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ECHO Tirol am Teller 2016

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TIROL<br />

3. Jg., Juli <strong>2016</strong> · € 4,-<br />

So is(s)t <strong>Tirol</strong><br />

<strong>Tirol</strong>s Köche und die<br />

Neuinterpretation<br />

des Alpinen<br />

Gastlichkeit<br />

Von Platzhirschen und<br />

Neueinsteigern<br />

Genussland<br />

<strong>Tirol</strong>s Produzenten und<br />

Gastronomen zwischen<br />

Innovation und Tradition<br />

P.b.b. 02Z032987M, Retouren an: <strong>ECHO</strong> Zeitschriftenverlag, Museumstraße 11, 6020 Innsbruck<br />

<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

<strong>Tirol</strong>, wie<br />

schmeckst<br />

du gut<br />

Genussliste<br />

Gault Millau, Falstaff, A La Carte:<br />

Alle ausgezeichneten<br />

Gastronomiebetriebe <strong>Tirol</strong>s<br />

auf einen Blick!


Editorial<br />

Mahlzeit!<br />

Impressum<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> Nr. 3, <strong>2016</strong><br />

Herausgeber: <strong>ECHO</strong> Zeitschriftenund<br />

Verlags Ges.m.b.H.<br />

Redaktion: Marian Kröll, Julia Wolfschütz,<br />

Gernot Zimmermann<br />

Fotoreporter: Andreas Friedle<br />

Layout & Bildbearbeitung: Daniela<br />

Steixner-Winkler<br />

Anzeigen: Mag. Birgit Steinlechner,<br />

Manuela Gabl<br />

E-Mail: anzeigen@echotirol.at<br />

Geschäftsführung:<br />

Mag. Birgit Steinlechner<br />

Redaktions-, Herausgeber-,<br />

Verwaltungsadresse:<br />

<strong>ECHO</strong> Zeit schriften- und Verlags<br />

Ges.m.b.H., A-6020 Innsbruck,<br />

Museumstraße 11,<br />

Tel.: 0512/34 21 70,<br />

www.tirol<strong>am</strong>teller.at<br />

Die Zeiten, in denen der bevorzugten Verwendung regionaler Produkte – Obst, Gemüse,<br />

Getreide, Milch- und Milchprodukte sowie Fleisch – ein avantgardistischer Charakter<br />

anhaftete, sind längst vorbei. Regionalität ist nich länger die Kür, sondern Pflicht. Regionalität<br />

muss zwar nicht zwangsläufig auch Qualität bedeuten, tut das erfreulicherweise aber auf immer<br />

breiterer Basis. Es ist schön zu sehen, dass bei den Produzenten ehrlicher <strong>Tirol</strong>er Produkte und bei den<br />

Gastronomen, die d<strong>am</strong>it täglich hantieren, ein gesundes Selbstbewusstsein eingesetzt hat, welches die<br />

Grundlage dafür darstellt, die heimatlichen Erzeugnisse in Wert setzen zu können.<br />

Nur wer zu hundert Prozent vom Wert der eigenen Arbeit überzeugt<br />

ist, kann daraus glaubwürdig nachhaltige Wertschöpfung generieren. Eine<br />

gute Entwicklung ist in diesem Zus<strong>am</strong>menhang, dass sich Wirte auf<br />

lokaler Ebene zus<strong>am</strong>mentun, die gemeins<strong>am</strong>e Ziele verfolgen. Hier<br />

sind beispielsweise die KochArt oder das Culinarium Alpentraum<br />

(beide in diesem Heft) positiv hervorzuheben. Über die Eigenheiten<br />

der <strong>Tirol</strong>er Küche weiß kaum jemand besser Bescheid als die umtriebige<br />

Kochbuch-Autorin Angelika Kirchmaier. Was die im Land<br />

erzeugten Produkte betrifft, ist die bleierne Zeit, in der Einfalt der<br />

Vielfalt vorgezogen wurde, ebenfalls längst passé. Alte Landsorten<br />

und seltene Nutztierrassen sind wieder im Vormarsch und zeigen, dass<br />

Innovationshunger und Rückbesinnung auf Altbewährtes einander nicht<br />

ausschließen. Die nunmehr dritte Ausgabe von <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> soll Ihnen ein<br />

kleines Panor<strong>am</strong>a der <strong>Tirol</strong>er Genusslandschaft bieten, deren Vermessung noch<br />

viel Raum zum Staunen und ehrfürchtigen Innehalten bietet.<br />

<strong>Tirol</strong>s Gastronomie & Produzenten im Fokus. <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> ist aber nicht ausschließlich d<strong>am</strong>it beschäftigt,<br />

ausgezeichneten Köchen und Produzenten auf die Finger zu schauen, sondern bietet auch in<br />

übersichtlicher Form eine Auflistung sämtlicher von den Gourmetführern Gault Millau, Falstaff und<br />

A La Carte ausgezeichneten <strong>Tirol</strong>er Betriebe und darüber hinaus auch von jenen Betrieben, die zumindest<br />

zwei der drei folgenden Gütesiegel – Bewusst <strong>Tirol</strong>, AMA Gastrosiegel oder das Siegel der <strong>Tirol</strong>er<br />

Wirtshauskultur – tragen. D<strong>am</strong>it haben Sie einen kompakten Überblick, wo Qualität, Innovation und<br />

Können zu Hause sind und wie vielfältig das kulinarische Angebot in allen Teilen unseres Landes ist. <br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen das Te<strong>am</strong> von <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

„Das komplette<br />

Sortiment für meinen<br />

Cappuccino mit Herz.“<br />

www.metro.at<br />

Exklusiv mit der<br />

Karte<br />

Partner für Profis<br />

Fotos: AMT (1), Rochelt (1), Friedle (1)<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2015 3


inhalt<br />

06<br />

50<br />

78<br />

Willkommen bei <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

12<br />

52<br />

82<br />

16 Genussliste: Alle ausgezeichneten <strong>Tirol</strong>er<br />

Gastronomiebetriebe im Überblick.<br />

28<br />

54<br />

84<br />

06 Zurück in die<br />

Zukunft<br />

12 Mit Veredelung zum<br />

Mehrwert<br />

28 Am Gipfel der<br />

alpinen Genüsse<br />

30 Jubiläumskulinarik<br />

62 Zurück zu den<br />

Wurzeln<br />

64 Nicht zu kopieren<br />

68 Regionalität erleben<br />

70 N o 8 wins<br />

72 Genuss im Kleinod<br />

30<br />

32<br />

56<br />

60<br />

86<br />

88<br />

32 <strong>Tirol</strong>s Eigenbrötler<br />

74 Land der Biere<br />

34 Naturhefe: Ein Handwerkerwissen<br />

36 Wein & Käse:<br />

Sinnliches Paar<br />

40 Kunstform Kochen<br />

42 Oscar kocht<br />

44 Kochen mit Heu<br />

46 Die Verfeinerung der<br />

Frucht<br />

50 Authentizität &<br />

Spezialisierung<br />

52 Keine Experimente<br />

54 Kochen, Brennen,<br />

Brauen<br />

78 Herzblut und<br />

Gastlichkeit<br />

82 Schillerndes Gastro-<br />

Wahrzeichen<br />

84 Mit Liebe zum Detail<br />

86 Edelste Tropfen<br />

88 Räume für Träume<br />

90 Wein aus <strong>Tirol</strong><br />

94 Tischlein deck dich<br />

96 Die Honig Macher<br />

100 Alles im Topf<br />

102 Der Alm Kräuterer<br />

34<br />

36<br />

40<br />

42<br />

62<br />

64<br />

68<br />

70<br />

90<br />

94<br />

100<br />

102<br />

56 Der Fleisch-Sommelier<br />

vom Burggraben<br />

60 Fleischprofi ihres<br />

Vertrauens<br />

108 Rezepte zum<br />

Nachkochen<br />

112 „Die <strong>Tirol</strong>er Küche<br />

ist gesund“<br />

44<br />

72<br />

108<br />

46<br />

74<br />

112<br />

4 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> www.tirol<strong>am</strong>teller.at


360° GENUSS<br />

MIT LIEBE<br />

ZUM DETAIL<br />

KULINARISCHE HIGHLIGHTS<br />

DINNER UNTER DEM KRISTALLHIMMEL<br />

12. August, 19:30 Uhr<br />

YOGA MIT VITALFRÜHSTÜCK<br />

20. August, 8:00 bis 9:00 Uhr Yoga, anschließend Vitalfrühstück<br />

DIE LETZTEN 120 JAHRE SWAROVSKI IN SECHS GÄNGEN<br />

9. September, 19:30 Uhr<br />

MARTINIGANSL-ESSEN<br />

11. November, 19:30 Uhr<br />

Tipp: Verlängerte Öffnungszeiten bis 22:00 Uhr von 1. Juli bis 31. August <strong>2016</strong><br />

Ab September Sonntagsbrunch, jeden Sonntag von 10:00 bis 13:00 Uhr


Zurück in die<br />

Zukunft<br />

Foto: Daniel Zangerl<br />

6 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2015


Seefelder Plateau<br />

Alte Landsorten erfahren<br />

genauso wie alte, seltene<br />

Nutztierrassen eine<br />

Renaissance. Das liegt auch<br />

daran, dass man alte Qualitäten<br />

wiederentdeckt und<br />

neu schätzen gelernt hat.<br />

T<br />

he seeds of life are not what they<br />

once were. Mother Nature and<br />

God don‘t own them anymore.“<br />

Schenkt man unzähligen Kritikern rund um<br />

den Erdkreis Glauben, dräut in der Nahrungsmittelproduktion<br />

ein Zeitalter herauf, dessen<br />

Konsequenzen wir uns weder ausmalen wollen<br />

noch können. Althippie Neil Young hat dieser<br />

Unzeit ein Album mit dem aussagekräftigen<br />

Titel „The Monsanto Years“ gewidmet. Gewohnt<br />

stilsicher agitiert Young darin gegen Pestizide<br />

und Gentechnik und streitet für den Schutz der<br />

Kleinbauern vor den gierigen Großkonzernen<br />

der Agrarindustrie. Das Dr<strong>am</strong>a spielt zwar in<br />

den Vereinigten Staaten auf der anderen Seite<br />

des großen Teichs, muss uns aber doch irgendwie<br />

bekannt vorkommen. In der Tat sind die<br />

Entwicklungen beklemmend, welche vor allem<br />

die Saatgut- und Lebensmittelindustrie in den<br />

letzten Jahrzehnten genommen haben. Doch<br />

bei aller Überreizung durch Auswüchse wie<br />

Turbokuh und herbizidresistentes, gentechnisch<br />

verändertes Saatgut – „RoundupReady“<br />

lässt grüßen – gibt es eine Gegenbewegung.<br />

Gebildet von Menschen, die genug vom Einheitsbrei<br />

haben und sich rückbesinnen auf alte,<br />

vergessen geglaubte Obst- und Gemüsesorten<br />

und Nutztierrassen. Die Entwicklung in einem<br />

Land wie <strong>Tirol</strong>, das allein topografisch nicht mit<br />

Flächenländern mithalten kann, wird notwendigerweise<br />

in Richtung Qualität weisen müssen.<br />

Und qualitativ haben alte Landsorten und alte<br />

Nutztierrassen beide viel zu bieten. Dafür wird<br />

nachfolgend der Beweis geführt.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 7


Käse & Wein<br />

Im Fundus der Genbank finden sich neben allerhand<br />

Getreidesorten auch dutzende heimische Mohnsorten.<br />

In der <strong>Tirol</strong>er Genbank lagern insges<strong>am</strong>t rund 1.000<br />

Saatgutproben von 35 Arten und 68 seltene Apfelsorten.<br />

schätze aus der genbank<br />

Ganz der Bewahrung alter Obst-, Gemüse- und<br />

Getreidesorten verschrieben hat sich die <strong>Tirol</strong>er<br />

Genbank im Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung und<br />

mit ihr Christian Partl, der in der Abteilung Landwirtschaftliches<br />

Schulwesen im Innsbrucker Landhaus<br />

sitzt. Zu Partls Hauptaufgaben gehört auch<br />

die Arbeit an der landeseigenen <strong>Tirol</strong>er Genbank<br />

landwirtschaftlicher Nutzpflanzen, deren Ursprung<br />

auf das Jahr 1922 zurückdatiert. D<strong>am</strong>it handelt es<br />

sich um eine der ältesten europäischen Genbanken.<br />

Heute umfasst sie über 1000 Herkünfte: „Es finden<br />

sich neben allen heimischen Getreidearten auch Erbsen,<br />

Bohnen, Mais, Mohn, Rüben, Kartoffel, Lein,<br />

Buchweizen oder Raritäten wie Brotklee, Lupine,<br />

Kresse, Kohl, Schnittlauch oder Zwiebel. Eine bunte<br />

Vielfalt, die Vergangenes zeigt – sehr oft verknüpft<br />

mit persönlichen Geschichten der Menschen. Eine<br />

bunte Vielfalt, die auch weit vorausschaut: Biodiversität,<br />

genetische Breite und wertvolle Eigenschaften<br />

der alten Landsorten werden für zukünftige Züchtungen<br />

immer wichtiger. So ist die <strong>Tirol</strong>er Genbank<br />

ein Museum des ‚Lebendigen‘ mit starkem Blick in<br />

die Zukunft“, fasst Partl zus<strong>am</strong>men. Eine Zukunftschance<br />

– nicht die einzige – der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft<br />

kann es sein, das Vergangengeglaubte in die<br />

Zukunft zu tragen. Das klingt pathetischer, als es im<br />

Grunde genommen ist. Die Wiederentdeckung und<br />

Kultivierung alter Sorten geschieht nämlich nicht<br />

aus Liebhaberei oder gar Altruismus. Nein, vor allem<br />

alte Getreidesorten haben sich als diätologisch hochwertig<br />

erwiesen. Dementsprechend werden auch <strong>am</strong><br />

Markt höhere Preise erzielt. Das rechnet sich, auch<br />

wenn die Erträge im Vergleich geringer sind. „Da haben<br />

wir zum Beispiel die Fisser Gerste, die Pumper<br />

Gerste, den Obernberger Schwarzhafer, den <strong>Tirol</strong>er<br />

Kolbendinkel, den <strong>Tirol</strong>er Frühen Binkel, das ist ein<br />

Sommerweizen, den <strong>Tirol</strong>er Sommerroggen oder die<br />

<strong>Tirol</strong>er Rispenhirse. Von einigen dieser Spezialitäten<br />

haben wir angenommen, dass sie eine gewisse wirtschaftliche<br />

Bedeutung erlangen könnten. Deshalb<br />

haben wir von diesen Sorten mehr vermehrt, als<br />

zur reinen Erhaltung notwendig wäre“, erklärt Partl,<br />

dessen Aufzählung natürlich keineswegs taxativ ist.<br />

<strong>Tirol</strong>er Genbank „Die ist ein<br />

Museum des ‚Lebendigen‘ mit starkem<br />

Blick in die Zukunft!“ Christian Partl, <strong>Tirol</strong>er Genbank<br />

Zur bloßen Erhaltung einer Sorte reicht ein halbes<br />

bis ein Kilogr<strong>am</strong>m keimfähigen Materials aus, das in<br />

der Genbank eingelagert ist. Die Erhaltung und zum<br />

Teil Wiedererlangung einer stärkeren Biodiversität<br />

ist auch ein Beitrag zur <strong>Tirol</strong>er Kulturlandschaft, die<br />

noch vor wenigen Jahrzehnten deutlich stärker von<br />

Getreidefeldern geprägt war. „Das Material in der<br />

Genbank ist das, was unsere Vorfahren über Generationen<br />

ernährt hat“, merkt Christian Partl an. Diese<br />

alten Sorten haben sich außerdem im Laufe langer<br />

Jahre an die Bedingungen im Land angepasst. „Die<br />

modernen Sorten können schon auch etwas. Wenn<br />

man aber weiß, dass alle modernen Weizensorten<br />

auf relativ wenige Mutterlinien des Manitoba-<br />

Weizens aus Nord<strong>am</strong>erika zurückgehen, dann wird<br />

einem bewusst, dass die genetische Breite, die allein<br />

in unserem Sommerweizen-Sortiment enthalten<br />

ist, um Zehnerpotenzen größer ist, dann sieht man<br />

den riesigen Wert, den wir in der Genbank konservieren“,<br />

erklärt Partl und fügt hinzu: „Natur war<br />

immer etwas Lebendiges, etwas, das sich bewegt<br />

und entwickelt.“ Etwas, das sich schon in nicht<br />

allzu ferner Zukunft ändern könnte, wenn es nach<br />

Konzernen wie dem eingangs erwähnten Monsanto<br />

ginge. Das Unternehmen besitzt ein Patent, um die<br />

Keimfähigkeit seiner Pflanzen genetisch ausschalten<br />

zu können. Die Ernährungssicherheit von einem<br />

börsennotierten Konzern abhängig zu machen, wäre<br />

kein besonders kluger Schachzug. Züchtung, der die<br />

Mendelsche Vererbungslehre zugrundeliegt, ist ein<br />

akzeptierter und wichtiger Vorgang, weshalb der<br />

Begriff wertfrei zu sehen ist. Die grüne Gentechnik<br />

ist in Europa und Österreich dagegen heftig umstritten.<br />

In Österreich ist die Aussaat gentechnisch<br />

veränderter Pflanzen überdies verboten. In <strong>Tirol</strong> gilt<br />

darüber hinaus ein bereits 2005 erlassenes, streng<br />

formuliertes Gentechnik-Vorsorgegesetz. „Mir wäre<br />

kein Fall bekannt, wo die grüne Gentechnik bislang<br />

gehalten hätte, was sie versprochen hat“, sagt der<br />

Gen-Bankier zum Thema Gentechnik. Seines Wissens<br />

habe sich der Pestizideinsatz seit erstmaligem<br />

Einsatz der Gentechnik vervielfacht.<br />

Man muss also weder ein Träumer noch ein allzu<br />

großer Idealist sein, um dem Revival alter Sorten<br />

ruhigen Gewissens das Wort reden zu können.<br />

Dafür genügt schon das kleine Einmaleins. Ernährungswissenschaftler<br />

besingen zudem manchmal<br />

fast hymnisch die Eigenschaften der wiederentdeckten<br />

Sorten. Ein großflächiges Comeback ist<br />

nicht ausgeschlossen, zumal es schon erfolgreiche<br />

Vorreiterprojekte wie die Fisser Gerste oder das<br />

„Tiroggl“-Brot gibt. Nachahmungstäter sind also<br />

Fotos: Kröll (1), Land <strong>Tirol</strong> (2), Etzold (1)<br />

8 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Weingut Flür<br />

Das Mangaliza ist ein Wollschwein mit ausgezeichneter<br />

Fleisch- und Fettqualität. „Mangaliza-Schweine sind<br />

äußerst witterungsresistent und d<strong>am</strong>it ideal für die<br />

ganzjährige Freilandhaltung“, meint Thomas Stubreiter,<br />

Obmann der ARCHE Austria. Kleiner Bonus: Die alte,<br />

leider „hoch gefährdete“ Rasse weist eine Fettsäurezus<strong>am</strong>mensetzung<br />

auf, die jener pflanzlicher Öle ähnelt.<br />

nicht nur nicht auszuschließen, sondern ausdrücklich<br />

erwünscht.<br />

Alte kühe & andere schweinereien<br />

Christian Partls für die Tierwelt zuständiges Spiegelbild<br />

ist der Westendorfer Florian Schipflinger. Er<br />

führt die Geschäfte bei der ARCHE Austria, einem<br />

Verein, der seit 1986 im Dienste der Erhaltung seltener<br />

Nutztierrassen steht. Was die Prominenz alteingesessener<br />

Nutztierrassen betrifft, ortet Schipflinger<br />

seit der Jahrtausendwende ein intensives Umdenken<br />

bei den Landwirten. Heutzutage wird niemand mehr<br />

schief angeschaut oder gar belächelt, wenn er die<br />

Turbokuh an die frische Luft setzt und stattdessen<br />

mit alten Rassen frischen Wind in seinen Stall bringt.<br />

Schipflinger legt Wert auf die Feststellung, dass es<br />

sich bei den von der ARCHE geförderten Rassen um<br />

Nutztiere handelt und nicht um die Besatzung eines<br />

Streichelzoos. Österreichweit gibt es 42 sogenannte<br />

ARCHE-Höfe, die gewissermaßen als Botschafter der<br />

alten Nutztierrassen fungieren und teils im Vollerwerb,<br />

teils als Landwirtschaft mit angeschlossenem<br />

Gasthaus oder Hotel oder aber als Schule <strong>am</strong> Bauernhof<br />

geführt werden. Acht dieser ARCHE-Höfe gibt es<br />

derzeit in <strong>Tirol</strong>, fünf weitere in Südtirol. Außerdem<br />

gibt es in <strong>Tirol</strong> auch eine ARCHE-Alm. Um im Kon-<br />

GASTRONOMIE mit HERZbLUT<br />

Gasthof Post. Das traditionsreiche Haus in Strass im Zillertal ist das ganze Jahr über erste<br />

Adresse für F<strong>am</strong>ilienurlaube und Business-Aufenthalte gleichermaßen.<br />

Im Gasthof Hotel Post finden in<br />

einem historischen Gebäude<br />

Tradition und Moderne derart<br />

harmonisch zueinander, wie man<br />

es nur sehr selten sieht. Die ehemalige<br />

Poststation war früher ein wichtiger<br />

Umschlagplatz für Viehhändler. Diese<br />

Zeiten sind zwar vorbei, aber eben<br />

doch nicht ganz. Seit einem grundlegenden<br />

Umbau im vergangenen Jahr<br />

ist das Hotel neben F<strong>am</strong>ilien, für die<br />

es einen großen Spielplatz sowie einen<br />

eigenen Kinderspielraum gibt,<br />

mit topmodernen – in der Größe variablen<br />

– Seminarräumlichkeiten auch<br />

für Geschäftsreisende bestens gerüstet.<br />

Selbstverständlich sind die geschmackvollen<br />

Räumlichkeiten auch für F<strong>am</strong>ilienfeiern<br />

und Hochzeiten geeignet. Das<br />

Herzstück des traditionsreichen Hauses<br />

ist aber der Gasthof, der das ganze Jahr<br />

Gasthof Post: Ein Seminar- und F<strong>am</strong>ilienhotel auf der Höhe der Zeit.<br />

über geöffnet ist und auch kulinarisch<br />

zu überzeugen weiß. Schließlich ist<br />

man Mitglied bei der <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur,<br />

beim AMA Gestrosiegel<br />

und bei Bewusst <strong>Tirol</strong> und greift in der<br />

Küche bevorzugt auf Produkte aus der<br />

eigenen Landwirtschaft zurück. Im<br />

Gasthof Post wird Wirtshauskultur gelebt,<br />

365 Tage lang.<br />

❦<br />

Kontakt<br />

Gasthof Post<br />

Oberdorf 6 | A-6261 Strass im Zillertal<br />

Tel. +43 (0)5244 62119-0<br />

Fax +43 (0)5244 62119-0<br />

E-Mail: info@gopost.at<br />

www.gopost.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Käse & Wein<br />

Sichtlich sauwohl fühlen sich die Turopolje-<br />

Schweine. Wer das Glück hat, eines dieser Exemplare<br />

auf den <strong>Teller</strong> zu bekommen, hat ob der<br />

exzellenten kulinarischen Eigenschaften gleich in<br />

mehrfacher Hinsicht „Schwein gehabt“.<br />

„Seltene Nutztierrassen sind Teil<br />

der kulturellen Identität<br />

des Landes.“<br />

<br />

Florian Schipflinger, Geschäftsführer ARCHE Austria<br />

Tux-Zillertaler Rind (ganz oben u. 3. Bild re.), Murbodner<br />

Rind (oben), Pustertaler Sprinzen (Mitte)<br />

und Pinzgauer (unten) haben nicht nur optische<br />

Vorzüge, sondern sind auch in Sachen Fleischqualität<br />

nicht von schlechten Eltern.<br />

zert der ARCHE-Höfe mitzugeigen, müssen strenge<br />

Kriterien erfüllt werden. „ARCHE-Höfe sind Präsentationsstätten,<br />

deshalb müssen sie öffentlich zugängich<br />

sein“, erläutert Schipflinger. Am 9. Oktober<br />

wird <strong>am</strong> ARCHE-Hof Finkenanderlas in Umhausen<br />

in würdigem Rahmen das 30-jährige Jubiläum des<br />

Vereins begangen.<br />

Alte Schweinerassen wie Turopolje und Mangaliza<br />

sind ihren gewöhnlichen Artgenossen mindestens<br />

eine Rüssellänge voraus, was die Marmorierung<br />

– das intr<strong>am</strong>uskuläre Fett, das für Saftigkeit und<br />

Aroma verantwortlich ist – betrifft. „Turopolje und<br />

Mangaliza sind Fettschweine“, hält Schipflinger<br />

fest. Die Zeit des „fat sh<strong>am</strong>ing“ ist – zumindest<br />

was die Schweine betrifft – gottlob vorüber. Dass<br />

Fett ein wichtiger Geschmacksträger ist, hat sich<br />

zwischenzeitlich sowohl bei Gourmets als auch<br />

Gourmands herumgesprochen. Marmorierung ist<br />

auch ein Thema in der Fleischqualität manch seltener<br />

Rinderrasse. Das Murbodner Rind ist ein gut<br />

bemuskeltes Bergrind, das robust, widerstandsfähig<br />

und kranheitsresistent ist. Heute wird es primär als<br />

Fleischrind mit guter Eignung für die Mutterkuhhaltung<br />

gehalten. Das Fleisch ist ausgezeichnet, fein<br />

gefasert, zart und marmoriert. Das gehypte Wagyu-<br />

Rind, das teuerste Hausrind der Welt, kann ange-<br />

Fotos: Tropper (1), Nolli (1), Steinbacher (1), Moser (1), Schipflinger (1), Sendlhofer (1), Toetsch (1), Bauer (1), Wögerbauer (1)<br />

10 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2015 <strong>2016</strong>


Weingut Flür<br />

Ob Zackelschaf oder Tauernschecke: Die<br />

bleierne Zeit der Einfalt scheint vorbei,<br />

Vielfalt ist wieder gefragt.<br />

sichts Tuxer, Murbodner, Pinzgauer, Sprinzen &<br />

Co ruhig in seiner angest<strong>am</strong>mten Heimat Japan<br />

bleiben. „Eine Kuh macht Muh – viele Kühe<br />

machen Mühe“, heißt es so schön. Aber es gibt<br />

durchaus Unterschiede. Während die heutige<br />

Turbokuh äußerst „wartungsintensiv“ und darüber<br />

hinaus nach 2,5 bis maximal vier Jahren<br />

verschlissen ist, zeichnen sich die alten Nutztierrassen<br />

durch ihre Robustheit aus. Kraftfutter<br />

ist d<strong>am</strong>it kein Muss, die Tiere können zu 100<br />

Prozent gealpt werden. Außerdem haben diese<br />

alten Nutztiere ein ruhiges Temper<strong>am</strong>ent und<br />

sind zugänglicher als manch überzüchtete Kuh<br />

und deshalb auch besser für die Mutterkuhhaltung<br />

geeignet. Zu den seltenen Rassen gehört<br />

übrigens auch das <strong>Tirol</strong>er Grauvieh, das unter<br />

anderem den Rohstoff Milch für die <strong>Tirol</strong>er Edle<br />

bereitstellt, einen schokoladigen Leckerbissen,<br />

der in Landeck von Hand hergestellt wird.<br />

Es ist nicht besonders gewagt, die Behauptung<br />

aufzustellen, dass Tiere, die in der Natur<br />

aufwachsen und nicht in Rekordtempo gemästet<br />

werden, aus ernährungsphysiologischer<br />

Sicht gesünder sind. Ein weiterer Faktor spielt<br />

den seltenen Nutztierrassen in die Karten: die<br />

gewaltigen Milchseen, die sich durch massive<br />

Überproduktion – Stichwort Turbokühe – allerorts<br />

gebildet und den Milchpreis in den Keller<br />

rasseln lassen haben. Durch diesen Umstand<br />

wird es für die Landwirtschaft noch einmal<br />

attraktiver, ausgetretene Pfade zu verlassen und<br />

alten Rassen eine Chance zu geben.<br />

Ob es nun um alte Sorten oder seltene Nutztiere<br />

geht, über die Biodiversität entscheidet<br />

in letzter Konsequenz der Konsument an den<br />

Kassen. Und eines wird oft vergessen. Wir alle<br />

sind der Konsument. Wir haben es in der Hand.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Sommerliche Spitzengastronomie<br />

Kulinarik&Kunst-Festival. Zahlreiche Starköche <strong>am</strong> Kulinarik&Kunst-Festival<br />

vom 19. August bis 17. September in und hoch über St. Anton<br />

Zum dritten Mal geben sich<br />

in St. Anton <strong>am</strong> Arlberg 40<br />

internationale Sterne- und<br />

Haubenköche, 17 höchstprämierte Winzer<br />

und 30 nationale wie internationale<br />

Künstler ein Stelldichein, um die Metropole<br />

des Wintersports im Sommer zum<br />

kulinarischen Olymp der Alpen und zu<br />

einem Konglomerat aus hochklassiger<br />

Kulinarik & Kunst zu transformieren.<br />

Das Zus<strong>am</strong>mentreffen der besten Köche<br />

und Winzer zwischen H<strong>am</strong>burg, Zürich,<br />

Wien und Mittelitalien wird zahlreiche<br />

Gourmets und Kunstsinnige anlocken.<br />

ErlEbniSrEStAurAnt<br />

in den vier Wochen zwischen dem<br />

19. August und dem 17. September verwandelt<br />

sich St. Anton an zehn luftigen<br />

Stationen und auf unterschiedlichsten<br />

Höhenmetern zu einem permanenten<br />

gastronomischen Erlebnisrestaurant mit<br />

Starbesetzung. Dazu Axel bach, Präsident<br />

des Kulinarik&Kunst-Vereins: „Der<br />

Gast soll sich mit allen seinen Gefühlen<br />

einlassen, auf die Vielfalt der Geschmäcker,<br />

auf die nuancen der Kunst, auf die<br />

landschaft und auf St. Anton und hier<br />

eben gerade im Sommer ein Erlebnis aller<br />

Sinne erfahren.“<br />

Das komplette Progr<strong>am</strong>m des<br />

Kulinarik&Kunst-Festivals <strong>2016</strong> in<br />

St. Anton <strong>am</strong> Arlberg, interessante Packages<br />

zum buchen und alle notwendigen<br />

informationen sowie der Kartenvorverkauf<br />

für die stark limitierten tickets<br />

sind zu finden unter<br />

www.kulinarikkunst.org<br />

– Bezahlte Anzeige –


Interview<br />

Mit Veredelung<br />

zum Mehrwert<br />

<strong>Tirol</strong>s oberster Agrarmarketer und graue Schnaps-Eminenz Wendelin<br />

Juen illustriert, dass die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft keinesfalls musealen<br />

Charakter hat, sondern jung und innovativ ist.<br />

Zur Person<br />

Der gebürtige Fließer Wendelin Juen studierte<br />

an der Universität für Bodenkultur<br />

in Wien und ist seit 2004 Geschäftsführer<br />

des Vereins Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>.<br />

Neben unterschiedlichen Fachartikeln<br />

publizierte Juen mehrfach über den<br />

Feuerbrand, über die Wildbienen und<br />

zeichnet für das <strong>Tirol</strong>er und Vorarlberger<br />

Schnapsbuch verantwortlich.<br />

Vor Jahren wurde die Vision formuliert, <strong>Tirol</strong> zum Feinkostladen<br />

Europas zu machen. Wie weit ist diese Vision<br />

mittlerweile zur Realität geworden?<br />

Wendelin Juen: Wir haben viele feine, sehr gute<br />

Produkte, die aus der kleinstrukturierten <strong>Tirol</strong>er<br />

Landwirtschaft kommen. Ich denke, das ist ein<br />

wesentliches Merkmal der Landwirtschaft in <strong>Tirol</strong>,<br />

dass es keine Großbetriebe gibt. Es wird primär<br />

für den heimischen Markt produziert, weil die<br />

Mengen für den Weltmarkt nicht vorhanden sind.<br />

Wir haben tolle Produkte, etwa im Käsebereich,<br />

aber auch im Fleischbereich, mit dem Jahrling, dem<br />

Bergl<strong>am</strong>m und Almschwein. Da haben wir mittlerweile<br />

sehr sehr gute Fleischqualitäten erreicht.<br />

Natürlich gibt es noch Luft nach oben, es wird sich<br />

in Zukunft noch einiges entwickeln. Wir stehen<br />

nicht mehr <strong>am</strong> Anfang, andere Regionen wie etwa<br />

das Schweizer Emmental sind aber deutlich weiter.<br />

Zuversichtlich stimmt mich, dass bei uns eine<br />

junge, motivierte Truppe an Produzenten <strong>am</strong> Werk<br />

ist, die nach neuen Möglichkeiten sucht.<br />

Die Milchwirtschaft ist – zumindest was die Preise<br />

betrifft – in einem beklagenswerten Zustand. Wird<br />

sich die Landwirtschaft stärker darauf konzentrieren<br />

müssen, das an und für sich gute Grundprodukt Milch zu<br />

veredeln?<br />

Juen: Es ist wichtig, Spitzenprodukte zu haben.<br />

In <strong>Tirol</strong> gibt es viel Heumilch und Bio-Heumilch,<br />

die schon als Rohprodukt einen höheren Preis<br />

erzielen. Bei der gentechnikfreien Milch ist das<br />

leider nicht möglich, da ist man dem Weltmarkt<br />

Foto: Kröll<br />

12 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Genussregion<br />

ausgeliefert. Das Erfolgsrezept liegt aber immer<br />

in der Veredelung. Je mehr man das Grundprodukt<br />

Milch veredelt, desto höher sind die<br />

Preise und auch die Attraktivität. Dafür gibt es<br />

viele Beispiele, wie etwa der Große und Kleine<br />

Stinker vom Wilden Käser Bernd Widauer. Die<br />

Käsereitradition ist in <strong>Tirol</strong> allerdings noch recht<br />

jung, vor allem im Vergleich mit dem Schweizer<br />

Emmental oder mit der französischen Käsekultur.<br />

Wir wollen Mut machen und Allianzen<br />

schmieden. Wenn man sich ansieht, wie viele<br />

junge Leute wieder in die Käsereikurse strömen,<br />

dann stimmt mich das zuversichtlich für die Zukunft.<br />

Es ist aber ein Entwicklungsprozess, der<br />

Zeit in Anspruch nimmt. Auf Knopfdruck geht in<br />

der Landwirtschaft nichts.<br />

Wie sehen Sie die Konsumgewohnheiten der Österreicher,<br />

die durchschnittlich viel weniger Geld für Essen<br />

ausgeben als etwa die Franzosen? Könnte das irgendwann<br />

zum Problem für die heimischen Produzenten<br />

werden?<br />

Juen: Bei Milch und Milchprodukten sind wir in<br />

<strong>Tirol</strong> auch Exporteure. Im Fleischbereich ist der<br />

heimische Markt noch stark aufnhahmefähig. Aufgrund<br />

der guten Nachfrage im Lebensmittelhandel<br />

entstehen aber immer neue Produkte. Mit Jahrling,<br />

Kalbli, dem ges<strong>am</strong>ten Bio-vom-Berg-Bereich<br />

punkten wir sehr gut. Darüber hinaus ist auch in<br />

der Gastronomie der Ruf nach heimischen Produkten<br />

stärker geworden. Die Gastronomie möchte<br />

Qualitätsfleisch, -obst und -gemüse aus der <strong>Tirol</strong>er<br />

Landwirtschaft. Da liegt noch sehr viel Potenzial<br />

vor der Haustüre. Wenn man sämtliche Softdrinks<br />

wegzählt, werden im Schnitt keine zehn Prozent<br />

des verfügbaren Haushaltseinkommens mehr für<br />

Lebensmittel ausgegeben. Es ist aber die Entwicklung<br />

zu beobachten, dass viele Menschen sagen:<br />

Ich esse nur mehr einmal die Woche Fleisch, und<br />

dann kaufe ich Qualität und nicht großindustriell<br />

produziertes Fleisch. Da ist der Konsument dann<br />

durchaus bereit, ein paar Prozent an Mehrkosten<br />

zu tragen, die der Landwirt wegen seiner kleinstrukturierten<br />

Produktion aufschlagen muss, um<br />

lebensfähig zu sein. Es gibt bei vielen Konsumenten<br />

ein gesteigertes Bewusstsein für diese Qualität.<br />

Die sind bereit, einen Mehrwert für ein Produkt zu<br />

bezahlen, das auch mehr wert ist.<br />

Die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft produziert Milch, Fleisch,<br />

Obst und Gemüse. In welchem Bereich sehen Sie das<br />

größte Wachstumspotenzial?<br />

Juen: Die landwirtschaftliche Nutzfläche in <strong>Tirol</strong><br />

ist zu 97 % Grünland wie Almen, Wiesen und<br />

Felder. Das prägt die <strong>Tirol</strong>er Kulturlandschaft.<br />

Diese Veredelung geht über Wiederkäuer wie<br />

Schafe, Ziegen, Kühe und Rinder. D<strong>am</strong>it ist man<br />

bei Fleisch- und Milchprodukten. Das wird auch<br />

immer eine Hauptstoßrichtung bleiben. Daneben<br />

gibt es natürlich auch tolle Früchte und eine gute<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 13


Genussregion<br />

Schnapsbrenner-Szene. Wenn jemand zusätzlich<br />

zum Schnapsbrennen auch die Verkostung inszenieren<br />

kann, ist das eine gute Dienstleistung. Wer<br />

in ein Museum geht, bezahlt auch Eintritt, warum<br />

soll das bei einer Verkostung nicht so sein. Bei der<br />

<strong>Tirol</strong>er Schnapsroute sind mittlerweile 41 Betriebe,<br />

sie wächst und wächst. Es gibt Potenzial, man<br />

muss es nur konkret angehen. Das sieht man auch<br />

bei der Käseroute, die kommen wird, oder bei der<br />

Almroute. Das Potenzial zwischen Tourismus und<br />

Landwirtschaft muss stärker genutzt werden, und<br />

zwar von Osttirol bis ins Außerfern.<br />

Gibt es neben diesen sehr vielversprechenden Projekten<br />

weitere Hoffnungsträger?<br />

Juen: Unser Almschwein geht sehr gut, Gemüse ist<br />

gefragt, Kräuter sind auch ein Thema. Keine Frage,<br />

es gibt auch noch neue Felder zu bestellen. Mit den<br />

Klassikern Schafmilch- und Ziegenmilchkäse kann<br />

man bei einem Hotelbuffet punkten. Das gilt auch<br />

für affinierten Kuhmilchkäse, der etwa in Heublumen<br />

eingelegt oder mit Kräutern, S<strong>am</strong>en und<br />

anderem verfeinert werden kann. Es gibt Potenzial,<br />

das sich weiterentwickeln lässt.<br />

<strong>Tirol</strong> ist ein wasserreiches Land. Wie sieht es mit der<br />

Fischzucht aus?<br />

Juen: Fische, die kaltes Wasser bevorzugen, wie<br />

etwa der Kwell-Saibling, wachsen langs<strong>am</strong>er, was<br />

sich positiv auf die Qualität auswirkt. Fische sind<br />

außerdem extrem stressanfällig. Wenn sie keine<br />

guten Haltungsbedingungen vorfinden, leidet die<br />

Qualitität. Die sogenannten Handtuchteiche, die<br />

in <strong>Tirol</strong> zum Einsatz kommen, sind ideal für diese<br />

Schwarmfische. Dazu kommt das sensationelle<br />

Bergwasser. Vom Kwell-Saibling sind die Spitzenköche<br />

absolut begeistert. Wir haben schon einige<br />

Vorreiterbetriebe, weitere werden in den kommenden<br />

Jahren dazukommen. Die Qualität passt, der<br />

Konsument freut sich. Wir waren vor fünf Jahren,<br />

als wir das Projekt gestartet haben, nicht sicher, dass<br />

das so ein durchschlagender Erfolg werden würde.<br />

Mir ist eine Aussage der deutschen Kollegen von<br />

der Fischforschungsanstalt <strong>am</strong> Starnberger See, die<br />

uns beraten haben, gut in Erinnerung: Das ist doch<br />

keine Fischzuchtanlage, sondern eine Wellnessanlage<br />

für Fische. Und genau das ist es auch.<br />

Sie sind auch ausgewiesener Schnaps-Kenner. Für welche<br />

Edelbrände lohnt es sich besonders, sich als Pilger<br />

auf die Schnapsroute zu begeben?<br />

Juen: Geht man mit internationalem Publikum zu<br />

Verkostungen, ist die extreme Fruchtigkeit unserer<br />

Obstbrände immer ein Aha-Erlebnis. Ob das nun<br />

Apfel, Birne, Zwetschke oder Beerenobst ist, ich<br />

denke, da ist unsere hervorragende Rohware ein<br />

Standortvorteil. Das passt in den alpinen Raum, wo<br />

durch die Temperaturunterschiede zwischen Tag<br />

und Nacht Obst von besonderer Qualität reift. Im<br />

alpinen Raum haben wir außerdem die Vogelbeere,<br />

oder Enzian und Meisterwurz als Klassiker aus den<br />

Höhenlagen, die nicht mehr wegzudenken sind.<br />

Auch der Wildschönauer Krautinger ist ein Highlight.<br />

Ich glaube nicht, dass <strong>Tirol</strong> das Whiskey- oder<br />

Gin-Land wird, weil wir dafür die Rohstoffe nicht<br />

in ausreichender Quantität haben. Der eine oder<br />

andere springt aber auf diesen Zug auf, und das mag<br />

durchaus ein schönes Segment zur Abrundung sein.<br />

Vom genetischen Code her steht <strong>Tirol</strong> für fruchtige<br />

Obstbrände, für Meisterwurz und Vogelbeere.<br />

Welches der edlen Tröpfchen aus <strong>Tirol</strong> ist ihr persönlicher<br />

Favorit?<br />

Juen: Ich persönlich habe den Vogelbeer sehr gern,<br />

aber auch den Spänling – der aus einer Wildpflaume<br />

gebrannt wird – mit seiner zimtigen, marmeladigen<br />

Note. Das Schöne an der <strong>Tirol</strong>er Schnapslandschaft<br />

ist, dass es eine Vielzahl an Aromen gibt, die eine<br />

besondere Charakteristik haben.<br />

Wein und mittlerweile auch Bier spielen in der Speisenbegleitung<br />

eine große Rolle. Wie ist es in diesem<br />

Zus<strong>am</strong>menhang um den Schnaps bestellt?<br />

Juen: Das wird es in Zukunft vermehrt geben. Zu<br />

vielen gut gereiften Käsesorten passen Schnäpse<br />

sehr gut dazu. Das gilt es auch in der Inszenierung<br />

zu beleben. Käse und Wein gibt es fast überall, Käse<br />

und Schnaps ist dagegen noch eine Besonderheit.<br />

Ein St<strong>am</strong>perl Schnaps ist aber auch zur Abrundung<br />

vieler anderer Speisen ideal geeignet. Wenn der<br />

Gastronom das gut präsentiert, sind letztlich der<br />

Gast, der Gastronom selbst und der Schnapsbrenner<br />

glücklich. In <strong>Tirol</strong> gibt es Gott sei Dank viele<br />

Köche, die ein feines Sensorium haben und Speisen<br />

und Spirituosen sehr gut miteinander in Bezug<br />

setzen können. Wir müssen nicht Trends aus dem<br />

Ausland hinterherlaufen, sondern unsere Stärken<br />

weiterentwickeln und das Besondere herausarbeiten.<br />

Beim Wein gibt es den Sommelier, der allzeit Bescheid<br />

weiß. An wen kann sich der Gast in Bezug auf den<br />

Schnaps richten?<br />

Juen: Wir haben etliche ausgebildete Edelbrand-<br />

Sommeliers in <strong>Tirol</strong>. Das sind zum Teil Brenner,<br />

zum Teil Leute aus der Gastronomie und zum Teil<br />

Liebhaber. Das Thema ist, wie man den Schnaps<br />

in Szene setzen kann, wo kommt der Schnaps her,<br />

was sind seine Besonderheiten, was macht das<br />

Typische aus. Es gibt jährlich Kurse für Edelbrand-<br />

Sommeliers. Aus diesen Kursen gehen Leute<br />

hervor, welche die Schnapskultur als Botschafter<br />

weiter vorantreiben. <br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

14 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


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TIROL<br />

GENUSSLISTE<br />

<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

TIROL<br />

<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

<strong>2016</strong><br />

ALLE AUSGEZEICHNETEN<br />

GASTRONOMIEBETRIEBE<br />

TIROLS IM ÜBERBLICK


BEWERTUNGSKRITERIEN<br />

DER EINZELNEN KATEGORIEN<br />

GAULT MILLAU (<strong>2016</strong>)<br />

19-20 Punkte Höchstnote für die weltbesten Restaurants<br />

17-18 Punkte Höchste Kreativität und Qualität,<br />

bestmögliche Zubereitung<br />

15-16 Punkte Hoher Grad an Kochkunst, Kreativität und<br />

Qualität<br />

13-14 Punkte Sehr gute Küche, die mehr als das<br />

Alltägliche bietet<br />

A LA CARTE (Gourmet-Führer <strong>2016</strong>)<br />

★ ★ ★ ★ ★ 91-100 Punkte Österreichs beste Küchen und<br />

Restaurants<br />

★ ★ ★ ★ 81-90 Punkte Kreative Küche für höchste<br />

Ansprüche; ein Restaurant, das in allen<br />

Kriterien höchsten<br />

internationalen Ansprüchen genügt<br />

★ ★ ★ 71-80 Punkte Sehr gute Küche; einfallsreiche,<br />

kreative Leistungen mit vielen Höhen<br />

★ ★ 61-70 Punkte Empfehlenswerte Küche;<br />

beachtliches kreatives Potenzial<br />

★ 50-60 Punkte Ambitionierte, solide Küchenleistung<br />

FALSTAFF GOURMETguide (Stand der Recherche: 12. 7. <strong>2016</strong>)<br />

Maximal 100 Punkte werden in den Kategorien „Essen“ (50 Punkte),<br />

„Service“ (20 Punkte), „Weinkarte/Getränke“ (20 Punkte)<br />

und „Ambiente“ (10 Punkte) vergeben.<br />

95–100 Punkte<br />

90–94 Punkte<br />

85–89 Punkte<br />

80–84 Punkte<br />

SONSTIGE AUSZEICHNUNGEN<br />

<strong>Tirol</strong>er Wirtshaus AMA Gastrosiegel Bewusst <strong>Tirol</strong><br />

Foto: Die Fotografen<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 17


Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Reutte<br />

7 HAUBEN | 13 STERNE | 14 GABELN<br />

Singer‘s <strong>Tirol</strong>er Stube, Berwang<br />

Landgasthof Klause, Reutte<br />

Wirtshaus Rimmlstube, Berwang<br />

Gasthof Kreuz, Rieden b. Reutte<br />

Pure Gourmet im Hotel Der Engel, Grän<br />

Post Steeg, Steeg<br />

Rot Flüh Stüberl, Haldensee<br />

★ ★ ★<br />

Landgasthof Adler, Hinterhornbach<br />

Soyer’s Sennerland, Höfen<br />

★<br />

Landgasthof Lilie, Höfen<br />

Gasthof Stern, Steeg<br />

Tannheimer Stube im Hotel Hohenfels, Tannheim<br />

★ ★ ★ ★<br />

Hotel Drei Tannen, Tannheim<br />

Gasthof Kröll, Wängle<br />

Gasthof Goldene Rose, Lechaschau<br />

Hotel Gasthof Goldenes L<strong>am</strong>m, Weissenbach<br />

Mayer‘s Wine Lounge im Hotel Alpenrose, Lermoos<br />

Gasthaus Morent, Zöblen<br />

Post Stube, Lermoos<br />

★ ★ ★ ★<br />

Gasthof Hotel Zum Mohren, Reutte<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Landeck<br />

24 HAUBEN | 35 STERNE | 37 GABELN<br />

Gourmetrestaurant im Hotel Tannenhof<br />

6580 St. Anton, Nassereinerstr. 98, 05444/600, www.hoteltannenhof.net, info@hoteltannenhof.net Seite 28<br />

★ ★ ★<br />

Rössle, Galtür<br />

Mad, Ischgl<br />

★ ★ ★ ★<br />

Lucy Wang, Ischgl<br />

Paznauner Stubeim Hotel Trofana, Ischgl<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

Schlossherrn-Stube im Hotel Romantica, Ischgl<br />

★ ★ ★<br />

Yscla Stüva, Ischgl<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

18 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Post Ursprung, Ischgl<br />

Alte Post, St. Anton<br />

Hotel Tannenhof, Ischgl<br />

Fliana, Ischgl<br />

Galzig Verwallstube, St. Anton<br />

★ ★<br />

Schwarzer Adler Alte Stube, St. Anton<br />

Hotel Schrofenstein, Landeck<br />

Hotel Berghof Pfunds, Pfunds<br />

Die 5. Jahreszeit, Ried im Oberinntal<br />

★ ★<br />

Jennys Schlössl, Serfaus<br />

Sonnbichl, St. Anton<br />

★<br />

Ooben im Mooser, St. Anton<br />

★ ★<br />

Raffl‘s St. Antoner Hof, St. Anton<br />

★ ★<br />

Hospiz Alm, St. Christoph<br />

★ ★<br />

Arlberg Hospiz Skiclub Arlberg Stube, St. Christoph<br />

★ ★ ★<br />

Post-Gasthof Gemse, Z<strong>am</strong>s<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Imst<br />

3 HAUBEN | 8 STERNE | 14 GABELN<br />

<strong>Tirol</strong>er Jagdstube, Hochgurgl<br />

Brucknerei, Imst<br />

Furmenta, Sautens<br />

★ ★ ★<br />

Dorfstüberl im Resort Alt-Ötztal, Sautens<br />

Naturhotel Waldklause, Längenfeld<br />

Gusto, Sölden<br />

Alpenresort Schwarz, Mieming<br />

Edelweiss & Gurgl, Obergurgl<br />

Hotel Alpenaussicht, Obergurgl<br />

Ötztaler Stube im Hotel Central, Sölden<br />

★ ★ ★<br />

Ice Q, Sölden<br />

★ ★<br />

Törggele Stuben, Sölden<br />

Vinorant, Oberlängenfeld<br />

Hotel & Gasthof Kirchenwirt, St. Leonhard<br />

F<strong>am</strong>ilien-Wirtshaus Stern, Obsteig<br />

Orangerie Stift St<strong>am</strong>s, St<strong>am</strong>s<br />

Il Giardino, Ötz<br />

Gasthaus Sonne, Tarrenz<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 19


Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />

10 HAUBEN | 8 STERNE | 27 GABELN<br />

Land<br />

L<strong>am</strong>m<br />

6143 Matrei <strong>am</strong> Brenner, Brennerstr. 36, Tel. 05273/6221, www.gasthofl<strong>am</strong>m.at, info@gasthofl<strong>am</strong>m.at Seite 84<br />

