auch ganze<br />
Rezepte werden den Kunden aufgeschrieben, man<br />
fachsimpelt und scherzt miteinander, schließlich<br />
sind ca. 70 Prozent der Kunden echte St<strong>am</strong>mkunden,<br />
man kennt sich seit Jahren.<br />
Fleischkauf ist Vertrauenssache und aus Erfahrung<br />
weiß man – wenn kompetente Beratung<br />
gefragt ist, dann besser nicht zum Schmiedl gehen,<br />
sondern gleich zum Schmied. Und der Schmied<br />
heißt in diesem Fall Christoph Oberhofer und ist<br />
Fleisch-Sommelier beim Hörtnagl <strong>am</strong> Burggraben.<br />
Er freut sich auf Ihren Besuch. Gernot Zimmermann<br />
58 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Coffeekult<br />
volle<br />
BOHNE<br />
Bei Cem Korkmaz, dem Gründer von<br />
COFFEEkult, dreht sich vom Import bis<br />
zur eigenhändigen Röstung alles um<br />
die edle Bohne. Der mehrfache Barist<strong>am</strong>eister<br />
ist mit Genuss, Leidenschaft<br />
und Temper<strong>am</strong>ent bei der Sache. Davon<br />
kann man sich an drei Standorten in<br />
Innsbruck persönlich überzeugen.<br />
Der Innsbrucker Cem Korkmaz<br />
ist ein Kaffee-Aficionado,<br />
wie er im Buche<br />
steht. Seine Liebe zum Kaffee hat der<br />
mehrfache Barist<strong>am</strong>eister Korkmaz schon<br />
relativ früh entdeckt. Der COFFEEkult<br />
lässt sich an drei Standorten in Innsbruck<br />
– in der Müllerstraße, in der Ing.-Thommen-Straße<br />
und <strong>am</strong> Innrain – genießen<br />
und erfahren. Korkmaz war es vor Jahren<br />
unverständlich, warum in der Gastronomie<br />
zwar auf Speisen und Weine Wert<br />
gelegt wurde, der Kaffee, das Ganztagesgetränk<br />
schlechthin, jedoch vernachlässigt<br />
wurde. Um diesen Zustand zu beheben,<br />
gründete Korkmaz vor fast zehn<br />
Jahren COFFEEkult und kümmert sich<br />
seitdem selbst darum, das Beste aus der<br />
Bohne zu holen. Kaffee steht im Mittelpunkt<br />
des täglichen Lebens, wenn man<br />
sich – wie es schon die Metapher sagt<br />
– auf einen Kaffee trifft. „Kaffee ist meine<br />
Leidenschaft, mein Hobby und auch<br />
mein Beruf“, sagt Korkmaz, dessen liebster<br />
Part im Kaffee-Business das Rösten<br />
ist. Besonderen Wert legt Cem Korkmaz<br />
darauf, dass bei COFFEEkult die Qualität<br />
der importierten Bohnen besonders<br />
hoch und die Röstungen immer frisch<br />
sind. Der afrikanische Kaffee ist blumiger<br />
und enthält gegenüber dem mittel- und<br />
süd<strong>am</strong>erikanischem Kaffee, der süßlicher<br />
und schokoladiger ist, mehr Fruchtsäure.<br />
Korkmaz veredelt sowohl Arabica- als<br />
auch Robusta-Bohnen, bevorzugt aber<br />
reinsortige – Single Origin genannt –<br />
Arabica-Bohnen von einer Plantage. Die<br />
COFFEEkult-Hausmischung besteht aus<br />
Bohnen aus Brasilien, El Salvador und<br />
Honduras, die nach der Röstung miteinander<br />
vermischt werden. Für Korkmaz<br />
zählt im Umgang mit den Kaffeebauern<br />
Fairness. Wer fair einkauft, bekommt<br />
bessere Rohstoffe, so die Rechnung. Für<br />
seine Partner in der Gastronomie bietet<br />
der Kaffeemeister auch spezielle, auf die<br />
individuellen Bedürfnisse und Vorlieben<br />
abgestimmte Röstungen an. Für den<br />
vollen Kaffeegenuss empfiehlt Korkmaz,<br />
den Kaffee schwarz und ohne Zucker zu<br />
trinken. Wohlwissend, dass hierzulande<br />
vor allem Cappucino und Latte macchiato<br />
Konjunktur haben. Vom Experten<br />
zubereitet sind aber auch diese köstlich.<br />
Kontakt<br />
COFFEEkult by Cem Korkmaz<br />
Müllerstraße 21, 6020 Innsbruck<br />
Tel.: 0676 74 99 608<br />
ck@coffeekult.com<br />
www.coffeekult.com<br />
– Bezahlte Anzeige –
Metzger<br />
F leischprofi ihress<br />
Vertrauens<br />
Qualität und Regionalität sind vielen wichtiger denn je. Der Wandel der Zeit ist auch<br />
bei den Metzgern deutlich zu spüren. Kritische Konsumenten fordern hohe Qualität,<br />
Tradition aber auch den Mut zu Innovation.<br />
Einer der ältesten Handwerksberufe ist<br />
heute wieder gefragter den je, nämlich<br />
der des Metzgers. Erste Nachweise<br />
über die Berufssparte der Fleischer gab<br />
es bereits bei den Galliern. Im Mittelalter<br />
begann dieser Handwerksberuf zu florieren.<br />
Die Knochenhauer, wie man sie d<strong>am</strong>als<br />
bezeichnete, waren dafür verantwortlich<br />
Fleisch zu verarbeiten und verkaufen. Für das<br />
Schlachten zuständige Handwerker waren die<br />
Küter. Das Berufsbild hat sich in den letzten<br />
Jahrhunderten, aber speziell auch den letzten<br />
Jahrzehnten, stark gewandelt. An die Stelle<br />
des Schlachtens ist heute die Veredelung von<br />
Fleisch und die Qualitätssicherung getreten.<br />
In <strong>Tirol</strong> gibt es derzeit über 130 Fleischer, die<br />
den täglichen Bedarf der <strong>Tirol</strong>er abdecken.<br />
Eines ist klar, Qualität ist gefragter den je.<br />
Das weiß auch Peter-Paul Schweighofer,<br />
Innungsmeister und Metzger in Götzens.<br />
„Unsere Kunden erwarten sich einfach<br />
TOP-Qualität, da muss alles passen. Für mich<br />
und auch für meine Metzgerkollegen gibt es<br />
bezüglich Qualität keinen Kompromiss, das<br />
Beste muss für unsere Kunden gerade gut<br />
genug sein. Wir leben von unseren St<strong>am</strong>mkunden“,<br />
ist sich Schweighofer sicher. Der<br />
Götzner Traditionsbetrieb konnte 2015 bei<br />
der Süddeutschen Fleischerfachausstellung<br />
(SÜFFA) in Stuttgart acht Gold- und eine Silbermedaillie<br />
erzielen, eine großartige Billanz<br />
angesichts der strengen Qualitätskriterien<br />
des Wettbewerbs. Die 1926 von Schweighofers<br />
Großvater, Ernst Abenthung, gegründete<br />
Metzgerei ist ein Fixpunkt im Gemeindeleben<br />
und ein F<strong>am</strong>ilienunternehmen, bei dem<br />
großer Wert nicht nur auf Qualität, sondern<br />
auch auf Kundenfreundlichkeit gelegt wird.<br />
Renaissance der Klassiker<br />
Der Kunde von heute schätzt dieses Ambiente.<br />
Doch nicht nur mit Tradition kann das Unternehmen<br />
punkten, denn auch Innovation<br />
ist gefragt. „Die traditionellen Gerichte wie<br />
Schnitzel, Braten, Tafelspitz, Gulasch und so<br />
weiter erleben wieder eine Renaissance und<br />
werden immer mehr gekauft“, weiß Schweighofer.<br />
„Unsere Kunden sind auch bereit für<br />
neue Kreationen und Produkte. Wir <strong>Tirol</strong>er<br />
Metzger sind sehr innovativ und lassen uns<br />
immer wieder neue Spezialitäten einfallen.<br />
Eine Fleisch- und Wursttheke von heute lässt<br />
sich mit einer Theke von vor 20 Jahren nicht<br />
mehr vergleichen, die Produktvielfalt ist<br />
enorm gestiegen.“<br />
Zwei Trends beim<br />
Fleischkonsum<br />
Nicht nur die Produktpalette, sondern auch<br />
der Fleischkonsum hat sich in den letzten<br />
Jahren stark gewandelt. Galt Fleisch vor<br />
einigen Jahren noch als Delikatesse, welche<br />
es zu Sonn- und Festtagen gab, ist es heute<br />
für viele ein fixer Bestandteil der alltäglichen<br />
Ernährung. Schweighofer sieht hier klar<br />
zwei Trends. Einerseits jene Konsumenten,<br />
die große Mengen zu Billigstpreisen kaufen.<br />
„Traurig ist hier, dass oft ein großer Teil der<br />
Wahre jedoch im Müll landet“, kritisiert<br />
Schweighofer. „Dem gegenüber stehen jene<br />
Konsumenten, denen die Qualität immer<br />
wichtiger wird. Sie kaufen bewusster ein,<br />
nicht mehr große Mengen, sondern genau<br />
das, was sie verbrauchen und was vor allem<br />
schmeckt.“ Mit dem Wandel der Produkte<br />
60 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
und dem Konsumverhalten haben sich auch<br />
die Kundenwünsche verändert. Zahlreiche<br />
Haushalte haben unter der Woche wenig Zeit,<br />
selbst zu kochen. Die Erwartungen an die<br />
Metzgereien, eine gewisse Auswahl an hochwertigen<br />
Convenience-Produkten zu bieten,<br />
steigt. „Am Wochenende wird meistens groß<br />
aufgekocht“, weiß Schweighofer. „Der <strong>Tirol</strong>er<br />
Metzger steht mit diesem Anspruch zwar<br />
vor Herausforderungen, ist jedoch stets der<br />
richtige Partner in der traditionellen Küche.“<br />
Auch Regionalität spielt für den Kunden eine<br />
wichtige Rolle. Der Trend hin zu regionalen<br />
Bio-Produkten ist auch in dieser Branche<br />
deutlich spürbar. Schweighofer gibt jedoch<br />
zu bedenken, dass dieser Begriff mit Vorsicht<br />
zu gebrauchen ist. „Regionalität wird immer<br />
wichtiger, allerdings wird dieses Schlagwort<br />
auch immer öfter missbraucht“, gibt der Metzger<br />
zu bedenken. „Nicht alles, was regional ist,<br />
ist auch von hoher Qualität.“<br />
Affinität zu einem der ältesten<br />
HandweRKe<br />
Kaum ein Handwerk hat soviel Tradition wie<br />
das des Metzgers. Der Profi schätzt jedoch<br />
auch die Chance zu Neuem sehr an seinem<br />
Handwerk. „Das Beste an meinem Beruf ist<br />
die Freiheit, eigene Produkte zu kreieren und<br />
zu verkaufen.“ Auch junge Menschen möchte<br />
er animieren, diesen Beruf zu wählen. Wie<br />
in vielen anderen Branchen müssen auch<br />
die Metzger mit sinkenden Lehrlingszahlen<br />
wertvollste<br />
Lebensmittel, das die Erde zu bieten<br />
„Lehrlinge haben die Möglichkeit, das<br />
hat, zu be- und verarbeiten.“<br />
Peter-Paul Schweighofer, Innungsmeister<br />
kämpfen. Dies ist einerseits auf die demografischen<br />
Entwicklungen, andererseits auf den<br />
eher schlechten Ruf der Lehre in Österreich<br />
an sich zurückzuführen, argumentiert<br />
Schweighofer. Interessierte <strong>am</strong> Lehrberuf des<br />
Metzgers müssen sich, laut Schweighofer,<br />
dreierlei bewusst sein. Einerseits dürfen sie<br />
„das wertvollste Lebensmittel, das die Erde<br />
zu bieten hat, be- und verarbeiten und das im<br />
Rahmen eines der ältesten Handwerke“ stellt<br />
der Fachmann fest. „Klar ist außerdem, dass<br />
ein junger Mensch sehr hygienisch arbeiten<br />
muss, denn es werden Lebensmittel erzeugt,<br />
welche nur nach strengen Auflagen verkauft<br />
werden können.“<br />
Rückblick und Ausblick<br />
In den letzten zwanzig Jahren hat sich in<br />
dieser Branche einiges verändert. Drei Entwicklungen<br />
sind laut dem Innungsmeister<br />
prägend. Erstens hat auch diese Branche mit<br />
dem Finden von Nachfolgern zu kämpfen.<br />
Viele Betriebe mussten aufgrund mangelnder<br />
Fachkräfte, welche eine Nachfolge antreten<br />
wollen, schließen. „Eine traurige Tatsache.<br />
D<strong>am</strong>it ging viel Qualität, Tradition und Regionalität<br />
verloren“, ist Schweighofer überzeugt.<br />
„Außerdem hat sich die Mitte unserer Branche<br />
verabschiedet. Geboten wird<br />
heute nur noch Spitzenqualität,<br />
zu dementsprechenden Preisen,<br />
oder mäßige Qualität zum<br />
Schleuderpreis.“ Auch in der Küche<br />
gab es klar einen Trendwechsel.<br />
Früher wurde das Kochen<br />
oft als lästige Verpflichtung und<br />
Notwendigkeit angesehen. Heute<br />
hat sich das Kochen zu einem,<br />
teils kostspieligen, Hobby entwickelt. Beim<br />
passenden, hochwertigen Equipment werden<br />
keine Kosten gescheut. Der Hype um das Selbermachen<br />
wird mit Kochsendungen, welche<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit gezeigt werden,<br />
unterstrichen. Das Kochen ist außerdem<br />
längst nicht mehr nur lästige Frauendomäne.<br />
Viele Männer erobern erfolgreich den Herd. In<br />
zahlreichen Haushalten wird <strong>am</strong> Wochenende<br />
für Freunde und F<strong>am</strong>ilie festlich aufgetischt,<br />
oftmals ein Zeichen von Prestige. Schweighofer<br />
ist davon überzeugt, dass die Metzger<br />
auch in Zukunft mit hervorragender Qualität,<br />
Innovation und Kundenfreundlichkeit punkten<br />
können. Jedoch sieht er auch Verbesserungspotenzial,<br />
besonders im Bereich des<br />
Marketings. „Wir Metzger dürfen die digitale<br />
Entwicklung nicht verpassen. Metzger sind<br />
alles<strong>am</strong>t Spitzenhandwerker mit einem gewaltigen<br />
Know-how, welches in Zukunft stärker<br />
auch bis zum Kunden transportiert werden<br />
muss“, ist Schweighofer überzeugt.<br />
<br />
Julia Wolfschütz<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 61
Wein<br />
Wein aus <strong>Tirol</strong><br />
Bis vor einigen Jahren galt der Weinbau in Nordtirol als hoffnungslose Utopie, die<br />
wenigen Winzer wurden nicht wirklich ernst genommen, ihre Produkte meistens<br />
nur belächelt. Das hat sich, bedingt durch den Klimawandel,<br />
völlig geändert – über Nordtiroler Wein spottet heutzutage niemand mehr.<br />
E<br />
s wird wohl kein Zufall sein, dass es<br />
sich bei Sauerwein bzw. Saurwein um<br />
durchaus geläufige F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en in<br />
Nordtirol handelt. Der rote oder weiße Rebensaft<br />
wird schon dementsprechend geschmeckt haben<br />
– kein Wunder, das raue Klima der Nordtiroler<br />
Alpenregion spiegelte sich eben im Charakter der<br />
Weine wider.<br />
Dabei hat der Weinbau in Nordtirol eine sehr lange<br />
Tradition und reicht über tausend Jahre zurück,<br />
die älteste urkundliche Erwähnung st<strong>am</strong>mt aus<br />
dem Jahr 965 und betrifft die Ötztaler Gemeinde<br />
Sautens.<br />
Kaiser Maximilian I. persönlich ordnete um das<br />
Jahr 1.500 nahe der Martinswand den Bau der<br />
Zirler Weingärten an, die bis heute erhalten geblieben<br />
sind.<br />
Im Lauf des 16. Jahrhunderts war es dann mit der<br />
Nordtiroler Weinherrlichkeit vorbei, eine Klimaverschlechterung<br />
löste die sogenannte „kleine Eiszeit“<br />
aus und die vielen Weingärten verschwanden zusehends.<br />
Schließlich waren in Nordtirol Rebstöcke<br />
nur noch vereinzelt als Zierpflanzen an warmen<br />
Hausmauern zu finden, den Wein importierte man<br />
lieber aus dem klimatisch bevorteilten Südtirol.<br />
Das ist auch über Jahrhunderte so geblieben,<br />
aber wie wir wissen, ist das einzig Beständige die<br />
Unbeständigkeit und so hat sich auch das Klima<br />
wieder verändert – ob diese Klimaerwärmung vom<br />
Menschen mitverursacht wurde, interessiert an<br />
dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht. Und so<br />
ist es gekommen, dass einige enthusiastische Winzer<br />
es tatsächlich wieder wagen, in Nordtirol Wein<br />
anzubauen. Alexandra und Georg Flür aus Tarrenz<br />
Fotos: Friedle<br />
90 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Weingut Flür<br />
gehören zu diesen Wagemutigen und der Erfolg<br />
gibt ihnen recht.<br />
Am Anfang waren die Vögel<br />
Alexandra und Georg Flür haben mit ihren Eltern<br />
in Tarrenz jahrelang eine Landwirtschaft betrieben,<br />
zum Weinanbau hatten sie keinerlei Bezug. Lediglich<br />
rund um eine Laube vor ihrem Hof rankten<br />
sich einige Reben. Zierpflanzen halt. Irgendwann<br />
ärgerte sich Georg darüber, dass ihm die Vögel der<br />
Umgebung Jahr für Jahr sämtliche Trauben wegfraßen,<br />
also begann er seine „Ernte“ zu verteidigen.<br />
Mit Erfolg – aber auch mit dem Ergebnis, dass<br />
plötzlich einige Eimer Weintrauben auf die weitere<br />
Verarbeitung warteten. Tja, und so ist Georg Flür<br />
zum Winzer geworden. „In Tarrenz hat es ja immer<br />
schon Weinbauern gegeben“, erinnert sich Georg<br />
zurück. „Mit denen habe ich mich <strong>am</strong> Anfang<br />
grundsätzlich über Weinanbau unterhalten und so<br />
immer mehr dazugelernt. Es folgten einige Kurse<br />
und Lehrgänge in Südtiroler Kellereien. Ich hab‘<br />
viel Theorie über Weinbau in mich eingesogen. Und<br />
dann hab‘ ich mich einfach getraut, das Keltern<br />
selber zu probieren.“<br />
Die ersten Ergebnisse waren, um es mit Georg<br />
Flür auszudrücken, „einfach schauderhaft“. Aber<br />
seine Leidenschaft war geweckt, Georg Flür wollte<br />
es wissen und seine Frau Alexandra bestärkte ihn<br />
darin. Also sind die Flürs nach Südtirol und nach<br />
Graubünden gefahren und haben sich die ersten<br />
paar Weinstöcke gekauft. Vor allem der Besuch des<br />
Weinguts „Gantenbein“ in Fläsch in Graubünden<br />
stellte letzten Endes die Weichen zum neuen Weg,<br />
ist sich Alexandra Flür heute sicher: „In Fläsch<br />
keltern sie wirklich fantastische Weine in den unterschiedlichsten<br />
Sorten und das auf einer Seehöhe<br />
von über 825 Metern. Da war uns klar: Wenn das<br />
mit dem Weinanbau hier in Graubünden geht, dann<br />
funktioniert das auch bei uns daheim in Tarrenz.“<br />
Tatsächlich verfügt Tarrenz über ein für den<br />
Weinbau vorteilhaftes Mikroklima. Im sonnigen<br />
Oberinntal ist es relativ mild und trocken, es gibt<br />
hier auch selten Hochnebel. Zwar scheint die Sonne<br />
weniger heiß als im benachbarten Südtirol, dafür ist<br />
die Vegetationsperiode in Nordtirol lang, manchmal<br />
bis Ende Oktober. „Das Jahr 2014 war überhaupt<br />
extrem“, lacht Georg Flür. „Da haben wir die<br />
Lese erst für den 12. November angesetzt.“<br />
Riskiert und gewonnen<br />
Als Neowinzer braucht man einen langen Atem, das<br />
merkten die Flürs schnell. Und man darf keineswegs<br />
risikoscheu veranlagt sein. Das wird von Alexandra<br />
und Georg Flür auch niemand behaupten, denn vor<br />
zehn Jahren gaben sie ihre Landwirtschaft auf und<br />
Als Winzer sind Alexandra und Georg<br />
Flür ins eiskalte Wasser gesprungen<br />
und sind mit der Errichtung ihre Weingutes<br />
in Tarrenz ein großes unternehmerisches<br />
Risiko eingegangen. Heute<br />
können sie mit Recht behaupten, dass<br />
sich das Wagnis gelohnt hat.<br />
„Irgendwann hab ich mich getraut, das<br />
Keltern selber zu probieren. Die ersten<br />
Ergebnisse waren schauderhaft.“<br />
<br />
setzten alles auf die Karte Weinbau. Dazu muss man<br />
wissen, dass es gut und gern fünf oder sechs Jahre<br />
dauert, bis ein Rebstock die ersten verwertbaren<br />
Trauben hergibt. So viel zum langen Atem.<br />
Alexandra Flür vergleicht ihren und ihres<br />
Mannes Weg von der Viehwirtschaft zur Weinkellerei<br />
mit einer Bergtour: „Zuerst geht es drei Stunden<br />
steil bergauf, man schwitzt und kommt außer<br />
Georg Flür, Winzer aus Tarrenz<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 91
Wein<br />
Das Design der Weinflaschen st<strong>am</strong>mt<br />
von Georg Flür selber, die in verschiedenen<br />
Farben gestalteten Etiketten<br />
erleichtern den Kunden die Wiedererkennung<br />
einer bestimmten Sorte.<br />
Weingut Flür<br />
Weiss & Rot<br />
Edel-Weiß 2015<br />
Cuvée aus Müller-Thurgau, Aromera und<br />
Solaris. Feine Zitrusnote mit Anklängen<br />
von Aprikose. Ein Wein für viele Gelegenheiten.<br />
Sylvaner 2015<br />
Zarte Zitrusfrucht, diskrete florale Noten,<br />
exotischer Ausklang. Ein eleganter<br />
Verführer.<br />
Chardonnay 2015<br />
Angenehme Kräuternote, Anklänge von<br />
Zitrus, typische frische Fruchtigkeit.<br />
Vielseitiger Speisenbegleiter.<br />
Torrento 2014<br />
Cuvée aus Zweigelt und Rösler. Frische<br />
jugendliche Beerenfrucht mit präsenter<br />
Säure.<br />
Rösler 2014<br />
Anklänge von Waldbeeren, elegantes<br />
Duftspiel, straff und saftig zugleich. Am<br />
Gaumen Cassis mit s<strong>am</strong>tigen Tanninen.<br />
Pinot Noir 2014<br />
Feingliedrige rotbeerige Frucht, Rosenblüte,<br />
seidige Tannine. Ein ausgewogener,<br />
eleganter Pinot.<br />
Atem, es ist mühs<strong>am</strong> und kein Ende in Sicht. Aber<br />
dann hat man irgendwann das Ziel seiner Tour<br />
immer klarer vor Augen und schließlich steht man<br />
endlich <strong>am</strong> Gipfel, kann zufrieden auf das Erreichte<br />
zurückblicken und genießt den wunderbaren Ausblick.<br />
Und so stehen wir heute da und erfreuen uns<br />
der schönen Aussicht.“<br />
Die Flürs haben sich in der näheren Umgebung<br />
ihres Weinguts mehrere Agrarflächen gekauft oder<br />
gepachtet und Jahr für Jahr pflanzten sie mehr<br />
Rebstöcke an, heute sind es knapp 4000. Klingende<br />
N<strong>am</strong>en wie Chardonnay, Pinot Noir oder<br />
Rösler sind dabei ebenso zu finden wie die robuste<br />
Sylvaner-Weißweintraube, die das Alpenklima<br />
besonders gut verträgt. Aus den Trauben werden<br />
dann behuts<strong>am</strong> mehrere Weine gekeltert, die Flürs<br />
geben jedem Wein die Zeit, die er braucht, um sich<br />
vollends entfalten zu können.<br />
Die Weißweine werden dann im Stahltank gelagert,<br />
die Rotweine reifen teilweise in Holzfässern,<br />
die ganz speziell für das Weingut Flür angefertigt<br />
wurden. Zu diesem Zweck ist der Fassbinder extra<br />
aus dem Burgund angereist, hat die Flür’schen<br />
Weine ausgiebig verkostet und danach das perfekte<br />
Holz ausgewählt, mit dem perfekten Toasting<br />
angefertigt – alles exakt auf den individuellen<br />
Geschmack der Weine abgestimmt. Ein gutes Beispiel<br />
dafür, dass die Flürs lieber nichts dem Zufall<br />
überlassen und bei der Qualität ihrer Weine keine<br />
Kompromisse eingehen wollen.<br />
Dazu gehört auch eine selbstauferlegte Mengenbegrenzung.<br />
Schon bald wird die maximale Anzahl<br />
von 4300 Rebstöcken erreicht sein und d<strong>am</strong>it<br />
lassen sich pro Jahr gut 3500 Flaschen füllen. Mehr<br />
sollen es nicht werden. Die Weine aus dem Hause<br />
Flür gehen in kleinen Mengen an ausgewählte Gasthäuser<br />
und Restaurants. Der überwiegende Teil<br />
wird direkt im Weingut <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl<br />
verkauft, zu Preisen von 11 bis 19 Euro pro Flasche.<br />
Die gute Qualität wird von den Kunden honoriert<br />
und darf auch einen guten Preis haben. Die Flürs<br />
haben auf ihrem Weingut gleich zwei attraktive<br />
Verkostungsräume. Der größere davon vermag<br />
eine ganze Busladung erlebnis- und weindurstiger<br />
Interessenten aufzunehmen und man glaubt es<br />
Alexandra und Georg gern, dass es ab und zu richtig<br />
lustig werden kann <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl.<br />
<strong>Tirol</strong>er Weinbau stark<br />
im Kommen<br />
Die Flürs sind als Weinbauern in Nordtirol längst<br />
keine Exoten mehr. Zwar ist der <strong>Tirol</strong>er Anteil an<br />
der ges<strong>am</strong>tösterreichischen Weinanbaufläche mit<br />
0,2 Prozent verschwindet klein, die Weine brauchen<br />
sich aber wahrlich nicht zu verstecken und<br />
zahlreiche Erzeugnisse <strong>Tirol</strong>er Kelter sind längst<br />
zu österreichischen Qualitätsweinen geworden.<br />
Übrigens hat <strong>Tirol</strong> erst seit fünf Jahren einen<br />
eigenen Weinbauverband, als letztes Bundesland<br />
Österreichs. Mittlerweile hat der Verband – der von<br />
den leidenschaftlichen Weinbauern Peter Zoller<br />
(Obmann), Georg Flür und Edgar Tangl gegründet<br />
wurde – heute an die 50 Mitglieder. Ein gutes<br />
und sicheres Zeichen dafür, dass der Weinbau in<br />
Nordtirol in den letzten Jahren einen gewaltigen<br />
Aufschwung genommen hat.<br />
