<strong>100%</strong> <strong>VfL</strong> BOCHUM „Wir müssen Partnern auch etwas bieten” Interview mit Hans-Peter Villis, Aufsichtsratsvorsitzender des <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong> 22 Punkte nach der Hinrunde sind nicht mehr als das Minimum, um in der Rückrunde nicht sofort in Not zu geraten. Wie groß ist Ihre Enttäuschung nach den ersten 17 Spielen? Hans-Peter Villis: Wenn wir unsere Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren zugrunde legen und unsere daraus entstandenen Ambitionen als Maßstab nehmen, dann können wir mit der Zwischenbilanz nicht zufrieden sein. Wenn wir uns aber die Rahmenbedingungen ansehen, die uns in der Hinrunde begleitet haben <strong>–</strong> also die vielen Umstellungen aufgrund von Verletzungen <strong>–</strong> dann kann man akzeptieren, dass wir nicht alles so umsetzen konnten, wie wir uns das ursprünglich vorgenommen hatten. Es ist davon auszugehen, dass sich die personelle Situation zum Rückrundenstart deutlich stabilisieren wird. Was kann die Mannschaft unter diesem Gesichtspunkt im weiteren Saisonverlauf noch erreichen? Hans-Peter Villis: Ich bin überzeugt davon, dass die Mannschaft das Potenzial hat, um noch mal weiter oben angreifen zu können. Dabei sollten wir uns an der Größenordnung orientieren, die wir in der vergangenen Saison erreicht haben. Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Villis möchte Investoren für ein Engagement beim <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong> gewinnen. 3satz-Foto: Volker Wiciok Im Zuge der Diskussionen um einen möglichen Wechsel von Sportvorstand Christian Hochstätter zum HSV meldete sich Trainer Gertjan Verbeek mit der Aussage, er habe eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag. Es klang, als könne er den Zeitpunkt seines Abschieds selbst bestimmen. Hans-Peter Villis: Ich habe schon mehrfach betont, dass es beim <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong> keine One-Man-Show gibt, bei der jeder machen kann, was er will. Ich werde mich an dieser Stelle auch nicht zu Vertragsinhalten äußern. Das Fußball-Business hat aber schon häufiger gezeigt: Wenn jemand weg will, dann geht er auch. Seit der <strong>VfL</strong> bei der Jahreshauptversammlung das Thema „Ausgliederung der Profifußballer” öffentlich gemacht hat, gibt es im Vereinsumfeld dazu viele Diskussionen. Gibt es einen neuen Stand? Hans-Peter Villis: Eine Projektgruppe befasst sich gerade damit, welche Ausgliederungs-Modelle für den <strong>VfL</strong> in Frage kommen und wie wir mögliche Investoren für unseren Verein begeistern können. Wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir noch mehr finanzielle Mittel akquirieren. Glauben Sie, dass der <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong> für Investoren aktuell ein interessantes Anlageobjekt ist? Hans-Peter Villis: Warum nicht? Der <strong>VfL</strong> ist ein professionell geführter Verein, hat in den vergangenen Jahren sehr solide gewirtschaftet, substanzielle Transferüberschüsse erzielt und verfügt über ein klares sportliches Profil. Es muss ja nicht gleich in Größenordnungen wie beim Beispiel Hertha BSC sein, wo der amerikanische Finanzinvestor KKR mit sagenhaften Summen eingestiegen ist. Es muss auch nicht immer den einen großen Partner geben, es können auch mehrere kleine entscheidend weiterhelfen. Für den <strong>VfL</strong> ist es deshalb von großer Bedeutung, dass wir ambitionierte sportliche Ziele verfolgen, denn wenn wir das Geld von Partnern wollen, müssen wir ihnen auch etwas bieten können. Sich ausschließlich an einen großen Investor zu binden, ist dabei nicht Ihre zielführende Idee? Hans-Peter Villis: Ich würde es nicht empfehlen. Ideal wäre eine breite Basis mit Partnern, die mit ihrem Investment zwar Wertsteigerungsabsichten verfolgen, aber mit ihrem Engagement nicht öffentlich kokettieren möchten. Sicherlich findet man diese nicht so einfach, aber es gibt sie. Ein eher abschreckendes und zur Vorsicht mahnendes Beispiel liefert augenblicklich <strong>Bochum</strong>s Liga-Konkurrent 1860 München. Hans-Peter Villis: Dort ist der Fall anders gelagert als aktuell beim <strong>VfL</strong>. 1860 stand finanziell mit dem Rücken zur Wand und hatte kaum eine andere Wahl. Und man muss sich auch die Frage stellen: Wo wären die „Löwen” heute, wenn sie nicht die Gelder des Investors bekommen hätten? Aufsichtsratschef bei einem Fußballverein scheint ein attraktives Amt zu sein. Jetzt ist Ex-Kanzler Gerhard Schröder bei Hannover 96 eingestiegen und sozusagen ein Amtskollege von Ihnen. Hans-Peter Villis: Als Aufsichtsrat sollte man eigentlich nicht sichtbar werden. Das ist dann meistens ein Zeichen dafür, dass es im Verein ordentlich läuft. Außerdem sollte auch klar sein, dass der Aufsichtsrat für jeden im Verein ein vertrauensvoller Ansprechpartner ist. Interview: Uli Kienel 6 l <strong>Ausgabe</strong> 4 - Start nach der Winterpause 2017 l www.100prozentvfl.de
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