Wienerhof<br />

6152 Trins, Hnr. 13, Tel. 05275/5205, www.wienerhof.at, nfo@wienerhof.at Seite 39<br />

Landgasthof Bogner, Abs<strong>am</strong><br />

Bürgerstubn, Ax<strong>am</strong>s<br />

Hubertus Stube im Hotel Jagdhof, Neustift<br />

★ ★ ★<br />

Der Hoferwirt, Neustift<br />

Gasthof Gröbenhof, Fulpmes<br />

Bistro Höll, Pfaffenhofen<br />

Welzenbacher Parkhotel, Hall<br />

Gasthof Hirschen, Reith bei Seefeld<br />

Goldener Engel, Hall<br />

Gasthof Hotel Handl, Schönberg<br />

Landgasthof Neurauter, Hatting<br />

Astoria, Seefeld<br />

Gasthof Zum Stollhofer, Inzing<br />

Woods, Seefeld<br />

Wilder Mann, Lans<br />

Waldgasthaus Triendlsäge, Seefeld<br />

Isserwirt, Lans<br />

Landgasthof Ropferstub‘m, Telfs<br />

Gasthof Walzl, Lans<br />

Forellenhof, Leutasch<br />

Hotel Quellenhof, Leutasch<br />

Ambrasstube im Interalpen Hotel Tyrol, Telfs/Buchen<br />

★<br />

Pumafalle, Trins<br />

✩<br />

Gasthof Inntal, Unterperfuss<br />

Alt-Mösern, Mösern<br />

Dorfkrug, Mösern<br />

Grander Restaurant, Wattens<br />

★ ★<br />

Gasthof zum Schwan, Wattens<br />

★ ★<br />

Schaufelspitz, Neustift<br />

20 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />

15 HAUBEN | 26 STERNE | 39 GABELN<br />

Burkia<br />

6020 Innsbruck, Fürstenweg 172, Tel. 0512/284364, www.burkia.at, info@burkia.at Seite 52<br />

Hotel Sailer<br />

★ ★<br />

6020 Innsbruck, Ad<strong>am</strong>gasse 8, Tel. 0512/5364, wwww.sailer-innsbruck.at, hotel@sailer-innsbruck.at Seite 88, 101<br />

Villa Blanka No.8<br />

6020 Innsbruck, Weiherburggasse 8 Tel. 0512/276070, www.villablanka.com Seite 70<br />

Adlers, Innsbruck<br />

Fischiff, Innsbruck<br />

Alfred Miller‘s Schöneck, Innsbruck<br />

★<br />

Beretta, Innsbruck<br />

Gasthof Ägidihof, Innsbruck<br />

Gasthof Kranebitterhof, Innsbruck<br />

Bistro Gourmand de Thierry, Innsbruck<br />

Goldenes Dachl, Innsbruck<br />

Café Sacher Innsbruck, Innsbruck<br />

★<br />

Chez Nico, Innsbruck<br />

★ ★ ★<br />

Das Schindler, Innsbruck<br />

★<br />

Dengg, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Die Mühle, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Die Wilderin, Innsbruck<br />

★<br />

Ebi‘s, Innsbruck<br />

Ecolounge by Jabinger, Innsbruck<br />

★<br />

Europa Stüberl, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Hotel Bierwirt, Innsbruck<br />

Hotel Café Central, Innsbruck<br />

Hotel Gasthof Goldener Adler, Innsbruck<br />

Il Convento, Innsbruck<br />

Konrads im Hilton Hotel, Innsbruck<br />

Kunstpause, Innsbruck<br />

★<br />

Lichtblick, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Lucy Wang, Innsbruck<br />

★<br />

Marktschiff, Innsbruck<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 21


Genussliste<br />

Olive, Innsbruck<br />

★<br />

Ottoburg, Innsbruck<br />

Sitzwohl, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Solo Vino, Innsbruck<br />

Pizzerei, Innsbruck<br />

Schwarzer Adler, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Sensei, Innsbruck<br />

Trattoria da Peppino, Innsbruck<br />

★<br />

Weißes Rössl, Innsbruck<br />

Woodfire, Innsbruck<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Schwaz<br />

14 HAUBEN | 18 STERNE | 35 GABELN<br />

Gasthof Post<br />

6261 Strass im Zillertal, Oberdorf 6, Tel. 05244/621197, www.gopost.at, info@gopost.at Seite 78<br />

Alpin Gründler‘s Gourmetstüberl, Achenkirch<br />

★ ★<br />

Posthotel Achenkirch, Achenkirch<br />

★ ★<br />

Hotel Persal, Finkenberg<br />

Hotel Alpenhof, Hintertux<br />

★ ★<br />

Gasthof Hubertus, Hippach<br />

Hotel Restaurant Almhof Roswitha, Hippach<br />

Stock Resort, Finkenberg<br />

Sieghard, Hippach/Schwendau<br />

Alexander im Hotel L<strong>am</strong>ark, Fügenberg<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

L<strong>am</strong>ark Stube, Fügenberg<br />

Manana‘s im Hotel Kristall, Gerlos<br />

★ ★<br />

Gasthof Karlsteg, Ginzling<br />

Kristallhütte im Skigebiet Hochzillertal, Kaltenbach<br />

Michl Stub‘n, Maurach <strong>am</strong> Achensee<br />

★ ★<br />

Neue Post, Mayrhofen<br />

<strong>Tirol</strong>er Stuben im Landhaus Carla, Mayrhofen<br />

Gasthof Post, Hinterriß<br />

Essbar, Pertisau<br />

Berghof, Hintertux<br />

★<br />

Hotel Wagnerhof, Pertisau<br />

22 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Karwendel, Pertisau<br />

Alpengasthof Tannen Alm, Stummerberg<br />

Wilderer Gourmetstüberl, Pertisau<br />

Hotel Restaurant Zum Senner, Schlitters<br />

Brugger‘s Lanersbacher Hof, Tux<br />

★ ★<br />

Hotel Eden, Tux/Juns<br />

Himmelhof, Schwaz<br />

Der Metzgerwirt, Uderns<br />

Gasthof Post, Strass im Zillertal<br />

Schloß Mitterhart, Vomp<br />

Landgasthof Linde, Stumm<br />

Landgasthof Schwannerwirt, Weerberg<br />

Nester, Stumm<br />

Gasthof Schulhaus, Zellberg im Zillertal<br />

Wedelhütte im Skigebiet Hochzillertal, Stumm<br />

Landgut Zapfenhof, Zellbergeben<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Kufstein<br />

9 HAUBEN | 8 STERNE | 31 GABELN<br />

Böglerhof, Alpbach<br />

Alpengasthof Aschinger Alm, Ebbs<br />

Gasthof Jakober, Alpbach<br />

Landgasthof Ledererwirt, Ebbs<br />

Hotel Wiedersbergerhorn, Alpbach<br />

Sattlerwirt, Ebbs<br />

Hotel zur Post, Alpbach<br />

Gasthof Baumgarten, Angerberg<br />

Unterwirt, Ebbs<br />

★ ★<br />

Zur Schanz, Ebbs<br />

Schopper, Breitenbach<br />

Der Bär, Ellmau<br />

Thalhof, Brixen<br />

Herrnhaus, Brixlegg<br />

Kulinarium im Hotel Kaiserhof, Ellmau<br />

★ ★<br />

Beim Dresch, Erl<br />

Sigwart‘s <strong>Tirol</strong>er Weinstube, Brixlegg<br />

★ ★ ★<br />

Blaue Quelle, Erl<br />

★<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 23


Genussliste<br />

Stanglwirt, Going<br />

Hotel Stockerwirt, Reith im Alpbachtal<br />

Hotel Post, Kössen<br />

✩<br />

Wirtshaus Rohrerhof, Kr<strong>am</strong>sach<br />

Dorfwirt Reschenhofer, Reith im Alpbachtal<br />

Alpengasthof Gruberhof, Söll<br />

Alpenrose, Kufstein<br />

✩<br />

Auracher Löchl, Kufstein<br />

Alpengasthof Schneeberg, Thiersee<br />

Juffing Hotel & Spa, Thiersee<br />

Gasthof Kundler Kl<strong>am</strong>m, Kundl<br />

Hotel Gasthof Alpenhof, Walchsee<br />

Hotel Mariasteinerhof, Mariastein<br />

Fischerwirt, Walchsee<br />

Beh<strong>am</strong>ried Ausfl ugsgasthaus, Niederndorf<br />

Gasthof Kellerwirt, Wildschönau<br />

Malerwinkel, Rattenberg<br />

Traditionsgasthof Weißbacher, Wildschönau<br />

Gut Matzen, Reith im Alpbach<br />

Gasthof Wildschönauer Bahnhof, Wörgl<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Kitzbühel<br />

16 HAUBEN | 14 STERNE | 49 GABELN<br />

Hallerwirt, Aurach<br />

Zum Schwarzen Adler, Jochberg<br />

Hotel Alte Post, Fieberbrunn<br />

Fuchswirt, Kelchsau<br />

Bärenbichl Stube, Jochberg<br />

Asado‘s Steakhouse, Kirchberg<br />

Landhotel Gasthof Jodlbühel, Jochberg<br />

Berggasthaus Staudachstuben, Kirchberg<br />

Saukaserstub‘n, Jochberg<br />

Hotel Elisabeth, Kirchberg<br />

Sra Bua im Hotel Kempinski, Jochberg<br />

Hotel Klausen, Kirchberg<br />

24 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Restaurant Kupferstub‘n, Kirchberg in <strong>Tirol</strong><br />

Steakhouse Kaps im A-Rosa Kitzbühel, Kitzbühel<br />

Taxacher, Kirchberg in <strong>Tirol</strong><br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

Winkler‘s im Neuwirt Hotel Schwarzer Adler, Kitzbühel<br />

★<br />

Brasserie Berge & Meer, Kirchberg in <strong>Tirol</strong><br />

Wirtshaus Steuerberg, Kitzbühel<br />

Bergdiele Kitzbühel, Kitzbühel<br />

Wirtshaus zum Rehkitz, Kitzbühel<br />

Berggasthof Sonnbühel, Kitzbühel<br />

Zur Tenne, Kitzbühel<br />

Bichlhof, Kitzbühel<br />

Alpengasthaus Stanglalm, Oberndorf<br />

Cuisino, Kitzbühel<br />

★<br />

First Lobster, Kitzbühel<br />

Penzinghof, Oberndorf<br />

Zum Tischlerwirt, Reith b. Kitzbühel<br />

Gasthaus Chizzo, Kitzbühel<br />

s‘Pfandl, Reith bei Kitzbühel<br />

Happy Kuh, Kitzbühel<br />

★<br />

Kaiserhof, Kitzbühel<br />

Angerer Alm, St. Johann<br />

Fink‘s, St. Johann<br />

Kupferstube im Hotel Tennerhof, Kitzbühel<br />

★ ★ ★ ★<br />

Landsitz Römerhof, Kitzbühel<br />

Berggasthaus Grander Schupf, St. Johann in <strong>Tirol</strong><br />

Der Bräuwirt, St. Ulrich a. Pillersee<br />

Lois Stern, Kitzbühel<br />

★ ★<br />

Rasmushof, Kitzbühel<br />

Brennhütte, Waidring<br />

Pension Restaurant Berta, Waidring<br />

Restaurant Ritterstern im Schloss Münichau, Kitzbühel<br />

G<strong>am</strong>skogelhütte, Westendorf<br />

Rosis‘s Sonnbergstuben, Kitzbühel<br />

Hotel Schermer, Westendorf<br />

Sporthotel Reisch, Kitzbühel<br />

➞<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 25


Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Osttirol<br />

15 HAUBEN | 21 STERNE | 23 GABELN<br />

Pfl eger, Anras<br />

★<br />

Gasthaus Marinelli, Dölsach<br />

<strong>Tirol</strong>erhof, Dölsach<br />

★ ★<br />

Heimspiel, Heinfels<br />

★<br />

Zedern Klang, Hopfgarten im Defereggen<br />

★<br />

Der Gannerhof, Innervillgraten<br />

★ ★ ★<br />

Adler Lounge, Kals<br />

Vincena, Lavant<br />

Moarhofstüberl, Lienz<br />

★<br />

Parkhotel Tristachersee, Lienz<br />

★ ★<br />

Rauterstube, Matrei in Osttirol<br />

★ ★<br />

Saluti, Matrei in Osttirol<br />

★ ★<br />

Unterwöger, Obertilliach<br />

Gasthof Islitzer, Prägraten<br />

Großvenediger, Prägraten<br />

★<br />

Ortnerhof, Prägraten<br />

Grandhotel Lienz, Lienz<br />

★ ★ ★<br />

Kirchenwirt, Lienz<br />

★<br />

Jakobistub‘n im Hotel Jesacherhof, St. Jakob im Defereggen<br />

Strasserwirt, Strassen<br />


Porträt<br />

Am Gipfel der<br />

alpinen Genüsse<br />

J<strong>am</strong>es Baron,<br />

Tannenhof, St. anton<br />

Dass im Fünf-Sterne-superior-<br />

Hotel Tannenhof in St. Anton<br />

<strong>am</strong> Arlberg seit Jahren Gastronomie<br />

auf allerhöchstem Niveau gepflegt<br />

wird, ist von begrenztem Neuigkeitswert.<br />

Mit der Verpflichtung des jungen Spitzenkochs<br />

J<strong>am</strong>es Baron hat man im Tannenhof<br />

aber noch einmal ein besonderes<br />

kulinarisches Ausrufezeichen gesetzt. Das<br />

Rüstzeug für diese Aufgabe holte sich der<br />

gebürtige Engländer, der fließend Deutsch<br />

und Französisch spricht, in renommierten<br />

Schweizer Hotels wie etwa dem Schloss<br />

Schauenstein in Fürstenau. Dort arbeitete<br />

Baron als Souschef unter dem Schweizer<br />

Spitzenkoch Andreas C<strong>am</strong>inada. Ein kulinarischer<br />

Ritterschlag in gewisser Weise. Und<br />

eines ist gewiss: J<strong>am</strong>es Baron ist hungrig.<br />

Und neugierig. In seiner Interpretation<br />

einer alpinen Küche bedient er sich der<br />

Produkte, die der Alpenbogen zu bieten hat.<br />

Und derer sind es gar nicht wenige.<br />

Die <strong>Tirol</strong>er Küche ist für den Briten eine<br />

„riesengroße Inspirationsquelle“. Sein persönliches<br />

Aha-Erlebnis hatte Baron ausgerechnet<br />

mit einem an und für sich recht<br />

banalen Krapfen mit Sauerkraut, dessen<br />

Neuerfindung er mit Erfolg betrieb. Und<br />

die Übung gelang, ohne dabei angestrengt<br />

oder übertrieben „gimmicky“ zu wirken.<br />

Prätenziöse Posen gehören insges<strong>am</strong>t nicht<br />

zum Repertoire des aufstrebenden Kochs.<br />

Baron fühlt sich <strong>am</strong> Arlberg pudelwohl und<br />

hat sich schon auf so manch kulinarischen<br />

Streifzug begeben, um die Produkte, die<br />

die Umgebung so hergibt, kennenzulernen.<br />

„Die Herausforderung ist es, regional verwurzelt<br />

zu kochen, dabei aber zugleich etwas Besonderes<br />

zu bieten“, sagt Baron, der für seine Küche schon<br />

einmal ein ganzes – man möchte es kaum vermuten<br />

– Wagyu-Rind aus Fließ und ein Kalb aus Strengen<br />

gekauft hat. „Die Qualität war der Wahnsinn. Alles<br />

war so butterzart, dass man alle Teile für Kurzgebratenes<br />

verwenden hätte können“, meint ein<br />

hörbar begeisterter Küchenchef. Gerade Köche auf<br />

höchstem Niveau verstehen es, dem Konsumenten<br />

dr<strong>am</strong>atisch vor Augen zu führen, dass eine Kuh<br />

nicht nur aus Steaks besteht, sondern aus vielen<br />

geschmacklich hervorragenden Fleischteilen. Aus<br />

dem Kalb hat Baron unter anderem ein spannendes<br />

Gericht mit gepökelter Zunge oder einen Knochenmark-Toast<br />

mit Birnen und Minze gemacht. Das<br />

Ribeye wurde aber letztlich auch nicht ausgelassen.<br />

Den frischen Rahm für die live <strong>am</strong> Gästetisch<br />

geschlagene Butter bekommt Baron auch von einer<br />

Sennerei aus der unmittelbaren Umgebung: „Man<br />

schmeckt die Landschaft, das Terroir, wo die Lebensmittel<br />

erzeugt werden, die Kräuter und Gräser<br />

der Almen, wo die Kühe weiden. Der Geschmack<br />

dieses frischen Rahms ist einzigartig.“ Baron ist<br />

weiterhin auf der Suche nach kleinen, lokalen Produzenten,<br />

um seine alpine Küche ausbauen zu können.<br />

„Das ist eine Herausforderung, aber ich muss<br />

einfach zu den Leuten hingehen“, meint der Kochkunst-Gipfelstürmer,<br />

der aktuell auf der Suche nach<br />

Alternativen zu den Süßwasserfisch-Fixstartern<br />

Saibling und Forelle ist. Baron denkt dabei konkret<br />

an Waller und Huchen.<br />

J<strong>am</strong>es Baron will eine ehrliche Küche machen,<br />

durchdachte Gerichte mit Soßen, die auf keinen<br />

Fall zu steril daherkommen dürfen. „Es soll einfach<br />

lecker sein“, formuliert Baron entsprechend das<br />

Ziel. Dafür gibt der Küchenchef mit seinem internationalen<br />

Te<strong>am</strong> im Tannenhof richtig Gas, wie<br />

er sagt. Das kommt letztlich auch der Region und<br />

ihren Produkten zugute.<br />

Marian Kröll<br />

28 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Tannenhof<br />

Zur Person<br />

Fotos: René Riis<br />

Der gebürtige Brite J<strong>am</strong>es Baron ist ein<br />

weitgereister Botschafter des guten<br />

Geschmacks. Bevor er im Tannenhof<br />

angeheuert hat, war er Souschef unter<br />

dem Schweizer Spitzenkoch Andreas<br />

C<strong>am</strong>inada. Für die Weiterentwicklung<br />

seiner alpinen Küche ist Baron stetig auf<br />

der Suche nach köstlichen Produkten<br />

aus der Region.<br />

www.hoteltannenhof.net<br />

Zum Nachkochen<br />

Geräucherter Ricotta<br />

mit Erbsen und Holunder<br />

Zutaten: ( 4 Personen)<br />

Geräucherter Ricotta:<br />

1 l Rohmilch oder frische Vollmilch vom Bauern<br />

15 ml Wasser<br />

2 ml Milchsäure<br />

Erbsen-Püree:<br />

250 g Erbsen<br />

2 Schalotten<br />

1 EL Butter<br />

150 ml Rahm<br />

Salz, Pfeffer, Puderzucker<br />

Holunder-Sirup:<br />

30 frische Holunderblüten<br />

3 l kaltes Wasser<br />

1 Orange, 1 Zitrone<br />

1 kg Zcker<br />

40 g Ascorbinsäure<br />

Holunder-Gel:<br />

40 ml Holunder-Sirup<br />

500 ml Wasser<br />

5,5 g Agar-Agar-Pulver<br />

Zubereitung Geräucherter Ricotta:<br />

Milchsäure in Wasser auflösen, zur kalten Milch<br />

geben und langs<strong>am</strong> auf 85 Grad erhitzen. Sobald<br />

sie ausflockt, weg vom Herd nehmen und 30<br />

Minuten bei Zimmertemperatur stehen lassen.<br />

Die ausgeflockte Masse mit einem Passiertuch<br />

aus der Milch nehmen, in dem Passiertuch aufhängen<br />

und ca. drei Stunden abtropfen lassen.<br />

Durch Zus<strong>am</strong>mendrehen des Tuchs von oben<br />

nach unten die Restflüssigkeit leicht auswringen<br />

und dann den Ricotta in eine gewünschte Form<br />

abfüllen. Den Ricotta auf ein Ofengitter setzen,<br />

welches auf einem Topf aufliegt. Mit einer Smoke<br />

Gun (Räucherpistole) den kalten Rauch in den<br />

Topf einblasen und das Ganze mit einem Deckel<br />

abdecken. Zirka zehn Minuten den kalten Rauch<br />

auf den Ricotta einwirken lassen und dann den<br />

Ricotta herausnehmen.<br />

Zubereitung Erbsen-Püree:<br />

Schalotten in Butter anschwitzen, Rahm dazugeben<br />

und auf die Hälfte reduzieren lassen. Mit<br />

Salz, Pfeffer und Puderzucker abschmecken,<br />

Erbsen dazugeben und alles im Thermomix<br />

pürieren.<br />

Zubereitung Erbsen-Pulver:<br />

Erbsenschalen in Salzwasser weich kochen,<br />

danach in Eiswasser abschrecken. Im Dehydrator<br />

für 24 Stunden trocknen und danach im<br />

Thermomix pulverisieren.<br />

Erbsen-Salat:<br />

Frische Erbsen ohne Schalen und geputzte<br />

Saubohnen mit Salz, Pfeffer, Essig und etwas<br />

Holundersaft marinieren.<br />

Holunder-Sirup:<br />

Holunder, Wasser, geschnittene Orange und<br />

Zitrone füer 48 Stunden in einem mit Baumwolltuch<br />

abgedeckten Gefäß ziehen lassen.<br />

Danach mit dem Zucker und der Ascorbinsäure<br />

aufkochen und passieren.<br />

Holunder-Gel:<br />

Alle Zutaten zus<strong>am</strong>men aufkochen. Danach<br />

kaltstellen und, wenn es fest geworden ist, im<br />

Thermomix pürieren. Danach durch ein Passiersieb<br />

streichen.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 29


Culinarium Alpentraum<br />

Jubiläumskulinarik<br />

Das Culinarium Alpentraum ist mittlerweile eine kulinarische Institution <strong>am</strong><br />

Seefelder Plateau. Im kommenden Jubiläumsjahr wird kulinarisch weiter an<br />

einem Strang gezogen und Regionalität vorgelebt.<br />

„Jeder von uns hat<br />

Bauern einen in<br />

der Umgebung, bei<br />

dem er einkauft.“<br />

<br />

<br />

Patrick Trois, Culinarium Alpentraum<br />

G<br />

emeins<strong>am</strong> mit der Friedensglocke des<br />

Alpenraums in Mösern bei Telfs, die<br />

1997 zum 25-jährigen Jubiläum der<br />

Arbeitsgemeinschaft Alpenländer errichtet wurde,<br />

wird im kommenden Jahr eine weitere Institution<br />

20 Jahre alt. Es handelt sich um das Culinarium<br />

Alpentraum, einen aus acht Wirten – vorwiegend<br />

vom Seefelder Plateau – bestehenden Verein, der<br />

sich voll und ganz der Förderung gutbürgerlicher,<br />

regional verwurzelter Gaumenfreuden<br />

verschrieben hat. Das Culinarium<br />

Alpentraum hat sich seit seiner Gründung<br />

zu einer Marke entwickelt, obwohl man vor<br />

gut 20 Jahren noch belächelt wurde. Ein<br />

Schicksal, das Vorreitern allgemein nicht<br />

fremd ist.<br />

Jedes Jahr zelebriert man gemeins<strong>am</strong><br />

unter einem wechselnden Motto die regionale<br />

Kulinarik. Heuer wurde im Dorfkrug in<br />

Mösern das Frühlingserwachen gefeiert: 8<br />

Wirte, 8 Gänge, 88 Euro lautete das Rezept. „Beim<br />

Frühlingserwachen haben alle acht Wirte selbst<br />

gekocht und auch selbst die Gäste bedient“, erklärt<br />

Vereinsobfrau Andrea Neuner, ihres Zeichens<br />

auch Hausherrin im Gasthof Zum Neunerwirt in<br />

Mösern. Im Preis inbegriffen waren alle Getränke,<br />

vom Aperitif über den Schnaps bis hin zum Kaffee.<br />

All-inclusive, Genuss garantiert. Essen und Trinken<br />

sind sinnliche Angelegenheiten, die aber deshalb<br />

nicht gleich bierernst ablaufen sollten. Deshalb<br />

wurde das Frühlingserwachen der Culinarium-<br />

Alpentraum-Wirte auch von einem Kabarettisten<br />

begleitet, der für die Anregung der Lachmuskeln<br />

zuständig war. Zum 20-jährigen Jubiläum der<br />

Wirte aus Leidenschaft wird es jedenfalls eine besondere<br />

Veranstaltung geben, die im Frühsommer<br />

voraussichtlich im Zentrum von Seefeld stattfinden<br />

wird. An den Details wird derweil noch gefeilt.<br />

Nur soviel darf verraten werden: Erfahrungsgemäß<br />

wird es gut werden.<br />

Die Wirte des Culinarium Alpentraum<br />

sind auch zum 20-Jahr-Jubiläum<br />

noch mit ganzer Leidenschaft bei<br />

der Sache.<br />

30 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Seefelder Plateau<br />

Fotos: Andreas Amplatz (2), Felder-images/www.berge.at (1), Burnz Neuner (1)<br />

Leidenschaft, Vielfalt und Regionalität<br />

haben sich die Wirte des Culinarium<br />

Alpentraum auf die Fahnen<br />

geheftet. Aus heimischen Produkten<br />

werden saisonale und regionale<br />

Schmankerln gezaubert.<br />

Genuss und gastfreundschaft<br />

Wer im Genuss-Orchester mitfiedeln will,<br />

muss strenge Voraussetzungen erfüllen.<br />

Grundvoraussetzung ist, dass es sich um einen<br />

F<strong>am</strong>ilienbetrieb handelt, erklärt Andrea Neuner.<br />

Die Verwendung regionaler Produkte ist<br />

im Wirte-Kollektiv eine Selbstverständlichkeit.<br />

Und das schon allein deshalb, weil es Sinn<br />

macht, jene Produkte in der Küche zu verarbeiten,<br />

die aus der Region kommen und saisonal<br />

verfügbar sind. Der Hang zum Regionalen<br />

hinterlässt selbstverständlich auch <strong>am</strong> kulinarischen<br />

Jahreskalender seine Spuren. Verkocht<br />

wird primär, was gerade Saison hat. Entsprechend<br />

gibt es etwa im Dorfkrug im Frühjahr<br />

eine Bärlauchwoche, im August werden in<br />

der Weidachstube heimische Pfifferlinge und<br />

Steinpilze serviert, in der Triendlsäge frönt<br />

man im August dem Motto Polenta und Steinpilze<br />

und im Wiesenhof befasst man sich von<br />

Ende September bis Anfang Oktober intensiv<br />

mit dem heimischen Hirsch. Im Gasthaus<br />

Brücke werden im Juli Gerichte mit Geschichte<br />

aufgetischt, der Neunerwirt fährt ab Mitte<br />

September auf Geflügen und Kürbis ab. Das ist<br />

aber noch keine erschöpfende Aufzählung des<br />

kulinarischen Jahreskalenders, sondern nur<br />

ein kleiner Vorgeschmack. Natürlich dürfen<br />

aber auch die Klassiker der österreichischen<br />

und <strong>Tirol</strong>er Küche auf keiner Speisekarte<br />

fehlen.<br />

Einen St<strong>am</strong>mplatz auf den <strong>Teller</strong>n der<br />

Wirte haben sich die Gebirgsforelle und der<br />

Saibling aus der Leutascher Fischerei erobert.<br />

Neben liebevoll in Szene gesetzten Gaumenfreuden<br />

haben die Wirte mit ihren Traditionshäusern<br />

auch in atmosphärischer Hinsicht<br />

all das und noch mehr zu bieten, was gute<br />

<strong>Tirol</strong>er Gastlichkeit und Kultur ausmacht. In<br />

den Betrieben des Culinarium Alpentraum <strong>am</strong><br />

und rund um das Seefelder Plateau wird noch<br />

ehrliche Gastfreundschaft gepflegt, die nicht<br />

vom Üben kommt, sondern tatsächlich von<br />

Herzen.<br />

Aktuelle Informationen zum kulinarischen<br />

Angebot und zu Veranstaltungen sind im Internet<br />

unter www.culinarium-alpentraum.at zu<br />

finden. <br />

Marian Kröll<br />

Culinarium Alpentraum<br />

Aktuelle Genusswochen und nähere Informationen unter<br />

www.culinarium-alpentraum.at<br />

Gasthof Zum Neunerwirt<br />

Möserer Dorfstraße 23, Seefeld/Mösern, www.neunerwirt.at<br />

Gasthof Dorfkrug<br />

Möserer Dorfstr. 32, Seefeld/Mösern, www.gasthof-dorfkrug.com<br />

Restaurant Waidachstube<br />

Weidach 373b, Leutasch<br />

Gasthaus Brücke<br />

Burggraben 257, Unterleutasch, www.zurbruecke-leutasch.com<br />

Waldgasthaus Triendlsäge<br />

Triendlsäge 259, Seefeld, www.triendlsaege.at<br />

Gasthof <strong>Tirol</strong>er Weinstube<br />

Dorfplatz 130, Seefeld, www.tirolerweinstube.at<br />

Gasthof Hirschen<br />

Leithener Dorfstr. 9, Reith/Leiten, www.gasthof-hirschen.com<br />

Wiesenhof Scharnitz<br />

Hinterautalstraße 283, Scharnitz<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 31


Brot<br />

<strong>Tirol</strong>s Eigenbrötler<br />

Mit innovativen Rezepturen lassen die <strong>Tirol</strong>er Bäcker aufhorchen. Nicht nur<br />

traditionelle Produktion steht ganz oben auf der Agenda. An Qualität,<br />

Nachhaltigkeit und Geschmack fehlt es nicht – besonders nicht beim „Tiroggl“.<br />

„Ich backe noch<br />

mit Herz und<br />

Hand.“<br />

<br />

Peter Zangerl, Bäcker<br />

Der Duft der Kindheit steigt in die Nase<br />

besucht man einen <strong>Tirol</strong>er Bäcker.<br />

Dieser Duft, aus der Zeit, als man noch<br />

zu klein war, über die Theke zu sehen. Als man<br />

jeden S<strong>am</strong>stag beim Bäcker im Dorf ein kleines<br />

Stück süßen Zopf bekommen hat und fasziniert<br />

an diesem kaute, während die Eltern Vinschgerl,<br />

Jourgebäck, Schwarzbrot und Zöpfe für das<br />

Wochenende kauften. Geschmäcker und Gerüche,<br />

die man sein Leben lang nicht vergisst. Seltener<br />

sind sie geworden, diese Momente, denn auch <strong>Tirol</strong><br />

ist vom Bäckersterben nicht verschont geblieben.<br />

Doch <strong>Tirol</strong>s Bäcker punkten mit neuen Ideen,<br />

Topqualität und besten Produkten.<br />

<strong>Tirol</strong>er Genussinnovationen<br />

Mit einer innovativen Kreation konnten besonders<br />

die Landecker Bäckermeister aufhorchen<br />

lassen. Sie kreierten ihr eigenes, regionales Brot –<br />

das „Tiroggl“. Innungsmeister und Mitbegründer<br />

Peter Zangerl erzählt von diesem Prozess. „Als<br />

Naturverbundener Mensch wollte ich das Mehl<br />

schon immer aus der Region beziehen und einen<br />

neuen, nachhaltigen Kreislauf schaffen. Vor sechs<br />

Jahren wurde somit die Idee zum regionalen Brot<br />

geboren“, erinnert sich Zangerl. „In einem dreijährigen<br />

Prozess k<strong>am</strong> es von der Idee zum fertigen<br />

Produkt. Das Getreide muss nicht nur backfähig<br />

sein, es muss höchsten Qualitätskriterien entsprechen<br />

– das dauert.“ Von den Gesprächen bis hin<br />

zum fertigen Produkt begleitete der Bäckermeister<br />

den Prozess. Heute ist das Tiroggl eine Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

aller gewerblichen Bäcker des Bezirks<br />

Landeck mit der regionalen Landwirtschaft. Mit<br />

dem Motto „Die Einzigartigkeit unserer Region<br />

mit reinstem Wasser, bester Luftqualität und die<br />

Kraft der Berge machen das Geschmackserlebnis<br />

zu einem natürlich gesunden Highlight“ konnten<br />

die Bäckermeister auch bei dem Verein Genussregion<br />

Österreich Aufmerks<strong>am</strong>keit auf sich ziehen.<br />

„Mit Freude <strong>am</strong> Produkt sind wir mittlerweile als<br />

GenussRegionsKandidat <strong>2016</strong> aufgenommen<br />

worden“, ist Zangerl stolz. Die „Genussregion<br />

Landecker Brot“ ist in Österreich einzigartig. Die<br />

meisterliche Verarbeitung, die regionale Herkunft<br />

und die unabhängige Qualitätskontrolle sind die<br />

drei Erfolgsfaktoren des Landecker Brots. „Es ist<br />

ein sehr durchdachtes Konzept. Trotz des großen<br />

zeitlichen und ressourcenintensiven Aufwands<br />

kann sich das Endprodukt sehen lassen und die<br />

Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt“, ist Zangerl<br />

überzeugt.<br />

32 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Einzigartig im Detail<br />

Nicht nur das Tiroggl zeugt von größter Qualität<br />

der <strong>Tirol</strong>er Bäckermeister. Zangerl betont die<br />

Einzigartigkeit jedes einzelnen Betriebs in <strong>Tirol</strong>. Die<br />

zirka 140 verbleibenden Bäckermeister bezeichnet<br />

er lächelnd als „Eigenbrötler“. „Wir sind keine<br />

Querköpfler, sondern haben unsere eigenen Brote.<br />

Jedes Produkt, selbst wenn es nur eine Semmel ist,<br />

ist einzigartig bei jedem Bäcker“, erklärt Zangerl.<br />

Diese Unterschiede sind bedingt durch regionale<br />

Unterschiede der Rohstoffe, wie Klima, Wasser, aber<br />

auch Getreide. Diese Unterschiede manifestieren<br />

sich im Teig und später im Geschmack. „Die Vielfalt<br />

der Geschmäcker ist im Handwerksbetrieb ein<br />

Alleinstellungsmerkmal. Jeder Bäcker kreiert seine<br />

eigenen Produkte“, ergänzt der Bäckermeister. Eine<br />

Bedrohung dieser Vielfalt sieht Zangerl nicht, im<br />

Gegenteil. Er ist Feuer und Fl<strong>am</strong>me für sein Handwerk.<br />

„Eines der wichtigsten Lebensmittel erzeugen<br />

zu dürfen, ist bereits ein Ritterschlag. Positives<br />

Feedback von Gästen und Einheimischen ist für uns<br />

Handwerker etwas Besonderes“, schwärmt Zangerl.<br />

„Da wird uns Eigenbrötlern warm ums Herz.“<br />

Trugschluss Frische<br />

Klar sieht er jedoch die teils falsch geprägten Erwartungen<br />

des Kunden, besonders den derzeitigen<br />

Wunsch nach „frischem“ Brot. „Isst man das Brot,<br />

das direkt aus dem Backofen kommt, ist das oft gar<br />

nicht gesund“, erklärt Zangerl. „Durch die Enzyme<br />

beim Kauen wird wertvolle Arbeit für den Magen<br />

übernommen. Frisches Brot hingegen wird oft nicht<br />

genug gekaut.“ Dunkles Brot ist außerdem wie guter<br />

Wein – oft entfaltet sich sein ges<strong>am</strong>ter Geschmack<br />

erst nach einem Tag. Der Hype um die Frische ist<br />

somit nachteilig für die Qualität. „Verarbeite ich<br />

heute Teig, dann kommt er aus dem Ofen. Das hat<br />

jedoch nichts mit Frische zu tun. Der Begriff wird<br />

oft fälschlich verwendet und es entstehen falsche<br />

Erwartungen beim Kunden“, ergänzt Zangerl. „Das<br />

Argument der Frische wird und wurde in letzter Zeit<br />

sehr stark strapaziert! Die Frische unserer Erzeugnisse<br />

kann nur in unseren Backstuben, in der wir<br />

täglich arbeiten und herstellen, produziert werden“,<br />

ist der Innungsmeister der <strong>Tirol</strong>er Bäcker überzeugt.<br />

Ist dem Kunden die Qualität und die Nachhaltigkeit<br />

wichtig, dann kommt er zum Bäcker.<br />

Früh übt sich<br />

Um die hohe Qualität des Handwerks weiterhin<br />

aufrechtzuerhalten, wird intensiv in die Lehre investiert.<br />

Die jungen <strong>Tirol</strong>er Bäckeranwärter schneiden<br />

im Österreichvergleich sehr gut ab. „Auch heuer<br />

konnten die <strong>Tirol</strong>er Lehrlinge beim Bundeswettbewerb<br />

in Vorarlberg den zweiten Platz erreichen“,<br />

ist Zangerl stolz. „Besonders die Berufsschule<br />

St.Nikolaus und die Lehrer sind hier zu loben. Jährlich<br />

können sie Topleistungen erzielen. Das spricht<br />

für großartige Qualität.“ Der Lehrberuf des Bäckers<br />

ist heute nicht mehr so körperlich anstrengend wie<br />

noch vor fünfzig Jahren. Interessierte Menschen<br />

müssen trotzdem mit gewissen Herausforderungen<br />

rechnen. „Allein das frühe Aufstehen ist für viele<br />

eine Umstellung, an die man sich erst gewöhnen<br />

muss“, weiß Zangerl. „Man braucht auf jeden fall<br />

Ehrgeiz, den Willen zum Beruf und die Leidenschaft<br />

für das Handwerk. Wir entwickeln eines der wichtigsten<br />

Lebensmittel, die der Mensch außer dem<br />

Wasser hat. Das muss man den jungen Menschen<br />

nahe legen.“ Bäckeranwärter können sich laut dem<br />

Bäckermeister auf das Erlernen eines spannenden,<br />

interessanten Handwerks freuen, denn der Bäckerberuf<br />

beinhaltet noch immer gewaltige Ressourcen.<br />

Mit Nachhaltigkeit in die Zukunft<br />

Nachhaltigkeit ist schon heute beim Bäckermeister<br />

groß geschrieben. „Zwar haben wir zwischen 60 und<br />

70 verschiedene Brotsorten bei uns in der Filiale,<br />

jedoch produzieren wir kaum Überschuss“, erklärt<br />

Zangerl. „Wir versuchen mit den Ressourcen mit<br />

großer Verantwortung umzugehen und verarbeiten<br />

selbst den Überschuss zu 100 Prozent weiter.“<br />

Nachhaltigkeit und Regionalität sind für Zangerl<br />

zentral für die Zukunft. Nach einem sehr guten Start<br />

mit dem Tiroggl wird weiterhin versucht, die Region<br />

zu nützen und durch nachhaltige Arbeitsprozesse<br />

wieder gesunde Kreisläufe zu schaffen. Besonders<br />

die Landwirte sind hier wichtige Partner. „Das Handwerk<br />

ist gesund gewachsen“, ist Zangerl überzeugt.<br />

„Ich würde jeden Einzelnen bitten, das Handwerk<br />

zu unterstützen, d<strong>am</strong>it wir noch lange Fachkräfte<br />

haben, denn wenn diese verlorengehen, verlieren<br />

wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Wissen,<br />

Tradition und höchste Qualität.“ Julia Wolfschütz<br />

Genussroute<br />

Tiroggl<br />

Auf den Spuren des Urbrots mit der<br />

Kraft der Berge können Interessierte eine<br />

besondere Schmankerlwanderung durch<br />

die Region machen. Auf der zirka zweistündigen<br />

Wanderung kann die Wiederbelebung<br />

alter Getreidesorten und Backtechniken<br />

hautnah erlebt werden. Die<br />

Genussroute startet in Z<strong>am</strong>s und führt<br />

über die Z<strong>am</strong>mer Felder entlang dem<br />

Inn weiter Richtung Z<strong>am</strong>mer Lochputz.<br />

Beeindruckend kann man auf diesem<br />

Weg die Kraft der Natur erleben. Alle<br />

Informationen zu diesem einzigartigen,<br />

f<strong>am</strong>ilienfreundlichen Ausflug findet man<br />

bei der Ferienregion <strong>Tirol</strong>West unter<br />

www.tirolwest.at.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 33


Handwerk<br />

Naturhefe: Ein<br />

Handwerkerwissen<br />

Zur Person<br />

Gotthard Valier st<strong>am</strong>mt aus einer Südtiroler<br />

Bäckerf<strong>am</strong>ilie. Sein Urgroßvater<br />

betrieb eine Bäckerei in der Bozner<br />

Altstadt. Vom Erbe kaufte Gotthards<br />

Großvater um die letzte Jahrhundertwende<br />

eine Bäckerei in Innsbruck, die seither<br />

ebenso als F<strong>am</strong>ilienbetrieb geführt wird.<br />

Gotthard Valier baute sie zur Konditorei<br />

um. Heute unterstützt der pensionierte<br />

Konditor- und Bäckermeister seinen Sohn<br />

im Betrieb.<br />

Die modernen Essensgewohnheiten haben sich in den letzten<br />

50 Jahren drastisch verändert. Experten stehen dieser Entwicklung<br />

skeptisch gegenüber, mahnen beim Konsum industriell hergestellter<br />

Lebensmittel zur Mäßigung und empfehlen hausgemachte Kost. Ein<br />

Lebensmittel, dessen Zubereitung schon mehrere tausend Jahre alt ist,<br />

spielt dabei eine besondere Rolle: das Brot.<br />

U<br />

nser Körper ist von bemerkenswerter<br />

Stabilität. Diese entwickelte sich über<br />

hunderttausend Generationen, und ist<br />

seit jeher von zwei Dingen geprägt: den K<strong>am</strong>pf gegen<br />

Infektionen zu überleben und ausreichend ernährt<br />

zu werden. „Durch diese Erfahrungen ist unser<br />

Körper heute in der Lage, mit relativ wenig sehr<br />

gut zurechtzukommen,“ sagt Alexander Moschen,<br />

Gastroenterologe an der Med-Uni Innsbruck. Nun<br />

habe sich in den letzten zwei bis drei Generationen<br />

unser Lebensstil aber völlig verändert. Den einen<br />

steht Nahrung im Überfluss zur Verfügung, während<br />

andere wiederum mit Unterversorgung kämpfen.<br />

Dabei ist der Körper spars<strong>am</strong> und kann einen Energiespeicher<br />

für Zeiten der Knappheit anlegen – eine<br />

Knappheit, die aber hierzulande nicht kommt. In<br />

diesem Zus<strong>am</strong>menhang sei es für Moschen sinnvoll,<br />

sich mit dem Thema Nahrung und den Lektionen,<br />

die die Menschen im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte<br />

erlernten, bewusst auseinanderzusetzen.<br />

Besonders faszinierend findet er die Entstehungsgeschichte<br />

des Brots. „Wir nehmen heute an, dass<br />

der Weizenanbau in etwa 5000 Jahre alt ist. D<strong>am</strong>als<br />

wurden wohl noch einfache Fladen aus Mehl und<br />

Wasser hergestellt,“ erzählt der Internist. Möglicherweise<br />

vergaß jemand einmal einen Teig: Durch die<br />

Luftkeime fing dieser an zu blubbern, wurde größer.<br />

Und als der Bäcker ihn wiederfand, beschloss er, das<br />

gute Zeug nicht wegzuwerfen, sondern im Ofen<br />

zuzubereiten. Wie groß mag wohl die Überraschung<br />

beim Anblick und Kosten des ersten Brotlaibs<br />

gewesen sein?<br />

Vielfältige Welt der Hefe<br />

Einer, der die Faszination für die Wirkung von Bakterien<br />

auf Nahrungsmittel mit Dr. Moschen teilt, ist<br />

der Innsbrucker Konditor- und Bäckermeister Gotthard<br />

Valier. Sein Spezialgebiet sind süße Hefeteige<br />

für die italienischen Weihnachtsklassiker Panettone<br />

und Pandoro. „Beides reine Naturprodukte,“ erklärt<br />

Valier, der schon immer der italienischen, französischen<br />

und spanischen Essenskultur zugetan war.<br />

Er ist sehr froh über seine vielen Kontakte in diesen<br />

Ländern, denn durch sie durfte er eine Essenskultur<br />

kennenlernen, die er hierzulande vermisst. „Bäckereiprodukte<br />

aus Hefeteig gibt es dort überall, süß und<br />

gesalzen, und sie werden regelrecht zelebriert. Mit<br />

einem Stück Weißbrot, C<strong>am</strong>embert oder Prosciutto,<br />

dazu ein Gläschen Wein, hat man gegessen“,<br />

schwärmt Valier. Ein Panettone wäre mit handelsüblicher<br />

Bierhefe aus dem Päckchen nicht machbar,<br />

diese entwickelt ganz andere Poren als die Naturhefe.<br />

Der Umgang d<strong>am</strong>it ist allerdings eine eigene Wissenschaft,<br />

die der Konditormeister hervorragend<br />

beherrscht. Traditionelles italienisches oder französisches<br />

Brot wird aus einem lang geführten Hefeteig<br />

gebacken, d<strong>am</strong>it sich das Gluten richtig entwickelt<br />

und für die gewünschte Lockerheit sorgt. Dabei wird<br />

dem neuen Teig immer etwas alter Teig hinzugefügt.<br />

Dieser besteht im Prinzip nur aus einem Wasser- und<br />

Mehlgemisch, das zur Fermentation gebracht wird.<br />

Gotthard Valier fügt Apfelsaft hinzu, d<strong>am</strong>it es durch<br />

den Fruchtzucker schneller vergärt. „Mit einem<br />

Mehl wie beim Italiener wären wir glücklich“, soll<br />

Gotthards Vater immer wieder gesagt haben. Dieses<br />

ist klimatisch bedingt besonders reich an Kohlenhydraten,<br />

wovon die Hefe letztendlich profitiert.<br />

Gutes Brot verlangt Geduld<br />

Sobald die Fermentation anfängt, kann diese gelenkt<br />

werden, um den Geschmack zu beeinflussen. Dafür<br />

muss der Teig immer wieder ruhen, dann wieder mit<br />

Fotos: Friedle (1), Fotolia (1)<br />

34 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Genussregion<br />

den genannten Zutaten verlängert oder, in Gotthards<br />

Worten, „gewaschen und gefüttert werden, wie ein<br />

Kleinkind“. Wenn alle Bedingungen stimmig sind,<br />

verdreifacht sich das Volumen des Teigs bereits nach<br />

vier Stunden. Trotzdem erfordert die Naturhefe viel<br />

Geduld. Für den Panettone fängt der Konditor etwa<br />

sonntags mit der Teigführung an, im Verkauf steht<br />

das Endprodukt dann <strong>am</strong> Mittwoch. Für sämtliche<br />

Backwaren aus Naturhefe gilt: Unterschiedliche<br />

Fermentationen bringen unterschiedliche Variationen<br />

hervor. Valier vergleicht diese Prozesse mit der<br />

Herstellung von Käse oder Wein: „Die Bakterienkulturen<br />

sind unheimlich wichtig, sie beeinflussen<br />

den Geschmack. Sie sind in dieser weißen Teigkugel<br />

zwar nicht sichtbar, aber in ihrem Inneren steckt<br />

viel Leben.“ Entscheidend für die Vielfalt ist der<br />

Säuregehalt des Teigs. Diesen kann der erfahrene<br />

Konditor bereits durch den Geruch oder das Ertasten<br />

überprüfen.<br />

Unheimliches Brot<br />

Als Verfechter der traditionellen Brothandwerksqualität<br />

beobachtet Gotthard Valier die modernen<br />

Ernährungsgewohnheiten mit großer Skepsis.<br />

Heutzutage müsse vieles schnell und industriell<br />

gemacht werden, moderne Bäckereien arbeiten<br />

lieber nach vorgegebenen Schemata als nach der<br />

Zeit, die ein echtes Naturprodukt vorgibt. „Somit<br />

geht die Sensibilität für die Materie verloren“,<br />

befürchtet Valier. Die Konservierungsstoffe, die<br />

wochenaltes Toastbrot immer noch elastisch<br />

halten, findet der Bäckermeister unheimlich:<br />

„Ob uns diese Fertigprodukte guttun, wage ich<br />

zu bezweifeln. Von der brutalen Geschäftspolitik<br />

mancher Saatguthersteller ganz abgesehen“ sagt er.<br />

Gastroenterologe Moschen pflichtet ihm bei und<br />

rät bei industriell hergestellten Lebensmitteln zu<br />

einem vorsichtigen Umgang. Problematisch seien<br />

aber auch jene neu gezüchteten Weizensorten, die<br />

möglichst ertragreich und widerstandsfähig sein<br />

müssen. Viele Menschen haben dabei Verdauungsprobleme<br />

und vermuten eine Gluten-Unverträglichkeit.<br />

Allerdings reagiert der Körper nicht aufs<br />

das Gluten, sondern auf andere Getreideeiweiße,<br />

die für die verstärkten Abwehrmechanismen der<br />

manipulierten Kornzellen zuständig sind. „Diese<br />

gehen durchs Erhitzen nicht kaputt und können<br />

auf Dauer Allergien verursachen“, sagt der Experte.<br />

Ob sich unsere Immunsysteme irgendwann daran<br />

gewöhnen werden, sei schwer vorauszusehen,<br />

exakte Daten sind wohl erst nach langzeitigen Beobachtungen<br />

in einigen Jahren möglich. Bis dahin<br />

plädiert Moschen für ein besseres Bewusstsein für<br />

Herkunft und Qualität von Nahrungsmitteln. An<br />

diesen Tipp hält sich Gotthard Valier bereits seit<br />

Jahren. Er bäckt sein Brot nämlich selbst, verrät<br />

er: „Naturhefe, Roggenmehl, Salz, eventuell etwas<br />

Fenchel und Brotklee, fertig. Das hält gut eine<br />

Woche lang.“<br />

<br />

David Winter<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 35


Käse & Wein<br />

Sinnliches Paar<br />

E<br />

s gibt im Leben Paare, die einfach zueinander<br />

passen, miteinander harmonieren.<br />

Paare, die füreinander bestimmt<br />

sind. Das gibt es nicht nur bei Menschen, sondern<br />

auch bei Lebensmitteln. Wein und Käse sind<br />

ein solches Paar. Sie ergänzen einander perfekt,<br />

fordern einander aber auch in ihren vielfältigen<br />

Geschmacksnuancen heraus, können Harmonie<br />

„Wein und Käse stehen in einer<br />

symbiotischen Beziehung zueinander.“<br />

<br />

Wein und Käse, richtig aufeinander abgestimmt, wird zum echten<br />

Geschmacks erlebnis. D<strong>am</strong>it die Balance passt und ein harmonisches<br />

Feuerwerk <strong>am</strong> Gaumen gezündet werden kann, braucht es feine Ware und<br />