Glaubt man den Klimaexperten, dann wird sich<br />
zumindest wettertechnisch nicht viel ändern in<br />
den nächsten Jahrzehnten, es wird so schnell keine<br />
„kleine Eiszeit“ mehr kommen, nicht einmal eine<br />
ganz kleine. Und das wiederum sind für die immer<br />
größere Zahl der Liebhaber Nordtiroler Weine<br />
durchaus erfreuliche Nachrichten.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
92 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Gastronomie<br />
Nicht zu<br />
kopieren<br />
D<br />
as Auracher Löchl ist seit<br />
Jahrhunderten nicht mehr<br />
aus der Kufsteiner Altstadt<br />
wegzudenken. Bereits um das Jahr 1400<br />
wurde hier Bier gebraut und ausgeschenkt.<br />
Heute ist das altehrwürdige Haus ein gastronomisches<br />
Highlight der Festungsstadt und<br />
das angeschlossene Boutique Hotel Träumerei<br />
#8 ist weit über die Grenzen Kufsteins hinaus<br />
bekannt.<br />
Das Auracher Löchl hat als eines der ältesten<br />
Wirtshäuser <strong>Tirol</strong>s wahrlich bewegte<br />
Zeiten hinter sich, was bei einer mehr als<br />
600-jährigen Geschichte aber nicht verwundert.<br />
Seinen N<strong>am</strong>en hat das Wirtshaus von<br />
der Gründerf<strong>am</strong>ilie Auracher, das „Löchl“<br />
bezeichnet jenen Stollen, der seinerzeit für<br />
die Aufbewahrung von Eis tief in den Berg<br />
getrieben worden ist. Die Aurachers waren<br />
Bierbrauer, das Eis diente der Kühlung des<br />
Gerstensafts.<br />
Nach dem Aussterben der Aurachers hat<br />
die F<strong>am</strong>ilie Neuhauser das Auracher Löchl<br />
übernommen und sehr erfolgreich geführt –<br />
in den 1960er Jahren war es nicht selten, dass<br />
gut und gern 1000 Personen pro Tag ein- und<br />
Was sich entwickeln kann, wenn innovationsfreudige,<br />
mutige Unternehmer uralten Gemäuern neues Leben<br />
einhauchen, zeigt sich beispielhaft beim altehrwürdigen<br />
Wirtshaus Auracher Löchl in Kufstein.<br />
ausgegangen sind. Doch dann verblasste ein<br />
wenig der alte Glanz, das Löchl wurde zu einer<br />
beliebten Destination für Bustouristen, was<br />
es für die Einheimischen weniger attraktiv<br />
gemacht hat.<br />
Im Jahr 1992 hat schließlich der Zillertaler<br />
Raimund Hirschhuber das traditionsreiche<br />
Wirtshaus übernommen und seit mittlerweile<br />
13 Jahren führen Sohn Richard und seine<br />
Frau Alexandra die Geschäfte.<br />
Vom Kufstein-Lied zur<br />
Träumerei #8<br />
Jeder <strong>Tirol</strong>er kennt das berühmte Kufstein-<br />
Lied, aber nicht alle werden wissen, dass es<br />
dereinst von Karl Ganzer im Auracher Löchl<br />
komponiert worden ist. Heute gibt hier<br />
Richard Hirschhuber den Ton an und man<br />
darf ohne Weiteres behaupten, dass er dem<br />
Traditions-Wirtshaus unendlich viel neues<br />
Leben eingehaucht hat. Sein Ideenreichtum<br />
scheint grenzenlos zu sein und er kann auf 47<br />
engagierte und motivierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter vertrauen, die seine Philosophie<br />
Tag für Tag umsetzen. Das gilt für die<br />
bodenständige, kreative Küche des Hauses<br />
ebenso, wie für das angeschlossene Boutique<br />
Hotel Träumerei #8, das Terrassen-Café Bistro<br />
und die einzigartige Bar Stollen 1930. Martin<br />
Gasteiger ist sozusagen die rechte Hand des<br />
Chefs und im Auracher Löchl für eigentlich alles<br />
zuständig. Ständig spuken auch ihm neue<br />
Ideen im Kopf herum: „Zwar folgen wir schon<br />
einem Konzept, aber das ändert sich praktisch<br />
jede Minute“, lacht er. „Wir probieren immer<br />
wieder etwas Neues und wir sind auch sehr<br />
viel unterwegs. Und wenn wir irgendwo etwas<br />
Interessantes sehen oder außergewöhnlich<br />
gut essen gehen, dann versuchen wir das bei<br />
uns im Haus umzusetzen.“<br />
Bei der Ausstattung des Boutique Hotels<br />
Träumerei #8 finden sich zahlreiche Accessoires<br />
wieder, die als Reise-Souvenirs ins Haus<br />
gekommen sind und die jedem der 35 Zimmer<br />
einen ganz individuellen Charakter verleihen.<br />
Auch zahlreiche Geschenke und Fundstücke<br />
vom Dachboden geben als Deko-Objekte den<br />
Zimmern der Träumerei #8 eine ganz spezielle<br />
Note – nicht kopierbar und einzigartig, jeder<br />
Raum ein Erlebnis für sich.<br />
So wie das Brücken-Restaurant. Seit jeher<br />
verbindet die beiden Häuser des Auracher<br />
Direkt <strong>am</strong> vielbesungenen grünen Inn<br />
liegt das Terrassen-Café des Auracher<br />
Löchl und auch einige Zimmer des<br />
Boutique Hotels Träumerei #8 liegen in<br />
Blickrichtung Inn. Jedes Zimmer des<br />
Hotels ist individuell eingerichtet und mit<br />
vielen fantasievollen und witzigen Details<br />
ausgestattet.<br />
Fotos: Lorenz Marko<br />
64 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Auracher Löchl<br />
Löchl eine Brücke, über die man einst bei Hochwasser<br />
trockenen Fußes von einem Haus ins andere<br />
wechseln konnte. Heute – in Zeiten der Innregulierung<br />
– ist hier mit dem Brücken-Restaurant ein<br />
romantischer Diner-Raum mit nur einem einzigen<br />
Tisch eingerichtet, in dem jeden Abend nur ein Paar<br />
kulinarisch verwöhnt wird. Wenig verwunderlich,<br />
dass das Brücken-Restaurant über Monate im Voraus<br />
ausgebucht ist.<br />
<strong>Tirol</strong>er Tapas, Steaks, Weltrekord<br />
Der gute Ruf eines Wirtshauses steht und fällt<br />
mit dem Ruf seiner Küche, also hat das Auracher<br />
Löchl diesbezüglich rein gar nichts zu befürchten.<br />
Das Angebot auf der Speisekarte zeigt sich<br />
weitgehend der heimischen Wirtshauskultur<br />
verpflichtet und interpretiert diese auf sehr innovative<br />
Weise. Beispiel „<strong>Tirol</strong>er Tapas“ – da werden<br />
in Töpfen, Pfannen und anderen Gefäßen acht<br />
Klassiker der österreichischen Küche zu Tisch<br />
gebracht, vom Schweinsbraten, über Backhendl<br />
und Wienerschnitzel, bis hin zu Kas-Spatzeln.<br />
Eine wunderbare Kreation und ein außergewöhnlicher<br />
Streifzug durch die kulinarische Landkarte<br />
Österreichs.<br />
Auch für seine Steaks ist das Auracher Löchl<br />
mittlerweile berühmt und auch hier wird dem<br />
Gast das Besondere geboten. Das im 4-wöchigen<br />
Dry-Aged-Verfahren gereifte Fleisch wird vom<br />
Gast direkt <strong>am</strong> Tisch ausgewählt und anschließend<br />
auf dem 600 Grad heißen Grill wie gewünscht<br />
zubereitet. Ein einzigartiges Geschmackserlebnis<br />
ist garantiert, denn die Köche des<br />
Hauses sind von den besten Barbecue-Grillmeistern<br />
der Welt an die hohe Kunst der perfekten<br />
Steak-Zubereitung herangeführt worden.<br />
Garantiert einzigartig ist auch die kultige Bar des<br />
Hauses, der bereits erwähnte Stollen 1930. Wohl<br />
keine Bar in <strong>Tirol</strong> kann mit einem Eintrag im „Guiness<br />
Buch der Weltrekorde“ aufwarten, dem Stollen<br />
1930 ist diese prestigeträchtige Ehre unlängst zuteil<br />
geworden. Grund dafür ist die größte Gin-S<strong>am</strong>mlung<br />
der Welt. Mit Stand Anfang Juli <strong>2016</strong> sind in<br />
der Bar sagenhafte 828 verschiedene Gin-Sorten<br />
aufgereiht und harren ihrer Bestimmung. „Vor drei,<br />
vier Jahren war Gin überhaupt noch kein Thema<br />
in <strong>Tirol</strong>. Heute kommen unsere Gäste dafür extra<br />
aus München, Kitzbühel oder Innsbruck angereist.<br />
Denn in Sachen Gin kann uns weit und breit keiner<br />
etwas vormachen“, freut sich Martin Gasteiger, dass<br />
beim Auracher Löchl einmal mehr ein Trend frühzeitig<br />
erkannt worden ist.<br />
Das Wirtshaus Auracher Löchl gehört zu Kufstein<br />
wie der vielbesungene grüne Inn und die<br />
trutzige Festung. Dass es für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg eines Gastronomiebetriebs auch ein funktionierendes<br />
Umfeld braucht, weiß natürlich auch<br />
Martin Gasteiger: „Es ist toll, dass Kufstein in<br />
den letzten Jahren ein wenig aus seinem Dornröschenschlaf<br />
erwacht ist. Dass es mit der Stadt<br />
aufwärtsgeht, merkt man auch an der gestiegenen<br />
Qualität in der Gastronomie. Das kann uns allen<br />
nur gut tun. Denn gute Gasthäuser sind wohl die<br />
wichtigsten Visitenkarten einer Stadt.“<br />
Das Auracher Löchl ist seit mehr als 600 Jahren<br />
ununterbrochen ein Wirtshaus und erfindet sich<br />
trotzdem immer wieder neu. Tradition – so sagt<br />
man – ist nicht die Anbetung der Asche, sondern<br />
die Weitergabe des Feuers. So gesehen brennt das<br />
Auracher Löchl lichterloh und das 365 Tage im<br />
Jahr.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
Mit dem Stollen 1930 ist im Auracher<br />
Löchl eine Bar eingerichtet, die keinen<br />
internationalen Vergleich zu scheuen<br />
braucht. Hier ist auch die weltgrößte<br />
Gin-S<strong>am</strong>mlung der Welt zu bestaunen,<br />
die Gäste können sich unter 828 verschiedenen<br />
Sorten ihren<br />
Lieblings-Gin auswählen.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 65
Hörtnagl<br />
„tipptop qualität“<br />
Küchenchef Stefan Vögele vom Hotel Central in Innsbruck vertraut seit vielen Jahren<br />
auf die heimischen Erzeugnisse der Firma Hörtnagl. Vögele lässt keinerlei Zweifel<br />
aufkommen, dass er sowohl mit der Qualität als auch der Verlässlichkeit des Unternehmens<br />
„tipptopp“ zufrieden ist.<br />
M<br />
it Stefan Vögele hat das<br />
Innsbrucker Hotel Central<br />
einen Küchenchef,<br />
der sein Handwerk versteht. Und nicht<br />
nur das. Vögele weiß, dass für gute Gerichte<br />
gute Lebensmittel unabdingbar<br />
sind. Und genau deshalb vertraut der<br />
Küchenchef seit vielen Jahren auf heimische<br />
Produkte von Hörtnagl. Doch<br />
fragen wir ihn selbst.<br />
VERLÄSSLICH UND GUT<br />
Herr Vögele, wie würden Sie die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit der Firma Hörtnagl<br />
beschreiben?<br />
Wir arbeiten mit Hörtnagl schon seit<br />
vielen Jahren zus<strong>am</strong>men, schon bevor<br />
ich Küchenchef war. Hörtnagl ist ein<br />
sehr verlässlicher Partner, bei dem die<br />
Qualität tipptopp ist. Außerdem kommt<br />
die Ware zu 100 Prozent aus Österreich.<br />
Darauf lege ich großen Wert.<br />
Welche Produkte beziehen Sie von<br />
Hörtnagl?<br />
Ein großer Teil ist Rindfleisch, und zwar<br />
hauptsächlich Tafelspitz und Mageres<br />
Meisel zum Kochen. Außerdem Schweinefleisch,<br />
Filet und Karree.<br />
Welches ist ihr Lieblingsprodukt?<br />
Ganz eindeutig der Tafelspitz, ein Klassiker<br />
der österreichischen Küche. Der<br />
ist auch der Renner bei uns, dafür sind<br />
wir bekannt.<br />
Welche Rolle spielt Fleisch für einen<br />
Koch?<br />
Für mich die größte. Ich bin jemand, der<br />
sowieso <strong>am</strong> liebsten mit Fleisch arbei-
Hörtnagl<br />
www.hoertnagl.at<br />
JETZT<br />
auch in<br />
Großpackungen<br />
für die Gastronomie<br />
erhältlich.<br />
tet. Wenn das Fleisch nicht gut ist, kann<br />
selbst der beste Koch kein vernünftiges<br />
Gericht daraus machen. Und da brauche<br />
ich mir bei Hörtnagl überhaupt keine<br />
Sorgen machen. Die Qualität ist wirklich<br />
hervorragend.<br />
Wie sehen die Bestell- und Liefermodalitäten<br />
aus?<br />
Ich kann von Montag bis Freitag bestellen.<br />
Ich bestelle per Fax <strong>am</strong> Vortag der<br />
gewünschten Lieferung und habe die<br />
Ware dann <strong>am</strong> Folgetag zwischen 9 und<br />
10 Uhr im Haus.<br />
Fleisch muss, je nach Fleischsorte und<br />
-teil, unterschiedlich gut gereift sein, d<strong>am</strong>it<br />
es seinen ganzen Geschmack entfalten<br />
kann. Wie sieht es diesbezüglich bei<br />
den Produkten aus, die sie von Hörtnagl<br />
geliefert bekommen?<br />
Gerade beim Rindfleisch ist der richtige<br />
Reifegrad ein entscheidendes Kriterium.<br />
Wir verarbeiten unsere Ware immer<br />
gleich nach der Lieferung, und der Reifegrad<br />
passt immer.<br />
Hörtnagl ist auch für feine Wurstwaren<br />
bekannt. Was kommt bei Ihnen in diesem<br />
Segment ins Haus?<br />
Wir bekommen fast nur vorgeschnittene<br />
Ware, weil das in einer Küche einfach<br />
Sinn macht, sowohl aus hygienischen<br />
Gründen als auch weil man so die Haltbarkeit<br />
sofort im Auge hat. Unsere Top-<br />
Positionen bei den Wurstwaren sind der<br />
<strong>Tirol</strong>er Landschinken und der Hörtnagl-<br />
Bacon. Letzterer eignet sich ideal zum<br />
Anbraten, beispielsweise für Bacon &<br />
Eggs oder gebratenen Speck. Mit dem<br />
Landschinken machen wir unserer Toasts.<br />
Außerdem nehmen wir noch den<br />
Saunaschinken, den es im Ganzen gibt,<br />
für unsere Schinkenplatten und ähnliche<br />
Dinge.<br />
und<br />
Edelweiße - gewachsen<br />
und veredelt in <strong>Tirol</strong>.<br />
© AM <strong>Tirol</strong><br />
Welches ist ihre persönliche Lieblingsspeise<br />
aus der klassischen <strong>Tirol</strong>er Küche?<br />
Das <strong>Tirol</strong>er Gröstl mag ich sehr gerne.<br />
Das scheint es mittlerweile auch in allen<br />
erdenklichen Varianten zu geben. Wie<br />
gehört es sich richtig?<br />
Keine Frage, mit Fleisch vom Tafelspitz.<br />
Das ist die ursprüngliche Variante, die<br />
auch <strong>am</strong> besten schmeckt.<br />
Andrä Hörtnagl Produktion und Handel GmbH<br />
6060 Hall in <strong>Tirol</strong> · Trientlstraße 5<br />
Tel.: 05223 / 506 0 · Fax: 05223 / 506 20<br />
Email: office@hoertnagl.at<br />
– Bezahlte Anzeige –
Erlebnistag der Bergbauern<br />
Regionalität<br />
erleben<br />
Der zweite Erlebnistag der Bergbauern im Herzen Wörgls steht<br />
wieder im Zeichen der heimischen Landwirtschaft und des Handwerks.<br />
Die Veranstaltung vermittelt eindrucksvoll den Wert regionaler<br />
Vielfalt, die es zu erhalten gilt.<br />
G<br />
anz Wörgl steht im Herbst wieder im<br />
Zeichen gelebter Regionalität. Der<br />
Erlebnistag der Bergbauern in Wörgl<br />
markiert den kulinarischen Gipfel des Wörgler<br />
Herbsts und lockte schon bei der Premiere 2014<br />
tausende Besucher in die Bahnhofstraße. An über<br />
40 Ständen wird sich die heimische Landwirtschaft<br />
mit ihren vielfältigen Erzeugnissen ins richtige<br />
Licht rücken. Obst und Gemüse, Fische, Wildspezialitäten<br />
und nicht zuletzt edle Produkte aus der<br />
Milchwirtschaft und dem Kunsthandwerk werden<br />
dem Publikum feilgeboten. Am Erlebnistag ist der<br />
N<strong>am</strong>e Progr<strong>am</strong>m, dem interessierten Besucher wird<br />
eine komplette Leistungsschau, ein Panor<strong>am</strong>a der<br />
heimischen Landwirtschaft geboten, das sich mit<br />
allen Sinnen erleben lässt. Dabei bekommt man<br />
auch einen hautnahen Eindruck von der immensen<br />
Bedeutung der Landwirtschaft für die <strong>Tirol</strong>er<br />
Kulturlandschaft. Wo heute saftige Almwiesen die<br />
Landschaft prägen, würde sich ohne Bewirtschaf-<br />
Fotos: Dabernig, Maier, Mallaun<br />
68 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
tung durch fleißige Bergbauern rasch der Wald zurückerobern,<br />
was ihm an Almflächen im Laufe der<br />
Zeit mühs<strong>am</strong> abgetrotzt wurde. Das würde nicht<br />
nur das Landschaftsbild beeinträchtigen, sondern<br />
auch das Image <strong>Tirol</strong>s nachhaltig beschädigen und<br />
für noch mehr Monokultur auf den heimischen<br />
<strong>Teller</strong>n sorgen.<br />
Eine derartige Veranstaltung kann nur erfolgreich<br />
verlaufen, wenn sie von den Produzenten, den<br />
Bauern aus Wörgl und Umgebung, mit Begeisterung<br />
mitgetragen wird. Diese haben sich von Anfang<br />
an voll eingebracht, weshalb die Premiere als<br />
voller Erfolg in die Annalen eingehen durfte. Daher<br />
gibt es nach einem Jahr Pause heuer Nachschlag.<br />
Am Erlebnistag der Bergbauern geht man konsequent<br />
dem Konzept „Mit allen Sinnen erleben“<br />
nach. Beispielsweise kann man an einem Ort<br />
Schafe blöken hören, andernorts werden weniger<br />
glückliche Exemplare in köstlicher gegrillter Form<br />
angeboten, wieder anderswo kann man Produkte<br />
aus Schafwolle kaufen. Das illustriert den Kreislauf<br />
des Lebens und die hohe Wertigkeit, die von den<br />
heimischen Tieren aus artgerechter Haltung ausgeht.<br />
Um selbst zu erleben, wie <strong>Tirol</strong> schmeckt, ist<br />
Kosten ausdrücklich erwünscht. Deshalb werden<br />
an vielen Ständen Speisen und Getränke in kleinen,<br />
preislich günstigen Portionen angeboten.<br />
Aufgewertet wird die Veranstaltung zusätzlich<br />
durch die Beteiligung der Landwirtschaftlichen<br />
Schulen <strong>Tirol</strong>s, die sich ihrer Rolle in der regionalen<br />
Lebensmittelproduktion und Bewahrung der <strong>Tirol</strong>er<br />
Kulturlandschaft durchaus bewusst sind.<br />
Trachtentradition<br />
Zur Identität des Landes gehört neben den Bauern<br />
auch das traditionelle Handwerk. Dazu zählt das<br />
schöne Handwerk der Trachtenschneiderinnen und<br />
Trachtenschneider, die seit jeher für des <strong>Tirol</strong>ers<br />
landestypischen und regional sehr unterschiedlichen<br />
„Look“ – die Tracht – verantwortlich sind.<br />
Diese Trachten werden oft noch im mühs<strong>am</strong>er<br />
Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail, reicher<br />
Erfahrung und Kunstfertigkeit hergestellt. Diese<br />
traditionelle Handwerkskunst und noch weitere<br />
mehr lassen sich <strong>am</strong> Erlebnistag der Bergbauern<br />
aus der Nähe betrachten.<br />
Nicht zuletzt ist der Erlebnistag der Bergbauern<br />
auch ein Forum für den Austausch zwischen Produzenten<br />
und Konsumenten, eine Plattform für<br />
den bidirektionalen Wissenstransfer. Eines steht<br />
fest: Die Vermittlung von Regionalität und Wissen<br />
um wertvolle Lebensmittel aus <strong>Tirol</strong> und deren<br />
Erzeugung war nie köstlicher. Marian Kröll<br />
Erlebnistag der<br />
Bergbauern<br />
18. September,<br />
ab 10:00 Uhr,<br />
Bahnhofstraße,<br />
Wörgl<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 69
N o8<br />
N o 8 wins<br />
Mit dem À la carte-Abendrestaurant N o 8 hebt die Villa Blanka ihr<br />
Fine Dining auf ein neues Niveau. Das Rezept: 8 Tische in der<br />
Weiherburggasse 8, gnadenlos guter Service, große Weine, tolles Essen.<br />
W<br />
enn Fine Dining Schule macht und<br />
umgekehrt, dann können schon einmal<br />
so bemerkenswerte Dinge herauskommen<br />
wie das in der Villa Blanka angesiedelte<br />
N o 8. „Im N o 8 wird in erster Linie die Gläser- und<br />
Weinkultur auf höchster Ebene gelebt“, sagt<br />
Restaurantleiter Nihat Silak. Für die Einlösung<br />
dieses Versprechens bürgen zum einen die hochwertigsten<br />
mundgeblasenen Gläser, der Firma<br />
Riedel, und eine Auswahl an ebenso individuellen<br />
wie exklusiven Weinkaraffen, zum anderen eine<br />
mit Sachkunde und Leidenschaft getroffene Auswahl<br />
an 95 verschiedenen internationalen und<br />
heimischen Weinen. Dabei wird der Bogen von<br />
Italien, Österreich und Frankreich über Südafrika<br />
bis hin zu Neuseeland gespannt. Für gelungene<br />
Abende ist angerichtet. Nach sechs Monaten<br />
Bauzeit wurde das N o 8 Anfang des Jahres eröffnet<br />
und bietet 20 Personen bequem Platz. „Das<br />
Ziel ist es aber nicht, das Lokal Abend für Abend<br />
vollzumachen, sondern zufriedene Gäste zu gewinnen,<br />
die immer wieder gerne zurückkehren“,<br />
erklärt der Restaurantleiter.<br />
Entspannte atmosphäre<br />
Mit dem von Prachensky-Bildern gesäumten<br />
Schmuckkasten N o 8 möchte man in erster Linie<br />
Gäste ansprechen, die sich einen Abend lang ohne<br />
Stress betreuen lassen wollen. „Das Einzige, was<br />
hier zu hören ist, ist das Zwitschern der Vögel<br />
und das sanfte Plätschern des Brunnens“, stellt<br />
Silak fest und sollte recht behalten. Diesem Ansinnen<br />
kommt die ruhige Umgebung und dennoch<br />
unmittelbare Stadtnähe entgegen. Hektische<br />
70 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Küchenchef René Molle (li.) und Service-Chef Nihat Silak<br />
kümmern sich im Schmuckkästchen N o 8 in der Villa Blanka<br />
um das leibliche Wohl der Gäste. Auf gutes Essen und<br />
feinste Weine wird dabei größter Wert gelegt.<br />
Fotos: Die Fotografen (2), Kröll (1)<br />
Parkplatzsuche entfällt, weil man sein Fahrzeug in<br />
der Tiefgarage der Villa Blanka kostenlos abstellen<br />
kann. Von dort führt der Weg via Aufzug direkt<br />
ins N o 8. So kann man auch bei ärgsten Wetterkapriolen<br />
den Regenschirm getrost vergessen.<br />
Außerdem ist das Restaurant ober Innsbruck zu<br />
hundert Prozent behindertengerecht, was selbst<br />
heute keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist.<br />
Der Aperitif lässt sich besonders auf der herrlichen<br />
Terrasse vor dem Lokal mit der ganzen<br />
Stadt im Blickfeld bestens genießen. Man sollte<br />
sich vom edlen Ambiente im N o 8 nicht abschrecken<br />
lassen. „Bei uns ist jeder willkommen. Wir<br />
haben eine vielfältige Speisekarte und können uns<br />
nach Vorbestellung auch nach den Wünschen unserer<br />
Gäste richten. Dasselbe gilt für die Weine“,<br />
erklärt Nihat Silak, der seit über 20 Jahren für die<br />
Gastronomie brennt. Deshalb ist es für Silak auch<br />
eine Selbstverständlichkeit, die Dienste rund um<br />
das Gästewohl mit Sakko und Krawatte zu verrichten.<br />
Kompromisslos, wie er versichert.<br />
Allzeit um das leibliche Wohl der Gäste bemüht<br />
ist auch Küchenchef René Molle. Dass diese<br />
Bemühungen durchaus Früchte tragen, können<br />
gleich mehrere Gourmetführer bezeugen. Molle<br />
legt seine Küche vielseitig an, kann sowohl internationale<br />
Gerichte, Mediterranes als auch geerdete<br />
Küche und fühlt sich auch in der Nouvelle Cuisine<br />
wohl. Da werden im N o 8 typischerweise Dinge<br />
wie Geräucherte Entenbrust mit Kürbiskonfit<br />
und Vogerlsalat, Geselchtes Schweinswangerl auf<br />
Bals<strong>am</strong>icolinsen und Senfsauce, Beiriedsteak vom<br />
Almochsen an Schwarzwurzel und Dauphinkartoffeln<br />
kredenzt, ergänzt um Klassiker wie das Wiener<br />
Schnitzel vom Kalbsrücken oder Vitello Tonnato.<br />
Kurzum, durch das breite Speisenspektrum<br />
dürfte sich für jeden Gast ein entsprechendes<br />
kulinarisches Highlight finden lassen, zumal die<br />
Umsetzung in der Küche in aller Regel über jeden<br />
Zweifel erhaben ist.<br />
Die N o 8 gewinnt<br />
Der N<strong>am</strong>e des kulinarischen Genuss-Tempels<br />
verdankt sich übrigens einer Umfrage unter den<br />
Schülerinnen und Schülern der Villa Blanka. N o 8<br />
ging unter vierzig Vorschlägen als Gewinner hervor.<br />
Außerdem befindet sich das Restaurant <strong>am</strong><br />
Standort der Villa Blanka in der Weiherburggasse<br />
Nummer 8 und hat insges<strong>am</strong>t 8 Tische. Daneben<br />
ergibt sich, wenn man N und 8 hintereinander<br />