Wissen. Beides haben Morandell und Berg Bauer in höchstem Maße.<br />

Christoph Morandell, Morandell International<br />

oder Spannung erzeugen. Die Kombination guter<br />

Weine mit guten Käsen ist nicht umsonst ein absoluter<br />

Klassiker und kulinarischer Dauerbrenner.<br />

Warum dem so ist, weiß Weinhändler Christoph<br />

Morandell vom gleichn<strong>am</strong>igen, in Wörgl ansässigen<br />

Traditions-Weinhandel Morandell: „Wein und Käse<br />

stehen in einer symbiotischen Beziehung zueinander.“<br />

Einen jungen Weißwein würde Morandell<br />

ausschließlich zu einem jungen Käse empfehlen.<br />

Sehr gut harmonieren außerdem gereiftere Weißweine<br />

und kräftigere Käse. Besonderer Beliebtheit<br />

erfreut sich die Kombination von Blauschimmelkäsen<br />

mit Süßweinen. „Der Schärfe des Käses<br />

wird durch die Süße des Weins ein Kontrapunkt<br />

entgegengesetzt. Dadurch ergibt sich die perfekte<br />

Harmonie“, schwärmt Morandell. Jedenfalls sollte<br />

36 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Weingut Flür<br />

Käse &<br />

Wein 1x1<br />

Frischkäse aus<br />

Kuhmilch<br />

Dazu passen <strong>am</strong> besten leichte,<br />

trockene, spritzige Weine wie etwa<br />

Grüner Veltliner, Riesling, Sauvignon<br />

Blanc, aber auch Roséweine wie<br />

der Blaue Zweigelt Rosé, Sekt und<br />

Ch<strong>am</strong>pagner.<br />

Fotos: Fotolia (1), BergBauer (2)<br />

man darauf achten, dass der Käse den Wein nicht<br />

übertönt. Die Kombination von Käse und Wein<br />

ist aber keineswegs eine exakte Wissenschaft. Es<br />

gilt die Regel: Erlaubt ist, was schmeckt. Generell<br />

lässt sich sagen, dass es der Reifegrad des Käses<br />

ist, der den Wein bestimmt. Ein herzhafter Käse<br />

verlangt nach einem kraftvollen Wein, ein milder<br />

Käse verträgt sich bestens mit einem leichten Wein.<br />

Deshalb reicht man zu würzigen Käsesorten vornehmlich<br />

Rotwein, zu milden dagegen Weiß- oder<br />

Roséwein. Bei Käseplatten ist es rats<strong>am</strong>, sich in der<br />

Wahl des passenden Weins <strong>am</strong> intensivsten Käse<br />

auf der Platte zu orientieren. Österreich hat sich in<br />

der Vergangenheit sowohl eine Reputation als gutes<br />

Wein- als auch Käseland erarbeitet. Besonders die<br />

österreichischen Weißweine stehen international in<br />

hohem Ansehen.<br />

Das Thema Weine und Speisenbegleitung ist<br />

wesentlicher Bestandteil der Ausbildung zum<br />

Weinsommelier. Mittlerweile haben aber die Käse-<br />

Liebhaber nachgezogen und weil Käsekompetenz<br />

ganz und gar nicht wurscht ist, bietet Hirner in<br />

seinem Unternehmen spezielle Schulungen für das<br />

Personal in der Gastronomie durch fachkundige<br />

Käse-Sommeliers an. „Wir haben eine eigene Käse-<br />

Schule aufgebaut. Dort verbinden wir unser Wissen<br />

um den Käse unter anderem mit der Weinkompetenz<br />

von Morandell“, erläutert Hirner. Das Resultat<br />

dieser Bestrebungen sind bestens ausgebildete Gastronomen<br />

und in letzter Konsequenz zufriedene –<br />

weil sachkundig beratene – Gäste. Martin Hirner ist<br />

Eine hochwertige Zirbenholz-Affineurbox ist Martin Hirners<br />

neuester Clou. Darin findet sich auch der ausgezeichnete<br />

Felsenkellerkäse, der in einem in den Berg getriebenen<br />

Stollen im Kaisergebirge heranreifen darf.<br />

der Mann, der gefragt ist, wenn es um – nein, nicht<br />

die Wurst – sondern den Käse in all seinen Variationen<br />

geht. Der Berg-Bauer-Chef hat kürzlich eine<br />

Affineurbox der besonderen Art, speziell ausgerichtet<br />

auf die Bedürfnisse der Gastronomie, zur Welt<br />

gebracht. „Dieser Schmuckkasten ist in Zirbenvollholz<br />

ausgeführt, mit verzinkten Scharnieren, einem<br />

Boden aus Steingut und Hauchglas. Das ist perfekt<br />

für den Gastronomen. Die Box kann man in den<br />

Kühlraum stellen, der Boden bleibt kalt“, erläutert<br />

Käse-Aficionado Hirner. Die Zirben-Käsebox lässt<br />

Hirner natürlich nicht verwaist. Er bietet sie fix<br />

fertig bestückt mit 15 Käsesorten an. Ein Rundum-<br />

Sorglos-Paket für die käseaffine Gastronomie und<br />

Hotellerie sozusagen. Eine Box enthält rund 3,5<br />

Kilogr<strong>am</strong>m verschiedener Käsespezialitäten. Selbstverständlich<br />

kann sich aber ein jeder die Käsebox,<br />

die an Hotelbuffets und in alten Stuben gute Figur<br />

macht, nach seinen Wünschen befüllen lassen. Für<br />

die Box nimmt Hirner inklusive Käse 249 Euro.<br />

Kein schlechtes Angebot, möchte man meinen.<br />

Zum Probieren gibt es außerdem Muster. Hirner<br />

steht für Verkostungen jederzeit „Gewehr bei Fuß“,<br />

wie er sagt.<br />

Der Weg führt für Hirner, und mit ihm unzählige<br />

<strong>Tirol</strong>er Kleinsennereien, nur über die Qualität. Die<br />

Zauberworte in diesem Zus<strong>am</strong>menhang heißen<br />

Heumilch und Bio-Heumilch. Für diese werden den<br />

Bauern auch noch bessere Preise bezahlt als für<br />

konventionelle Milch, die einen dr<strong>am</strong>atischen Preisverfall<br />

durchgemacht hat. „Im Handel gibt es einen<br />

Ziegen- und Schafmilch-Frischkäse<br />

Zu diesen Käsen sollten fruchtige,<br />

junge, nicht zu körperreiche Weine<br />

(Grüner Veltliner, Chardonnay) oder<br />

leichte, spritzige Moste gereicht<br />

werden.<br />

Weichkäse mit<br />

Weißschimmel,<br />

Schaf- und Ziegenkäse<br />

Dazu passen bukettreiche, trockene<br />

Weiße (Weiß- oder Grauburgunder,<br />

Chardonnay) und s<strong>am</strong>tige, tanninarme<br />

Rotweine (Blauer Burgunder)<br />

sowie trockener Sekt.<br />

Rotkulturkäse<br />

Ideale Begleitung durch trockene,<br />

gehaltvolle, kräftige Weine (Weißburgunder,<br />

Tr<strong>am</strong>iner, Blaufränkischer).<br />

Milde Schnitt- und<br />

Hartkäse<br />

Trockene, leichte Weiß- oder Rotweine<br />

(Riesling, Zweigelt, St. Laurent).<br />

Würzige Schnittund<br />

Hartkäse<br />

Gehaltvoller, trockener Weißwein<br />

(Sämling); s<strong>am</strong>tige, würzige Barrique-<br />

und Cuvée-Weine (Merlot, St.<br />

Laurent, Blaufränkischer).<br />

Grün- und Blauschimmelkäse<br />

Süßweine (Trockenbeerenauslese,<br />

Ausbruch oder Eiswein).<br />

Sauermilchkäse<br />

Ist nicht unbedingt ein Freund des<br />

Weins, daher sei hier ruhigen Gewissens<br />

ein Bier dazu empfohlen.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 37


Käse & Wein<br />

Käse-Tipps<br />

Alpenkaiser<br />

Weichkäse mit weißem Edelschimmel<br />

und Rotkultur, handgekäst und<br />

g‘schmackig.<br />

Alpkräuterkäse<br />

Fein-würziger, laktosefreier Schnittkäse<br />

aus naturreiner Alpenmilch mit Bergkräutern<br />

ummantelt.<br />

Schaf- und Ziege<br />

Aus silofreier Alpen-Schafs- oder<br />

Ziegenmilch, auch für Menschen mit<br />

Kuhmilchallergie, mild bis g‘schmackig.<br />

Kilo Käse um 2,69 Euro. So weit sind wir schon. Es<br />

ist traurig für den Bauernstand, wenn das edelste<br />

Produkt, das man aus Milch herstellen kann, so<br />

verbettelt wird“, macht Hirner seinem Unmut Luft.<br />

Diese Art von Käse ist ein Industrieprodukt und<br />

wird von Hirner – bezogen auf Geschmack und<br />

Konsistenz – als „Gummikäse“ bezeichnet.<br />

Bei der Erzeugung von Heumilch sind die Bauern<br />

auf trockenes Heu angewiesen, dessen Ausbeute<br />

stark witterungsabhängig ist. Deshalb können auch<br />

nicht so große Mengen an Heumilch produziert<br />

werden, wie das bei konventioneller Milch der Fall<br />

ist. „Außerdem liegen bei Bauern, die Heumilch<br />

produzieren, nicht überall diese hässlichen Ballen<br />

herum und verschandeln die Landschaft“, sagt<br />

Hirner. Außerdem ist Käse aus Heumilch ohne<br />

Zweifel geschmacklich überlegen. Und ein reines<br />

Naturprodukt, wie der Berg-Bauer-Chef anmerkt.<br />

Um ein Kilo Käse herzustellen, braucht man zwischen<br />

zehn und zwölf Litern Milch und mindestens<br />

vier Monate Geduld. Das ist die kürzeste Lagerdauer<br />

bei Hirners Käsen, die übrigens alles andere als<br />

pflegeleicht sind. „Der Käse muss bei der Lagerung<br />

immer wieder gewaschen werden. Käse braucht viel<br />

Pflege“, so Hirner. Nach dieser Mindestlagerdauer<br />

ist der Käse übrigens – zur Freude von laktoseintoleranten<br />

Menschen – laktosefrei. Für die heurige<br />

Wintersaison hat der Käse-Innovator übrigens<br />

einen neuen Felsenkellerkäse im Talon, der ebendort<br />

in einem Stollen im Kaisergebirge zur Reifung<br />

gelagert wird und ab Herbst in den Verkauf gelangt.<br />

Ein deutlich merkbarer Trend geht in Richtung<br />

Ziegen- und Schafskäse, die geradezu prädestiniert<br />

für die Herstellung im Alpenraum sind.<br />

Wein und käse für alle<br />

Die Käse-Wein-Romanze funktioniert aber nicht<br />

„Ehrlicher Weinbau<br />

gepaart mit ehrlicher<br />

Käseherstellung,<br />

da gibt es großes Potenzial.“<br />

Martin Hirner, Berg Bauer<br />

nur in der Gastronomie, sondern auch daheim. In<br />

den USA trendet derzeit das „Charcuterie Board“<br />

in allen nur erdenklichen Variationen. Der <strong>Tirol</strong>er<br />

würde wohl Brettljause oder Marende dazu sagen.<br />

Wein und Käse ist bei den elaborierteren Varianten<br />

der Brettljause ein Muss.<br />

D<strong>am</strong>it man sich bequem von zu Hause aus<br />

mit dem Köstlichsten eindecken kann, verfügt<br />

Berg Bauer über einen Online-Shop (www.bergbauer.at).<br />

Übrigens bleibt auch das exzellente<br />

Morandell-Sortiment nicht der Gastronomie und<br />

Hotellerie vorbehalten, sondern ist auch für den<br />

privaten Weinliebhaber zugänglich, und das sogar<br />

bequem via Internet. Mit Vinor<strong>am</strong>a (www.vinor<strong>am</strong>a.at)<br />

hat Morandell einen Webshop geschaffen,<br />

der keine Wünsche offenlässt und von wo aus<br />

auch Endkonsumenten den perfekten Wein zum<br />

richtigen Käse mit wenigen Mausklicks ordern<br />

können. „Ehrliche, kompetente Beratung, hohe<br />

Weinqualität zu vernünftigen Preisen“, resümiert<br />

etwa der Falstaff. Dieses Verdikt kann unwidersprochen<br />

stehen bleiben.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

38 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Wienerhof<br />

Echte Wirtshauskultur<br />

Der „Wienerhof“ in Trins im Gschnitztal ist ein Haus mit einer bald 300-jährigen<br />

Geschichte. Hier verbindet sich die traditionelle <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur mit einem<br />

gemütlichen Urlaubsdomizil – ideal für Feinschmecker und Genießer.<br />

Seit 85 Jahren steht der Gasthof<br />

„Wienerhof“ in Trins im Besitz<br />

der F<strong>am</strong>ilie Nagele, heute<br />

führt Roswitha Nagele-Wallasch das traditionsreiche<br />

Haus. Der N<strong>am</strong>e „Wienerhof“<br />

hat sich vor über 100 Jahren ergeben,<br />

als ein Trinser, der als Koch in Wien<br />

tätig war, nach seiner Rückkehr in die<br />

Heimat das Haus kaufte. Also sind die<br />

Einheimischen daraufhin jahrelang beim<br />

„Wiener“ eingekehrt.<br />

Den N<strong>am</strong>en hat die Wirtsf<strong>am</strong>ilie Nagele<br />

behalten, aber sonst hat sich im Gasthof<br />

„Wienerhof“ alles geändert, es ist ein<br />

Haus geworden, das mit <strong>Tirol</strong>er Herzblut<br />

geführt wird.<br />

Am Herd zeigt Schwiegersohn Arno<br />

Übergänger jeden Tag aufs Neue, mit<br />

welcher Raffinesse man die traditionelle<br />

<strong>Tirol</strong>er Küche umsetzen kann. Dabei<br />

verzichtet Übergänger bewusst auf modische<br />

Spielereien, er bevorzugt den einfachen,<br />

bodenständigen Stil und gerade<br />

das macht seine Küche so authentisch.<br />

Das ist auch den Restaurant-Kritikern<br />

nicht lange verborgen geblieben – und<br />

Übergängers Kochkunst ist bereits mit<br />

einer Falstaff-Gabel belohnt worden und<br />

auch im aktuellen Gault&Millau findet<br />

sich eine lobende Erwähnung, hier wird<br />

der „Wienerhof“ als „aufsteigendes Restaurant<br />

mit Potential“ lobend erwähnt.<br />

Der „Wienerhof“ ist seit Jahren mit dem<br />

Gütesiegel „<strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur“<br />

ausgestattet und erst kürzlich ist Roswitha<br />

Nagele-Wallasch den „Genussspechten<br />

Wipptal“ beigetreten, die sich<br />

für die regionale Küche stark machen.<br />

Das ist der Wirtin überhaupt das Wichtigste:<br />

„Wir bevorzugen, wo immer das<br />

möglich ist, einheimische Lebensmittel.<br />

Wir beziehen unsere Milch, die Eier und<br />

das Gemüse von den hiesigen Bauern,<br />

das Fleisch kommt überwiegend vom<br />

Almvieh und auch die bei uns angebotenen<br />

Fische st<strong>am</strong>men aus der Region.“<br />

Vor kurzem hat sich die Wirtin einen<br />

langgehegten Wunsch erfüllt und im<br />

wunderschönen Kellergewölbe ihres gut<br />

300 Jahre alten Hauses den Weinkeller<br />

restauriert. Jetzt können dort in uriger<br />

Atmosphäre bis zu zwanzig Personen tafeln,<br />

im Herbst wird man sich dort auch<br />

zum traditionellen „Törggelen“ zus<strong>am</strong>mensetzen.<br />

In der warmen Jahreszeit lädt der<br />

Gastgarten gegenüber dem „Wienerhof“<br />

zum Relaxen und Genießen im Freien<br />

ein und auch wer einmal eine größere<br />

Feier veranstalten möchte ist beim „Wie-<br />

nerhof“ an der richtigen Adresse, denn<br />

bis zu 50 Personen finden im gemütlichen<br />

Speisesaal ihren Platz.<br />

Der „Wienerhof“ ist nicht nur ein hervorragendes<br />

Restaurant, in seinen zwanzig<br />

Zimmern wird ebenfalls authentische<br />

<strong>Tirol</strong>er Gastlichkeit geboten. Das kleine,<br />

aber feine Urlaubsdomizil verfügt auch<br />

über eine sehr schöne Wellness-Oase mit<br />

Sauna, Infrarot-Kabine und erhols<strong>am</strong>em<br />

Ruheraum. Alles eingebettet in ein alpines<br />

Ambiente, wo beim Saunagang<br />

mit duftenden Bergkräutern wohlige<br />

Entspannung garantiert ist. Lebensfreude<br />

pur, im Einklang mit der Natur.<br />

Mit allen Sinnen echte <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur<br />

erleben – das garantiert der<br />

Gasthof „Wienerhof“ allen seinen Gästen.<br />

F<strong>am</strong>ilie Nagele-Wallasch freut sich<br />

mit ihrem ges<strong>am</strong>ten Te<strong>am</strong> auf Ihren Besuch.<br />

Kontakt<br />

Wienerhof<br />

Nr. 13, 6152 Trins<br />

Tel.: 05275-5205<br />

info@wienerhof.at, www.wienerhof.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


KochArt<br />

Kunstform Kochen<br />

Kochen ist eine Kunstform, die wesentlich von ihren Ausgangsprodukten<br />

abhängt. Das ist den Wirten der KochArt Kitzbüheler Alpen bewusst, die schon<br />

früh begonnen haben, auf heimische Produkte zu bauen.<br />

W<br />

arum in die Ferne schweifen,<br />

wenn das Gute liegt so nah? Genau<br />

dieser Frage ist die KochArt,<br />

ein im Brixental entstandener Zus<strong>am</strong>menschluss<br />

aus mittlerweile 23 Gastronomen,<br />

nachgegangen. Die Antwort hat man sich<br />

nach reiflicher Überlegung selbst gegeben: Die<br />

Wirte verarbeiten in ihren Betrieben bevorzugt<br />

Produkte von heimischen Bauern und<br />

Produzenten, die auf den Speisekarten mit<br />

dem KochArt-Logo gekennzeichnet werden.<br />

Darüber hinaus finden mehrmals im Jahr<br />

gemeins<strong>am</strong>e Spezialitätenwochen statt. Die<br />

KochArt holt außerdem Spezialitäten vor den<br />

Vorhang, die leider im Laufe der Zeit – durchaus<br />

zu Unrecht – in Vergessenheit geraten<br />

sind. Hinter der Philosophie der KochArt<br />

stecken eine ganze Menge Herzblut und Hirnschmalz,<br />

wie Initiator und Projektleiter Kurt<br />

Tropper, selbst leidenschaftlicher Hobbykoch<br />

und Touristik-Profi, erläutert: „Mit ausgewählter<br />

Kulinarik sind wir in der Lage, auch dem<br />

Tourismus eine höhere Qualität zu geben und<br />

mehr Wertschöpfung im Land zu generieren.“<br />

Man kann mittlerweile das Comeback der<br />

Regionalität durchaus als – vor allem aus den<br />

urbanen Ballungsräumen ausstrahlenden –<br />

globalen Megatrend sehen, quasi als Antithese<br />

zur globalisierten Fast-Food-Industrie. Selbstverständlich<br />

kann der regionale Weg nicht<br />

allein der Königsweg sein, zumal die hervorragenden<br />

Lebensmittel aus der Region nicht<br />

immer in ausreichendem Maße vorhanden<br />

sind und gewisse Gerichte – vor allem Innereien<br />

– nicht jedermanns Sache sind.<br />

Eine Hürde, die es auf der Suche nach geeigneten<br />

Produkten aus regionaler Erzeugung<br />

zu überwinden galt, war die Tatsache, dass die<br />

Direktvermarktung in der heimischen Landwirtschaft<br />

bis vor wenigen Jahren noch in den<br />

Kinderschuhen steckte. „Man hat den Bauern<br />

alles abgenommen und gesagt, macht euch<br />

Fotos: Huber (3), Tropper (2)<br />

40 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Sauwohl fühlen sich die Tiere auf den Almen im Brixental.<br />

Dieses Wohlbefinden überträgt sich auch auf die Gerichte,<br />

die aus den großartigen Lebensmitteln entstehen. Das<br />

Brixentaler Almschwein von der Holzalm ist der Renner.<br />

keine Gedanken, ihr braucht nur liefern“, meint<br />

Tropper. Diese Mentalität des betreuten Denkens<br />

ist mittlerweile in der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft so<br />

gut wie passé. Es ging und geht ein Ruck durch die<br />

Landwirtschaft, die allgemein jünger und innovationsfreudiger<br />

wird und auch ein stärkeres Bewusstsein<br />

dafür entwickelt, welche kostbaren Schätze<br />

sie unter den richtigen Voraussetzungen zu produzieren<br />

vermag. „Für die Region zu produzieren,<br />

macht den Bauern mehr Spaß, es ist sinnstiftend.<br />

Und die Leute wissen das zu schätzen“, erklärt Kurt<br />

Tropper, der die Synergien betont, die sich aus dem<br />

geschmeidigen Zus<strong>am</strong>menwirken von regional<br />

kochenden Wirten, regional produzierenden Landwirten<br />

und der touristischen Inszenierung ergibt.<br />

In gewisser Weise sieht sich die KochArt auch als<br />

Vereinigung, die den Boden für regionale Produkte<br />

ebnen will. Das ist bist dato gut gelungen. Die Nachfrage<br />

nach und das Bewusstsein für regionale Produkte<br />

seien in der Bevölkerung definitiv gestiegen,<br />

konstatiert Tropper. Selbiges gilt für die Gastronomie<br />

selbst. Über Jahre bestand die KochArt aus elf<br />

Mitgliedsbetrieben, im vergangenen Jahr hat man<br />

sich durch die Hinzunahme einer zweiten Leader-<br />

Region auf 23 Betriebe mehr als verdoppelt. Aus der<br />

Brixentaler KochArt wurde so die KochArt Kitzbüheler<br />

Alpen. Das Projekt entwickelt sich beständig<br />

weiter und mit ihm seine Mitglieder.<br />

MAN LERNT NIE AUS<br />

Wer Mitglied in der KochArt ist, lernt garantiert nie<br />

aus. Dafür ist durch spezielle Kochworkshops mit<br />

ausgezeichneten Köchen wie beispielsweise Fernsehkoch<br />

Mike Süsser oder dem <strong>Tirol</strong>er Koch-Virtuosen<br />

Simon Taxacher, selbst seit zwei Jahren Mitglied<br />

der KochArt, gesorgt. Nach dem Motto „Wer stehen<br />

bleibt, fällt zurück“ sehen die KochArt-Wirte ihren<br />

Verein auch als Auftrag, die ausgetretenen Pfade zu<br />

verlassen. Fleisch von besonderer Qualität, wie es etwa<br />

das Brixentaler Almschwein liefert, ist von seinen<br />

geschmacklichen Eigenschaften her über jeden Zweifel<br />

erhaben. Nebenbei bemerkt ist das Fleisch dieser<br />

im Sommer inmitten der Natur auf der Alm aufwachsenden<br />

Schweine nachweislich wesentlich gesünder<br />

als Fleisch aus konventioneller Mast. Die Betriebe<br />

der KochArt pflegen außerdem nicht nur den persönlichen<br />

Kontakt zum Gast, sondern auch zu den Produzenten.<br />

Man trifft einander, tauscht sich aus und<br />

arbeitet gemeins<strong>am</strong> darauf hin, die Produktqualität<br />

laufend zu verbessern. Die Reise geht eindeutig in<br />

Richtung Diversifikation. „Bei Fleisch sind wir produzentenseitig<br />

schon gut aufgestellt, bei Gemüse gibt<br />

es noch Luft nach oben“, sagt Tropper, der eines – so<br />

wie die Wirte der KochArt – ganz genau weiß: „Gute<br />

Qualität ist der Grundstock für den gastronomischen<br />

Erfolg.“ Denn nur aus guten Produkten werden gute<br />

Gerichte.<br />

Marian Krö<br />

Raritätentage<br />

ab 15. Juli <strong>2016</strong><br />

Spezialitäten vom heimischen<br />

Geflügel<br />

19. – 28. August <strong>2016</strong><br />

Feinstes vom Brixentaler Almschwein<br />

ab 23. Sept. <strong>2016</strong><br />

Wild aus den Kitzbüheler Alpen<br />

13. – 22. Jänner 2017<br />

Heimische L<strong>am</strong>mspezialitäten<br />

www.kochart.tirol<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 41


Kulinarium<br />

Oscar kocht<br />

In der Innsbrucker Defreggerstraße befindet sich das wohl kleinste Restaurant der<br />

Landeshauptstadt. Gerade einmal acht Personen werden an einem einzigen Tisch<br />

bewirtet und es wird ausschließlich vegetarisch aufgekocht. Ein durchaus gewagtes<br />

Konzept, das aber voll aufgegangen ist.<br />

Als Oscar Germes-Castro 1996 als<br />

17-jähriger Bursche nach Innsbruck<br />

gekommen ist, war er zuerst einmal<br />

ordentlich geschockt. In seiner Heimat Mexiko hatte<br />

er Deutsch gelernt und in <strong>Tirol</strong> wollte er die Sprache<br />

vertiefen, so war sein d<strong>am</strong>aliger Plan. Heute muss<br />

Oscar darüber lachen: „Ich hatte keine Ahnung, dass<br />

in <strong>Tirol</strong> Dialekt gesprochen wird und hab‘ zu Beginn<br />

praktisch kein Wort verstanden. Das war nicht ganz<br />

so einfach.“Aber Oscar lernte schnell, entschied sich<br />

schließlich, in <strong>Tirol</strong> zu bleiben, und hat dann in Innsbruck<br />

zu studieren begonnen. Gewohnt hat er all die<br />

Jahre stets in Wohngemeinschaften und es hat sich<br />

schnell eingebürgert, dass Oscar, als leidenschaftlicher<br />

Hobbykoch, für die Essenszubereitung zuständig<br />

ist. „So hat das mit dem Kochen angefangen“,<br />

erinnert er sich zurück. „Meistens hab‘ ich für sechs<br />

oder acht Leute gekocht und das ein paar Mal die<br />

Woche. Das hilft mir heute noch sehr.“<br />

Am Anfang war ein Rausschmiss<br />

Dass er heute ein eigenes Restaurant führt, hat er<br />

eigentlich einer Enttäuschung zu verdanken, denn<br />

nach mehreren Jahren in einer internationalen<br />

Non-Profit-Organisation wurde er von heute auf<br />

morgen auf die Straße gesetzt – Umstrukturierung.<br />

Der Schritt zum Unternehmer war dann gar kein so<br />

großer, denn: „Ich wollte das mit dem eigenen Restaurant<br />

schon lange probieren. Auch die Idee, es mit<br />

nur einem Tisch zu machen, trug ich schon einige<br />

Zeit mit mir herum. Tja, und dann hab‘ ich mich halt<br />

getraut.“<br />

Das kleine Geschäftslokal in der Defreggerstraße<br />

fand er durch einen Zufall. Der jahrelang dort ansässige<br />

Uhrmacher war umgezogen. Gemeins<strong>am</strong> mit<br />

Freunden und Mitbewohnern renovierte Oscar den<br />

kleinen Laden und nach und nach wurde sein Restaurant<br />

draus. Als medienaffiner Mensch hat Oscar<br />

seine Geschäftsidee und auch die Fortschritte der Renovierung<br />

immer wieder auf Facebook gepostet und<br />

so freuten sich schon bald ein paar hundert Follower<br />

auf die Eröffnung seines Restaurants, die schließlich<br />

im August vor zwei Jahren gefeiert werden konnte.<br />

Beinahe wäre es zu dieser Eröffnung gar nicht ge-<br />

Fotos: Friedle<br />

42 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Oscar kocht<br />

kommen, denn die Hausbank Oscars war nicht bereit,<br />

ihm den benötigten Kredit für sein Restaurant zu<br />

geben – der Businessplan fürs „Oscar“ wurde als viel<br />

zu riskant eingestuft. „Sie haben gemeint, ich müsse<br />

ja immer ausgebucht sein und das kann einfach nicht<br />

funktionieren.“ Und es wurde kritisiert, dass es in<br />

der Defreggerstraße nur wenige Parkplätze gibt. „Die<br />

Bank hat gemeint, ich soll besser in ein Einkaufszentrum<br />

ziehen. Die haben geglaubt, das Oscar wird<br />

ein Würstelstand“, muss Oscar heute noch den Kopf<br />

schütteln.<br />

Das Konzept geht auf<br />

Aber das Oscar hat auch ohne Bankinstitut funktioniert<br />

und zwar ganz ausgezeichnet. Seit seinem<br />

Start hat Oscar weit mehr als 2000 Mahlzeiten<br />

an den Mann bzw. an die Frau gemacht und sein<br />

Lokal ist de facto jeden Tag bis auf den letzten Platz<br />

ausgebucht. Vor allem abends sollte man ohne<br />

Reservierung nicht ins Oscar gehen – man wird mit<br />

Sicherheit keinen freien Stuhl <strong>am</strong> Tisch vorfinden.<br />

Zu Mittag ist das anders – von Dienstag bis Freitag<br />

werden zwölf Portionen zubereitet und von 12 bis<br />

14 Uhr serviert, Reservierungen sind (noch) nicht<br />

notwendig.<br />

Ein elementarer Grundbestandteil des „Oscar<br />

kocht“-Konzepts ist, dass ausschließlich vegetarisch<br />

gekocht wird, und: „Ja, Fisch ist auch Fleisch.“ Dabei<br />

ist Oscar Germes-Castro selbst kein Vegetarier,<br />

aber mit Gemüse zu kochen erfordere ein größeres<br />

Ausmaß an Kreativität, ist er sich sicher: „Wenn ich<br />

nur Lauch und Zwiebeln zur Verfügung habe, muss<br />

ich mir was einfallen lassen. Bei einem Schnitzel<br />

brauch ich nicht lang überlegen.“ Und Fleisch anzubieten,<br />

passt auch nicht in die Ges<strong>am</strong>tidee seines<br />

Restaurants, das er möglichst umweltverträglich<br />

führen möchte – Stichwort CO 2 -Ausstoß.<br />

Morgen? Keine Ahnung.<br />

Als wir das Gespräch mit Oscar führen, ist gerade<br />

Montag, nach Sonntag der zweite Ruhetag des<br />

Oscar. Wir fragen den Chef nach dem Menü für<br />

morgen und er antwortet: „Morgen? Keine Ahnung.<br />

Ich muss erst schauen, was alles <strong>am</strong> Markt<br />

ist.“ Das ist auch so etwas, was er hat lernen müssen:<br />

„In der Woche vor der Eröffnung hab‘ ich einen<br />

genauen Menüplan zus<strong>am</strong>mengestellt, ich wollte<br />

möglichst gut vorbereitet sein. Und dann bin ich<br />

beim Einkaufen draufgekommen, dass viele Sachen<br />

nicht verfügbar waren. Also mach‘ ich das heute<br />

umgekehrt.“ Sein Marktplatz ist die Innsbrucker<br />

Markthalle, wo er im hinteren Teil bei den heimischen<br />

Bauern einkauft. Und dann hat er noch<br />

Landwirte seines Vertrauens in Arzl und Rum, dazu<br />

den Abs<strong>am</strong>er Bio-Bauern Thomas Huber. Und Jörg<br />

bringt von seinem Feld <strong>am</strong> Natterer Boden frischen<br />

Bio-Salat vorbei. Ähnlich verhält es sich bei den Getränken.<br />

Die meisten Winzer seiner Weine kennt er<br />

persönlich, einige waren auch schon Gast in seinem<br />

Restaurant.<br />

Am Abend erwartet dann die maximal acht Besucher<br />

ein sechsgängiges Menü, das von Oscar direkt<br />

im gerade mal 20 Quadratmeter großen Hauptraum<br />

zubereitet wird, vor den Augen der Gäste. Nur<br />

die Suppe ist vorbereitet, alles andere wird unmittelbar<br />

vor dem Essen frisch gekocht. So wird der<br />

Gast unmittelbarer Zeuge von Oscars Kochkunst<br />

und kann ihm sprichwörtlich auf die Finger schauen.<br />

Oscar hat den Ehrgeiz, möglichst kein Gericht<br />

ein zweites Mal zu kochen und so hat er in den<br />

vergangenen 20 Monaten an die 250 verschiedene<br />

Mahlzeiten zubereitet – meist Eigenkreationen<br />

oder Abwandlungen gängiger Rezepte. Nur bei den<br />

Nachspeisen hat er ein paar Mal eine Ausnahme<br />

gemacht. Dem Gästewunsch entsprechend hat er so<br />

manchen Kuchen bereits mehrmals auf der Speisekarte<br />

gehabt.<br />

„Das ist absolut einzigartig“<br />

Oscar Germes-Castro verbirgt keineswegs, dass er<br />

ziemlich stolz ist auf sein kleines, aber einzigartiges<br />

Restaurant. Und wenn er von der Vielfalt seiner Gäste<br />

spricht, dann beginnen seine Augen richtig zu leuchten:<br />

„Erst vergangene Woche sind unter den acht<br />

Gästen <strong>am</strong> Abend zwei ältere Herren und zwei junge<br />

Frauen aus der autonomen Szene zus<strong>am</strong>mengesessen.<br />

Sie sind gleich einmal miteinander ins Gespräch<br />

gekommen und später haben sie sich gegenseitig von<br />

ihrem Wein kosten lassen. Also das gibt es nirgendwo,<br />

dass ein 70-jähriger Mann im Trachten-Sakko<br />

einer tätowierten jungen Frau sein Glas rüberreicht,<br />

d<strong>am</strong>it sie einen Schluck daraus nehmen kann. Das<br />

gibt’s nur im Oscar und das macht mich schon sehr<br />

stolz.“ Es kommt auch vor, dass Gäste ihre Telefonnummern<br />

austauschen oder dass man nach dem<br />

Oscar noch gemeins<strong>am</strong> etwas trinken geht, weil man<br />

sich so gut unterhalten hat. Dass ein gemeins<strong>am</strong>er<br />

Esstisch auch eine soziale Komponente haben kann,<br />

ist sicher eines der Erfolgsgeheimnisse des Oscar –<br />

von den lukullischen Genüssen einmal ganz abgesehen.<br />

In einigen Monaten wird Oscar Germes-Castro<br />

endlich seine Dissertation fertiggeschrieben haben<br />

und dann wird er „Doktor der Wirtschaftssoziologie“<br />

sein, wie er lachend sagt. Ob der Herr Doktor dann<br />

noch sein Restaurant in der Defreggerstraße führen<br />

wird? „Mein Plan ist es, keinen Plan zu haben. Wer<br />

kann schon wissen, was das Schicksal noch mit mir<br />

vorhat? Nur eines ist sicher – im Bankenbereich werde<br />

ich niemals landen.“<br />

Das werden seine Gäste und St<strong>am</strong>mgäste gern<br />

hören, dürfen sie doch hoffen, dass ihnen das Oscar<br />

noch lange erhalten bleibt. In der bunten Innsbrucker<br />

Gastronomie-Landschaft ist das Oscar in den 20<br />

Monaten seines Bestehens jedenfalls zu einem ganz<br />

besonderen Farbklecks geworden.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 43


Heutenne<br />

Kochen mit Heu<br />

Wer im Ötztal abseits der<br />

Touristen-Hochburgen in<br />

der Gastronomie erfolgreich<br />

sein will, der muss sich etwas<br />

einfallen lassen. Das<br />

Restaurant Heutenne in<br />

Huben hat ein interessantes<br />

Alleinstellungsmerkmal<br />

aufzubieten – Kochen mit<br />

Heu.<br />

S<br />

eit drei Jahren führt Martin Teubenbacher<br />

im Ötztaler Huben seine<br />

„Heutenne“ und ist auch in der Küche<br />

der Chef. Der N<strong>am</strong>e seines Restaurants ist Progr<strong>am</strong>m<br />

– architektonische Innengestaltung und<br />

zahlreiche Accessoires lassen überall Assoziationen<br />

an einen Heustadel aufkommen. Und das gilt auch<br />

für die Speisekarte – immer wieder finden sich dort<br />

Hauptspeisen, Nachspeisen, ja ganze Menüfolgen,<br />

die unter kräftiger Mithilfe von Almwiesen-Heu<br />

gekocht worden sind. Das macht die Heutenne zu<br />

etwas ganz Besonderem und das war auch durchaus<br />

so beabsichtigt.<br />

Gewagtes Konzept<br />

Martin Teubenbacher hat sein Koch-Handwerk<br />

im Hotel Astoria in Seefeld gelernt. Die Chance<br />

auf eine leitende Position <strong>am</strong> Herd hat sich für<br />

ihn dann im Hotel Castello in Sölden ergeben und<br />

Teubenbacher war vier Jahre lang Küchenchef des<br />

renommierten Top-Hauses. Dann entwickelte sich<br />

zunehmend der Wunsch, den Schritt in die Selbstständigkeit<br />

zu wagen – Teubenbacher hat sich das<br />

lange und sehr genau überlegt.<br />

Schließlich ist er das Risiko eingegangen, hat in<br />

Huben ein Restaurant gepachtet und zur Heutenne<br />

umgestaltet. Als zweites Standbein befindet<br />

sich gleich nebenan das Appartement-Haus Daheim,<br />

wo er ganzjährig fünf Appartements vermietet.<br />

Auch hier ist man vielfach mit dem Thema Heu<br />

konfrontiert, im Badezimmer etwa stehen für die<br />

Urlaubsgäste Heu-Seife und Heu-Sh<strong>am</strong>poo bereit.<br />

Wie schon der N<strong>am</strong>e seines Restaurants sagt, ist


Kulinarium<br />

Martin Teubenbacher von Beginn an einem<br />

klaren Konzept gefolgt: „Ich wollte was Neues<br />

machen und so bin ich auf die Idee mit dem<br />

Heu gekommen. Das Thema passt meiner<br />

Meinung nach auch gut hierher ins Ötztal, also<br />

habe ich angefangen, mit Heu in der Küche<br />

zu experimentieren“, erinnert er sich.<br />

Seine Kreationen sind bei den Gästen<br />

sofort sehr gut angekommen und schnell<br />

hat sich herumgesprochen, dass es da in<br />

Huben ein Restaurant gibt, wo man Ötztaler<br />

Bergl<strong>am</strong>m gegart im Alpenwiesen-Heu, eine<br />

Heu-Suppe oder ein Heu-Eis auf der Speisekarte<br />

findet. Vor allem deutsche Urlauber<br />

waren von den Heu-Gerichten begeistert, die<br />

Einheimischen haben dafür ein wenig länger<br />

gebraucht. „So mancher Gast hat gemeint,<br />

er müsse vor dem Essen das Heu aus seinem<br />

Gericht herausklauben“, muss Teubenbacher<br />

heute noch lachen. Aber bald reichte der gute<br />

Ruf seiner Heutenne weit über Huben hinaus<br />

und heute kommen auch Urlaubsgäste aus<br />

Sölden zum Tafeln in sein Restaurant.<br />

KOCHEN MIT HEU ALS TRenD<br />

Schaut man auf einen Sprung ins Internet,<br />

so finden sich dort eine ganze Reihe von<br />

Kochrezepten mit Heu. Man kann durchaus<br />

von einem kleinen Trend sprechen, der sich<br />

diesbezüglich in den letzten paar Jahren entwickelt<br />

hat. Auch die internationale Gourmetküche<br />

hat Kochen mit Heu längst entdeckt,<br />

schließlich ist man gerade in diesem Bereich<br />

immer auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen.<br />

Und ein mit Heu zubereitetes<br />

Gericht ist mit nichts zu vergleichen, die<br />

Aromen von trockenem Gras und Wiesenkräutern<br />

sind einzigartig.<br />

Unbedingte Grundvoraussetzung für diese<br />

interessante Spielart des Kochens ist natürlich<br />

die bestmögliche Qualität des verwendeten<br />

Heus. Und da sitzt Martin Teubenbacher<br />

buchstäblich an der Quelle – denn von seiner<br />

Küche sind es keine fünf Schritte zur Heutenne<br />

seines Nachbarn. Der betreibt im Ötztal<br />

eine Almwirtschaft und Teubenbacher darf<br />

sich an den getrockneten Almwiesengräsern<br />

und duftenden Almkräutern nach Herzenslust<br />

bedienen.<br />

HEU-EIS bleibt geheimnis<br />

Auch sonst versucht Teubenbacher, seine verwendeten<br />

Produkte für die Küche nicht von<br />

allzu weit her anreisen zu lassen, möglichst<br />

alles wird direkt aus der Region bezogen.<br />

Neben seinen Heu-Gerichten widmet sich<br />

Teubenbacher in seiner Küche bodenständigen,<br />

traditionellen <strong>Tirol</strong>er Speisen ebenso,<br />

wie Ausflügen in die internationale Welt der<br />

Kulinarik.<br />

Seine Kreativität ist unübersehbar und<br />

auch bei den Nachspeisen finden sich immer<br />

wieder gelungene Innovationen. Wie<br />

eben sein Heu-Eis – mittlerweile ein echter<br />

Renner in der Heutenne. Das einzigartig<br />

schmeckende Eis hat er selbst erfunden und<br />

im Gegensatz zu anderen Heu-Spezialitäten<br />

verrät uns Teubenbacher dieses Rezept nicht:<br />

„Tut mir leid, das ist und bleibt geheim. Ich<br />

hab‘s nicht mal meinem Lehrling gegeben“,<br />

lacht Martin Teubenbacher. Bei seiner Heu-<br />

Panna-cotta und beim Heu-Kaiserschmarren<br />

hat er sich zum Glück nicht so verschlossen<br />

gezeigt und beide Rezepte zum Nachkochen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Gut, ein Küchenchef braucht halt seine<br />

Geheimnisse. Aber dass die Heutenne in<br />

Huben eine Top-Adresse für einen rundum<br />

gelungenen Restaurantbesuch darstellt, das ist<br />

längst kein Geheimnis mehr.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

Fotos: Heutenne, Friedle<br />

Zum Nachkochen<br />

Nachspeisen-Trio „Süßes Alpen-Heu“<br />

Panna cotta mit Heu:<br />

Einen halben Liter Rahm mit einer kräftigen Handvoll Heu vermischen,<br />

aufkochen und gut zwei Stunden ziehen lassen. Danach den<br />

Rahm durch ein feines Sieb passieren, in einen Topf geben und mit<br />

100 Gr<strong>am</strong>m Zucker, 150 Gr<strong>am</strong>m weißer Schokolade, einem halben<br />

Esslöffel Vanille-Pudding-Pulver und einer halben Vanille-Schote<br />

aufkochen. Abschließend passieren, in ein Glas abfüllen und kaltstellen.<br />

Kaiserschmarren mit Heu:<br />

Ein schönes Stück Butter verflüssigen, mit einer Handvoll Heu vermischen,<br />

gut eine Stunde ziehen lassen und danach abseihen. Dann<br />

mit Milch und Mehl und der Hälfte der Heu-Butter einen Teig anfertigen<br />

und die Eier ganz vorsichtig unter die Masse heben. Den Teig in<br />

eine Pfanne geben und im Backofen eine halbe Stunde bei 190 Grad<br />

aufgehen lassen. Anschließend „zerreißen“, <strong>am</strong> Herd mit Zucker<br />

kar<strong>am</strong>ellisieren und mit dem Rest der Heu-Butter beträufeln.<br />

Heu-Eis:<br />

Geheimrezept<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 45


Konfitüre<br />

Die Verfeinerung<br />

der Frucht<br />

Das <strong>Tirol</strong>er F<strong>am</strong>ilienunternehmen Darbo ist auf den Frühstückstischen<br />

der Österreicher fast omnipräsent. Das liegt vor allem daran, dass es im<br />

Zus<strong>am</strong>menspiel traditioneller Rezepte, qualitativ erstklassiger Früchte<br />

und zeitgemäßer Zubereitungsarten keinerlei Kompromisse gibt.<br />

Fotos: Friedle, Darbo<br />

Man schrieb das Jahr 1879, als Rudolf<br />

Diesel den ersten nach ihm benannten<br />

Dieselmotor in Gang setzte. Im<br />

selben Jahr begann in Görz, einer kleinen Stadt<br />

<strong>am</strong> Isonzo, die F<strong>am</strong>ilie Darbo d<strong>am</strong>it, aus Früchten<br />

Konfitüren, Sirupe und feine Fruchtliköre herzustellen.<br />

Die im kleinen Obstd<strong>am</strong>pfwerk hergestellten<br />

Delikatessen erfreuten sich bereits d<strong>am</strong>als<br />

eines ausgezeichneten Rufs. Nach den Wirren des<br />

Ersten Weltkriegs verließ die F<strong>am</strong>ilie Darbo Görz<br />

und begründete <strong>am</strong> heutigen Standort im <strong>Tirol</strong>er<br />