aufsagt, das zu den abendlichen Öffnungszeiten<br />
(Dienstag bis S<strong>am</strong>stag, ab 18:00 Uhr) passende<br />
„Nacht“. Zufall? „Reiner Zufall“, versichert Nihat<br />
Silak. Ob nun Zufall oder schicksalshafte Fügung,<br />
es macht jedenfalls den Anschein, als gewinne die<br />
Nummer 8. <br />
Marian Kröll<br />
Kontakt<br />
Reservierung anfragen:<br />
+43 (0) 512 276070<br />
restaurant@nr8.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di-Sa 18:00-24:00<br />
Küche bis 22:00<br />
www.nr8.at<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 71
Porträt<br />
Passend zu seinen Catering-Aktivitäten mit der Genusskuchl bietet Koch Stefan Breitenlechner auf seinem Wildschönauer Aglerhof eine Genuss-Stube für bis zu 18 Personen.<br />
Genuss im Kleinod<br />
z‘Aglerhof<br />
Den auf einem Bühel in der Wildschönau<br />
gelegenen Aglerhof hat Stefan<br />
Breitenlechner in ein wahres Genuss-<br />
Kleinod verwandelt. Kulinarisch nehmen<br />
Breitenlechner und Kochpartner<br />
Dominik Thaler Anleihen bei der<br />
mediterranen Küche, die sie mit traditionellen<br />
Gerichten zu verbinden wissen.<br />
Bei Neukreationen lässt man sich vom<br />
jeweils frischen Marktangebot inspirieren.<br />
Mit seiner Genusskuchl zielt<br />
Stefan Breitenlechner bevorzugt auf<br />
kleine Gruppen ab – Menüs zwischen<br />
fünf und neun Gängen gibt es nach<br />
vorheriger Absprache entsprechend den<br />
kulinarischen Wünschen der Gäste.<br />
STEFAN BREITENLECHNER, Z‘AGLERS GENUSSkuchl<br />
D<br />
as täglich Brot für den Wildschönauer<br />
Stefan Breitenlechner<br />
ist das Catern. Mit seiner<br />
Genusskuchl versorgt er so manche Feier. Das<br />
macht er gern und gut. Doch Breitenlechners Herz<br />
schlägt ohne Zweifel für seinen Hof. Auf selbigem,<br />
auf einer Anhöhe oberhalb der Wildschönau gelegen,<br />
hat er sich eine Profiküche einbauen lassen,<br />
die alle Stückerln spielt. Am Aglerhof gibt es auch<br />
eine Stube, die zwischen sechs und 18 Personen<br />
fasst. Die heimelige Bauernstube mit dem grünen<br />
Kachelofen ist der Dreh- und Angelpunkt in Breitenlechners<br />
kulinarischem Universum. Sie ist der<br />
Ort, an dem der Hausherr seine Gäste nach allen<br />
Regeln der Kunst verwöhnen will. Sie ist ein echtes<br />
Kleinod inmitten wunderschöner Natur. Dort<br />
kann man dem Stress und der Hektik des Alltags<br />
entfliehen und einfach nur zur Ruhe kommen,<br />
während Stefan Breitenlechner und Kompagnon<br />
Dominik Thaler in der Küche ihren Zauber wirken<br />
lassen. Stefan Breitenlechner ist als Koch ein spontaner<br />
Mensch, der sich gern während des Einkaufs<br />
vom jeweils saisonalen Angebot inspirieren lässt.<br />
Entsprechend wartet er den Gästen, die ihn in<br />
seinem Genuss-Refugium <strong>am</strong> Aglerhof besuchen,<br />
bevorzugt ein Überraschungsmenü auf. Selbstverständlich<br />
werden aber individuelle Wünsche und<br />
Ansprüche in der Menügestaltung entsprechend<br />
berücksichtigt. „Wir sind für Allergiker oder Leute<br />
mit Unverträglichkeiten und Intoleranzen bestens<br />
gerüstet“, versichert Breitenlechner, der auch für<br />
Vegetarier grandiose Gerichte im Talon hat. Denn<br />
schließlich muss es nicht immer Fleisch sein.<br />
Wenig überraschend kommen in der Genusskuchl<br />
meist regionale Produkte zum Einsatz. Der Aglerhof<br />
wird auch landwirtschaftlich bewirtschaftet.<br />
Kräuter holt Breitenlechner frisch aus dem Garten,<br />
für Erdäpfel hat er einen kleinen Acker angelegt.<br />
Beim Lokalaugenschein in der Wildschönau<br />
herrscht in der Küche rege Betriebs<strong>am</strong>keit: Pro-<br />
72 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Zaglers<br />
Zum Nachkochen<br />
Rinderschmorbraten<br />
Beilagentipp: Nudeln, Spätzle, Erdäpfelnudeln, Semmelknödel, Broccoli mit Butterbröseln, glacierte Karotten<br />
Zutaten: ( 4-6 Personen)<br />
1 kg Rindfleisch (Hüferl, Tafelspitz, Schulter,<br />
Meisel)<br />
1-2 Stück Zwiebel<br />
300 g Röstgemüse (Karotte, Sellerie, Petersilienwurzel)<br />
1-2 Zehen Knoblauch<br />
1 Löffel Tomatenmark<br />
0,25 - 0,5 l kräftiger Rotwein<br />
0,25 - 0,5 l Rindssuppe zum Aufgießen<br />
Öl zum Anbraten<br />
Senf, Worcestersauce, Salz, Pfeffer,<br />
Lorbeerblatt, Thymianzweig,<br />
etwas Maizena zum Binden<br />
Zubereitung:<br />
Marinieren Sie das Rindfleisch mit Senf, Worcestersauce,<br />
Salz und Pfeffer. Schneiden Sie das<br />
Röstgemüse und die Zwiebeln in gleich große<br />
Würfel. Geben Sie etwas Öl in einen heißen<br />
Schmortopf und braten Sie das marinierte<br />
Fleischstück darin auf allen Seiten an. Nehmen<br />
Sie das Fleisch aus dem Topf, schalten Sie die<br />
Platte etwas zurück und geben Sie das Gemüse<br />
mit der Zwiebel und dem Knoblauch hinein.<br />
Ein langs<strong>am</strong>er Röstvorgang bildet die typischen<br />
Aromen und ist zugleich die Grundlage für eine<br />
dunkle und kräftige Bratensauce. Sobald das<br />
Röstgemüse seine dunkelbraune Farbe erreicht,<br />
geben Sie einen Löffel Tomatenmark dazu. Lassen<br />
Sie dieses noch kurz mitrösten und löschen<br />
dann mit dem Rotwein ab. Geben Sie nun das<br />
Fleisch mit allen Gewürzen dazu und lassen das<br />
Ganze zugedeckt im vorgeheizten Ofen (180<br />
°C) etwa ein bis zwei Stunden schmoren. Die<br />
Schmordauer hängt von der Fleischgröße und<br />
-qualität ab. Im Anschluss wird die Bratenflüssigkeit<br />
abgeseiht. Den Bratensaft aufkochen lassen,<br />
abschmecken und mit etwas angerührter Maizena<br />
binden. Sollten Sie zu wenig Sauce haben,<br />
können Sie diese mit etwas Rindssuppe strecken.<br />
Tipp: Aromatisieren Sie die Bratensauce mit ein<br />
bis zwei Teelöffel Preiselbeermarmelade.<br />
beessen für eine Hochzeit. Es gibt einen gemischten<br />
Antipastiteller, eine Pastinakenschaumsuppe,<br />
geschmortes Jungrind und rosa gebratenes Entrecote.<br />
Außerdem ein Olivenöl-Zitronen-Eis mit<br />
Olivenerde. Soviel darf verraten werden: Allein<br />
das Eis ist eine Reise wert.<br />
Wer einmal einen besonderen Abend in der<br />
Genuss-Stube <strong>am</strong> Aglerhof in der Wildschönau<br />
verleben will, sollte jedenfalls früh genug mit<br />
dem Hausherren – <strong>am</strong> besten telefonisch – Kontakt<br />
aufnehmen. Denn der Platz ist, so wie die<br />
Zeit, begrenzt.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Zur Person<br />
Stefan Breitenlechner hatte mit der<br />
Gastronomie eigentlich schon abgeschlossen,<br />
als er durch Zufall zum<br />
Catering k<strong>am</strong> und sich in diesem Bereich<br />
mit z‘Aglers Genusskuchl selbstständig<br />
machte. Von seinem Hof in der Wildschönau<br />
aus catert der Koch in alle Windrichtungen,<br />
liebt es jedoch besonders, Gäste<br />
bei sich vor Ort zu bekochen.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 73
Kulturgut Bier<br />
Biere<br />
Land der<br />
Nirgendwo ist die Brauereidichte<br />
höher als in der Bier-<br />
Kulturnation Österreich.<br />
Bier passt immer, auch als<br />
Speisenbegleiter.<br />
E<br />
s gärt in Österreich. Und das ist nicht<br />
politisch gemeint. „Mei Bier is ned deppat“,<br />
hat schon in den 70er Jahren der<br />
von Karl Merkatz unnachahmlich verkörperte<br />
Proleten-Posterboy Edmund „Mundl“ Sackbauer<br />
energisch deponiert. Und das gilt auch noch heute.<br />
Bier ist heutzutage mehr denn je ein Volksgetränk,<br />
man könnte es – auch durch die virile Craft-Beer-<br />
Bewegung – gar mit dem Attribut „hip“ versehen.<br />
Bier ist mehr denn je in aller Munde, die Varianten<br />
haben durch das Aufkommen der „Kreativbiere“<br />
– möglicherweise eine tauglichere, weil exaktere<br />
Bezeichnung als Craft-Bier – in den vergangenen<br />
Jahren stark zugenommen. Seit vergangenem Jahr<br />
sieht das Österreichische Lebensmittelbuch eine<br />
genaue Definition des Begriffs „Kreativbier“ vor:<br />
„Kreativbiere sind Biere mit besonderen natürlichen<br />
Rohstoffen bzw. besonderer Herstellungsart. Der<br />
Basischarakter ist Bier, was durch die eingesetzten<br />
Cerealien, Hopfen und die alkoholische Gärung zum<br />
Ausdruck gebracht wird. Mindestens 50 Prozent des<br />
eingesetzten Extraktes müssen aus Cerealien oder<br />
Erzeugnissen aus diesen st<strong>am</strong>men. Der Zeitpunkt<br />
der Zugabe an Zutaten oder Getränken erfolgt<br />
während der Bierherstellung, somit im Sudhaus,<br />
während des Gärungs-, Reife- bzw. Lagerungsprozesses“,<br />
heißt es dort. Bier wird aber nicht nur trocken<br />
definiert. Über Bier wird auch nicht nur nüchtern<br />
gesprochen, nein, das kühle Getränk wird heiß<br />
diskutiert, ja manchmal steht es gar im Zentrum<br />
philosophischer Streitgespräche.<br />
Kult(ur)Getränk Bier<br />
Außer Streit steht jedoch, dass Österreich eine<br />
Nation der Biertrinkerinnen und Biertrinker ist.<br />
Im Pro-Kopf-Konsum rangiert das Land mit 105<br />
Litern weltweit auf Platz 2. Nebenbei wirkt sich<br />
Österreichs Bier-Reichtum nicht nur positiv auf<br />
den Säckel des Finanzministers aus, sondern auch<br />
auf die Landwirtschaft. Die zum Bierbrauen verwendete<br />
Braugerste – 2014 rund 180.000 Tonnen
Bierkultur<br />
Fotos: Brau Union (5), Friedle (2)<br />
<br />
„Bei Bier sprechen wir<br />
noch immer von Hopfen,<br />
Wasser, Hefe, Malz<br />
und nichts anderem.“<br />
Matthias Gurschler, Diplom Biersommelier<br />
– st<strong>am</strong>mt größtenteils aus heimischem Anbau.<br />
Außerdem wird der ges<strong>am</strong>te hierzulande geerntete<br />
Hopfen – 2014 rund 490 Tonnen – auch in Österreichs<br />
sage und schreibe 214 Brauereien verarbeitet.<br />
In keinem anderen Staat der Welt ist die Dichte an<br />
Brauereien so hoch wie in Österreich, das in Sachen<br />
Bier in mehreren Kategorien zur absoluten Weltspitze<br />
gehört. „Österreich ist, das kann man mit Fug<br />
und Recht sagen, ein hochentwickeltes Bierkulturland“,<br />
sagt Diplom-Biersommelier Matthias Gurschler,<br />
dem man nichts über Bier erzählen kann, der<br />
aber umgekehrt so viel über des Österreichers Lieblingsgetränk<br />
zu sagen weiß wie kaum ein zweiter.<br />
Die hohe Wertschätzung, die Biertrinker ihrem<br />
liebsten Trunk entgegenbringen, will erlernt sein,<br />
und zwar im Wortsinne. Es handelt sich nämlich,<br />
wie bei Kaffee oder dunkler Schokolade, um einen<br />
‚acquired taste‘, einen erworbenen, weil gewöhnungsbedürftigen<br />
Geschmack. „Das gleichzeitige<br />
Aufeinandertreffen der verschiedenen Geschmacksnuancen,<br />
die malzige Süße, das Säuerlich-Bittere,<br />
sind wir ursprünglich nicht gewohnt“, erklärt<br />
Gurschler. Bier ist aber nicht gleich Bier. Dem<br />
Connaisseur tut sich eine eigene Welt auf, die von<br />
Farben – Hellgelb bis Schwarz –, von verschiedenen<br />
Schaumkonsistenzen – schwach, grob- oder feinporig,<br />
rahmig, stabil, schwach oder haftend – und<br />
nicht zuletzt Gerüchen und Geschmacksnuancen<br />
geprägt ist. So kann ein Bier hopfenblumig, malzig,<br />
blumig, fruchtig, nach Kräutern, Heu, Limonen,<br />
Minze oder sogar Whiskey riechen, der Geschmack<br />
kann malzig, kar<strong>am</strong>ellig, geröstet, nussig, brotähnlich<br />
oder fruchtig sein.<br />
Hegemoniales Märzen<br />
Obwohl der weithin ungebrochene Hype um die<br />
sogenannten Craft Biere suggeriert, dass diese<br />
mittlerweile einen Gutteil der konsumierten Biere<br />
ausmachen müssten, ist dem ganz und gar nicht<br />
so. Das mit Abstand beliebeste Bier ist nach wie<br />
vor das Märzen mit einem Anteil von 63 Prozent,<br />
das auch weltweit als Märzen- bzw. Lagerbier das<br />
meistgetrunkene ist. Dem konstruierten Gegensatz<br />
zwischen „klassischem Bier“ und Craft-Bier kann<br />
Gurschler überhaupt nichts abgewinnen. „Für die<br />
Biervielfalt und Bierkultur waren die Kreativbiere<br />
sicher insges<strong>am</strong>t gut. Dadurch ist Bier wieder mehr<br />
zum Thema geworden. Die Menschen interessieren<br />
sich wieder mehr dafür und das ist positiv“, merkt<br />
Gurschler an. Bier ist en vogue, und davon profitiert<br />
der ges<strong>am</strong>te heimische Biermarkt, der im Gegensatz<br />
zu anderen westeuropäischen Ländern auf konstant<br />
hohem Niveau bleibt.<br />
Ohne und Leicht im Trend<br />
Neben dem Megatrend Kreativbier zeichnen sich<br />
derzeit einige weitere Trends ab, weiß Matthias<br />
Gurschler. Einer davon ist die neu entfl<strong>am</strong>mte Liebe<br />
zum alkoholfreien Bier, dessen Konsum sich in den<br />
vergangenen drei Jahren – zwar von einem relativ<br />
niedrigen Niveau ausgehend – verdoppelt hat. Die<br />
Begeisterung über den Geschmack des alkoholfreien<br />
Biers hielt sich bei eingefleischten Biertrinkern<br />
zumindest früher in Grenzen, schmeckte das Alkoholfreie<br />
doch eher unbierig, malzig, süß. Das ist<br />
Vergangenheit. „Den Braumeistern ist es gelungen,<br />
Prozesse zu finden, um das alkoholfreie Bier noch<br />
biertypischer zu machen“, erklärt Gurschler. Früher<br />
musste der Brauprozess abrupt abgebrochen<br />
werden, ehe der Malzzucker vollständig vergoren<br />
war. Daher blieb eine d<strong>am</strong>als typische Restsüße<br />
zurück, die dem Biergenuss nicht gerade zuträglich<br />
war. Mittlerweile wird der Alkohol nach dem Ende<br />
des Brauvorgangs mittels verschiedener Verfahren<br />
wie etwa der physikalischen Umkehrosmose oder<br />
aber thermisch extrahiert. Das vorzeigbare Resultat:<br />
100 Prozent Biergeschmack bei 0 Prozent<br />
Alkoholgehalt. Dadurch wird das edle Getränk auch<br />
zum ebenso würdigen wie würzigen Begleiter bei<br />
Businesslunch & Co. So weiß etwa Zipfer Hell, ein<br />
klares, angenehm vollmundiges und erfrischendes<br />
alkoholfreies Bier, geschmacklich in der Verkostung<br />
durchaus zu überzeugen. Unter Sportlern ist vor<br />
allem das alkoholfreie Weizenbier der absolute<br />
Renner. Davon kann man sich bei einem Besuch auf<br />
einer der unzähligen bewirtschafteten <strong>Tirol</strong>er Almen,<br />
die von Mountainbikern frequentiert werden,<br />
selbst rasch ein Bild machen. „Die Fruchtigkeit des<br />
Legendäres<br />
Getränk<br />
Bei einem Getränk wie Bier, das<br />
schon vor rund 7000 Jahren zum<br />
ersten Mal gebraut wurde, darf es<br />
nicht weiter verwundern, dass es<br />
auch in der Sprache – vor allem in<br />
Form von Metaphern – deutliche<br />
Spuren hinterlassen hat.<br />
Hopfen und Malz –<br />
Gott erhalt‘s<br />
Bierbrauen war im Mittelalter so wie<br />
Brotbacken Frauensache. Deshalb<br />
war auch der Braukessel eine durchaus<br />
übliche Mitgift. Der fromme<br />
Wunsch rührt daher, dass bei Vorhandensein<br />
von obigen Zutaten der<br />
Entstehung eines Biers kaum mehr<br />
etwas im Wege stehen kann. Das<br />
Geheimnis um die Hefe als Ursache<br />
der Vergärung hatte man d<strong>am</strong>als<br />
aber noch nicht gelüftet, weshalb<br />
man ein Stoßgebet für angebracht<br />
hielt. Mit dem Brauerspruch „Gott<br />
gebe Glück und Segen drein“ verhält<br />
es sich ähnlich.<br />
Das schlägt dem<br />
Fass den Boden aus<br />
In früheren Zeiten war die Qualität<br />
des Biers nicht immer gut. War ein<br />
Fass ungenießbar, schlugen die<br />
zuständigen Stellen diesem kurzerhand<br />
den Boden aus, d<strong>am</strong>it es nicht<br />
in Umlauf gebracht werden konnte.<br />
Pech gehabt<br />
Pech hatte früher, wer Splitter der<br />
Pechschicht eines Fasses in seinem<br />
Bierkrug fand. Die Fässer wurden<br />
innen gepicht, um sie abzudichten.<br />
Da ist Hopfen und<br />
Malz verloren<br />
Wurde bei der Bierherstellung gepfuscht<br />
und der Gärprozess funktionierte<br />
nicht richtig, war es zwecklos,<br />
es weiter zu versuchen. Hopfen und<br />
Malz waren verloren.<br />
Zapfenstreich<br />
Der Begriff soll daher st<strong>am</strong>men, dass<br />
früher zu späterer Stunde ein Kreidestrich<br />
über den Zapfen der Fässer<br />
gemacht wurde, um die weitere<br />
Ausschank von Bieren zu verhindern.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 75
Bierkultur<br />
Bierige<br />
Begleitmusik<br />
Matthias Gurschler, Brau Union<br />
Pils<br />
Hell-goldfarbenes, stärker gehopftes<br />
Bier mit fein-sahnigem Schaum.<br />
Menü-Tipp: Frisches Pils vom Fass,<br />
duftig, seidig und pilstypisch schlank,<br />
ist ein idealer Aperitiv und passt zu<br />
leichten salatigen Vorspeisen. Übrigens:<br />
Zum Zapfen reichen 1 bis 3 Minuten,<br />
dann ist es frischer.<br />
Dunkle Biere<br />
Sie zeichnen sich vor allem durch ihre<br />
rauchigen Röst- und Kar<strong>am</strong>ellaromen<br />
aus. Im Geschmack sind die Biere malzig-süßlich,<br />
<strong>am</strong> Gaumen sahnig, cremig<br />
und dicht. Menü-Tipp: Dunkle Biere<br />
passen gut zu süßen Nachspeisen.<br />
Alkoholfreie Biere<br />
Alkoholfreie Biere sollten immer relativ<br />
kalt serviert werden (ca. 4 °C), dann<br />
schmecken sie <strong>am</strong> frischesten. Menü-<br />
Tipp: Ein alkoholfreies Weizen unterstreicht<br />
mit zarten Röstaromen und<br />
lebendiger Fruchtigkeit den Geschmack<br />
leichter Salat- und Gemüsegerichte.<br />
Bockbier<br />
Im Duft dicht, röstig und malzig. Diese<br />
Biere sind <strong>am</strong> Gaumen wuchtig und<br />
voll, im Geschmack charakterstark<br />
und individuell. Aufgrund des höheren<br />
Alkoholgehalts kommen eigenständige,<br />
würzige, süßliche und fruchtige Aromen<br />
durch und wirken <strong>am</strong> Gaumen wärmend.<br />
Sie passen zu deftigen Gerichten.<br />
Zwickl-Bier<br />
Zwickl-Bier ist eine Kunst für sich. Im<br />
Gegensatz zu herkömmlichen Biersorten<br />
ist Zwickl-Bier unfiltriert und deshalb<br />
nur beschränkt haltbar. Menü-Tipp: Das<br />
Zwickl nicht zu kalt servieren, d<strong>am</strong>it die<br />
Malzaromen entsprechend wirken können.<br />
Weizenbiers hat mit der obergärigen Hefe zu tun“,<br />
sagt Gurschler in Anspielung auf die Bananen- und<br />
Zitrusaromen, die in Weizenbieren – alkoholfreien<br />
wie alkoholischen – in je nach Bier unterschiedlicher<br />
Ausprägung präsent sind. Hin und wieder lässt sich<br />
auch ein Hauch von Dörrpflaume ausmachen. Die<br />
geschmackliche Aufholjagd des alkoholfreien Biers<br />
geht mit einer Aufholjagd im Absatz einher. So wird<br />
im heurigen Jahr im österreichischen Ges<strong>am</strong>tbiermarkt<br />
immerhin jedes 25. ausgeschenkte Bier alkoholfrei<br />
sein. Bier ist einfach ein Kulturgetränk, mit<br />
oder ohne Promille.<br />
Ein weiterer, wenn auch noch zarter Trend, ist<br />
jener hin zu Bio-Bieren. Geschmacklich lässt sich<br />
im Vergleich zu konventionellen Bieren kein Unterschied<br />
feststellen, die Rohstoffe Hopfen und Malz<br />
st<strong>am</strong>men allerdings aus biologischem Anbau und<br />
liegen d<strong>am</strong>it voll im Zeitgeist.<br />
Mit dem Aufschwung der Kreativbiere nehmen<br />
auch Bierspezialitäten wie Dunkel- und Schwarzbiere<br />
vor allem in bieraffinen Kreisen wieder an<br />
Fahrt auf. „Ein Schwarzbier entsteht im wesentlichen<br />
durch die stärkere Darrung des Malzes“,<br />
erklärt der Biersommelier. Daher gilt, je dünkler das<br />
verwendete Gerstenmalz, desto dünkler das daraus<br />
resultierende Bier. „Dunkel- und Schwarzbiere gehen<br />
aromatisch in Richtung Kaffee-, Dunkel- und<br />
Bitterschokolade“, weiß Gurschler auch um deren<br />
Eignung als Begleitung zu süßen Desserts. Eine konkrete<br />
Empfehlung lässt Matthias Gurschler sogleich<br />
folgen: „Kürzlich habe ich Marillenpalatschinken gegessen<br />
und ein Kaiser Doppelmalz dazu getrunken.<br />
Das ist eine mehr als gelungene Kombination.“<br />
Dem Siegeszug der neuen Leichtigkeit mussten<br />
beim Bierkonsum vor allem traditionell kräftige<br />
Biertypen wie das Bockbier Tribut zollen. Im angrenzenden<br />
bayrischen Raum sind die stärkeren<br />
Bockbiere vor allem in der Fastenzeit jedoch noch<br />
stärker gefragt. „Flüssig bricht das Fasten nicht“,<br />
scheint man sich dort auch heute noch zu sagen.<br />
Eine saisonale Besonderheit, die ebenfalls aus<br />
Bayern st<strong>am</strong>mt, ist das heutzutage häufig in der<br />
Oktoberfestzeit ausgeschenkte Oktoberfestbier, das<br />
meist etwas stärker, aber auch süffiger ausfällt als<br />
das herkömmliche Bier.<br />
Ein bieriges Ges<strong>am</strong>terlebnis kann auch<br />
alkoholfrei sein. Dieser Befund darf<br />
spätestens seit der Einführung des Zipfer<br />
Hell als gesichert gelten.<br />
Food pairing<br />
Dem Thema Kochen mit Bier steht Matthias Gurschler<br />
eher skeptisch gegenüber, wird doch manchmal<br />
allzu verkr<strong>am</strong>pft versucht, bei verschiedenen<br />
Gerichten Bier ins Spiel zu bringen, wo man es aus<br />
freien Stücken sonst womöglich nicht verwenden<br />
würde. Vorrang hat für Gurschler eindeutig Food<br />
Pairing, die Auswahl des passenden Bieres zu<br />
einem Gericht. Wer aber darauf besteht, mit Bier<br />
zu kochen, sollte jedenfalls darauf achten, dass das<br />
Bier nicht kocht, weil es sonst bitter wird. „Kochen<br />
mit Bier ist nicht einfach“, meint Gurschler. „Unsere<br />
Kunst ist es, die Speisen mit Bier zu begleiten“,<br />
ist der Sommelier überzeugt.<br />
LAND DER BIERE<br />
Bier ist nicht nur ein Kult-, sondern auch ein Kulturgetränk.<br />
Dessen hoher Stellenwert in Österreich<br />
wird dadurch unterstrichen, dass das Land der<br />
Berge beim Bierkonsum konstant zur Weltspitze<br />
zählt. Doch die Masse kommt vor allem mit der<br />
Klasse und Vielfalt. 1000 verschiedene Biere werden<br />
hierzulande hergestellt. Im Land der Biere gibt<br />
es für jeden Geschmack und jede Gelegenheit das<br />
passende Bier. Oder wie es Matthias Gurschler<br />
formuliert: „Der Biergenuss entwickelt sich, immer<br />
mehr Menschen werden vom reinen Bier- oder<br />
Weintrinker zum Situationsgenießer.“ <br />
<br />
Marian Kröll<br />
Bier-Kulinarium<br />
APERITIV<br />
Pils, Weißbier<br />
VORSPEISEN<br />
alkoholfreies Bier, Leichtbier, Pils, gut<br />
gehopftes Premiumbier<br />
HAUPTSPEISEN<br />
Fisch und Schalentiere<br />
Premiumbier, Weizenbier hell<br />
Geflügel, Kaninchen, Wildgerichte<br />
Spezial- und Premiumbier, Pils, Weizenbier,<br />
Bock- und Starkbier, Zwickl<br />
Gebratenes, Gegrilltes<br />
Spezial- und Premiumbier, Keller-/Zwicklbier,<br />
Bock- und Starkbier<br />
Rustikales, Regionales<br />
Spezial- u. Premiumbier, Mischbier,<br />
dunkles Bier, Zwickl<br />
Gebackenes<br />
Märzen-, Spezial-, Premiumbier, Radler<br />
DESSERTS<br />
Süße Desserts<br />
Schwarzbier, Mischbier, Bock- und Starkbier<br />
Hartkäse<br />
Spezial- und Premiumbier<br />
Weichkäse, intensive Käse<br />
Pils, Keller-/Zwicklbier, Bockbier<br />
76 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Hogatron<br />