Stans eine neue Existenz. Man tat weiterhin und<br />

mit viel Fleiß und Erfolg das, worauf man sich <strong>am</strong><br />

besten verstand: aus qualitativ hochwertigem Obst<br />

feine Konfitüren herstellen. So ist es kein Wunder,<br />

dass noch heute – wenn auch in wesentlich größerem<br />

Umfang – Tag für Tag feinste Konfitüren<br />

Stans verlassen, um auf den Frühstückstischen<br />

dieser Welt kredenzt zu werden. „Für all unsere<br />

Produkte gelten d<strong>am</strong>als wie heute ein hoher Qualitätsanspruch<br />

und strenge Kriterien bei der Qualitätskontrolle.<br />

Neben köstlichen Konfitüren sind<br />

wir für unsere feinen Fruchtaufstriche, Gelees,<br />

Kompotte, Fruchtsirupe und Honig-Spezialitäten<br />

bekannt“, erklärt Martin Darbo, seines Zeichens<br />

Vorstandschef des <strong>Tirol</strong>er Traditionsbetriebs. Hin-<br />

46 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Darbo<br />

Qualitativ hochwertige Früchte sind die<br />

unabdingbare Grundlage sämtlicher<br />

Produkte aus dem Hause Darbo.<br />

„F<strong>am</strong>ilienunternehmen denken<br />

nicht in Quartalen, sondern<br />

in Generationen.“<br />

<br />

<br />

Martin Darbo, Vorstandschef<br />

ter dem Erfolg, den man in Stans seit Jahrzehnten<br />

hat, steckt harte und penible Arbeit. „In unseren<br />

Erzeugnissen kommen ausschließlich Früchte aus<br />

den besten Erntegebieten der Welt zum Einsatz.<br />

Jahrzehntelange Erfahrungen und partnerschaftliche<br />

Beziehungen beim Obsteinkauf geben der<br />

Firma Darbo einen Vorsprung bei der Beschaffung<br />

von besonders hochwertigen Früchten. Über<br />

Generationen verfeinerte Verarbeitungsprozesse<br />

garantieren einen besonders hohen Qualitätsstandard“,<br />

konkretisiert Martin Darbo das Erfolgsrezept<br />

des Unternehmens, das beständig seinen Weg<br />

geht.<br />

hausfrau als konkurrenz<br />

Die quantitativ stärkste Konkurrenz bekommt<br />

Österreichs Marktführer Darbo ausgerechnet von<br />

den heimischen Hausfrauen. Den Markt hat man<br />

ansonsten souverän im Griff. Die Konkurrenzsituation<br />

mit den heimischen privaten Marmeladeeinkochern<br />

sieht man in Stans durchaus sportlich. Sie<br />

dient gewissermaßen als Ansporn, die durchgängig<br />

hohe Qualität zu halten und punktuell sogar noch<br />

zu verbessern. Gemäß Lebensmittelkodex dürfen<br />

Konfitüren nur als „naturrein“ bezeichnet werden,<br />

wenn sie ausschließlich Frucht, Gelierzucker<br />

und Zitronensaft enthalten. Mit der Produktlinie<br />

DARBO NATURREIN etablierte sich das Stanser<br />

Unternehmen endgültig als beliebester Konfitürenhersteller<br />

auf den Frühstückstischen der Österreicher.<br />

Hierzulande gilt das Frühstück nach wie<br />

vor als die wichtigste aller Mahlzeiten, auf die Frau<br />

und Herr Österreicher nur sehr ungern verzichten.<br />

Speziell an Wochenenden wird das Frühstück in<br />

den heimischen Haushalten zelebriert wie keine<br />

andere Mahlzeit. Die Lieblingssorte der heimischen<br />

Verbraucher ist mit Abstand die Marille, beim<br />

nördlichen Nachbarn Deutschland steht dagegen<br />

die Erdbeere höher im Kurs. Die Erdbeere rangiert<br />

aber auch in der Gunst der heimischen Konsumenten<br />

auf Platz zwei, gefolgt von Preiselbeere<br />

und Himbeere. Pro Jahr nimmt rein statistisch<br />

betrachtet jeder Österreicher rund 2,5 Kilogr<strong>am</strong>m<br />

Konfitüre zu sich.<br />

Konfitüren-Konfusion<br />

Während manch einer nicht zwischen Marmelade<br />

und Konfitüre unterscheidet, definiert eine EU-<br />

Richtlinie ganz genau, was als Marmelade, was als<br />

Konfitüre durchgeht. Die Herstellung von Konfitüren<br />

und Marmeladen nimmt dort ihren Anfang, wo<br />

die besten Früchte wachsen. Diesbezüglich besteht<br />

zwischen feinen Konfitüren bzw. Marmeladen und<br />

Destillaten bzw. Schnäpsen wenig Unterschied:<br />

„Die besten Früchte sind gerade gut genug“, meint<br />

Darbo. Das ist keineswegs einfach so dahingesagt.<br />

Das Prozedere, mit dem im Hause Darbo angelieferte<br />

Ware begutachtet wird, ist an Akribie schwer<br />

Gekocht wurde einst im klassischen Kupferkessel,<br />

der mittlerweile allerdings vom Edelstahlkessel<br />

abgelöst wurde.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 47


Konfitüre<br />

Einst und jetzt: In den 60er Jahren war das<br />

Traditionsunternehmen im Zentrum von<br />

Stans aktiv, mittlerweile werden Darbo-Produkte<br />

auch im modernen Werk <strong>am</strong> Rande<br />

von Stans hergestellt.<br />

<br />

„Die besten Früchte<br />

sind gerade gut genug.“<br />

zu überbieten. Die je nach Verfügbarkeit und<br />

Jahreszeit angelieferten Früchte werden optisch genauestens<br />

geprüft. Weil man sich auf die menschlichen<br />

Sinnesorgane allein nicht verlassen will, wird<br />

jede bestellte Charge zusätzlich im firmeneigenen<br />

Labor untersucht. Erst wenn von dort das Okay<br />

kommt und alle im Produktionsprozess eingebundenen<br />

Abteilungen mit dem fruchtigen Rohstoff<br />

vollauf zufrieden sind, wird die Ware übernommen<br />

und weiterverarbeitet. Wobei es keineswegs zu<br />

dick aufgetragen ist, von Veredelung zu sprechen.<br />

Wichtige Kriterien sind der richtige Reifegrad der<br />

Früchte sowie deren Zucker- und Säuregehalt. Zur<br />

Überprüfung des Einkochverhaltens der Früchte<br />

werden außerdem Musterkochungen durchgeführt.<br />

„Es liegt in der Natur der Sache, dass das<br />

Geheimnis einer guten Konfitüre kein Geheimnis<br />

ist“, sagt Martin Darbo. Bei Darbo werden die<br />

Früchte – basierend auf jahrzehntelanger Tradition<br />

– unter Zugabe von Zucker und Pektin vorsichtig<br />

erwärmt und schonend gerührt, bis die optimale<br />

Frucht- und Zuckerverteilung erreicht ist. Zur Abrundung<br />

wird dann noch Zitronensaftkonzentrat<br />

hinzugegeben. Diese schonende Herstellungsweise<br />

sorgt dafür, dass das natürliche Aroma der Früchte<br />

weitestgehend erhalten bleibt. Nach dem Kochen<br />

wird eine weitere Qualitätskontrolle im Labor<br />

durchgeführt, wo Konsistenz, Fruchtverteilung,<br />

Gelierverhalten geprüft sowie<br />

die lösliche Trockenmasse<br />

und der Säuregehalt gemessen<br />

werden. Wenn diese Probe den<br />

hohen Qualitätsstandards entspricht,<br />

wird mit der Abfüllung<br />

in die verschiedenen Gebinde<br />

begonnen.<br />

Nicht umsonst gelten Preiselbeeren als das „Tüpfelchen<br />

auf dem i“ bei Wildgerichten, aber auch beim<br />

klassischen Wiener Schnitzel oder als köstliche Begleitmusik<br />

zu Süßspeisen wie dem Kaiserschmarrn.<br />

Bei den Preiselbeeren aus dem Hause Darbo spielt<br />

wiederum die Herkunft eine große Rolle. „Im Norden<br />

Skandinaviens, in freier Natur, wachsen die<br />

besten Preiselbeeren der Welt. Wir verwenden nur<br />

ausgesuchte Früchte aus dieser Region für die Herstellung<br />

unserer Preiselbeer-Spezialitäten“, erklärt<br />

Martin Darbo.<br />

Klein aber Fein<br />

Die Preiselbeere aus dem Hause Darbo gibt es<br />

in verschiedenen Gebindegrößen, für Großverbraucher<br />

aus der Spitzengastronomie bis hin zum<br />

38-Gr<strong>am</strong>m-Portionsglas für Betriebe, die großen<br />

Martin Darbo BeeriGER Klassiker<br />

Traditionell eine besondere<br />

Rolle unter den Erzeugnissen des Stanser F<strong>am</strong>ilienunternehmens<br />

nimmt die Preiselbeere ein. Wenn<br />

die heimische Gastronomie im Herbst zu den<br />

Wildwochen lädt, spielen die feinen Preiselbeeren<br />

von Darbo die wohl wichtigste Nebenrolle der Welt.<br />

48 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Darbo<br />

Die hohe Qualität der verarbeiteten Früchte<br />

ist die wesentlichste Komponente im<br />

Stanser Erfolgsrezept. Deshalb werden<br />

– wie hier bei den Preiselbeeren – nur die<br />

besten Früchte verarbeitet.<br />

Wert auf die kleinen Details legen. Aber nicht nur<br />

Preiselbeeren sind in den speziell auf die Bedürfnisse<br />

der Gastronomie abgestimmten Minigläsern<br />

erhältlich, sondern auch Sorten wie Rosenmarillen,<br />

Gartenerdbeeren, Seville Bitterorangen, Kirschen,<br />

Schwarze Johannisbeeren, Blütenhonig und Himbeeren,<br />

die alles<strong>am</strong>t im 28-Gr<strong>am</strong>m-Miniglas daherkommen<br />

und für die Hotellerie auf Wunsch mit<br />

dem jeweiligen Hotellogo individualisiert werden<br />

können.<br />

Süsse Freuden<br />

Doch die Welt des Stanser F<strong>am</strong>ilienunternehmens<br />

dreht sich nicht allein um Konfitüren, Gelees und<br />

Marmeladen. Bei seinen verschiedenen Honigen,<br />

darunter Fichten-, Tannen-, Wald-, Blüten-, Hochland-,<br />

Akazien-, Linden- und Sonnenblumenhonig,<br />

beweist Darbo einmal mehr süße Kompetenz. Dasselbe<br />

kann für die Sirupe behauptet werden. Mit<br />

dem Fruchtikus hat man überdies einen fruchtigen<br />

Snack für Leckermäuler im Angebot. Zudem haben<br />

der Zwetschkenröster sowie der Allzeit-Klassiker<br />

Apfelmus, die sich beide hervorragend als Beilagen<br />

zu Süßspeisen eignen, stets Konjunktur auf den<br />

heimischen <strong>Teller</strong>n. Für sportlich Aktive gibt es<br />

den Darbo-Fruchtgenuss darüber hinaus auch in<br />

Riegelform als Fruchtschnitte. „Die Nachfrage nach<br />

Konfitüren und Fruchtaufstrichen ohne Stücke<br />

und Kerne – also nach passierten Varianten, wie<br />

wir sie in Österreich nennen – steigt. Ganz generell<br />

sehen wir einen Trend hin zu Premiumqualitäten,<br />

vor allem zu jenen mit hohem Fruchtgehalt, hochwertiger<br />

Fruchtverarbeitung und schöner Optik“,<br />

meint der Vorstandschef des Tradititionsunternehmens,<br />

das in Sachen Premiumqualitäten bestens<br />

sortiert und aufgestellt ist.<br />

Kurzum, bei Darbo Naturrein kommt nur Natur<br />

rein – und mit ihr höchster Genuss. Wenn traditionelle<br />

Rezepturen, beste Früchte und zeitgemäße<br />

Herstellungsverfahren zus<strong>am</strong>menfinden, gibt es<br />

vor allem einen Gewinner – den Fruchtgenießer.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Apparaturen wie diese wurden früher zur Abfüllung<br />

der Konfitüren verwendet. Heutzutage ist beim<br />

Abfüllen mehr Technik im Spiel.<br />

„Wir wissen,<br />

wo es die besten<br />

Preiselbeeren<br />

gibt.“<br />

<br />

Martin Darbo<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 49


Konditor<br />

Authentizität &<br />

Spezialisierung<br />

Konditor Thomas Peintner über die Frustration mit politischen<br />

Rahmenbedingungen, neue und alte Trends und die süßen Seiten<br />

des Handwerks.<br />

Zur Person<br />

Thomas Peintner ist Innungsmeister-<br />

Stellvertreter der Konditoren in der<br />

Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer <strong>Tirol</strong> und führt gemeins<strong>am</strong><br />

mit Frau Helga die Konditorei<br />

Peintner mit Hauptsitz in der Amraser<br />

Sraße in Innsbruck.<br />

Wie würden Sie die Situation der <strong>Tirol</strong>er Konditoren<br />

einschätzen? Wie ist die Lage in der Branche?<br />

Thomas Peintner: Die Lage und Stimmung in der<br />

Branche ist sicher angespannt. Das liegt vor allem<br />

daran, dass in letzter Zeit sehr vieles an gesetzlichen<br />

Auflagen auf uns zugekommen ist. Angefangen bei<br />

der Allergenkennzeichnungspflicht und Raucherverordnung,<br />

über die vorgeschriebenen Barrierefreiheit,<br />

bis hin zur Registrierkassenpflicht. Das<br />

sind vier große Brocken, die uns massiv betreffen.<br />

In Innsbruck kommt erschwerend die Parkraumbewirtschaftung<br />

hinzu. Die Rahmenbedingungen sind<br />

schwierig, und entsprechend ist leider auch die Nachfolge<br />

bei den <strong>Tirol</strong>er Konditoren längst nicht überall<br />

gesichert. Preismäßig können kleine Konditoren<br />

auch nicht mit der großen Konkurrenz mithalten.<br />

Insges<strong>am</strong>t muss man sagen, dass die Stimmung<br />

unter den Konditoren leider demotivierend ist und<br />

Frustration herrscht.<br />

Wie schafft man es als Konditor, im harten Wettbewerb<br />

zu bestehen?<br />

Peintner: Mit den großen mithalten zu wollen,<br />

wäre der falsche Ansatz. Man muss sich abheben<br />

und sich spezialisieren. Man muss authentisch sein<br />

und hohe Qualitätsstandards haben. Wir produzieren<br />

in unserem Betrieb viele der Grundzutaten<br />

selbst, wie Marmeladen oder Schokoladensaußen.<br />

Dadurch gibt man den eigenen Produkten eine<br />

spezielle Note, die sie von der Massenware abhebt.<br />

Für unseren Eiskaffee machen wir unseren eigenen<br />

Kaffeeextrakt, wir machen unsere Erdbeersoßen<br />

50 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


selber. Generell kann man sagen, je mehr man im<br />

Haus macht, desto mehr geschmackliche Alleinstellungsmerkmale<br />

hat man.<br />

Wie sehen Sie den Trend „Naked Cake“, die Hochzeitstorte<br />

zum Selbermachen?<br />

Peintner: Der ‚naked cake‘ ist eine neue, alte Art,<br />

Torten zu kreieren! Es entspricht auch dem Thema<br />

gesunde Ernährung, da weniger süß und leichter<br />

von der Crème her. Ein ‚naked cake‘ ist auch für<br />

talentierte Hausfrauen mit gestalterischem Talent<br />

absolut machbar.<br />

Entwicklungen wie diese hängen stark mit der Beliebtheit<br />

von Back-Blogs und internetbasierten Inhalten<br />

zus<strong>am</strong>men. Welche Bedeutung hat das Internet für<br />

einen Konditor?<br />

Peintner: Ich sehe das Internet als Fluch und<br />

Segen gleichermaßen. Viele Kunden kommen<br />

mit einem Foto einer Torte aus dem Internet. Die<br />

Umsetzung scheitert in der Regel nicht an uns<br />

Konditoren. Es ist aber immer eine Preisfrage.<br />

Wir machen gern Außergewöhnliches, aber das<br />

ist meist zeitaufwändig und überschreitet das<br />

Budget der Kunden. Das ist dann enttäuschend<br />

für den Kunden. Im Internet sieht man zwar<br />

das Foto, aber man hat keinen Eindruck, wie<br />

lange jemand an der Umsetzung gearbeitet hat.<br />

Im Internet findet man sehr viele fantasievolle<br />

Kreationen, die aber zeitmäßig kaum umsetzbar<br />

sind. Ich kann nicht einen Konditor für eine Torte<br />

einen ganzen Tag abstellen. Außerdem lässt sich<br />

mit Fotografie vieles inszenieren. Eine Hochzeitstorte<br />

wird aber oft und manchmal über weite<br />

Strecken bewegt, bis sie dort ist, wo sie hingehört.<br />

Sie muss einiges aushalten. Das wird meist außer<br />

Acht gelassen.<br />

Worin besteht der Segen des Internets und des Booms<br />

der Koch- und Back-Blogs?<br />

Peintner: Ich sehe den Segen darin, dass es dort<br />

sehr viele gute Ideen gibt und man kreative Anstöße<br />

für etwas Neues bekommt. Das kann für einen<br />

Konditor eine Inspiration sein.<br />

Im gastronomischen Bereich ist das Thema Regionalität<br />

sehr präsent. Welche Veränderungen in den<br />

Kundenwünschen haben Sie in der Hinsicht in den<br />

vergangenen Jahren bemerkt?<br />

Peintner: Für uns ist das kaum spürbar. Es gibt<br />

kaum Kunden, die gezielt nachfragen. Das liegt<br />

aber wahrscheinlich daran, dass wir ein traditioneller<br />

Betrieb sind, wo unsere Klientel von vornherein<br />

annehmen darf, dass wir möglichst mit regionalen<br />

Produkten arbeiten. Für uns als Konditoren<br />

ist es schon so, dass wir uns gesagt haben: „Zurück<br />

zum Ursprung“, weniger exotische Sachen, dafür<br />

eine Rückkehr zum Traditionellen und Saisonalen.<br />

Wir kaufen bei heimischen Produzenten und<br />

geben dafür bewusst ein paar Cent mehr aus. Wir<br />

brauchen unsere Bauern.<br />

Süßes verbindet man gemeinhin mit sinnlichem<br />

Vergnügen. Wie sieht es mit dem Nachwuchs in diesem<br />

schönen Handwerk aus?<br />

Peintner: Wir als Unternehmen haben keine<br />

Probleme d<strong>am</strong>it, Lehrlinge zu bekommen. Es gibt<br />

nicht mehr so viele Konditoren, die in der Lehrlingsausbildung<br />

tätig sind. Einige Kollegen, vor<br />

allem <strong>am</strong> Land, haben aber schon Schwierigkeiten,<br />

passende Lehrlinge zu finden.<br />

Was schätzen Sie an Ihrem Handwerk?<br />

Peintner: Unser Handwerk ist so schön, weil wir so<br />

kreativ sein können. Man kann jeden Tag neue Eissorten,<br />

Schokoladen oder Pralinen kreieren. Man<br />

kann Torten individuell gestalten. Unser Beruf ist<br />

vielseitig. Im Winter gibt es die weihnachtlichen<br />

Klassiker, jede Jahreszeit hat ihre eigenen Seiten.<br />

Kurz gesagt ist die Kreativität und die Vielfalt das<br />

Schöne. Konditor ist ein Beruf, wo einem nicht<br />

langweilig werden kann. Man steht täglich vor neuen<br />

Herausforderungen. Ein Konditor ist Architekt,<br />

Baumeister und Bildhauer in einem. <br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

Konditor „Ein ist Architekt,<br />

Baumeister und Bildhauer<br />

in einem.“<br />

<br />

Thomas Peintner, Konditor<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 51


Kulinarium<br />

Keine Experimente<br />

Das Burkia ist ein Ort der Beständigkeit in der bisweilen recht schnelllebigen<br />

Gastroszene, wo Gutes behuts<strong>am</strong> und mit Augenmaß weiterentwickelt wird.<br />

Erfolgreiche Gastronomie ist ein Mannschaftssport.<br />

Deshalb legt Christian<br />

Burkia viel Wert auf guten Te<strong>am</strong>geist.<br />

G<br />

astronomie muss experimentierfreudig<br />

sein. Dieser wenig steilen These würden<br />

wohl nur wenige widersprechen wollen.<br />

Christian Burkia ist einer davon. Der Diplomsommelier<br />

führt mit dem Burkia <strong>am</strong> Innsbrucker<br />

Fürstenweg eines der konstant besten Restaurants<br />

des Landes. Aus dem ursprünglich als Tennisstüberl<br />

geführten Lokal ist ein großartiges Speiselokal geworden,<br />

das jedoch – ganz im Geiste der ursprünglichen<br />

Ausrichtung – erfrischend unprätenziös geblieben ist.<br />

Christian Burkia führt seit 2003 mit seinem Bruder<br />

Jürgen, der für die kulinarischen Belange zuständig<br />

ist und selbst den Kochlöffel schwingt, das Lokal.<br />

die Lust <strong>am</strong> Wein<br />

Im Burkia gibt es – durchaus ein Alleinstellungsmerkmal<br />

– einen eigenen Cuvée n<strong>am</strong>ens Cuvée<br />

35. Die Zahl steht für die Jahre des Bestehens. Für<br />

die Cuvéetierung des Weins wählte und probierte<br />

Christian Burkia auf dem Weingut des bekannten<br />

Winzers Leo Hillinger so lange, bis ihn das Resultat<br />

überzeugte und ein Rotwein geboren war, der den<br />

eigenen hohen Ansprüchen genügte. „Dieser Wein<br />

ist derartig gut gelungen, dass wir schon ein zweites<br />

225-Liter-Fass für die Cuvée 36 gemacht haben“,<br />

sagt Christian Burkia, der dem Motto des Hauses,<br />

„Essen bei Freunden“, mit einem engagierten<br />

Te<strong>am</strong> Tag für Tag neues Leben einhaucht. Wer es<br />

ein wenig genauer wissen möchte: Der hauseigene<br />

Burkia-Rote besteht aus Syrah, Cabernet Sauvignon<br />

und Merlot. Wenn Christian Burkia über Wein<br />

spricht, blüht er auf. Das Restaurant verfügt über<br />

einen Weintresor, in welchem herausragende Weine<br />

gelagert sind. Vor allem aus Burkias Lieblings-<br />

Weingebiet Bolgheri in der Toskana: „Da habe ich<br />

die besten und edelsten Tropfen auf Lager“, gerät<br />

der Sommelier ins Schwärmen. Weil Burkia seine<br />

liebsten Weine den weinsinnigen Gästen keinesfalls<br />

vorenthalten will, bietet er „ein Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis, das in der ganzen Stadt einzigartig ist“.<br />

Selbstverständlich findet sich im Weinkeller der<br />

Burkias auch eine schöne Auswahl an österreichischen<br />

Rot- und vor allem Weißweinen.<br />

Bewahrender Wandel<br />

Was das bekannt hochklassige Speisenangebot<br />

im Burkia betrifft, hält es der Hausherr mit dem<br />

„bewahrenden Wandel“, wie er sagt. „Wir entwickeln<br />

uns einerseits kontinuierlich weiter, wissen<br />

aber andererseits genau, welches unsere Säulen<br />

sind, an denen wir nicht rütteln wollen“, so Burkia.<br />

Dementsprechend gibt es auf der Speisekarte<br />

einige echte Klassiker, welche die Gäste seit 25,<br />

ja, 30 Jahren nicht missen wollen. Gerichte, bei<br />

denen allzu große Veränderungen bei den Gästen<br />

unerwünscht wären. Exemplarisch nennt Burkia<br />

den – so bezeichnen ihn die Gäste – „weit und<br />

breit einzigartigen Zwiebelrostbraten“. So manch<br />

kulinarischer Seitensprung in Sachen Zwiebelrost-<br />

Fotos: Friedle (4), Privat (1), Fotolia (1)<br />

52 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong><br />

Fotos: Vorhofer (3), Kröll


Restaurant Burkia<br />

Gute Laune in der Küche ergibt guten Geschmack. So einfach<br />

ist die Gleichung. So manches Gericht, das Chefkoch Jürgen<br />

Burkia mit seinem Te<strong>am</strong> zubereitet, wird für unvergleichlich<br />

gehalten.<br />

Christian Burkia mit KR Peter Morandell bei der Visite <strong>am</strong><br />

Weingut Sassicaia.<br />

braten hat mit der reumütigen Rückkehr des Gasts<br />

ins Burkia geendet.<br />

Im Haus kommen auch beim gemeinhin manchmal<br />

mit etwas zu großer Ernsthaftigkeit verfolgten<br />

Thema Essen der Spaß und die Lust nicht zu kurz.<br />

Nicht wenige Genussesser warten alljährlich gespannt<br />

darauf, bis im Burkia die Marillenknödel-<br />

Saison beginnt. Zum wohltätigen Zweck werden<br />

heuer im Sommer erstmals die Marillenknödel-<br />

Ch<strong>am</strong>pionships organisiert. Aus Mieming (Hotel<br />

Schwarz), dem Stubaital (Hotel Jagdhof) und dem<br />

Zillertal (Hotel Theresa/Zell und Milchbar/Gerlos)<br />

sowie aus Innsbruck (Burkia) treffen Viererte<strong>am</strong>s<br />

aufeinander. Das Te<strong>am</strong> mit den meisten verdrückten<br />

Knödeln wird die Trophäe davontragen. An<br />

seinen besten Tagen soll dem Vernehmen nach ein<br />

g‘standener Burkia mindestens sechs Knödel verputzen<br />

können. Und eine Spende von 2000 Euro<br />

soll an die Kinderklinik Innsbruck gehen.<br />

CHAPEAU!<br />

Marian Kröll<br />

Zur Person<br />

Burkia-Patron Christian Burkia hat<br />

Tourismuswirtschaft in Innsbruck studiert<br />

und ist staatlich geprüfter Diplom-Sommelier.<br />

Burkia ist Pionier der Slow-Food-<br />

Bewegung in <strong>Tirol</strong>. Seit 2007 betreibt er mit<br />

der Opera Gastronomie auch Catering<br />

mit Schwerpunkt im Kulturbereich. Der<br />

Chef legt viel Wert auf ein funktionierendes<br />

Te<strong>am</strong> und investiert beständig in seine<br />

Mitarbeiter.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 53


Gasthof Ebner<br />

Kochen, Brennen,<br />

Brauen<br />

Arno Pauli ist Schnapsbrenner und Bierbrauer aus<br />

Leidenschaft. Er destilliert in Abs<strong>am</strong> aber auch<br />

Whiskey und Rum.<br />

Der Gasthof Ebner in Abs<strong>am</strong><br />

punktet bei seinen Gästen<br />

vor allem mit regionaler<br />

Hausmannskost, gemütlicher<br />

Atmosphäre und herzlicher<br />

Gastfreundschaft. Der riesige<br />

Gastgarten des Hauses ist<br />

für gemeins<strong>am</strong>es Zus<strong>am</strong>mensitzen<br />

ebenso einladend<br />

wie der großzügige Kinderspielplatz<br />

für die bewegungshungrigen<br />

Kleinen.<br />

S<br />

eit 1930 befindet sich der Gasthof Ebner<br />

in Abs<strong>am</strong> in F<strong>am</strong>ilienbesitz. Vor 20<br />

Jahren hat Helene Pauli den Gasthof<br />

von ihrem Vater übernommen und gemeins<strong>am</strong><br />

mit ihrem Mann Arno nach und nach mit viel Herz<br />

renoviert.<br />

Trotzdem ist der „Ebner“ ein typisches <strong>Tirol</strong>er<br />

Wirtshaus geblieben, das verrät schon der Blick<br />

auf die Speisekarte, Da finden sich von Knödeln,<br />

Schlutzkrapfen, Gröstel, Gulasch oder auch Wiener<br />

Schnitzel alles, was das Hausmannskost-Herz begehrt<br />

und auch Rinds-Rouladen oder auch ein herzhaftes<br />

Beuschel stehen immer wieder im Angebot.<br />

Helene und Arno Pauli setzen vorwiegend auf Produkte<br />

aus der Region, wo immer das halt möglich<br />

ist. Das Gemüse kommt vom unmittelbaren Nachbarn<br />

aus Abs<strong>am</strong>, die Erdäpfel aus Heiligkreuz und<br />

das Fleisch unter anderem vom <strong>Tirol</strong>er Jahrling.<br />

Die Wirtsleute vom „Ebner“ sind aber nicht nur<br />

für ihre bodenständige Küche bekannt, Arno Pauli<br />

hat sich voll und ganz dem Brennen und Brauen<br />

verschrieben, eine Leidenschaft, die sich die Gäste<br />

gern schmecken lassen. Gelernt hat Arno das Brennen<br />

in Deutschland und zurück in <strong>Tirol</strong> hat er sein<br />

Fotos: Meislinger (1), Friedle (1), Ebner (3)<br />

54 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Wissen in Abs<strong>am</strong> in die köstliche Tat umgesetzt.<br />

„Wir haben hier im Haus ein Brennrecht, mit dem<br />

wir alles brennen dürfen“, freut sich Arno Pauli –<br />

und das ermöglicht ihm, neben allen möglichen<br />

Schnäpsen auch Whiskey oder Rum zu destillieren.<br />

Es gibt aber auch verschiedene Sorten Bier im Angebot<br />

und wie Arno Pauli zum Brauer geworden ist,<br />

erzählt er mit einem Schmunzeln: „Vor vier Jahren<br />

ist der Hutter Sepp vom Wipptaler Tennenbräu<br />

in Pension gegangen, hat mich angerufen und<br />

gemeint: Arno, du brauchst eine Brauerei. Ich hab<br />

nicht Nein sagen können, hab‘ also den Bier-Sommelier<br />

gemacht und seit 1. Juni 2012 bin ich jetzt<br />

halt auch Bierbrauer.“ Vier verschiedene Sorten des<br />

mittlerweile sehr begehrten Ebner-Biers hat Arno<br />

Pauli im Angebot – Pils, Weizen, Märzen, sowie ein<br />

herzhaftes Bock-Bier. Und immer wieder wird beim<br />

Ebner etwas ganz Spezielles gebraut, aktuell ist<br />

etwa ein außergewöhnliches Rauchbier erhältlich.<br />

Gern lässt Arno Pauli einen Blick in seine Brennerei<br />

und seine Brauerei zu und bietet dabei Interessierten<br />

auch Bier- und Schnapsverkostungen an.<br />

Bei den Gästen kommen die Erzeugnisse aus der<br />

Hausbrauerei sehr gut an, im Gasthof selbst wird –<br />

außer alkoholfreiem Bier – auch kein anderer Gerstensaft<br />

ausgeschenkt und so mancher Besucher<br />

verlässt den „Ebner“ nicht nur mit vollem Magen,<br />

sondern auch mit einem Sechsertragerl Hausbier.<br />

Überhaupt werden die Erzeugnisse aus Brennerei<br />

und Brauerei hauptsächlich ab Hof verkauft. Eine<br />

Ausnahme bietet die Innsbrucker Markthalle, wo<br />

Ebner-Bier auch ausgeschenkt wird. Neben der<br />

Gastwirtschaft vermietet die F<strong>am</strong>ilie Pauli auch 14<br />

Zimmer im Haus – durchwegs Mehrbettzimmer, die<br />

insges<strong>am</strong>t bis zu 40 Personen Platz bieten.<br />

Kinder willkommen<br />

Eines der Highlights des Gasthof Ebner ist sicher<br />

der riesige Gastgarten, der für gut und gern 120<br />

Personen ausgerichtet ist und der noch dazu einen<br />

guten Blick auf den großzügigen Kinderspielplatz<br />

bietet. So haben die Eltern ihre Kinder stets gut im<br />

Auge und können ihre Kleinen abseits vom Straßenverkehr<br />

herumtoben lassen. Der Gasthof Ebner in<br />

Abs<strong>am</strong> – ein traditionelles <strong>Tirol</strong>er Wirtshaus, wo es<br />

sich für Gaumen und Seele lohnt vorbeizuschauen.<br />

F<strong>am</strong>ilie Helene und Arno Pauli freuen sich auf Ihren<br />

Besuch. <br />

Gernot Zimmermann<br />

Kontakt<br />

F<strong>am</strong>. Helene und Arno Pauli<br />

Karl-Zangerl-Straße 17<br />

6067 Abs<strong>am</strong><br />

gasthofebner.at<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di - Do 16 bis 24 Uhr<br />

Fr - So 9 bis 24 Uhr<br />

Montag Ruhetag<br />

Zum Nachkochen<br />

Bandnudeln in der Biersauce<br />

Zutaten: ( 4 Personen)<br />

200 g Schafskäse<br />

1/2 Zwiebel<br />

Pfifferlinge, Ch<strong>am</strong>pignons<br />

Lauch und Jungzwiebel<br />

1/8 l Malzbier<br />

1/8 l Rahm<br />

1 EL Sauerrahm<br />

100 g frisch geriebenen Parmesan<br />

und fein gehackte Petersilie<br />

Zubereitung:<br />

400 g feine Bandnudeln in Salzwasser al<br />

dente kochen. Die halbe Zwiebel fein würfelig<br />

schneiden, die Pfifferlinge und Ch<strong>am</strong>pignons,<br />

den frischen Lauch und die Jungzwiebel<br />

ebenfalls fein schneiden. Pfanne mit etwas Öl<br />

erhitzen, die Zwiebel leicht anrösten, Pilze und<br />

Paprika mitrösten, Lauch und Jungzwiebel<br />

hineingeben und mit Bier aufgießen. Salz,<br />

Pfeffer, fein gehacktes frisches Liebstöckel<br />

dazugeben, Sauerrahm und Rahm dazu,<br />

etwas einkochen lassen. Den Parmesan und<br />

die Hälfte der Petersilie dazugeben, die Bandnudeln<br />

abseihen, in die Sauce geben und alles<br />

abschmecken. Abschließend in einem großen<br />

<strong>Teller</strong> servieren und obendrauf den in feine<br />

Würfel geschnittenen Schafskäse verteilen und<br />

mit Petersilie dekorieren.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 55


Fleisch<br />

Sommerzeit ist Grillsaison.<br />

Sobald die Temperaturen<br />

ansteigen, werden überall<br />

im Land die Grillgeräte in<br />

Betrieb genommen. Um als<br />

Grillmeister so richtig schön<br />

glänzen zu können, sollte<br />

man beim Einkauf auf bestmögliche<br />

Beratung achten.<br />

Am besten bei einem ausgebildeten<br />

Fleisch-Sommelier.<br />

Fleisch-<br />

Der<br />

Sommelier vom<br />

Burggraben<br />

56 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Darbo<br />

Fotos: Friedle<br />

Den Begriff Wein-Sommelier kennt natürlich<br />

jeder, von einem Bier-Sommelier<br />

hat man auch schon mal gehört – aber<br />

ein Fleisch-Sommelier? Man kann zwar erahnen,<br />

worum es sich dabei handelt, aber Christoph Oberhofer<br />

weiß es ganz genau.<br />

Der 22-jährige Oberhofer ist trotz seines jugendlichen<br />

Alters irgendwie ein Relikt, denn er ist<br />

tatsächlich der allerletzte Fleisch-Fachverkäufer, der<br />

in <strong>Tirol</strong> ausgebildet worden ist. „Ich war der Einzige<br />

in der Klasse“, lacht er heute, die Ausbildung hat für<br />

ihn aber durchaus Sinn gemacht: „Ich hab‘ sehr viel<br />

über Fleisch gelernt, eigentlich wie ein Metzger, nur<br />

ohne das Schlachten. Und natürlich auch, wie man<br />

Fleisch <strong>am</strong> besten verkauft.“<br />

Das in der Berufsschule erlernte Wissen konnte<br />

er als Lehrling beim Hörtnagl <strong>am</strong> Innsbrucker<br />

Burggraben jeden Tag in die Tat umsetzen und nach<br />

dem Bundesheer hat Oberhofer die Ausbildung<br />

zum Fleisch-Sommelier absolviert. Diese Fortbildungsmöglichkeit<br />

gibt es erst seit 2010 und ist von<br />

der Agrarmarkt Austria (AMA) in Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit dem Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI)<br />

initiiert worden. Für Oberhofer genau das Richtige:<br />

„Da hab‘ ich von der Stallhaltung der Tiere, über die<br />

richtige Fütterung, bis hin zur bestmöglichen Verwertung<br />

den ganzen Kreislauf der Fleischproduktion<br />

gelernt. Wir haben 100 verschiedene Wurstsorten<br />

gelernt, jede Menge Fleisch zerlegt, Würste und<br />

Speck geselcht – die ganze Palette.“<br />

Gute Beratung wird geschätzt<br />

Der Lehrstoff hat auch internationale Fleisch- und<br />

Wurstwaren umfasst, ein besonders interessantes<br />

Kapitel, denn – so Oberhofer: „Es ist einfach lässig,<br />

wenn ich mit den Kunden über Mortadella, Sal<strong>am</strong>i<br />

oder Parmaschinken reden kann. Wenn ich gut<br />

über die unterschiedlichsten Produkte Bescheid<br />

weiß, kann ich dementsprechend gut beraten. Unsere<br />

Kunden schätzen das sehr.“<br />

Jetzt ist Christoph Oberhofer ausgebildeter<br />

Fleisch-Sommelier, einer von zweien <strong>am</strong> Burggraben,<br />

wo zusätzlich noch zwei Metzgermeister und<br />

vier weitere Fleischverkäufer beschäftigt sind. Vor<br />

ein paar Monaten wurde Oberhofer übrigens zum<br />

Leiter der Fleischabteilung befördert. Kein schlechter<br />

Aufstieg für einen 22-jährigen.<br />

Der Richtige Mann<br />

<strong>am</strong> Richtigen Ort<br />

Das traditionsreiche F<strong>am</strong>ilienunternehmen Hörtnagl<br />

besteht seit mehr als 150 Jahren und ist längst<br />

<strong>Tirol</strong>er Marktführer bei der Herstellung und Veredelung<br />

hochwertiger Fleisch- und Wurstwaren. Jeder<br />

im Land kennt die Firma mit ihren 14 Filialen.<br />

Es war vielleicht unternehmerisch ein wenig riskant,<br />

einem jungen Burschen die Fleischabteilung<br />

im Flagship Store <strong>am</strong> Burggraben anzuvertrauen, in<br />

der durchschnittlich eine Tonne Fleisch die Woche<br />

über die Theke geht. Aber dem Unternehmen ist ein<br />

Wesenszug ihres ehemaligen Lehrlings nicht entgangen:<br />

Christoph Oberhofer ist durchdrungen von<br />

unbändiger Fleischeslust, im buchstäblichen Wortsinn.<br />

Er wirft nahezu jeden Tag daheim den Grill<br />

an, nennt sich selber einen Fleischfanatiker und<br />

kann davon kaum genug kriegen. „Ich esse sicher<br />

fünf Mal die Woche Fleisch, manchmal täglich. Es<br />

gibt für mich nichts Besseres. Und Grillen ist sowieso<br />

das Größte. Wenn es mal kein Fleisch gibt, dann<br />

mach‘ ich Pizza und sogar Kuchen <strong>am</strong> Grill.“<br />

Welches Fleisch hat er <strong>am</strong> liebsten <strong>am</strong> Grillrost<br />

und was verkauft sich im Geschäft <strong>am</strong> besten? „In<br />

Das Dry-Aged<br />

Verfahren<br />

Dry-Aged-Beef – diese drei Worte<br />

lassen Fleischliebhabern das Wasser<br />

im Mund zus<strong>am</strong>menlaufen. Denn<br />

über Wochen trocken abgehangenes<br />

Rindfleisch liefert die besten Steaks<br />

der Welt.<br />

Reifebedingungen<br />

müssen stimmen<br />

Am Knochen wird Fleisch <strong>am</strong> besten<br />

bei 60 Prozent Luftfeuchtigkeit für 21<br />

bis 28 Tage in einem Reifeschrank<br />

gelagert. Die Temperatur während<br />

der Reifezeit sollte um den Gefrierpunkt<br />

herum liegen.<br />

Dry-Aged-Beef ist<br />

nicht billig<br />

Natürlich nicht – schließlich ist das<br />

Verfahren sehr aufwändig und man<br />

kann während der Reifung mit einem<br />

Gewichtsverlust von rund 40 Prozent<br />

rechnen. Trotzdem ist Dry aged beef<br />

nicht unerschwinglich.<br />

Unvergleichlich im<br />

Geschmack<br />

In erster Linie dient die Dry-Aged-Methode<br />

nicht der Zartheit des Fleischs,<br />

sondern seinem Geschmack. Dass<br />

die unvergleichlich schmeckenden<br />

Steaks auch butterweich sind, ist ein<br />

erfreulicher Nebeneffekt<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 57


Fleisch<br />

„Die Nachfrage nach<br />

hochwertigem Fleisch<br />

wird immer<br />

größer.“<br />

Christoph Oberhofer<br />

<br />

„Wir nehmen uns Zeit<br />

für unsere Kunden“<br />

den letzten Jahren ist die Nachfrage nach hochwertigem<br />

Fleisch zum Grillen immer größer geworden“,<br />

weiß Christoph Oberhofer „Früher haben sich die<br />

Leute halt einen Schopfbraten, ein Kotelett oder<br />

ein Würstel gegrillt – fertig. Das hat sich völlig geändert.“<br />

Wie auch die Auswahl, die im Vergleich zu<br />

früher durchaus als gigantisch bezeichnet werden<br />

kann: Heute verfügt Hörtnagl <strong>am</strong> Burggraben über<br />

eine zehn (!) Meter lange Fleischtheke, davon zwei<br />

Thekenmeter mit vormarinierten Fleischangeboten.<br />

Wochenlang gereift und<br />

butterweich<br />

Zuletzt ist die Nachfrage nach Dry-Aged-Fleisch extrem<br />

angestiegen. Mit „dry-aged“ bezeichnet man<br />

den Reifeprozess von ausgewählten Fleischstücken,<br />

die dafür vier Wochen und<br />

länger in einem speziellen<br />

Reifeschrank ruhen dürfen.<br />

Christoph Oberhofer<br />

Derart abgelagertes Fleisch<br />

ist unvergleichlich in Konsistenz<br />

und Geschmack,<br />

immer mehr Grillgourmets<br />

leisten sich diesen außergewöhnlichen<br />

Genuss. Dabei<br />

ist im Dry-Aged-Verfahren gereiftes Fleisch nicht<br />

unbezahlbar, für ein Kilo T-Bone-Steaks muss man<br />

bei Hörtnagl mit ca. 29 Euro rechnen. Die Angebote<br />

werden von den Kunden dankend angenommen:<br />

„Die Leute wollen nur das Beste und wir haben absolute<br />

Grillprofis unter unseren Kunden, die lassen<br />

sich einen perfekten Grillabend auch gern etwas<br />

kosten“, weiß Oberhofer aus Erfahrung, „Da kommen<br />

dann schon einmal 100 Euro für fünf, sechs<br />

Personen zus<strong>am</strong>men – nur für das Fleisch.“<br />

Übers Jahr gerechnet verkauft Hörtnagl 2700<br />

Tonnen Fleisch und Wurstwaren, das ges<strong>am</strong>te Sortiment<br />

st<strong>am</strong>mt zu 100 Prozent aus Österreich. Die<br />

berühmte Ausnahme von der Regel stellen Stubenküken<br />

und Perlhühner da. Bevorzugt wird Fleisch<br />

aus <strong>Tirol</strong> vermarktet. Entsprechende Partnerschaften<br />

mit den heimischen Landwirten bestehen bereits<br />

seit Jahrzehnten, sei es beim Almochsen oder<br />

bei den <strong>Tirol</strong>er Schweinen.<br />

Fleisch kaufen, Rezept inklusive<br />

Wer sich bezüglich der Zubereitung einer Fleischspeise<br />

nicht sicher ist, der ist <strong>am</strong> Burggraben an<br />

der richtigen Adresse. Für Christoph Oberhofer<br />

und seine Kollegen ist individuelle Kundenberatung<br />

oberstes Gebot und sie ist auch untrennbar<br />

mit der Unternehmensphilosophie von Hörtnagl<br />

verbunden. „So stressig kann es gar nicht zugehen<br />

bei uns, dass wir uns nicht die Zeit nehmen, über<br />

Zubereitung und das richtige Würzen zu beraten“,<br />

versichert Oberhofer. „Auf Wunsch notieren wir<br />

auch Kerntemperatur und Garzeit auf der Fleisch-<br />

Verpackung. Oder wie lange man welches Fleisch<br />

auf jeder Seite anbraten soll.“ Aber auch ganze<br />

Rezepte werden den Kunden aufgeschrieben, man<br />

fachsimpelt und scherzt miteinander, schließlich<br />

sind ca. 70 Prozent der Kunden echte St<strong>am</strong>mkunden,<br />

man kennt sich seit Jahren.<br />

Fleischkauf ist Vertrauenssache und aus Erfahrung<br />

weiß man – wenn kompetente Beratung<br />

gefragt ist, dann besser nicht zum Schmiedl gehen,<br />

sondern gleich zum Schmied. Und der Schmied<br />

heißt in diesem Fall Christoph Oberhofer und ist<br />

Fleisch-Sommelier beim Hörtnagl <strong>am</strong> Burggraben.<br />

Er freut sich auf Ihren Besuch. Gernot Zimmermann<br />

58 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Coffeekult<br />

volle<br />

BOHNE<br />

Bei Cem Korkmaz, dem Gründer von<br />

COFFEEkult, dreht sich vom Import bis<br />

zur eigenhändigen Röstung alles um<br />

die edle Bohne. Der mehrfache Barist<strong>am</strong>eister<br />

ist mit Genuss, Leidenschaft<br />

und Temper<strong>am</strong>ent bei der Sache. Davon<br />

kann man sich an drei Standorten in<br />

Innsbruck persönlich überzeugen.<br />

Der Innsbrucker Cem Korkmaz<br />

ist ein Kaffee-Aficionado,<br />

wie er im Buche<br />

steht. Seine Liebe zum Kaffee hat der<br />

mehrfache Barist<strong>am</strong>eister Korkmaz schon<br />

relativ früh entdeckt. Der COFFEEkult<br />

lässt sich an drei Standorten in Innsbruck<br />

– in der Müllerstraße, in der Ing.-Thommen-Straße<br />

und <strong>am</strong> Innrain – genießen<br />

und erfahren. Korkmaz war es vor Jahren<br />

unverständlich, warum in der Gastronomie<br />

zwar auf Speisen und Weine Wert<br />

gelegt wurde, der Kaffee, das Ganztagesgetränk<br />

schlechthin, jedoch vernachlässigt<br />

wurde. Um diesen Zustand zu beheben,<br />

gründete Korkmaz vor fast zehn<br />

Jahren COFFEEkult und kümmert sich<br />

seitdem selbst darum, das Beste aus der<br />

Bohne zu holen. Kaffee steht im Mittelpunkt<br />

des täglichen Lebens, wenn man<br />

sich – wie es schon die Metapher sagt<br />

– auf einen Kaffee trifft. „Kaffee ist meine<br />

Leidenschaft, mein Hobby und auch<br />

mein Beruf“, sagt Korkmaz, dessen liebster<br />

Part im Kaffee-Business das Rösten<br />

ist. Besonderen Wert legt Cem Korkmaz<br />

darauf, dass bei COFFEEkult die Qualität<br />

der importierten Bohnen besonders<br />

hoch und die Röstungen immer frisch<br />

sind. Der afrikanische Kaffee ist blumiger<br />

und enthält gegenüber dem mittel- und<br />

süd<strong>am</strong>erikanischem Kaffee, der süßlicher<br />

und schokoladiger ist, mehr Fruchtsäure.<br />

Korkmaz veredelt sowohl Arabica- als<br />

auch Robusta-Bohnen, bevorzugt aber<br />

reinsortige – Single Origin genannt –<br />

Arabica-Bohnen von einer Plantage. Die<br />

COFFEEkult-Hausmischung besteht aus<br />

Bohnen aus Brasilien, El Salvador und<br />

Honduras, die nach der Röstung miteinander<br />

vermischt werden. Für Korkmaz<br />

zählt im Umgang mit den Kaffeebauern<br />

Fairness. Wer fair einkauft, bekommt<br />

bessere Rohstoffe, so die Rechnung. Für<br />

seine Partner in der Gastronomie bietet<br />

der Kaffeemeister auch spezielle, auf die<br />

individuellen Bedürfnisse und Vorlieben<br />

abgestimmte Röstungen an. Für den<br />

vollen Kaffeegenuss empfiehlt Korkmaz,<br />

den Kaffee schwarz und ohne Zucker zu<br />

trinken. Wohlwissend, dass hierzulande<br />

vor allem Cappucino und Latte macchiato<br />

Konjunktur haben. Vom Experten<br />

zubereitet sind aber auch diese köstlich.<br />

Kontakt<br />

COFFEEkult by Cem Korkmaz<br />

Müllerstraße 21, 6020 Innsbruck<br />

Tel.: 0676 74 99 608<br />

ck@coffeekult.com<br />

www.coffeekult.com<br />

– Bezahlte Anzeige –


Metzger<br />

F leischprofi ihress<br />

Vertrauens<br />

Qualität und Regionalität sind vielen wichtiger denn je. Der Wandel der Zeit ist auch<br />

bei den Metzgern deutlich zu spüren. Kritische Konsumenten fordern hohe Qualität,<br />

Tradition aber auch den Mut zu Innovation.<br />

Einer der ältesten Handwerksberufe ist<br />

heute wieder gefragter den je, nämlich<br />

der des Metzgers. Erste Nachweise<br />

über die Berufssparte der Fleischer gab<br />

es bereits bei den Galliern. Im Mittelalter<br />

begann dieser Handwerksberuf zu florieren.<br />

Die Knochenhauer, wie man sie d<strong>am</strong>als<br />

bezeichnete, waren dafür verantwortlich<br />

Fleisch zu verarbeiten und verkaufen. Für das<br />

Schlachten zuständige Handwerker waren die<br />

Küter. Das Berufsbild hat sich in den letzten<br />

Jahrhunderten, aber speziell auch den letzten<br />

Jahrzehnten, stark gewandelt. An die Stelle<br />

des Schlachtens ist heute die Veredelung von<br />

Fleisch und die Qualitätssicherung getreten.<br />

In <strong>Tirol</strong> gibt es derzeit über 130 Fleischer, die<br />

den täglichen Bedarf der <strong>Tirol</strong>er abdecken.<br />

Eines ist klar, Qualität ist gefragter den je.<br />

Das weiß auch Peter-Paul Schweighofer,<br />

Innungsmeister und Metzger in Götzens.<br />

„Unsere Kunden erwarten sich einfach<br />

TOP-Qualität, da muss alles passen. Für mich<br />

und auch für meine Metzgerkollegen gibt es<br />

bezüglich Qualität keinen Kompromiss, das<br />

Beste muss für unsere Kunden gerade gut<br />

genug sein. Wir leben von unseren St<strong>am</strong>mkunden“,<br />

ist sich Schweighofer sicher. Der<br />

Götzner Traditionsbetrieb konnte 2015 bei<br />

der Süddeutschen Fleischerfachausstellung<br />

(SÜFFA) in Stuttgart acht Gold- und eine Silbermedaillie<br />

erzielen, eine großartige Billanz<br />

angesichts der strengen Qualitätskriterien<br />

des Wettbewerbs. Die 1926 von Schweighofers<br />

Großvater, Ernst Abenthung, gegründete<br />

Metzgerei ist ein Fixpunkt im Gemeindeleben<br />

und ein F<strong>am</strong>ilienunternehmen, bei dem<br />

großer Wert nicht nur auf Qualität, sondern<br />

auch auf Kundenfreundlichkeit gelegt wird.<br />

Renaissance der Klassiker<br />

Der Kunde von heute schätzt dieses Ambiente.<br />

Doch nicht nur mit Tradition kann das Unternehmen<br />

punkten, denn auch Innovation<br />

ist gefragt. „Die traditionellen Gerichte wie<br />

Schnitzel, Braten, Tafelspitz, Gulasch und so<br />

weiter erleben wieder eine Renaissance und<br />

werden immer mehr gekauft“, weiß Schweighofer.<br />

„Unsere Kunden sind auch bereit für<br />

neue Kreationen und Produkte. Wir <strong>Tirol</strong>er<br />

Metzger sind sehr innovativ und lassen uns<br />

immer wieder neue Spezialitäten einfallen.<br />

Eine Fleisch- und Wursttheke von heute lässt<br />

sich mit einer Theke von vor 20 Jahren nicht<br />

mehr vergleichen, die Produktvielfalt ist<br />

enorm gestiegen.“<br />

Zwei Trends beim<br />

Fleischkonsum<br />

Nicht nur die Produktpalette, sondern auch<br />

der Fleischkonsum hat sich in den letzten<br />

Jahren stark gewandelt. Galt Fleisch vor<br />

einigen Jahren noch als Delikatesse, welche<br />

es zu Sonn- und Festtagen gab, ist es heute<br />

für viele ein fixer Bestandteil der alltäglichen<br />

Ernährung. Schweighofer sieht hier klar<br />

zwei Trends. Einerseits jene Konsumenten,<br />

die große Mengen zu Billigstpreisen kaufen.<br />

„Traurig ist hier, dass oft ein großer Teil der<br />

Wahre jedoch im Müll landet“, kritisiert<br />

Schweighofer. „Dem gegenüber stehen jene<br />

Konsumenten, denen die Qualität immer<br />

wichtiger wird. Sie kaufen bewusster ein,<br />

nicht mehr große Mengen, sondern genau<br />

das, was sie verbrauchen und was vor allem<br />

schmeckt.“ Mit dem Wandel der Produkte<br />

60 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


und dem Konsumverhalten haben sich auch<br />

die Kundenwünsche verändert. Zahlreiche<br />

Haushalte haben unter der Woche wenig Zeit,<br />

selbst zu kochen. Die Erwartungen an die<br />

Metzgereien, eine gewisse Auswahl an hochwertigen<br />

Convenience-Produkten zu bieten,<br />

steigt. „Am Wochenende wird meistens groß<br />

aufgekocht“, weiß Schweighofer. „Der <strong>Tirol</strong>er<br />

Metzger steht mit diesem Anspruch zwar<br />

vor Herausforderungen, ist jedoch stets der<br />

richtige Partner in der traditionellen Küche.“<br />

Auch Regionalität spielt für den Kunden eine<br />

wichtige Rolle. Der Trend hin zu regionalen<br />

Bio-Produkten ist auch in dieser Branche<br />

deutlich spürbar. Schweighofer gibt jedoch<br />

zu bedenken, dass dieser Begriff mit Vorsicht<br />

zu gebrauchen ist. „Regionalität wird immer<br />

wichtiger, allerdings wird dieses Schlagwort<br />

auch immer öfter missbraucht“, gibt der Metzger<br />

zu bedenken. „Nicht alles, was regional ist,<br />

ist auch von hoher Qualität.“<br />

Affinität zu einem der ältesten<br />

HandweRKe<br />

Kaum ein Handwerk hat soviel Tradition wie<br />

das des Metzgers. Der Profi schätzt jedoch<br />

auch die Chance zu Neuem sehr an seinem<br />

Handwerk. „Das Beste an meinem Beruf ist<br />

die Freiheit, eigene Produkte zu kreieren und<br />

zu verkaufen.“ Auch junge Menschen möchte<br />

er animieren, diesen Beruf zu wählen. Wie<br />

in vielen anderen Branchen müssen auch<br />

die Metzger mit sinkenden Lehrlingszahlen<br />

wertvollste<br />

Lebensmittel, das die Erde zu bieten<br />

„Lehrlinge haben die Möglichkeit, das<br />

hat, zu be- und verarbeiten.“<br />

Peter-Paul Schweighofer, Innungsmeister<br />

kämpfen. Dies ist einerseits auf die demografischen<br />

Entwicklungen, andererseits auf den<br />

eher schlechten Ruf der Lehre in Österreich<br />

an sich zurückzuführen, argumentiert<br />

Schweighofer. Interessierte <strong>am</strong> Lehrberuf des<br />

Metzgers müssen sich, laut Schweighofer,<br />

dreierlei bewusst sein. Einerseits dürfen sie<br />

„das wertvollste Lebensmittel, das die Erde<br />

zu bieten hat, be- und verarbeiten und das im<br />

Rahmen eines der ältesten Handwerke“ stellt<br />

der Fachmann fest. „Klar ist außerdem, dass<br />

ein junger Mensch sehr hygienisch arbeiten<br />

muss, denn es werden Lebensmittel erzeugt,<br />

welche nur nach strengen Auflagen verkauft<br />

werden können.“<br />

Rückblick und Ausblick<br />

In den letzten zwanzig Jahren hat sich in<br />

dieser Branche einiges verändert. Drei Entwicklungen<br />

sind laut dem Innungsmeister<br />

prägend. Erstens hat auch diese Branche mit<br />

dem Finden von Nachfolgern zu kämpfen.<br />

Viele Betriebe mussten aufgrund mangelnder<br />

Fachkräfte, welche eine Nachfolge antreten<br />

wollen, schließen. „Eine traurige Tatsache.<br />

D<strong>am</strong>it ging viel Qualität, Tradition und Regionalität<br />

verloren“, ist Schweighofer überzeugt.<br />

„Außerdem hat sich die Mitte unserer Branche<br />

verabschiedet. Geboten wird<br />

heute nur noch Spitzenqualität,<br />

zu dementsprechenden Preisen,<br />

oder mäßige Qualität zum<br />

Schleuderpreis.“ Auch in der Küche<br />

gab es klar einen Trendwechsel.<br />

Früher wurde das Kochen<br />

oft als lästige Verpflichtung und<br />

Notwendigkeit angesehen. Heute<br />

hat sich das Kochen zu einem,<br />

teils kostspieligen, Hobby entwickelt. Beim<br />

passenden, hochwertigen Equipment werden<br />

keine Kosten gescheut. Der Hype um das Selbermachen<br />

wird mit Kochsendungen, welche<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit gezeigt werden,<br />

unterstrichen. Das Kochen ist außerdem<br />

längst nicht mehr nur lästige Frauendomäne.<br />

Viele Männer erobern erfolgreich den Herd. In<br />

zahlreichen Haushalten wird <strong>am</strong> Wochenende<br />

für Freunde und F<strong>am</strong>ilie festlich aufgetischt,<br />

oftmals ein Zeichen von Prestige. Schweighofer<br />

ist davon überzeugt, dass die Metzger<br />

auch in Zukunft mit hervorragender Qualität,<br />

Innovation und Kundenfreundlichkeit punkten<br />

können. Jedoch sieht er auch Verbesserungspotenzial,<br />

besonders im Bereich des<br />

Marketings. „Wir Metzger dürfen die digitale<br />

Entwicklung nicht verpassen. Metzger sind<br />

alles<strong>am</strong>t Spitzenhandwerker mit einem gewaltigen<br />

Know-how, welches in Zukunft stärker<br />

auch bis zum Kunden transportiert werden<br />

muss“, ist Schweighofer überzeugt.<br />

<br />

Julia Wolfschütz<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 61


Wein<br />

Wein aus <strong>Tirol</strong><br />

Bis vor einigen Jahren galt der Weinbau in Nordtirol als hoffnungslose Utopie, die<br />

wenigen Winzer wurden nicht wirklich ernst genommen, ihre Produkte meistens<br />

nur belächelt. Das hat sich, bedingt durch den Klimawandel,<br />

völlig geändert – über Nordtiroler Wein spottet heutzutage niemand mehr.<br />

E<br />

s wird wohl kein Zufall sein, dass es<br />

sich bei Sauerwein bzw. Saurwein um<br />

durchaus geläufige F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en in<br />