rundum sorglos<br />
Manche haben Schankanlagen, andere PC-Kassensysteme, wieder andere Getränke.<br />
HOGATRON bietet all das und noch mehr komplett aus einer Hand und ganz auf die<br />
Anforderungen des Kunden abgestimmt.<br />
Maßgeschneiderte Schankanlagen und PC-Kassen für alle Ansprüche und das umweltfreundliche Bag-In-Box-System.<br />
Seit 2007 hat sich<br />
der Komplettanbieter<br />
HOGATRON<br />
aus Innsbruck in der <strong>Tirol</strong>er<br />
Gastronomie einen N<strong>am</strong>en<br />
gemacht. Das Unternehmen<br />
bietet von der Computer-<br />
Schankanlage bis zur PC-<br />
Kasse alles aus einer Hand.<br />
Mit kurzen WegeN, schnellem<br />
Service und kompetenten<br />
Ansprechpartnern bietet<br />
HOGATRON seinen mittlerweile<br />
über 1000 Kunden ein<br />
gastronomisches Rundum-<br />
Sorglos-Paket.<br />
Weil jedes Getränk zählt<br />
HOGATRON ist exklusiver<br />
Vertriebspartner von Grapos<br />
Postmix-Softdrinks. Die unerreichte<br />
Sortenvielfalt der<br />
Grapos Softdrinks, der vit<strong>am</strong>inreichen<br />
Sorten GrapiSun<br />
& GrapiVit, GrapiPure sowie<br />
Brooklyn Homemade Style<br />
als stille oder spritzige Erfrischung<br />
für den Fitness- und<br />
Wellnessbereich, ist aber bei<br />
Weitem nicht das einzige<br />
überzeugende Kriterium.<br />
Mit dem sogenannten<br />
Bag-in-Box-System gehören<br />
Flaschen und Container der<br />
Vergangenheit an. Mit Bagin-Box<br />
ist ein Getränkekonzept<br />
gemeint, bei welchem<br />
die Getränke in Kartons mit<br />
innenliegendem Plastikbeutel<br />
angeliefert werden. Das tut<br />
nicht zuletzt der Umwelt gut.<br />
Der ökologische Fußabdruck<br />
ist um satte 90 Prozent kleiner<br />
als der eines Flaschengetränks.<br />
Mit diesem Wert ist<br />
man nahe an der Nachhaltigkeit.<br />
Außerdem spart jeder<br />
Gastronom bis zu 44 Prozent<br />
CO 2 und 40 Prozent an Energie<br />
für die Getränkekühlung.<br />
In der Gastronomie kommt<br />
es aber nicht nur auf die Wahl<br />
der richtigen Getränke an,<br />
sondern wesentlich auch darauf,<br />
dass die Schankanlagen<br />
zuverlässig und funktional<br />
zu bedienen sind. Die große<br />
Stärke der HOGATRON-<br />
Schankanlagen ist ihre Anpassungsfähigkeit<br />
an die<br />
Anforderungen der Kunden,<br />
jedes Getränk zählt<br />
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bis hin zu fruchtig erfrischenden<br />
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Tel.: +43 512 / 204 100 | office@hogatron.com<br />
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sei es in räumlicher Hinsicht,<br />
in Sachen Funktionalität – ob<br />
Glastouch oder Kurzhubtaste<br />
– oder im Design.<br />
HOGATRON entwickelt,<br />
konzipiert, adaptiert, erweitert,<br />
liefert, stellt auf und<br />
serviciert alles ums Getränk.<br />
Denn eines steht im Zentrum<br />
der HOGATRON-Philosophie:<br />
Jedes Getränk zählt.<br />
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Gasthof Post<br />
Herzblut und<br />
Gastlichkeit<br />
Christine und Alois Rainer führen ihr Traditionsgasthaus mit großem Engagement.<br />
Den Gast erwartet ein stimmiges Paket aus Kulinarik und Beherberung.<br />
W<br />
enn man nach Strass im Zillertal fährt,<br />
fällt einem sofort ein Natursteingebäude<br />
auf, dies ist der Gasthof Post. Wie<br />
es der N<strong>am</strong>e schon verrät, eine um 1840 errichtete<br />
ehemalige Poststation. Mittlerweile hat der altehrwürdige<br />
Bau mehrere Zu- und Umbauten sowie<br />
Generalsanierungen hinter sich. 2008 ist im Zuge<br />
eines Umbaus – ein Tag vor der Eröffnung – der<br />
Gasthof in Brand geraten, <strong>am</strong> Gebäude entstand<br />
Totalschaden. Die Gastronomenf<strong>am</strong>ilie Rainer ließ<br />
sich von diesem Schicksalsschlag nicht beirren. Nur<br />
elf Monate nach dem Vollbrand wurde der Gasthof<br />
wiedereröffnet. 2015 folgte ein weiterer Umbau,<br />
der den Betrieb vollends auf Höhe der modernen<br />
Zeit brachte. Seitdem ist man mit modernen Seminarräumlichkeiten<br />
und Frühstück ab 6:30 Uhr<br />
auch für Geschäftsreisende bestens gerüstet. „Wir<br />
haben uns auch auf die Business-Schiene konzentriert,<br />
um gezielt Geschäftsreisende anzusprechen.<br />
Die Zimmer sind mit großen Fernsehern, Schreibtischen<br />
und freiem W-LAN ausgestattet. Außerdem<br />
bieten wir durchgängig warme Küche bis 21<br />
Uhr“, erläutert Alois Rainer. In dieser Ausrichtung<br />
spielt auch die verkehrsgünstige Lage, nahe an der<br />
Autobahnauffahrt <strong>am</strong> Knotenpunkt zwischen Innsbruck<br />
und Kufstein, dem Ziller- und Achental eine<br />
wesentliche Rolle. „Das Herzstück unseres Hauses<br />
ist der Gasthof. Wenn man <strong>am</strong> Sonntag vormittags<br />
durch die Stuben geht und da die Leute nach dem<br />
Kirchgang beim Kartenspielen sitzen, bereitet<br />
uns das viel Freude“, sagt Alois, der wie seine Frau<br />
Christine mit ganzem Herzen Gastronom ist. Nicht<br />
zufällig gibt es nur einen einzigen Ruhetag im Jahr,<br />
den 1. November. Besagte Stuben im Gasthof Post<br />
Das Gebäude mit den Steinmauern ist innen wie<br />
außen ein Schmuckkästchen. In den wärmeren<br />
Monaten lädt die Terrasse zum Verweilen ein. Das<br />
wunderschöne Brettfallstüberl (nächste Seite) ist<br />
ein echtes Highlight.<br />
78 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Porträt<br />
<br />
<br />
„Das Herzstück unseres<br />
Hauses ist der Gasthof.“<br />
Alois Rainer, Gasthof Hotel Post<br />
strahlen Wärme und Gastlichkeit aus. Deshalb ist<br />
das Gasthaus auch – wie es sich <strong>am</strong> Land gehört<br />
– ein fixer Anlaufpunkt für Einheimische, der das<br />
Dorfleben bereichert. „Wenn man einen großen<br />
Teil der Gäste persönlich kennt, ist das eine schöne<br />
Bestätigung“, meint der Wirt.<br />
kulinarisch heimatverbunden<br />
Wie es sich für einen guten Landgasthof gehört,<br />
zeigt man sich auch in Strass im Zillertal in kulinarischer<br />
Hinsicht der Heimat verbunden und<br />
verpflichtet. Davon kündet die Mitgliedschaft beim<br />
AMA-Gastrosiegel, bei <strong>Tirol</strong>er Wirtshaus und nicht<br />
zuletzt Bewusst <strong>Tirol</strong>. „Den Menschen wird zusehends<br />
wichtiger, dass sie um die Herkunft der Lebensmittel<br />
wissen“, erklärt Alois, dessen Bruder die<br />
neben dem Gasthof gelegene Landwirtschaft führt.<br />
Aus dieser st<strong>am</strong>men etliche Produkte wie etwa das<br />
Kalb- und das Rindfleisch, die in der Küche verarbeitet<br />
werden. Darüber hinaus greift man auf die<br />
Milch aus der eigenen Landwirtschaft zurück. Das<br />
übrige Fleisch, das nicht vom eigenen Hof st<strong>am</strong>mt,<br />
wird von nahegelegenen Metzgern zugekauft. „Es<br />
ist im Prinzip ein Kreislauf der Regionalität. Das<br />
ist ganz wichtig und das Einzige, womit man in<br />
Zukunft punkten kann“, erklärt Alois Rainer seinen<br />
Zugang zum Kulinarischen. Kurz gesagt zählen<br />
Ehrlichkeit, Produktwahrheit und guter Service zu<br />
den Zutaten im Erfolgsrezept der Strasser Vollblutgastronomen.<br />
Saisonale Spezialitäten<br />
Der Einsatz regional erzeugter Produkte bedingt<br />
auch eine gewisse Saisonalität. In den im Frühling<br />
stattfindenden Käsewochen dreht sich alles um<br />
das köstliche Milcherzeugnis. Und das mit gutem<br />
Grund. Die Senior-Wirtin Sophie Rainer – die gute<br />
Seele des Hauses – entst<strong>am</strong>mt einer Käserei. In<br />
diesen rund 14 Tage dauernden Spezialitätenwochen<br />
wird Käse in allen erdenklichen Varianten<br />
verarbeitet, etwa als Suppe oder Risotto, oder zu<br />
einem guten Glas Wein kredenzt. Der Herbst steht<br />
im Gasthof Post dagegen im Zeichen des Federviehs.<br />
Vor allem bei der Zubereitung von Gänsen hat<br />
man sich mittlerweile in der Region einen N<strong>am</strong>en<br />
gemacht. „Unser Küchenchef bereitet Gänse so zu,<br />
dass es nur so eine Freude ist“, gerät selbst der Wirt<br />
ins Schwärmen. Klassiker wie die traditionellen<br />
Zillertaler Krapfen werden das ganze Jahr über<br />
immer <strong>am</strong> Mittwoch serviert und erfreuen sich<br />
zurecht großen Zuspruchs. Die Wirtef<strong>am</strong>ilie Rainer<br />
ist neben kulinarischen Genüssen auch dem Wein<br />
zugetan: „Wir haben eine schöne, gut strukturierte<br />
Weinkarte mit Schwerpunkt Österreich. Viele unserer<br />
Weine kann man auch glasweise genießen.“ <br />
<br />
Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 79
"Wellwasser ist<br />
die Reparatur des Wassers"<br />
Univ. Doz. Dr. Siegfried de Rachewiltz<br />
Man könnte glauben, wir in <strong>Tirol</strong> haben kein Problem mit dem Wasser und werden<br />
weltweit um die Quantität und Qualität unserer Wasserreserven beneidet. Das stimmt<br />
auch bis zu einem gewissen Grad. Hoch oben entspringt unser Wasser aus natürlich<br />
gereinigten Quellen und wird von den verantwortlichen Personen / Firmen in dieser<br />
Qualität bis zu den Gebäuden geleitet. Dort fängt allerdings vielerorts das Problem an.<br />
Ältere oder undichte Leitungen, unsaubere Anschlüsse und vieles mehr sorgen immer<br />
wieder für Kont<strong>am</strong>inierungen des Wassers, was nicht sein müsste. Wellwasser hat es<br />
sich mit seinem dreistufigen Filtersystem zum Ziel gesetzt, die Quellqualität zu sichern.<br />
Dies ist auch gelungen und von der TÜV Austria (Zertifikatsnummer: TA 220 14 2183)<br />
bestätigt worden. Mit nur geringfügigen Einbauten können Sie sicher sein, dass das<br />
Quellwasser ohne Qualitätsverlust direkt in Ihr Wasserglas fließt.<br />
Beratung & Informationen<br />
WELLWASSER TECHNOLOGY GMBH<br />
Stadlweg 23/II, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43 664 100 77 46,<br />
office@wellwasser.com, www.wellwasser.com<br />
Foto: © www.guentheregger.at
"Wellwasser ist Regionalität -<br />
Nachhaltigkeit und Umweltschutz."<br />
"Wellwasser punktet umweltfreundlich<br />
durch extrem kurze Transportwege.“<br />
"Wellwasser erspart aufwändiges Handling<br />
mit Mehrwegkisten, schweren Glasfl aschen<br />
oder Plastikfl aschen."
Daniels Kristallwelten.<br />
Café & Restaurant<br />
Schillerndes Gastro-<br />
Wahrzeichen<br />
Die Swarovski Kristallwelten in Wattens sind um eine Attraktion reicher. Im<br />
Snøhetta-Wahrzeichen Daniels Kristallwelten. Café & Restaurant dreht sich<br />
alles um sinnliches Genusserleben.<br />
E<br />
s ist ja nicht so, dass Understatement<br />
zur Corporate Identity eines<br />
Kristall-Imperiums wie Swarovski<br />
gehören würde. Nein, in Wattens lehnt man<br />
sich notwendigerweise aus dem Fenster, wenn<br />
es darum geht, Eindruck zu machen. Deshalb<br />
wurde für die Konzeption der Swarovski Kristallwelten<br />
auch André Heller verpflichtet und<br />
nicht irgendein biederer Architekt. Es geht um<br />
die Schaffung von Landmarks, von Wahrzeichen.<br />
Ein solches ist zweifellos der Riese. Ein<br />
weiteres ist mit dem vom in Innsbruck ansässigen,<br />
norwegischen Architekturbüro Snøhetta<br />
dazugekommen: das Daniels Kristallwelten.<br />
Café & Restaurant. Im lichtdurchfluteten Pavillon<br />
macht sich das Gefühl breit, direkt im<br />
Garten des Riesen zu sitzen, die Kristallwolke –<br />
eine weitere neue Attraktion – direkt im Blickfeld.<br />
Im als Café und Restaurant konzipierten<br />
Lokal wird internationale und regionale Küche<br />
geboten. Zur Abrundung des Angebots gibt es<br />
einen eigenen Patisseriebereich. Kristalle sind<br />
auch im Restaurant fast omnipräsent, sei es an<br />
der Kristallbar oder in Form von in die Deckenelemente<br />
eingearbeiteten Kristallen, die das<br />
Lokal zum Schillern bringen.<br />
Kulinarische Weltreise<br />
Dementsprechend darf auch die Küche nicht<br />
glanzlos bleiben. Dafür sorgt Küchenchef Mario<br />
Piff, der sein Handwerk im Restaurant Döllerer<br />
in Golling bei Salzburg erlernt hat. Gäste dürfen<br />
mit leichter <strong>Tirol</strong>er und österreichischer Küche<br />
mit Ausflügen rund um die Welt rechnen,<br />
erklärt der Küchenchef, der seine Leidenschaft<br />
fürs Kochen bereits als Fünfjähriger entdeckt<br />
hat. Nach seiner Lehre hat sich Piff auf verschiedenen<br />
Erdteilen mit diversen Kochstilen<br />
vertraut gemacht und diese kennen und lieben<br />
gelernt. „Dennoch habe ich meine Wurzeln nie<br />
vergessen und bin ihnen bis heute treu ergeben.<br />
Ohnedies bin ich kein großer Fan von Fusionsküche.<br />
Ich bin der Meinung, man sollte die<br />
verschiedenen Arten zu kochen weitgehend traditionell<br />
belassen“, sagt Piff. Die Rückbesinnung<br />
auf das traditionell Gute ist manchmal eben ein<br />
wesentlich besserer Ratgeber als die kr<strong>am</strong>pfhaft<br />
erzwungene Avantgarde. Es fällt Piff schwer, ein<br />
Lieblingsgericht zu benennen. Der Geschmack<br />
genießt in seinen Kreationen nämlich oberste<br />
Priorität. Kochen muss ehrlich sein, von Herzen<br />
Fotos: Kröll (1), Swarovski Kristallwelten (6)<br />
82 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
kommen und möglichst ohne Schnickschnack<br />
auskommen. „Mir ist es wichtig, den Respekt<br />
gegenüber dem Lebensmittel nicht außer Acht<br />
zu lassen. Nur weil ein klassisches Gulasch kein<br />
Gericht der Haute Cuisine und kein Edelprodukt<br />
ist, heißt das nicht, dass es nicht hervorragend<br />
schmecken kann“, ist Piff überzeugt.<br />
Es ist dem Koch also einerlei, ob es sich um<br />
ein profanes Gulasch oder Hummer, um Thai<br />
Curry oder Trüffeln handelt: „Jedes Produkt<br />
wird von mir mit demselben Respekt und der<br />
gleichen Hingabe verarbeitet. Mit nur einem<br />
Ziel: das Bestmögliche daraus zu machen.“ Der<br />
Aufschwung, den die vegetarische bzw. vegane<br />
Küche derzeit erlebt, macht Piff nicht bange.<br />
„Ich sehe schon seit Langem Fleisch eher als<br />
Beilage und nicht unbedingt als Hauptdarsteller<br />
<strong>am</strong> <strong>Teller</strong>. Wenn man Lebensmittel mit dem<br />
„Ich koche einfach<br />
gern das, was<br />
schmeckt. Mir ist<br />
wichtig, dass es von<br />
Herzen kommt<br />
und ehrlich ist.“<br />
<br />
<br />
<br />
Mario Piff,<br />
Chef de Cuisine im Daniels Kristallwelten<br />
gebührenden Respekt und etwas Kreativität<br />
verarbeitet, dann kommt immer was Gutes<br />
dabei heraus, natürlich auch wenn es vegetarisch<br />
oder vegan ist!“ Das neue Restaurant<br />
in den Swarovski Kristallwelten ist übrigens<br />
frei zugänglich. D<strong>am</strong>it steht einem gepflegten<br />
Mittagessen, einem Drink oder einer süßen<br />
Verführung nichts im Wege. Das spannende<br />
Lokal hat im Sommer verlängerte Öffnungszeiten<br />
und ist in den Sommermonaten Juli<br />
und August von Montag bis Sonntag von 8:30<br />
Uhr bis 22:00 Uhr geöffnet. Der kulinarische<br />
Bogen, der im Daniels Kristallwelten. Café &<br />
Restaurant zwischen internationalen Gerichten<br />
und Spezialitäten wie etwa Sushi über Curry bis<br />
hin zu heimischen Klassikern gespannt wird,<br />
ist angesichts der Internationalität der Marke<br />
Swarovski durchaus stimmig.<br />
Gastronomische Erlebnisse<br />
In einer faszinierenden Umgebung wie jener<br />
der Swarovski Kristallwelten drängt es sich<br />
geradezu auf, das Ambiente ins kulinarische<br />
Erlebnis einzubeziehen. Im September<br />
führt eine kulinarische Genussreise in sechs<br />
Gängen durch die vergangenen 120 Jahre<br />
der Firmengeschichte. Erste Ausflüge in die<br />
Erlebnisgastronomie verliefen vielversprechend.<br />
Unter anderem konnten Genießer<br />
im Rahmen eines Lying Dinner unter der<br />
Kristallwolke kulinarische Köstlichkeiten<br />
in Form eines 10-Gänge-Menüs im Liegen<br />
genießen. In Wattens werden d<strong>am</strong>it einmal<br />
mehr Akzente gesetzt. Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 83
Gasthof L<strong>am</strong>m<br />
Mit Liebe<br />
zum Detail<br />
Der Gasthof L<strong>am</strong>m in<br />
Matrei <strong>am</strong> Brenner ist ein<br />
alteingesessener F<strong>am</strong>ilienbetrieb.<br />
Das Wirte-Ehepaar<br />
zelebriert Regionalität auf<br />
hohem Niveau und bewahrt<br />
dabei die Bodenhaftung.<br />
K<br />
aum betritt man den um 1500 erbauten<br />
Gasthof L<strong>am</strong>m in Matrei <strong>am</strong><br />
Brenner, wandelt man hart an der<br />
Grenze zur Reizüberflutung. An jeder Stelle im<br />
liebevoll eingerichteten Gasthof merkt man die<br />
Liebe zum Detail, die Wirtin Veronika Henökl und<br />
ihre F<strong>am</strong>ilie, die den Gasthof seit 1900 in F<strong>am</strong>ilienbesitz<br />
führt, an den Tag legen. Der Gasthof liegt<br />
direkt an der Bundesstraße, die mitten durch das<br />
kleine Örtchen führt. An der Gebäuderückseite gibt<br />
es einen idyllischen Gastgarten, der zum Verweilen<br />
einlädt. Hier bekommt man auch vom Verkehr<br />
nichts mit. Auch kulinarisch ist der Gasthof F<strong>am</strong>ilienangelegenheit.<br />
In der Küche werkt der Chef<br />
persönlich, eine der zwei Töchter und der Sohn<br />
kümmern sich mit Wirtin Veronika um das Wohl<br />
der Gäste. Martin Henökl ist für die herzhaften<br />
Spezialiäten zuständig, die im Genre des Klassisch-<br />
Traditionellen zu verorten sind. Die Henökls bilden<br />
auch zwei Lehrlinge aus. Personalsorgen gibt es in<br />
der Küche keine. Sein Vertrauen genießen vor allem<br />
lokale Lieferanten. Das wird auch im Eingangsbereich<br />
deutlich, wo man sich davon überzeugen<br />
kann, dass mit regionaler Küche auch tatsächlich<br />
Fotos: Kröll (1), L<strong>am</strong>m (4)<br />
84 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
die Verwendung regionaler Produkte gemeint ist.<br />
Das Kalbfleisch st<strong>am</strong>mt aus Patsch und Steinach <strong>am</strong><br />
Brenner, das L<strong>am</strong>m aus Steinach, die Eier aus Neustift,<br />
die Erdäpfel aus Haiming, das Wild aus Mühlbachl<br />
und Steinach, die Forelle aus dem Sellrain und<br />
der Käse vom Weerberg und aus dem Sellrain. „Wir<br />
holen sogar die Milch vom Bauern gegenüber“, sagt<br />
Veronika Henökl. So geht Regionalität.<br />
Trotz gepflegtem Ambiente ist Chichi nicht die<br />
Sache der Henökls. Einheimische machen hier gern<br />
Halt, manch St<strong>am</strong>mgast gehört fast schon zum Inventar.<br />
Im Gasthof L<strong>am</strong>m lässt es sich aber nicht nur<br />
schön schlemmen, sondern auch nächtigen. Die sechs<br />
Zimmer sind aber vor allem in den Sommermonaten<br />
schnell belegt. Kulinarisch orientiert man sich, wie<br />
es mittlerweile Gott sei Dank zum guten Ton gehört,<br />
an den saisonalen Gegebenheiten. Im Mai gibt es<br />
Spargelwochen, der Juli und der August stehen mit<br />
Pfifferling und Steinpilz im Zeichen der Pilzsaison, im<br />
Oktober finden die Wilbretwochen statt.<br />
Man muss sich nur trauen<br />
Der Gastgarten des Gasthof L<strong>am</strong>m bietet mit seinen<br />
Lauben rund 60 Gästen Platz. Eine echte Besonderheit<br />
ist die Möglichkeit, dort standes<strong>am</strong>tliche<br />
Trauungen abzuhalten. „Bei schönem Wetter wird<br />
einfach lieber im Freien geheiratet“, meint die Wirtin.<br />
Der Garten bietet den würdigen Rahmen, um die<br />
Trauung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden<br />
zu lassen.<br />
grandioser weinkeller<br />
Neben der gemütlichen Stube und dem einladenden<br />
Gastgarten ist der urige Weinkeller ein echtes Highlight<br />
im L<strong>am</strong>m. Dieser kann für Weinverkostungen<br />
gemietet werden. Manchmal machen auch Winzer,<br />
vor allem aus dem Burgenland, im L<strong>am</strong>m Station<br />
und die Wirtin lädt zur Weinverkostung und zum<br />
Fachsimpeln in den Weinkeller, der für 10 bis 15 Personen<br />
bequem Raum bietet. Meist werden die Weinverkostungen<br />
im L<strong>am</strong>m von Diplom-Sommelière<br />
Sissi Mimm von der Stubaier Privatkellerei Vinoribis<br />
begleitet.<br />
Wer einmal in Richtung Brenner unterwegs ist,<br />
sollte den Weg über die Bundesstraße auf sich nehmen<br />
und in Matrei <strong>am</strong> Brenner im Gasthof L<strong>am</strong>m<br />
Halt machen. Der traditionelle Gasthof ist nämlich<br />
eine Reise wert. Schon manch einer, der als Gast<br />
gekommen ist, kehrte als St<strong>am</strong>mgast zurück.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 85
Schnaps<br />
Edelste Tropfen<br />
Die Edelbrennerei Erber ist die größte ihrer Art in <strong>Tirol</strong>. Ein neues Maische-Haus<br />
bringt die ohnehin hohe Qualität auf ein noch höheres Niveau.<br />
D<br />
ie Edelbrennerei Erber in<br />
Brixen im Thale ist ein traditionsreicher<br />
Betrieb. Seit 1651<br />
wird dort Schnaps – ein wahrhaft identitätsstiftendes<br />
Erzeugnis aus <strong>Tirol</strong> – gebrannt.<br />
Die Früchte bezieht Geschäftsführer und<br />
Brennmeister Christian Schmid bevorzugt<br />
aus <strong>Tirol</strong>, manches Obst kommt dagegen<br />
aus der Steiermark oder eben, wie im Fall<br />
der Willi<strong>am</strong>sbirne, aus dem benachbarten<br />
Südtirol.<br />
Die Frucht im Mittelpunkt<br />
Der erfahrene Edelbrandsommelier Christian<br />
Schmid lässt keinen Zweifel daran<br />
aufkommen, dass die allerwichtigste Grundvoraussetzung<br />
für einen guten Schnaps<br />
vollreifes Obst ist. Denn dieses ist frei von<br />
Fremdstoffen und hat die richtige Süße. In<br />
den vergangenen Jahren ist man bei Erber<br />
dazu übergegangen, nach Bio-Kriterien angebaute<br />
Früchte zu verwenden. „Das hat schon<br />
einen Sinn, weil dieses Obst nicht gespritzt<br />
wird und so keine Fehlstoffe in die Gärung<br />
kommen“, erklärt Schmid. Daher bleiben die<br />
300 bis 400 Tonnen Obst, die Erber jährlich<br />
von Landwirten zukauft, auch in aller Regel<br />
ungespritzt. Schmid produziert daraus 13<br />
reinsortige Destillate, Marille und Willi<strong>am</strong>s<br />
stehen besonders hoch im Kurs. Letzterer hat<br />
dem Apfelbrand in den letzten Jahren den<br />
Rang abgelaufen.<br />
Neben hochwertigsten Edelbränden stellt<br />
Erber auch verschiedene Schnäpse, Spirituosen<br />
und Liköre her. „Auch Spirituosen kann<br />
man qualitätsvoll erzeugen“, sagt Schmid. Bei<br />
Erber arbeitet man deshalb mit Mazeration,<br />
einem physikalischen Verfahren, bei dem die<br />
Aromen direkt aus den Früchten gewonnen<br />
werden. Bei den Schnäpsen ist gesetzlich<br />
ein Destillatanteil von 33 Prozent vorgeschrieben,<br />
den man im Brixental aber auf<br />
50 Prozent erhöht hat. Das Aushängeschild<br />
der Edelbrennerei sind aber eindeutig die<br />
hervorragenden Edelbrände. Diese werden<br />
bevorzugt in der gehobeneren <strong>Tirol</strong>er Gastronomie<br />
kredenzt.<br />
Mit seinem Te<strong>am</strong> aus einheimischen<br />
Mitarbeitern versucht sich Schmid häufig<br />
an neuen Kreationen. Manchmal sind viele<br />
Anläufe nötig, bis der akribische Brennmeister<br />
mit dem Ergebnis zufrieden ist.<br />
Ein Resultat dieser Innovationskraft ist der<br />
Kaffeeschnaps, der ein Unikum in Österreich<br />
ist. Aus diesem Kaffeeschnaps sind wiederum<br />
zwei Liköre entstanden. Der Markterfolg<br />
hat Schmid selbst überrascht. Eine weitere<br />
Besonderheit ist der 25 Jahre im Holzfass<br />
gelagerte Weinbrand, andernorts als Cognac<br />
bezeichnet. Das Sortiment umfasst auch<br />
exotischere Brände wie Schlehdorn, Heidelbeere<br />
oder schwarze Johannisbeere. Der<br />
Schlehdorn ist Schmids persönlicher Favorit:<br />
„Dieser Brand ist lieblich, hat einen Hauch<br />
von Marzipan und einen leichten Vanilleton.“<br />
„Das wichtigste<br />
Brennen<br />
beim<br />
ist ein hervorragendes<br />
Obst.“<br />
<br />
<br />
<br />
Christian Schmid,<br />
Brennmeister und Edelbrandsommelier<br />
Edelbrandsommelier Christian Schmid empfiehlt<br />
kräftige Brände zu kräftigem Essen.<br />
Seit August vergangenen Jahres gehört auch<br />
Gin zum Sortiment. Dieser besteht bei Erber<br />
Fotos: Kröll, Erber<br />
86 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Erber<br />
Brennmeister Christian Schmid (Mitte)<br />
und Brenner Rudolf Heidegger sorgen<br />
für bekannt hohe Erber-Qualitäten.<br />
Mit dem Maische-Haus mit seinen<br />
beeindruckenden, temperaturgesteuerten<br />
Edelstahl-Tanks läutet Erber ein<br />
neues Zeitalter ein. Bei den World<br />
Spirit Awards räumt Erber regelmäßig<br />
höchste Auszeichnungen ab.<br />
„Mit dem neuen Maische-Haus haben<br />
Gärung wir die jetzt noch viel<br />
genauer im Griff.“<br />
<br />
<br />
<br />
Christian Schmid,<br />
Brennmeister und Edelbrandsommelier<br />
aus Wacholder und 26 verschiedenen<br />
Kräutern, die miteinander destilliert werden.<br />
Das Resultat ist exzellent.<br />
Neues Zeitalter<br />
Mit der Investition in ein neues Maische-<br />
Haus hat man bei Erber heuer ein neues<br />
Zeitalter eingeläutet. Die ohnehin hohe<br />
Qualität wird durch noch kontrolliertere<br />
Vergärung noch einmal gesteigert. Nach<br />
der Lage des Gebäudes hätte sich schon so<br />
manch niederländischer Gast erkundigt,<br />
der in froher Erwartung nach dem „meisje“-<br />
Haus (niederländisch für Mädchen) gesucht<br />
hatte. „Wir haben die Gärung jetzt noch viel<br />
genauer im Griff. Das führt zu kürzeren<br />
Gärungszeiten, besserer Ausbeute, wenig<br />
Gärungsnebenproduketen und vor allem<br />
gleichbleibend hoher Qualität“, erklärt Schmid.<br />
Der Vergärungsprozess – die Umwandlung<br />
von Fruchtzucker in Alkohol – dauert<br />
zwischen zwei und drei Wochen. Um das<br />
maximale Aroma zu erhalten, werden bei<br />
Erber alle Edelbrände und Schnäpse doppelt<br />
gebrannt. Doppelbrennen ist zwar aufwändiger,<br />
aber eben aromaschonend.<br />
Was den Traditionsbetrieb Erber sonst<br />
noch auszeichnet, ist der stete Blick über<br />
den <strong>Teller</strong>rand hinaus. Vor allem was den<br />
Gärungsprozess betreffe, könne man<br />
von der Weinbranche viel lernen, weiß<br />
Schmid. Deshalb hat er sich beim Bau<br />
des Maische-Hauses des Know-hows der<br />
Weinhändler und -bauern bedient. In Zukunft<br />
will Schmid gemeins<strong>am</strong> mit einigen<br />
Braumeistern mit verschiedensten Hefen<br />
arbeiten und eventuell auch eigene Hefen<br />
entwickeln.<br />
Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 87
Hotel Sailer<br />
Räume für Träume<br />
Das Restaurant Sailer in Innsbruck steht nicht allein für kulinarischen<br />
Reichtum. Mit sieben Stuben, zwei Sälen und dem herrlichen Gastgarten<br />
offenbart sich ein besonderes Ambiente.<br />
V<br />
on außen betrachtet wirkt das traditionsreiche<br />
Hotel Sailer in der Innsbrucker<br />
Ad<strong>am</strong>gasse unweit des Hauptbahnhofs<br />
recht unspektakulär. Ordentlich, gut in Schuss,<br />
aber eben nicht aufregend. Das ändert sich jedoch<br />
schlagartig, sobald man einen Fuß in das Gebäude<br />
setzt. Das Restaurant im Hotel Sailer besteht<br />
nämlich aus nicht weniger als sieben verschiedenen<br />
Stuben, eine schöner als die andere. Außerdem gibt<br />
es im Hotel Sailer einen Gastgarten, von dem mit<br />
Fug und Recht behauptet werden darf, dass er einer<br />
der schönsten in der ganzen Stadt ist. Der Garten<br />
ist auch an heißen Sommertagen durch zwei uralte<br />
Kastanienbäume – ein jeder zählt über 100 Lenze<br />
– bestens beschattet und erlaubt den Aufenthalt im<br />
Freien, ohne gleich vor Hitze vergehen zu müssen.<br />
Flexibilität ist trumpf<br />
Zu den sieben Stuben und dem herrlichen Gastgarten-Idyll<br />
kommen im Hotel Sailer auch noch zwei<br />
große Festsäle und ein für bis zu zwölf Personen als<br />
Seminarraum nutzbares K<strong>am</strong>inzimmer dazu. Ob<br />
es nun um ein romantisches Candle-Light-Dinner<br />
in trauter Zweis<strong>am</strong>keit oder eine F<strong>am</strong>ilienfeier,<br />
eine Hochzeit, eine Taufe oder eine Sponstionsfeier<br />
geht, im Hotel Sailer wird man gerüstet sein, es<br />
zwischen zwei und 200 Personen an nichts mangeln<br />
zu lassen.<br />
Die Bauernstube wurde 1969 eingerichtet, hatte<br />
zu dieser Zeit aber schon viele Jahre auf dem Buckel.<br />
Wie das geht? Die urige Fichtenholzstube hat<br />
ihren Weg aus einem Volderer Bauernhaus herein<br />
in die Stadt gefunden. Die Sailerstube ist mit einem<br />
88 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Alter von 250 Jahren der Methusalem unter den<br />
sieben Stuben. Die Zirbenholzstube fand 1991 aus<br />
einem schlossähnlichen Herrenhaus ihren Weg ins<br />
Hotel Sailer. Die Wettersteinstube trägt den N<strong>am</strong>en<br />
der Alpinen Gesellschaft Wettersteiner, deren<br />
Mitglieder sich seit mehr als hundert Jahren jeden<br />
Donnerstagabend hier vers<strong>am</strong>meln. Der Saal Tyrol<br />
fasst 120 Personen und kann bei Bedarf auf 200<br />
Sitzplätze erweitert werden.<br />
Für das leibliche Wohl der Gäste ist seit mehr als<br />
fünf Jahren Küchenchef Hannes Kärle zuständig.<br />
Patron Joschi Sailer entst<strong>am</strong>mt einer ganzen Dynastie<br />
von Gastwirten und hat die vollkommene<br />
Gastfreundschaft entsprechend in den Genen. In<br />
Hannes Kärles Küche gerinnen Leidenschaft, Sachverstand<br />
und die Liebe zu regionalen Lebensmitteln<br />
zu beachtlich verspielten, aber dennoch grundehrlichen<br />
Gerichten. Kärle hat sich bereits in renommierten<br />
Betrieben in der Schweiz, den Kitzbüheler<br />
Unterberger Stuben, dem Penzinghof in Oberndorf<br />
und dem Genießerhotel Oberhofer bewiesen.<br />
Österreichische Küche und <strong>Tirol</strong>er Schmankerln<br />
sind genauso Seines wie die französische Küche<br />
oder Einflüsse aus Asien. Bei so manchem Gericht<br />
versucht er, diese verschiedenen Geschmäcker und<br />
Kochphilosophien zu einem neuen Ganzen zu verschmelzen.<br />
Mit Erfolg, soviel darf verraten werden.<br />
Die Kreativität des Küchenchefs findet vor allem<br />
auf der Tageskarte ihren Niederschlag. Wie es sich<br />
für ein Haus gehört, das sich auf eine lange Tradition<br />
berufen kann, fehlen im Restaurant auf Klassiker<br />
der heimischen Küche nicht. Dazu gehören<br />
etwa der Schweinsbraten mit knusprig-krachender<br />
Kruste oder die Käsespätzle.<br />
Die Küche im Hotel Sailer zeigt vor, dass „gutbürgerlich“<br />
nicht schwer im Magen liegen muss. Kärle,<br />
für den Kochen sowohl Hobby als auch Beruf ist,<br />
passt seine Gerichte an den herrschenden Zeitgeist<br />
an. Das heißt konkret: maximale Leichtigkeit bei<br />
maximalem Geschmack. Eine <strong>am</strong>bitionierte Übung,<br />
die gelingt. Die Verwendung von regionalen Lebensmitteln<br />
gehört in der Top-Gastronomie heute nicht<br />
mehr zur Kür, sondern ist Pflicht geworden. Das hat<br />
auch mit dem gestiegenen Konsumentenbewusstsein<br />
zu tun. Im Restaurant Sailer verlässt man sich<br />
in Sachen Fleisch auf einen Innsbrucker Metzger.<br />
„Sicher gibt es in Argentinien und den USA tolles<br />
Rindfleisch. Aber das muss gar nicht sein, weil wir<br />
mittlerweile wirklich tolle Lebensmittel in der Nähe<br />
haben“, erklärt Kärle, der für alle Festlichkeiten<br />
eine Vielzahl an Menüvorschlägen bereithält, die<br />
nach Herzenslust kombiniert, variiert und ergänzt<br />
werden können. Darunter finden sich allerlei kulinarische<br />
Schätze wie der rosagebratene Kalbsrücken<br />
mit Bandnudeln und Morchelrahmsauce, der ebenfalls<br />
rosa gebratene L<strong>am</strong>mrücken auf Rahmpolenta<br />
und Ratatouillegemüse an Röstknoblauchsafterl,<br />
das Hühnerleberparfait im Haselnussmantel mit<br />
Birnenchutney, die Rote-Rüben-Terrine mit Ziegenkäse,<br />
Haselnüssen und Zitrus-Vinaigrette und noch<br />
vieles mehr. Zu all den Gaumenfreuden gehört auch<br />
ein guter Wein. Dessen ist man sich im Restaurant<br />
Sailer wohl bewusst. Den Weingenießer erwarten<br />
fast 7000 Flaschen der besten Weine aus allen<br />
Teilen der Welt. Über die Weinkarte wacht der Gastgeber<br />
Joschi Sailer persönlich. Auch im Restaurant<br />
Sailer ist das Thema Wein nämlich vor allem eines:<br />
Chefsache. <br />
Marian Kröll<br />
Geschichtsträchtiges Ambiente: Fichte,<br />
Zirbe, Tradition und Gastlichkeit. Die Stuben<br />
im Restaurant Sailer wissen zu begeistern.<br />
Links die über 250 Jahre alte Sailerstube, in<br />
der Mitte das Gangl mit St<strong>am</strong>mtisch, rechts<br />
die dunkel vertäfelte Wettersteinstube.<br />
Chefkoch Hannes Kärle liebt es, unterschiedliche<br />
Einflüsse miteinander zu<br />
verweben und daraus lustvolle Gerichte<br />
zu kreieren.<br />
Fotos: Friedle (7), Christian Vorhofer (1)<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 89
Wein<br />
Wein aus <strong>Tirol</strong><br />
Bis vor einigen Jahren galt der Weinbau in Nordtirol als hoffnungslose Utopie, die<br />
wenigen Winzer wurden nicht wirklich ernst genommen, ihre Produkte meistens<br />
nur belächelt. Das hat sich, bedingt durch den Klimawandel,<br />
völlig geändert – über Nordtiroler Wein spottet heutzutage niemand mehr.<br />
E<br />
s wird wohl kein Zufall sein, dass es<br />
sich bei Sauerwein bzw. Saurwein um<br />
durchaus geläufige F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en in<br />
Nordtirol handelt. Der rote oder weiße Rebensaft<br />
wird schon dementsprechend geschmeckt haben<br />
– kein Wunder, das raue Klima der Nordtiroler<br />
Alpenregion spiegelte sich eben im Charakter der<br />
Weine wider.<br />
Dabei hat der Weinbau in Nordtirol eine sehr lange<br />
Tradition und reicht über tausend Jahre zurück,<br />
die älteste urkundliche Erwähnung st<strong>am</strong>mt aus<br />
dem Jahr 965 und betrifft die Ötztaler Gemeinde<br />
Sautens.<br />
Kaiser Maximilian I. persönlich ordnete um das<br />
Jahr 1.500 nahe der Martinswand den Bau der<br />
Zirler Weingärten an, die bis heute erhalten geblieben<br />
sind.<br />
Im Lauf des 16. Jahrhunderts war es dann mit der<br />
Nordtiroler Weinherrlichkeit vorbei, eine Klimaverschlechterung<br />
löste die sogenannte „kleine Eiszeit“<br />
aus und die vielen Weingärten verschwanden zusehends.<br />
Schließlich waren in Nordtirol Rebstöcke<br />
nur noch vereinzelt als Zierpflanzen an warmen<br />
Hausmauern zu finden, den Wein importierte man<br />
lieber aus dem klimatisch bevorteilten Südtirol.<br />
Das ist auch über Jahrhunderte so geblieben,<br />
aber wie wir wissen, ist das einzig Beständige die<br />
Unbeständigkeit und so hat sich auch das Klima<br />
wieder verändert – ob diese Klimaerwärmung vom<br />
Menschen mitverursacht wurde, interessiert an<br />
dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht. Und so<br />
ist es gekommen, dass einige enthusiastische Winzer<br />
es tatsächlich wieder wagen, in Nordtirol Wein<br />
anzubauen. Alexandra und Georg Flür aus Tarrenz<br />
Fotos: Friedle<br />
90 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Weingut Flür<br />
gehören zu diesen Wagemutigen und der Erfolg<br />
gibt ihnen recht.<br />
Am Anfang waren die Vögel<br />
Alexandra und Georg Flür haben mit ihren Eltern<br />
in Tarrenz jahrelang eine Landwirtschaft betrieben,<br />
zum Weinanbau hatten sie keinerlei Bezug. Lediglich<br />
rund um eine Laube vor ihrem Hof rankten<br />
sich einige Reben. Zierpflanzen halt. Irgendwann<br />
ärgerte sich Georg darüber, dass ihm die Vögel der<br />
Umgebung Jahr für Jahr sämtliche Trauben wegfraßen,<br />
also begann er seine „Ernte“ zu verteidigen.<br />
Mit Erfolg – aber auch mit dem Ergebnis, dass<br />
plötzlich einige Eimer Weintrauben auf die weitere<br />
Verarbeitung warteten. Tja, und so ist Georg Flür<br />
zum Winzer geworden. „In Tarrenz hat es ja immer<br />
schon Weinbauern gegeben“, erinnert sich Georg<br />
zurück. „Mit denen habe ich mich <strong>am</strong> Anfang<br />
grundsätzlich über Weinanbau unterhalten und so<br />
immer mehr dazugelernt. Es folgten einige Kurse<br />
und Lehrgänge in Südtiroler Kellereien. Ich hab‘<br />
viel Theorie über Weinbau in mich eingesogen. Und<br />
dann hab‘ ich mich einfach getraut, das Keltern<br />
selber zu probieren.“<br />
Die ersten Ergebnisse waren, um es mit Georg<br />
Flür auszudrücken, „einfach schauderhaft“. Aber<br />
seine Leidenschaft war geweckt, Georg Flür wollte<br />
es wissen und seine Frau Alexandra bestärkte ihn<br />
darin. Also sind die Flürs nach Südtirol und nach<br />
Graubünden gefahren und haben sich die ersten<br />
paar Weinstöcke gekauft. Vor allem der Besuch des<br />
Weinguts „Gantenbein“ in Fläsch in Graubünden<br />
stellte letzten Endes die Weichen zum neuen Weg,<br />
ist sich Alexandra Flür heute sicher: „In Fläsch<br />
keltern sie wirklich fantastische Weine in den unterschiedlichsten<br />
Sorten und das auf einer Seehöhe<br />
von über 825 Metern. Da war uns klar: Wenn das<br />
mit dem Weinanbau hier in Graubünden geht, dann<br />
funktioniert das auch bei uns daheim in Tarrenz.“<br />
Tatsächlich verfügt Tarrenz über ein für den<br />
Weinbau vorteilhaftes Mikroklima. Im sonnigen<br />
Oberinntal ist es relativ mild und trocken, es gibt<br />
hier auch selten Hochnebel. Zwar scheint die Sonne<br />
weniger heiß als im benachbarten Südtirol, dafür ist<br />
die Vegetationsperiode in Nordtirol lang, manchmal<br />
bis Ende Oktober. „Das Jahr 2014 war überhaupt<br />
extrem“, lacht Georg Flür. „Da haben wir die<br />
Lese erst für den 12. November angesetzt.“<br />
Riskiert und gewonnen<br />
Als Neowinzer braucht man einen langen Atem, das<br />
merkten die Flürs schnell. Und man darf keineswegs<br />
risikoscheu veranlagt sein. Das wird von Alexandra<br />
und Georg Flür auch niemand behaupten, denn vor<br />
zehn Jahren gaben sie ihre Landwirtschaft auf und<br />
Als Winzer sind Alexandra und Georg<br />
Flür ins eiskalte Wasser gesprungen<br />
und sind mit der Errichtung ihre Weingutes<br />
in Tarrenz ein großes unternehmerisches<br />
Risiko eingegangen. Heute<br />
können sie mit Recht behaupten, dass<br />
sich das Wagnis gelohnt hat.<br />
„Irgendwann hab ich mich getraut, das<br />
Keltern selber zu probieren. Die ersten<br />
Ergebnisse waren schauderhaft.“<br />
<br />
setzten alles auf die Karte Weinbau. Dazu muss man<br />
wissen, dass es gut und gern fünf oder sechs Jahre<br />
dauert, bis ein Rebstock die ersten verwertbaren<br />
Trauben hergibt. So viel zum langen Atem.<br />
Alexandra Flür vergleicht ihren und ihres<br />
Mannes Weg von der Viehwirtschaft zur Weinkellerei<br />
mit einer Bergtour: „Zuerst geht es drei Stunden<br />
steil bergauf, man schwitzt und kommt außer<br />
Georg Flür, Winzer aus Tarrenz<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 91
Wein<br />
Das Design der Weinflaschen st<strong>am</strong>mt<br />
von Georg Flür selber, die in verschiedenen<br />
Farben gestalteten Etiketten<br />
erleichtern den Kunden die Wiedererkennung<br />
einer bestimmten Sorte.<br />
Weingut Flür<br />
Weiss & Rot<br />
Edel-Weiß 2015<br />
Cuvée aus Müller-Thurgau, Aromera und<br />
Solaris. Feine Zitrusnote mit Anklängen<br />
von Aprikose. Ein Wein für viele Gelegenheiten.<br />
Sylvaner 2015<br />
Zarte Zitrusfrucht, diskrete florale Noten,<br />
exotischer Ausklang. Ein eleganter<br />
Verführer.<br />
Chardonnay 2015<br />
Angenehme Kräuternote, Anklänge von<br />
Zitrus, typische frische Fruchtigkeit.<br />
Vielseitiger Speisenbegleiter.<br />
Torrento 2014<br />
Cuvée aus Zweigelt und Rösler. Frische<br />
jugendliche Beerenfrucht mit präsenter<br />
Säure.<br />
Rösler 2014<br />
Anklänge von Waldbeeren, elegantes<br />
Duftspiel, straff und saftig zugleich. Am<br />
Gaumen Cassis mit s<strong>am</strong>tigen Tanninen.<br />
Pinot Noir 2014<br />
Feingliedrige rotbeerige Frucht, Rosenblüte,<br />
seidige Tannine. Ein ausgewogener,<br />
eleganter Pinot.<br />
Atem, es ist mühs<strong>am</strong> und kein Ende in Sicht. Aber<br />
dann hat man irgendwann das Ziel seiner Tour<br />
immer klarer vor Augen und schließlich steht man<br />
endlich <strong>am</strong> Gipfel, kann zufrieden auf das Erreichte<br />
zurückblicken und genießt den wunderbaren Ausblick.<br />
Und so stehen wir heute da und erfreuen uns<br />
der schönen Aussicht.“<br />
Die Flürs haben sich in der näheren Umgebung<br />
ihres Weinguts mehrere Agrarflächen gekauft oder<br />
gepachtet und Jahr für Jahr pflanzten sie mehr<br />
Rebstöcke an, heute sind es knapp 4000. Klingende<br />
N<strong>am</strong>en wie Chardonnay, Pinot Noir oder<br />
Rösler sind dabei ebenso zu finden wie die robuste<br />
Sylvaner-Weißweintraube, die das Alpenklima<br />
besonders gut verträgt. Aus den Trauben werden<br />
dann behuts<strong>am</strong> mehrere Weine gekeltert, die Flürs<br />
geben jedem Wein die Zeit, die er braucht, um sich<br />
vollends entfalten zu können.<br />
Die Weißweine werden dann im Stahltank gelagert,<br />
die Rotweine reifen teilweise in Holzfässern,<br />
die ganz speziell für das Weingut Flür angefertigt<br />
wurden. Zu diesem Zweck ist der Fassbinder extra<br />
aus dem Burgund angereist, hat die Flür’schen<br />
Weine ausgiebig verkostet und danach das perfekte<br />
Holz ausgewählt, mit dem perfekten Toasting<br />
angefertigt – alles exakt auf den individuellen<br />
Geschmack der Weine abgestimmt. Ein gutes Beispiel<br />
dafür, dass die Flürs lieber nichts dem Zufall<br />
überlassen und bei der Qualität ihrer Weine keine<br />
Kompromisse eingehen wollen.<br />
Dazu gehört auch eine selbstauferlegte Mengenbegrenzung.<br />
Schon bald wird die maximale Anzahl<br />
von 4300 Rebstöcken erreicht sein und d<strong>am</strong>it<br />
lassen sich pro Jahr gut 3500 Flaschen füllen. Mehr<br />
sollen es nicht werden. Die Weine aus dem Hause<br />
Flür gehen in kleinen Mengen an ausgewählte Gasthäuser<br />
und Restaurants. Der überwiegende Teil<br />
wird direkt im Weingut <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl<br />
verkauft, zu Preisen von 11 bis 19 Euro pro Flasche.<br />
Die gute Qualität wird von den Kunden honoriert<br />
und darf auch einen guten Preis haben. Die Flürs<br />
haben auf ihrem Weingut gleich zwei attraktive<br />
Verkostungsräume. Der größere davon vermag<br />
eine ganze Busladung erlebnis- und weindurstiger<br />
Interessenten aufzunehmen und man glaubt es<br />
Alexandra und Georg gern, dass es ab und zu richtig<br />
lustig werden kann <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl.<br />
<strong>Tirol</strong>er Weinbau stark<br />
im Kommen<br />
Die Flürs sind als Weinbauern in Nordtirol längst<br />
keine Exoten mehr. Zwar ist der <strong>Tirol</strong>er Anteil an<br />
der ges<strong>am</strong>tösterreichischen Weinanbaufläche mit<br />
0,2 Prozent verschwindet klein, die Weine brauchen<br />
sich aber wahrlich nicht zu verstecken und<br />
zahlreiche Erzeugnisse <strong>Tirol</strong>er Kelter sind längst<br />
zu österreichischen Qualitätsweinen geworden.<br />
Übrigens hat <strong>Tirol</strong> erst seit fünf Jahren einen<br />
eigenen Weinbauverband, als letztes Bundesland<br />
Österreichs. Mittlerweile hat der Verband – der von<br />
den leidenschaftlichen Weinbauern Peter Zoller<br />
(Obmann), Georg Flür und Edgar Tangl gegründet<br />
wurde – heute an die 50 Mitglieder. Ein gutes<br />
und sicheres Zeichen dafür, dass der Weinbau in<br />
Nordtirol in den letzten Jahren einen gewaltigen<br />
Aufschwung genommen hat.<br />
Glaubt man den Klimaexperten, dann wird sich<br />
zumindest wettertechnisch nicht viel ändern in<br />
den nächsten Jahrzehnten, es wird so schnell keine<br />
„kleine Eiszeit“ mehr kommen, nicht einmal eine<br />
ganz kleine. Und das wiederum sind für die immer<br />
größere Zahl der Liebhaber Nordtiroler Weine<br />
durchaus erfreuliche Nachrichten.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
92 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
750 JAHRE<br />
WEINERFAHRUNG<br />
Seit 1267 in Eppan / Südtirol<br />
und seit 73 jahren in Nordtirol<br />
bestens etabliert.<br />
Als inntovativer Partner von Hotellerie & Gastronomie,<br />
sowie Fach- und Einzelhandel ist die Weinkellerei<br />
P. Meraner mit ihrem Te<strong>am</strong> in <strong>Tirol</strong>, in Teilen Südtirols,<br />
in der Schweiz und in Deutschland bestens vertreten.<br />
Ein gut sortiertes, qualitativ hochwertiges Angebot im<br />
Bereich Wein, Ch<strong>am</strong>pagner, erlesenen Spirituosen und<br />
gesunden Natursäften, sowie Seriosität und<br />
ein ausgezeichnetes Preis- Leistungsverhältnis<br />
stehen für den N<strong>am</strong>en Meraner.<br />
www.meraner.at
Der perfekte Tisch<br />
Tischlein deck dich<br />
Die Bedeutung eines gepflegten Table Top in der sinnlichen Vermittlung von<br />
Kulinarik wird oft unterschätzt. Zu Unrecht, demonstriert Manuel<br />
Harnischmacher von WMF. Glasperlenbestrahlung und Dekore sind im Kommen.<br />
I<br />
n der Kulturgeschichte des Essens und<br />
Trinkens darf der Einfluss der Esswerkzeuge<br />
nicht unterschätzt werden. In der<br />
Spitzengastronomie kommt es in der Speisenpräsentation<br />
nämlich auch auf die Optik an. Diese<br />
kann mit passendem Geschirr unterstrichen oder<br />
aber mit unpassendem Geschirr zunichte gemacht<br />
werden. Haute Cuisine findet dort statt, wo wertige<br />
Ware zum Einsatz kommt. Das beginnt beim<br />
Lebensmittel und hört beim Geschirr auf. Haben<br />
Sie schon einmal grandiosen Wein aus einem<br />
Pappbecher getrunken, schon einmal Sagenhaftes<br />
von Papptellern gegessen? Eben. „Geschirr spielt<br />
bei gepflegter Kulinarik eine große Rolle. Vor allem<br />