Nordtirol handelt. Der rote oder weiße Rebensaft<br />

wird schon dementsprechend geschmeckt haben<br />

– kein Wunder, das raue Klima der Nordtiroler<br />

Alpenregion spiegelte sich eben im Charakter der<br />

Weine wider.<br />

Dabei hat der Weinbau in Nordtirol eine sehr lange<br />

Tradition und reicht über tausend Jahre zurück,<br />

die älteste urkundliche Erwähnung st<strong>am</strong>mt aus<br />

dem Jahr 965 und betrifft die Ötztaler Gemeinde<br />

Sautens.<br />

Kaiser Maximilian I. persönlich ordnete um das<br />

Jahr 1.500 nahe der Martinswand den Bau der<br />

Zirler Weingärten an, die bis heute erhalten geblieben<br />

sind.<br />

Im Lauf des 16. Jahrhunderts war es dann mit der<br />

Nordtiroler Weinherrlichkeit vorbei, eine Klimaverschlechterung<br />

löste die sogenannte „kleine Eiszeit“<br />

aus und die vielen Weingärten verschwanden zusehends.<br />

Schließlich waren in Nordtirol Rebstöcke<br />

nur noch vereinzelt als Zierpflanzen an warmen<br />

Hausmauern zu finden, den Wein importierte man<br />

lieber aus dem klimatisch bevorteilten Südtirol.<br />

Das ist auch über Jahrhunderte so geblieben,<br />

aber wie wir wissen, ist das einzig Beständige die<br />

Unbeständigkeit und so hat sich auch das Klima<br />

wieder verändert – ob diese Klimaerwärmung vom<br />

Menschen mitverursacht wurde, interessiert an<br />

dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht. Und so<br />

ist es gekommen, dass einige enthusiastische Winzer<br />

es tatsächlich wieder wagen, in Nordtirol Wein<br />

anzubauen. Alexandra und Georg Flür aus Tarrenz<br />

Fotos: Friedle<br />

90 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Weingut Flür<br />

gehören zu diesen Wagemutigen und der Erfolg<br />

gibt ihnen recht.<br />

Am Anfang waren die Vögel<br />

Alexandra und Georg Flür haben mit ihren Eltern<br />

in Tarrenz jahrelang eine Landwirtschaft betrieben,<br />

zum Weinanbau hatten sie keinerlei Bezug. Lediglich<br />

rund um eine Laube vor ihrem Hof rankten<br />

sich einige Reben. Zierpflanzen halt. Irgendwann<br />

ärgerte sich Georg darüber, dass ihm die Vögel der<br />

Umgebung Jahr für Jahr sämtliche Trauben wegfraßen,<br />

also begann er seine „Ernte“ zu verteidigen.<br />

Mit Erfolg – aber auch mit dem Ergebnis, dass<br />

plötzlich einige Eimer Weintrauben auf die weitere<br />

Verarbeitung warteten. Tja, und so ist Georg Flür<br />

zum Winzer geworden. „In Tarrenz hat es ja immer<br />

schon Weinbauern gegeben“, erinnert sich Georg<br />

zurück. „Mit denen habe ich mich <strong>am</strong> Anfang<br />

grundsätzlich über Weinanbau unterhalten und so<br />

immer mehr dazugelernt. Es folgten einige Kurse<br />

und Lehrgänge in Südtiroler Kellereien. Ich hab‘<br />

viel Theorie über Weinbau in mich eingesogen. Und<br />

dann hab‘ ich mich einfach getraut, das Keltern<br />

selber zu probieren.“<br />

Die ersten Ergebnisse waren, um es mit Georg<br />

Flür auszudrücken, „einfach schauderhaft“. Aber<br />

seine Leidenschaft war geweckt, Georg Flür wollte<br />

es wissen und seine Frau Alexandra bestärkte ihn<br />

darin. Also sind die Flürs nach Südtirol und nach<br />

Graubünden gefahren und haben sich die ersten<br />

paar Weinstöcke gekauft. Vor allem der Besuch des<br />

Weinguts „Gantenbein“ in Fläsch in Graubünden<br />

stellte letzten Endes die Weichen zum neuen Weg,<br />

ist sich Alexandra Flür heute sicher: „In Fläsch<br />

keltern sie wirklich fantastische Weine in den unterschiedlichsten<br />

Sorten und das auf einer Seehöhe<br />

von über 825 Metern. Da war uns klar: Wenn das<br />

mit dem Weinanbau hier in Graubünden geht, dann<br />

funktioniert das auch bei uns daheim in Tarrenz.“<br />

Tatsächlich verfügt Tarrenz über ein für den<br />

Weinbau vorteilhaftes Mikroklima. Im sonnigen<br />

Oberinntal ist es relativ mild und trocken, es gibt<br />

hier auch selten Hochnebel. Zwar scheint die Sonne<br />

weniger heiß als im benachbarten Südtirol, dafür ist<br />

die Vegetationsperiode in Nordtirol lang, manchmal<br />

bis Ende Oktober. „Das Jahr 2014 war überhaupt<br />

extrem“, lacht Georg Flür. „Da haben wir die<br />

Lese erst für den 12. November angesetzt.“<br />

Riskiert und gewonnen<br />

Als Neowinzer braucht man einen langen Atem, das<br />

merkten die Flürs schnell. Und man darf keineswegs<br />

risikoscheu veranlagt sein. Das wird von Alexandra<br />

und Georg Flür auch niemand behaupten, denn vor<br />

zehn Jahren gaben sie ihre Landwirtschaft auf und<br />

Als Winzer sind Alexandra und Georg<br />

Flür ins eiskalte Wasser gesprungen<br />

und sind mit der Errichtung ihre Weingutes<br />

in Tarrenz ein großes unternehmerisches<br />

Risiko eingegangen. Heute<br />

können sie mit Recht behaupten, dass<br />

sich das Wagnis gelohnt hat.<br />

„Irgendwann hab ich mich getraut, das<br />

Keltern selber zu probieren. Die ersten<br />

Ergebnisse waren schauderhaft.“<br />

<br />

setzten alles auf die Karte Weinbau. Dazu muss man<br />

wissen, dass es gut und gern fünf oder sechs Jahre<br />

dauert, bis ein Rebstock die ersten verwertbaren<br />

Trauben hergibt. So viel zum langen Atem.<br />

Alexandra Flür vergleicht ihren und ihres<br />

Mannes Weg von der Viehwirtschaft zur Weinkellerei<br />

mit einer Bergtour: „Zuerst geht es drei Stunden<br />

steil bergauf, man schwitzt und kommt außer<br />

Georg Flür, Winzer aus Tarrenz<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 91


Wein<br />

Das Design der Weinflaschen st<strong>am</strong>mt<br />

von Georg Flür selber, die in verschiedenen<br />

Farben gestalteten Etiketten<br />

erleichtern den Kunden die Wiedererkennung<br />

einer bestimmten Sorte.<br />

Weingut Flür<br />

Weiss & Rot<br />

Edel-Weiß 2015<br />

Cuvée aus Müller-Thurgau, Aromera und<br />

Solaris. Feine Zitrusnote mit Anklängen<br />

von Aprikose. Ein Wein für viele Gelegenheiten.<br />

Sylvaner 2015<br />

Zarte Zitrusfrucht, diskrete florale Noten,<br />

exotischer Ausklang. Ein eleganter<br />

Verführer.<br />

Chardonnay 2015<br />

Angenehme Kräuternote, Anklänge von<br />

Zitrus, typische frische Fruchtigkeit.<br />

Vielseitiger Speisenbegleiter.<br />

Torrento 2014<br />

Cuvée aus Zweigelt und Rösler. Frische<br />

jugendliche Beerenfrucht mit präsenter<br />

Säure.<br />

Rösler 2014<br />

Anklänge von Waldbeeren, elegantes<br />

Duftspiel, straff und saftig zugleich. Am<br />

Gaumen Cassis mit s<strong>am</strong>tigen Tanninen.<br />

Pinot Noir 2014<br />

Feingliedrige rotbeerige Frucht, Rosenblüte,<br />

seidige Tannine. Ein ausgewogener,<br />

eleganter Pinot.<br />

Atem, es ist mühs<strong>am</strong> und kein Ende in Sicht. Aber<br />

dann hat man irgendwann das Ziel seiner Tour<br />

immer klarer vor Augen und schließlich steht man<br />

endlich <strong>am</strong> Gipfel, kann zufrieden auf das Erreichte<br />

zurückblicken und genießt den wunderbaren Ausblick.<br />

Und so stehen wir heute da und erfreuen uns<br />

der schönen Aussicht.“<br />

Die Flürs haben sich in der näheren Umgebung<br />

ihres Weinguts mehrere Agrarflächen gekauft oder<br />

gepachtet und Jahr für Jahr pflanzten sie mehr<br />

Rebstöcke an, heute sind es knapp 4000. Klingende<br />

N<strong>am</strong>en wie Chardonnay, Pinot Noir oder<br />

Rösler sind dabei ebenso zu finden wie die robuste<br />

Sylvaner-Weißweintraube, die das Alpenklima<br />

besonders gut verträgt. Aus den Trauben werden<br />

dann behuts<strong>am</strong> mehrere Weine gekeltert, die Flürs<br />

geben jedem Wein die Zeit, die er braucht, um sich<br />

vollends entfalten zu können.<br />

Die Weißweine werden dann im Stahltank gelagert,<br />

die Rotweine reifen teilweise in Holzfässern,<br />

die ganz speziell für das Weingut Flür angefertigt<br />

wurden. Zu diesem Zweck ist der Fassbinder extra<br />

aus dem Burgund angereist, hat die Flür’schen<br />

Weine ausgiebig verkostet und danach das perfekte<br />

Holz ausgewählt, mit dem perfekten Toasting<br />

angefertigt – alles exakt auf den individuellen<br />

Geschmack der Weine abgestimmt. Ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass die Flürs lieber nichts dem Zufall<br />

überlassen und bei der Qualität ihrer Weine keine<br />

Kompromisse eingehen wollen.<br />

Dazu gehört auch eine selbstauferlegte Mengenbegrenzung.<br />

Schon bald wird die maximale Anzahl<br />

von 4300 Rebstöcken erreicht sein und d<strong>am</strong>it<br />

lassen sich pro Jahr gut 3500 Flaschen füllen. Mehr<br />

sollen es nicht werden. Die Weine aus dem Hause<br />

Flür gehen in kleinen Mengen an ausgewählte Gasthäuser<br />

und Restaurants. Der überwiegende Teil<br />

wird direkt im Weingut <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl<br />

verkauft, zu Preisen von 11 bis 19 Euro pro Flasche.<br />

Die gute Qualität wird von den Kunden honoriert<br />

und darf auch einen guten Preis haben. Die Flürs<br />

haben auf ihrem Weingut gleich zwei attraktive<br />

Verkostungsräume. Der größere davon vermag<br />

eine ganze Busladung erlebnis- und weindurstiger<br />

Interessenten aufzunehmen und man glaubt es<br />

Alexandra und Georg gern, dass es ab und zu richtig<br />

lustig werden kann <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl.<br />

<strong>Tirol</strong>er Weinbau stark<br />

im Kommen<br />

Die Flürs sind als Weinbauern in Nordtirol längst<br />

keine Exoten mehr. Zwar ist der <strong>Tirol</strong>er Anteil an<br />

der ges<strong>am</strong>tösterreichischen Weinanbaufläche mit<br />

0,2 Prozent verschwindet klein, die Weine brauchen<br />

sich aber wahrlich nicht zu verstecken und<br />

zahlreiche Erzeugnisse <strong>Tirol</strong>er Kelter sind längst<br />

zu österreichischen Qualitätsweinen geworden.<br />

Übrigens hat <strong>Tirol</strong> erst seit fünf Jahren einen<br />

eigenen Weinbauverband, als letztes Bundesland<br />

Österreichs. Mittlerweile hat der Verband – der von<br />

den leidenschaftlichen Weinbauern Peter Zoller<br />

(Obmann), Georg Flür und Edgar Tangl gegründet<br />

wurde – heute an die 50 Mitglieder. Ein gutes<br />

und sicheres Zeichen dafür, dass der Weinbau in<br />

Nordtirol in den letzten Jahren einen gewaltigen<br />

Aufschwung genommen hat.<br />

Glaubt man den Klimaexperten, dann wird sich<br />

zumindest wettertechnisch nicht viel ändern in<br />

den nächsten Jahrzehnten, es wird so schnell keine<br />

„kleine Eiszeit“ mehr kommen, nicht einmal eine<br />

ganz kleine. Und das wiederum sind für die immer<br />

größere Zahl der Liebhaber Nordtiroler Weine<br />

durchaus erfreuliche Nachrichten.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

92 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Gastronomie<br />

Nicht zu<br />

kopieren<br />

D<br />

as Auracher Löchl ist seit<br />

Jahrhunderten nicht mehr<br />

aus der Kufsteiner Altstadt<br />

wegzudenken. Bereits um das Jahr 1400<br />

wurde hier Bier gebraut und ausgeschenkt.<br />

Heute ist das altehrwürdige Haus ein gastronomisches<br />

Highlight der Festungsstadt und<br />

das angeschlossene Boutique Hotel Träumerei<br />

#8 ist weit über die Grenzen Kufsteins hinaus<br />

bekannt.<br />

Das Auracher Löchl hat als eines der ältesten<br />

Wirtshäuser <strong>Tirol</strong>s wahrlich bewegte<br />

Zeiten hinter sich, was bei einer mehr als<br />

600-jährigen Geschichte aber nicht verwundert.<br />

Seinen N<strong>am</strong>en hat das Wirtshaus von<br />

der Gründerf<strong>am</strong>ilie Auracher, das „Löchl“<br />

bezeichnet jenen Stollen, der seinerzeit für<br />

die Aufbewahrung von Eis tief in den Berg<br />

getrieben worden ist. Die Aurachers waren<br />

Bierbrauer, das Eis diente der Kühlung des<br />

Gerstensafts.<br />

Nach dem Aussterben der Aurachers hat<br />

die F<strong>am</strong>ilie Neuhauser das Auracher Löchl<br />

übernommen und sehr erfolgreich geführt –<br />

in den 1960er Jahren war es nicht selten, dass<br />

gut und gern 1000 Personen pro Tag ein- und<br />

Was sich entwickeln kann, wenn innovationsfreudige,<br />

mutige Unternehmer uralten Gemäuern neues Leben<br />

einhauchen, zeigt sich beispielhaft beim altehrwürdigen<br />

Wirtshaus Auracher Löchl in Kufstein.<br />

ausgegangen sind. Doch dann verblasste ein<br />

wenig der alte Glanz, das Löchl wurde zu einer<br />

beliebten Destination für Bustouristen, was<br />

es für die Einheimischen weniger attraktiv<br />

gemacht hat.<br />

Im Jahr 1992 hat schließlich der Zillertaler<br />

Raimund Hirschhuber das traditionsreiche<br />

Wirtshaus übernommen und seit mittlerweile<br />

13 Jahren führen Sohn Richard und seine<br />

Frau Alexandra die Geschäfte.<br />

Vom Kufstein-Lied zur<br />

Träumerei #8<br />

Jeder <strong>Tirol</strong>er kennt das berühmte Kufstein-<br />

Lied, aber nicht alle werden wissen, dass es<br />

dereinst von Karl Ganzer im Auracher Löchl<br />

komponiert worden ist. Heute gibt hier<br />

Richard Hirschhuber den Ton an und man<br />

darf ohne Weiteres behaupten, dass er dem<br />

Traditions-Wirtshaus unendlich viel neues<br />

Leben eingehaucht hat. Sein Ideenreichtum<br />

scheint grenzenlos zu sein und er kann auf 47<br />

engagierte und motivierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter vertrauen, die seine Philosophie<br />

Tag für Tag umsetzen. Das gilt für die<br />

bodenständige, kreative Küche des Hauses<br />

ebenso, wie für das angeschlossene Boutique<br />

Hotel Träumerei #8, das Terrassen-Café Bistro<br />

und die einzigartige Bar Stollen 1930. Martin<br />

Gasteiger ist sozusagen die rechte Hand des<br />

Chefs und im Auracher Löchl für eigentlich alles<br />

zuständig. Ständig spuken auch ihm neue<br />

Ideen im Kopf herum: „Zwar folgen wir schon<br />

einem Konzept, aber das ändert sich praktisch<br />

jede Minute“, lacht er. „Wir probieren immer<br />

wieder etwas Neues und wir sind auch sehr<br />

viel unterwegs. Und wenn wir irgendwo etwas<br />

Interessantes sehen oder außergewöhnlich<br />

gut essen gehen, dann versuchen wir das bei<br />

uns im Haus umzusetzen.“<br />

Bei der Ausstattung des Boutique Hotels<br />

Träumerei #8 finden sich zahlreiche Accessoires<br />

wieder, die als Reise-Souvenirs ins Haus<br />

gekommen sind und die jedem der 35 Zimmer<br />

einen ganz individuellen Charakter verleihen.<br />

Auch zahlreiche Geschenke und Fundstücke<br />

vom Dachboden geben als Deko-Objekte den<br />

Zimmern der Träumerei #8 eine ganz spezielle<br />

Note – nicht kopierbar und einzigartig, jeder<br />

Raum ein Erlebnis für sich.<br />

So wie das Brücken-Restaurant. Seit jeher<br />

verbindet die beiden Häuser des Auracher<br />

Direkt <strong>am</strong> vielbesungenen grünen Inn<br />

liegt das Terrassen-Café des Auracher<br />

Löchl und auch einige Zimmer des<br />

Boutique Hotels Träumerei #8 liegen in<br />

Blickrichtung Inn. Jedes Zimmer des<br />

Hotels ist individuell eingerichtet und mit<br />

vielen fantasievollen und witzigen Details<br />

ausgestattet.<br />

Fotos: Lorenz Marko<br />

64 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Auracher Löchl<br />

Löchl eine Brücke, über die man einst bei Hochwasser<br />

trockenen Fußes von einem Haus ins andere<br />

wechseln konnte. Heute – in Zeiten der Innregulierung<br />

– ist hier mit dem Brücken-Restaurant ein<br />

romantischer Diner-Raum mit nur einem einzigen<br />

Tisch eingerichtet, in dem jeden Abend nur ein Paar<br />

kulinarisch verwöhnt wird. Wenig verwunderlich,<br />

dass das Brücken-Restaurant über Monate im Voraus<br />

ausgebucht ist.<br />

<strong>Tirol</strong>er Tapas, Steaks, Weltrekord<br />

Der gute Ruf eines Wirtshauses steht und fällt<br />

mit dem Ruf seiner Küche, also hat das Auracher<br />

Löchl diesbezüglich rein gar nichts zu befürchten.<br />

Das Angebot auf der Speisekarte zeigt sich<br />

weitgehend der heimischen Wirtshauskultur<br />

verpflichtet und interpretiert diese auf sehr innovative<br />

Weise. Beispiel „<strong>Tirol</strong>er Tapas“ – da werden<br />

in Töpfen, Pfannen und anderen Gefäßen acht<br />

Klassiker der österreichischen Küche zu Tisch<br />

gebracht, vom Schweinsbraten, über Backhendl<br />

und Wienerschnitzel, bis hin zu Kas-Spatzeln.<br />

Eine wunderbare Kreation und ein außergewöhnlicher<br />

Streifzug durch die kulinarische Landkarte<br />

Österreichs.<br />

Auch für seine Steaks ist das Auracher Löchl<br />

mittlerweile berühmt und auch hier wird dem<br />

Gast das Besondere geboten. Das im 4-wöchigen<br />

Dry-Aged-Verfahren gereifte Fleisch wird vom<br />

Gast direkt <strong>am</strong> Tisch ausgewählt und anschließend<br />

auf dem 600 Grad heißen Grill wie gewünscht<br />

zubereitet. Ein einzigartiges Geschmackserlebnis<br />

ist garantiert, denn die Köche des<br />

Hauses sind von den besten Barbecue-Grillmeistern<br />

der Welt an die hohe Kunst der perfekten<br />

Steak-Zubereitung herangeführt worden.<br />

Garantiert einzigartig ist auch die kultige Bar des<br />

Hauses, der bereits erwähnte Stollen 1930. Wohl<br />

keine Bar in <strong>Tirol</strong> kann mit einem Eintrag im „Guiness<br />

Buch der Weltrekorde“ aufwarten, dem Stollen<br />

1930 ist diese prestigeträchtige Ehre unlängst zuteil<br />

geworden. Grund dafür ist die größte Gin-S<strong>am</strong>mlung<br />

der Welt. Mit Stand Anfang Juli <strong>2016</strong> sind in<br />

der Bar sagenhafte 828 verschiedene Gin-Sorten<br />

aufgereiht und harren ihrer Bestimmung. „Vor drei,<br />

vier Jahren war Gin überhaupt noch kein Thema<br />

in <strong>Tirol</strong>. Heute kommen unsere Gäste dafür extra<br />

aus München, Kitzbühel oder Innsbruck angereist.<br />

Denn in Sachen Gin kann uns weit und breit keiner<br />

etwas vormachen“, freut sich Martin Gasteiger, dass<br />

beim Auracher Löchl einmal mehr ein Trend frühzeitig<br />

erkannt worden ist.<br />

Das Wirtshaus Auracher Löchl gehört zu Kufstein<br />

wie der vielbesungene grüne Inn und die<br />

trutzige Festung. Dass es für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg eines Gastronomiebetriebs auch ein funktionierendes<br />

Umfeld braucht, weiß natürlich auch<br />

Martin Gasteiger: „Es ist toll, dass Kufstein in<br />

den letzten Jahren ein wenig aus seinem Dornröschenschlaf<br />

erwacht ist. Dass es mit der Stadt<br />

aufwärtsgeht, merkt man auch an der gestiegenen<br />

Qualität in der Gastronomie. Das kann uns allen<br />

nur gut tun. Denn gute Gasthäuser sind wohl die<br />

wichtigsten Visitenkarten einer Stadt.“<br />

Das Auracher Löchl ist seit mehr als 600 Jahren<br />

ununterbrochen ein Wirtshaus und erfindet sich<br />

trotzdem immer wieder neu. Tradition – so sagt<br />

man – ist nicht die Anbetung der Asche, sondern<br />

die Weitergabe des Feuers. So gesehen brennt das<br />

Auracher Löchl lichterloh und das 365 Tage im<br />

Jahr.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

Mit dem Stollen 1930 ist im Auracher<br />

Löchl eine Bar eingerichtet, die keinen<br />

internationalen Vergleich zu scheuen<br />

braucht. Hier ist auch die weltgrößte<br />

Gin-S<strong>am</strong>mlung der Welt zu bestaunen,<br />

die Gäste können sich unter 828 verschiedenen<br />

Sorten ihren<br />

Lieblings-Gin auswählen.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 65


Hörtnagl<br />

„tipptop qualität“<br />

Küchenchef Stefan Vögele vom Hotel Central in Innsbruck vertraut seit vielen Jahren<br />

auf die heimischen Erzeugnisse der Firma Hörtnagl. Vögele lässt keinerlei Zweifel<br />

aufkommen, dass er sowohl mit der Qualität als auch der Verlässlichkeit des Unternehmens<br />

„tipptopp“ zufrieden ist.<br />

M<br />

it Stefan Vögele hat das<br />

Innsbrucker Hotel Central<br />

einen Küchenchef,<br />

der sein Handwerk versteht. Und nicht<br />

nur das. Vögele weiß, dass für gute Gerichte<br />

gute Lebensmittel unabdingbar<br />

sind. Und genau deshalb vertraut der<br />

Küchenchef seit vielen Jahren auf heimische<br />

Produkte von Hörtnagl. Doch<br />

fragen wir ihn selbst.<br />

VERLÄSSLICH UND GUT<br />

Herr Vögele, wie würden Sie die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit der Firma Hörtnagl<br />

beschreiben?<br />

Wir arbeiten mit Hörtnagl schon seit<br />

vielen Jahren zus<strong>am</strong>men, schon bevor<br />

ich Küchenchef war. Hörtnagl ist ein<br />

sehr verlässlicher Partner, bei dem die<br />

Qualität tipptopp ist. Außerdem kommt<br />

die Ware zu 100 Prozent aus Österreich.<br />

Darauf lege ich großen Wert.<br />

Welche Produkte beziehen Sie von<br />

Hörtnagl?<br />

Ein großer Teil ist Rindfleisch, und zwar<br />

hauptsächlich Tafelspitz und Mageres<br />

Meisel zum Kochen. Außerdem Schweinefleisch,<br />

Filet und Karree.<br />

Welches ist ihr Lieblingsprodukt?<br />

Ganz eindeutig der Tafelspitz, ein Klassiker<br />

der österreichischen Küche. Der<br />

ist auch der Renner bei uns, dafür sind<br />

wir bekannt.<br />

Welche Rolle spielt Fleisch für einen<br />

Koch?<br />

Für mich die größte. Ich bin jemand, der<br />

sowieso <strong>am</strong> liebsten mit Fleisch arbei-


Hörtnagl<br />

www.hoertnagl.at<br />

JETZT<br />

auch in<br />

Großpackungen<br />

für die Gastronomie<br />

erhältlich.<br />

tet. Wenn das Fleisch nicht gut ist, kann<br />

selbst der beste Koch kein vernünftiges<br />

Gericht daraus machen. Und da brauche<br />

ich mir bei Hörtnagl überhaupt keine<br />

Sorgen machen. Die Qualität ist wirklich<br />

hervorragend.<br />

Wie sehen die Bestell- und Liefermodalitäten<br />

aus?<br />

Ich kann von Montag bis Freitag bestellen.<br />

Ich bestelle per Fax <strong>am</strong> Vortag der<br />

gewünschten Lieferung und habe die<br />

Ware dann <strong>am</strong> Folgetag zwischen 9 und<br />

10 Uhr im Haus.<br />

Fleisch muss, je nach Fleischsorte und<br />

-teil, unterschiedlich gut gereift sein, d<strong>am</strong>it<br />

es seinen ganzen Geschmack entfalten<br />

kann. Wie sieht es diesbezüglich bei<br />

den Produkten aus, die sie von Hörtnagl<br />

geliefert bekommen?<br />

Gerade beim Rindfleisch ist der richtige<br />

Reifegrad ein entscheidendes Kriterium.<br />

Wir verarbeiten unsere Ware immer<br />

gleich nach der Lieferung, und der Reifegrad<br />

passt immer.<br />

Hörtnagl ist auch für feine Wurstwaren<br />

bekannt. Was kommt bei Ihnen in diesem<br />

Segment ins Haus?<br />

Wir bekommen fast nur vorgeschnittene<br />

Ware, weil das in einer Küche einfach<br />

Sinn macht, sowohl aus hygienischen<br />

Gründen als auch weil man so die Haltbarkeit<br />

sofort im Auge hat. Unsere Top-<br />

Positionen bei den Wurstwaren sind der<br />

<strong>Tirol</strong>er Landschinken und der Hörtnagl-<br />

Bacon. Letzterer eignet sich ideal zum<br />

Anbraten, beispielsweise für Bacon &<br />

Eggs oder gebratenen Speck. Mit dem<br />

Landschinken machen wir unserer Toasts.<br />

Außerdem nehmen wir noch den<br />

Saunaschinken, den es im Ganzen gibt,<br />

für unsere Schinkenplatten und ähnliche<br />

Dinge.<br />

und<br />

Edelweiße - gewachsen<br />

und veredelt in <strong>Tirol</strong>.<br />

© AM <strong>Tirol</strong><br />

Welches ist ihre persönliche Lieblingsspeise<br />

aus der klassischen <strong>Tirol</strong>er Küche?<br />

Das <strong>Tirol</strong>er Gröstl mag ich sehr gerne.<br />

Das scheint es mittlerweile auch in allen<br />

erdenklichen Varianten zu geben. Wie<br />

gehört es sich richtig?<br />

Keine Frage, mit Fleisch vom Tafelspitz.<br />

Das ist die ursprüngliche Variante, die<br />

auch <strong>am</strong> besten schmeckt.<br />

Andrä Hörtnagl Produktion und Handel GmbH<br />

6060 Hall in <strong>Tirol</strong> · Trientlstraße 5<br />

Tel.: 05223 / 506 0 · Fax: 05223 / 506 20<br />

Email: office@hoertnagl.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Erlebnistag der Bergbauern<br />

Regionalität<br />

erleben<br />

Der zweite Erlebnistag der Bergbauern im Herzen Wörgls steht<br />

wieder im Zeichen der heimischen Landwirtschaft und des Handwerks.<br />

Die Veranstaltung vermittelt eindrucksvoll den Wert regionaler<br />

Vielfalt, die es zu erhalten gilt.<br />

G<br />

anz Wörgl steht im Herbst wieder im<br />

Zeichen gelebter Regionalität. Der<br />

Erlebnistag der Bergbauern in Wörgl<br />

markiert den kulinarischen Gipfel des Wörgler<br />

Herbsts und lockte schon bei der Premiere 2014<br />

tausende Besucher in die Bahnhofstraße. An über<br />

40 Ständen wird sich die heimische Landwirtschaft<br />

mit ihren vielfältigen Erzeugnissen ins richtige<br />

Licht rücken. Obst und Gemüse, Fische, Wildspezialitäten<br />

und nicht zuletzt edle Produkte aus der<br />

Milchwirtschaft und dem Kunsthandwerk werden<br />

dem Publikum feilgeboten. Am Erlebnistag ist der<br />

N<strong>am</strong>e Progr<strong>am</strong>m, dem interessierten Besucher wird<br />

eine komplette Leistungsschau, ein Panor<strong>am</strong>a der<br />

heimischen Landwirtschaft geboten, das sich mit<br />

allen Sinnen erleben lässt. Dabei bekommt man<br />

auch einen hautnahen Eindruck von der immensen<br />

Bedeutung der Landwirtschaft für die <strong>Tirol</strong>er<br />

Kulturlandschaft. Wo heute saftige Almwiesen die<br />

Landschaft prägen, würde sich ohne Bewirtschaf-<br />

Fotos: Dabernig, Maier, Mallaun<br />

68 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


tung durch fleißige Bergbauern rasch der Wald zurückerobern,<br />

was ihm an Almflächen im Laufe der<br />

Zeit mühs<strong>am</strong> abgetrotzt wurde. Das würde nicht<br />

nur das Landschaftsbild beeinträchtigen, sondern<br />

auch das Image <strong>Tirol</strong>s nachhaltig beschädigen und<br />

für noch mehr Monokultur auf den heimischen<br />

<strong>Teller</strong>n sorgen.<br />

Eine derartige Veranstaltung kann nur erfolgreich<br />

verlaufen, wenn sie von den Produzenten, den<br />

Bauern aus Wörgl und Umgebung, mit Begeisterung<br />

mitgetragen wird. Diese haben sich von Anfang<br />

an voll eingebracht, weshalb die Premiere als<br />

voller Erfolg in die Annalen eingehen durfte. Daher<br />

gibt es nach einem Jahr Pause heuer Nachschlag.<br />

Am Erlebnistag der Bergbauern geht man konsequent<br />

dem Konzept „Mit allen Sinnen erleben“<br />

nach. Beispielsweise kann man an einem Ort<br />

Schafe blöken hören, andernorts werden weniger<br />

glückliche Exemplare in köstlicher gegrillter Form<br />

angeboten, wieder anderswo kann man Produkte<br />

aus Schafwolle kaufen. Das illustriert den Kreislauf<br />

des Lebens und die hohe Wertigkeit, die von den<br />

heimischen Tieren aus artgerechter Haltung ausgeht.<br />

Um selbst zu erleben, wie <strong>Tirol</strong> schmeckt, ist<br />

Kosten ausdrücklich erwünscht. Deshalb werden<br />

an vielen Ständen Speisen und Getränke in kleinen,<br />

preislich günstigen Portionen angeboten.<br />

Aufgewertet wird die Veranstaltung zusätzlich<br />

durch die Beteiligung der Landwirtschaftlichen<br />

Schulen <strong>Tirol</strong>s, die sich ihrer Rolle in der regionalen<br />

Lebensmittelproduktion und Bewahrung der <strong>Tirol</strong>er<br />

Kulturlandschaft durchaus bewusst sind.<br />

Trachtentradition<br />

Zur Identität des Landes gehört neben den Bauern<br />

auch das traditionelle Handwerk. Dazu zählt das<br />

schöne Handwerk der Trachtenschneiderinnen und<br />

Trachtenschneider, die seit jeher für des <strong>Tirol</strong>ers<br />

landestypischen und regional sehr unterschiedlichen<br />

„Look“ – die Tracht – verantwortlich sind.<br />

Diese Trachten werden oft noch im mühs<strong>am</strong>er<br />

Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail, reicher<br />

Erfahrung und Kunstfertigkeit hergestellt. Diese<br />

traditionelle Handwerkskunst und noch weitere<br />

mehr lassen sich <strong>am</strong> Erlebnistag der Bergbauern<br />

aus der Nähe betrachten.<br />

Nicht zuletzt ist der Erlebnistag der Bergbauern<br />

auch ein Forum für den Austausch zwischen Produzenten<br />

und Konsumenten, eine Plattform für<br />

den bidirektionalen Wissenstransfer. Eines steht<br />

fest: Die Vermittlung von Regionalität und Wissen<br />

um wertvolle Lebensmittel aus <strong>Tirol</strong> und deren<br />

Erzeugung war nie köstlicher. Marian Kröll<br />

Erlebnistag der<br />

Bergbauern<br />

18. September,<br />

ab 10:00 Uhr,<br />

Bahnhofstraße,<br />

Wörgl<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 69


N o8<br />

N o 8 wins<br />

Mit dem À la carte-Abendrestaurant N o 8 hebt die Villa Blanka ihr<br />

Fine Dining auf ein neues Niveau. Das Rezept: 8 Tische in der<br />

Weiherburggasse 8, gnadenlos guter Service, große Weine, tolles Essen.<br />

W<br />

enn Fine Dining Schule macht und<br />

umgekehrt, dann können schon einmal<br />

so bemerkenswerte Dinge herauskommen<br />

wie das in der Villa Blanka angesiedelte<br />

N o 8. „Im N o 8 wird in erster Linie die Gläser- und<br />

Weinkultur auf höchster Ebene gelebt“, sagt<br />

Restaurantleiter Nihat Silak. Für die Einlösung<br />

dieses Versprechens bürgen zum einen die hochwertigsten<br />

mundgeblasenen Gläser, der Firma<br />

Riedel, und eine Auswahl an ebenso individuellen<br />

wie exklusiven Weinkaraffen, zum anderen eine<br />

mit Sachkunde und Leidenschaft getroffene Auswahl<br />

an 95 verschiedenen internationalen und<br />

heimischen Weinen. Dabei wird der Bogen von<br />

Italien, Österreich und Frankreich über Südafrika<br />

bis hin zu Neuseeland gespannt. Für gelungene<br />

Abende ist angerichtet. Nach sechs Monaten<br />

Bauzeit wurde das N o 8 Anfang des Jahres eröffnet<br />

und bietet 20 Personen bequem Platz. „Das<br />

Ziel ist es aber nicht, das Lokal Abend für Abend<br />

vollzumachen, sondern zufriedene Gäste zu gewinnen,<br />

die immer wieder gerne zurückkehren“,<br />

erklärt der Restaurantleiter.<br />

Entspannte atmosphäre<br />

Mit dem von Prachensky-Bildern gesäumten<br />

Schmuckkasten N o 8 möchte man in erster Linie<br />

Gäste ansprechen, die sich einen Abend lang ohne<br />

Stress betreuen lassen wollen. „Das Einzige, was<br />

hier zu hören ist, ist das Zwitschern der Vögel<br />

und das sanfte Plätschern des Brunnens“, stellt<br />

Silak fest und sollte recht behalten. Diesem Ansinnen<br />

kommt die ruhige Umgebung und dennoch<br />

unmittelbare Stadtnähe entgegen. Hektische<br />

70 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Küchenchef René Molle (li.) und Service-Chef Nihat Silak<br />

kümmern sich im Schmuckkästchen N o 8 in der Villa Blanka<br />

um das leibliche Wohl der Gäste. Auf gutes Essen und<br />

feinste Weine wird dabei größter Wert gelegt.<br />

Fotos: Die Fotografen (2), Kröll (1)<br />

Parkplatzsuche entfällt, weil man sein Fahrzeug in<br />

der Tiefgarage der Villa Blanka kostenlos abstellen<br />

kann. Von dort führt der Weg via Aufzug direkt<br />

ins N o 8. So kann man auch bei ärgsten Wetterkapriolen<br />

den Regenschirm getrost vergessen.<br />

Außerdem ist das Restaurant ober Innsbruck zu<br />

hundert Prozent behindertengerecht, was selbst<br />

heute keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist.<br />

Der Aperitif lässt sich besonders auf der herrlichen<br />

Terrasse vor dem Lokal mit der ganzen<br />

Stadt im Blickfeld bestens genießen. Man sollte<br />

sich vom edlen Ambiente im N o 8 nicht abschrecken<br />

lassen. „Bei uns ist jeder willkommen. Wir<br />

haben eine vielfältige Speisekarte und können uns<br />

nach Vorbestellung auch nach den Wünschen unserer<br />

Gäste richten. Dasselbe gilt für die Weine“,<br />

erklärt Nihat Silak, der seit über 20 Jahren für die<br />

Gastronomie brennt. Deshalb ist es für Silak auch<br />

eine Selbstverständlichkeit, die Dienste rund um<br />

das Gästewohl mit Sakko und Krawatte zu verrichten.<br />

Kompromisslos, wie er versichert.<br />

Allzeit um das leibliche Wohl der Gäste bemüht<br />

ist auch Küchenchef René Molle. Dass diese<br />

Bemühungen durchaus Früchte tragen, können<br />

gleich mehrere Gourmetführer bezeugen. Molle<br />

legt seine Küche vielseitig an, kann sowohl internationale<br />

Gerichte, Mediterranes als auch geerdete<br />

Küche und fühlt sich auch in der Nouvelle Cuisine<br />

wohl. Da werden im N o 8 typischerweise Dinge<br />

wie Geräucherte Entenbrust mit Kürbiskonfit<br />

und Vogerlsalat, Geselchtes Schweinswangerl auf<br />

Bals<strong>am</strong>icolinsen und Senfsauce, Beiriedsteak vom<br />

Almochsen an Schwarzwurzel und Dauphinkartoffeln<br />

kredenzt, ergänzt um Klassiker wie das Wiener<br />

Schnitzel vom Kalbsrücken oder Vitello Tonnato.<br />

Kurzum, durch das breite Speisenspektrum<br />

dürfte sich für jeden Gast ein entsprechendes<br />

kulinarisches Highlight finden lassen, zumal die<br />

Umsetzung in der Küche in aller Regel über jeden<br />

Zweifel erhaben ist.<br />

Die N o 8 gewinnt<br />

Der N<strong>am</strong>e des kulinarischen Genuss-Tempels<br />

verdankt sich übrigens einer Umfrage unter den<br />

Schülerinnen und Schülern der Villa Blanka. N o 8<br />

ging unter vierzig Vorschlägen als Gewinner hervor.<br />

Außerdem befindet sich das Restaurant <strong>am</strong><br />

Standort der Villa Blanka in der Weiherburggasse<br />

Nummer 8 und hat insges<strong>am</strong>t 8 Tische. Daneben<br />

ergibt sich, wenn man N und 8 hintereinander<br />

aufsagt, das zu den abendlichen Öffnungszeiten<br />

(Dienstag bis S<strong>am</strong>stag, ab 18:00 Uhr) passende<br />

„Nacht“. Zufall? „Reiner Zufall“, versichert Nihat<br />

Silak. Ob nun Zufall oder schicksalshafte Fügung,<br />

es macht jedenfalls den Anschein, als gewinne die<br />

Nummer 8. <br />

Marian Kröll<br />

Kontakt<br />

Reservierung anfragen:<br />

+43 (0) 512 276070<br />

restaurant@nr8.at<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di-Sa 18:00-24:00<br />

Küche bis 22:00<br />

www.nr8.at<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 71


Porträt<br />

Passend zu seinen Catering-Aktivitäten mit der Genusskuchl bietet Koch Stefan Breitenlechner auf seinem Wildschönauer Aglerhof eine Genuss-Stube für bis zu 18 Personen.<br />

Genuss im Kleinod<br />

z‘Aglerhof<br />

Den auf einem Bühel in der Wildschönau<br />

gelegenen Aglerhof hat Stefan<br />

Breitenlechner in ein wahres Genuss-<br />

Kleinod verwandelt. Kulinarisch nehmen<br />

Breitenlechner und Kochpartner<br />

Dominik Thaler Anleihen bei der<br />

mediterranen Küche, die sie mit traditionellen<br />

Gerichten zu verbinden wissen.<br />

Bei Neukreationen lässt man sich vom<br />

jeweils frischen Marktangebot inspirieren.<br />

Mit seiner Genusskuchl zielt<br />

Stefan Breitenlechner bevorzugt auf<br />

kleine Gruppen ab – Menüs zwischen<br />

fünf und neun Gängen gibt es nach<br />

vorheriger Absprache entsprechend den<br />

kulinarischen Wünschen der Gäste.<br />

STEFAN BREITENLECHNER, Z‘AGLERS GENUSSkuchl<br />

D<br />

as täglich Brot für den Wildschönauer<br />

Stefan Breitenlechner<br />

ist das Catern. Mit seiner<br />

Genusskuchl versorgt er so manche Feier. Das<br />

macht er gern und gut. Doch Breitenlechners Herz<br />

schlägt ohne Zweifel für seinen Hof. Auf selbigem,<br />

auf einer Anhöhe oberhalb der Wildschönau gelegen,<br />

hat er sich eine Profiküche einbauen lassen,<br />

die alle Stückerln spielt. Am Aglerhof gibt es auch<br />

eine Stube, die zwischen sechs und 18 Personen<br />

fasst. Die heimelige Bauernstube mit dem grünen<br />

Kachelofen ist der Dreh- und Angelpunkt in Breitenlechners<br />

kulinarischem Universum. Sie ist der<br />

Ort, an dem der Hausherr seine Gäste nach allen<br />

Regeln der Kunst verwöhnen will. Sie ist ein echtes<br />

Kleinod inmitten wunderschöner Natur. Dort<br />

kann man dem Stress und der Hektik des Alltags<br />

entfliehen und einfach nur zur Ruhe kommen,<br />

während Stefan Breitenlechner und Kompagnon<br />

Dominik Thaler in der Küche ihren Zauber wirken<br />

lassen. Stefan Breitenlechner ist als Koch ein spontaner<br />

Mensch, der sich gern während des Einkaufs<br />

vom jeweils saisonalen Angebot inspirieren lässt.<br />

Entsprechend wartet er den Gästen, die ihn in<br />

seinem Genuss-Refugium <strong>am</strong> Aglerhof besuchen,<br />

bevorzugt ein Überraschungsmenü auf. Selbstverständlich<br />

werden aber individuelle Wünsche und<br />

Ansprüche in der Menügestaltung entsprechend<br />

berücksichtigt. „Wir sind für Allergiker oder Leute<br />

mit Unverträglichkeiten und Intoleranzen bestens<br />

gerüstet“, versichert Breitenlechner, der auch für<br />

Vegetarier grandiose Gerichte im Talon hat. Denn<br />

schließlich muss es nicht immer Fleisch sein.<br />

Wenig überraschend kommen in der Genusskuchl<br />

meist regionale Produkte zum Einsatz. Der Aglerhof<br />

wird auch landwirtschaftlich bewirtschaftet.<br />

Kräuter holt Breitenlechner frisch aus dem Garten,<br />

für Erdäpfel hat er einen kleinen Acker angelegt.<br />

Beim Lokalaugenschein in der Wildschönau<br />

herrscht in der Küche rege Betriebs<strong>am</strong>keit: Pro-<br />

72 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Zaglers<br />

Zum Nachkochen<br />

Rinderschmorbraten<br />

Beilagentipp: Nudeln, Spätzle, Erdäpfelnudeln, Semmelknödel, Broccoli mit Butterbröseln, glacierte Karotten<br />

Zutaten: ( 4-6 Personen)<br />

1 kg Rindfleisch (Hüferl, Tafelspitz, Schulter,<br />

Meisel)<br />

1-2 Stück Zwiebel<br />

300 g Röstgemüse (Karotte, Sellerie, Petersilienwurzel)<br />

1-2 Zehen Knoblauch<br />

1 Löffel Tomatenmark<br />

0,25 - 0,5 l kräftiger Rotwein<br />

0,25 - 0,5 l Rindssuppe zum Aufgießen<br />

Öl zum Anbraten<br />

Senf, Worcestersauce, Salz, Pfeffer,<br />

Lorbeerblatt, Thymianzweig,<br />

etwas Maizena zum Binden<br />

Zubereitung:<br />

Marinieren Sie das Rindfleisch mit Senf, Worcestersauce,<br />

Salz und Pfeffer. Schneiden Sie das<br />

Röstgemüse und die Zwiebeln in gleich große<br />

Würfel. Geben Sie etwas Öl in einen heißen<br />

Schmortopf und braten Sie das marinierte<br />

Fleischstück darin auf allen Seiten an. Nehmen<br />

Sie das Fleisch aus dem Topf, schalten Sie die<br />

Platte etwas zurück und geben Sie das Gemüse<br />

mit der Zwiebel und dem Knoblauch hinein.<br />

Ein langs<strong>am</strong>er Röstvorgang bildet die typischen<br />

Aromen und ist zugleich die Grundlage für eine<br />

dunkle und kräftige Bratensauce. Sobald das<br />

Röstgemüse seine dunkelbraune Farbe erreicht,<br />

geben Sie einen Löffel Tomatenmark dazu. Lassen<br />

Sie dieses noch kurz mitrösten und löschen<br />

dann mit dem Rotwein ab. Geben Sie nun das<br />

Fleisch mit allen Gewürzen dazu und lassen das<br />

Ganze zugedeckt im vorgeheizten Ofen (180<br />

°C) etwa ein bis zwei Stunden schmoren. Die<br />

Schmordauer hängt von der Fleischgröße und<br />

-qualität ab. Im Anschluss wird die Bratenflüssigkeit<br />

abgeseiht. Den Bratensaft aufkochen lassen,<br />

abschmecken und mit etwas angerührter Maizena<br />

binden. Sollten Sie zu wenig Sauce haben,<br />

können Sie diese mit etwas Rindssuppe strecken.<br />

Tipp: Aromatisieren Sie die Bratensauce mit ein<br />

bis zwei Teelöffel Preiselbeermarmelade.<br />

beessen für eine Hochzeit. Es gibt einen gemischten<br />

Antipastiteller, eine Pastinakenschaumsuppe,<br />

geschmortes Jungrind und rosa gebratenes Entrecote.<br />

Außerdem ein Olivenöl-Zitronen-Eis mit<br />

Olivenerde. Soviel darf verraten werden: Allein<br />

das Eis ist eine Reise wert.<br />

Wer einmal einen besonderen Abend in der<br />

Genuss-Stube <strong>am</strong> Aglerhof in der Wildschönau<br />

verleben will, sollte jedenfalls früh genug mit<br />

dem Hausherren – <strong>am</strong> besten telefonisch – Kontakt<br />

aufnehmen. Denn der Platz ist, so wie die<br />

Zeit, begrenzt.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Zur Person<br />

Stefan Breitenlechner hatte mit der<br />

Gastronomie eigentlich schon abgeschlossen,<br />

als er durch Zufall zum<br />

Catering k<strong>am</strong> und sich in diesem Bereich<br />

mit z‘Aglers Genusskuchl selbstständig<br />

machte. Von seinem Hof in der Wildschönau<br />

aus catert der Koch in alle Windrichtungen,<br />

liebt es jedoch besonders, Gäste<br />

bei sich vor Ort zu bekochen.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 73


Kulturgut Bier<br />

Biere<br />

Land der<br />

Nirgendwo ist die Brauereidichte<br />

höher als in der Bier-<br />

Kulturnation Österreich.<br />

Bier passt immer, auch als<br />

Speisenbegleiter.<br />

E<br />

s gärt in Österreich. Und das ist nicht<br />

politisch gemeint. „Mei Bier is ned deppat“,<br />

hat schon in den 70er Jahren der<br />

von Karl Merkatz unnachahmlich verkörperte<br />

Proleten-Posterboy Edmund „Mundl“ Sackbauer<br />

energisch deponiert. Und das gilt auch noch heute.<br />

Bier ist heutzutage mehr denn je ein Volksgetränk,<br />

man könnte es – auch durch die virile Craft-Beer-<br />

Bewegung – gar mit dem Attribut „hip“ versehen.<br />

Bier ist mehr denn je in aller Munde, die Varianten<br />

haben durch das Aufkommen der „Kreativbiere“<br />

– möglicherweise eine tauglichere, weil exaktere<br />

Bezeichnung als Craft-Bier – in den vergangenen<br />

Jahren stark zugenommen. Seit vergangenem Jahr<br />

sieht das Österreichische Lebensmittelbuch eine<br />

genaue Definition des Begriffs „Kreativbier“ vor:<br />

„Kreativbiere sind Biere mit besonderen natürlichen<br />

Rohstoffen bzw. besonderer Herstellungsart. Der<br />

Basischarakter ist Bier, was durch die eingesetzten<br />

Cerealien, Hopfen und die alkoholische Gärung zum<br />

Ausdruck gebracht wird. Mindestens 50 Prozent des<br />

eingesetzten Extraktes müssen aus Cerealien oder<br />

Erzeugnissen aus diesen st<strong>am</strong>men. Der Zeitpunkt<br />

der Zugabe an Zutaten oder Getränken erfolgt<br />

während der Bierherstellung, somit im Sudhaus,<br />

während des Gärungs-, Reife- bzw. Lagerungsprozesses“,<br />

heißt es dort. Bier wird aber nicht nur trocken<br />

definiert. Über Bier wird auch nicht nur nüchtern<br />

gesprochen, nein, das kühle Getränk wird heiß<br />

diskutiert, ja manchmal steht es gar im Zentrum<br />

philosophischer Streitgespräche.<br />

Kult(ur)Getränk Bier<br />

Außer Streit steht jedoch, dass Österreich eine<br />

Nation der Biertrinkerinnen und Biertrinker ist.<br />

Im Pro-Kopf-Konsum rangiert das Land mit 105<br />

Litern weltweit auf Platz 2. Nebenbei wirkt sich<br />

Österreichs Bier-Reichtum nicht nur positiv auf<br />

den Säckel des Finanzministers aus, sondern auch<br />

auf die Landwirtschaft. Die zum Bierbrauen verwendete<br />

Braugerste – 2014 rund 180.000 Tonnen


Bierkultur<br />

Fotos: Brau Union (5), Friedle (2)<br />

<br />

„Bei Bier sprechen wir<br />

noch immer von Hopfen,<br />

Wasser, Hefe, Malz<br />

und nichts anderem.“<br />

Matthias Gurschler, Diplom Biersommelier<br />

– st<strong>am</strong>mt größtenteils aus heimischem Anbau.<br />

Außerdem wird der ges<strong>am</strong>te hierzulande geerntete<br />

Hopfen – 2014 rund 490 Tonnen – auch in Österreichs<br />

sage und schreibe 214 Brauereien verarbeitet.<br />

In keinem anderen Staat der Welt ist die Dichte an<br />

Brauereien so hoch wie in Österreich, das in Sachen<br />

Bier in mehreren Kategorien zur absoluten Weltspitze<br />

gehört. „Österreich ist, das kann man mit Fug<br />

und Recht sagen, ein hochentwickeltes Bierkulturland“,<br />

sagt Diplom-Biersommelier Matthias Gurschler,<br />

dem man nichts über Bier erzählen kann, der<br />

aber umgekehrt so viel über des Österreichers Lieblingsgetränk<br />

zu sagen weiß wie kaum ein zweiter.<br />

Die hohe Wertschätzung, die Biertrinker ihrem<br />

liebsten Trunk entgegenbringen, will erlernt sein,<br />

und zwar im Wortsinne. Es handelt sich nämlich,<br />

wie bei Kaffee oder dunkler Schokolade, um einen<br />

‚acquired taste‘, einen erworbenen, weil gewöhnungsbedürftigen<br />

Geschmack. „Das gleichzeitige<br />

Aufeinandertreffen der verschiedenen Geschmacksnuancen,<br />

die malzige Süße, das Säuerlich-Bittere,<br />

sind wir ursprünglich nicht gewohnt“, erklärt<br />

Gurschler. Bier ist aber nicht gleich Bier. Dem<br />

Connaisseur tut sich eine eigene Welt auf, die von<br />

Farben – Hellgelb bis Schwarz –, von verschiedenen<br />

Schaumkonsistenzen – schwach, grob- oder feinporig,<br />

rahmig, stabil, schwach oder haftend – und<br />

nicht zuletzt Gerüchen und Geschmacksnuancen<br />

geprägt ist. So kann ein Bier hopfenblumig, malzig,<br />

blumig, fruchtig, nach Kräutern, Heu, Limonen,<br />

Minze oder sogar Whiskey riechen, der Geschmack<br />

kann malzig, kar<strong>am</strong>ellig, geröstet, nussig, brotähnlich<br />

oder fruchtig sein.<br />

Hegemoniales Märzen<br />

Obwohl der weithin ungebrochene Hype um die<br />

sogenannten Craft Biere suggeriert, dass diese<br />

mittlerweile einen Gutteil der konsumierten Biere<br />

ausmachen müssten, ist dem ganz und gar nicht<br />

so. Das mit Abstand beliebeste Bier ist nach wie<br />

vor das Märzen mit einem Anteil von 63 Prozent,<br />

das auch weltweit als Märzen- bzw. Lagerbier das<br />

meistgetrunkene ist. Dem konstruierten Gegensatz<br />

zwischen „klassischem Bier“ und Craft-Bier kann<br />

Gurschler überhaupt nichts abgewinnen. „Für die<br />

Biervielfalt und Bierkultur waren die Kreativbiere<br />

sicher insges<strong>am</strong>t gut. Dadurch ist Bier wieder mehr<br />

zum Thema geworden. Die Menschen interessieren<br />

sich wieder mehr dafür und das ist positiv“, merkt<br />

Gurschler an. Bier ist en vogue, und davon profitiert<br />

der ges<strong>am</strong>te heimische Biermarkt, der im Gegensatz<br />

zu anderen westeuropäischen Ländern auf konstant<br />

hohem Niveau bleibt.<br />

Ohne und Leicht im Trend<br />

Neben dem Megatrend Kreativbier zeichnen sich<br />

derzeit einige weitere Trends ab, weiß Matthias<br />

Gurschler. Einer davon ist die neu entfl<strong>am</strong>mte Liebe<br />

zum alkoholfreien Bier, dessen Konsum sich in den<br />

vergangenen drei Jahren – zwar von einem relativ<br />

niedrigen Niveau ausgehend – verdoppelt hat. Die<br />

Begeisterung über den Geschmack des alkoholfreien<br />

Biers hielt sich bei eingefleischten Biertrinkern<br />

zumindest früher in Grenzen, schmeckte das Alkoholfreie<br />

doch eher unbierig, malzig, süß. Das ist<br />

Vergangenheit. „Den Braumeistern ist es gelungen,<br />

Prozesse zu finden, um das alkoholfreie Bier noch<br />

biertypischer zu machen“, erklärt Gurschler. Früher<br />

musste der Brauprozess abrupt abgebrochen<br />

werden, ehe der Malzzucker vollständig vergoren<br />

war. Daher blieb eine d<strong>am</strong>als typische Restsüße<br />

zurück, die dem Biergenuss nicht gerade zuträglich<br />

war. Mittlerweile wird der Alkohol nach dem Ende<br />

des Brauvorgangs mittels verschiedener Verfahren<br />

wie etwa der physikalischen Umkehrosmose oder<br />

aber thermisch extrahiert. Das vorzeigbare Resultat:<br />

100 Prozent Biergeschmack bei 0 Prozent<br />

Alkoholgehalt. Dadurch wird das edle Getränk auch<br />

zum ebenso würdigen wie würzigen Begleiter bei<br />

Businesslunch & Co. So weiß etwa Zipfer Hell, ein<br />

klares, angenehm vollmundiges und erfrischendes<br />

alkoholfreies Bier, geschmacklich in der Verkostung<br />

durchaus zu überzeugen. Unter Sportlern ist vor<br />

allem das alkoholfreie Weizenbier der absolute<br />

Renner. Davon kann man sich bei einem Besuch auf<br />

einer der unzähligen bewirtschafteten <strong>Tirol</strong>er Almen,<br />

die von Mountainbikern frequentiert werden,<br />

selbst rasch ein Bild machen. „Die Fruchtigkeit des<br />

Legendäres<br />

Getränk<br />

Bei einem Getränk wie Bier, das<br />

schon vor rund 7000 Jahren zum<br />

ersten Mal gebraut wurde, darf es<br />

nicht weiter verwundern, dass es<br />

auch in der Sprache – vor allem in<br />

Form von Metaphern – deutliche<br />

Spuren hinterlassen hat.<br />

Hopfen und Malz –<br />

Gott erhalt‘s<br />

Bierbrauen war im Mittelalter so wie<br />

Brotbacken Frauensache. Deshalb<br />

war auch der Braukessel eine durchaus<br />

übliche Mitgift. Der fromme<br />

Wunsch rührt daher, dass bei Vorhandensein<br />

von obigen Zutaten der<br />

Entstehung eines Biers kaum mehr<br />

etwas im Wege stehen kann. Das<br />

Geheimnis um die Hefe als Ursache<br />

der Vergärung hatte man d<strong>am</strong>als<br />

aber noch nicht gelüftet, weshalb<br />

man ein Stoßgebet für angebracht<br />

hielt. Mit dem Brauerspruch „Gott<br />

gebe Glück und Segen drein“ verhält<br />

es sich ähnlich.<br />

Das schlägt dem<br />

Fass den Boden aus<br />

In früheren Zeiten war die Qualität<br />

des Biers nicht immer gut. War ein<br />

Fass ungenießbar, schlugen die<br />

zuständigen Stellen diesem kurzerhand<br />

den Boden aus, d<strong>am</strong>it es nicht<br />

in Umlauf gebracht werden konnte.<br />

Pech gehabt<br />

Pech hatte früher, wer Splitter der<br />

Pechschicht eines Fasses in seinem<br />

Bierkrug fand. Die Fässer wurden<br />

innen gepicht, um sie abzudichten.<br />

Da ist Hopfen und<br />

Malz verloren<br />

Wurde bei der Bierherstellung gepfuscht<br />

und der Gärprozess funktionierte<br />

nicht richtig, war es zwecklos,<br />

es weiter zu versuchen. Hopfen und<br />

Malz waren verloren.<br />

Zapfenstreich<br />

Der Begriff soll daher st<strong>am</strong>men, dass<br />

früher zu späterer Stunde ein Kreidestrich<br />

über den Zapfen der Fässer<br />

gemacht wurde, um die weitere<br />

Ausschank von Bieren zu verhindern.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 75


Bierkultur<br />

Bierige<br />

Begleitmusik<br />

Matthias Gurschler, Brau Union<br />

Pils<br />

Hell-goldfarbenes, stärker gehopftes<br />

Bier mit fein-sahnigem Schaum.<br />

Menü-Tipp: Frisches Pils vom Fass,<br />

duftig, seidig und pilstypisch schlank,<br />

ist ein idealer Aperitiv und passt zu<br />

leichten salatigen Vorspeisen. Übrigens:<br />

Zum Zapfen reichen 1 bis 3 Minuten,<br />

dann ist es frischer.<br />

Dunkle Biere<br />

Sie zeichnen sich vor allem durch ihre<br />

rauchigen Röst- und Kar<strong>am</strong>ellaromen<br />

aus. Im Geschmack sind die Biere malzig-süßlich,<br />

<strong>am</strong> Gaumen sahnig, cremig<br />

und dicht. Menü-Tipp: Dunkle Biere<br />

passen gut zu süßen Nachspeisen.<br />

Alkoholfreie Biere<br />

Alkoholfreie Biere sollten immer relativ<br />

kalt serviert werden (ca. 4 °C), dann<br />

schmecken sie <strong>am</strong> frischesten. Menü-<br />

Tipp: Ein alkoholfreies Weizen unterstreicht<br />

mit zarten Röstaromen und<br />

lebendiger Fruchtigkeit den Geschmack<br />

leichter Salat- und Gemüsegerichte.<br />

Bockbier<br />

Im Duft dicht, röstig und malzig. Diese<br />

Biere sind <strong>am</strong> Gaumen wuchtig und<br />

voll, im Geschmack charakterstark<br />

und individuell. Aufgrund des höheren<br />

Alkoholgehalts kommen eigenständige,<br />

würzige, süßliche und fruchtige Aromen<br />

durch und wirken <strong>am</strong> Gaumen wärmend.<br />

Sie passen zu deftigen Gerichten.<br />

Zwickl-Bier<br />

Zwickl-Bier ist eine Kunst für sich. Im<br />

Gegensatz zu herkömmlichen Biersorten<br />

ist Zwickl-Bier unfiltriert und deshalb<br />

nur beschränkt haltbar. Menü-Tipp: Das<br />

Zwickl nicht zu kalt servieren, d<strong>am</strong>it die<br />

Malzaromen entsprechend wirken können.<br />

Weizenbiers hat mit der obergärigen Hefe zu tun“,<br />

sagt Gurschler in Anspielung auf die Bananen- und<br />

Zitrusaromen, die in Weizenbieren – alkoholfreien<br />

wie alkoholischen – in je nach Bier unterschiedlicher<br />

Ausprägung präsent sind. Hin und wieder lässt sich<br />

auch ein Hauch von Dörrpflaume ausmachen. Die<br />

geschmackliche Aufholjagd des alkoholfreien Biers<br />

geht mit einer Aufholjagd im Absatz einher. So wird<br />

im heurigen Jahr im österreichischen Ges<strong>am</strong>tbiermarkt<br />

immerhin jedes 25. ausgeschenkte Bier alkoholfrei<br />

sein. Bier ist einfach ein Kulturgetränk, mit<br />

oder ohne Promille.<br />

Ein weiterer, wenn auch noch zarter Trend, ist<br />

jener hin zu Bio-Bieren. Geschmacklich lässt sich<br />

im Vergleich zu konventionellen Bieren kein Unterschied<br />

feststellen, die Rohstoffe Hopfen und Malz<br />

st<strong>am</strong>men allerdings aus biologischem Anbau und<br />

liegen d<strong>am</strong>it voll im Zeitgeist.<br />

Mit dem Aufschwung der Kreativbiere nehmen<br />

auch Bierspezialitäten wie Dunkel- und Schwarzbiere<br />

vor allem in bieraffinen Kreisen wieder an<br />

Fahrt auf. „Ein Schwarzbier entsteht im wesentlichen<br />

durch die stärkere Darrung des Malzes“,<br />

erklärt der Biersommelier. Daher gilt, je dünkler das<br />

verwendete Gerstenmalz, desto dünkler das daraus<br />

resultierende Bier. „Dunkel- und Schwarzbiere gehen<br />

aromatisch in Richtung Kaffee-, Dunkel- und<br />

Bitterschokolade“, weiß Gurschler auch um deren<br />

Eignung als Begleitung zu süßen Desserts. Eine konkrete<br />

Empfehlung lässt Matthias Gurschler sogleich<br />

folgen: „Kürzlich habe ich Marillenpalatschinken gegessen<br />

und ein Kaiser Doppelmalz dazu getrunken.<br />

Das ist eine mehr als gelungene Kombination.“<br />

Dem Siegeszug der neuen Leichtigkeit mussten<br />

beim Bierkonsum vor allem traditionell kräftige<br />

Biertypen wie das Bockbier Tribut zollen. Im angrenzenden<br />

bayrischen Raum sind die stärkeren<br />

Bockbiere vor allem in der Fastenzeit jedoch noch<br />

stärker gefragt. „Flüssig bricht das Fasten nicht“,<br />

scheint man sich dort auch heute noch zu sagen.<br />

Eine saisonale Besonderheit, die ebenfalls aus<br />

Bayern st<strong>am</strong>mt, ist das heutzutage häufig in der<br />

Oktoberfestzeit ausgeschenkte Oktoberfestbier, das<br />

meist etwas stärker, aber auch süffiger ausfällt als<br />

das herkömmliche Bier.<br />

Ein bieriges Ges<strong>am</strong>terlebnis kann auch<br />

alkoholfrei sein. Dieser Befund darf<br />

spätestens seit der Einführung des Zipfer<br />

Hell als gesichert gelten.<br />

Food pairing<br />

Dem Thema Kochen mit Bier steht Matthias Gurschler<br />

eher skeptisch gegenüber, wird doch manchmal<br />

allzu verkr<strong>am</strong>pft versucht, bei verschiedenen<br />

Gerichten Bier ins Spiel zu bringen, wo man es aus<br />

freien Stücken sonst womöglich nicht verwenden<br />

würde. Vorrang hat für Gurschler eindeutig Food<br />

Pairing, die Auswahl des passenden Bieres zu<br />

einem Gericht. Wer aber darauf besteht, mit Bier<br />

zu kochen, sollte jedenfalls darauf achten, dass das<br />

Bier nicht kocht, weil es sonst bitter wird. „Kochen<br />

mit Bier ist nicht einfach“, meint Gurschler. „Unsere<br />

Kunst ist es, die Speisen mit Bier zu begleiten“,<br />

ist der Sommelier überzeugt.<br />

LAND DER BIERE<br />

Bier ist nicht nur ein Kult-, sondern auch ein Kulturgetränk.<br />

Dessen hoher Stellenwert in Österreich<br />

wird dadurch unterstrichen, dass das Land der<br />

Berge beim Bierkonsum konstant zur Weltspitze<br />

zählt. Doch die Masse kommt vor allem mit der<br />

Klasse und Vielfalt. 1000 verschiedene Biere werden<br />

hierzulande hergestellt. Im Land der Biere gibt<br />

es für jeden Geschmack und jede Gelegenheit das<br />

passende Bier. Oder wie es Matthias Gurschler<br />

formuliert: „Der Biergenuss entwickelt sich, immer<br />

mehr Menschen werden vom reinen Bier- oder<br />

Weintrinker zum Situationsgenießer.“ <br />

<br />

Marian Kröll<br />

Bier-Kulinarium<br />

APERITIV<br />

Pils, Weißbier<br />

VORSPEISEN<br />

alkoholfreies Bier, Leichtbier, Pils, gut<br />

gehopftes Premiumbier<br />

HAUPTSPEISEN<br />

Fisch und Schalentiere<br />

Premiumbier, Weizenbier hell<br />

Geflügel, Kaninchen, Wildgerichte<br />

Spezial- und Premiumbier, Pils, Weizenbier,<br />

Bock- und Starkbier, Zwickl<br />

Gebratenes, Gegrilltes<br />

Spezial- und Premiumbier, Keller-/Zwicklbier,<br />

Bock- und Starkbier<br />

Rustikales, Regionales<br />

Spezial- u. Premiumbier, Mischbier,<br />

dunkles Bier, Zwickl<br />

Gebackenes<br />

Märzen-, Spezial-, Premiumbier, Radler<br />

DESSERTS<br />

Süße Desserts<br />

Schwarzbier, Mischbier, Bock- und Starkbier<br />

Hartkäse<br />

Spezial- und Premiumbier<br />

Weichkäse, intensive Käse<br />

Pils, Keller-/Zwicklbier, Bockbier<br />

76 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Hogatron<br />

rundum sorglos<br />

Manche haben Schankanlagen, andere PC-Kassensysteme, wieder andere Getränke.<br />

HOGATRON bietet all das und noch mehr komplett aus einer Hand und ganz auf die<br />

Anforderungen des Kunden abgestimmt.<br />

Maßgeschneiderte Schankanlagen und PC-Kassen für alle Ansprüche und das umweltfreundliche Bag-In-Box-System.<br />

Seit 2007 hat sich<br />

der Komplettanbieter<br />

HOGATRON<br />

aus Innsbruck in der <strong>Tirol</strong>er<br />

Gastronomie einen N<strong>am</strong>en<br />

gemacht. Das Unternehmen<br />

bietet von der Computer-<br />

Schankanlage bis zur PC-<br />

Kasse alles aus einer Hand.<br />

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Service und kompetenten<br />

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HOGATRON seinen mittlerweile<br />

über 1000 Kunden ein<br />

gastronomisches Rundum-<br />

Sorglos-Paket.<br />

Weil jedes Getränk zählt<br />

HOGATRON ist exklusiver<br />

Vertriebspartner von Grapos<br />

Postmix-Softdrinks. Die unerreichte<br />

Sortenvielfalt der<br />

Grapos Softdrinks, der vit<strong>am</strong>inreichen<br />

Sorten GrapiSun<br />

& GrapiVit, GrapiPure sowie<br />

Brooklyn Homemade Style<br />

als stille oder spritzige Erfrischung<br />

für den Fitness- und<br />

Wellnessbereich, ist aber bei<br />

Weitem nicht das einzige<br />

überzeugende Kriterium.<br />

Mit dem sogenannten<br />

Bag-in-Box-System gehören<br />

Flaschen und Container der<br />

Vergangenheit an. Mit Bagin-Box<br />

ist ein Getränkekonzept<br />

gemeint, bei welchem<br />

die Getränke in Kartons mit<br />

innenliegendem Plastikbeutel<br />

angeliefert werden. Das tut<br />

nicht zuletzt der Umwelt gut.<br />

Der ökologische Fußabdruck<br />

ist um satte 90 Prozent kleiner<br />

als der eines Flaschengetränks.<br />

Mit diesem Wert ist<br />

man nahe an der Nachhaltigkeit.<br />

Außerdem spart jeder<br />

Gastronom bis zu 44 Prozent<br />

CO 2 und 40 Prozent an Energie<br />

für die Getränkekühlung.<br />

In der Gastronomie kommt<br />

es aber nicht nur auf die Wahl<br />

der richtigen Getränke an,<br />

sondern wesentlich auch darauf,<br />

dass die Schankanlagen<br />

zuverlässig und funktional<br />

zu bedienen sind. Die große<br />

Stärke der HOGATRON-<br />

Schankanlagen ist ihre Anpassungsfähigkeit<br />

an die<br />

Anforderungen der Kunden,<br />

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sei es in räumlicher Hinsicht,<br />

in Sachen Funktionalität – ob<br />

Glastouch oder Kurzhubtaste<br />

– oder im Design.<br />

HOGATRON entwickelt,<br />

konzipiert, adaptiert, erweitert,<br />

liefert, stellt auf und<br />

serviciert alles ums Getränk.<br />

Denn eines steht im Zentrum<br />

der HOGATRON-Philosophie:<br />

Jedes Getränk zählt.<br />

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Gasthof Post<br />

Herzblut und<br />

Gastlichkeit<br />

Christine und Alois Rainer führen ihr Traditionsgasthaus mit großem Engagement.<br />

Den Gast erwartet ein stimmiges Paket aus Kulinarik und Beherberung.<br />

W<br />

enn man nach Strass im Zillertal fährt,<br />

fällt einem sofort ein Natursteingebäude<br />

auf, dies ist der Gasthof Post. Wie<br />

es der N<strong>am</strong>e schon verrät, eine um 1840 errichtete<br />

ehemalige Poststation. Mittlerweile hat der altehrwürdige<br />

Bau mehrere Zu- und Umbauten sowie<br />

Generalsanierungen hinter sich. 2008 ist im Zuge<br />

eines Umbaus – ein Tag vor der Eröffnung – der<br />

Gasthof in Brand geraten, <strong>am</strong> Gebäude entstand<br />

Totalschaden. Die Gastronomenf<strong>am</strong>ilie Rainer ließ<br />

sich von diesem Schicksalsschlag nicht beirren. Nur<br />

elf Monate nach dem Vollbrand wurde der Gasthof<br />

wiedereröffnet. 2015 folgte ein weiterer Umbau,<br />

der den Betrieb vollends auf Höhe der modernen<br />

Zeit brachte. Seitdem ist man mit modernen Seminarräumlichkeiten<br />

und Frühstück ab 6:30 Uhr<br />

auch für Geschäftsreisende bestens gerüstet. „Wir<br />

haben uns auch auf die Business-Schiene konzentriert,<br />

um gezielt Geschäftsreisende anzusprechen.<br />

Die Zimmer sind mit großen Fernsehern, Schreibtischen<br />

und freiem W-LAN ausgestattet. Außerdem<br />

bieten wir durchgängig warme Küche bis 21<br />

Uhr“, erläutert Alois Rainer. In dieser Ausrichtung<br />

spielt auch die verkehrsgünstige Lage, nahe an der<br />

Autobahnauffahrt <strong>am</strong> Knotenpunkt zwischen Innsbruck<br />

und Kufstein, dem Ziller- und Achental eine<br />

wesentliche Rolle. „Das Herzstück unseres Hauses<br />

ist der Gasthof. Wenn man <strong>am</strong> Sonntag vormittags<br />

durch die Stuben geht und da die Leute nach dem<br />

Kirchgang beim Kartenspielen sitzen, bereitet<br />

uns das viel Freude“, sagt Alois, der wie seine Frau<br />

Christine mit ganzem Herzen Gastronom ist. Nicht<br />

zufällig gibt es nur einen einzigen Ruhetag im Jahr,<br />

den 1. November. Besagte Stuben im Gasthof Post<br />

Das Gebäude mit den Steinmauern ist innen wie<br />

außen ein Schmuckkästchen. In den wärmeren<br />

Monaten lädt die Terrasse zum Verweilen ein. Das<br />

wunderschöne Brettfallstüberl (nächste Seite) ist<br />

ein echtes Highlight.<br />

78 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Porträt<br />

<br />

<br />

„Das Herzstück unseres<br />

Hauses ist der Gasthof.“<br />

Alois Rainer, Gasthof Hotel Post<br />

strahlen Wärme und Gastlichkeit aus. Deshalb ist<br />

das Gasthaus auch – wie es sich <strong>am</strong> Land gehört<br />

– ein fixer Anlaufpunkt für Einheimische, der das<br />

Dorfleben bereichert. „Wenn man einen großen<br />

Teil der Gäste persönlich kennt, ist das eine schöne<br />

Bestätigung“, meint der Wirt.<br />

kulinarisch heimatverbunden<br />

Wie es sich für einen guten Landgasthof gehört,<br />

zeigt man sich auch in Strass im Zillertal in kulinarischer<br />

Hinsicht der Heimat verbunden und<br />

verpflichtet. Davon kündet die Mitgliedschaft beim<br />

AMA-Gastrosiegel, bei <strong>Tirol</strong>er Wirtshaus und nicht<br />

zuletzt Bewusst <strong>Tirol</strong>. „Den Menschen wird zusehends<br />

wichtiger, dass sie um die Herkunft der Lebensmittel<br />

wissen“, erklärt Alois, dessen Bruder die<br />

neben dem Gasthof gelegene Landwirtschaft führt.<br />

Aus dieser st<strong>am</strong>men etliche Produkte wie etwa das<br />

Kalb- und das Rindfleisch, die in der Küche verarbeitet<br />

werden. Darüber hinaus greift man auf die<br />

Milch aus der eigenen Landwirtschaft zurück. Das<br />

übrige Fleisch, das nicht vom eigenen Hof st<strong>am</strong>mt,<br />

wird von nahegelegenen Metzgern zugekauft. „Es<br />

ist im Prinzip ein Kreislauf der Regionalität. Das<br />

ist ganz wichtig und das Einzige, womit man in<br />

Zukunft punkten kann“, erklärt Alois Rainer seinen<br />

Zugang zum Kulinarischen. Kurz gesagt zählen<br />

Ehrlichkeit, Produktwahrheit und guter Service zu<br />

den Zutaten im Erfolgsrezept der Strasser Vollblutgastronomen.<br />

Saisonale Spezialitäten<br />

Der Einsatz regional erzeugter Produkte bedingt<br />

auch eine gewisse Saisonalität. In den im Frühling<br />

stattfindenden Käsewochen dreht sich alles um<br />

das köstliche Milcherzeugnis. Und das mit gutem<br />

Grund. Die Senior-Wirtin Sophie Rainer – die gute<br />

Seele des Hauses – entst<strong>am</strong>mt einer Käserei. In<br />

diesen rund 14 Tage dauernden Spezialitätenwochen<br />

wird Käse in allen erdenklichen Varianten<br />

verarbeitet, etwa als Suppe oder Risotto, oder zu<br />

einem guten Glas Wein kredenzt. Der Herbst steht<br />

im Gasthof Post dagegen im Zeichen des Federviehs.<br />

Vor allem bei der Zubereitung von Gänsen hat<br />

man sich mittlerweile in der Region einen N<strong>am</strong>en<br />

gemacht. „Unser Küchenchef bereitet Gänse so zu,<br />

dass es nur so eine Freude ist“, gerät selbst der Wirt<br />

ins Schwärmen. Klassiker wie die traditionellen<br />

Zillertaler Krapfen werden das ganze Jahr über<br />

immer <strong>am</strong> Mittwoch serviert und erfreuen sich<br />

zurecht großen Zuspruchs. Die Wirtef<strong>am</strong>ilie Rainer<br />

ist neben kulinarischen Genüssen auch dem Wein<br />

zugetan: „Wir haben eine schöne, gut strukturierte<br />

Weinkarte mit Schwerpunkt Österreich. Viele unserer<br />

Weine kann man auch glasweise genießen.“ <br />

<br />

Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 79


"Wellwasser ist<br />

die Reparatur des Wassers"<br />

Univ. Doz. Dr. Siegfried de Rachewiltz<br />

Man könnte glauben, wir in <strong>Tirol</strong> haben kein Problem mit dem Wasser und werden<br />

weltweit um die Quantität und Qualität unserer Wasserreserven beneidet. Das stimmt<br />

auch bis zu einem gewissen Grad. Hoch oben entspringt unser Wasser aus natürlich<br />

gereinigten Quellen und wird von den verantwortlichen Personen / Firmen in dieser<br />

Qualität bis zu den Gebäuden geleitet. Dort fängt allerdings vielerorts das Problem an.<br />

Ältere oder undichte Leitungen, unsaubere Anschlüsse und vieles mehr sorgen immer<br />

wieder für Kont<strong>am</strong>inierungen des Wassers, was nicht sein müsste. Wellwasser hat es<br />

sich mit seinem dreistufigen Filtersystem zum Ziel gesetzt, die Quellqualität zu sichern.<br />

Dies ist auch gelungen und von der TÜV Austria (Zertifikatsnummer: TA 220 14 2183)<br />

bestätigt worden. Mit nur geringfügigen Einbauten können Sie sicher sein, dass das<br />

Quellwasser ohne Qualitätsverlust direkt in Ihr Wasserglas fließt.<br />

Beratung & Informationen<br />

WELLWASSER TECHNOLOGY GMBH<br />

Stadlweg 23/II, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43 664 100 77 46,<br />

office@wellwasser.com, www.wellwasser.com<br />

Foto: © www.guentheregger.at


"Wellwasser ist Regionalität -<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz."<br />

"Wellwasser punktet umweltfreundlich<br />

durch extrem kurze Transportwege.“<br />

"Wellwasser erspart aufwändiges Handling<br />

mit Mehrwegkisten, schweren Glasfl aschen<br />

oder Plastikfl aschen."


Daniels Kristallwelten.<br />

Café & Restaurant<br />

Schillerndes Gastro-<br />

Wahrzeichen<br />

Die Swarovski Kristallwelten in Wattens sind um eine Attraktion reicher. Im<br />

Snøhetta-Wahrzeichen Daniels Kristallwelten. Café & Restaurant dreht sich<br />

alles um sinnliches Genusserleben.<br />

E<br />

s ist ja nicht so, dass Understatement<br />

zur Corporate Identity eines<br />

Kristall-Imperiums wie Swarovski<br />

gehören würde. Nein, in Wattens lehnt man<br />

sich notwendigerweise aus dem Fenster, wenn<br />

es darum geht, Eindruck zu machen. Deshalb<br />

wurde für die Konzeption der Swarovski Kristallwelten<br />

auch André Heller verpflichtet und<br />

nicht irgendein biederer Architekt. Es geht um<br />

die Schaffung von Landmarks, von Wahrzeichen.<br />

Ein solches ist zweifellos der Riese. Ein<br />

weiteres ist mit dem vom in Innsbruck ansässigen,<br />

norwegischen Architekturbüro Snøhetta<br />

dazugekommen: das Daniels Kristallwelten.<br />

Café & Restaurant. Im lichtdurchfluteten Pavillon<br />

macht sich das Gefühl breit, direkt im<br />

Garten des Riesen zu sitzen, die Kristallwolke –<br />

eine weitere neue Attraktion – direkt im Blickfeld.<br />

Im als Café und Restaurant konzipierten<br />

Lokal wird internationale und regionale Küche<br />

geboten. Zur Abrundung des Angebots gibt es<br />

einen eigenen Patisseriebereich. Kristalle sind<br />

auch im Restaurant fast omnipräsent, sei es an<br />

der Kristallbar oder in Form von in die Deckenelemente<br />

eingearbeiteten Kristallen, die das<br />

Lokal zum Schillern bringen.<br />

Kulinarische Weltreise<br />

Dementsprechend darf auch die Küche nicht<br />

glanzlos bleiben. Dafür sorgt Küchenchef Mario<br />

Piff, der sein Handwerk im Restaurant Döllerer<br />

in Golling bei Salzburg erlernt hat. Gäste dürfen<br />

mit leichter <strong>Tirol</strong>er und österreichischer Küche<br />

mit Ausflügen rund um die Welt rechnen,<br />

erklärt der Küchenchef, der seine Leidenschaft<br />

fürs Kochen bereits als Fünfjähriger entdeckt<br />

hat. Nach seiner Lehre hat sich Piff auf verschiedenen<br />

Erdteilen mit diversen Kochstilen<br />

vertraut gemacht und diese kennen und lieben<br />

gelernt. „Dennoch habe ich meine Wurzeln nie<br />

vergessen und bin ihnen bis heute treu ergeben.<br />

Ohnedies bin ich kein großer Fan von Fusionsküche.<br />

Ich bin der Meinung, man sollte die<br />

verschiedenen Arten zu kochen weitgehend traditionell<br />

belassen“, sagt Piff. Die Rückbesinnung<br />

auf das traditionell Gute ist manchmal eben ein<br />

wesentlich besserer Ratgeber als die kr<strong>am</strong>pfhaft<br />

erzwungene Avantgarde. Es fällt Piff schwer, ein<br />

Lieblingsgericht zu benennen. Der Geschmack<br />

genießt in seinen Kreationen nämlich oberste<br />

Priorität. Kochen muss ehrlich sein, von Herzen<br />

Fotos: Kröll (1), Swarovski Kristallwelten (6)<br />

82 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


kommen und möglichst ohne Schnickschnack<br />

auskommen. „Mir ist es wichtig, den Respekt<br />

gegenüber dem Lebensmittel nicht außer Acht<br />

zu lassen. Nur weil ein klassisches Gulasch kein<br />

Gericht der Haute Cuisine und kein Edelprodukt<br />

ist, heißt das nicht, dass es nicht hervorragend<br />

schmecken kann“, ist Piff überzeugt.<br />

Es ist dem Koch also einerlei, ob es sich um<br />

ein profanes Gulasch oder Hummer, um Thai<br />

Curry oder Trüffeln handelt: „Jedes Produkt<br />

wird von mir mit demselben Respekt und der<br />

gleichen Hingabe verarbeitet. Mit nur einem<br />

Ziel: das Bestmögliche daraus zu machen.“ Der<br />

Aufschwung, den die vegetarische bzw. vegane<br />

Küche derzeit erlebt, macht Piff nicht bange.<br />

„Ich sehe schon seit Langem Fleisch eher als<br />

Beilage und nicht unbedingt als Hauptdarsteller<br />

<strong>am</strong> <strong>Teller</strong>. Wenn man Lebensmittel mit dem<br />

„Ich koche einfach<br />

gern das, was<br />

schmeckt. Mir ist<br />

wichtig, dass es von<br />

Herzen kommt<br />

und ehrlich ist.“<br />

<br />

<br />

<br />

Mario Piff,<br />

Chef de Cuisine im Daniels Kristallwelten<br />

gebührenden Respekt und etwas Kreativität<br />

verarbeitet, dann kommt immer was Gutes<br />

dabei heraus, natürlich auch wenn es vegetarisch<br />

oder vegan ist!“ Das neue Restaurant<br />

in den Swarovski Kristallwelten ist übrigens<br />

frei zugänglich. D<strong>am</strong>it steht einem gepflegten<br />

Mittagessen, einem Drink oder einer süßen<br />

Verführung nichts im Wege. Das spannende<br />

Lokal hat im Sommer verlängerte Öffnungszeiten<br />

und ist in den Sommermonaten Juli<br />

und August von Montag bis Sonntag von 8:30<br />

Uhr bis 22:00 Uhr geöffnet. Der kulinarische<br />

Bogen, der im Daniels Kristallwelten. Café &<br />

Restaurant zwischen internationalen Gerichten<br />

und Spezialitäten wie etwa Sushi über Curry bis<br />

hin zu heimischen Klassikern gespannt wird,<br />

ist angesichts der Internationalität der Marke<br />

Swarovski durchaus stimmig.<br />

Gastronomische Erlebnisse<br />

In einer faszinierenden Umgebung wie jener<br />

der Swarovski Kristallwelten drängt es sich<br />

geradezu auf, das Ambiente ins kulinarische<br />

Erlebnis einzubeziehen. Im September<br />

führt eine kulinarische Genussreise in sechs<br />

Gängen durch die vergangenen 120 Jahre<br />

der Firmengeschichte. Erste Ausflüge in die<br />

Erlebnisgastronomie verliefen vielversprechend.<br />

Unter anderem konnten Genießer<br />

im Rahmen eines Lying Dinner unter der<br />

Kristallwolke kulinarische Köstlichkeiten<br />

in Form eines 10-Gänge-Menüs im Liegen<br />

genießen. In Wattens werden d<strong>am</strong>it einmal<br />

mehr Akzente gesetzt. Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 83


Gasthof L<strong>am</strong>m<br />

Mit Liebe<br />

zum Detail<br />

Der Gasthof L<strong>am</strong>m in<br />

Matrei <strong>am</strong> Brenner ist ein<br />

alteingesessener F<strong>am</strong>ilienbetrieb.<br />

Das Wirte-Ehepaar<br />

zelebriert Regionalität auf<br />

hohem Niveau und bewahrt<br />

dabei die Bodenhaftung.<br />

K<br />

aum betritt man den um 1500 erbauten<br />

Gasthof L<strong>am</strong>m in Matrei <strong>am</strong><br />

Brenner, wandelt man hart an der<br />

Grenze zur Reizüberflutung. An jeder Stelle im<br />

liebevoll eingerichteten Gasthof merkt man die<br />

Liebe zum Detail, die Wirtin Veronika Henökl und<br />

ihre F<strong>am</strong>ilie, die den Gasthof seit 1900 in F<strong>am</strong>ilienbesitz<br />

führt, an den Tag legen. Der Gasthof liegt<br />

direkt an der Bundesstraße, die mitten durch das<br />

kleine Örtchen führt. An der Gebäuderückseite gibt<br />

es einen idyllischen Gastgarten, der zum Verweilen<br />

einlädt. Hier bekommt man auch vom Verkehr<br />

nichts mit. Auch kulinarisch ist der Gasthof F<strong>am</strong>ilienangelegenheit.<br />

In der Küche werkt der Chef<br />

persönlich, eine der zwei Töchter und der Sohn<br />

kümmern sich mit Wirtin Veronika um das Wohl<br />

der Gäste. Martin Henökl ist für die herzhaften<br />

Spezialiäten zuständig, die im Genre des Klassisch-<br />

Traditionellen zu verorten sind. Die Henökls bilden<br />

auch zwei Lehrlinge aus. Personalsorgen gibt es in<br />

der Küche keine. Sein Vertrauen genießen vor allem<br />

lokale Lieferanten. Das wird auch im Eingangsbereich<br />

deutlich, wo man sich davon überzeugen<br />

kann, dass mit regionaler Küche auch tatsächlich<br />

Fotos: Kröll (1), L<strong>am</strong>m (4)<br />

84 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


die Verwendung regionaler Produkte gemeint ist.<br />

Das Kalbfleisch st<strong>am</strong>mt aus Patsch und Steinach <strong>am</strong><br />

Brenner, das L<strong>am</strong>m aus Steinach, die Eier aus Neustift,<br />

die Erdäpfel aus Haiming, das Wild aus Mühlbachl<br />

und Steinach, die Forelle aus dem Sellrain und<br />

der Käse vom Weerberg und aus dem Sellrain. „Wir<br />

holen sogar die Milch vom Bauern gegenüber“, sagt<br />

Veronika Henökl. So geht Regionalität.<br />

Trotz gepflegtem Ambiente ist Chichi nicht die<br />

Sache der Henökls. Einheimische machen hier gern<br />

Halt, manch St<strong>am</strong>mgast gehört fast schon zum Inventar.<br />

Im Gasthof L<strong>am</strong>m lässt es sich aber nicht nur<br />

schön schlemmen, sondern auch nächtigen. Die sechs<br />

Zimmer sind aber vor allem in den Sommermonaten<br />

schnell belegt. Kulinarisch orientiert man sich, wie<br />

es mittlerweile Gott sei Dank zum guten Ton gehört,<br />

an den saisonalen Gegebenheiten. Im Mai gibt es<br />

Spargelwochen, der Juli und der August stehen mit<br />

Pfifferling und Steinpilz im Zeichen der Pilzsaison, im<br />

Oktober finden die Wilbretwochen statt.<br />

Man muss sich nur trauen<br />

Der Gastgarten des Gasthof L<strong>am</strong>m bietet mit seinen<br />

Lauben rund 60 Gästen Platz. Eine echte Besonderheit<br />

ist die Möglichkeit, dort standes<strong>am</strong>tliche<br />

Trauungen abzuhalten. „Bei schönem Wetter wird<br />

einfach lieber im Freien geheiratet“, meint die Wirtin.<br />

Der Garten bietet den würdigen Rahmen, um die<br />

Trauung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden<br />

zu lassen.<br />

grandioser weinkeller<br />

Neben der gemütlichen Stube und dem einladenden<br />

Gastgarten ist der urige Weinkeller ein echtes Highlight<br />

im L<strong>am</strong>m. Dieser kann für Weinverkostungen<br />

gemietet werden. Manchmal machen auch Winzer,<br />

vor allem aus dem Burgenland, im L<strong>am</strong>m Station<br />

und die Wirtin lädt zur Weinverkostung und zum<br />

Fachsimpeln in den Weinkeller, der für 10 bis 15 Personen<br />

bequem Raum bietet. Meist werden die Weinverkostungen<br />

im L<strong>am</strong>m von Diplom-Sommelière<br />

Sissi Mimm von der Stubaier Privatkellerei Vinoribis<br />

begleitet.<br />

Wer einmal in Richtung Brenner unterwegs ist,<br />

sollte den Weg über die Bundesstraße auf sich nehmen<br />

und in Matrei <strong>am</strong> Brenner im Gasthof L<strong>am</strong>m<br />

Halt machen. Der traditionelle Gasthof ist nämlich<br />

eine Reise wert. Schon manch einer, der als Gast<br />

gekommen ist, kehrte als St<strong>am</strong>mgast zurück.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 85


Schnaps<br />

Edelste Tropfen<br />

Die Edelbrennerei Erber ist die größte ihrer Art in <strong>Tirol</strong>. Ein neues Maische-Haus<br />

bringt die ohnehin hohe Qualität auf ein noch höheres Niveau.<br />

D<br />

ie Edelbrennerei Erber in<br />

Brixen im Thale ist ein traditionsreicher<br />

Betrieb. Seit 1651<br />

wird dort Schnaps – ein wahrhaft identitätsstiftendes<br />

Erzeugnis aus <strong>Tirol</strong> – gebrannt.<br />

Die Früchte bezieht Geschäftsführer und<br />

Brennmeister Christian Schmid bevorzugt<br />

aus <strong>Tirol</strong>, manches Obst kommt dagegen<br />

aus der Steiermark oder eben, wie im Fall<br />

der Willi<strong>am</strong>sbirne, aus dem benachbarten<br />

Südtirol.<br />

Die Frucht im Mittelpunkt<br />

Der erfahrene Edelbrandsommelier Christian<br />

Schmid lässt keinen Zweifel daran<br />

aufkommen, dass die allerwichtigste Grundvoraussetzung<br />

für einen guten Schnaps<br />

vollreifes Obst ist. Denn dieses ist frei von<br />

Fremdstoffen und hat die richtige Süße. In<br />

den vergangenen Jahren ist man bei Erber<br />

dazu übergegangen, nach Bio-Kriterien angebaute<br />

Früchte zu verwenden. „Das hat schon<br />

einen Sinn, weil dieses Obst nicht gespritzt<br />

wird und so keine Fehlstoffe in die Gärung<br />

kommen“, erklärt Schmid. Daher bleiben die<br />

300 bis 400 Tonnen Obst, die Erber jährlich<br />

von Landwirten zukauft, auch in aller Regel<br />

ungespritzt. Schmid produziert daraus 13<br />

reinsortige Destillate, Marille und Willi<strong>am</strong>s<br />

stehen besonders hoch im Kurs. Letzterer hat<br />

dem Apfelbrand in den letzten Jahren den<br />

Rang abgelaufen.<br />

Neben hochwertigsten Edelbränden stellt<br />

Erber auch verschiedene Schnäpse, Spirituosen<br />

und Liköre her. „Auch Spirituosen kann<br />

man qualitätsvoll erzeugen“, sagt Schmid. Bei<br />

Erber arbeitet man deshalb mit Mazeration,<br />

einem physikalischen Verfahren, bei dem die<br />

Aromen direkt aus den Früchten gewonnen<br />

werden. Bei den Schnäpsen ist gesetzlich<br />

ein Destillatanteil von 33 Prozent vorgeschrieben,<br />

den man im Brixental aber auf<br />

50 Prozent erhöht hat. Das Aushängeschild<br />

der Edelbrennerei sind aber eindeutig die<br />

hervorragenden Edelbrände. Diese werden<br />

bevorzugt in der gehobeneren <strong>Tirol</strong>er Gastronomie<br />

kredenzt.<br />

Mit seinem Te<strong>am</strong> aus einheimischen<br />

Mitarbeitern versucht sich Schmid häufig<br />

an neuen Kreationen. Manchmal sind viele<br />

Anläufe nötig, bis der akribische Brennmeister<br />

mit dem Ergebnis zufrieden ist.<br />

Ein Resultat dieser Innovationskraft ist der<br />

Kaffeeschnaps, der ein Unikum in Österreich<br />

ist. Aus diesem Kaffeeschnaps sind wiederum<br />

zwei Liköre entstanden. Der Markterfolg<br />

hat Schmid selbst überrascht. Eine weitere<br />

Besonderheit ist der 25 Jahre im Holzfass<br />

gelagerte Weinbrand, andernorts als Cognac<br />

bezeichnet. Das Sortiment umfasst auch<br />

exotischere Brände wie Schlehdorn, Heidelbeere<br />

oder schwarze Johannisbeere. Der<br />

Schlehdorn ist Schmids persönlicher Favorit:<br />

„Dieser Brand ist lieblich, hat einen Hauch<br />

von Marzipan und einen leichten Vanilleton.“<br />

„Das wichtigste<br />

Brennen<br />

beim<br />

ist ein hervorragendes<br />

Obst.“<br />

<br />

<br />

<br />

Christian Schmid,<br />

Brennmeister und Edelbrandsommelier<br />

Edelbrandsommelier Christian Schmid empfiehlt<br />

kräftige Brände zu kräftigem Essen.<br />

Seit August vergangenen Jahres gehört auch<br />

Gin zum Sortiment. Dieser besteht bei Erber<br />

Fotos: Kröll, Erber<br />

86 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Erber<br />

Brennmeister Christian Schmid (Mitte)<br />

und Brenner Rudolf Heidegger sorgen<br />

für bekannt hohe Erber-Qualitäten.<br />

Mit dem Maische-Haus mit seinen<br />

beeindruckenden, temperaturgesteuerten<br />

Edelstahl-Tanks läutet Erber ein<br />

neues Zeitalter ein. Bei den World<br />

Spirit Awards räumt Erber regelmäßig<br />

höchste Auszeichnungen ab.<br />

„Mit dem neuen Maische-Haus haben<br />

Gärung wir die jetzt noch viel<br />

genauer im Griff.“<br />

<br />

<br />

<br />

Christian Schmid,<br />

Brennmeister und Edelbrandsommelier<br />

aus Wacholder und 26 verschiedenen<br />

Kräutern, die miteinander destilliert werden.<br />

Das Resultat ist exzellent.<br />

Neues Zeitalter<br />

Mit der Investition in ein neues Maische-<br />

Haus hat man bei Erber heuer ein neues<br />

Zeitalter eingeläutet. Die ohnehin hohe<br />

Qualität wird durch noch kontrolliertere<br />

Vergärung noch einmal gesteigert. Nach<br />

der Lage des Gebäudes hätte sich schon so<br />

manch niederländischer Gast erkundigt,<br />

der in froher Erwartung nach dem „meisje“-<br />

Haus (niederländisch für Mädchen) gesucht<br />

hatte. „Wir haben die Gärung jetzt noch viel<br />

genauer im Griff. Das führt zu kürzeren<br />

Gärungszeiten, besserer Ausbeute, wenig<br />

Gärungsnebenproduketen und vor allem<br />

gleichbleibend hoher Qualität“, erklärt Schmid.<br />

Der Vergärungsprozess – die Umwandlung<br />

von Fruchtzucker in Alkohol – dauert<br />

zwischen zwei und drei Wochen. Um das<br />

maximale Aroma zu erhalten, werden bei<br />

Erber alle Edelbrände und Schnäpse doppelt<br />

gebrannt. Doppelbrennen ist zwar aufwändiger,<br />

aber eben aromaschonend.<br />

Was den Traditionsbetrieb Erber sonst<br />

noch auszeichnet, ist der stete Blick über<br />

den <strong>Teller</strong>rand hinaus. Vor allem was den<br />

Gärungsprozess betreffe, könne man<br />

von der Weinbranche viel lernen, weiß<br />

Schmid. Deshalb hat er sich beim Bau<br />

des Maische-Hauses des Know-hows der<br />

Weinhändler und -bauern bedient. In Zukunft<br />

will Schmid gemeins<strong>am</strong> mit einigen<br />

Braumeistern mit verschiedensten Hefen<br />

arbeiten und eventuell auch eigene Hefen<br />

entwickeln.<br />

Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 87


Hotel Sailer<br />

Räume für Träume<br />

Das Restaurant Sailer in Innsbruck steht nicht allein für kulinarischen<br />

Reichtum. Mit sieben Stuben, zwei Sälen und dem herrlichen Gastgarten<br />

offenbart sich ein besonderes Ambiente.<br />

V<br />

on außen betrachtet wirkt das traditionsreiche<br />

Hotel Sailer in der Innsbrucker<br />

Ad<strong>am</strong>gasse unweit des Hauptbahnhofs<br />

recht unspektakulär. Ordentlich, gut in Schuss,<br />

aber eben nicht aufregend. Das ändert sich jedoch<br />

schlagartig, sobald man einen Fuß in das Gebäude<br />

setzt. Das Restaurant im Hotel Sailer besteht<br />

nämlich aus nicht weniger als sieben verschiedenen<br />

Stuben, eine schöner als die andere. Außerdem gibt<br />

es im Hotel Sailer einen Gastgarten, von dem mit<br />

Fug und Recht behauptet werden darf, dass er einer<br />

der schönsten in der ganzen Stadt ist. Der Garten<br />

ist auch an heißen Sommertagen durch zwei uralte<br />

Kastanienbäume – ein jeder zählt über 100 Lenze<br />

– bestens beschattet und erlaubt den Aufenthalt im<br />

Freien, ohne gleich vor Hitze vergehen zu müssen.<br />

Flexibilität ist trumpf<br />

Zu den sieben Stuben und dem herrlichen Gastgarten-Idyll<br />

kommen im Hotel Sailer auch noch zwei<br />

große Festsäle und ein für bis zu zwölf Personen als<br />

Seminarraum nutzbares K<strong>am</strong>inzimmer dazu. Ob<br />

es nun um ein romantisches Candle-Light-Dinner<br />

in trauter Zweis<strong>am</strong>keit oder eine F<strong>am</strong>ilienfeier,<br />

eine Hochzeit, eine Taufe oder eine Sponstionsfeier<br />

geht, im Hotel Sailer wird man gerüstet sein, es<br />

zwischen zwei und 200 Personen an nichts mangeln<br />

zu lassen.<br />

Die Bauernstube wurde 1969 eingerichtet, hatte<br />

zu dieser Zeit aber schon viele Jahre auf dem Buckel.<br />

Wie das geht? Die urige Fichtenholzstube hat<br />

ihren Weg aus einem Volderer Bauernhaus herein<br />

in die Stadt gefunden. Die Sailerstube ist mit einem<br />

88 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Alter von 250 Jahren der Methusalem unter den<br />

sieben Stuben. Die Zirbenholzstube fand 1991 aus<br />

einem schlossähnlichen Herrenhaus ihren Weg ins<br />

Hotel Sailer. Die Wettersteinstube trägt den N<strong>am</strong>en<br />

der Alpinen Gesellschaft Wettersteiner, deren<br />

Mitglieder sich seit mehr als hundert Jahren jeden<br />

Donnerstagabend hier vers<strong>am</strong>meln. Der Saal Tyrol<br />

fasst 120 Personen und kann bei Bedarf auf 200<br />

Sitzplätze erweitert werden.<br />

Für das leibliche Wohl der Gäste ist seit mehr als<br />

fünf Jahren Küchenchef Hannes Kärle zuständig.<br />

Patron Joschi Sailer entst<strong>am</strong>mt einer ganzen Dynastie<br />

von Gastwirten und hat die vollkommene<br />

Gastfreundschaft entsprechend in den Genen. In<br />

Hannes Kärles Küche gerinnen Leidenschaft, Sachverstand<br />

und die Liebe zu regionalen Lebensmitteln<br />

zu beachtlich verspielten, aber dennoch grundehrlichen<br />

Gerichten. Kärle hat sich bereits in renommierten<br />

Betrieben in der Schweiz, den Kitzbüheler<br />

Unterberger Stuben, dem Penzinghof in Oberndorf<br />

und dem Genießerhotel Oberhofer bewiesen.<br />

Österreichische Küche und <strong>Tirol</strong>er Schmankerln<br />

sind genauso Seines wie die französische Küche<br />

oder Einflüsse aus Asien. Bei so manchem Gericht<br />

versucht er, diese verschiedenen Geschmäcker und<br />

Kochphilosophien zu einem neuen Ganzen zu verschmelzen.<br />

Mit Erfolg, soviel darf verraten werden.<br />

Die Kreativität des Küchenchefs findet vor allem<br />

auf der Tageskarte ihren Niederschlag. Wie es sich<br />

für ein Haus gehört, das sich auf eine lange Tradition<br />

berufen kann, fehlen im Restaurant auf Klassiker<br />

der heimischen Küche nicht. Dazu gehören<br />

etwa der Schweinsbraten mit knusprig-krachender<br />

Kruste oder die Käsespätzle.<br />

Die Küche im Hotel Sailer zeigt vor, dass „gutbürgerlich“<br />

nicht schwer im Magen liegen muss. Kärle,<br />

für den Kochen sowohl Hobby als auch Beruf ist,<br />

passt seine Gerichte an den herrschenden Zeitgeist<br />

an. Das heißt konkret: maximale Leichtigkeit bei<br />

maximalem Geschmack. Eine <strong>am</strong>bitionierte Übung,<br />

die gelingt. Die Verwendung von regionalen Lebensmitteln<br />

gehört in der Top-Gastronomie heute nicht<br />

mehr zur Kür, sondern ist Pflicht geworden. Das hat<br />

auch mit dem gestiegenen Konsumentenbewusstsein<br />

zu tun. Im Restaurant Sailer verlässt man sich<br />

in Sachen Fleisch auf einen Innsbrucker Metzger.<br />

„Sicher gibt es in Argentinien und den USA tolles<br />

Rindfleisch. Aber das muss gar nicht sein, weil wir<br />

mittlerweile wirklich tolle Lebensmittel in der Nähe<br />

haben“, erklärt Kärle, der für alle Festlichkeiten<br />

eine Vielzahl an Menüvorschlägen bereithält, die<br />

nach Herzenslust kombiniert, variiert und ergänzt<br />

werden können. Darunter finden sich allerlei kulinarische<br />

Schätze wie der rosagebratene Kalbsrücken<br />

mit Bandnudeln und Morchelrahmsauce, der ebenfalls<br />

rosa gebratene L<strong>am</strong>mrücken auf Rahmpolenta<br />

und Ratatouillegemüse an Röstknoblauchsafterl,<br />

das Hühnerleberparfait im Haselnussmantel mit<br />

Birnenchutney, die Rote-Rüben-Terrine mit Ziegenkäse,<br />

Haselnüssen und Zitrus-Vinaigrette und noch<br />

vieles mehr. Zu all den Gaumenfreuden gehört auch<br />

ein guter Wein. Dessen ist man sich im Restaurant<br />

Sailer wohl bewusst. Den Weingenießer erwarten<br />

fast 7000 Flaschen der besten Weine aus allen<br />

Teilen der Welt. Über die Weinkarte wacht der Gastgeber<br />

Joschi Sailer persönlich. Auch im Restaurant<br />

Sailer ist das Thema Wein nämlich vor allem eines:<br />

Chefsache. <br />

Marian Kröll<br />

Geschichtsträchtiges Ambiente: Fichte,<br />

Zirbe, Tradition und Gastlichkeit. Die Stuben<br />

im Restaurant Sailer wissen zu begeistern.<br />

Links die über 250 Jahre alte Sailerstube, in<br />

der Mitte das Gangl mit St<strong>am</strong>mtisch, rechts<br />

die dunkel vertäfelte Wettersteinstube.<br />

Chefkoch Hannes Kärle liebt es, unterschiedliche<br />

Einflüsse miteinander zu<br />

verweben und daraus lustvolle Gerichte<br />

zu kreieren.<br />

Fotos: Friedle (7), Christian Vorhofer (1)<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 89