in der Gastronomie sollte auch das Geschirr etwas<br />
Besonderes sein, das zum außergewöhnlichen<br />
Ges<strong>am</strong>terlebnis beiträgt“, sagt Manuel Harnischmacher,<br />
der Ansprechpartner für die professionelle<br />
Gastronomie bei WMF.<br />
Erst die Pflicht, dann die kür<br />
Wie jeder andere Bereich im Leben ist auch der Geschirrbereich<br />
Moden und Trends unterworfen. Bevor<br />
man sich allerdings zu sehr mit aktuellen Modeerscheinungen<br />
beschäftigt, sollte man die Basics erfüllt<br />
haben, sagt Harnischmacher: „Es ist uns ein Anliegen,<br />
dass Gastronomen ein gepflegtes Table Top zur<br />
Verfügung stellen.“ D<strong>am</strong>it sind vor allem zeitlose,<br />
94 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Anna Geiger und Manuel Harnischmacher<br />
wissen Bescheid, was die Gastronomie<br />
braucht, um den Erlebnischarakter des<br />
Kulinarischen zu betonen.<br />
Glasperlenbestrahltes Besteck hinterlässt<br />
keine Fingerabdrücke, liegt gut in<br />
der Hand und ist extrem langlebig. Die<br />
Kombination aus glasperlenbestrahlten<br />
Griffen und polierten Endstücken ist der<br />
kommende Trend.<br />
dezente Artikel gemeint, die mit Langlebigkeit und<br />
hohem praktischem Nutzen zu überzeugen wissen.<br />
Ist die Pflicht erst einmal erfüllt, kann es an die Kür<br />
gehen. Dafür eignen sich Dekore, die es in allen<br />
erdenklichen Varianten gibt und die sich zusätzlich<br />
mit dem eigenen Logo individualisieren lassen. Beim<br />
Besteck gibt es ebenfalls ständig neue Formen, die<br />
den Vorstellungen der Kunden Rechnung tragen.<br />
Die Kombination aus glasperlenbestrahlten Griffen<br />
mit konventionellen Zinken und Blättern ist gerade<br />
schwer angesagt. Gerade in der Gastronomie werden<br />
an Geschirr, Besteck und Gläser sehr hohe Anforderungen<br />
gestellt, was die Lebensdauer betrifft.<br />
Fünf Jahre Glasur-Garantie gewährt Tafelstern,<br />
die Profi-Linie von WMF, wie Anna Geiger, die für<br />
die Gastronomie zuständig ist, erklärt. Unschöne<br />
schwarze Striche <strong>am</strong> <strong>Teller</strong>, wie sie durch wiederholtes<br />
Schneiden auftreten können, gibt es dadurch<br />
nicht. Alle Dekore sind selbstverständlich geschirrspülerfest,<br />
die Vignetten werden in Glasur gemacht,<br />
wodurch die Farbe nicht verblassen könne. Flugrost<br />
gibt es bei gutem Besteck sowieso nicht. „Das ist ein<br />
absolutes No-Go“, schüttelt Harnischmacher den<br />
Kopf. Bestecke von WMF bestehen nämlich aus rostfreiem,<br />
säureresistentem Edelstahl mit 18 Prozent<br />
Chrom und zehn Prozent Nickel, im Markenn<strong>am</strong>en<br />
Cromargan genannt und für die Ewigkeit hergestellt.<br />
Selbiges gilt auch für das Silberbesteck, das aber in<br />
der Pflege mehr Aufwand verursacht. „Man hat das<br />
Besteck sogar in einen Betonmischer geschmissen,<br />
um die Kratzfestigkeit zu testen“, sagt Harnischmacher.<br />
Zu derartigen Härten wird es im Gastro-Alltag<br />
hoffentlich nicht kommen. Dennoch beruhigt der<br />
Gedanke, dass selbst Betonmischer dem Besteck<br />
nichts anhaben können.<br />
Essen und Trinken ist immer etwas Sinnliches,<br />
das in anderen Kulturen sogar noch stärker zelebriert<br />
wird als in unseren Breiten. „Momentan ist die<br />
Erlebnisgastronomie stark im Vormarsch. Erleben<br />
kann auch durch das Erzeugen von Emotionen umgesetzt<br />
werden. Das ist mit schönem Besteck und<br />
Geschirr und der stilsicheren Inszenierung der Speisen<br />
relativ leicht machbar“, sagt Harnischmacher,<br />
der in der österreichischen Gastronomie noch viel<br />
Potenzial sieht.<br />
Kompetenz stellt WMF auch im Bereich Gastro-<br />
Kaffeemaschinen seit vielen Jahren unter Beweis.<br />
„Mit unserem Equipment liefern wir beste Qualität<br />
– zu 100 Prozent made in Germany – und besten<br />
Service, der keine Wünsche offenlässt“, weiß Harnischmacher.<br />
Zu einem professionellen Table Top<br />
gehören selbstverständlich auch entsprechende<br />
Gläser. Auch in dieser Beziehung bietet WMF ein<br />
ebenso breites wie langlebiges Sortiment mit extrem<br />
niedriger Bruchquote und Weingläsern „aus einem<br />
Guss“.<br />
Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 95
Imker<br />
Die Honig<br />
Macher<br />
<strong>Tirol</strong>er Honig ist ein begehrtes Naturprodukt, tausende<br />
Bienenvölker im Land strengen sich mächtig an, möglichst viel<br />
des flüssigen Goldes zu liefern. Mindestens genau so fleißig wie<br />
die Bienen sind aber auch die vielen <strong>Tirol</strong>er Imker.<br />
W<br />
ie<br />
wichtig die Bienen für das ökologische<br />
Gleichgewicht sind, hat Albert<br />
Einstein einmal in drastische Worte<br />
gefasst: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet,<br />
hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine<br />
Bienen, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen<br />
mehr.”<br />
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum<br />
auch hierzulande die Bienen gefährdet sind, viele<br />
davon hat der Mensch mitverursacht. Aber es gibt<br />
im Land auch unzählige Menschen, denen der Erhalt<br />
der Immen so etwas wie eine Lebensaufgabe<br />
geworden ist – die Imker.<br />
Der Bienen-Taxler aus<br />
ReTTenschöss<br />
Wenn von Bienen die Rede ist, wird das Wort<br />
„fleißig“ meist nicht weit sein. Tatsächlich sind die<br />
Leistungen der Bienen bei Futtersuche, Honigproduktion<br />
und Brutpflege beeindruckend, aber auch<br />
auf die Imker trifft der Begriff „fleißig“ durchaus<br />
zu. Auf Bernhard Bichler zum Beispiel. Er betreibt<br />
in Rettenschöss eine Bio-Imkerei und ist nebenbei<br />
Bio-Referent beim <strong>Tirol</strong>er Bienenzuchtverein. Mit<br />
seinen gut 300 Bienenvölkern gehört Bichler zu den<br />
„großen“ Imkern im Land, dementsprechend groß<br />
ist auch der Arbeitsaufwand: „Manchmal hab‘ ich<br />
das Gefühl, dass ich hauptsächlich Taxifahrer für<br />
meine Bienenvölker bin“, lacht Bernhard Bichler.<br />
Der Grund dafür liegt im jeweils aktuell verfügbaren<br />
Nektar-Angebot für die Bienen. Diese verfügbaren<br />
Nahrungsmittelquellen nennt der Imker „Tracht“.<br />
„Wenn eine Tracht nicht mehr viel hergibt, dann<br />
packe ich meine Völker ins Auto und fahr‘ sie dorthin,<br />
wo es für die Bienen etwas zu s<strong>am</strong>meln gibt“,<br />
sagt Bichler. Die Bienenvölker von Bernhard Bichler<br />
verteilen sich auf insges<strong>am</strong>t 18 Standorte, dementsprechend<br />
viel ist der Bio-Imker unterwegs.<br />
Bichler ist – was die Imkerei betrifft – so etwas<br />
wie ein Spätberufener. Nach zwei Jahrzehnten<br />
Berufstätigkeit als Maschinenbau-Ingenieur hat er<br />
96 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Honig<br />
„Ein Imker hat schon<br />
sehr viel Einfluss auf<br />
die Qualität seines<br />
Honigs.“<br />
<br />
Heinrich Gritsch, Imker aus Silz<br />
von Büroarbeit genug gehabt und begonnen, sich<br />
für Bienen zu interessieren: „Ich wollte in der Natur<br />
draußen arbeiten und das kann ich jetzt zur Genüge<br />
tun“, sagt Bernhard Bichler.<br />
Zahlreiche seiner Bienenvölker hat er im Langen<br />
Grund bei Kelchsau stationiert und wenn die Alpenrosen<br />
in voller Blüte stehen, bringt er seine Honig-<br />
S<strong>am</strong>mler bis auf 2.000 Meter hinauf. Das Produkt<br />
der Bienen findet sich dann – von „Bio <strong>am</strong> Berg“<br />
vermarktet – in zahlreichen Lebensmittelgeschäften<br />
wieder und steht meistens nicht lange in den<br />
Regalen. Bio-Honig ist gefragt und Bio-Honig darf<br />
auch etwas kosten. Trotzdem bevorzugt Bichler den<br />
Ab-Hof-Verkauf seines Honigs und er ist auch auf<br />
vielen Bauernmärkten zu finden. Vor allem deshalb,<br />
weil ihm der persönliche Kontakt mit seinen Kunden<br />
sehr wichtig ist.<br />
Das vergangene Jahr war wegen des schönen<br />
Sommers ein gutes Jahr für die Bienen, sie sind sehr<br />
kräftig in den Winter gegangen. Auch heuer schaut<br />
es sehr gut aus, die Bienenvölker „schwärmen“ stärker<br />
als in anderen Jahren und zeigen dadurch ihre<br />
Vitalität. Zwar ist die berüchtigte Varroa-Milbe auch<br />
in <strong>Tirol</strong> eine stete Gefahr, aber sie hat schon weit<br />
schrecklicher gewütet. Das hat auch mit der guten<br />
Arbeit der Imker zu tun, von denen immer mehr auf<br />
die Bio-Schiene umschwenken. Und d<strong>am</strong>it, dass mit<br />
der Rasse „Carnica“ eine sehr robuste Biene immer<br />
mehr Verbreitung in <strong>Tirol</strong> findet.<br />
Fotos: Friedle<br />
Araber lieben Honig aus Silz<br />
Heinrich Gritsch aus Silz ist seit 40 Jahren Imker<br />
aus Leidenschaft, ihm kann in Sachen Bienen keiner<br />
im Land etwas vormachen. Der Landwirt hat früher<br />
die Imkerei als Nebenerwerb geführt und mehr als<br />
120 Bienenvölker betreut. Heute gibt er sich in seiner<br />
verdienten Pension mit 40 Völkern zufrieden,<br />
wohl gerade deshalb ist sein Honig noch begehrter<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 97
Imker<br />
geworden. Seine Kunden kommen buchstäblich aus<br />
der ganzen Welt: „Seit zwei, drei Jahren kommen<br />
immer wieder Araber zu mir nach Silz und kaufen<br />
meinen Honig. Einmal sagte mir einer: ‚You are a<br />
very f<strong>am</strong>ous man in Arabia.‘ Es hat dort in einer<br />
Zeitung einen Artikel über mich gegeben und so hat<br />
sich das verbreitet“, freut sich „der sehr berühmte“<br />
Gritsch. Überhaupt ist Heinrich Gritsch beinahe<br />
schon als Medienstar unter den <strong>Tirol</strong>er Imkern zu<br />
bezeichnen, es gibt unzählige Zeitungsberichte über<br />
ihn, das Fernsehen hat auch schon öfter bei ihm<br />
in Silz gedreht. Erst kürzlich war ein K<strong>am</strong>erate<strong>am</strong><br />
von ARTE zu Besuch, im bayrischen Fernsehen war<br />
dann der Beitrag zu sehen.<br />
Heinrich Gritsch hat auch einige Bücher über seine<br />
Leidenschaft verfasst, eines davon, „Imkern in den<br />
Alpen“, ist das wohl meistverkaufte Fachbuch über<br />
Imkerei in ganz Österreich und geht derzeit in seine<br />
siebte Auflage. Gritsch ist die Weitergabe seines<br />
Wissens ein echtes Anliegen, jedes Jahr finden sich<br />
zahlreiche Schulklassen bei ihm ein und immer<br />
wieder bekommt der Imker Besuch von Berufskollegen<br />
und solchen, die es noch werden wollen. Auf<br />
seinem Grundstück befindet sich ein kleiner, aber<br />
sehr informativer Bienenlehrpfad und man kann<br />
in einem gläsernen Schaubienenstock den Immen<br />
bei ihrer faszinierenden Tätigkeit zuschauen. Dass<br />
das Interesse an der Imkerei in den letzten Jahren<br />
spürbar angestiegen ist, freut Heinrich Gritsch sehr<br />
und für seine Arbeit wird ihm viel Wertschätzung<br />
entgegengebracht.<br />
Diese Wertschätzung spiegelt sich auch im Kaufverhalten<br />
seiner Kunden wider: „Ich kann mich<br />
gar nicht erinnern, wann mich der letzte Kunde<br />
um den Preis für meinen Honig gefragt hat“, sagt<br />
Gritsch. Das liegt vielleicht auch daran, dass <strong>Tirol</strong>er<br />
Honig gar nicht so viel kostet, wie er eigentlich wert<br />
ist – durchschnittlich kann man von etwa 15 Euro<br />
für ein Kilogr<strong>am</strong>m ausgehen. Das liegt nur unwesentlich,<br />
wenn überhaupt, über dem Preis für Honig<br />
aus ausländischer Produktion, wo die Bienenvölker<br />
<strong>am</strong> Rand von riesigen Raps- oder Sonnenblumen-<br />
Plantagen angesiedelt werden. Dass ein mit monokultureller<br />
Massen-Tracht erzeugter Honig in<br />
Geruch, Geschmack und Qualität nicht mit Honig<br />
aus <strong>Tirol</strong> in Konkurrenz zu treten braucht, versteht<br />
sich von selbst.<br />
Guter Imker, guter Honig<br />
Schon <strong>am</strong> Duft eines Honigs lässt sich also die<br />
Artenvielfalt einer Tracht erahnen – aber wie viel<br />
Einfluss hat eigentlich der Imker selbst auf den Geschmack<br />
„seines“ Honigs? „Schon sehr viel“, meint<br />
Heinrich Gritsch. „Der Wabenbau sollte möglichst<br />
jung sein, alle alten Waben müssen raus aus dem<br />
Stock. Das ist auch für das Volk gut und starke Völker<br />
sorgen für mehr Inhaltsstoffe. Den Honig muss<br />
man vor der Ernte ausreichend lange reifen lassen,<br />
da spielt die Erfahrung eine große Rolle. Hygiene<br />
ist natürlich auch sehr wichtig, ich verwende beim<br />
Schleudern nur Gefäße aus Edelstahl. Die richtige<br />
Temperatur und auch die Luftfeuchtigkeit beim<br />
Schleudern, Abfüllen und Lagern sind ebenfalls<br />
bedeutende Faktoren für eine gute Qualität.“<br />
Die vielen leidenschaftlichen Imker im Land<br />
sind mit ihren Bienenvölkern ein ganz wesentlicher<br />
Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems.<br />
Bernhard Bichler, Heinrich Gritsch und all ihre Berufskollegen<br />
kümmern sich tagtäglich mit vollem<br />
Einsatz um ihre Bienen und diese danken es ihnen<br />
mit einem der köstlichsten Geschenke, das die<br />
Natur zu bieten hat – echtem, wild ges<strong>am</strong>meltem<br />
Honig.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
98 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Zillertaler Tourismusschulen<br />
Gastlichkeit<br />
An den Zillertaler Tourismusschulen wird jene Gastlichkeitkeit vermittelt, für die das Land<br />
<strong>Tirol</strong> bekannt und geschätzt ist. AbsolventInnen beweisen nicht nur theoretisches Fachwissen,<br />
sondern wissen auch im direkten Kontakt mit dem Gast zu überzeugen.<br />
<strong>Tirol</strong> ist ein Land, das wie kaum<br />
ein anderes touristisch geprägt<br />
ist. Für einen nachhaltig positiven<br />
Eindruck bei den Gästen ist aber<br />
nicht nur die Hardware – <strong>Tirol</strong>s landschaftliche<br />
Schönheit – sondern auch die<br />
Software, der Mensch als kompetenter<br />
und weltoffener Dienstleister <strong>am</strong> Gast,<br />
unverzichtbar. Die Zillertaler Tourismusschulen<br />
sind die erste Adresse in <strong>Tirol</strong>,<br />
wenn es um touristische und gastronomische<br />
Berufsausbildungen geht. Doch<br />
nicht nur das. AbsolventInnen aus Zell<br />
<strong>am</strong> Ziller sind aufgrund durchwegs hoher<br />
Ausbildungsstandards auch abseits<br />
touristischer Berufe sehr gefragt. Mit<br />
Ausbildungsschwerpunkten wie „Interkulturelle<br />
Gastronomie und Hotellerie“<br />
trägt man den geänderten Anforderungen<br />
einer globalisierten Welt Rechnung.<br />
Breites Angebot mit Praxisbezug<br />
Das Ausbildungsangebot umfasst eine<br />
Höhere Lehranstalt für Tourismus (5-jährig<br />
mit Matura), eine 3-jährige Hotelfachschule,<br />
einen Aufbaulehrgang für<br />
Tourismus (3-jährig mit Matura) und den<br />
Schwerpunkt „Freizeitsport und Golf“ in<br />
der Tourismusfachschule. Die Zillertaler<br />
Tourismusschulen bewegen sich mit<br />
der ständigen Weiterentwicklung stets<br />
auf der Höhe der Zeit.<br />
Doch nicht allein auf die Vermittlung<br />
theoretischen Wissens kommt es<br />
an. „Learning by doing“, der konkrete<br />
Unterricht <strong>am</strong> Gast, wird großgeschrieben.<br />
Entsprechend bekommen<br />
SchülerInnen das Rüstzeug mit, um in<br />
allen Bereichen der Gastronomie und<br />
Hotellerie s<strong>am</strong>t angeschlossenen Branchen<br />
bestens reüssieren zu können.<br />
Sprachkenntnisse (Englisch, Italienisch,<br />
Französisch, Spanisch, Russisch) und<br />
Social Skills kommen ebenfalls nicht zu<br />
kurz. Im Rahmen eines Tages der offenen<br />
Tür <strong>am</strong> 19. Jänner 2017 (9 bis 17<br />
Uhr) gibt es die Möglichkeit, sich selbst<br />
ein Bild von der hohen Schule der Gastlichkeit<br />
zu machen.<br />
So manch erfolgreicher <strong>Tirol</strong>er Gastronom<br />
hat sich die Basis für den Erfolg<br />
an den Zillertaler Tourismusschulen geschaffen.<br />
Kontakt<br />
Zillertaler Tourismusschulen<br />
Schwimmbadweg 3, 6280 Zell <strong>am</strong> Ziller<br />
Tel.: 05282 3157<br />
info@zillertaler-tourismusschulen.at<br />
www.zillertaler-tourismusschulen.at<br />
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Kräuter<br />
Alles im<br />
Topf<br />
Kleine<br />
Kräuterkunde<br />
Basilikum<br />
Mildes Aroma, eignet sich bestens für<br />
mediterrane Gerichte.<br />
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Neben Basilikum der Klassiker unter den<br />
mediterranen Gewürzen.<br />
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Schmeckt sehr intensiv, wird oft auch<br />
„Maggikraut“ genannt.<br />
Oregano<br />
Herb und intensiv duftend, darf Oregano<br />
auf keiner Pizza fehlen.<br />
Majoran<br />
Erinnert etwas an Thymian, ist aber<br />
deutlich süßer im Geschmack.<br />
Rosmarin<br />
Der würzige Geschmack der dicken,<br />
grünen Nadeln ist einzigartig.<br />
E<br />
inst waren die Strillingers aus Söll ein<br />
Landwirtschaftsbetrieb wie viele andere<br />
in <strong>Tirol</strong> und unter anderem in der Fleischproduktion<br />
tätig. Großvater Strillinger hat dann<br />
mit dem Anbau von Feldgemüse in Folientunnels<br />
begonnen und bald wurden Tomaten, Paprika<br />
und Gurken in den Handel gebracht. Etwas später<br />
wurden dann großflächig die ersten Kräuter angepflanzt.<br />
Die Nachfrage war da, doch dann hat die<br />
Reaktorkatastrophe in Tschernobyl die ges<strong>am</strong>te<br />
Ernte der Strillingers unbrauchbar gemacht.<br />
Aber F<strong>am</strong>ilie Strillinger hat nicht aufgegeben,<br />
die ersten Gewächshäuser wurden errichtet und als<br />
Betrieb spezialisierte man sich ab diesem Zeitpunkt<br />
auf die Produktion von Bio-Topfkräutern. D<strong>am</strong>als<br />
waren Töpfchen mit Basilikum, Thymian oder Liebstöckel<br />
ein absolutes Nischenprodukt. Gartenbau<br />
Strillinger war d<strong>am</strong>it in <strong>Tirol</strong> der Erste <strong>am</strong> Markt.<br />
Im Laufe der Jahre wurde die Anbaufläche immer<br />
größer und größer, heute verfügt Strillinger über<br />
10.000 Quadratmeter in beheizbaren Gewächshäusern<br />
und über noch einmal gut 8000 Quadratmeter<br />
Gartenbau Strillinger im <strong>Tirol</strong>er<br />
Unterland ist österreichweit<br />
bekannt für seine Bio-Topfkräuter.<br />
Das F<strong>am</strong>ilienunternehmen hat als<br />
einer der ersten Landwirtschaftsbetriebe<br />
auf die Produktion von<br />
Topfkräutern gesetzt und d<strong>am</strong>it<br />
eine beachtliche Erfolgsstory<br />
geschrieben.<br />
Freilandfläche. Dort werden alle nur denkbaren<br />
Küchenkräuter angepflanzt und in den Handel gebracht<br />
– pro Jahr verlassen zwischen 1,6 und 1,75<br />
Millionen kleine Töpfchen das Betriebsgelände in<br />
Söll.<br />
Mit der Anbaufläche ist gleichzeitig auch der<br />
technische Produktionsaufwand gestiegen. Heute<br />
funktioniert vieles vollautomatisch – vom regelmäßigen<br />
Gießen, über die Schattier-Schirme, bis hin<br />
zu Ventilatoren, die natürlichen Wind vortäuschen.<br />
Heute leitet Michael Strillinger den F<strong>am</strong>ilienbetrieb<br />
und bei seiner täglichen Arbeit unterstützen ihn 17<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Produktion<br />
der Topfkräuter ist bio-zertifiziert, für Michael Strillinger<br />
eine Selbstverständlichkeit: „Bei uns gibt es<br />
keine Spritzmittel und keine sonstigen Wachstumshelfer.<br />
Wir versuchen mittels Technik in unseren<br />
Gewächshäusern, die natürlichen Lebensbedingungen<br />
der Kräuter zu gewährleisten. Im Prinzip ist es<br />
so, dass eine Massenproduktion wie bei uns ohnehin<br />
nur mit Bio-Standards funktioniert.“ Gegossen<br />
werden die Pflanzen mit Trinkwasser und es kommt<br />
Fotos: Friedle<br />
100 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
„Für jeden Schädling gibt es in<br />
der Natur einen<br />
Gegenspieler.“<br />
<br />
Michael Strillinger<br />
nur die allerbeste Erde zum Einsatz. Wenn einmal<br />
Schädlinge auftauchen – und das tun sie zur Genüge<br />
– dann ist das für Michael Strillinger kein Grund,<br />
in Panik zu verfallen: „Für jeden Schädling gibt es<br />
in der Natur einen Gegenspieler, also kaufen wir in<br />
der Woche im Schnitt für 600 Euro Nützlinge, die<br />
dann bei den Pflanzen ausgebracht werden. Heuer<br />
hatten wir etwa Probleme mit der Kartoffel- und der<br />
Pfirsich-Laus. Das haben wir mit zehntausenden<br />
Nützlingen aber locker in den Griff bekommen,<br />
ganz ohne Chemie.“<br />
Die absolute Unbedenklichkeit seiner Bio-Kräuter<br />
ist Strillinger ein großes Anliegen und darum arbeitet<br />
man seit Neuestem mit einem Consulting-Unternehmen<br />
zus<strong>am</strong>men. Laufend werden sämtliche<br />
Produktionsabläufe genau unter die Lupe genommen,<br />
um die auch vom Handel geforderte Sicherheit<br />
garantieren zu können.<br />
Hauptabnehmer und d<strong>am</strong>it größter Kunde von<br />
Strillinger ist SPAR. Die Topf-Kräuter aus Söll finden<br />
sich in jedem Supermarkt Österreichs. Dabei<br />
kommt Gartenbau Strillinger entgegen, dass der<br />
Handel eine entsprechende Beschaffungs-Logistik<br />
aufgebaut hat und seine Zulieferer auch finanziell<br />
unterstützt. Gartenbau Strillinger hat vor über 30<br />
Jahren den riskanten ersten Schritt auf einem neuen<br />
Weg gewagt – und dieser Pioniergeist ist belohnt<br />
worden. <br />
Gernot Zimmermann<br />
tradition & MODERNE<br />
Hotel Sailer. Das Hotel Sailer ist ein traditionsreiches Haus, in dem man mit der Zeit geht.<br />
Kulinarisch hat das Restaurant mit sieben Stuben, zwei Sälen und Gastgarten viel zu bieten.<br />
Tradition verpflichtet: Seit 1896<br />
und fünf Generationen ist das<br />
Hotel Sailer im Besitz der F<strong>am</strong>ilie<br />
Sailer. Kaum irgendwo in Innsbruck<br />
versteht man es, Tradition und Moderne<br />
derart harmonisch miteinander zu<br />
verbinden. Das Hotel verfügt über 88<br />
Zimmer, vom Standardzimmer über die<br />
Business-Zimmer bis hin zur luxuriösen<br />
Suite finden sich alle Bedürfnisse abgedeckt.<br />
Im Hotel befindet sich auch ein<br />
Wellnessbereich mit Sauna und D<strong>am</strong>pfbad,<br />
wo man je nach Lust und Laune die<br />
Seele baumeln lassen kann. Mit dem<br />
K<strong>am</strong>inzimmer ist man auch für Seminare<br />
bestens gerüstet. Das Restaurant<br />
ist ein wirkliches Highlight, besteht es<br />
doch aus sieben, in verschiedenen Stilen<br />
gehaltenen Stuben sowie zwei Sälen,<br />
wo auch größere Veranstaltungen perfekt<br />
ausgerichtet werden. Küchenchef<br />
Restaurant Sailer: Top-Gastronomie in abwechslungsreichem Ambiente.<br />
Hannes Kärle und sein Te<strong>am</strong> verstehen<br />
es perfekt, der gutbürgerlichen<br />
Küche zu moderner Leichtigkeit und<br />
ungeahnter Raffinesse zu verhelfen.<br />