Wein<br />

Wein aus <strong>Tirol</strong><br />

Bis vor einigen Jahren galt der Weinbau in Nordtirol als hoffnungslose Utopie, die<br />

wenigen Winzer wurden nicht wirklich ernst genommen, ihre Produkte meistens<br />

nur belächelt. Das hat sich, bedingt durch den Klimawandel,<br />

völlig geändert – über Nordtiroler Wein spottet heutzutage niemand mehr.<br />

E<br />

s wird wohl kein Zufall sein, dass es<br />

sich bei Sauerwein bzw. Saurwein um<br />

durchaus geläufige F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en in<br />

Nordtirol handelt. Der rote oder weiße Rebensaft<br />

wird schon dementsprechend geschmeckt haben<br />

– kein Wunder, das raue Klima der Nordtiroler<br />

Alpenregion spiegelte sich eben im Charakter der<br />

Weine wider.<br />

Dabei hat der Weinbau in Nordtirol eine sehr lange<br />

Tradition und reicht über tausend Jahre zurück,<br />

die älteste urkundliche Erwähnung st<strong>am</strong>mt aus<br />

dem Jahr 965 und betrifft die Ötztaler Gemeinde<br />

Sautens.<br />

Kaiser Maximilian I. persönlich ordnete um das<br />

Jahr 1.500 nahe der Martinswand den Bau der<br />

Zirler Weingärten an, die bis heute erhalten geblieben<br />

sind.<br />

Im Lauf des 16. Jahrhunderts war es dann mit der<br />

Nordtiroler Weinherrlichkeit vorbei, eine Klimaverschlechterung<br />

löste die sogenannte „kleine Eiszeit“<br />

aus und die vielen Weingärten verschwanden zusehends.<br />

Schließlich waren in Nordtirol Rebstöcke<br />

nur noch vereinzelt als Zierpflanzen an warmen<br />

Hausmauern zu finden, den Wein importierte man<br />

lieber aus dem klimatisch bevorteilten Südtirol.<br />

Das ist auch über Jahrhunderte so geblieben,<br />

aber wie wir wissen, ist das einzig Beständige die<br />

Unbeständigkeit und so hat sich auch das Klima<br />

wieder verändert – ob diese Klimaerwärmung vom<br />

Menschen mitverursacht wurde, interessiert an<br />

dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht. Und so<br />

ist es gekommen, dass einige enthusiastische Winzer<br />

es tatsächlich wieder wagen, in Nordtirol Wein<br />

anzubauen. Alexandra und Georg Flür aus Tarrenz<br />

Fotos: Friedle<br />

90 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Weingut Flür<br />

gehören zu diesen Wagemutigen und der Erfolg<br />

gibt ihnen recht.<br />

Am Anfang waren die Vögel<br />

Alexandra und Georg Flür haben mit ihren Eltern<br />

in Tarrenz jahrelang eine Landwirtschaft betrieben,<br />

zum Weinanbau hatten sie keinerlei Bezug. Lediglich<br />

rund um eine Laube vor ihrem Hof rankten<br />

sich einige Reben. Zierpflanzen halt. Irgendwann<br />

ärgerte sich Georg darüber, dass ihm die Vögel der<br />

Umgebung Jahr für Jahr sämtliche Trauben wegfraßen,<br />

also begann er seine „Ernte“ zu verteidigen.<br />

Mit Erfolg – aber auch mit dem Ergebnis, dass<br />

plötzlich einige Eimer Weintrauben auf die weitere<br />

Verarbeitung warteten. Tja, und so ist Georg Flür<br />

zum Winzer geworden. „In Tarrenz hat es ja immer<br />

schon Weinbauern gegeben“, erinnert sich Georg<br />

zurück. „Mit denen habe ich mich <strong>am</strong> Anfang<br />

grundsätzlich über Weinanbau unterhalten und so<br />

immer mehr dazugelernt. Es folgten einige Kurse<br />

und Lehrgänge in Südtiroler Kellereien. Ich hab‘<br />

viel Theorie über Weinbau in mich eingesogen. Und<br />

dann hab‘ ich mich einfach getraut, das Keltern<br />

selber zu probieren.“<br />

Die ersten Ergebnisse waren, um es mit Georg<br />

Flür auszudrücken, „einfach schauderhaft“. Aber<br />

seine Leidenschaft war geweckt, Georg Flür wollte<br />

es wissen und seine Frau Alexandra bestärkte ihn<br />

darin. Also sind die Flürs nach Südtirol und nach<br />

Graubünden gefahren und haben sich die ersten<br />

paar Weinstöcke gekauft. Vor allem der Besuch des<br />

Weinguts „Gantenbein“ in Fläsch in Graubünden<br />

stellte letzten Endes die Weichen zum neuen Weg,<br />

ist sich Alexandra Flür heute sicher: „In Fläsch<br />

keltern sie wirklich fantastische Weine in den unterschiedlichsten<br />

Sorten und das auf einer Seehöhe<br />

von über 825 Metern. Da war uns klar: Wenn das<br />

mit dem Weinanbau hier in Graubünden geht, dann<br />

funktioniert das auch bei uns daheim in Tarrenz.“<br />

Tatsächlich verfügt Tarrenz über ein für den<br />

Weinbau vorteilhaftes Mikroklima. Im sonnigen<br />

Oberinntal ist es relativ mild und trocken, es gibt<br />

hier auch selten Hochnebel. Zwar scheint die Sonne<br />

weniger heiß als im benachbarten Südtirol, dafür ist<br />

die Vegetationsperiode in Nordtirol lang, manchmal<br />

bis Ende Oktober. „Das Jahr 2014 war überhaupt<br />

extrem“, lacht Georg Flür. „Da haben wir die<br />

Lese erst für den 12. November angesetzt.“<br />

Riskiert und gewonnen<br />

Als Neowinzer braucht man einen langen Atem, das<br />

merkten die Flürs schnell. Und man darf keineswegs<br />

risikoscheu veranlagt sein. Das wird von Alexandra<br />

und Georg Flür auch niemand behaupten, denn vor<br />

zehn Jahren gaben sie ihre Landwirtschaft auf und<br />

Als Winzer sind Alexandra und Georg<br />

Flür ins eiskalte Wasser gesprungen<br />

und sind mit der Errichtung ihre Weingutes<br />

in Tarrenz ein großes unternehmerisches<br />

Risiko eingegangen. Heute<br />

können sie mit Recht behaupten, dass<br />

sich das Wagnis gelohnt hat.<br />

„Irgendwann hab ich mich getraut, das<br />

Keltern selber zu probieren. Die ersten<br />

Ergebnisse waren schauderhaft.“<br />

<br />

setzten alles auf die Karte Weinbau. Dazu muss man<br />

wissen, dass es gut und gern fünf oder sechs Jahre<br />

dauert, bis ein Rebstock die ersten verwertbaren<br />

Trauben hergibt. So viel zum langen Atem.<br />

Alexandra Flür vergleicht ihren und ihres<br />

Mannes Weg von der Viehwirtschaft zur Weinkellerei<br />

mit einer Bergtour: „Zuerst geht es drei Stunden<br />

steil bergauf, man schwitzt und kommt außer<br />

Georg Flür, Winzer aus Tarrenz<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 91


Wein<br />

Das Design der Weinflaschen st<strong>am</strong>mt<br />

von Georg Flür selber, die in verschiedenen<br />

Farben gestalteten Etiketten<br />

erleichtern den Kunden die Wiedererkennung<br />

einer bestimmten Sorte.<br />

Weingut Flür<br />

Weiss & Rot<br />

Edel-Weiß 2015<br />

Cuvée aus Müller-Thurgau, Aromera und<br />

Solaris. Feine Zitrusnote mit Anklängen<br />

von Aprikose. Ein Wein für viele Gelegenheiten.<br />

Sylvaner 2015<br />

Zarte Zitrusfrucht, diskrete florale Noten,<br />

exotischer Ausklang. Ein eleganter<br />

Verführer.<br />

Chardonnay 2015<br />

Angenehme Kräuternote, Anklänge von<br />

Zitrus, typische frische Fruchtigkeit.<br />

Vielseitiger Speisenbegleiter.<br />

Torrento 2014<br />

Cuvée aus Zweigelt und Rösler. Frische<br />

jugendliche Beerenfrucht mit präsenter<br />

Säure.<br />

Rösler 2014<br />

Anklänge von Waldbeeren, elegantes<br />

Duftspiel, straff und saftig zugleich. Am<br />

Gaumen Cassis mit s<strong>am</strong>tigen Tanninen.<br />

Pinot Noir 2014<br />

Feingliedrige rotbeerige Frucht, Rosenblüte,<br />

seidige Tannine. Ein ausgewogener,<br />

eleganter Pinot.<br />

Atem, es ist mühs<strong>am</strong> und kein Ende in Sicht. Aber<br />

dann hat man irgendwann das Ziel seiner Tour<br />

immer klarer vor Augen und schließlich steht man<br />

endlich <strong>am</strong> Gipfel, kann zufrieden auf das Erreichte<br />

zurückblicken und genießt den wunderbaren Ausblick.<br />

Und so stehen wir heute da und erfreuen uns<br />

der schönen Aussicht.“<br />

Die Flürs haben sich in der näheren Umgebung<br />

ihres Weinguts mehrere Agrarflächen gekauft oder<br />

gepachtet und Jahr für Jahr pflanzten sie mehr<br />

Rebstöcke an, heute sind es knapp 4000. Klingende<br />

N<strong>am</strong>en wie Chardonnay, Pinot Noir oder<br />

Rösler sind dabei ebenso zu finden wie die robuste<br />

Sylvaner-Weißweintraube, die das Alpenklima<br />

besonders gut verträgt. Aus den Trauben werden<br />

dann behuts<strong>am</strong> mehrere Weine gekeltert, die Flürs<br />

geben jedem Wein die Zeit, die er braucht, um sich<br />

vollends entfalten zu können.<br />

Die Weißweine werden dann im Stahltank gelagert,<br />

die Rotweine reifen teilweise in Holzfässern,<br />

die ganz speziell für das Weingut Flür angefertigt<br />

wurden. Zu diesem Zweck ist der Fassbinder extra<br />

aus dem Burgund angereist, hat die Flür’schen<br />

Weine ausgiebig verkostet und danach das perfekte<br />

Holz ausgewählt, mit dem perfekten Toasting<br />

angefertigt – alles exakt auf den individuellen<br />

Geschmack der Weine abgestimmt. Ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass die Flürs lieber nichts dem Zufall<br />

überlassen und bei der Qualität ihrer Weine keine<br />

Kompromisse eingehen wollen.<br />

Dazu gehört auch eine selbstauferlegte Mengenbegrenzung.<br />

Schon bald wird die maximale Anzahl<br />

von 4300 Rebstöcken erreicht sein und d<strong>am</strong>it<br />

lassen sich pro Jahr gut 3500 Flaschen füllen. Mehr<br />

sollen es nicht werden. Die Weine aus dem Hause<br />

Flür gehen in kleinen Mengen an ausgewählte Gasthäuser<br />

und Restaurants. Der überwiegende Teil<br />

wird direkt im Weingut <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl<br />

verkauft, zu Preisen von 11 bis 19 Euro pro Flasche.<br />

Die gute Qualität wird von den Kunden honoriert<br />

und darf auch einen guten Preis haben. Die Flürs<br />

haben auf ihrem Weingut gleich zwei attraktive<br />

Verkostungsräume. Der größere davon vermag<br />

eine ganze Busladung erlebnis- und weindurstiger<br />

Interessenten aufzunehmen und man glaubt es<br />

Alexandra und Georg gern, dass es ab und zu richtig<br />

lustig werden kann <strong>am</strong> Tarrenzer Kappenzipfl.<br />

<strong>Tirol</strong>er Weinbau stark<br />

im Kommen<br />

Die Flürs sind als Weinbauern in Nordtirol längst<br />

keine Exoten mehr. Zwar ist der <strong>Tirol</strong>er Anteil an<br />

der ges<strong>am</strong>tösterreichischen Weinanbaufläche mit<br />

0,2 Prozent verschwindet klein, die Weine brauchen<br />

sich aber wahrlich nicht zu verstecken und<br />

zahlreiche Erzeugnisse <strong>Tirol</strong>er Kelter sind längst<br />

zu österreichischen Qualitätsweinen geworden.<br />

Übrigens hat <strong>Tirol</strong> erst seit fünf Jahren einen<br />

eigenen Weinbauverband, als letztes Bundesland<br />

Österreichs. Mittlerweile hat der Verband – der von<br />

den leidenschaftlichen Weinbauern Peter Zoller<br />

(Obmann), Georg Flür und Edgar Tangl gegründet<br />

wurde – heute an die 50 Mitglieder. Ein gutes<br />

und sicheres Zeichen dafür, dass der Weinbau in<br />

Nordtirol in den letzten Jahren einen gewaltigen<br />

Aufschwung genommen hat.<br />

Glaubt man den Klimaexperten, dann wird sich<br />

zumindest wettertechnisch nicht viel ändern in<br />

den nächsten Jahrzehnten, es wird so schnell keine<br />

„kleine Eiszeit“ mehr kommen, nicht einmal eine<br />

ganz kleine. Und das wiederum sind für die immer<br />

größere Zahl der Liebhaber Nordtiroler Weine<br />

durchaus erfreuliche Nachrichten.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

92 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


750 JAHRE<br />

WEINERFAHRUNG<br />

Seit 1267 in Eppan / Südtirol<br />

und seit 73 jahren in Nordtirol<br />

bestens etabliert.<br />

Als inntovativer Partner von Hotellerie & Gastronomie,<br />

sowie Fach- und Einzelhandel ist die Weinkellerei<br />

P. Meraner mit ihrem Te<strong>am</strong> in <strong>Tirol</strong>, in Teilen Südtirols,<br />

in der Schweiz und in Deutschland bestens vertreten.<br />

Ein gut sortiertes, qualitativ hochwertiges Angebot im<br />

Bereich Wein, Ch<strong>am</strong>pagner, erlesenen Spirituosen und<br />

gesunden Natursäften, sowie Seriosität und<br />

ein ausgezeichnetes Preis- Leistungsverhältnis<br />

stehen für den N<strong>am</strong>en Meraner.<br />

www.meraner.at


Der perfekte Tisch<br />

Tischlein deck dich<br />

Die Bedeutung eines gepflegten Table Top in der sinnlichen Vermittlung von<br />

Kulinarik wird oft unterschätzt. Zu Unrecht, demonstriert Manuel<br />

Harnischmacher von WMF. Glasperlenbestrahlung und Dekore sind im Kommen.<br />

I<br />

n der Kulturgeschichte des Essens und<br />

Trinkens darf der Einfluss der Esswerkzeuge<br />

nicht unterschätzt werden. In der<br />

Spitzengastronomie kommt es in der Speisenpräsentation<br />

nämlich auch auf die Optik an. Diese<br />

kann mit passendem Geschirr unterstrichen oder<br />

aber mit unpassendem Geschirr zunichte gemacht<br />

werden. Haute Cuisine findet dort statt, wo wertige<br />

Ware zum Einsatz kommt. Das beginnt beim<br />

Lebensmittel und hört beim Geschirr auf. Haben<br />

Sie schon einmal grandiosen Wein aus einem<br />

Pappbecher getrunken, schon einmal Sagenhaftes<br />

von Papptellern gegessen? Eben. „Geschirr spielt<br />

bei gepflegter Kulinarik eine große Rolle. Vor allem<br />

in der Gastronomie sollte auch das Geschirr etwas<br />

Besonderes sein, das zum außergewöhnlichen<br />

Ges<strong>am</strong>terlebnis beiträgt“, sagt Manuel Harnischmacher,<br />

der Ansprechpartner für die professionelle<br />

Gastronomie bei WMF.<br />

Erst die Pflicht, dann die kür<br />

Wie jeder andere Bereich im Leben ist auch der Geschirrbereich<br />

Moden und Trends unterworfen. Bevor<br />

man sich allerdings zu sehr mit aktuellen Modeerscheinungen<br />

beschäftigt, sollte man die Basics erfüllt<br />

haben, sagt Harnischmacher: „Es ist uns ein Anliegen,<br />

dass Gastronomen ein gepflegtes Table Top zur<br />

Verfügung stellen.“ D<strong>am</strong>it sind vor allem zeitlose,<br />

94 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Anna Geiger und Manuel Harnischmacher<br />

wissen Bescheid, was die Gastronomie<br />

braucht, um den Erlebnischarakter des<br />

Kulinarischen zu betonen.<br />

Glasperlenbestrahltes Besteck hinterlässt<br />

keine Fingerabdrücke, liegt gut in<br />

der Hand und ist extrem langlebig. Die<br />

Kombination aus glasperlenbestrahlten<br />

Griffen und polierten Endstücken ist der<br />

kommende Trend.<br />

dezente Artikel gemeint, die mit Langlebigkeit und<br />

hohem praktischem Nutzen zu überzeugen wissen.<br />

Ist die Pflicht erst einmal erfüllt, kann es an die Kür<br />

gehen. Dafür eignen sich Dekore, die es in allen<br />

erdenklichen Varianten gibt und die sich zusätzlich<br />

mit dem eigenen Logo individualisieren lassen. Beim<br />

Besteck gibt es ebenfalls ständig neue Formen, die<br />

den Vorstellungen der Kunden Rechnung tragen.<br />

Die Kombination aus glasperlenbestrahlten Griffen<br />

mit konventionellen Zinken und Blättern ist gerade<br />

schwer angesagt. Gerade in der Gastronomie werden<br />

an Geschirr, Besteck und Gläser sehr hohe Anforderungen<br />

gestellt, was die Lebensdauer betrifft.<br />

Fünf Jahre Glasur-Garantie gewährt Tafelstern,<br />

die Profi-Linie von WMF, wie Anna Geiger, die für<br />

die Gastronomie zuständig ist, erklärt. Unschöne<br />

schwarze Striche <strong>am</strong> <strong>Teller</strong>, wie sie durch wiederholtes<br />

Schneiden auftreten können, gibt es dadurch<br />

nicht. Alle Dekore sind selbstverständlich geschirrspülerfest,<br />

die Vignetten werden in Glasur gemacht,<br />

wodurch die Farbe nicht verblassen könne. Flugrost<br />

gibt es bei gutem Besteck sowieso nicht. „Das ist ein<br />

absolutes No-Go“, schüttelt Harnischmacher den<br />

Kopf. Bestecke von WMF bestehen nämlich aus rostfreiem,<br />

säureresistentem Edelstahl mit 18 Prozent<br />

Chrom und zehn Prozent Nickel, im Markenn<strong>am</strong>en<br />

Cromargan genannt und für die Ewigkeit hergestellt.<br />

Selbiges gilt auch für das Silberbesteck, das aber in<br />

der Pflege mehr Aufwand verursacht. „Man hat das<br />

Besteck sogar in einen Betonmischer geschmissen,<br />

um die Kratzfestigkeit zu testen“, sagt Harnischmacher.<br />

Zu derartigen Härten wird es im Gastro-Alltag<br />

hoffentlich nicht kommen. Dennoch beruhigt der<br />

Gedanke, dass selbst Betonmischer dem Besteck<br />

nichts anhaben können.<br />

Essen und Trinken ist immer etwas Sinnliches,<br />

das in anderen Kulturen sogar noch stärker zelebriert<br />

wird als in unseren Breiten. „Momentan ist die<br />

Erlebnisgastronomie stark im Vormarsch. Erleben<br />

kann auch durch das Erzeugen von Emotionen umgesetzt<br />

werden. Das ist mit schönem Besteck und<br />

Geschirr und der stilsicheren Inszenierung der Speisen<br />

relativ leicht machbar“, sagt Harnischmacher,<br />

der in der österreichischen Gastronomie noch viel<br />

Potenzial sieht.<br />

Kompetenz stellt WMF auch im Bereich Gastro-<br />

Kaffeemaschinen seit vielen Jahren unter Beweis.<br />

„Mit unserem Equipment liefern wir beste Qualität<br />

– zu 100 Prozent made in Germany – und besten<br />

Service, der keine Wünsche offenlässt“, weiß Harnischmacher.<br />

Zu einem professionellen Table Top<br />

gehören selbstverständlich auch entsprechende<br />

Gläser. Auch in dieser Beziehung bietet WMF ein<br />

ebenso breites wie langlebiges Sortiment mit extrem<br />

niedriger Bruchquote und Weingläsern „aus einem<br />

Guss“.<br />

Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 95


Imker<br />

Die Honig<br />

Macher<br />

<strong>Tirol</strong>er Honig ist ein begehrtes Naturprodukt, tausende<br />

Bienenvölker im Land strengen sich mächtig an, möglichst viel<br />

des flüssigen Goldes zu liefern. Mindestens genau so fleißig wie<br />

die Bienen sind aber auch die vielen <strong>Tirol</strong>er Imker.<br />

W<br />

ie<br />

wichtig die Bienen für das ökologische<br />

Gleichgewicht sind, hat Albert<br />

Einstein einmal in drastische Worte<br />

gefasst: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet,<br />

hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine<br />

Bienen, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen<br />

mehr.”<br />

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum<br />

auch hierzulande die Bienen gefährdet sind, viele<br />

davon hat der Mensch mitverursacht. Aber es gibt<br />

im Land auch unzählige Menschen, denen der Erhalt<br />

der Immen so etwas wie eine Lebensaufgabe<br />

geworden ist – die Imker.<br />

Der Bienen-Taxler aus<br />

ReTTenschöss<br />

Wenn von Bienen die Rede ist, wird das Wort<br />

„fleißig“ meist nicht weit sein. Tatsächlich sind die<br />

Leistungen der Bienen bei Futtersuche, Honigproduktion<br />

und Brutpflege beeindruckend, aber auch<br />

auf die Imker trifft der Begriff „fleißig“ durchaus<br />

zu. Auf Bernhard Bichler zum Beispiel. Er betreibt<br />

in Rettenschöss eine Bio-Imkerei und ist nebenbei<br />

Bio-Referent beim <strong>Tirol</strong>er Bienenzuchtverein. Mit<br />

seinen gut 300 Bienenvölkern gehört Bichler zu den<br />

„großen“ Imkern im Land, dementsprechend groß<br />

ist auch der Arbeitsaufwand: „Manchmal hab‘ ich<br />

das Gefühl, dass ich hauptsächlich Taxifahrer für<br />

meine Bienenvölker bin“, lacht Bernhard Bichler.<br />

Der Grund dafür liegt im jeweils aktuell verfügbaren<br />

Nektar-Angebot für die Bienen. Diese verfügbaren<br />

Nahrungsmittelquellen nennt der Imker „Tracht“.<br />

„Wenn eine Tracht nicht mehr viel hergibt, dann<br />

packe ich meine Völker ins Auto und fahr‘ sie dorthin,<br />

wo es für die Bienen etwas zu s<strong>am</strong>meln gibt“,<br />

sagt Bichler. Die Bienenvölker von Bernhard Bichler<br />

verteilen sich auf insges<strong>am</strong>t 18 Standorte, dementsprechend<br />

viel ist der Bio-Imker unterwegs.<br />

Bichler ist – was die Imkerei betrifft – so etwas<br />

wie ein Spätberufener. Nach zwei Jahrzehnten<br />

Berufstätigkeit als Maschinenbau-Ingenieur hat er<br />

96 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Honig<br />

„Ein Imker hat schon<br />

sehr viel Einfluss auf<br />

die Qualität seines<br />

Honigs.“<br />

<br />

Heinrich Gritsch, Imker aus Silz<br />

von Büroarbeit genug gehabt und begonnen, sich<br />

für Bienen zu interessieren: „Ich wollte in der Natur<br />

draußen arbeiten und das kann ich jetzt zur Genüge<br />

tun“, sagt Bernhard Bichler.<br />

Zahlreiche seiner Bienenvölker hat er im Langen<br />

Grund bei Kelchsau stationiert und wenn die Alpenrosen<br />

in voller Blüte stehen, bringt er seine Honig-<br />

S<strong>am</strong>mler bis auf 2.000 Meter hinauf. Das Produkt<br />

der Bienen findet sich dann – von „Bio <strong>am</strong> Berg“<br />

vermarktet – in zahlreichen Lebensmittelgeschäften<br />

wieder und steht meistens nicht lange in den<br />

Regalen. Bio-Honig ist gefragt und Bio-Honig darf<br />

auch etwas kosten. Trotzdem bevorzugt Bichler den<br />

Ab-Hof-Verkauf seines Honigs und er ist auch auf<br />

vielen Bauernmärkten zu finden. Vor allem deshalb,<br />

weil ihm der persönliche Kontakt mit seinen Kunden<br />

sehr wichtig ist.<br />

Das vergangene Jahr war wegen des schönen<br />

Sommers ein gutes Jahr für die Bienen, sie sind sehr<br />

kräftig in den Winter gegangen. Auch heuer schaut<br />

es sehr gut aus, die Bienenvölker „schwärmen“ stärker<br />

als in anderen Jahren und zeigen dadurch ihre<br />

Vitalität. Zwar ist die berüchtigte Varroa-Milbe auch<br />

in <strong>Tirol</strong> eine stete Gefahr, aber sie hat schon weit<br />

schrecklicher gewütet. Das hat auch mit der guten<br />

Arbeit der Imker zu tun, von denen immer mehr auf<br />

die Bio-Schiene umschwenken. Und d<strong>am</strong>it, dass mit<br />

der Rasse „Carnica“ eine sehr robuste Biene immer<br />

mehr Verbreitung in <strong>Tirol</strong> findet.<br />

Fotos: Friedle<br />

Araber lieben Honig aus Silz<br />

Heinrich Gritsch aus Silz ist seit 40 Jahren Imker<br />

aus Leidenschaft, ihm kann in Sachen Bienen keiner<br />

im Land etwas vormachen. Der Landwirt hat früher<br />

die Imkerei als Nebenerwerb geführt und mehr als<br />

120 Bienenvölker betreut. Heute gibt er sich in seiner<br />

verdienten Pension mit 40 Völkern zufrieden,<br />

wohl gerade deshalb ist sein Honig noch begehrter<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 97


Imker<br />

geworden. Seine Kunden kommen buchstäblich aus<br />

der ganzen Welt: „Seit zwei, drei Jahren kommen<br />

immer wieder Araber zu mir nach Silz und kaufen<br />

meinen Honig. Einmal sagte mir einer: ‚You are a<br />

very f<strong>am</strong>ous man in Arabia.‘ Es hat dort in einer<br />

Zeitung einen Artikel über mich gegeben und so hat<br />

sich das verbreitet“, freut sich „der sehr berühmte“<br />

Gritsch. Überhaupt ist Heinrich Gritsch beinahe<br />

schon als Medienstar unter den <strong>Tirol</strong>er Imkern zu<br />

bezeichnen, es gibt unzählige Zeitungsberichte über<br />

ihn, das Fernsehen hat auch schon öfter bei ihm<br />

in Silz gedreht. Erst kürzlich war ein K<strong>am</strong>erate<strong>am</strong><br />

von ARTE zu Besuch, im bayrischen Fernsehen war<br />

dann der Beitrag zu sehen.<br />

Heinrich Gritsch hat auch einige Bücher über seine<br />

Leidenschaft verfasst, eines davon, „Imkern in den<br />

Alpen“, ist das wohl meistverkaufte Fachbuch über<br />

Imkerei in ganz Österreich und geht derzeit in seine<br />

siebte Auflage. Gritsch ist die Weitergabe seines<br />

Wissens ein echtes Anliegen, jedes Jahr finden sich<br />

zahlreiche Schulklassen bei ihm ein und immer<br />

wieder bekommt der Imker Besuch von Berufskollegen<br />

und solchen, die es noch werden wollen. Auf<br />

seinem Grundstück befindet sich ein kleiner, aber<br />

sehr informativer Bienenlehrpfad und man kann<br />

in einem gläsernen Schaubienenstock den Immen<br />

bei ihrer faszinierenden Tätigkeit zuschauen. Dass<br />

das Interesse an der Imkerei in den letzten Jahren<br />

spürbar angestiegen ist, freut Heinrich Gritsch sehr<br />

und für seine Arbeit wird ihm viel Wertschätzung<br />

entgegengebracht.<br />

Diese Wertschätzung spiegelt sich auch im Kaufverhalten<br />

seiner Kunden wider: „Ich kann mich<br />

gar nicht erinnern, wann mich der letzte Kunde<br />

um den Preis für meinen Honig gefragt hat“, sagt<br />

Gritsch. Das liegt vielleicht auch daran, dass <strong>Tirol</strong>er<br />

Honig gar nicht so viel kostet, wie er eigentlich wert<br />

ist – durchschnittlich kann man von etwa 15 Euro<br />

für ein Kilogr<strong>am</strong>m ausgehen. Das liegt nur unwesentlich,<br />

wenn überhaupt, über dem Preis für Honig<br />

aus ausländischer Produktion, wo die Bienenvölker<br />

<strong>am</strong> Rand von riesigen Raps- oder Sonnenblumen-<br />

Plantagen angesiedelt werden. Dass ein mit monokultureller<br />

Massen-Tracht erzeugter Honig in<br />

Geruch, Geschmack und Qualität nicht mit Honig<br />

aus <strong>Tirol</strong> in Konkurrenz zu treten braucht, versteht<br />

sich von selbst.<br />

Guter Imker, guter Honig<br />

Schon <strong>am</strong> Duft eines Honigs lässt sich also die<br />

Artenvielfalt einer Tracht erahnen – aber wie viel<br />

Einfluss hat eigentlich der Imker selbst auf den Geschmack<br />

„seines“ Honigs? „Schon sehr viel“, meint<br />

Heinrich Gritsch. „Der Wabenbau sollte möglichst<br />

jung sein, alle alten Waben müssen raus aus dem<br />

Stock. Das ist auch für das Volk gut und starke Völker<br />

sorgen für mehr Inhaltsstoffe. Den Honig muss<br />

man vor der Ernte ausreichend lange reifen lassen,<br />

da spielt die Erfahrung eine große Rolle. Hygiene<br />

ist natürlich auch sehr wichtig, ich verwende beim<br />

Schleudern nur Gefäße aus Edelstahl. Die richtige<br />

Temperatur und auch die Luftfeuchtigkeit beim<br />

Schleudern, Abfüllen und Lagern sind ebenfalls<br />

bedeutende Faktoren für eine gute Qualität.“<br />

Die vielen leidenschaftlichen Imker im Land<br />

sind mit ihren Bienenvölkern ein ganz wesentlicher<br />

Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems.<br />

Bernhard Bichler, Heinrich Gritsch und all ihre Berufskollegen<br />

kümmern sich tagtäglich mit vollem<br />

Einsatz um ihre Bienen und diese danken es ihnen<br />

mit einem der köstlichsten Geschenke, das die<br />

Natur zu bieten hat – echtem, wild ges<strong>am</strong>meltem<br />

Honig.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

98 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Zillertaler Tourismusschulen<br />

Gastlichkeit<br />

An den Zillertaler Tourismusschulen wird jene Gastlichkeitkeit vermittelt, für die das Land<br />

<strong>Tirol</strong> bekannt und geschätzt ist. AbsolventInnen beweisen nicht nur theoretisches Fachwissen,<br />

sondern wissen auch im direkten Kontakt mit dem Gast zu überzeugen.<br />

<strong>Tirol</strong> ist ein Land, das wie kaum<br />

ein anderes touristisch geprägt<br />

ist. Für einen nachhaltig positiven<br />

Eindruck bei den Gästen ist aber<br />

nicht nur die Hardware – <strong>Tirol</strong>s landschaftliche<br />

Schönheit – sondern auch die<br />

Software, der Mensch als kompetenter<br />

und weltoffener Dienstleister <strong>am</strong> Gast,<br />

unverzichtbar. Die Zillertaler Tourismusschulen<br />

sind die erste Adresse in <strong>Tirol</strong>,<br />

wenn es um touristische und gastronomische<br />

Berufsausbildungen geht. Doch<br />

nicht nur das. AbsolventInnen aus Zell<br />

<strong>am</strong> Ziller sind aufgrund durchwegs hoher<br />

Ausbildungsstandards auch abseits<br />

touristischer Berufe sehr gefragt. Mit<br />

Ausbildungsschwerpunkten wie „Interkulturelle<br />

Gastronomie und Hotellerie“<br />

trägt man den geänderten Anforderungen<br />

einer globalisierten Welt Rechnung.<br />

Breites Angebot mit Praxisbezug<br />

Das Ausbildungsangebot umfasst eine<br />

Höhere Lehranstalt für Tourismus (5-jährig<br />

mit Matura), eine 3-jährige Hotelfachschule,<br />

einen Aufbaulehrgang für<br />

Tourismus (3-jährig mit Matura) und den<br />

Schwerpunkt „Freizeitsport und Golf“ in<br />

der Tourismusfachschule. Die Zillertaler<br />

Tourismusschulen bewegen sich mit<br />

der ständigen Weiterentwicklung stets<br />

auf der Höhe der Zeit.<br />

Doch nicht allein auf die Vermittlung<br />

theoretischen Wissens kommt es<br />

an. „Learning by doing“, der konkrete<br />

Unterricht <strong>am</strong> Gast, wird großgeschrieben.<br />

Entsprechend bekommen<br />

SchülerInnen das Rüstzeug mit, um in<br />

allen Bereichen der Gastronomie und<br />

Hotellerie s<strong>am</strong>t angeschlossenen Branchen<br />

bestens reüssieren zu können.<br />

Sprachkenntnisse (Englisch, Italienisch,<br />

Französisch, Spanisch, Russisch) und<br />

Social Skills kommen ebenfalls nicht zu<br />

kurz. Im Rahmen eines Tages der offenen<br />

Tür <strong>am</strong> 19. Jänner 2017 (9 bis 17<br />

Uhr) gibt es die Möglichkeit, sich selbst<br />

ein Bild von der hohen Schule der Gastlichkeit<br />

zu machen.<br />

So manch erfolgreicher <strong>Tirol</strong>er Gastronom<br />

hat sich die Basis für den Erfolg<br />

an den Zillertaler Tourismusschulen geschaffen.<br />

Kontakt<br />

Zillertaler Tourismusschulen<br />

Schwimmbadweg 3, 6280 Zell <strong>am</strong> Ziller<br />

Tel.: 05282 3157<br />

info@zillertaler-tourismusschulen.at<br />

www.zillertaler-tourismusschulen.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Kräuter<br />

Alles im<br />

Topf<br />

Kleine<br />

Kräuterkunde<br />

Basilikum<br />

Mildes Aroma, eignet sich bestens für<br />

mediterrane Gerichte.<br />

Thymian<br />

Neben Basilikum der Klassiker unter den<br />

mediterranen Gewürzen.<br />

Liebstöckel<br />

Schmeckt sehr intensiv, wird oft auch<br />

„Maggikraut“ genannt.<br />

Oregano<br />

Herb und intensiv duftend, darf Oregano<br />

auf keiner Pizza fehlen.<br />

Majoran<br />

Erinnert etwas an Thymian, ist aber<br />

deutlich süßer im Geschmack.<br />

Rosmarin<br />

Der würzige Geschmack der dicken,<br />

grünen Nadeln ist einzigartig.<br />

E<br />

inst waren die Strillingers aus Söll ein<br />

Landwirtschaftsbetrieb wie viele andere<br />

in <strong>Tirol</strong> und unter anderem in der Fleischproduktion<br />

tätig. Großvater Strillinger hat dann<br />

mit dem Anbau von Feldgemüse in Folientunnels<br />

begonnen und bald wurden Tomaten, Paprika<br />

und Gurken in den Handel gebracht. Etwas später<br />

wurden dann großflächig die ersten Kräuter angepflanzt.<br />

Die Nachfrage war da, doch dann hat die<br />

Reaktorkatastrophe in Tschernobyl die ges<strong>am</strong>te<br />

Ernte der Strillingers unbrauchbar gemacht.<br />

Aber F<strong>am</strong>ilie Strillinger hat nicht aufgegeben,<br />

die ersten Gewächshäuser wurden errichtet und als<br />

Betrieb spezialisierte man sich ab diesem Zeitpunkt<br />

auf die Produktion von Bio-Topfkräutern. D<strong>am</strong>als<br />

waren Töpfchen mit Basilikum, Thymian oder Liebstöckel<br />

ein absolutes Nischenprodukt. Gartenbau<br />

Strillinger war d<strong>am</strong>it in <strong>Tirol</strong> der Erste <strong>am</strong> Markt.<br />

Im Laufe der Jahre wurde die Anbaufläche immer<br />

größer und größer, heute verfügt Strillinger über<br />

10.000 Quadratmeter in beheizbaren Gewächshäusern<br />

und über noch einmal gut 8000 Quadratmeter<br />

Gartenbau Strillinger im <strong>Tirol</strong>er<br />

Unterland ist österreichweit<br />

bekannt für seine Bio-Topfkräuter.<br />

Das F<strong>am</strong>ilienunternehmen hat als<br />

einer der ersten Landwirtschaftsbetriebe<br />

auf die Produktion von<br />

Topfkräutern gesetzt und d<strong>am</strong>it<br />

eine beachtliche Erfolgsstory<br />

geschrieben.<br />

Freilandfläche. Dort werden alle nur denkbaren<br />

Küchenkräuter angepflanzt und in den Handel gebracht<br />

– pro Jahr verlassen zwischen 1,6 und 1,75<br />

Millionen kleine Töpfchen das Betriebsgelände in<br />

Söll.<br />

Mit der Anbaufläche ist gleichzeitig auch der<br />

technische Produktionsaufwand gestiegen. Heute<br />

funktioniert vieles vollautomatisch – vom regelmäßigen<br />

Gießen, über die Schattier-Schirme, bis hin<br />

zu Ventilatoren, die natürlichen Wind vortäuschen.<br />

Heute leitet Michael Strillinger den F<strong>am</strong>ilienbetrieb<br />

und bei seiner täglichen Arbeit unterstützen ihn 17<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Produktion<br />

der Topfkräuter ist bio-zertifiziert, für Michael Strillinger<br />

eine Selbstverständlichkeit: „Bei uns gibt es<br />

keine Spritzmittel und keine sonstigen Wachstumshelfer.<br />

Wir versuchen mittels Technik in unseren<br />

Gewächshäusern, die natürlichen Lebensbedingungen<br />

der Kräuter zu gewährleisten. Im Prinzip ist es<br />

so, dass eine Massenproduktion wie bei uns ohnehin<br />

nur mit Bio-Standards funktioniert.“ Gegossen<br />

werden die Pflanzen mit Trinkwasser und es kommt<br />

Fotos: Friedle<br />

100 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


„Für jeden Schädling gibt es in<br />

der Natur einen<br />

Gegenspieler.“<br />

<br />

Michael Strillinger<br />

nur die allerbeste Erde zum Einsatz. Wenn einmal<br />

Schädlinge auftauchen – und das tun sie zur Genüge<br />

– dann ist das für Michael Strillinger kein Grund,<br />

in Panik zu verfallen: „Für jeden Schädling gibt es<br />

in der Natur einen Gegenspieler, also kaufen wir in<br />

der Woche im Schnitt für 600 Euro Nützlinge, die<br />

dann bei den Pflanzen ausgebracht werden. Heuer<br />

hatten wir etwa Probleme mit der Kartoffel- und der<br />

Pfirsich-Laus. Das haben wir mit zehntausenden<br />

Nützlingen aber locker in den Griff bekommen,<br />

ganz ohne Chemie.“<br />

Die absolute Unbedenklichkeit seiner Bio-Kräuter<br />

ist Strillinger ein großes Anliegen und darum arbeitet<br />

man seit Neuestem mit einem Consulting-Unternehmen<br />

zus<strong>am</strong>men. Laufend werden sämtliche<br />

Produktionsabläufe genau unter die Lupe genommen,<br />

um die auch vom Handel geforderte Sicherheit<br />

garantieren zu können.<br />

Hauptabnehmer und d<strong>am</strong>it größter Kunde von<br />

Strillinger ist SPAR. Die Topf-Kräuter aus Söll finden<br />

sich in jedem Supermarkt Österreichs. Dabei<br />

kommt Gartenbau Strillinger entgegen, dass der<br />

Handel eine entsprechende Beschaffungs-Logistik<br />

aufgebaut hat und seine Zulieferer auch finanziell<br />

unterstützt. Gartenbau Strillinger hat vor über 30<br />

Jahren den riskanten ersten Schritt auf einem neuen<br />

Weg gewagt – und dieser Pioniergeist ist belohnt<br />

worden. <br />

Gernot Zimmermann<br />

tradition & MODERNE<br />

Hotel Sailer. Das Hotel Sailer ist ein traditionsreiches Haus, in dem man mit der Zeit geht.<br />

Kulinarisch hat das Restaurant mit sieben Stuben, zwei Sälen und Gastgarten viel zu bieten.<br />

Tradition verpflichtet: Seit 1896<br />

und fünf Generationen ist das<br />

Hotel Sailer im Besitz der F<strong>am</strong>ilie<br />

Sailer. Kaum irgendwo in Innsbruck<br />

versteht man es, Tradition und Moderne<br />

derart harmonisch miteinander zu<br />

verbinden. Das Hotel verfügt über 88<br />

Zimmer, vom Standardzimmer über die<br />

Business-Zimmer bis hin zur luxuriösen<br />

Suite finden sich alle Bedürfnisse abgedeckt.<br />

Im Hotel befindet sich auch ein<br />

Wellnessbereich mit Sauna und D<strong>am</strong>pfbad,<br />

wo man je nach Lust und Laune die<br />

Seele baumeln lassen kann. Mit dem<br />

K<strong>am</strong>inzimmer ist man auch für Seminare<br />

bestens gerüstet. Das Restaurant<br />

ist ein wirkliches Highlight, besteht es<br />

doch aus sieben, in verschiedenen Stilen<br />

gehaltenen Stuben sowie zwei Sälen,<br />

wo auch größere Veranstaltungen perfekt<br />

ausgerichtet werden. Küchenchef<br />

Restaurant Sailer: Top-Gastronomie in abwechslungsreichem Ambiente.<br />

Hannes Kärle und sein Te<strong>am</strong> verstehen<br />

es perfekt, der gutbürgerlichen<br />

Küche zu moderner Leichtigkeit und<br />

ungeahnter Raffinesse zu verhelfen.<br />

Ergänzend verfügt das Restaurant über<br />

einen bestens sortierten Weinkeller. Im<br />

Innenhof findet man einen der schönsten<br />

Gastgärten Innsbrucks – ein echter<br />

Geheimtipp.<br />

❦<br />

Kontakt<br />

Hotel Sailer ****<br />

Ad<strong>am</strong>gasse 8 | A-6020 Innsbruck<br />

Tel. +43 (0)512 5363<br />

Fax +43 (0)512 53637<br />

E-Mail: hotel@sailer-innsbruck.at<br />

www.sailer-innsbruck.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Interview<br />

Der Alm<br />

Kräuterer<br />

Joseph – wie wird man eigentlich ein Almkräuterer?<br />

Joseph Heim: Ich bin einem traditionellen, sehr<br />

katholischen Elternhaus im Zillertal aufgewachsen,<br />

mein Vater war Mesner. Ich bin dann sozusagen<br />

in die Firma eingetreten, habe Theologie studiert<br />

und danach zehn Jahre lang als Religionslehrer<br />

unterrichtet. Nach meinem Austritt aus der Kirche<br />

bin ich natürlich gekündigt worden und plötzlich<br />

buchstäblich nackt dagestanden. Also hab‘ ich mir<br />

gedacht: Gehst halt einmal einen Sommer lang auf<br />

eine Alm.<br />

Haben Sie vorher schon Erfahrung als Almer gehabt?<br />

Heim: Nicht direkt. Mein Vater war zwanzig Jahre<br />

lang Almer, Knecht und Melker, da hab‘ ich als<br />

Kind natürlich einiges mitgekriegt <strong>am</strong> Zillergrund.<br />

Wie ich 1998 meinen ersten Job auf einer Alm<br />

bekommen hab‘, musste ich den Bauern vorher<br />

notgedrungen ein bisschen anlügen, was meine<br />

bisherigen Erfahrungen betroffen hat. Und dann<br />

bin ich auf die wildeste Alm überhaupt gekommen.<br />

Ich hab‘ so was von null Ahnung gehabt – und in<br />

meiner Verzweiflung den Vater angerufen. Zum<br />

ersten Mal in meinem Leben hab ich ihn wirklich<br />

gebraucht. Er ist dann für 14 Tage hergekommen<br />

und hat mir vieles gezeigt.<br />

Auch wie man mit den Tieren umgeht?<br />

Heim: Es war eine Alm für Galt-Viecher, die<br />

muss man nicht melken, das war also nicht so das<br />

Problem. Das Allerwichtigste für mich war, dass mir<br />

mein Vater die Meisterwurz gezeigt hat. Das hat<br />

eigentlich schlagartig mein Interesse für Kräuter<br />

geweckt. Die Meisterwurz ist die Königin unter den<br />

Kräutern, sie kann alles. Bei einem Selbstversuch<br />

wegen starker Magenschmerzen hab ich ein Stück<br />

von der Meisterwurz roh gegessen und schon nach<br />

Sekunden hat sich eine positive Wirkung eingestellt.<br />

Das ist schon sehr schön.<br />

Joseph Heim ist vielen Innsbruckern ein<br />

Begriff, denn in der Markthalle verkauft er seine<br />

Almkräuter. Im Interview erzählt Joseph wie er<br />

zum Almkräuterer geworden ist, wo er die<br />

Ursachen von Erkrankungen sieht und was<br />

Kräuter alles können.<br />

War ihr Vater so etwas wie ein Almkräuterer?<br />

Heim: Mehr der Opa. Der hat immer gesagt: Wenn<br />

dir oder einem Viech was fehlt, geh zum Bach,<br />

lass das Hack‘l daho<strong>am</strong>e und nimm dir von der<br />

Meisterwurz mit, was der Bach hergibt. Und dann<br />

k<strong>am</strong> die Sache mit der wunders<strong>am</strong>en Heilung der<br />

Holländerin und das hat mir meinen weiteren Weg<br />

aufgezeigt.<br />

Sie haben erfolgreich eine Frau behandelt?<br />

Heim: (lacht) Eine Holländerin ist eine Milchkuhrasse,<br />

die mir ein Bauer auf die Alm gebracht hat.<br />

Eines Tages ist die Kuh dann dagelegen und nicht<br />

mehr aufgestanden. Der Bauer hat gemeint, das<br />

wird ein Fall für die Versicherung, die Kuh wird<br />

sterben. Daraufhin hab ich Meisterwurz ges<strong>am</strong>melt,<br />

einen Sud daraus gemacht und der Kuh eingeflößt.<br />

In der Nacht ist sie mir dann mindestens<br />

Fotos: Friedle (2), Kröll (2)<br />

102 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Genussregion<br />

drei Mal gestorben, aber in der Früh ist sie wieder<br />

dagestanden, als wenn nichts gewesen wäre. Da hab‘<br />

ich gewusst, dass ich mich in diese Materie weiter<br />

vertiefen möchte.<br />

Wo und wie haben sie Ihr Wissen über Kräuter ges<strong>am</strong>melt?<br />

Heim : Zum einen gibt es unendlich viele Bücher –<br />

gute, mittelmäßige und auch schlechte, da ist also<br />

viel Wissen da. Ich hab mit vielen Hexerinnen und<br />

Hexern geredet und viel an Wissen bringen mir auch<br />

meine Kunden und Besucher in die Markthalle mit.<br />

Einiges hab ich durch Probieren herausgefunden<br />

und auch mein Langzeitgedächtnis hat mir geholfen,<br />

denn ich hab mich erinnern können, was der Opa<br />

alles über die heils<strong>am</strong>e Wirkung von Kräutern erzählt<br />

hat. Er hat immer gesagt: Gegen jede Krankheit<br />

ist ein Kräutel gewachsen. Was nicht ganz stimmt,<br />

denn inzwischen weiß ich, dass gegen jede Krankheit<br />

mindestens fünf Kräuter gewachsen sind.<br />

Sie trauen sich zu, Krankheiten zu diagnostizieren?<br />

Heim: Ich hab‘ da einen anderen Zugang, denn<br />

ich glaube nicht, dass es Krankheiten in dem Sinn<br />

gibt, ein Leiden ist vielmehr ein Symptom von<br />

ungünstigen Lebensumständen. Jeder hat für sich<br />

selbst die Verantwortung über sein Leben und seine<br />

Gesundheit. Ich zeige Wege auf, wie man mithilfe von<br />

Kräutern selber Linderung eines Leidens oder dessen<br />

Heilung erzielen kann. Man muss die Ursachen<br />

bekämpfen und nicht die Auswirkungen. Denn das<br />

macht ohnehin die Pharmaindustrie.<br />

Wenn Sie Kräuter als Heilmittel anbieten, müssen Sie<br />

da nicht auch wissenschaftlich über deren Wirkungen<br />

Bescheid wissen?<br />

Heim: Darum hab ich ja vor vier Jahren die Apothekerprüfung<br />

gemacht. Auch um mich rechtlich abzusichern<br />

und d<strong>am</strong>it ich eine Rechtfertigung habe, mit<br />

den Menschen über ihre Gesundheit zu reden. Die<br />

Inhaltsstoffe der verschiedenen Kräuter lass‘ ich mir<br />

zudem in einem Labor genau bestimmen, dadurch<br />

hab‘ ich auch viel über den richtigen Erntezeitpunkt<br />

gelernt. Es macht einen Riesenunterschied, wann<br />

ich Kräuter schneide, wie ich sie schneide, wie ich sie<br />

richtig trockne und so weiter. Da hab ich auch einiges<br />

an Lehrgeld zahlen müssen und so manche Ernte ist<br />

mir auch verfault oder verschimmelt.<br />

Sie holen sich all jene Kräuter, die Sie für Ihre Zwecke<br />

brauchen. Haben Sie das Gefühl, dass Sie der Natur auch<br />

etwas zurückgeben sollten?<br />

Heim: Ja, das habe ich und deshalb bedanke mich<br />

auch bei jeder einzelnen Pflanze. Das meine ich<br />

wörtlich. Eine Frau hat mir einmal gesagt, eigentlich<br />

sei ich ein Dieb, denn ich würde dauernd die Natur<br />

bestehlen. Das stimmt nicht. Ein Dieb wäre ich, wenn<br />

ich mit der Sense Kräuter s<strong>am</strong>meln würde, wenn ich<br />

gierig wäre und nur auf meinen Geldbeutel schaute.<br />

Das tu ich nicht. Ich frage jede Pflanze vor dem<br />

Ernten, ob sie mit mir mitkommen will. Sagt sie Nein,<br />

bleibt sie an ihrem Platz.<br />

Jetzt sind Sie <strong>am</strong> Zillertaler Schwendberg angekommen<br />

und betreiben dort die Almkräuterei. Wie viele verschiedene<br />

Kräuter wachsen hier heroben eigentlich?<br />

Heim: Die Almkräuterei ist jetzt seit ein paar Wochen<br />

sozusagen in Betrieb. Es hat vorher viel zu renovieren<br />

gegeben. Aber jetzt ist alles so, wie ich mir das schon<br />

seit Jahren erträumt habe. Hier bei uns zähle ich<br />

250 Kräuter, die auf einer Höhe von 1500 bis 2500<br />

Metern wachsen. Ich konzentriere mich aber darauf,<br />

die wirks<strong>am</strong>sten davon zu s<strong>am</strong>meln, das sind dann<br />

immer noch mehr als 70 verschiedene Kräuter.<br />

Sie verkaufen aber nicht nur Kräuter, Tinkturen, Öle oder<br />

Räucherwerk, Sie bieten als Almkräuterer auch sinnliche<br />

Erlebnisse für Besucher an. Was hat es d<strong>am</strong>it auf sich?<br />

Heim: Erst vor ein paar Tagen haben wir hier ein<br />

dreiteiliges „Almkräuter-Sinnen“ veranstaltet. Viel<br />

braucht man da nicht inszenieren, das übernimmt<br />

ohnehin die Natur selber. Ich hab‘ eine Kräuterwanderung<br />

mit den Gästen gemacht, wir haben über die<br />

verschiedenen Kräuter geredet, später hat es dann<br />

ein 7-gängiges Menü mit Kräutern gegeben und <strong>am</strong><br />

Abend sind wir dann noch bei einem Sonnwendfeuer<br />

zus<strong>am</strong>mengesessen. Meine Almkräuterei soll ein<br />

Platz sein für Leute, die die Sinnlichkeit der Natur auf<br />

vielen Ebenen erleben wollen. Und den Gästen hat es<br />

gefallen, ein Ehepaar ist extra aus Essen angereist. Ich<br />

mag das – so gern ich manchmal allein mit mir bin,<br />

so gern bin ich auch in Gesellschaft. Das passt gut so.<br />

<br />

Interview: Gernot Zimmermann<br />

Zur Person<br />

Joseph Heim hat seine bürgerliche<br />

Berufskarriere als Religionslehrer aufgegeben<br />

und widmet sich seit gut 20<br />

Jahren intensiv dem Studium der Kräuter<br />

und ihrer heilenden Wirkung auf die<br />

Menschen. Der gebürtige Innsbrucker<br />

betreibt <strong>am</strong> Schwendberg im Zillertal<br />

seine „Almkräuterei“ und bietet dort<br />

Interessierten ein sogenanntes „Almkräuter-Sinnen“<br />

an. Joseph Heim hat auch<br />

ein Buch über Kräuter geschrieben. In<br />

„Der Krawu“ ist zu lesen, wie Kräuter auf<br />

Menschen wirken können. Erhältlich ist<br />

das Buch direkt bei Joseph Heim in der<br />

Markthalle, wo er im Sommer freitags<br />

und s<strong>am</strong>stags, von 11 bis 13 Uhr, anzutreffen<br />

ist.<br />

Kontakt: Tel. 0699 11813180<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 103


Rezepte für 4 Personen<br />

Schw<strong>am</strong>merlgröstl<br />

Rezept: Angelika Kirchmaier<br />

Zutaten:<br />

Knödel:<br />

500 g fein gewürfeltes<br />

Knödelbrot<br />

700 g frische Pfifferlinge<br />

1/2 Zwiebel<br />

ca. 200 g Milch oder<br />

Wasser<br />

5 Eier<br />

50 g Mangold (fein<br />

gehackt)<br />

40 g Mehl<br />

Pfifferling-<br />

Mangold-Knödel<br />

1 EL Weizengrieß<br />

1 kl. Prise Muskat<br />

Salz und Pfeffer<br />

Butterschmalz<br />

Zubereitung:<br />

Die Pfifferlinge mit dem fein gehackten Zwiebel<br />

in Butter anschwitzen und weich dünsten. In<br />

der Zwischenzeit die restlichen Zutaten mit dem<br />

Knödelbrot vermengen. Die Pfifferlinge dazugeben,<br />

noch mal alles gut vermengen und zehn<br />

Minuten ziehen lassen. Falls die Masse zu trocken<br />

ist, etwas Wasser oder Mich dazugeben. Daraus<br />

kleine Knödel formen, flachdrücken und in Butterschmalz<br />

knusprig braten. Die Knödel kann<br />

man z. B. mit brauner Butter, Parmesan und Salat<br />

anrichten, aber auch als Beilage zu einem rosa<br />

gebratenen Steak schmecken sie vorzüglich.<br />

Zutaten:<br />

15 g Rapsöl, Olivenöl oder hochwertige<br />

Butter (10 g für die Erdäpfel, 5 g für die Pilze),<br />

1/4–1/2 Zwiebel (20–40 g, klein hacken),<br />

200 g festkochende Erdäpfel (gegart, geschält,<br />

blättrig geschnitten, ca. 3 mm dick),<br />

200–300 g beliebige Pilze, z. B. Eierschw<strong>am</strong>merln<br />

(Pfifferlinge, große Pilze klein schneiden),<br />

Kräutersalz, Pfeffer, Majoran<br />

Zum Ausfertigen: Petersilie<br />

Zubereitung:<br />

Bereiten Sie dieses Gericht in zwei beschichteten<br />

Pfannen zu!<br />

Für das Gröstl Fett erhitzen. Die Erdäpfel zugedeckt<br />

bei mittlerer Garstufe (ca. Stufe 5 von 9) ca.<br />

vier Minuten rösten. Die Kartoffeln sollen Farbe<br />

annehmen. Ist das nach der angegebenen Garzeit<br />

noch nicht der Fall, einfach weiterrösten. Durchrühren<br />

und ohne Deckel so lange rösten, bis die<br />

Erdäpfel rundherum schön braun sind.<br />

Nun können Sie gleichzeitig in einer zweiten<br />

Pfanne die Pilze rösten. Dazu die Zwiebeln ca. eine<br />

Minute zugedeckt anrösten (Stufe 5–6 von 9),<br />

umrühren, die Pilze hinzufügen und zugedeckt bei<br />

gleicher Garstufe ca. drei Minuten weiterrösten.<br />

Dazwischen einmal umrühren. Falls die Pilze zu<br />

trocken zum Rösten sind, können Sie noch 3–4 EL<br />

Wasser zu den Pilzen geben und diese darin zugedeckt<br />

dünsten. Lassen Sie das Wasser komplett<br />

verdunsten, bevor Sie die Pilze mit den Erdäpfeln<br />

mischen. Nun die Pilze mit den gerösteten Erdäpfeln<br />

vermischen. Würzen. Mit Petersilie bestreuen.<br />

Rezept: Culinarium Alpentraum, GH Wiesenhof<br />

108 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Rezept: Wienerhof Trins<br />

Gebackene<br />

Goaskasknödel<br />

auf Speckkrautsalat<br />

Zutaten:<br />

Knödel:<br />

500 g gekochte, passierte Erdäpfel<br />

50 g zerlassene Butter<br />

300 g Ziegen-Frischkäse<br />

200 g doppelgriffiges Mehl<br />

Salz, geriebene Muskatnuss<br />

Fett/Butterschmalz<br />

Kraut:<br />

1000 g Frühkraut<br />

100 ml heiße Rindsuppe<br />

100 ml Essig<br />

100 ml Öl<br />

150 g geschnittene Bauchspeck-Streifen<br />

Salz, Pfeffer, Kümmel, eventuell Zucker<br />

zum Abschmecken<br />

Zubereitung:<br />

Die Erdäpfel, die Butter, den Ziegen-Frischkäse und das Mehl zus<strong>am</strong>menmischen,<br />

die Masse zu Knödeln formen, in Brösel wenden und<br />

langs<strong>am</strong> in genügend Fett herausbraten. Beim Kraut einfach alle Zutaten<br />

zus<strong>am</strong>menmischen – fertig.<br />

Das belgische Abteibier<br />

– anno 1074<br />

–<br />

Jetzt auch in Österreich.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 109


Rezepte für 4 Personen<br />

Schulter vom<br />

<strong>Tirol</strong>er Bergl<strong>am</strong>m<br />

mit Niedertemperatur gegart<br />

Zutaten:<br />

1 ausgelöste L<strong>am</strong>mschulter<br />

150 g Karotten<br />

150 g gelbe Rüben<br />

150 g Sellerie<br />

150 g rote Zwiebel<br />

150 g geschälte Kartoffeln<br />

1/16 l Weißwein<br />

1/8 l Gemüsebrühe<br />

Salz, Pfeffer, Kümmel, Majoran,<br />

Rosmarin, Thymian, Knoblauch<br />

Zubereitung:<br />

Die L<strong>am</strong>mschulter mit den Gewürzen<br />

kräftig einreiben, dann beidseitig scharf<br />

anbraten. Das Gemüse und die Erdäpfel<br />

in einem Bräter verteilen und die<br />

angebratene Schulter obendrauflegen,<br />

mit Weißwein und Gemüsebrühe den<br />

Bratensatz lösen und zum Fleisch und<br />

Gemüse dazugeben. Den Bräter mit<br />

einem Deckel oder Alufolie verschließen<br />

und im Backrohr bei 115 °C ca. sechs<br />

Stunden lang schmoren lassen.<br />

Rezept: KochArt<br />

Gebratene Käse-<br />

Lauch-Tascherln<br />

mit Kräuter-Sauerrahm<br />

Rezept: Martin Sieberer, Trofana Royal Ischgl<br />

Zutaten:<br />

200 g mehlige Erdäpfel<br />

2 Dotter<br />

70 g glattes Mehl<br />

Salz, Pfeffer, Muskat<br />

Für die Fülle:<br />

160 g Lauch<br />

100 g Berg Bauer Zillertaler<br />

Almkäse geraspelt<br />

2 EL Kräuter<br />

Für den Kräuterrahm<br />

1/8 l Sauerrahm<br />

Schnittlauch, Kerbel, Basilikum<br />

Salz, Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

Für die Fülle:<br />

Den in dünne Streifen geschnittenen Lauch<br />

anschwitzen und den Almkäse und die<br />

Kräuter dazugeben, mit Salz und Pfeffer<br />

würzen.<br />

Für die Tascherln:<br />

Mit dem Mehl, dem Ei und den gekochten<br />

und passierten Erdäpfeln einen Erdäpfelteig<br />

herstellen. Diesen ausrollen und Kreise<br />

mit ca. zehn Zentimeter Durchmesser ausstechen.<br />

Die Fülle auf die Teigkreise legen,<br />

diese dann zu einem Halbmond zus<strong>am</strong>menfalten<br />

und mit einer Gabel das Tascherl<br />

schön zudrücken. Die Tascherln in der<br />

Pfanne beidseitig braten und mit Lauchgemüse<br />

und Kräuter-Sauerrahm anrichten.<br />

110 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Agrarmarketing <strong>Tirol</strong><br />

bewusst genießen<br />

Den Geschmack <strong>Tirol</strong>s <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> – das ist die Idee hinter<br />

dem Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“.<br />

<strong>Tirol</strong> ist geprägt von seiner Landwirtschaft<br />

und Tradition. Der<br />

Schulterschluss zwischen Tourismus<br />

und Landwirtschaft zeigt sich eindrucksvoll<br />

im Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“. 166<br />

ausgezeichnete Hotellerie- und Gastronomiebetriebe<br />

setzen verstärkt auf regionale<br />

Lebensmittel. Sie bekennen sich zu <strong>Tirol</strong>,<br />

der kleinstrukturierten Landwirtschaft,<br />

den heimischen Produzenten und werden<br />

dem Trend „Regionalität“ mit ihrem vielfältigen<br />

Einsatz von <strong>Tirol</strong>er Lebensmitteln<br />

in ihren Küchen gerecht. Das erhöhte Bewusstsein<br />

der Konsumenten für Regionalität<br />

und Nachhaltigkeit führt zu einem<br />

Umdenken in der Gastronomie und Hotellerie.<br />

Das Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ erfüllt<br />

die Forderungen der Konsumenten,<br />

unterstützt die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft<br />

ebenso wie die <strong>Tirol</strong>er Wirtschaft im Allgemeinen.<br />

Heimischen Lebensmittelproduzenten<br />

– darunter oftmals kleinstrukturierte<br />

Bauernhöfe – eröffnet sich ein neuer<br />

Absatzweg, der sehr viel Potential enthält.<br />

Die Wertschöpfung bleibt in der Region.<br />

Kurze Transportwege zeugen außerdem<br />

von Frische und Umweltfreundlichkeit.<br />

Bauern pflegen und erhalten die einzig-<br />

Victoria Happ<br />

Hotel Bierwirt:<br />

Wir setzen auf regionale Produkte,<br />

weil wir an die höhere Qualität glauben.<br />

Neben dem Genuss gilt es, die<br />

heimische Wirtschaft zu fördern und<br />

d<strong>am</strong>it Arbeitsplätze zu sichern. Ein<br />

wichtiger Punkt ist auch die Vermeidung<br />

von langen Transportwegen. Wir<br />

merken: Die Nachfrage an regionalen<br />

Lebensmitteln bei unseren Gästen<br />

steigt.<br />

Florian Partel<br />

Gradonna Mountain Resort:<br />

Regionalität in der Küche umzusetzen, ist in <strong>Tirol</strong> relativ einfach, weil<br />

die Qualität stimmt. Wir wählen die Produkte bewusst aus und verzichten<br />

dadurch auch auf einiges. Deshalb braucht es die tägliche Kommunikation<br />

mit dem Gast, um ihn zu informieren. Dann versteht er aber<br />

auch, was es bedeutet, mit den Jahreszeiten zu leben. Gerade für den<br />

gehobenen Hotelbetrieb ist der Spagat schwierig, weil man eine gewisse<br />

Bandbreite an Produkten bieten muss. Hier muss man kreativ werden<br />

aber konsequent bleiben. Regionalität ist eine gute Möglichkeit, sich<br />

als Betrieb gegenüber anderen auszuzeichnen und abzuheben. Was mir<br />

auffällt: Den Menschen fehlt oft ein wenig das Verständnis für den Unterschied<br />

zwischen regional und bio, denn schlussendlich bedeutet nur<br />

Regionalität auch Wertschöpfung für die Region.<br />

Fotos: AM<strong>Tirol</strong>


Philipp Zangerl<br />

Hotel isCHGl:<br />

Wir legen in unserem Hotel von Grund auf Wert<br />

auf „echtes“ Kochen. Wir haben in <strong>Tirol</strong> eine<br />

hervorragende Auswahl an Produkten, die wir<br />

für unsere kulinarischen Kreationen nutzen.<br />

Der Gast weiß das zu schätzen. Es braucht aber<br />

noch mehr direkte Kommunikation, um ihm Regionalität<br />

bewusst zu machen. Wir freuen uns<br />

über die Initiative „Bewusst <strong>Tirol</strong>“, weil dabei<br />

auch reine Hotelbetriebe ausgezeichnet werden,<br />

die bei vielen anderen Prämierungen nicht<br />

zum Zug kommen. In vielen Hotels wird genauso<br />

gut gekocht wie in Restaurants, „Bewusst<br />

<strong>Tirol</strong>“ schließt hier eine Lücke. Qualität ist die<br />

Zukunft. In <strong>Tirol</strong> gibt es viele kleine Bauern, die<br />

hervorragende Lebensmittel produzieren. Wir<br />

versuchen, sämtliche Produkte möglichst frisch<br />

und sofort zu verarbeiten und sie durch Einkochen<br />

auch für den Winter zu konservieren.<br />

artige Landschaft <strong>Tirol</strong>s, die jährlich hunderttausende<br />

Touristen in unsere Region<br />

lockt. Wer in <strong>Tirol</strong> Urlaub macht, erwartet<br />

sich auch, mit regionalen Köstlichkeiten<br />

verwöhnt zu werden. Hier hat <strong>Tirol</strong> einiges<br />

zu bieten. Die talentierten Köche<br />

der „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ Betriebe wissen heimische<br />

Produkte zu schätzen und perfekt<br />

zu verwerten. Ausgezeichnete Lebensmittel<br />

zaubern einen unverkennbar guten<br />

Geschmack auf den Gaumen. Ob <strong>am</strong><br />

<strong>Teller</strong> oder im Glas – durch das ehrliche<br />

Bekenntnis der „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ Betriebe<br />

gelingt es, das kulinarische Profil unserer<br />

Heimat zu stärken. Der Gast kommt<br />

schließlich nach <strong>Tirol</strong>, um <strong>Tirol</strong>er Kultur in<br />

jeder Form zu genießen. Dazu gehört auch<br />

die Küche – <strong>am</strong> besten mit regionalen und<br />

saisonalen Zutaten. Die Genusskultur<br />

fungiert als Aushängeschild für <strong>Tirol</strong> und<br />

stärkt den <strong>Tirol</strong>er Tourismus. Die „Bewusst<br />

<strong>Tirol</strong>“ Betriebe – gekennzeichnet<br />

durch die „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ Münze – sind<br />

hier Pioniere.<br />

Lisa Held<br />

sPort- und<br />

wellnessHotel Held:<br />

Wir sind stolz darauf, <strong>Tirol</strong>er zu sein<br />

und in <strong>Tirol</strong> zu leben. Deshalb sind wir<br />

überzeugte Abnehmer der umfangreichen<br />

Produktpalette unserer heimischen Wirtschaft.<br />

Wir schätzen die hervorragenden<br />

Lebensmittel von Milch und Käse über<br />

Obst und Gemüse bis hin zu Fleisch und<br />

Brot, die man bei uns in ausgezeichneter<br />

Qualität und vor allem über kurze Lieferwege<br />

bekommt. Das gewährleistet auch<br />

absolute Frische. Es ist unsere Pflicht, die<br />

<strong>Tirol</strong>er Betriebe und vor allem die Landwirtschaft,<br />

so gut es geht zu stärken, d<strong>am</strong>it<br />

unser Land erhalten bleibt, so wie es ist.<br />

– Bezahlte Anzeige –


Rezepte für 4 Personen<br />

Schw<strong>am</strong>merlgröstl<br />

Rezept: Angelika Kirchmaier<br />

Zutaten:<br />

Knödel:<br />

500 g fein gewürfeltes<br />

Knödelbrot<br />

700 g frische Pfifferlinge<br />

1/2 Zwiebel<br />

ca. 200 g Milch oder<br />

Wasser<br />

5 Eier<br />

50 g Mangold (fein<br />

gehackt)<br />

40 g Mehl<br />

Pfifferling-<br />

Mangold-Knödel<br />

1 EL Weizengrieß<br />

1 kl. Prise Muskat<br />

Salz und Pfeffer<br />

Butterschmalz<br />

Zubereitung:<br />

Die Pfifferlinge mit dem fein gehackten Zwiebel<br />

in Butter anschwitzen und weich dünsten. In<br />

der Zwischenzeit die restlichen Zutaten mit dem<br />

Knödelbrot vermengen. Die Pfifferlinge dazugeben,<br />

noch mal alles gut vermengen und zehn<br />

Minuten ziehen lassen. Falls die Masse zu trocken<br />

ist, etwas Wasser oder Mich dazugeben. Daraus<br />

kleine Knödel formen, flachdrücken und in Butterschmalz<br />

knusprig braten. Die Knödel kann<br />

man z. B. mit brauner Butter, Parmesan und Salat<br />

anrichten, aber auch als Beilage zu einem rosa<br />

gebratenen Steak schmecken sie vorzüglich.<br />

Zutaten:<br />

15 g Rapsöl, Olivenöl oder hochwertige<br />

Butter (10 g für die Erdäpfel, 5 g für die Pilze),<br />

1/4–1/2 Zwiebel (20–40 g, klein hacken),<br />

200 g festkochende Erdäpfel (gegart, geschält,<br />

blättrig geschnitten, ca. 3 mm dick),<br />

200–300 g beliebige Pilze, z. B. Eierschw<strong>am</strong>merln<br />

(Pfifferlinge, große Pilze klein schneiden),<br />

Kräutersalz, Pfeffer, Majoran<br />

Zum Ausfertigen: Petersilie<br />

Zubereitung:<br />

Bereiten Sie dieses Gericht in zwei beschichteten<br />

Pfannen zu!<br />

Für das Gröstl Fett erhitzen. Die Erdäpfel zugedeckt<br />

bei mittlerer Garstufe (ca. Stufe 5 von 9) ca.<br />

vier Minuten rösten. Die Kartoffeln sollen Farbe<br />

annehmen. Ist das nach der angegebenen Garzeit<br />

noch nicht der Fall, einfach weiterrösten. Durchrühren<br />

und ohne Deckel so lange rösten, bis die<br />

Erdäpfel rundherum schön braun sind.<br />

Nun können Sie gleichzeitig in einer zweiten<br />

Pfanne die Pilze rösten. Dazu die Zwiebeln ca. eine<br />

Minute zugedeckt anrösten (Stufe 5–6 von 9),<br />

umrühren, die Pilze hinzufügen und zugedeckt bei<br />

gleicher Garstufe ca. drei Minuten weiterrösten.<br />

Dazwischen einmal umrühren. Falls die Pilze zu<br />

trocken zum Rösten sind, können Sie noch 3–4 EL<br />

Wasser zu den Pilzen geben und diese darin zugedeckt<br />

dünsten. Lassen Sie das Wasser komplett<br />

verdunsten, bevor Sie die Pilze mit den Erdäpfeln<br />

mischen. Nun die Pilze mit den gerösteten Erdäpfeln<br />

vermischen. Würzen. Mit Petersilie bestreuen.<br />

Rezept: Culinarium Alpentraum, GH Wiesenhof<br />

108 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Rezept: Wienerhof Trins<br />

Gebackene<br />

Goaskasknödel<br />

auf Speckkrautsalat<br />

Zutaten:<br />

Knödel:<br />

500 g gekochte, passierte Erdäpfel<br />

50 g zerlassene Butter<br />

300 g Ziegen-Frischkäse<br />

200 g doppelgriffiges Mehl<br />

Salz, geriebene Muskatnuss<br />

Fett/Butterschmalz<br />

Kraut:<br />

1000 g Frühkraut<br />

100 ml heiße Rindsuppe<br />

100 ml Essig<br />

100 ml Öl<br />

150 g geschnittene Bauchspeck-Streifen<br />

Salz, Pfeffer, Kümmel, eventuell Zucker<br />

zum Abschmecken<br />

Zubereitung:<br />

Die Erdäpfel, die Butter, den Ziegen-Frischkäse und das Mehl zus<strong>am</strong>menmischen,<br />

die Masse zu Knödeln formen, in Brösel wenden und<br />

langs<strong>am</strong> in genügend Fett herausbraten. Beim Kraut einfach alle Zutaten<br />

zus<strong>am</strong>menmischen – fertig.<br />

Das belgische Abteibier<br />

– anno 1074<br />

–<br />

Jetzt auch in Österreich.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 109


Rezepte für 4 Personen<br />

Schulter vom<br />

<strong>Tirol</strong>er Bergl<strong>am</strong>m<br />

mit Niedertemperatur gegart<br />

Zutaten:<br />

1 ausgelöste L<strong>am</strong>mschulter<br />

150 g Karotten<br />

150 g gelbe Rüben<br />

150 g Sellerie<br />

150 g rote Zwiebel<br />

150 g geschälte Kartoffeln<br />

1/16 l Weißwein<br />

1/8 l Gemüsebrühe<br />

Salz, Pfeffer, Kümmel, Majoran,<br />

Rosmarin, Thymian, Knoblauch<br />

Zubereitung:<br />

Die L<strong>am</strong>mschulter mit den Gewürzen<br />

kräftig einreiben, dann beidseitig scharf<br />

anbraten. Das Gemüse und die Erdäpfel<br />

in einem Bräter verteilen und die<br />

angebratene Schulter obendrauflegen,<br />

mit Weißwein und Gemüsebrühe den<br />

Bratensatz lösen und zum Fleisch und<br />

Gemüse dazugeben. Den Bräter mit<br />

einem Deckel oder Alufolie verschließen<br />

und im Backrohr bei 115 °C ca. sechs<br />

Stunden lang schmoren lassen.<br />

Rezept: KochArt<br />

Gebratene Käse-<br />

Lauch-Tascherln<br />

mit Kräuter-Sauerrahm<br />

Rezept: Martin Sieberer, Trofana Royal Ischgl<br />

Zutaten:<br />

200 g mehlige Erdäpfel<br />

2 Dotter<br />

70 g glattes Mehl<br />

Salz, Pfeffer, Muskat<br />

Für die Fülle:<br />

160 g Lauch<br />

100 g Berg Bauer Zillertaler<br />

Almkäse geraspelt<br />

2 EL Kräuter<br />

Für den Kräuterrahm<br />

1/8 l Sauerrahm<br />

Schnittlauch, Kerbel, Basilikum<br />

Salz, Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

Für die Fülle:<br />

Den in dünne Streifen geschnittenen Lauch<br />

anschwitzen und den Almkäse und die<br />

Kräuter dazugeben, mit Salz und Pfeffer<br />

würzen.<br />

Für die Tascherln:<br />

Mit dem Mehl, dem Ei und den gekochten<br />

und passierten Erdäpfeln einen Erdäpfelteig<br />

herstellen. Diesen ausrollen und Kreise<br />

mit ca. zehn Zentimeter Durchmesser ausstechen.<br />

Die Fülle auf die Teigkreise legen,<br />

diese dann zu einem Halbmond zus<strong>am</strong>menfalten<br />

und mit einer Gabel das Tascherl<br />

schön zudrücken. Die Tascherln in der<br />

Pfanne beidseitig braten und mit Lauchgemüse<br />

und Kräuter-Sauerrahm anrichten.<br />

110 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


A<br />

lle <strong>Tirol</strong> Milch Produkte<br />

werden aus 100% gentechnikfreier,<br />

bester <strong>Tirol</strong>er<br />

Bergbauermilch hergestellt. Bei der<br />

<strong>Tirol</strong> Milch werden 80% der ges<strong>am</strong>ten<br />

<strong>Tirol</strong>er Milch verarbeitet und diese wird<br />

von 3.000 <strong>Tirol</strong>er Milchbauern mit 6 verschiedenen<br />

Milchsorten angeliefert.<br />

Die <strong>Tirol</strong> Milch produziert ein Vollsortiment,<br />

beste Käsespezialitäten, sowie<br />

ein Sortiment für die Gastro.<br />

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von <strong>Tirol</strong> Milch ist ein Naturjoghurt<br />

mit Frucht unterlegt. Die Konsumenten<br />

<strong>Tirol</strong> Milch<br />

Das <strong>Tirol</strong> Milch Werk Wörgl -<br />

ist eine der nachhaltigsten<br />

Molkereien Europas!<br />

Die hochmoderne Käserei ist die 2. größte Käseproduktionsstätte Österreichs.<br />

lieben Naturjoghurt und Natürlichkeit.<br />

Das Naturjoghurt ist ungesüßt mit 3,6%<br />

Fett und mit Fruchtsauce unterlegt. Die<br />

Fruchtsauce enthält kein Aroma, dafür<br />

extra viel Frucht und schmeckt super<br />

frisch. Das <strong>Tirol</strong> Milch Naturjoghurt auf<br />

Frucht gibt es in den Sorten Naturjoghurt<br />

auf Erdbeeren & Himbeeren, Naturjoghurt<br />

auf Pfirsich & Marille und Naturjoghurt<br />

auf Heidelbeeren & Johannisbeeren<br />

in einem 200g gesleevten Becher.<br />

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NATurgereift<br />

Der <strong>Tirol</strong>er Emmentaler natur gereift<br />

wird aus bester <strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch<br />

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Naturreife wird er regelmäßig mit Leinöl<br />

gepflegt. Der <strong>Tirol</strong>er<br />

Emmentaler<br />

natur gereift besticht<br />

durch sein<br />

g`schmackignussigen<br />

Geschmackserlebnis.<br />

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Egal ob Topfenknödel, -nockerl,<br />

–strudel oder –Aufstriche, der cremige<br />

<strong>Tirol</strong>er Topfen 40% verleiht allem die besondere<br />

Note. Kein Wunder, denn hergestellt<br />

wird er aus 100% bester <strong>Tirol</strong>er<br />

Bergbauernmilch.<br />

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Die <strong>Tirol</strong> Milch Bergbauern Butter wird<br />

ausschließlich aus dem Rahm von frischer<br />

<strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch hergestellt und<br />

erhält dadurch den einzigartigen Geschmack<br />

und die tolle Streichfähigkeit.<br />

Die kunstvolle Oval-Form der Bergbutter<br />

ist den seit jeher auf den Almen gebräuchlichen<br />

Buttermodeln nachempfunden.<br />

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Interview<br />

„Die <strong>Tirol</strong>er<br />

Küche ist gesund“<br />

Kochbuch-Autorin und Tausendsassa Angelika Kirchmaier<br />

über gesunde <strong>Tirol</strong>er Küche, die Rolle von Fetten und Kohlenhydraten<br />

und die hiesige Variante von „Superfood“.<br />

Zur Person<br />

Die Diaetologin, Gesundheitswissenschaftlerin,<br />

Köchin, Touristikkauffrau<br />

und Autorin Angelika Kirchmaier präsentiert<br />

seit 15 Jahren auf ORF Radio <strong>Tirol</strong><br />

wöchentlich Ernährungs- und Kochtipps.<br />

Kirchmaier verfasste zahlreiche Kochbücher.<br />

Lieblingsrezept gibt es keines, aber<br />

ein Gericht, das ihr gar nicht schmeckt,<br />

nämlich gebratene Leber.<br />

Sie haben sich in der Recherche zu Ihrem Kochbuch<br />

„Xunde <strong>Tirol</strong>er Küche“ intensiv mit der <strong>Tirol</strong>er Küche<br />

auseinandergesetzt. Wie lässt sich diese Küche charakterisieren?<br />

Angelika Kirchmaier: Bei der ursprünglichen <strong>Tirol</strong>er<br />

Küche handelt es sich um eine sehr gesunde Küche.<br />

Der verschwenderische Umgang mit Fleisch, Zucker,<br />

minderwertigem Fett und Weißmehl stellt eine<br />

Abbildung unserer heutigen Überflussgesellschaft<br />

dar. Weißmehl gab es früher nicht, weil man es<br />

schlichtweg nicht herstellen konnte. Auf jedem Hof<br />

baute man Getreide an, das dann als volles Korn in<br />

mit Bachwasser betriebenen Mühlen im Ort oder in<br />

der Umgebung zerkleinert wurde. Zucker zählte zur<br />

absoluten Kostbarkeit. Wollte man die rund 1000<br />

alten, von mir im Zuge der Recherche ges<strong>am</strong>melten<br />

Rezepte nachkochen, bräuchte man in Summe nicht<br />

einmal einen Kilo Zucker. Auch Honig setzte man<br />

d<strong>am</strong>als äußerst spars<strong>am</strong> ein, war dieser doch für viele<br />

Menschen mehr Medizin als Kochzutat.<br />

Sie haben also eine im Grunde genommen gesunde Kost<br />

vorgefunden?<br />

Kirchmaier: Ja. Ich kehrte zum Ursprung zurück,<br />

musste allerdings das eine und andere in Sachen<br />

Kochtechniken und Zutaten modifizieren, weil<br />

sich durch die heutigen Techniken das Kochen sehr<br />

vereinfachen lässt und es einige Zutaten in der<br />

ursprünglichen Form nicht mehr gibt, so z. B. den<br />

Vorläufer von Backpulver, genannt Cremor tartari.<br />

Welches Rezept war das kurioseste?<br />

Kirchmaier: Ein Rezept aus gerade einmal vier Zutaten:<br />

Mehl, Wasser, Milch und Marmelade. Daraus<br />

sollte ein mit Marmelade gefüllter Strudel entstehen.<br />

Kurzum, der Strudel schmeckte hervorragend, die<br />

Optik erinnerte aber eher an ein Hundehäufchen.<br />

Dieses Gericht fand verständlicherweise keinen Einzug<br />

in das Buch. Einige der alten Rezepte für Kinder<br />

mit Gedeihstörungen würde man heute allein schon<br />

aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht mehr<br />

anbieten, z. B. ein Säuglings-Kindsmus aus reichlich<br />

Butter und Rahm.<br />

Man sagt der <strong>Tirol</strong>er Küche nach, dass sie sehr fetttriefend<br />

wäre. Ist das nun doch nicht der Fall?<br />

Kirchmaier: Jein! Die heutige Küche präsentiert sich<br />

vielfach mehr als fetttriefend, die alte, ursprüngliche<br />

<strong>Tirol</strong>er Küche war das nicht unbedingt. Reichlich Fett<br />

k<strong>am</strong> nur dann zum Einsatz, wenn man die Kalorien,<br />

sprich die Energie benötigte, z. B. im Sommer<br />

auf der Alm. ABER, und das ist der entscheidende<br />

Unterschied: Früher gab es ausschließlich gesunde<br />

Fette. Dies aus einem einfachen Grund: Die intensive<br />

Masthaltung von heute kannte man früher nicht,<br />

genauso wenig wie Kühe, die 10.000 Liter Milch und<br />

mehr produzieren, oder Schweine, die auf Schiffen<br />

gezüchtet, geschlachtet und verarbeitet werden. Man<br />

fütterte die Tiere mit dem, was die Natur hergab und<br />

was bei der Herstellung von z. B. Käse anfiel. Molke<br />

für die Schweine, Gras, selbst angebautes Futter und<br />

frisches Quellwasser. Dazu durften die Tiere viel Zeit<br />

im Freien genießen, sei es auf den Almen oder den<br />

Naturwiesen <strong>am</strong> Hof. Diese Art der Haltung und<br />

Fütterung erlaubte die Produktion von sehr gesunden<br />

Fetten, die mit den heutigen billigen Fetten von<br />

Masttieren aus aller Welt nichts gemeins<strong>am</strong> haben.<br />

D.as heißt, selbst wenn man einmal etwas mehr Fett<br />

verspeiste, so schadete das überhaupt nicht. Zum<br />

einen, weil man sich ausreichend bewegte, und zum<br />

anderen, weil es sich um Fette zur Gesundherhaltung<br />

handelte. Auch wir können heute noch diese gesunden<br />

Fette genießen, z. B. in Form von heimischer<br />

Almbutter, heimischen Almkäsesorten und Fleisch<br />

von Tieren aus extensiv gehaltener Landwirtschaft.<br />

Ein Almschwein z. B. überholt in Sachen Gesundheit<br />

jede Pute aus intensiver Masthaltung. Einziger<br />

Unterschied: Die Pute genießt die bessere Lobby, d.<br />

h. der Mensch von heute denkt, dass Schweinefleisch<br />

automatisch schlecht und Hühnchen und Pute<br />

automatisch gesund wären.<br />

Ist daran die industrielle Massentierhaltung mit ihren<br />

kurzen Mastzeiten schuld?<br />

Kirchmaier: Genau. Wenn eine Kuh jährlich 4000<br />

bis 6000 Liter Milch sezerniert und im besten Fall<br />

auf der Alm grasen darf, dann äußert sich das in einer<br />

Fotos: Tyrolia (2), Ilvy Rodler (1)<br />

112 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong>


Buchtipp<br />

besonders gesunden Fettzus<strong>am</strong>mensetzung. Sobald<br />

die Kuh aber dank reichlich Kraftfutter acht-, neun-,<br />

zehntausend Liter und mehr Milch gibt, wendet sich<br />

das Blatt und ein grundsätzlich gesundes Produkt<br />

verkehrt sich ins Gegenteil.<br />

Dann ist die Milch der Turbokuh tatsächlich ungesund?<br />

Kirchmaier: Ja! Und wenn man logisch nachdenkt,<br />

kann das auch nicht anders sein. Wie soll ein Tier,<br />

das unter widrigsten Bedingungen das Dasein fristet<br />

und mit einer – man spricht von „Nutzungsdauer“ –<br />

von rund zwei Jahren abgedankt hat, ein gesundes<br />

Lebensmittel hervorbringen? Die „Geiz-ist-geil“-<br />

Mentalität bringt uns im Gesundheitssektor nur<br />

eines: krank machende Lebensmittel, die aber dem<br />

Lebensmittelcodex entsprechen und d<strong>am</strong>it verkauft<br />

werden dürfen. Wir in <strong>Tirol</strong>, wir verfügen über<br />

einen der kostbarsten Schätze unserer Zeit, nämlich<br />

eine Landwirtschaft, die noch die Produktion von<br />

gesunden Lebensmitteln ermöglicht. Aber wenn wir<br />

im Handel die billige H-Milch der <strong>Tirol</strong>er Frischmilch<br />

vorziehen, nur noch „Länger frisch“ und Co einkaufen<br />

und bei Obst und Gemüse alles makellos sein<br />

muss, dann wird dieser Schatz sehr schnell verloren<br />

gehen. Werfen Sie einen Blick in die Supermärkte<br />

Kroatiens und Co und suchen Sie dort nach regionalen<br />

Lebensmitteln. Das müsste eigentlich für uns<br />

Warnung genug sein.<br />

Welche Rolle spielt Fleisch in der <strong>Tirol</strong>er Küche?<br />

Kirchmaier: Interessanterweise hatten die<br />

Menschen früher in der Zeit zwischen Frühjahr<br />

und Herbst, also in einer Zeit, in der extrem hart<br />

gearbeitet wurde, fast kein Fleisch zur Verfügung.<br />

Zum einen, weil man es nicht konservieren konnte,<br />

und zum anderen, weil selbst Speck ungekühlt in den<br />

warmen Monaten nicht ewig hält. Die Theorie, dass<br />

man Fleisch benötigt, um Kraft zu bekommen, ist<br />

d<strong>am</strong>it widerlegt. Man kann Fleisch durch eine Kombination<br />

von anderen Lebensmitteln vielfach ersetzen.<br />

Genau dieses Wissen nutzten die alten <strong>Tirol</strong>er,<br />

indem sie Getreideprodukte oder Kartoffeln mit<br />

Milch und/oder Ei kombinierten. Kein Wunder, dass<br />

als erste Mahlzeit vor dem morgendlichen Feldgang<br />

vielerorts ein Brei aus Milch und Getreide serviert<br />

wurde. Also das sogenannte Koch oder „Muas“.<br />

Besteht ein Zus<strong>am</strong>menhang zwischen der modernen<br />

Ernährung und Lebensweise und der Zunahme von Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />

bzw. Allergien?<br />

Kirchmaier: Vermutlich ja. Bei Allergien handelt es<br />

sich um ein „überschießendes“ Immunsystem. Wer<br />

sein Immunsystem in der Kindheit ordentlich trainiert,<br />

entwickelt seltener eine Allergie. Wer alles desinfiziert<br />

und sein Kind steril halten möchte, läuft Gefahr,<br />

dass das Kind mit den alltäglichen Allergenen<br />

nicht mehr zurechtkommt und eine Allergie entwickelt.<br />

Den Unverträglichkeiten liegen verschiedene<br />

Ursachen zugrunde. Unverträglichkeiten müssen<br />

nicht immer zu einer medizinischen Intervention<br />

führen. Essen Sie z. B. eine große Portion Bohnensalat<br />

und Sie werden die Unverträglichkeit spüren, aber<br />

nicht die Notwendigkeit sehen, deshalb einen Arzt<br />

aufzusuchen. Viele der Unverträglichkeiten rühren<br />

daher, dass die Leute nicht mehr ordentlich kauen, z.<br />

B. beim Genuss von Smoothies. D<strong>am</strong>it verliert man<br />

eine wichtige Mund-Gehirn-Signalübertragung, die<br />

aber für eine beschwerdefreie Verdauung nötig ist.<br />

Achtzig Prozent des Geschmacks entsteht über den<br />

Geruch. In der Nase sitzen Geruchsrezeptoren, die<br />

über einen Nerv mit dem Gehirn verbunden sind.<br />

Werden diese Epithelien aktiviert, produziert der<br />

Darm Verdauungsenzyme. Kommt kein oder ein zu<br />

geringes Signal, gibt es zu wenig Reaktion im Darm<br />

und d<strong>am</strong>it ein Verdauungsproblem.<br />

Es gibt auch den Megatrend „Superfood“. Ein Marketingbegriff,<br />

der Lebensmittel mit Gesundheitsvorteilen<br />

bezeichnet. Gibt es solche Lebensmittel bei uns?<br />

Kirchmaier: Ja, und zwar direkt vor unserer Haustür,<br />

z. B. unsere Almmilch, Preiselbeeren,<br />

Heidelbeeren und Wildkräuter von den Almen. Bei<br />

Superfood wie Goji, Chia & Co lohnt es sich, etwas<br />

genauer hinzusehen. Vieles von dem, was uns heute<br />

als gut umworbenes Superfood untergejubelt wird,<br />

entpuppt sich bei näherer Betrachtungsweise als<br />

Marketing-Gag. Für das Aufspalten von Chia-S<strong>am</strong>en<br />

fehlen uns zum Beispiel die nötigen Enzyme. Mörsert<br />

man die S<strong>am</strong>en und weicht sie nicht lange genug<br />

ein, so kann es zur Verstopfung kommen. Lässt man<br />

die S<strong>am</strong>en aber länger quellen, so beugen Sie zwar<br />

einer Verstopfung vor, aber die in den S<strong>am</strong>en enthaltenen<br />

Fettsäuren können oxidieren. Also in Summe<br />

eine fragliche Wirkung.<br />

Welcher Trend bereitet Ihnen Sorgen?<br />

Kirchmaier: Der Trend des Selbsttestens von Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />

bei Kindern und die<br />

daraus resultierenden, gut gemeinten, aber falschen<br />

Therapiemaßnahmen. Ein Klassiker: Mein Kind<br />

darf kein Getreide, keine Milch, keine Nüsse, keine<br />

Kartoffeln und – wegen Fructosemalabsorption –<br />

kein Obst essen. Was kann mein Kind noch essen?<br />

<br />

Da wird die Liste des Erlaubten dann recht kurz.<br />

Kirchmaier: Ja, und nicht nur das. Vielfach wird das<br />

Prinzip falsch verstanden. Ein Kind befindet sich im<br />

Wachstum. Es wächst nicht nur in die Länge, auch die<br />

Strukturen im Körper müssen wachsen. Wenn man<br />

seinem Kind die Verdauuung in Gips legt, darf man<br />

sich nicht erwarten, dass das Kind je eine gesunde<br />

Verdauung entwickeln kann. Das ist eine Hypothek<br />

für das ganze Leben.<br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

Xund und<br />

knackig<br />

Angelika Kirchmaier hat mittlerweile<br />

mehr als ein Dutzend Sach- und<br />

Kochbücher verfasst. Nicht wenige<br />

davon erschienen im Tyrolia-Verlag.<br />

An dieser Stelle seien zwei Neuerscheinungen<br />

besonders hervorgehoben:<br />

Xunde<br />

TIROLER KÜCHE<br />

In diesem stabilen, küchentauglichen<br />

Ringbuch findet sich ein<br />

wahrer Schatz an <strong>Tirol</strong>er Gerichten,<br />

die Angelika Kirchmaier in akribischer<br />

Arbeit ges<strong>am</strong>melt und auf<br />

die Höhe der Zeit gebracht hat. Dass<br />

sich gesunde Ernährung und <strong>Tirol</strong>er<br />

Küche keineswegs ausschließen,<br />

wird spätestens mit diesem Kochbuch<br />

evident.<br />

GARTENFRISCHE<br />

BLITZGERICHTE<br />

Wenn der Garten oder Obst- und<br />

Gemüsekorb überquellen, ist dieses<br />

Buch der richtige Ratgeber. Das<br />

praktische Suchregister ermöglicht<br />

es, in wenigen Sekunden eine Fülle<br />

an Rezepten zu rund 70 heimischen<br />

Obst- und Gemüsesorten zu finden.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2016</strong> 113


Unterberger Kaffee<br />

KaFFee<br />

FlaGGschiFF<br />

Unterberger Kaffee ist eines der traditionsreichsten <strong>Tirol</strong>er<br />

Unternehmen. Das <strong>Tirol</strong>er Kaffee-Flaggschiff besticht durch<br />

persönlichen Service und gewohnt hohe Qualität.<br />

Es gibt kaum einen <strong>Tirol</strong>er,<br />

dem es nicht zumindest bekannt<br />

vorkommt, das braune<br />

Logo mit dem Schiff, das mit seinen aufgeblähten<br />

Segeln vor dem Wind segelt.<br />

Was allerdings die Wenigsten wissen ist,<br />

dass die Firma Unterberger & Company<br />

mit ihrem Gründungsjahr 1660 mit Abstand<br />

zu den ältesten Unternehmen in<br />

der <strong>Tirol</strong>er Landeshauptstadt zählt. Das<br />

geschichtsträchtige Unternehmen konzentriert<br />

sich heute unter dem Motto „Die<br />

kleine <strong>Tirol</strong>er Firma mit dem großen persönlichen<br />

Service“ ausschließlich auf den<br />

Bereich Kaffeeröstung und -großhandel.<br />

Kapitänin des fünf Personen zählenden<br />

Betriebes ist seit 1987 Angelika Schubert,<br />

die auf einen reichen Erfahrungsschatz in<br />

der Röstung verschiedener Kaffeesorten<br />

zurückblicken kann. Unterberger Kaffee<br />

punktet – abseits der hohen Qualität<br />

der Kaffeesorten – vor allem durch seine<br />

Kundenorientierung. Das Unternehmen<br />

ist aus der Kaffee-Kulturlandschaft <strong>Tirol</strong>s<br />

nicht wegzudenken. Der köstliche Kaffee<br />

aus dem Hause Unterberger bleibt nicht<br />

nur Gastronomen vorbehalten, auch Endkunden<br />

können sich in der Rösterei in der<br />

Nähe des Westbahnhofs mit den allwöchentlich<br />

frisch gerösteten Bohnen eindecken.<br />

Vom 19. bis 22. September wird<br />

Unterberger Kaffee auf der Gastronomiemesse<br />

FAFGA vertreten und mit dem<br />

Schiffsbug-Messestand auch nicht zu<br />

übersehen sein. Telefonisch ist Unterberger<br />

Kaffee unter 0512 59713 erreichbar.<br />

– Bezahlte Anzeige –<br />

FAFGA <strong>2016</strong>: Halle B.o<br />

Stand 61


Zur Beilage der Nation.<br />

Macht die Beilage zur Hauptsache: die feinherben Preiselbeeren von Darbo.

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