Ergänzend verfügt das Restaurant über<br />
einen bestens sortierten Weinkeller. Im<br />
Innenhof findet man einen der schönsten<br />
Gastgärten Innsbrucks – ein echter<br />
Geheimtipp.<br />
❦<br />
Kontakt<br />
Hotel Sailer ****<br />
Ad<strong>am</strong>gasse 8 | A-6020 Innsbruck<br />
Tel. +43 (0)512 5363<br />
Fax +43 (0)512 53637<br />
E-Mail: hotel@sailer-innsbruck.at<br />
www.sailer-innsbruck.at<br />
– Bezahlte Anzeige –
Interview<br />
Der Alm<br />
Kräuterer<br />
Joseph – wie wird man eigentlich ein Almkräuterer?<br />
Joseph Heim: Ich bin einem traditionellen, sehr<br />
katholischen Elternhaus im Zillertal aufgewachsen,<br />
mein Vater war Mesner. Ich bin dann sozusagen<br />
in die Firma eingetreten, habe Theologie studiert<br />
und danach zehn Jahre lang als Religionslehrer<br />
unterrichtet. Nach meinem Austritt aus der Kirche<br />
bin ich natürlich gekündigt worden und plötzlich<br />
buchstäblich nackt dagestanden. Also hab‘ ich mir<br />
gedacht: Gehst halt einmal einen Sommer lang auf<br />
eine Alm.<br />
Haben Sie vorher schon Erfahrung als Almer gehabt?<br />
Heim: Nicht direkt. Mein Vater war zwanzig Jahre<br />
lang Almer, Knecht und Melker, da hab‘ ich als<br />
Kind natürlich einiges mitgekriegt <strong>am</strong> Zillergrund.<br />
Wie ich 1998 meinen ersten Job auf einer Alm<br />
bekommen hab‘, musste ich den Bauern vorher<br />
notgedrungen ein bisschen anlügen, was meine<br />
bisherigen Erfahrungen betroffen hat. Und dann<br />
bin ich auf die wildeste Alm überhaupt gekommen.<br />
Ich hab‘ so was von null Ahnung gehabt – und in<br />
meiner Verzweiflung den Vater angerufen. Zum<br />
ersten Mal in meinem Leben hab ich ihn wirklich<br />
gebraucht. Er ist dann für 14 Tage hergekommen<br />
und hat mir vieles gezeigt.<br />
Auch wie man mit den Tieren umgeht?<br />
Heim: Es war eine Alm für Galt-Viecher, die<br />
muss man nicht melken, das war also nicht so das<br />
Problem. Das Allerwichtigste für mich war, dass mir<br />
mein Vater die Meisterwurz gezeigt hat. Das hat<br />
eigentlich schlagartig mein Interesse für Kräuter<br />
geweckt. Die Meisterwurz ist die Königin unter den<br />
Kräutern, sie kann alles. Bei einem Selbstversuch<br />
wegen starker Magenschmerzen hab ich ein Stück<br />
von der Meisterwurz roh gegessen und schon nach<br />
Sekunden hat sich eine positive Wirkung eingestellt.<br />
Das ist schon sehr schön.<br />
Joseph Heim ist vielen Innsbruckern ein<br />
Begriff, denn in der Markthalle verkauft er seine<br />
Almkräuter. Im Interview erzählt Joseph wie er<br />
zum Almkräuterer geworden ist, wo er die<br />
Ursachen von Erkrankungen sieht und was<br />
Kräuter alles können.<br />
War ihr Vater so etwas wie ein Almkräuterer?<br />
Heim: Mehr der Opa. Der hat immer gesagt: Wenn<br />
dir oder einem Viech was fehlt, geh zum Bach,<br />
lass das Hack‘l daho<strong>am</strong>e und nimm dir von der<br />
Meisterwurz mit, was der Bach hergibt. Und dann<br />
k<strong>am</strong> die Sache mit der wunders<strong>am</strong>en Heilung der<br />
Holländerin und das hat mir meinen weiteren Weg<br />
aufgezeigt.<br />
Sie haben erfolgreich eine Frau behandelt?<br />
Heim: (lacht) Eine Holländerin ist eine Milchkuhrasse,<br />
die mir ein Bauer auf die Alm gebracht hat.<br />
Eines Tages ist die Kuh dann dagelegen und nicht<br />
mehr aufgestanden. Der Bauer hat gemeint, das<br />
wird ein Fall für die Versicherung, die Kuh wird<br />
sterben. Daraufhin hab ich Meisterwurz ges<strong>am</strong>melt,<br />
einen Sud daraus gemacht und der Kuh eingeflößt.<br />
In der Nacht ist sie mir dann mindestens<br />
Fotos: Friedle (2), Kröll (2)<br />
102 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Genussregion<br />
drei Mal gestorben, aber in der Früh ist sie wieder<br />
dagestanden, als wenn nichts gewesen wäre. Da hab‘<br />
ich gewusst, dass ich mich in diese Materie weiter<br />
vertiefen möchte.<br />
Wo und wie haben sie Ihr Wissen über Kräuter ges<strong>am</strong>melt?<br />
Heim : Zum einen gibt es unendlich viele Bücher –<br />
gute, mittelmäßige und auch schlechte, da ist also<br />
viel Wissen da. Ich hab mit vielen Hexerinnen und<br />
Hexern geredet und viel an Wissen bringen mir auch<br />
meine Kunden und Besucher in die Markthalle mit.<br />
Einiges hab ich durch Probieren herausgefunden<br />
und auch mein Langzeitgedächtnis hat mir geholfen,<br />
denn ich hab mich erinnern können, was der Opa<br />
alles über die heils<strong>am</strong>e Wirkung von Kräutern erzählt<br />
hat. Er hat immer gesagt: Gegen jede Krankheit<br />
ist ein Kräutel gewachsen. Was nicht ganz stimmt,<br />
denn inzwischen weiß ich, dass gegen jede Krankheit<br />
mindestens fünf Kräuter gewachsen sind.<br />
Sie trauen sich zu, Krankheiten zu diagnostizieren?<br />
Heim: Ich hab‘ da einen anderen Zugang, denn<br />
ich glaube nicht, dass es Krankheiten in dem Sinn<br />
gibt, ein Leiden ist vielmehr ein Symptom von<br />
ungünstigen Lebensumständen. Jeder hat für sich<br />
selbst die Verantwortung über sein Leben und seine<br />
Gesundheit. Ich zeige Wege auf, wie man mithilfe von<br />
Kräutern selber Linderung eines Leidens oder dessen<br />
Heilung erzielen kann. Man muss die Ursachen<br />
bekämpfen und nicht die Auswirkungen. Denn das<br />
macht ohnehin die Pharmaindustrie.<br />
Wenn Sie Kräuter als Heilmittel anbieten, müssen Sie<br />
da nicht auch wissenschaftlich über deren Wirkungen<br />
Bescheid wissen?<br />
Heim: Darum hab ich ja vor vier Jahren die Apothekerprüfung<br />
gemacht. Auch um mich rechtlich abzusichern<br />
und d<strong>am</strong>it ich eine Rechtfertigung habe, mit<br />
den Menschen über ihre Gesundheit zu reden. Die<br />
Inhaltsstoffe der verschiedenen Kräuter lass‘ ich mir<br />
zudem in einem Labor genau bestimmen, dadurch<br />
hab‘ ich auch viel über den richtigen Erntezeitpunkt<br />
gelernt. Es macht einen Riesenunterschied, wann<br />
ich Kräuter schneide, wie ich sie schneide, wie ich sie<br />
richtig trockne und so weiter. Da hab ich auch einiges<br />
an Lehrgeld zahlen müssen und so manche Ernte ist<br />
mir auch verfault oder verschimmelt.<br />
Sie holen sich all jene Kräuter, die Sie für Ihre Zwecke<br />
brauchen. Haben Sie das Gefühl, dass Sie der Natur auch<br />
etwas zurückgeben sollten?<br />
Heim: Ja, das habe ich und deshalb bedanke mich<br />
auch bei jeder einzelnen Pflanze. Das meine ich<br />
wörtlich. Eine Frau hat mir einmal gesagt, eigentlich<br />
sei ich ein Dieb, denn ich würde dauernd die Natur<br />
bestehlen. Das stimmt nicht. Ein Dieb wäre ich, wenn<br />
ich mit der Sense Kräuter s<strong>am</strong>meln würde, wenn ich<br />
gierig wäre und nur auf meinen Geldbeutel schaute.<br />
Das tu ich nicht. Ich frage jede Pflanze vor dem<br />
Ernten, ob sie mit mir mitkommen will. Sagt sie Nein,<br />
bleibt sie an ihrem Platz.<br />
Jetzt sind Sie <strong>am</strong> Zillertaler Schwendberg angekommen<br />
und betreiben dort die Almkräuterei. Wie viele verschiedene<br />
Kräuter wachsen hier heroben eigentlich?<br />
Heim: Die Almkräuterei ist jetzt seit ein paar Wochen<br />
sozusagen in Betrieb. Es hat vorher viel zu renovieren<br />
gegeben. Aber jetzt ist alles so, wie ich mir das schon<br />
seit Jahren erträumt habe. Hier bei uns zähle ich<br />
250 Kräuter, die auf einer Höhe von 1500 bis 2500<br />
Metern wachsen. Ich konzentriere mich aber darauf,<br />
die wirks<strong>am</strong>sten davon zu s<strong>am</strong>meln, das sind dann<br />
immer noch mehr als 70 verschiedene Kräuter.<br />
Sie verkaufen aber nicht nur Kräuter, Tinkturen, Öle oder<br />
Räucherwerk, Sie bieten als Almkräuterer auch sinnliche<br />
Erlebnisse für Besucher an. Was hat es d<strong>am</strong>it auf sich?<br />
Heim: Erst vor ein paar Tagen haben wir hier ein<br />
dreiteiliges „Almkräuter-Sinnen“ veranstaltet. Viel<br />
braucht man da nicht inszenieren, das übernimmt<br />
ohnehin die Natur selber. Ich hab‘ eine Kräuterwanderung<br />
mit den Gästen gemacht, wir haben über die<br />
verschiedenen Kräuter geredet, später hat es dann<br />
ein 7-gängiges Menü mit Kräutern gegeben und <strong>am</strong><br />
Abend sind wir dann noch bei einem Sonnwendfeuer<br />
zus<strong>am</strong>mengesessen. Meine Almkräuterei soll ein<br />
Platz sein für Leute, die die Sinnlichkeit der Natur auf<br />
vielen Ebenen erleben wollen. Und den Gästen hat es<br />
gefallen, ein Ehepaar ist extra aus Essen angereist. Ich<br />
mag das – so gern ich manchmal allein mit mir bin,<br />
so gern bin ich auch in Gesellschaft. Das passt gut so.<br />
<br />
Interview: Gernot Zimmermann<br />
Zur Person<br />
Joseph Heim hat seine bürgerliche<br />
Berufskarriere als Religionslehrer aufgegeben<br />
und widmet sich seit gut 20<br />
Jahren intensiv dem Studium der Kräuter<br />
und ihrer heilenden Wirkung auf die<br />
Menschen. Der gebürtige Innsbrucker<br />
betreibt <strong>am</strong> Schwendberg im Zillertal<br />
seine „Almkräuterei“ und bietet dort<br />
Interessierten ein sogenanntes „Almkräuter-Sinnen“<br />
an. Joseph Heim hat auch<br />
ein Buch über Kräuter geschrieben. In<br />
„Der Krawu“ ist zu lesen, wie Kräuter auf<br />
Menschen wirken können. Erhältlich ist<br />
das Buch direkt bei Joseph Heim in der<br />
Markthalle, wo er im Sommer freitags<br />
und s<strong>am</strong>stags, von 11 bis 13 Uhr, anzutreffen<br />
ist.<br />
Kontakt: Tel. 0699 11813180<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 103
Rezepte für 4 Personen<br />
Schw<strong>am</strong>merlgröstl<br />
Rezept: Angelika Kirchmaier<br />
Zutaten:<br />
Knödel:<br />
500 g fein gewürfeltes<br />
Knödelbrot<br />
700 g frische Pfifferlinge<br />
1/2 Zwiebel<br />
ca. 200 g Milch oder<br />
Wasser<br />
5 Eier<br />
50 g Mangold (fein<br />
gehackt)<br />
40 g Mehl<br />
Pfifferling-<br />
Mangold-Knödel<br />
1 EL Weizengrieß<br />
1 kl. Prise Muskat<br />
Salz und Pfeffer<br />
Butterschmalz<br />
Zubereitung:<br />
Die Pfifferlinge mit dem fein gehackten Zwiebel<br />
in Butter anschwitzen und weich dünsten. In<br />
der Zwischenzeit die restlichen Zutaten mit dem<br />
Knödelbrot vermengen. Die Pfifferlinge dazugeben,<br />
noch mal alles gut vermengen und zehn<br />
Minuten ziehen lassen. Falls die Masse zu trocken<br />
ist, etwas Wasser oder Mich dazugeben. Daraus<br />
kleine Knödel formen, flachdrücken und in Butterschmalz<br />
knusprig braten. Die Knödel kann<br />
man z. B. mit brauner Butter, Parmesan und Salat<br />
anrichten, aber auch als Beilage zu einem rosa<br />
gebratenen Steak schmecken sie vorzüglich.<br />
Zutaten:<br />
15 g Rapsöl, Olivenöl oder hochwertige<br />
Butter (10 g für die Erdäpfel, 5 g für die Pilze),<br />
1/4–1/2 Zwiebel (20–40 g, klein hacken),<br />
200 g festkochende Erdäpfel (gegart, geschält,<br />
blättrig geschnitten, ca. 3 mm dick),<br />
200–300 g beliebige Pilze, z. B. Eierschw<strong>am</strong>merln<br />
(Pfifferlinge, große Pilze klein schneiden),<br />
Kräutersalz, Pfeffer, Majoran<br />
Zum Ausfertigen: Petersilie<br />
Zubereitung:<br />
Bereiten Sie dieses Gericht in zwei beschichteten<br />
Pfannen zu!<br />
Für das Gröstl Fett erhitzen. Die Erdäpfel zugedeckt<br />
bei mittlerer Garstufe (ca. Stufe 5 von 9) ca.<br />
vier Minuten rösten. Die Kartoffeln sollen Farbe<br />
annehmen. Ist das nach der angegebenen Garzeit<br />
noch nicht der Fall, einfach weiterrösten. Durchrühren<br />
und ohne Deckel so lange rösten, bis die<br />
Erdäpfel rundherum schön braun sind.<br />
Nun können Sie gleichzeitig in einer zweiten<br />
Pfanne die Pilze rösten. Dazu die Zwiebeln ca. eine<br />
Minute zugedeckt anrösten (Stufe 5–6 von 9),<br />
umrühren, die Pilze hinzufügen und zugedeckt bei<br />
gleicher Garstufe ca. drei Minuten weiterrösten.<br />
Dazwischen einmal umrühren. Falls die Pilze zu<br />
trocken zum Rösten sind, können Sie noch 3–4 EL<br />
Wasser zu den Pilzen geben und diese darin zugedeckt<br />
dünsten. Lassen Sie das Wasser komplett<br />
verdunsten, bevor Sie die Pilze mit den Erdäpfeln<br />
mischen. Nun die Pilze mit den gerösteten Erdäpfeln<br />
vermischen. Würzen. Mit Petersilie bestreuen.<br />
Rezept: Culinarium Alpentraum, GH Wiesenhof<br />
108 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Rezept: Wienerhof Trins<br />
Gebackene<br />
Goaskasknödel<br />
auf Speckkrautsalat<br />
Zutaten:<br />
Knödel:<br />
500 g gekochte, passierte Erdäpfel<br />
50 g zerlassene Butter<br />
300 g Ziegen-Frischkäse<br />
200 g doppelgriffiges Mehl<br />
Salz, geriebene Muskatnuss<br />
Fett/Butterschmalz<br />
Kraut:<br />
1000 g Frühkraut<br />
100 ml heiße Rindsuppe<br />
100 ml Essig<br />
100 ml Öl<br />
150 g geschnittene Bauchspeck-Streifen<br />
Salz, Pfeffer, Kümmel, eventuell Zucker<br />
zum Abschmecken<br />
Zubereitung:<br />
Die Erdäpfel, die Butter, den Ziegen-Frischkäse und das Mehl zus<strong>am</strong>menmischen,<br />
die Masse zu Knödeln formen, in Brösel wenden und<br />
langs<strong>am</strong> in genügend Fett herausbraten. Beim Kraut einfach alle Zutaten<br />
zus<strong>am</strong>menmischen – fertig.<br />
Das belgische Abteibier<br />
– anno 1074<br />
–<br />
Jetzt auch in Österreich.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 109
Rezepte für 4 Personen<br />
Schulter vom<br />
<strong>Tirol</strong>er Bergl<strong>am</strong>m<br />
mit Niedertemperatur gegart<br />
Zutaten:<br />
1 ausgelöste L<strong>am</strong>mschulter<br />
150 g Karotten<br />
150 g gelbe Rüben<br />
150 g Sellerie<br />
150 g rote Zwiebel<br />
150 g geschälte Kartoffeln<br />
1/16 l Weißwein<br />
1/8 l Gemüsebrühe<br />
Salz, Pfeffer, Kümmel, Majoran,<br />
Rosmarin, Thymian, Knoblauch<br />
Zubereitung:<br />
Die L<strong>am</strong>mschulter mit den Gewürzen<br />
kräftig einreiben, dann beidseitig scharf<br />
anbraten. Das Gemüse und die Erdäpfel<br />
in einem Bräter verteilen und die<br />
angebratene Schulter obendrauflegen,<br />
mit Weißwein und Gemüsebrühe den<br />
Bratensatz lösen und zum Fleisch und<br />
Gemüse dazugeben. Den Bräter mit<br />
einem Deckel oder Alufolie verschließen<br />
und im Backrohr bei 115 °C ca. sechs<br />
Stunden lang schmoren lassen.<br />
Rezept: KochArt<br />
Gebratene Käse-<br />
Lauch-Tascherln<br />
mit Kräuter-Sauerrahm<br />
Rezept: Martin Sieberer, Trofana Royal Ischgl<br />
Zutaten:<br />
200 g mehlige Erdäpfel<br />
2 Dotter<br />
70 g glattes Mehl<br />
Salz, Pfeffer, Muskat<br />
Für die Fülle:<br />
160 g Lauch<br />
100 g Berg Bauer Zillertaler<br />
Almkäse geraspelt<br />
2 EL Kräuter<br />
Für den Kräuterrahm<br />
1/8 l Sauerrahm<br />
Schnittlauch, Kerbel, Basilikum<br />
Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Für die Fülle:<br />
Den in dünne Streifen geschnittenen Lauch<br />
anschwitzen und den Almkäse und die<br />
Kräuter dazugeben, mit Salz und Pfeffer<br />
würzen.<br />
Für die Tascherln:<br />
Mit dem Mehl, dem Ei und den gekochten<br />
und passierten Erdäpfeln einen Erdäpfelteig<br />
herstellen. Diesen ausrollen und Kreise<br />
mit ca. zehn Zentimeter Durchmesser ausstechen.<br />
Die Fülle auf die Teigkreise legen,<br />
diese dann zu einem Halbmond zus<strong>am</strong>menfalten<br />
und mit einer Gabel das Tascherl<br />
schön zudrücken. Die Tascherln in der<br />
Pfanne beidseitig braten und mit Lauchgemüse<br />
und Kräuter-Sauerrahm anrichten.<br />
110 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Agrarmarketing <strong>Tirol</strong><br />
bewusst genießen<br />
Den Geschmack <strong>Tirol</strong>s <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> – das ist die Idee hinter<br />
dem Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“.<br />
<strong>Tirol</strong> ist geprägt von seiner Landwirtschaft<br />
und Tradition. Der<br />
Schulterschluss zwischen Tourismus<br />
und Landwirtschaft zeigt sich eindrucksvoll<br />
im Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“. 166<br />
ausgezeichnete Hotellerie- und Gastronomiebetriebe<br />
setzen verstärkt auf regionale<br />
Lebensmittel. Sie bekennen sich zu <strong>Tirol</strong>,<br />
der kleinstrukturierten Landwirtschaft,<br />
den heimischen Produzenten und werden<br />
dem Trend „Regionalität“ mit ihrem vielfältigen<br />
Einsatz von <strong>Tirol</strong>er Lebensmitteln<br />
in ihren Küchen gerecht. Das erhöhte Bewusstsein<br />
der Konsumenten für Regionalität<br />
und Nachhaltigkeit führt zu einem<br />
Umdenken in der Gastronomie und Hotellerie.<br />
Das Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ erfüllt<br />
die Forderungen der Konsumenten,<br />
unterstützt die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft<br />
ebenso wie die <strong>Tirol</strong>er Wirtschaft im Allgemeinen.<br />
Heimischen Lebensmittelproduzenten<br />
– darunter oftmals kleinstrukturierte<br />
Bauernhöfe – eröffnet sich ein neuer<br />
Absatzweg, der sehr viel Potential enthält.<br />
Die Wertschöpfung bleibt in der Region.<br />
Kurze Transportwege zeugen außerdem<br />
von Frische und Umweltfreundlichkeit.<br />
Bauern pflegen und erhalten die einzig-<br />
Victoria Happ<br />
Hotel Bierwirt:<br />
Wir setzen auf regionale Produkte,<br />
weil wir an die höhere Qualität glauben.<br />
Neben dem Genuss gilt es, die<br />
heimische Wirtschaft zu fördern und<br />
d<strong>am</strong>it Arbeitsplätze zu sichern. Ein<br />
wichtiger Punkt ist auch die Vermeidung<br />
von langen Transportwegen. Wir<br />
merken: Die Nachfrage an regionalen<br />
Lebensmitteln bei unseren Gästen<br />
steigt.<br />
Florian Partel<br />
Gradonna Mountain Resort:<br />
Regionalität in der Küche umzusetzen, ist in <strong>Tirol</strong> relativ einfach, weil<br />
die Qualität stimmt. Wir wählen die Produkte bewusst aus und verzichten<br />
dadurch auch auf einiges. Deshalb braucht es die tägliche Kommunikation<br />
mit dem Gast, um ihn zu informieren. Dann versteht er aber<br />
auch, was es bedeutet, mit den Jahreszeiten zu leben. Gerade für den<br />
gehobenen Hotelbetrieb ist der Spagat schwierig, weil man eine gewisse<br />
Bandbreite an Produkten bieten muss. Hier muss man kreativ werden<br />
aber konsequent bleiben. Regionalität ist eine gute Möglichkeit, sich<br />
als Betrieb gegenüber anderen auszuzeichnen und abzuheben. Was mir<br />
auffällt: Den Menschen fehlt oft ein wenig das Verständnis für den Unterschied<br />
zwischen regional und bio, denn schlussendlich bedeutet nur<br />
Regionalität auch Wertschöpfung für die Region.<br />
Fotos: AM<strong>Tirol</strong>
Philipp Zangerl<br />
Hotel isCHGl:<br />
Wir legen in unserem Hotel von Grund auf Wert<br />
auf „echtes“ Kochen. Wir haben in <strong>Tirol</strong> eine<br />
hervorragende Auswahl an Produkten, die wir<br />
für unsere kulinarischen Kreationen nutzen.<br />
Der Gast weiß das zu schätzen. Es braucht aber<br />
noch mehr direkte Kommunikation, um ihm Regionalität<br />
bewusst zu machen. Wir freuen uns<br />
über die Initiative „Bewusst <strong>Tirol</strong>“, weil dabei<br />
auch reine Hotelbetriebe ausgezeichnet werden,<br />
die bei vielen anderen Prämierungen nicht<br />
zum Zug kommen. In vielen Hotels wird genauso<br />
gut gekocht wie in Restaurants, „Bewusst<br />
<strong>Tirol</strong>“ schließt hier eine Lücke. Qualität ist die<br />
Zukunft. In <strong>Tirol</strong> gibt es viele kleine Bauern, die<br />
hervorragende Lebensmittel produzieren. Wir<br />
versuchen, sämtliche Produkte möglichst frisch<br />
und sofort zu verarbeiten und sie durch Einkochen<br />
auch für den Winter zu konservieren.<br />
artige Landschaft <strong>Tirol</strong>s, die jährlich hunderttausende<br />
Touristen in unsere Region<br />
lockt. Wer in <strong>Tirol</strong> Urlaub macht, erwartet<br />
sich auch, mit regionalen Köstlichkeiten<br />
verwöhnt zu werden. Hier hat <strong>Tirol</strong> einiges<br />
zu bieten. Die talentierten Köche<br />
der „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ Betriebe wissen heimische<br />
Produkte zu schätzen und perfekt<br />
zu verwerten. Ausgezeichnete Lebensmittel<br />
zaubern einen unverkennbar guten<br />
Geschmack auf den Gaumen. Ob <strong>am</strong><br />
<strong>Teller</strong> oder im Glas – durch das ehrliche<br />
Bekenntnis der „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ Betriebe<br />
gelingt es, das kulinarische Profil unserer<br />
Heimat zu stärken. Der Gast kommt<br />
schließlich nach <strong>Tirol</strong>, um <strong>Tirol</strong>er Kultur in<br />
jeder Form zu genießen. Dazu gehört auch<br />
die Küche – <strong>am</strong> besten mit regionalen und<br />
saisonalen Zutaten. Die Genusskultur<br />
fungiert als Aushängeschild für <strong>Tirol</strong> und<br />
stärkt den <strong>Tirol</strong>er Tourismus. Die „Bewusst<br />
<strong>Tirol</strong>“ Betriebe – gekennzeichnet<br />
durch die „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ Münze – sind<br />
hier Pioniere.<br />
Lisa Held<br />
sPort- und<br />
wellnessHotel Held:<br />
Wir sind stolz darauf, <strong>Tirol</strong>er zu sein<br />
und in <strong>Tirol</strong> zu leben. Deshalb sind wir<br />
überzeugte Abnehmer der umfangreichen<br />
Produktpalette unserer heimischen Wirtschaft.<br />
Wir schätzen die hervorragenden<br />
Lebensmittel von Milch und Käse über<br />
Obst und Gemüse bis hin zu Fleisch und<br />
Brot, die man bei uns in ausgezeichneter<br />
Qualität und vor allem über kurze Lieferwege<br />
bekommt. Das gewährleistet auch<br />
absolute Frische. Es ist unsere Pflicht, die<br />
<strong>Tirol</strong>er Betriebe und vor allem die Landwirtschaft,<br />
so gut es geht zu stärken, d<strong>am</strong>it<br />
unser Land erhalten bleibt, so wie es ist.<br />
– Bezahlte Anzeige –
Rezepte für 4 Personen<br />
Schw<strong>am</strong>merlgröstl<br />
Rezept: Angelika Kirchmaier<br />
Zutaten:<br />
Knödel:<br />
500 g fein gewürfeltes<br />
Knödelbrot<br />
700 g frische Pfifferlinge<br />
1/2 Zwiebel<br />
ca. 200 g Milch oder<br />
Wasser<br />
5 Eier<br />
50 g Mangold (fein<br />
gehackt)<br />
40 g Mehl<br />
Pfifferling-<br />
Mangold-Knödel<br />
1 EL Weizengrieß<br />
1 kl. Prise Muskat<br />
Salz und Pfeffer<br />
Butterschmalz<br />
Zubereitung:<br />
Die Pfifferlinge mit dem fein gehackten Zwiebel<br />
in Butter anschwitzen und weich dünsten. In<br />
der Zwischenzeit die restlichen Zutaten mit dem<br />
Knödelbrot vermengen. Die Pfifferlinge dazugeben,<br />
noch mal alles gut vermengen und zehn<br />
Minuten ziehen lassen. Falls die Masse zu trocken<br />
ist, etwas Wasser oder Mich dazugeben. Daraus<br />
kleine Knödel formen, flachdrücken und in Butterschmalz<br />
knusprig braten. Die Knödel kann<br />
man z. B. mit brauner Butter, Parmesan und Salat<br />
anrichten, aber auch als Beilage zu einem rosa<br />
gebratenen Steak schmecken sie vorzüglich.<br />
Zutaten:<br />
15 g Rapsöl, Olivenöl oder hochwertige<br />
Butter (10 g für die Erdäpfel, 5 g für die Pilze),<br />
1/4–1/2 Zwiebel (20–40 g, klein hacken),<br />
200 g festkochende Erdäpfel (gegart, geschält,<br />
blättrig geschnitten, ca. 3 mm dick),<br />
200–300 g beliebige Pilze, z. B. Eierschw<strong>am</strong>merln<br />
(Pfifferlinge, große Pilze klein schneiden),<br />
Kräutersalz, Pfeffer, Majoran<br />
Zum Ausfertigen: Petersilie<br />
Zubereitung:<br />
Bereiten Sie dieses Gericht in zwei beschichteten<br />
Pfannen zu!<br />
Für das Gröstl Fett erhitzen. Die Erdäpfel zugedeckt<br />
bei mittlerer Garstufe (ca. Stufe 5 von 9) ca.<br />
vier Minuten rösten. Die Kartoffeln sollen Farbe<br />
annehmen. Ist das nach der angegebenen Garzeit<br />
noch nicht der Fall, einfach weiterrösten. Durchrühren<br />
und ohne Deckel so lange rösten, bis die<br />
Erdäpfel rundherum schön braun sind.<br />
Nun können Sie gleichzeitig in einer zweiten<br />
Pfanne die Pilze rösten. Dazu die Zwiebeln ca. eine<br />
Minute zugedeckt anrösten (Stufe 5–6 von 9),<br />
umrühren, die Pilze hinzufügen und zugedeckt bei<br />
gleicher Garstufe ca. drei Minuten weiterrösten.<br />
Dazwischen einmal umrühren. Falls die Pilze zu<br />
trocken zum Rösten sind, können Sie noch 3–4 EL<br />
Wasser zu den Pilzen geben und diese darin zugedeckt<br />
dünsten. Lassen Sie das Wasser komplett<br />
verdunsten, bevor Sie die Pilze mit den Erdäpfeln<br />
mischen. Nun die Pilze mit den gerösteten Erdäpfeln<br />
vermischen. Würzen. Mit Petersilie bestreuen.<br />
Rezept: Culinarium Alpentraum, GH Wiesenhof<br />
108 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Rezept: Wienerhof Trins<br />
Gebackene<br />
Goaskasknödel<br />
auf Speckkrautsalat<br />
Zutaten:<br />
Knödel:<br />
500 g gekochte, passierte Erdäpfel<br />
50 g zerlassene Butter<br />
300 g Ziegen-Frischkäse<br />
200 g doppelgriffiges Mehl<br />
Salz, geriebene Muskatnuss<br />
Fett/Butterschmalz<br />
Kraut:<br />
1000 g Frühkraut<br />
100 ml heiße Rindsuppe<br />
100 ml Essig<br />
100 ml Öl<br />
150 g geschnittene Bauchspeck-Streifen<br />
Salz, Pfeffer, Kümmel, eventuell Zucker<br />
zum Abschmecken<br />
Zubereitung:<br />
Die Erdäpfel, die Butter, den Ziegen-Frischkäse und das Mehl zus<strong>am</strong>menmischen,<br />
die Masse zu Knödeln formen, in Brösel wenden und<br />
langs<strong>am</strong> in genügend Fett herausbraten. Beim Kraut einfach alle Zutaten<br />
zus<strong>am</strong>menmischen – fertig.<br />
Das belgische Abteibier<br />
– anno 1074<br />
–<br />
Jetzt auch in Österreich.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 109
Rezepte für 4 Personen<br />
Schulter vom<br />
<strong>Tirol</strong>er Bergl<strong>am</strong>m<br />
mit Niedertemperatur gegart<br />
Zutaten:<br />
1 ausgelöste L<strong>am</strong>mschulter<br />
150 g Karotten<br />
150 g gelbe Rüben<br />
150 g Sellerie<br />
150 g rote Zwiebel<br />
150 g geschälte Kartoffeln<br />
1/16 l Weißwein<br />
1/8 l Gemüsebrühe<br />
Salz, Pfeffer, Kümmel, Majoran,<br />
Rosmarin, Thymian, Knoblauch<br />
Zubereitung:<br />
Die L<strong>am</strong>mschulter mit den Gewürzen<br />
kräftig einreiben, dann beidseitig scharf<br />
anbraten. Das Gemüse und die Erdäpfel<br />
in einem Bräter verteilen und die<br />
angebratene Schulter obendrauflegen,<br />
mit Weißwein und Gemüsebrühe den<br />
Bratensatz lösen und zum Fleisch und<br />
Gemüse dazugeben. Den Bräter mit<br />
einem Deckel oder Alufolie verschließen<br />
und im Backrohr bei 115 °C ca. sechs<br />
Stunden lang schmoren lassen.<br />
Rezept: KochArt<br />
Gebratene Käse-<br />
Lauch-Tascherln<br />
mit Kräuter-Sauerrahm<br />
Rezept: Martin Sieberer, Trofana Royal Ischgl<br />
Zutaten:<br />
200 g mehlige Erdäpfel<br />
2 Dotter<br />
70 g glattes Mehl<br />
Salz, Pfeffer, Muskat<br />
Für die Fülle:<br />
160 g Lauch<br />
100 g Berg Bauer Zillertaler<br />
Almkäse geraspelt<br />
2 EL Kräuter<br />
Für den Kräuterrahm<br />
1/8 l Sauerrahm<br />
Schnittlauch, Kerbel, Basilikum<br />
Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung:<br />
Für die Fülle:<br />
Den in dünne Streifen geschnittenen Lauch<br />
anschwitzen und den Almkäse und die<br />
Kräuter dazugeben, mit Salz und Pfeffer<br />
würzen.<br />
Für die Tascherln:<br />
Mit dem Mehl, dem Ei und den gekochten<br />
und passierten Erdäpfeln einen Erdäpfelteig<br />
herstellen. Diesen ausrollen und Kreise<br />
mit ca. zehn Zentimeter Durchmesser ausstechen.<br />
Die Fülle auf die Teigkreise legen,<br />
diese dann zu einem Halbmond zus<strong>am</strong>menfalten<br />
und mit einer Gabel das Tascherl<br />
schön zudrücken. Die Tascherln in der<br />
Pfanne beidseitig braten und mit Lauchgemüse<br />
und Kräuter-Sauerrahm anrichten.<br />
110 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
A<br />
lle <strong>Tirol</strong> Milch Produkte<br />
werden aus 100% gentechnikfreier,<br />
bester <strong>Tirol</strong>er<br />
Bergbauermilch hergestellt. Bei der<br />
<strong>Tirol</strong> Milch werden 80% der ges<strong>am</strong>ten<br />
<strong>Tirol</strong>er Milch verarbeitet und diese wird<br />
von 3.000 <strong>Tirol</strong>er Milchbauern mit 6 verschiedenen<br />
Milchsorten angeliefert.<br />
Die <strong>Tirol</strong> Milch produziert ein Vollsortiment,<br />
beste Käsespezialitäten, sowie<br />
ein Sortiment für die Gastro.<br />
Neueste InnovatioN<br />
von <strong>Tirol</strong> Milch ist ein Naturjoghurt<br />
mit Frucht unterlegt. Die Konsumenten<br />
<strong>Tirol</strong> Milch<br />
Das <strong>Tirol</strong> Milch Werk Wörgl -<br />
ist eine der nachhaltigsten<br />
Molkereien Europas!<br />
Die hochmoderne Käserei ist die 2. größte Käseproduktionsstätte Österreichs.<br />
lieben Naturjoghurt und Natürlichkeit.<br />
Das Naturjoghurt ist ungesüßt mit 3,6%<br />
Fett und mit Fruchtsauce unterlegt. Die<br />
Fruchtsauce enthält kein Aroma, dafür<br />
extra viel Frucht und schmeckt super<br />
frisch. Das <strong>Tirol</strong> Milch Naturjoghurt auf<br />
Frucht gibt es in den Sorten Naturjoghurt<br />
auf Erdbeeren & Himbeeren, Naturjoghurt<br />
auf Pfirsich & Marille und Naturjoghurt<br />
auf Heidelbeeren & Johannisbeeren<br />
in einem 200g gesleevten Becher.<br />
<strong>Tirol</strong> Milch Bergbauern<br />
Heumilch – ehrlich guat!<br />
<strong>Tirol</strong> Milch Bergbauern Heumilch ist aus<br />
bester <strong>Tirol</strong>er Heumilch produziert.<br />
<strong>Tirol</strong> Milch Emmentaler<br />
NATurgereift<br />
Der <strong>Tirol</strong>er Emmentaler natur gereift<br />
wird aus bester <strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch<br />
produziert. Während seiner 4 monatigen<br />
Naturreife wird er regelmäßig mit Leinöl<br />
gepflegt. Der <strong>Tirol</strong>er<br />
Emmentaler<br />
natur gereift besticht<br />
durch sein<br />
g`schmackignussigen<br />
Geschmackserlebnis.<br />
<strong>Tirol</strong> Milch Bergbauern<br />
Speisetopfen 40%<br />
Der <strong>Tirol</strong>er Speisetopfen mit 40% Fett ist<br />
der cremigste in der <strong>Tirol</strong> Milch Topfen-<br />
F<strong>am</strong>ilie und jetzt ganz neu im Rundbecher<br />
mit praktischem Stülpdeckel erhältlich.<br />
Egal ob Topfenknödel, -nockerl,<br />
–strudel oder –Aufstriche, der cremige<br />
<strong>Tirol</strong>er Topfen 40% verleiht allem die besondere<br />
Note. Kein Wunder, denn hergestellt<br />
wird er aus 100% bester <strong>Tirol</strong>er<br />
Bergbauernmilch.<br />
<strong>Tirol</strong> Milch Bergbauern<br />
Butter 200g<br />
Die <strong>Tirol</strong> Milch Bergbauern Butter wird<br />
ausschließlich aus dem Rahm von frischer<br />
<strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch hergestellt und<br />
erhält dadurch den einzigartigen Geschmack<br />
und die tolle Streichfähigkeit.<br />
Die kunstvolle Oval-Form der Bergbutter<br />
ist den seit jeher auf den Almen gebräuchlichen<br />
Buttermodeln nachempfunden.<br />
– Bezahlte Anzeige –
Interview<br />
„Die <strong>Tirol</strong>er<br />
Küche ist gesund“<br />
Kochbuch-Autorin und Tausendsassa Angelika Kirchmaier<br />
über gesunde <strong>Tirol</strong>er Küche, die Rolle von Fetten und Kohlenhydraten<br />
und die hiesige Variante von „Superfood“.<br />
Zur Person<br />
Die Diaetologin, Gesundheitswissenschaftlerin,<br />
Köchin, Touristikkauffrau<br />
und Autorin Angelika Kirchmaier präsentiert<br />
seit 15 Jahren auf ORF Radio <strong>Tirol</strong><br />
wöchentlich Ernährungs- und Kochtipps.<br />
Kirchmaier verfasste zahlreiche Kochbücher.<br />
Lieblingsrezept gibt es keines, aber<br />
ein Gericht, das ihr gar nicht schmeckt,<br />
nämlich gebratene Leber.<br />
Sie haben sich in der Recherche zu Ihrem Kochbuch<br />
„Xunde <strong>Tirol</strong>er Küche“ intensiv mit der <strong>Tirol</strong>er Küche<br />
auseinandergesetzt. Wie lässt sich diese Küche charakterisieren?<br />
Angelika Kirchmaier: Bei der ursprünglichen <strong>Tirol</strong>er<br />
Küche handelt es sich um eine sehr gesunde Küche.<br />
Der verschwenderische Umgang mit Fleisch, Zucker,<br />
minderwertigem Fett und Weißmehl stellt eine<br />
Abbildung unserer heutigen Überflussgesellschaft<br />
dar. Weißmehl gab es früher nicht, weil man es<br />
schlichtweg nicht herstellen konnte. Auf jedem Hof<br />
baute man Getreide an, das dann als volles Korn in<br />
mit Bachwasser betriebenen Mühlen im Ort oder in<br />
der Umgebung zerkleinert wurde. Zucker zählte zur<br />
absoluten Kostbarkeit. Wollte man die rund 1000<br />
alten, von mir im Zuge der Recherche ges<strong>am</strong>melten<br />
Rezepte nachkochen, bräuchte man in Summe nicht<br />
einmal einen Kilo Zucker. Auch Honig setzte man<br />
d<strong>am</strong>als äußerst spars<strong>am</strong> ein, war dieser doch für viele<br />
Menschen mehr Medizin als Kochzutat.<br />
Sie haben also eine im Grunde genommen gesunde Kost<br />
vorgefunden?<br />
Kirchmaier: Ja. Ich kehrte zum Ursprung zurück,<br />
musste allerdings das eine und andere in Sachen<br />
Kochtechniken und Zutaten modifizieren, weil<br />
sich durch die heutigen Techniken das Kochen sehr<br />
vereinfachen lässt und es einige Zutaten in der<br />
ursprünglichen Form nicht mehr gibt, so z. B. den<br />
Vorläufer von Backpulver, genannt Cremor tartari.<br />
Welches Rezept war das kurioseste?<br />
Kirchmaier: Ein Rezept aus gerade einmal vier Zutaten:<br />
Mehl, Wasser, Milch und Marmelade. Daraus<br />
sollte ein mit Marmelade gefüllter Strudel entstehen.<br />
Kurzum, der Strudel schmeckte hervorragend, die<br />
Optik erinnerte aber eher an ein Hundehäufchen.<br />
Dieses Gericht fand verständlicherweise keinen Einzug<br />
in das Buch. Einige der alten Rezepte für Kinder<br />
mit Gedeihstörungen würde man heute allein schon<br />
aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht mehr<br />
anbieten, z. B. ein Säuglings-Kindsmus aus reichlich<br />
Butter und Rahm.<br />
Man sagt der <strong>Tirol</strong>er Küche nach, dass sie sehr fetttriefend<br />
wäre. Ist das nun doch nicht der Fall?<br />
Kirchmaier: Jein! Die heutige Küche präsentiert sich<br />
vielfach mehr als fetttriefend, die alte, ursprüngliche<br />
<strong>Tirol</strong>er Küche war das nicht unbedingt. Reichlich Fett<br />
k<strong>am</strong> nur dann zum Einsatz, wenn man die Kalorien,<br />
sprich die Energie benötigte, z. B. im Sommer<br />
auf der Alm. ABER, und das ist der entscheidende<br />
Unterschied: Früher gab es ausschließlich gesunde<br />
Fette. Dies aus einem einfachen Grund: Die intensive<br />
Masthaltung von heute kannte man früher nicht,<br />
genauso wenig wie Kühe, die 10.000 Liter Milch und<br />
mehr produzieren, oder Schweine, die auf Schiffen<br />
gezüchtet, geschlachtet und verarbeitet werden. Man<br />
fütterte die Tiere mit dem, was die Natur hergab und<br />
was bei der Herstellung von z. B. Käse anfiel. Molke<br />
für die Schweine, Gras, selbst angebautes Futter und<br />
frisches Quellwasser. Dazu durften die Tiere viel Zeit<br />
im Freien genießen, sei es auf den Almen oder den<br />
Naturwiesen <strong>am</strong> Hof. Diese Art der Haltung und<br />
Fütterung erlaubte die Produktion von sehr gesunden<br />
Fetten, die mit den heutigen billigen Fetten von<br />
Masttieren aus aller Welt nichts gemeins<strong>am</strong> haben.<br />
D.as heißt, selbst wenn man einmal etwas mehr Fett<br />
verspeiste, so schadete das überhaupt nicht. Zum<br />
einen, weil man sich ausreichend bewegte, und zum<br />
anderen, weil es sich um Fette zur Gesundherhaltung<br />
handelte. Auch wir können heute noch diese gesunden<br />
Fette genießen, z. B. in Form von heimischer<br />
Almbutter, heimischen Almkäsesorten und Fleisch<br />
von Tieren aus extensiv gehaltener Landwirtschaft.<br />
Ein Almschwein z. B. überholt in Sachen Gesundheit<br />
jede Pute aus intensiver Masthaltung. Einziger<br />
Unterschied: Die Pute genießt die bessere Lobby, d.<br />
h. der Mensch von heute denkt, dass Schweinefleisch<br />
automatisch schlecht und Hühnchen und Pute<br />
automatisch gesund wären.<br />
Ist daran die industrielle Massentierhaltung mit ihren<br />
kurzen Mastzeiten schuld?<br />
Kirchmaier: Genau. Wenn eine Kuh jährlich 4000<br />
bis 6000 Liter Milch sezerniert und im besten Fall<br />
auf der Alm grasen darf, dann äußert sich das in einer<br />
Fotos: Tyrolia (2), Ilvy Rodler (1)<br />
112 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>
Buchtipp<br />
besonders gesunden Fettzus<strong>am</strong>mensetzung. Sobald<br />
die Kuh aber dank reichlich Kraftfutter acht-, neun-,<br />
zehntausend Liter und mehr Milch gibt, wendet sich<br />
das Blatt und ein grundsätzlich gesundes Produkt<br />
verkehrt sich ins Gegenteil.<br />
Dann ist die Milch der Turbokuh tatsächlich ungesund?<br />
Kirchmaier: Ja! Und wenn man logisch nachdenkt,<br />
kann das auch nicht anders sein. Wie soll ein Tier,<br />
das unter widrigsten Bedingungen das Dasein fristet<br />
und mit einer – man spricht von „Nutzungsdauer“ –<br />
von rund zwei Jahren abgedankt hat, ein gesundes<br />
Lebensmittel hervorbringen? Die „Geiz-ist-geil“-<br />
Mentalität bringt uns im Gesundheitssektor nur<br />
eines: krank machende Lebensmittel, die aber dem<br />
Lebensmittelcodex entsprechen und d<strong>am</strong>it verkauft<br />
werden dürfen. Wir in <strong>Tirol</strong>, wir verfügen über<br />
einen der kostbarsten Schätze unserer Zeit, nämlich<br />
eine Landwirtschaft, die noch die Produktion von<br />
gesunden Lebensmitteln ermöglicht. Aber wenn wir<br />
im Handel die billige H-Milch der <strong>Tirol</strong>er Frischmilch<br />
vorziehen, nur noch „Länger frisch“ und Co einkaufen<br />
und bei Obst und Gemüse alles makellos sein<br />
muss, dann wird dieser Schatz sehr schnell verloren<br />
gehen. Werfen Sie einen Blick in die Supermärkte<br />
Kroatiens und Co und suchen Sie dort nach regionalen<br />
Lebensmitteln. Das müsste eigentlich für uns<br />
Warnung genug sein.<br />
Welche Rolle spielt Fleisch in der <strong>Tirol</strong>er Küche?<br />
Kirchmaier: Interessanterweise hatten die<br />
Menschen früher in der Zeit zwischen Frühjahr<br />
und Herbst, also in einer Zeit, in der extrem hart<br />
gearbeitet wurde, fast kein Fleisch zur Verfügung.<br />
Zum einen, weil man es nicht konservieren konnte,<br />
und zum anderen, weil selbst Speck ungekühlt in den<br />
warmen Monaten nicht ewig hält. Die Theorie, dass<br />
man Fleisch benötigt, um Kraft zu bekommen, ist<br />
d<strong>am</strong>it widerlegt. Man kann Fleisch durch eine Kombination<br />
von anderen Lebensmitteln vielfach ersetzen.<br />
Genau dieses Wissen nutzten die alten <strong>Tirol</strong>er,<br />
indem sie Getreideprodukte oder Kartoffeln mit<br />
Milch und/oder Ei kombinierten. Kein Wunder, dass<br />
als erste Mahlzeit vor dem morgendlichen Feldgang<br />
vielerorts ein Brei aus Milch und Getreide serviert<br />
wurde. Also das sogenannte Koch oder „Muas“.<br />
Besteht ein Zus<strong>am</strong>menhang zwischen der modernen<br />
Ernährung und Lebensweise und der Zunahme von Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
bzw. Allergien?<br />
Kirchmaier: Vermutlich ja. Bei Allergien handelt es<br />
sich um ein „überschießendes“ Immunsystem. Wer<br />
sein Immunsystem in der Kindheit ordentlich trainiert,<br />
entwickelt seltener eine Allergie. Wer alles desinfiziert<br />
und sein Kind steril halten möchte, läuft Gefahr,<br />
dass das Kind mit den alltäglichen Allergenen<br />
nicht mehr zurechtkommt und eine Allergie entwickelt.<br />
Den Unverträglichkeiten liegen verschiedene<br />
Ursachen zugrunde. Unverträglichkeiten müssen<br />
nicht immer zu einer medizinischen Intervention<br />
führen. Essen Sie z. B. eine große Portion Bohnensalat<br />
und Sie werden die Unverträglichkeit spüren, aber<br />
nicht die Notwendigkeit sehen, deshalb einen Arzt<br />
aufzusuchen. Viele der Unverträglichkeiten rühren<br />
daher, dass die Leute nicht mehr ordentlich kauen, z.<br />
B. beim Genuss von Smoothies. D<strong>am</strong>it verliert man<br />
eine wichtige Mund-Gehirn-Signalübertragung, die<br />
aber für eine beschwerdefreie Verdauung nötig ist.<br />
Achtzig Prozent des Geschmacks entsteht über den<br />
Geruch. In der Nase sitzen Geruchsrezeptoren, die<br />
über einen Nerv mit dem Gehirn verbunden sind.<br />
Werden diese Epithelien aktiviert, produziert der<br />
Darm Verdauungsenzyme. Kommt kein oder ein zu<br />
geringes Signal, gibt es zu wenig Reaktion im Darm<br />
und d<strong>am</strong>it ein Verdauungsproblem.<br />
Es gibt auch den Megatrend „Superfood“. Ein Marketingbegriff,<br />
der Lebensmittel mit Gesundheitsvorteilen<br />
bezeichnet. Gibt es solche Lebensmittel bei uns?<br />
Kirchmaier: Ja, und zwar direkt vor unserer Haustür,<br />
z. B. unsere Almmilch, Preiselbeeren,<br />
Heidelbeeren und Wildkräuter von den Almen. Bei<br />
Superfood wie Goji, Chia & Co lohnt es sich, etwas<br />
genauer hinzusehen. Vieles von dem, was uns heute<br />
als gut umworbenes Superfood untergejubelt wird,<br />
entpuppt sich bei näherer Betrachtungsweise als<br />
Marketing-Gag. Für das Aufspalten von Chia-S<strong>am</strong>en<br />
fehlen uns zum Beispiel die nötigen Enzyme. Mörsert<br />
man die S<strong>am</strong>en und weicht sie nicht lange genug<br />
ein, so kann es zur Verstopfung kommen. Lässt man<br />
die S<strong>am</strong>en aber länger quellen, so beugen Sie zwar<br />
einer Verstopfung vor, aber die in den S<strong>am</strong>en enthaltenen<br />
Fettsäuren können oxidieren. Also in Summe<br />
eine fragliche Wirkung.<br />
Welcher Trend bereitet Ihnen Sorgen?<br />
Kirchmaier: Der Trend des Selbsttestens von Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
bei Kindern und die<br />
daraus resultierenden, gut gemeinten, aber falschen<br />
Therapiemaßnahmen. Ein Klassiker: Mein Kind<br />
darf kein Getreide, keine Milch, keine Nüsse, keine<br />
Kartoffeln und – wegen Fructosemalabsorption –<br />
kein Obst essen. Was kann mein Kind noch essen?<br />
<br />
Da wird die Liste des Erlaubten dann recht kurz.<br />
Kirchmaier: Ja, und nicht nur das. Vielfach wird das<br />
Prinzip falsch verstanden. Ein Kind befindet sich im<br />
Wachstum. Es wächst nicht nur in die Länge, auch die<br />
Strukturen im Körper müssen wachsen. Wenn man<br />
seinem Kind die Verdauuung in Gips legt, darf man<br />
sich nicht erwarten, dass das Kind je eine gesunde<br />
Verdauung entwickeln kann. Das ist eine Hypothek<br />
für das ganze Leben.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
Xund und<br />
knackig<br />
Angelika Kirchmaier hat mittlerweile<br />
mehr als ein Dutzend Sach- und<br />
Kochbücher verfasst. Nicht wenige<br />
davon erschienen im Tyrolia-Verlag.<br />
An dieser Stelle seien zwei Neuerscheinungen<br />
besonders hervorgehoben:<br />
Xunde<br />
TIROLER KÜCHE<br />
In diesem stabilen, küchentauglichen<br />
Ringbuch findet sich ein<br />
wahrer Schatz an <strong>Tirol</strong>er Gerichten,<br />
die Angelika Kirchmaier in akribischer<br />
Arbeit ges<strong>am</strong>melt und auf<br />
die Höhe der Zeit gebracht hat. Dass<br />
sich gesunde Ernährung und <strong>Tirol</strong>er<br />
Küche keineswegs ausschließen,<br />
wird spätestens mit diesem Kochbuch<br />
evident.<br />
GARTENFRISCHE<br />
BLITZGERICHTE<br />
Wenn der Garten oder Obst- und<br />
Gemüsekorb überquellen, ist dieses<br />
Buch der richtige Ratgeber. Das<br />
praktische Suchregister ermöglicht<br />
es, in wenigen Sekunden eine Fülle<br />
an Rezepten zu rund 70 heimischen<br />
Obst- und Gemüsesorten zu finden.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 113
Unterberger Kaffee<br />
KaFFee<br />
FlaGGschiFF<br />
Unterberger Kaffee ist eines der traditionsreichsten <strong>Tirol</strong>er<br />
Unternehmen. Das <strong>Tirol</strong>er Kaffee-Flaggschiff besticht durch<br />
persönlichen Service und gewohnt hohe Qualität.<br />
Es gibt kaum einen <strong>Tirol</strong>er,<br />
dem es nicht zumindest bekannt<br />
vorkommt, das braune<br />
Logo mit dem Schiff, das mit seinen aufgeblähten<br />
Segeln vor dem Wind segelt.<br />
Was allerdings die Wenigsten wissen ist,<br />
dass die Firma Unterberger & Company<br />
mit ihrem Gründungsjahr 1660 mit Abstand<br />
zu den ältesten Unternehmen in<br />
der <strong>Tirol</strong>er Landeshauptstadt zählt. Das<br />
geschichtsträchtige Unternehmen konzentriert<br />
sich heute unter dem Motto „Die<br />
kleine <strong>Tirol</strong>er Firma mit dem großen persönlichen<br />
Service“ ausschließlich auf den<br />
Bereich Kaffeeröstung und -großhandel.<br />
Kapitänin des fünf Personen zählenden<br />
Betriebes ist seit 1987 Angelika Schubert,<br />
die auf einen reichen Erfahrungsschatz in<br />
der Röstung verschiedener Kaffeesorten<br />
zurückblicken kann. Unterberger Kaffee<br />
punktet – abseits der hohen Qualität<br />
der Kaffeesorten – vor allem durch seine<br />
Kundenorientierung. Das Unternehmen<br />
ist aus der Kaffee-Kulturlandschaft <strong>Tirol</strong>s<br />
nicht wegzudenken. Der köstliche Kaffee<br />
aus dem Hause Unterberger bleibt nicht<br />
nur Gastronomen vorbehalten, auch Endkunden<br />
können sich in der Rösterei in der<br />
Nähe des Westbahnhofs mit den allwöchentlich<br />
frisch gerösteten Bohnen eindecken.<br />
Vom 19. bis 22. September wird<br />
Unterberger Kaffee auf der Gastronomiemesse<br />
FAFGA vertreten und mit dem<br />
Schiffsbug-Messestand auch nicht zu<br />
übersehen sein. Telefonisch ist Unterberger<br />
Kaffee unter 0512 59713 erreichbar.<br />
– Bezahlte Anzeige –<br />
FAFGA <strong>2016</strong>: Halle B.o<br />
Stand 61
Zur Beilage der Nation.<br />
Macht die Beilage zur Hauptsache: die feinherben Preiselbeeren von Darbo.